Sonntag Quinquagesimä | Estomihi

Sonntag, 11. Februar 1923

evangelisches Kreuz
QuickInfo

Altkirchliche Ordnung

Evangelium    Zum TextLk 18,31-43
Epistel Zum Text1Kor 13,1-13
 

Eisenacher Ordnung

1. Evangelium Zum TextLk 18,31-43
1. Epistel Zum Text1Kor 13,1-13
2. Evangelium VerweisMk 10,35-45
2. Epistel Verweis1Kor 1,21-31
Alttestamentliche Lektion VerweisJer 8,4-9
→Gottesdienstordnungen

 

evangelisches Kreuz

Das evangelische Kirchenjahr

Christusmonogramm mit A und O in der liturgischen Farbe Grün
11.2.1923 | Quinquagesimä | Estomihi<br>Sonntag vor der Fasten
Sonntag
 

Sonntag
Quinquagesimä

Grün

Estomihi
Sonntag vor der Fasten

 

 

Bewegliches Datum
Sonntag Estomihi zwischen dem 1. Februar und dem 7. März
 
  • 7. Sonntag vor →Ostern
  • Estomihi
    Sonntag vor der Fasten
  • Abhängig vom →Osterdatum
    Quinquagesimä liegt zwischen dem 1. Februar und dem 7. März eines Jahres
 
Symbol: Abstand zum Osterfest
 
  • 49 Tage vor Ostern
  • gerechnet ab diesem Tag ist am 50. Tag Ostern

Der Name Estomihi

 

»Sei mir!«

esse: sein; esto: sei!
mihi: mir
esto mihi: sei mir!

 

Der Name Estomihi geht zurück auf die vor­re­for­ma­to­ri­sche Zeit und lei­tet sich ab von den ers­ten Wor­ten des la­tei­ni­schen In­tro­i­tus der rö­misch-ka­tho­li­schen Mes­se für die­sen Sonn­tag (»es­to mi­hi in la­pi­dem for­tis­si­mum et in do­mum mu­ni­tam ut sal­ves me«). Er hat sich sich in den evan­ge­li­schen Kir­chen als Be­zeich­nung für den Sonn­tag vor der Pas­si­ons­zeit bis heu­te er­hal­ten.

Biblisch stützt sich die Be­zeich­nung Es­to­mi­hi auf die ers­ten Wor­te in →Psalm 31,3b (das ist in der la­tei­ni­schen Bi­blia Sacra Vul­ga­ta der Psalm 30,3).

Hier der Text aus der lateinischen Biblia Sacra Vul­ga­ta (Ps 30,3; Text nach H) und aus Luthers Biblia von 1545 ( Ps 31,3):

 

30 3a inclina ad me aurem tuam velociter libera me 3b esto mihi in lapidem fortissimum et in domum munitam ut salves me

 

313a Neige deine Ohren zu mir / eilend hilff mir / 3b Sey mir ein ſtar­cker Fels vnd eine Burg / das du mir helffeſt.

 

Der Name Quinquagesimae

 

Der Sonntag vor der Passionszeit, Es­to­mi­hi, trägt in An­leh­nung an die bei­den Sonn­ta­ge da­vor (→Sep­tu­a­ge­si­mae und →Sexa­ge­si­mae) auch die Be­zeich­nung Quin­qua­ge­si­mae (lat. quin­qua­ge­si­ma: fünf­zig). Die­ser Name zeigt an, dass die Os­ter­wo­che am 50. Tag ab die­sem Sonn­tag be­ginnt (Os­ter­sonn­tag).

Der Name be­nennt so­mit die Zahl der Ta­ge ab die­sem Sonn­tag bis zum Be­ginn des (mit­tel­al­ter­li­chen) →Tri­du­um Pa­scha­le, der drei ös­ter­li­chen Fest­ta­ge 1. Os­ter­tag (Os­ter­sonn­tag), 2. Os­ter­tag (Os­ter­mon­tag) und 3. Os­ter­tag (Os­ter­diens­tag).

