Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus

Donnerstag, 27. Januar 2022

Symbol Tag

Der Tag im Jahreskalender

27.1.2022 | Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus
Donnerstag
 

Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus

 
Symbol

Nationaler Gedenktag

Symbol

Tag des Erinnerns die Opfer des NS-Regimes (1933-1945)
Gedenktag →Gegen Gewalt

Symbol

Paavo Ruotsalainen

(† 27. Januar 1852 auf der Insel Aholansaari, zu Nilsiä gehörig)

Symbol

Internationaler Gedenktag

 

Kalenderblätter

 

Festes Datum
27. Januar
 
  • Der Tag des Gedenkens an die Op­fer des Na­ti­o­nal­so­zi­a­lis­mus ist immer der 27. Ja­nu­ar ei­nes Jahres.

 

Symbol Gedenktag

Nationaler Gedenktag

Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus

 

Bundesrepublik Deutschland (DE)

Der Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus ist seit 1996 ein nationaler Gedenktag der Bundesrepublik Deutschland (DE).

 

Der Deutsche Bundestag begeht den Tag des Gedenkens an die Opfer des Na­tio­nal­so­zia­lis­mus mit einer zen­tra­len Ge­denk­stun­de.

Der Bundestag lädt Zeitzeugen und Über­le­ben­de als Gastredner ein. Ein­ge­la­den wer­den zu­dem Ju­gend­li­che aus Is­ra­el, aus Deutsch­land und sei­nen Nach­bar­staaten, sowie aus aus den Ver­ei­nig­ten Staaten, die sich in Pro­jek­ten und Ini­tia­ti­ven mit der Ge­schich­te des Na­tio­nal­so­zia­lis­mus befasst oder ge­gen Frem­den­feind­lich­keit und Ras­sis­mus en­ga­giert haben.

27. Januar | KZ Auschwitz, Todeszaun | Lizenz: Public Domain (CC0)

KZ Auschwitz, Todeszaun
Credit: Foto: hansmarechal / pixabay
Lizenz: Public Domain (CC0)

 

Evangelische Fahne

Das Gedenken im evangelischen Kirchenjahr

Symbol Evangelisch

Seit dem Kirchenjahr 2018/2019 ist der Tag des Ge­den­kens an die Op­fer des Na­tio­nal­so­zia­lis­mus auch evan­ge­li­scher Ge­denk­tag und mit ei­nem ei­ge­nem →Pro­pri­um im Kir­chen­ka­len­der ent­hal­ten.

In unserem Kalender zum →evangelischen Kirchenjahr finden Sie den pas­sen­den Ar­ti­kel zu die­sem Tag:

Das evangelische Kirchenjahr

→Gedenken an die Opfer des NS 2021/2022

Gedenktag am 27. Januar 2022

Der Artikel zeigt Spruch, Psalm, Lied­aus­wahl und Bi­bel­tex­te für Le­sun­gen und Pre­dig­ten nach der Kir­chen­ord­nung.

 

Hintergründig

Hintergründig

Proklamation des Gedenktags

 

Tor des Konzentrationslagers Auschwitz | Foto vom 23. November 2003 | Credit:  waldomiguez / pixelbay | Lizenz: Public Domain (Creative Commons CC0)

Abbildung: Tor des Konzentrationslagers Auschwitz
Foto vom 23. November 2003 | Credit: waldomiguez / pixelbay | Lizenz: Public Domain (Creative Commons CC0)

Tag der Befreiung von Auschwitz

Der 27. Januar 1945 war der Tag der Befreiung der nationalsozialistischen Ver­nich­tungs­la­ger in Auschwitz durch die Rote Armee (Streitkräfte der Sowjetunion).

Dieser Tag steht für das Gedenken an die Opfer des Holocaust und an alle Opfer des na­tio­nal­so­zia­lis­ti­schen Regimes, aber auch für den Anfang vom Ende des Zweiten Weltkriegs und für den Anfang vom Ende des sog. Dritten Reichs.

 

Proklamation durch Bundespräsident Roman Herzog

1995 jährte sich zum 50. Mal dieser Befreiungstag und das Ende des Zweiten Weltkriegs. Einer­seits, um dem Gedenken an die Opfer nachhaltig Raum zu geben, anderseits, um jeder Gefahr der Wiederholung entgegenzuwirken, hatte am 3. Januar 1996 der damalige Bun­des­prä­si­dent Roman Herzog in einer Proklamation den 27. Januar zum Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus erklärt.

