Die gantze Heilige Schrifft Deudsch
D. Martin Luther, Wittenberg 1545
Der Text in 31 Kapiteln
Nr. | Textstelle | Abschnitt | Link zum Text |
Kapitel II. | ||
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1 - 3 |
I. SAMUEL AM HEILIGTUM IN SILO
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1 | 2,1-11 | |
2 | 2,12-26 | |
3 | 2,27-36 |
Im folgenden Text sind die bezeichneten Verse hervorgehoben.
[149a]
VND Hanna betet / vnd ſprach.
MEin hertz iſt frölich in dem HERRN / Mein Horn iſt erhöhet in dem HERRN. Mein Mund hat ſich weit auffgethan vber meine Feinde / Denn ich frewe mich deines Heils.
2ES iſt niemand heilig wie der HERR / Auſſer dir iſt keiner Vnd iſt kein Hort / wie vnſer Gott iſt.
3LAſſt ewr gros rhümen vnd trotzen / Laſſt aus ewrem munde das a Alte / Denn der HERR iſt ein Gott / der es merckt / Vnd leſſt ſolch furnemen nicht gelingen.
a
(Alte)
Das feſte / gewis ehrliche / Wie man ſpricht / Gewonheit / alt herkomen Landſitten vnd weiſe / Denn darauff trotzen die Leute / vnd ſagen Ey lieber / die alte weiſe die beſte / Vnſer Vorfaren ſind auch nicht Narren geweſt. Vnd pochen alſo wider Gottes werck / als muſte ers nicht endern noch newern.
[149a | 149b]
Das Bucĥ C. II.
Hanna
Liebe.
4Der boge der Starcken iſt zubrochen / Vnd die Schwachen ſind vmbgürtet mit ſtercke.
5Die da ſat waren / Sind vmbs brot verkaufft worden / Vnd die hunger lidden hungert nicht mehr / Bis das die Vnfruchtbar ſieben gebar / Vnd die viel Kinder hatte abnam.
Das iſt / Sie müſſen vmbs brot dienen.
6Der HERR tödtet / vnd macht lebendig / Füret in die Helle vnd wider er aus.
7Der HERR macht Arm vnd machet Reich / Er nidriget vnd erhöhet.
8Er hebt auff den Dürfftigen aus dem ſtaub / vnd erhöhet den Armen aus dem kot / Das er jn ſetze vnter die Fürſten / vnd den ſtuel der ehren erben laſſe / Denn der Welt ende ſind des HERRN / Vnd er hat den Erdboden drauff geſetzt.
9ER wird behüten die füſſe ſeiner Heiligen / Aber die Gottloſen müſſen zu nicht werden im finſternis / Denn viel vermügen hilfft doch niemand.
10Die mit dem HERRN haddern / muſſen zu grund gehen / Vber jnen wird er donnern im Himel.
DEr HERR wird richten der Welt ende / Vnd wird macht geben ſeinem Könige / Vnd erhöhen das Horn ſeines Geſalbten.
11ElKana aber gieng hin gen Ramath in ſein haus / Vnd der Knabe war des HERRN Diener fur dem Prieſter Eli.
ABer die ſöne Eli waren böſe Buben / die fragten nicht nach dem HERRn 13noch nach dem Recht der Prieſter an das volck. Wenn jemand etwas opffern wolt / So kam des Prieſters knabe / weil das fleiſch kochet / vnd hatte eine Krewel mit drey zacken in ſeiner hand / 14vnd ſties in den tiegel oder keſſel oder pfan / oder töpffen / vnd was er mit der krewel erfür zog / das nam der Prieſter dauon / Alſo theten ſie dem gantzen Iſrael / die daſelbs hin kamen zu Silo.
Eli ſöne.
15DEsſelben gleichen / ehe denn ſie das fett anzündten / kam des Prieſters knabe / vnd ſprach zu dem / der das Opffer bracht / Gib mir das fleiſch dem Prieſter zu braten / Denn er wil nicht gekocht fleiſch von dir nemen / ſondern roh. 16Wenn denn jemand zu jm ſagt / Las das fett anzünden / wie ſichs heute gebürt / vnd nim darnach was dein hertz begert / So ſprach er zu jm / Du ſolt mirs jtzt geben / Wo nicht / ſo wil ichs mit gewalt nemen. 17Darumb war die ſund der Knaben ſeer gros fur dem HERRN / Denn die Leute leſterten das Speisopffer des HERRN.
