Nationaler Gedenktag
Tag des Erinnerns die Opfer des NS-Regimes (1933-1945)
Gedenktag Gegen Gewalt
Paavo Ruotsalainen
(† 27. Januar 1852 auf der Insel Aholansaari, zu Nilsiä gehörig)
Internationaler Gedenktag
Der Gedenktag in den Jahren 2022 bis 2029
Verweise führen zu den Kalenderblättern des jeweiligen Datums:
Der Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus ist seit 1996 ein nationaler Gedenktag der Bundesrepublik Deutschland (DE).
Der Deutsche Bundestag begeht den Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus mit einer zentralen Gedenkstunde.
Der Bundestag lädt Zeitzeugen und Überlebende als Gastredner ein. Eingeladen werden zudem Jugendliche aus Israel, aus Deutschland und seinen Nachbarstaaten, sowie aus aus den Vereinigten Staaten, die sich in Projekten und Initiativen mit der Geschichte des Nationalsozialismus befasst oder gegen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus engagiert haben.
KZ Auschwitz, Todeszaun
Credit: Foto: hansmarechal / pixabay
Lizenz: Public Domain (CC0)
Seit dem Kirchenjahr 2018/2019 ist der Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus auch evangelischer Gedenktag und mit einem eigenem Proprium im Kirchenkalender enthalten.
In unserem Kalender zum evangelischen Kirchenjahr finden Sie den passenden Artikel zu diesem Tag:
Gedenktag am 27. Januar 2022
Der Artikel zeigt Spruch, Psalm, Liedauswahl und Bibeltexte für Lesungen und Predigten nach der Kirchenordnung.
Abbildung: Tor des Konzentrationslagers Auschwitz
Foto vom 23. November 2003 | Credit: waldomiguez / pixelbay | Lizenz: Public Domain (Creative Commons CC0)
Der 27. Januar 1945 war der Tag der Befreiung der nationalsozialistischen Vernichtungslager in Auschwitz durch die Rote Armee (Streitkräfte der Sowjetunion).
Dieser Tag steht für das Gedenken an die Opfer des Holocaust und an alle Opfer des nationalsozialistischen Regimes, aber auch für den Anfang vom Ende des Zweiten Weltkriegs und für den Anfang vom Ende des sog. Dritten Reichs.
1995 jährte sich zum 50. Mal dieser Befreiungstag und das Ende des Zweiten Weltkriegs. Einerseits, um dem Gedenken an die Opfer nachhaltig Raum zu geben, anderseits, um jeder Gefahr der Wiederholung entgegenzuwirken, hatte am 3. Januar 1996 der damalige Bundespräsident Roman Herzog in einer Proklamation den 27. Januar zum Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus erklärt.
Quelle: Proklamation des Bundespräsidenten Prof. Dr. Roman Herzog vom 3. Januar 1996
Der Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus erinnert an alle Opfer des nationalsozialistischen Regimes während des sog. Dritten Reichs (1933 bis 1945), dem dunkelsten Kapitel in der deutschen Geschichte.
Die Zahl der Opfer, die durch Tötungen wie Ermordung oder Hinrichtung, durch Massentötungen und Massenvernichtungen und durch Kriegshandlungen ums Leben gekommen sind, lässt sich nur vage schätzen. Experten gehen davon aus, dass die Zahl größer 80 Millionen ist. Dies entspricht in etwa der heutigen Gesamtbevölkerung der Bundesrepublik Deutschland.
Man schätzt, dass etwa 50 bis 56 Millionen Menschen durch direkte Kriegshandlungen getötet wurden. Dazu zählen gefallene Soldaten aller beteiligten Staaten, dazu zählen Zivilisten in Gebieten, in denen der Krieg tobte, sowohl in Europa, aber auch in Afrika und Asien.
Die übrigen Menschen – weit mehr als 25 Millionen! – sind schrecklichen Verbrechen gegen die Menschlichkeit zum Opfer gefallen, sowohl in Deutschland selbst wie auch in Staaten, die von der deutschen Armee im Kriegsverlauf besetzt wurden. Sie wurden vor allem allein aus politischen Beweggründen hingerichtet, ermordet oder auf unterschiedliche Weisen gnadenlos gefoltert und getötet.