Quelle: →Proklamation des Bundespräsidenten Prof. Dr. Roman Herzog vom 3. Januar 1996

 

Gedankenpause

Gedankenpause

 

Opfer sein ist grausam

 

Dem Gedenken an die Opfer Raum geben

Der Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus erinnert an alle Opfer des na­tio­nal­so­zia­lis­ti­schen Regimes während des sog. Dritten Reichs (1933 bis 1945), dem dunkelsten Kapitel in der deutschen Geschichte.

Die Zahl der Opfer, die durch Tötungen wie Ermordung oder Hinrichtung, durch Massen­tö­tun­gen und Massenvernichtungen und durch Kriegshandlungen ums Leben gekommen sind, lässt sich nur vage schätzen. Experten gehen davon aus, dass die Zahl größer 80 Mil­li­o­nen ist. Dies entspricht in etwa der heutigen Gesamtbevölkerung der Bundesrepublik Deutsch­land.

Man schätzt, dass etwa 50 bis 56 Millionen Menschen durch direkte Kriegshandlungen ge­tö­tet wurden. Dazu zählen gefallene Soldaten aller beteiligten Staaten, dazu zählen Zivilisten in Gebieten, in denen der Krieg tobte, sowohl in Europa, aber auch in Afrika und Asien.

Die übrigen Menschen – weit mehr als 25 Millionen! – sind schrecklichen Verbrechen gegen die Menschlichkeit zum Opfer gefallen, sowohl in Deutschland selbst wie auch in Staaten, die von der deutschen Armee im Kriegsverlauf besetzt wurden. Sie wurden vor allem allein aus politischen Beweggründen hingerichtet, ermordet oder auf unterschiedliche Weisen gnadenlos gefoltert und getötet.

Der Gedenktag wendet sich allen Opfern, aber insbesondere dieser Gruppe der Opfer zu. Wir zitieren an dieser Stelle aus der Ansprache des Bundestagspräsidenten Dr. Norbert Lammert zum Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus im Deutschen Bundestag am 27. Januar 2008:

Wir gedenken in dieser Stunde im Deutschen Bundestag aller Opfer eines beispiellosen totalitären Regimes: Juden, Christen, Sinti und Roma, Menschen mit Behinderung, Homosexuellen, politisch Andersdenkenden sowie Männern und Frauen des Widerstandes, Wissenschaftlern, Künstlern, Journalisten, Kriegsgefangenen und Deserteuren, Greisen und Kindern an der Front, Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeitern und der Millionen Menschen, die unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft entrechtet, verfolgt, gequält und ermordet wurden.

Wir erinnern damit an unvorstellbares Menschheitsverbrechen, an Völkermord und systematisch betriebenen Massenmord. Und wir bekennen zugleich unsere besondere Verantwortung im Kampf gegen Antisemitismus, Rassismus und Intoleranz.

Dr. Norbert Lammert, Quelle: →Bulletin der Bundesregierung

 

Opfer des Nationalsozialismus | Tätowierungen jüdischer Frauen aus dem KL Mehltheuer | Foto: © Public Domain

Abbildung: Opfer des Nationalsozialismus
Weibliche Häftlinge aus dem Außenlager Mehltheuer des Konzentrationslagers (KL) Flossenbürg zeigen die Tätowierungen der Häftlingsnummern auf ihren Unterarmen.
Die jüdischen Frauen, überwiegend aus Polen und Ungarn, mussten für den Rüstungsbetrieb Vogtländische Maschinenfabrik AG ("Vomag") Zwangsarbeit verrichten. Das Lager wurde im April 1945 von amerikanischen Truppen befreit.
Die Nummern beweisen, dass etliche Frauen ihre Inhaftierung in Birkenau (Auschwitz, Polen) überlebt hatten. Über das KL Bergen-Belsen (Provinz Hannover; Niedersachsen) und das KL Flossenbürg (Oberpfälzer Landkreis Neustadt; Bayern) wurden sie zur Zwangsarbeit nach Mehltheuer (Sachsen) überstellt.
Ihr einziges »Verbrechen« im Sinne nationalsozialistischer, politischer Verblendung: Sie waren Jüdinnen.
Ihr großes Glück: Anders als Millionen andere Juden haben sie in den Konzentrationslagern überlebt. Doch die schrecklichen Erinnerungen an Demütigungen, Folter, Hunger, Schmerz und Leid wer­den bis zu ihrem Lebensende ebenso wenig aus ihren Köpfen verschwunden sein, wie die Tätowierungen von ihren Armen.

Ihre Schicksale zeigen, wozu Menschen fähig sind, um Mitmenschen zu Opfern ihrer Gier zu machen, und welche Gefahren für jeden von uns von ideologisch verbrämten Machtinteressen skrupelloser Machtinhaber ausgehen.