Die Zeit zwi­schen den Sonn­ta­gen Sep­tu­a­ge­si­ma und Qua­dra­ge­si­ma spie­gelt mit die­sen Be­zeich­nun­gen die ge­sam­te Zeit­span­ne zwi­schen →Grün­don­ners­tag und →Qua­si­mo­do­ge­ni­ti und rich­tet so den Blick auf das →Tri­du­um Sacrum, das Tri­du­um Pa­scha­le und die Os­ter­ok­tav.

  • Septuagesimae (lat. septuagesima: siebzig), [die Zeit] der sieb­zig [Ta­ge], 63 Tage vor Os­tern, zeigt auf das En­de der Os­ter­wo­che, auf den Tag vor dem Sonn­tag Qua­si­mo­do­ge­ni­ti, den sieb­zig­sten Tag ab Sep­tu­a­ge­si­mae.
    Der Name bezeichnet die sieb­zig­tä­gi­ge Zeit zwi­schen dem Sams­tag vor Sep­tu­a­ge­si­mae, an dem letzt­mals vor Os­tern das drei­fa­che Hal­le­lu­ja im Got­tes­dienst ge­sun­gen wer­den durf­te, und dem Sonn­tag Qua­si­mo­do­ge­ni­ti, an dem es erst­mals nach Os­tern wie­der sein Platz im Got­tes­dienst hatte. 1
  • Sexagesimae (lat. sexagesima: sechzig), [die Zeit] der sech­zig [Ta­ge], 56 Tage vor Os­tern, zeigt auf die Mit­te der Os­ter­wo­che (Mitt­woch nach Os­ter­sonn­tag), den sech­zig­sten Tag ab Se­xa­ge­si­mae.
    Der Name nennt die Zahl der Tage ab diesem Sonn­tag bis zum Ende des (mit­tel­al­ter­li­chen) Tri­du­um Pa­scha­le.
  • Quinquagesimae (lat. quinquagesima: fünfzig), [die Zeit] der fünfzig [Tage], 49 Tage vor Os­tern, zeigt auf Os­ter­sonn­tag, dem fünf­zig­sten Tag ab Quin­qua­ge­si­mae.
    Der Name nennt die Zahl der Tage ab diesem Sonn­tag bis zum Ende des Tri­du­um Sacrum und dem Be­ginn des (mit­tel­al­ter­li­chen) Tri­du­um Pa­scha­le.
  • Quadragesimae (lat. quadragesima: vierzig), [die Zeit] der vier­zig [Ta­ge], der Sonn­tag In­vo­ka­vit, zeigt auf Grün­don­ners­tag, den 40. Tag ab Qua­dra­ge­si­mae.
    Der Name nennt die Zahl der Tage ab diesem Sonn­tag bis zum Be­ginn des (mit­tel­al­ter­li­chen) Tri­du­um Sacrum.
    Die Bezeichnung hat nichts mit der vier­zig­tä­gi­gen Fas­ten­zeit zu tun. 2
 

Anmerkungen:

1 Erst­mals nach dem Sams­tag vor Sep­tu­a­ge­si­mae wur­de in der al­ten Kir­che am Kar­sams­tag ein ein­fa­ches und am Os­ter­sonn­tag ein zwei­fa­ches Hal­le­lu­ja ge­sun­gen. Das dreifache Hal­le­lu­ja ertönte erst wieder am Sonn­tag Qua­si­mo­do­ge­ni­ti, der in Ur­kun­den auch als Sonn­tag »alleluja, alleuja, alleluja« be­zeich­net wurde.

2 Zur Zählung der Fas­ten­ta­ge in der Fas­ten­zeit: Vom Sonn­tag Qua­dra­ge­si­mae (In­vo­ka­vit), dem ers­ten Sonn­tag in der Fas­ten­zeit, bis Kar­sams­tag sind es 42 Ta­ge, nicht vier­zig. Da aber an den Sonn­ta­gen selbst nicht ge­fas­tet wur­de, sind sechs fas­ten­freie Ta­ge ab­zu­zie­hen. Das er­gibt in die­ser Zeit 36 Fas­ten­ta­ge. Um auf die bib­lisch be­grün­de­te Zahl 40 zu kom­men, wur­den die vier Ta­ge vor In­vo­ka­vit ab Ascher­mitt­woch zur Fas­ten­zeit da­zu­ge­nom­men. Die vier­zig­tä­gi­ge Fas­ten­zeit be­ginnt am Ascher­mitt­woch, und sie en­det am Kar­sams­tag, wo­bei die sechs Sonn­ta­ge von In­vo­ka­vit bis Pal­ma­rum kei­ne Fas­ten­ta­ge sind.