Der Gedenktag wendet sich allen Opfern, aber insbesondere dieser Gruppe der Opfer zu. Wir zitieren an dieser Stelle aus der Ansprache des Bundestagspräsidenten Dr. Norbert Lammert zum Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus im Deutschen Bundestag am 27. Januar 2008:
Wir gedenken in dieser Stunde im Deutschen Bundestag aller Opfer eines beispiellosen totalitären Regimes: Juden, Christen, Sinti und Roma, Menschen mit Behinderung, Homosexuellen, politisch Andersdenkenden sowie Männern und Frauen des Widerstandes, Wissenschaftlern, Künstlern, Journalisten, Kriegsgefangenen und Deserteuren, Greisen und Kindern an der Front, Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeitern und der Millionen Menschen, die unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft entrechtet, verfolgt, gequält und ermordet wurden.
Wir erinnern damit an unvorstellbares Menschheitsverbrechen, an Völkermord und systematisch betriebenen Massenmord. Und wir bekennen zugleich unsere besondere Verantwortung im Kampf gegen Antisemitismus, Rassismus und Intoleranz.
Dr. Norbert Lammert, Quelle: Bulletin der Bundesregierung
Abbildung: Opfer des Nationalsozialismus
Weibliche Häftlinge aus dem Außenlager Mehltheuer des Konzentrationslagers (KL) Flossenbürg zeigen die Tätowierungen der Häftlingsnummern auf ihren Unterarmen.
Die jüdischen Frauen, überwiegend aus Polen und Ungarn, mussten für den Rüstungsbetrieb Vogtländische Maschinenfabrik AG ("Vomag") Zwangsarbeit verrichten. Das Lager wurde im April 1945 von amerikanischen Truppen befreit.
Die Nummern beweisen, dass etliche Frauen ihre Inhaftierung in Birkenau (Auschwitz, Polen) überlebt hatten. Über das KL Bergen-Belsen (Provinz Hannover; Niedersachsen) und das KL Flossenbürg (Oberpfälzer Landkreis Neustadt; Bayern) wurden sie zur Zwangsarbeit nach Mehltheuer (Sachsen) überstellt.
Ihr einziges »Verbrechen« im Sinne nationalsozialistischer, politischer Verblendung: Sie waren Jüdinnen.
Ihr großes Glück: Anders als Millionen andere Juden haben sie in den Konzentrationslagern überlebt. Doch die schrecklichen Erinnerungen an Demütigungen, Folter, Hunger, Schmerz und Leid werden bis zu ihrem Lebensende ebenso wenig aus ihren Köpfen verschwunden sein, wie die Tätowierungen von ihren Armen.
Ihre Schicksale zeigen, wozu Menschen fähig sind, um Mitmenschen zu Opfern ihrer Gier zu machen, und welche Gefahren für jeden von uns von ideologisch verbrämten Machtinteressen skrupelloser Machtinhaber ausgehen.
Foto vom 7. Juli 1945, drei Monate nach der Befreiung des Lagers | Credit: USHMM, courtesy of National Archives and Records Administration, College Park | Photograph #66201 | Lizenz: Public Domain
In der besonderen Verantwortung im Kampf gegen Antisemitismus, gegen Rassismus, gegen Fremdenfeindlichkeit, Fremdenhass und gegen jede Form von Intoleranz gegenüber unseren Mitmenschen stehen wir alle!
Das politische Instrument der Despektion gesellschaftlicher Gruppen, verbunden mit Massensuggestionen weiter Teile der Bevölkerung ist kein Unikum des Dritten Reichs. Die Menschen damals waren keineswegs leichter verführbar, leichter manipulierbar oder weniger gebildet als wir heute.