Foto vom 7. Juli 1945, drei Monate nach der Befreiung des Lagers | Credit: USHMM, courtesy of National Archives and Records Administration, College Park | Photograph #66201 | Lizenz: Public Domain

Der Gefahr der Wiederholung entgegenwirken

In der besonderen Verantwortung im Kampf gegen Antisemitismus, gegen Rassismus, gegen Fremdenfeindlichkeit, Fremdenhass und gegen jede Form von Intoleranz gegenüber un­se­ren Mitmenschen stehen wir alle!

Das politische Instrument der Despektion gesellschaftlicher Gruppen, verbunden mit Massen­suggestionen weiter Teile der Bevölkerung ist kein Unikum des Dritten Reichs. Die Menschen damals waren keineswegs leichter verführbar, leichter manipulierbar oder weniger gebildet als wir heute.

Gesellschaften sind heute nicht weniger gefährdet, Massensuggestionen und Verblendung zu erliegen. Auch unsere nicht. Das beweisen wissenschaftliche Studien, das beweisen auch Vorgänge in der jüngeren Geschichte der Bundesrepublik Deutschland: Ausländer­feind­lich­keit und Fremdenfeindlichkeit, eingesetzt als Massensuggestion mit der Kern­bot­schaft einer pau­scha­lier­ten Bedrohung durch Zuwanderer und Flüchtlinge, die auf Ängste unserer Mit­bür­ger zielen, zeigen leider immer wieder Früchte.

Es muss jedem klar sein: Dadurch wer­den pauschal und ohne Anklage Mitmenschen zu Opfern gemacht! Vorsätzlich und skrupellos.

Zunächst wer­den sie Opfer der politischen Idee, der Verblendung, dann wer­den sie leider immer wieder und immer häufiger zu Opfern tätlicher Angriffe, die sich auf eben solche Ideen stützen und aus ihnen entwickeln. Die Sachschäden gehen in die Millionen, und doch stellen sie noch das geringste Übel tätlicher Übergriffe dar.

Dabei verkennen die Täter sehr häufig, dass sie selbst Opfer sind. Opfer einer Verführung, Opfer von Suggestionen taktischer Agitatoren. Sie pendeln ständig zwischen den beiden Rollen Opfer und Täter hin und her und begründen damit eine nahezu schizophrene Sinnhaftigkeit ihres Tuns.

Die politischen Instrumente, wie sie im Dritten Reich eingesetzt wurden, begegnen uns heute wie damals immer dann, wenn politisch ambitionierte Menschen, die keinerlei ge­sell­schafts­po­li­ti­sche Lösungen aufbieten können, um gerecht, wirksam und nachhaltig Zustände zu verbessern, plötzlich Schwächen, Leiden oder Ängste bestimmter Bevölkerungsgruppen aus­nut­zen, um Gehör zu finden und um daraus ihr persönliches Machtinteresse durch An­er­ken­nung und Unterstützung aus diesen Bevölkerungsgruppen rigoros zu ver­fol­gen. Dies scheint ein Phänomen menschlichen Verhaltens zu sein, wie uns die Massenpsychologie lehrt und wie es Studien hinlänglich beweisen.

Es wird sich daher nie ändern: Die Bedrohung, durch Suggestion und Massensuggestion zu in­to­le­ran­ten, menschenverachtenden Handlungen verführt zu wer­den, wird immer all­ge­gen­wär­tig bleiben. Sie betrifft jeden von uns. Gesellschaftlich wird sie dann zu einem Problem, wenn sie zu politischen Programmen führt, die rigoros Mitmenschen zu Opfern machen, ihnen die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben absprechen oder verweigern und sie schließ­lich systematisch ausgrenzen und ver­fol­gen, tätlich bedrohen, angreifen, verletzen oder töten.

Es liegt in unserer Hand: Wir alle stehen in der besonderen Verantwortung im Kampf gegen Antisemitismus, gegen Rassismus, gegen Fremdenfeindlichkeit und gegen jede Form von Intoleranz gegenüber unseren Mitmenschen.

Das Recht, ein glückliches, gesundes und friedliches Leben in Freiheit leben zu dürfen, darf nicht in den Umständen einer glücklichen Geburt besiegelt sein, die Ort, Zeit, Abstammung und Entwicklungsmöglichkeiten vorgibt. Es ist ein Recht, das für alle Menschen gilt. Weltweit. Und es ist ein Recht, für dessen Umsetzung wir alle Verantwortung tragen – besonders dann, wenn unsere Geburt unter einem glücklicheren Stern verlief als die unserer Mitmenschen.

Opfer gibt es immer dann, wenn diese Verantwortung mit Füßen getreten wird.

 

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Sabrina

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