→Quellen (u. a.): 1) Gro­te­fend, Zeit­rech­nung des deut­schen Mit­tel­al­ters und der Neu­zeit. 2) Ja­co­bus de Vo­r­agi­ne, Le­gen­da Au­rea

 

Got­tes­dienstliche Ordnungen

Symbol Evangelisch

Der evangelische Sonntag

Quinquagesimä

Estomihi
Sonntag vor der Fasten

Got­tes­dienstliche Ordnung

 
 

Liturgische Farbe

 
Christusmonogramm mit A und O in der liturgischen Farbe Grün

Grün

Wir zeigen in den Kirchenjahren ab 1898/1899 bis 1977/1978 die in jener Zeit maßgeblichen Lese­ord­nungen.

Im Kirchenjahr 1922/1923 galten bevorzugt:

  • I. Altkirchliche Ordnung:
    Die Ordnung für Landeskirchen, die nach wie vor der altkirchlichen Textordnung folgten (so die Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg).
  • II. Eisnacher Ordnung:
    Die Ordnung für Landeskirchen, die den Empfehlungen der Eisenacher Konferenz folgten (so die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau).

 

 

I.

Gottesdienstliche Ordnung

Nach altkirchlicher Textordnung

 

gültig bis 1977/1978

 

Thema des Sonntags

( nach dem Evangeliumstext Lk 18,31-43 )

 

Jeſu dritte Leidensankündigung und Heilung des Blinden vor Jericho

 

 

 

Spruch und Psalm für die Woche

 
Biblia
1545
 

Spruch
für die Woche

 

Sehet / wir gehen hinauff gen Je­ru­ſa­lem / vnd es wird alles vol­en­det / das geſchrieben iſt durch die Propheten / von des men­ſchen Son.

→Lk 18,31b

Pſalm
31
 

Psalm
für die Woche

 
 

→Psalm 31

 

 

 

Lied für die Woche

 
EG alt EG neu Titel
252 EG 384 Lasset uns mit Jeſu ziehen
 

EG: Evangelisches Gesangbuch
EG alt: Nummer des Liedes in alten Evangelischen Gesangbüchern
EG neu: Nummer des Liedes im neuen Evangelischen Gesangbuch (ab 2013)

 

 

 

Die biblischen Texte für Lesung und Predigt

 
Lesung Text für die Lesung
Epistel Zum Text1Kor 13,1-13
Evangelium Zum TextLk 18,31-43
   

 

Erläuterungen zu den Perikopen

Mit der Re­for­ma­ti­on än­der­te sich die Be­deu­tung der Le­sun­gen und der Pre­digt im Got­tes­dienst grund­le­gend. Gab es vor­her kei­ne oder nur ei­ne sehr lo­se Bin­dung der Pe­ri­ko­pen an die Mes­se, so war für Luther nun re­gel­mäßig die Evan­ge­li­en­pe­ri­ko­pe Grund­la­ge der Pre­digt im sonn­täg­li­chen Haupt­got­tes­dienst (vor­mit­tags), an die­sem Tag also Zum TextLk 18,31-43.

Im Fo­kus der Pre­digt stand jetzt als Teil der Ver­kün­di­gung die Aus­le­gung des Evan­ge­li­ums.

Die Epis­tel­pe­ri­ko­pe war als Pre­digt­text emp­foh­len für den Ge­brauch im Got­tes­dienst am Nach­mit­tag bzw. Abend (siehe dazu auch Luthers Schrift →Von der Ord­nung des Got­tes­diens­tes in der Ge­mein­de, 1523, Über den Sonn­tags­got­tes­dienst).

Die Rei­he der Epis­tel­pe­ri­ko­pen ent­hielt (an­ders als heu­te) auch Tex­te aus dem Al­ten Tes­ta­ment. Es gab kei­ne spe­zi­el­le Rei­he für Le­sun­gen aus dem Al­ten Tes­ta­ment.