Gesellschaften sind heute nicht weniger gefährdet, Massensuggestionen und Verblendung zu erliegen. Auch unsere nicht. Das beweisen wissenschaftliche Studien, das beweisen auch Vorgänge in der jüngeren Geschichte der Bundesrepublik Deutschland: Ausländerfeindlichkeit und Fremdenfeindlichkeit, eingesetzt als Massensuggestion mit der Kernbotschaft einer pauschalierten Bedrohung durch Zuwanderer und Flüchtlinge, die auf Ängste unserer Mitbürger zielen, zeigen leider immer wieder Früchte.
Es muss jedem klar sein: Dadurch werden pauschal und ohne Anklage Mitmenschen zu Opfern gemacht! Vorsätzlich und skrupellos.
Zunächst werden sie Opfer der politischen Idee, der Verblendung, dann werden sie leider immer wieder und immer häufiger zu Opfern tätlicher Angriffe, die sich auf eben solche Ideen stützen und aus ihnen entwickeln. Die Sachschäden gehen in die Millionen, und doch stellen sie noch das geringste Übel tätlicher Übergriffe dar.
Dabei verkennen die Täter sehr häufig, dass sie selbst Opfer sind. Opfer einer Verführung, Opfer von Suggestionen taktischer Agitatoren. Sie pendeln ständig zwischen den beiden Rollen Opfer und Täter hin und her und begründen damit eine nahezu schizophrene Sinnhaftigkeit ihres Tuns.
Die politischen Instrumente, wie sie im Dritten Reich eingesetzt wurden, begegnen uns heute wie damals immer dann, wenn politisch ambitionierte Menschen, die keinerlei gesellschaftspolitische Lösungen aufbieten können, um gerecht, wirksam und nachhaltig Zustände zu verbessern, plötzlich Schwächen, Leiden oder Ängste bestimmter Bevölkerungsgruppen ausnutzen, um Gehör zu finden und um daraus ihr persönliches Machtinteresse durch Anerkennung und Unterstützung aus diesen Bevölkerungsgruppen rigoros zu verfolgen. Dies scheint ein Phänomen menschlichen Verhaltens zu sein, wie uns die Massenpsychologie lehrt und wie es Studien hinlänglich beweisen.
Es wird sich daher nie ändern: Die Bedrohung, durch Suggestion und Massensuggestion zu intoleranten, menschenverachtenden Handlungen verführt zu werden, wird immer allgegenwärtig bleiben. Sie betrifft jeden von uns. Gesellschaftlich wird sie dann zu einem Problem, wenn sie zu politischen Programmen führt, die rigoros Mitmenschen zu Opfern machen, ihnen die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben absprechen oder verweigern und sie schließlich systematisch ausgrenzen und verfolgen, tätlich bedrohen, angreifen, verletzen oder töten.
Es liegt in unserer Hand: Wir alle stehen in der besonderen Verantwortung im Kampf gegen Antisemitismus, gegen Rassismus, gegen Fremdenfeindlichkeit und gegen jede Form von Intoleranz gegenüber unseren Mitmenschen.
Das Recht, ein glückliches, gesundes und friedliches Leben in Freiheit leben zu dürfen, darf nicht in den Umständen einer glücklichen Geburt besiegelt sein, die Ort, Zeit, Abstammung und Entwicklungsmöglichkeiten vorgibt. Es ist ein Recht, das für alle Menschen gilt. Weltweit. Und es ist ein Recht, für dessen Umsetzung wir alle Verantwortung tragen – besonders dann, wenn unsere Geburt unter einem glücklicheren Stern verlief als die unserer Mitmenschen.
Opfer gibt es immer dann, wenn diese Verantwortung mit Füßen getreten wird.
Der 8. Mai ist der Tag des Kriegsendes in Europa. Es ist zugleich der Tag der Befreiung vom NS-Regime.
Der Artikel thematisiert: Es geht um Schuld und Schuldbekenntnisse, vor allem aber darum, nicht wieder schuldig zu werden.
Die Gewalt ist so alt wie die Menschheit. Bereits im ersten Mordfall der (biblischen) Geschichte stellt sich die Frage: Wo bleibt Gottes Schutz?
Gedanken über Gottes Schutz in diesem Artikel.