Stiller Tag
(abhängig von Feiertagsgesetzen der Bundesländer)
Nationaler Gedenktag
Gedenken der Opfer des Nationalsozialismus und der Toten beider Weltkriege
Der Volkstrauertag in den Jahren 2025 bis 2032
Verweise führen zu den Kalenderblättern des jeweiligen Datums:
Der Volkstrauertag fällt immer auf einen Sonntag und steht daher unter dem Schutz der Feiertagsgesetze. Die Feiertagsgesetze der Länder erklären den Volkstrauertag zusätzlich zu einem stillen Tag, an dem besondere Beschränkungen gelten. Die Beschränkungen können in den einzelnen Ländern unterschiedlich festgelegt sein.
So sind am Volkstrauertag in Hessen ab 04:00 Uhr (morgens) alle öffentlichen Veranstaltungen verboten, »wenn sie nicht der Würdigung der Feiertage, der seelischen Erhebung oder einem überwiegenden Interesse der Kunst, Wissenschaft, Volksbildung oder Politik dienen«. (Hessisches Feiertagsgesetz, §8). Dazu zählen insbesondere Tanzveranstaltungen und gewerbliche Sportveranstaltungen. Zusätzlich sind zwischen 04:00 Uhr und 13:00 Uhr auch nicht-gewerbliche Sportveranstaltungen untersagt.
Der Volkstrauertag ist ein nationaler Trauertag und Gedenktag der Bundesrepublik Deutschland zum Gedenken der Opfer des Nationalsozialismus und der Toten beider Weltkriege.
Der Deutsche Bundestag begeht den Volkstrauertag mit einer zentralen Gedenkstunde mit Rede und Ansprache des Bundespräsidenten in Anwesenheit des Bundeskanzlers, des Kabinetts und des Diplomatischen Korps.
Die Gedenkstunde wird seit einigen Jahren jeweils live von öffentlich-rechtlichen Fernsehsendern übertragen.
In vielen Gemeinden finden offizielle Kranzniederlegungen statt.
KZ Auschwitz, Einfahrt
Bundesarchiv, B 285 Bild-04413 / Stanislaw Mucha / CC BY-SA
Die Kirchen beachteten den Volkstrauertag und das mit ihm verbundene volkstümliche Brauchtum regional unterschiedlich.
In den Kirchenjahren 1957/1958 bis 1977/1978 hatte der Volkstrauertag vorübergehend Einzug in die evangelische Ordnung gottesdienstlicher Texte und Lieder gefunden und konnte dort, wo es geübte gemeindliche Praxis war, nun mit gottesdienstlichen Feierlichkeiten und empfohlenen Predigttexten begleitet werden.
Heute hat der Volkstrauertag wie schon in den Jahren vor 1958 keinen eigenen Titel mehr in der Kirchenordnung. Die evangelische Kirche thematisiert am diesem Sonntag, dem vorletzten Sonntag im Kirchenjahr, das Weltgericht, wie es mehrfach im Neuen Testament beschrieben ist. (so z. B. Mt 24,31-46, »Das Jüngste Gericht«). Damit greift sie die Themen des Volkstrauertags, nämlich Gewalt, Opfer, Krieg, Elend und Not, durchaus auf, ergänzt sie aber um die wesentlichen Aspekte Hoffnung und Heilsverkündigung.
Die liturgische Farbe des vorletzten Sonntags im Kirchenjahr ist daher Grün (Glaube, Hoffnung, Heil) und nicht Schwarz (Trauer).
Der Volkstrauertag wurde 1922 auf Vorschlag des Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge zum Gedenken an die Kriegstoten des Ersten Weltkrieges eingeführt.
Der Reichstagspräsident Paul Löbe betonte in seiner Rede zur Feierstunde des Volkstrauertags im Deutschen Reichstag in Berlin den Gedanken an Versöhnung und Verständigung.
Unterbrochen durch die Umwidmung zum »Heldengedenktag« während des Dritten Reichs ist der Volkstrauertag seit 1950 wieder durch Landesgesetze geschützter Feiertag.