Doch die Pfar­rer und Pre­di­ger wa­ren zu­nächst nicht nur frei da­rin, ei­nen bib­li­schen Text für die Pre­digt zu wäh­len, son­dern ge­ra­de­zu auf­ge­for­dert, die Pre­digt an den Be­dürf­nis­sen der Ge­mein­de und an der ge­üb­ten Pra­xis aus­zu­rich­ten.

In den meis­ten Kir­chen wur­den na­he­zu täg­lich Got­tes­diens­te ge­bo­ten (die in un­se­ren Ka­len­dern z. Z. nicht ab­ge­bil­det sind). An Sonn- und Fei­er­ta­gen konn­ten gleich meh­re­re Got­tes­diens­te und Mes­sen statt­fin­den. Hier ent­wickel­ten sich Le­se­emp­feh­lun­gen für je­den Wo­chen­tag, in Sum­me also für je­den Tag des Kir­chen­jah­res.

Von Be­deu­tung war auch die pro­tes­tan­ti­sche Aus­rich­tung der Ge­biets­kir­che: lu­the­risch, re­for­miert (cal­vi­nis­tisch) und uniert. Un­ter­schie­de zeig­ten sich in der Li­tur­gie und da­mit im Ver­ständ­nis der Pre­digt als Teil der Ver­kün­di­gung.

Luthers all­ge­mei­nen Emp­feh­lun­gen in sei­nen Schrif­ten folg­ten et­wa ab 1560 ver­ein­zelt An­sät­ze, ei­ne ge­wis­se ver­bind­li­che Text­ord­nung für Pfar­rer und Ge­mein­den zu ge­stal­ten. Dies ge­schah je­doch zag­haft und zö­ger­lich an­ge­sichts der be­ste­hen­den Mei­nungs­viel­falt und an­ge­sichts der La­ge der Ent­schei­dungs­ho­heit, die nicht in der Kir­che, son­dern beim Lan­des­fürs­ten an­ge­sie­delt war. Zu­nächst gab es auch kei­nen hin­rei­chen­den Be­darf für neue Re­ge­lun­gen: Got­tes­dienst war selbst­ver­ständ­lich und die Be­völ­ke­rung nahm re­ge teil. Doch spä­tes­tens im Zeit­al­ter der Auf­klä­rung, als ein deut­li­cher Rück­gang christ­li­chen En­ga­ge­ments in der Be­völ­ke­rung zu er­ken­nen war, die Zahl der Got­tes­dienst­be­su­cher ste­tig ab­nahm und et­li­che un­ter­wö­chi­ge Got­tes­diens­te und Mes­sen ge­stri­chen wur­den, trat die Not­wen­dig­keit deut­lich her­vor, das Got­tes­dienst­ver­ständ­nis und die Got­tes­diens­te des Kir­chen­jah­res zu über­den­ken.

Dies führ­te viel­fach schon früh und spe­ziell im 19. Jahr­hun­dert zu zahl­rei­chen un­ter­schied­li­chen Durch­füh­run­gen, Vor­schlä­gen und Er­pro­bun­gen, bis sich 1896 die Ei­sena­cher Kon­fe­renz als reichs­wei­te Kon­fe­renz der deut­schen Lan­des­kir­chen mit der Idee ei­ner all­ge­mein gül­ti­gen Text­ord­nung be­schäf­tig­te und schließ­lich ei­ne Pe­ri­ko­pen­ord­nung be­schloss, die ab 1898/1899 al­len evan­ge­li­schen Lan­des­kir­chen zur Um­set­zung emp­foh­len wur­de.

Es ist der­zeit an die­ser Stel­le nicht mög­lich, für die Jah­re 1530/1531 bis 1898/1899 Text­ord­nun­gen dar­zu­stel­len, die über die alt­kirch­li­chen Pe­ri­ko­pen für die Le­sun­gen und Pre­dig­ten hi­n­aus ge­hen. Wir sind uns da­bei be­wusst, dass die­se Pe­ri­ko­pen re­gi­o­nal und zeit­lich be­grenzt kei­ne Be­deu­tung hat­ten.

 

Ich ſcheme mich des Euangelij von Chriſto nicht /

Denn es iſt eine Krafft Got­tes /

die da ſe­lig machet / alle /

die daran gleuben.