SAmuel aber war ein Diener fur dem HERRN / Vnd der Knabe war vmbgürtet mit eim leinen Leibrock. 19Dazu macht jm ſeine Mutter ein kleinen Rock / vnd bracht jn jm hin auff zu ſeiner zeit / wenn ſie mit jrem Man hin auff gieng zu opffern / die Opffer zu ſeiner zeit. 20Vnd Eli ſegenet Elkana vnd ſein Weib / vnd ſprach / Der HERR gebe dir Samen von dieſem Weibe / vmb die bitte die ſie vom HERRN gebeten hat. Vnd ſie giengen an jren ort. 21Vnd der HERR ſucht Hanna heim / das ſie ſchwanger ward / vnd gebar drey Söne vnd zwo Töchter / Aber Samuel der knabe nam zu bey dem HERRn.
(Leibrock)
Das waren Prieſterliche kleider / Dauon Exod. 28.
ELi aber war ſeer alt / vnd erfur alles was ſeine Söne theten dem gantzen Iſrael / vnd das ſie ſchlieffen bey den Weibern / die da dieneten fur der thür der Hütten des Stiffts. 23Vnd er ſprach zu jnen / Warumb thut jr ſolchs? Denn ich höre ewr böſes weſen von dieſem gantzen volck. 24Nicht meine Kinder / das iſt nicht ein gut geſchrey / das ich höre / Ir macht des HERRN volck vbertretten. 25a Wenn jemand wider einen Menſchen ſundigt / ſo kans der der Richter ſchlichten / Wenn aber jemand wider den HERRN ſündiget / wer kan fur jn bitten? Aber ſie gehorchten jres Vaters ſtimme nicht / Denn der HERR hatte willen ſie zu tödten. 26Aber der knabe Samuel gieng vnd nam zu / vnd war angeneme bey dem HERRN / vnd bey den Menſchen.
a
Si Deus offenditur / et non ipſe per ſe remiſerit / non eſt aliquis alius / vel ſuperior / qui inter ipſum offenſum et offenſorem mediare poſſit / ſicut inter homines etc.
[149b | 150a]
Samuel․ C. II.III.
Ernſte
drewung Gottes / wider Eli etc.
CL.
ES kam aber ein Man Gottes zu Eli / vnd ſprach zu jm / So ſpricht der HERR / Ich hab mich offenbart deines Vaters hauſe / da ſie noch in Egypten waren in Pharao hauſe. 28Vnd hab jn daſelb mir erwelet fur allen ſtemmen Iſrael zum Prieſterthum / das er opffern ſolt auff meinem Altar / vnd Reuchwerg anzünden / vnd den Leibrock fur mir tragen / vnd hab deines Vaters hauſe gegeben alle Fewr der kinder Iſrael. 29Warumb leckeſtu denn wider meine Opffer vnd Speisopffer / die ich geboten hab in der Wonung / Vnd du ehreſt deine Söne mehr denn Mich / das jr euch meſtet von dem beſten aller Speisopffer meines volcks Iſrael.
(Leckeſt)
Gleich wie Act. 9. S. Paulus wider den ſtachel lecket / das iſt / frech vnd mutwillig.
30DArumb ſpricht der HERR der Gott Iſrael / Ich hab geredt / Dein haus vnd deines Vaters haus ſolten wandeln fur mir ewiglich. Aber nu ſpricht der HERR / Es ſey fern von mir / Sondern wer mich ehret / den wil ich auch ehren / Wer aber mich veracht / Der ſol wider veracht werden. 31Sihe / Es wird die zeit komen das ich wil entzwey brechen deinen arm / vnd den arm deines vaters Haus / das kein Alter ſey in deinem hauſe. 32Vnd wirſt ſehen deinen Widerwertigen in der wonung / in allerley Gut / das Iſrael geſchehen wird vnd wird kein Alter ſein in deines Vaters hause ewiglich. 33Doch wil ich aus dir niemand von a meinem Altar ausrotten / Auff das deine augen verſchmachten / vnd deine ſeele ſich greme / vnd alle menge deines Hauſes ſollen ſterben / wenn ſie Menner worden ſind.