Heute versteht der Volksbund »diesen Gedenktag auch mit zunehmendem Abstand vom Krieg als einen Tag der Trauer. Das ist er den vielen noch lebenden Hinterbliebenen und der Geschichte schuldig. Der Volkstrauertag ist aber auch zu einem Tag der Mahnung zu Versöhnung, Verständigung und Frieden geworden«.
Anfänglich wurde der Volkstrauertag in den meisten Ländern des Reiches am Sonntag Reminiszere, dem fünften Sonntag vor Ostern, begangen.
1934 erklärte die nationalsozialistische Regierung per Gesetz den Volkstrauertag als »Heldengedenktag« zum Staatsfeiertag.
1950 wurde der Volkstrauertag nach Gründung der Bundesrepublik Deutschland mit Distanzierung zum Heldengedenktag wieder eingeführt und mit einer Feierstunde im Plenarsaal des Deutschen Bundestages begangen.
Bundesregierung, Länder und die großen Glaubensgemeinschaften kamen überein, den Volkstrauertag auf den vorletzten Sonntag im Kirchenjahr (evangelisch; diese Tradition hat sich allgemein durchgesetzt) bzw. den 33. Sonntag im Jahreskreis (katholisch) zu legen.
Gedanken zum Volkstrauertag und an die Opfer von Gewalt
Gegen Gewalt – Für Frieden
Wir haben es in der Hand.
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»In Europa ist viel über den Krieg nachgedacht worden. Die Engländer taten es vorher, die Franzosen während des Krieges, die Deutschen nachher.«
Kurt Tucholsky, 1890 - 1935
Der Volkstrauertag ist ein nationaler Trauertag der Bundesrepublik Deutschland zum Gedenken der Opfer des Nationalsozialismus und der Toten beider Weltkriege.
Uns stellt sich die Frage: Ist das noch zeitgemäß?
Gut und wichtig ist die öffentliche Aufmerksamkeit, die dem Tag zuteil wird: Der Deutsche Bundestag begeht den Volkstrauertag mit einer zentralen Gedenkstunde mit Rede und Ansprache des Bundespräsidenten in Anwesenheit des Bundeskanzlers, des Kabinetts und des Diplomatischen Korps. In vielen Gemeinden finden Kranzniederlegungen statt.
Die Problematik des Volkstrauertages begründet sich in der Tatsache, dass er ein Gedenktag ist, der an Kriege erinnert. Allzu leicht ist es möglich, damit eine Glorifizierung kriegerischen Handelns zu verbinden, wie es faktisch die Umwidmung dieses Tages zum »Heldengedenktag« während des Dritten Reichs belegt. Bis heute gelingt es dem Volkstrauertag nicht, sich ausreichend und nachhaltig von solchen Gedankenströmen der Heldenverehrung zu befreien. So wird er immer wieder zum Politikum in der gelebten Praxis des Brauchtums.
Das Problem sitzt tief, die klare Akzentuierung des Verständnisses ist wesentlich, damit der Volkstrauertag nicht Gefahr läuft, zu einer Plattform für propagandistische Kriegshetze, glorifizierendes Heldentum und archaischer Gewaltbereitschaft zu verkommen.
Verkannt wird dabei, dass es sich um einen Gedenktag für Opfer handelt, nicht für Helden. Auch Soldaten sind in erster Linie Opfer. Sie sind es spätestens dann, wenn Mütter um ihre Söhne und Kinder um ihre Väter trauern. Aber ein solches Verständnis geht mit Schuldbekenntnissen und Schuldanerkennung einher. Es würde Opfer über Täter stellen und das Machtgefüge grundlegend erschüttern. Will man das? Ist unsere Gesellschaft dazu in der Lage?
Wir meinen: Der Volkstrauertag ist als Gedenktag für Opfer von Gewalt eindeutiger, ohne dabei seinen konkreten Bezug zu Krieg und seinen Folgen zu verlieren. Er hätte aber die Chance, das zu würdigen, was Betroffene bewegt: Den unannehmbaren Schmerz in der Trauer um Angehörige und Mitmenschen, die letztendlich genau das sind: Opfer von Gewalt. Es sind Menschen, die von Tätern zu Opfern degradiert wurden. Gnadenlos, rücksichtslos und respektlos.
Es wäre an der Zeit, eine Umwidmung zu überdenken.