→Römerbrief 1,16

 

 

II.

Gottesdienstliche Ordnung

Nach der Eisenacher Textordnung

 

in unierten und reformierten Landeskirchen gültig in den Jahren 1898/1899 bis 1977/1978

in lutherischen Landeskirchen gültig in den Jahren 1898/1899 bis 1956/1957

 

Thema des Sonntags

(nach dem Evangeliumstext Lk 18,31-43 )

 

Jeſu dritte Leidensankündigung und Heilung des Blinden vor Jericho

 

 

 

Spruch und Psalm für die Woche

 
Biblia
1545
 

Spruch
für die Woche

 

Sehet / wir gehen hinauff gen Je­ru­ſa­lem / vnd es wird alles vol­en­det / das geſchrieben iſt durch die Propheten / von des men­ſchen Son.

→Lk 18,31b

Pſalm
31
 

Psalm
für die Woche

 
 

→Psalm 31

 

 

 

Lied für die Woche

 
EG alt EG neu Titel
252 EG 384 Lasset uns mit Jeſu ziehen
 

EG: Evangelisches Gesangbuch
EG alt: Nummer des Liedes in alten Evangelischen Gesangbüchern
EG neu: Nummer des Liedes im neuen Evangelischen Gesangbuch (ab 2013)

 

 

 

Die biblischen Texte für Lesung und Predigt

 
Reihe Inhalt Text für die Predigt
Reihe I:
altkirchliche Reihe
 
Epistel Zum Text1Kor 13,1-13
Evangelium Zum TextLk 18,31-43
Reihe II  2. Epistel Verweis1Kor 1,21-31
2. Evangelium VerweisMk 10,35-45 oder
VerweisMk 10,35-45
alttestamentliche Reihe Alttestamentliche Perikope VerweisJer 8,4-9
     

Aufbau der Leseordnung

Die Eisenacher Kon­fe­renz (ei­ne Kon­fe­renz der evan­ge­li­schen Lan­des­kir­chen Deutsch­lands) er­ar­bei­te­te in den Jah­ren von 1888 bis 1896 eine Pe­ri­ko­pen­ord­nung für die evan­ge­li­schen Kir­chen. Sie ver­stand die alt­kirch­li­chen Pe­ri­ko­pen (Epis­tel und Evan­ge­li­um) als eine ers­te Rei­he und füg­te ihnen in ei­ner zwei­ten Rei­he ei­nen zwei­ten Text aus den Epis­teln und ei­nen zwei­ten Text aus den Evan­ge­li­en hin­zu. Die gro­ße Be­son­der­heit die­ser Ord­nung war die Ein­füh­rung ei­ner drit­ten, alt­tes­ta­ment­li­chen Rei­he, die für je­den Sonn­tag des Kirchen­jah­res erst­mals ei­nen alt­tes­ta­ment­li­chen Text bot. Die Ver­wen­dung die­ser Pe­ri­ko­pen ge­schah nicht ein­heit­lich. Ge­dacht wa­ren sie da­zu, sie wech­sel­weise im Got­tes­dienst zu ver­wen­den, so in­ner­halb ei­ner Fol­ge von vier Jah­ren:

  • im 1. Jahr: alt­kirch­li­ches Evan­ge­li­um und alt­kirch­li­che Epis­tel
  • im 2. Jahr: 2. Evan­ge­li­um und Lek­ti­on Al­tes Tes­ta­ment
  • im 3. Jahr: alt­kirch­li­ches Evan­ge­li­um und alt­kirch­li­che Epis­tel
  • im 4. Jahr: 2. Evan­ge­li­um und 2. Epis­tel

Da­mit er­gab sich für die Le­sun­gen ein Zyklus von vier Jah­ren und für die Pre­digt, die sich je­weils auf die Evan­ge­li­en­pe­ri­ko­pe stützte, ein Zyklus von zwei Jah­ren.

 

 

Alt­kirch­li­che Text­ord­nung in Lan­des­kir­chen

In ei­ni­gen Lan­des­kir­chen, da­run­ter die evan­ge­li­sche Kir­che Bran­den­burgs, galt in die­ser Zeit wei­ter­hin die alt­kirch­li­che Text­ord­nung. Sie kennt nur Evan­ge­li­um und Epis­tel (Reihe I in der Ei­sen­acher Text­ord­nung), die bei­de nach wie vor für die Text­lesung so­wie für die Pre­digt im Haupt- und Abend­got­tes­dienst emp­foh­len wa­ren.