34VND das ſol dir ein Zeichen ſein / das vber deine zween Söne Hophni vnd Pinehas komen wird / Auff einen tag werden ſie beide ſterben. 35Ich aber wil mir einen trewen Prieſter erwecken / der ſol thun wie es meinem hertzen vnd meiner ſeelen gefellet / Dem wil ich ein beſtendig Haus bawen / das er fur meinem Geſalbten wandele jmerdar. 36Vnd wer vbrig iſt von deinem Hauſe / der wird komen vnd fur jenen niderfallen / vmb einen ſilbern Pfennig vnd ſtück Brots / vnd wird ſagen / Lieber las mich zu einem Prieſterteil / das ich einen biſſen Brot eſſe.
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1) lat.: Si Deus offenditur / et non ipse per se remiserit / non est aliquis alius / vel superior / qui inter ipsum offensum et offensorem mediare possit / sicut inter homines etc.
dt.:»Wenn Gott beleidigt wird, und er das nicht von sich aus erwidert habe, [dann] vermag es kein anderer, auch kein Oberer, der unter unter ihm ist, Beleidigungen und Vergehen zu halbieren [in einer Weise], wie es [bei Vergehen] unter Menschen möglich ist.«
Luther wendet sich mit dieser Anmerkung an die Gelehrten seiner Zeit. Inhaltlich richtet sich die Notiz gegen den Papst und die kirchliche Obrigkeit, die sich bemächtigt hatte, Sünden gegen Gott zu mildern bzw. aufzuheben (Erteilung der Absolution) gegen Reue und Wiedergutmachung, was im Ablasshandel exzessive Formen annahm.
Der Vers 1Sam 2,25 bildet eine Grundlage für Luthers Erkenntnis, dass nur Gott allein solche Sünden vergeben kann.
Luther lehnt Ablasshandel und die Beichte gegenüber einem Priester im Sinne eines christlich-evangelischen Verständnisses der Sündenvergebung ab. Sie sind verbunden mit Taten oder Leistungen der Wiedergutmachung, gefordert von Menschen, nicht von Gott. Sie sind verbunden mit der Erteilung der Absolution, ausgesprochen durch einen Priester, der dazu nicht ermächtigt ist, und sie sind somit wirkungslos.
2) lat.: Non auferam quidem de altari meo sed diu non vivent quia ubi adoleverint / morientur.
dt. : »Ich entreiße [sie] gewiß nicht von meinem Altar, aber sie werden nicht lange leben. Denn, sobald sie herangewachsen sein werden, werden sie gestorben sein.«
Um Mißverständnisse auszuschließen, notiert Luther zu seiner Übersetzung »... ſollen ſterben / wenn ſie Menner worden sind.« den lateinischen Text mit dem abgeschlossen Futur (Futur II: sie werden gestorben sein). Damit ist der Zeitpunkt des Todes eindeutig.
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Kürzel | Bezeichnung in Luthers Biblia 1545 | Moderne Bibel | Kürzel |
1. Reg. | I. Buch Samuel. | Das erste Buch Samuel Das 1. Buch Samuel
| 1. Sam 1 Sam 1Sam |
Deut. | Das fünfte Buch Moſe. | Das fünfte Buch Moses (Deuteronomium) Deuteronomium 5. Buch Mose | 5. Mose Dtn 5Mos |
Pſal. | Der Pſalter.Biblia Vulgata: | Der Psalter Die Psalmen Das Buch der Psalmen | Ps Ps Ps |
Ac. | Der Apoſteln Geſchicht / beſchrieben von S. Lucas.Biblia Vulgata: | Die Apostelgeschichte des Lukas Apostelgeschichte | Apg Apg Apg |
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LESUNG AUS DEM ALTEN TESTAMENT UND PREDIGTTEXT
DAS HEILIGE OSTERFEST
Tag der Auferstehung des Herrn
AT
IV
Luther erklärt die Bedeutung des Alten Testaments und der Gesetze Mose. Diese Schriften seien für Christen sehr nützlich zu lesen, nicht zuletzt deshalb, weil Jesus, Petrus und Paulus mehrfach daraus zitieren.