 

Die evan­ge­li­sche Kir­che Würt­tem­bergs

Die evan­ge­li­sche Kir­che Würt­tem­bergs nutz­te in die­ser Zeit ei­ne Pe­ri­ko­pen­ord­nung, die sich auf ei­nen Drei­jah­res­zy­k­lus stütz­te. Über die drei Jahr­gän­ge hin­weg fan­den sich die Pe­ri­ko­pen wie hier ge­nannt, al­ler­dings in an­de­rer An­ord­nung und er­gänzt um wei­te­re Pe­ri­ko­pen, die we­der in alt­kirch­li­chen Ord­nun­gen noch in der neu­en Ei­sen­acher Ord­nung be­kannt wa­ren.

Diese Ord­nung der evan­ge­li­schen Kir­che Würt­tem­bergs ist der­zeit hier nicht wie­der­ge­ge­ben.

 

Geschicht­li­che An­mer­kun­gen: Die Ei­sen­acher Pe­ri­ko­pen in Zei­ten des Um­bruchs

  • In den Jah­ren des na­ti­o­nal­so­zi­a­li­sti­schen Re­gi­mes gab es im Zu­sam­men­hang mit der brach­i­a­len an­ti­se­mi­ti­schen Aus­rich­tung in Po­li­tik und Ge­sell­schaft in den evan­ge­li­schen Kir­chen re­gi­o­nal In­ten­ti­o­nen, die alt­tes­ta­ment­li­che Rei­he ab­zu­schaf­fen und die an­de­ren Rei­hen im Sin­ne ei­ner Staats­rä­son zu kor­ri­gie­ren. Die­ses An­sin­nen wirk­te trotz ei­ner Be­ken­nen­den Kir­che ver­ein­zelt bis weit die Zeit nach dem 2. Welt­krieg nach.
  • Auch nach der Ver­ei­ni­gung von Lan­des­kir­chen, wie der Grün­dung von VELKD und EKD, blie­ben die Ord­nun­gen der Pre­digt­tex­te den Sy­no­den der Lan­des­kir­chen un­ter­wor­fen und ent­wickel­ten sich so­mit zu­neh­mend un­ein­heit­lich.
  • Ab dem Jahr 1957/1958, spä­tes­tens ab 1960/1961 galt dann in den meis­ten evan­ge­lisch-lu­the­ri­schen Kir­chen ei­ne neue Pe­ri­ko­pen­ord­nung auf Ba­sis von sechs Rei­hen, weil sich nun erst­mals nach Ei­sen­ach über Jah­re hin­weg eine lan­des­kirch­lich über­grei­fen­de und un­ab­hän­gi­ge Kon­fe­renz (Lu­the­ri­sche Li­tur­gi­sche Kon­fe­renz Deutsch­lands) mit li­tur­gisch-ho­mi­le­ti­schen Fra­gen be­schäf­tig­te und 1957 Ant­wor­ten in Form ei­ner »Ord­nung der Pre­digt­tex­te« vor­leg­te.
  • Doch die Ent­schei­dungs­ho­heit ob­lag nach wie vor den lan­des­kirch­li­chen Sy­no­den. Über­wie­gend unier­te und re­for­mier­te Lan­des­kir­chen nutz­ten die hier vor­lie­gen­de Ord­nung der Pre­digt­tex­te nach dem Ei­sen­acher Sche­ma wei­ter­hin bis 1977/1978 oder auch da­rü­ber hi­n­aus.
  • Bis heute gilt in man­chen evan­ge­li­schen Kir­chen und Frei­kir­chen eine Ord­nung auf Grund­la­ge der Ei­sen­acher Pe­ri­ko­pen im vier­jäh­ri­gen Zy­k­lus.

 

HERR thu meine Lippen auff

Das mein Mund deinen Rhum verkündige.

→Psalm 51,17

 

 

Perikopen

Perikopen nach Luther 1545

Quinquagesimä

 

Perikopen

Texte für Lesungen und Predigt

 

in unierten und reformierten Landeskirchen gültig in den Jahren 1898/1899 bis 1977/1978

in lutherischen Landeskirchen gültig in den Jahren 1898/1899 bis 1956/1957

Die Leittexte aus den Evangelien, den Episteln und dem Alten Testament nach altkirchlicher und Eisenacher Perikopenordnung

Text nach der Lutherbibel von 1545 gesetzt nach der Vorlage des Originals in Frakturschrift mit Luthers Scholion in den Marginalspalten.
Ergänzt um Verszählung und Abschnittsüberschriften.

 

LESUNG UND PREDIGTTEXT

Evangelium

Evangelium nach Lukas

Lk 10,38-42

REIHE

EV

 

Biblia

 

 

 

 

Euangelium
S. Lucas.

 

C. X.

 

 

Verse 38 - 42

Maria und Martha

 

ES begab ſich aber / da Jhe­ſus vnd die Jünger wandelten / gieng Jhe­ſus in einen Marckt / da war ein Weib / mit namen Martha / die nam jn auff in jr Haus / 39Vnd ſie hatte eine Schweſter / die hies Maria / die ſatz­te ſich zu Jhe­ſus füſſen / vnd höret ſei­ner Rede zu. 40Martha aber machet jr viel zu ſchaffen jm zu dienen / Vnd ſie trat hin zu / vnd ſprach / HErr / frageſtu nicht dar­nach / das mich meine Schweſter leſſt alleine dienen? Sage jr doch / das ſie es auch angreiffe. 41Jhe­ſus aber ant­wor­tet / vnd ſprach zu jr / Martha / Martha / du haſt viel ſorge vnd mühe. 42Eines aber iſt not. Maria hat das gute Teil erwelet / das ſol nicht von ir genomen wer­den.

 

 

 

LESUNG UND ZWEITER PREDIGTTEXT

Epistel

Erster Brief des Paulus an die Gemeinde in Korinth

1Kor 13,1-13

REIHE

EP

 

Biblia

 

 

 

 

Die Erſte Epiſtel
S. Páuli:
An die Córinther.

 

C. XIII.

 

 

Verse 1 - 13

Das Hohelied der Liebe

 

 

Paulus schreibt:

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

WEnn ich mit Men­ſchen vnd mit Engel zungen redet / vnd het­te der Liebe nicht / So we­re ich ein donend Ertz oder eine klingende Schelle. 2Vnd wenn ich wei­ſſa­gen kündte / vnd wü­ſte alle Geheimnis / vnd alle Erkentnis / vnd het­te a allen Glauben / al­ſo / das ich Berge verſetzte / vnd het­te der Liebe nicht / So we­re ich nichts. 3Vnd wenn ich alle meine Habe den Armen gebe / vnd lieſſe mei­nen Leib brennen / vnd het­te der Liebe nicht / So we­re mirs nichts nütze.

a

(Allen glauben)

Wiewol allein der Glau­be ge­recht machet / als S. Pau­lus al­lent­hal­ben trei­bet / Doch wo die Lie­be nicht fol­get / we­re der glaube ge­wis­lich nicht recht / ob er gleich Wun­der thete.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

4DIe Liebe iſt langmütig vnd freundlich / die lie­be eiuert nicht / die lie­be treibt nicht mutwillen / ſie blehet ſich nicht / 5ſie ſtellet nicht b vngeberdig / ſie ſüchet nicht das jre / ſie leſſet ſich nicht erbittern / ſie tracht nicht nach ſchaden / 6ſie frewet ſich nicht der vn­ge­rech­tig­keit / ſie frewet ſich aber der war­heit / 7Sie vertreget alles / ſie gleubet alles / ſie hoffet alles / ſie duldet alles. 8Die Liebe wird c nicht müde / Es müſſen auffhören die Wei­ſſa­gungen / vnd auffhören die Sprachen / vnd das Erkentnis wird auch auffhören.

b

(Vngeberdig)

Wie die zor­ni­gen ſtör­ri­gen / vn­ge­dül­ti­gen Köpf­fe thun.

c

(Nicht müde)

Das iſt / Sie leſſt nicht abe guts zu thun / man thue jr lieb oder leid / Son­dern helt feſt an mit wol­thun / vnd wird nicht an­ders.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

9DEnn vn­ſer wi­ſſen iſt d ſtückwerck / vnd vn­ſer Weiſſa­gen iſt ſtückwerck. 10Wenn aber komen wird das volkomen / ſo wird das ſtückwerck auffhören. 11Da ich ein Kind war / da redet ich wie ein kind / vnd war klug wie ein kind / vnd hatte kindiſche an­ſchle­ge. Da ich aber ein Man ward / that ich abe was kindiſch war. 12Wir ſe­hen jtzt durch einen Spiegel in einem tunckeln wort / Denn aber von angeſicht zu angeſichte. Jtzt erkenne ichs ſtücksweiſe / Denn aber wer­de ich erkennen gleich wie ich erkennet bin. 13Nu aber bleibt Glaube / Hoffnung / Liebe / die­ſe drey / Aber die Liebe iſt e die gröſſeſt vn­ter jnen.

d

(Stückwerck)

Wiewol wir im glau­ben al­les ha­ben / vnd er­ken­nen was Gott iſt / vnd vns gibt / So iſt doch da­ſſel­bi­ge er­ken­nen noch ſtück­werck / vnd vn­uol­ko­men ge­gen der zu­künff­ti­gen klar­heit.

e

(Die gröſſeſt)

Liebe macht nicht ge­recht / ſon­dern der glau­be / Ro. j. Weil aber glau­be vnd hof­fnung ge­gen Gott han­deln vnd nur gu­tes empfa­hen / da­zu auff­hören müſ­ſen / Die Lie­be aber ge­gen dem Ne­he­ſten han­delt / vnd nur gu­tes thut / da zu ewig blei­bet / iſt ſie gröſſ­er / das iſt wei­ter / thett­iger vnd war­haff­ti­ger.

 

 

 

»Frewet euch mit den Frölichen /

vnd weinet mit den Weinenden.

Habt mit allen Men­ſchen Friede.«

→Römerbrief 12,15.18

Zum Gebrauch

Der Rück­blick auf die Pe­ri­ko­pen­ord­nun­gen ver­gan­ge­ner Jahr­hun­der­te zeigt auf, wie sich die Ver­wen­dung der bib­li­schen Tex­te in evan­ge­li­schen Got­tes­diens­ten im Lau­fe der Zeit ver­än­der­te.

Wir be­schrän­ken uns in den weit zu­rück­lie­gen­den Jah­ren auf Pe­ri­ko­pen­ord­nun­gen, die über­wie­gend in Ge­brauch wa­ren.

Durch die neue Ord­nung für die Ver­wen­dung von Sprü­chen, Psal­men, Bi­bel­tex­ten und Lie­dern in Got­tes­diens­ten sind die al­ten Ord­nun­gen zwar li­tur­gisch über­holt, aber in­halt­lich des­we­gen kei­nes­wegs falsch.

Wir möch­ten Sie da­her er­mun­tern, die in al­ter Zeit ver­wen­de­ten Pe­ri­ko­pen zu be­trach­ten. Nur so kön­nen Sie er­grün­den, ob das, wo­rauf sich Pfar­rer vor Hun­der­ten von Jah­ren in Got­tes­dienst und Pre­digt stütz­ten, auch noch heu­te ak­tu­ell ist. Ak­tu­ell für Sie ganz per­sön­lich.

 

Biblia 1545

Hinweise zur Stilkunst.de-Ausgabe

Erläuterungen zum Satz und zur Typografie des Bibeltextes

Der Text aus der Luther­bi­bel ist auf un­se­ren Sei­ten in An­leh­nung an das Druck­bild des Ori­gi­nals von 1545 wie­der­ge­ge­ben.

Den Sei­ten­auf­bau, die ver­wen­de­ten Schrif­ten, die Schreib­re­geln der Frak­tur­schrift und Luthers In­ten­tio­nen, mit der Ty­po­gra­fie Le­se­hil­fen be­reit­zu­stel­len, er­läu­tert dem in­ter­es­sier­ten Le­ser un­ser Ar­ti­kel »Satz und Ty­po­gra­fie der Luther­bi­bel von 1545«.

 

 

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