Wörterbuch zur Lutherbibel

XVI. Band, Buchstabe R

Biblia 1545

Wörterbuch zur Lutherbibel 1545

Biblia

Das große Stilkunst.de

Wörterbuch

zur Lutherbibel von 1545

 

Deutsch – Luther-Deutsch

XVI. Band

 

Buchstabe

R

 

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Verzeichnis der Namen, Wörter und Begriffe

 

Sortierfolge der Wörter

 

Aktuelle Sortierfolge:
 
→ Deutsch – Luther-Deutsch

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→Luther-Deutsch – Deutsch

Artikel aus
Band XVI | Buchstabe R

Namen, Wörter und Begriffe

Luther-Deutsch

Deutsch   |   Erläuterungen

Reiger

Reiher, der

Fischreiher, der

ein Sumpfvogel.

 

 

SK Version 16.03.2024  

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Roſs

Ross, das

das Pferd

 

→Psalm 32,9

 

SEid nicht wie Roſs vnd Meuler / Welchen man Zeum vnd Gebis mus ins Maul legen

 

a) Seid nicht wie Pferd und Maultiere, denen man Zaumzeug und Kandare ins Maul legen muss.

b) Seid nicht wie ein Pferd oder wie Maultiere, die mit Zaumzeug und Kandare gebändigt wer­den müssen.

 

 

SK Version 16.03.2024  

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R, r

R, r (Buchstabe)

In unseren Texten kommen folgende Formen vor:

 

R

r

Beschreibung

R r

reguläre Schrifttype für einfachen Text

R r

Schrifttype für Auszeichnungen

R r

Schrifttype für Überschriften, Schmuckschrift

R r

Schrifttype für Unterschriften und Anmerkungen, Schmuckschrift

R

Schmuckschrift, vorwiegend für den Kapitelanfang

(nur als Großbuchstabe)

 

 

 

Hinweise

 

Der Großbuchstabe »R« der Frakturschrift sollte nicht mit dem »K« verwechselt wer­den. Hier ne­ben­ein­an­der im Ver­gleich »R« (links) und »K« (rechts) aus dem Zei­chen­satz für Fließ­text:

 

R | K

 

Der Kleinbuchstabe »r« der Frakturschrift sollte nicht mit dem »x« verwechselt wer­den. Hier ne­ben­ein­an­der im Ver­gleich »r« (links) und »x« (rechts) aus dem Zei­chen­satz für Fließ­text:

 

r | x

 

Das »x« ist an seiner schma­len, nach links un­ten ge­zo­ge­nen Un­ter­län­ge er­kenn­bar, wäh­rend die Grund­for­men von »r« und »x« ober­halb der Ba­sis­li­nie prak­tisch iden­tisch sind.

 

Der Großbuchstabe »R« der Frakturschrift für Über­schrif­ten sollte nicht mit dem »E« verwechselt wer­den. Hier ne­ben­ein­an­der im Ver­gleich »R« (links) und »E« (rechts) aus dem Zei­chen­satz für Über­schrif­ten:

 

R | E

 

 

©Die bei Stilkunst.de ver­wen­de­ten Zei­chen­sätze (Font-Familien SK-Biblia1545 und SK-Biblia1534 inklusive der Or­na­ment-Fonts) wur­den nach Dru­cken der Luther­bibeln von 1545 und 1534 neu ent­wi­ckelt und wer­den wei­ter an die von Dru­cker Hans Lufft ver­wen­de­ten Ty­pen an­ge­passt.

©by Reiner Makohl | www.stilkunst.de

 

 

SK Version 16.03.2024  

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Rabſake

 

RabSake

Rabsake (Titel)

Rabschake (Titel)

Rabſake
Vorkommen in der Lutherbibel von 1545

 

Gesamt AT Apokryphen NT
2* 2 0 0

 

* In diesem Artikel sind alle Fundstellen zitiert.

RabSake
Vorkommen in der Lutherbibel von 1545

 

Gesamt AT Apokryphen NT
1* 1 0 0

 

* In diesem Artikel sind alle Fundstellen zitiert.

 

Rabsake oder Rabschake ist die Transkription eines zusammengesetzten, hebräischen Begriffs (רַב־שָׁקֵ֔ה, rab-šͻqeh), der etwa »der mächtige Mundschenk«, der »Obermundschenk« bedeutet.

 

Luther hat dieses Wort mit Ertzſchencke übersetzt.

 

Gebildet ist Ertzſchencke aus der Vorsilbe »Erz-«, die bei Titeln von Personen ausdrückt, dass jemand in der bezeichneten Position erhaben ist, und »(Mund-)Schenk«. Der Titel meint demnach in etwa Obermundschenk, Chef-Mundschenk. Ließen sich die Berufe vergleichen, wäre das heute womöglich ein Chef-Sommelier.

 

Belegt ist das Wort ausschließlich in 2Kon 18,17 sowie in Jes 36,2, wo ein Bote des assyrischen Königs Sanherib zum judäischen König His­kia nach Jerusalem reist. Der Bote trägt den (assyrischen) Titel »Rabschake«. Diesen Titel führt Luther in beiden Textabschnitten einmal an und notiert in den zugehörigen Marginalspalten, dass dies auf Deutsch »Ertzschenke« bedeute. Ab diesen Anmerkungen verwendet er den Begriff »Ertzschencke« jeweils im laufenden Text.

 

In seiner Anmerkung (Marginalspalte) zu →Nah 1,11 benutzt Luther die Schreibweise RabSake.

 

Siehe: →Ertzſchencke

 

 

Verweis2Kon 18,17

 

VND der könig von Aſ­ſy­ri­en ſand­te Tharthan vnd den Ertzkemerer / vnd den Rabſake von Lachis zum könige His­kia

 

a) Und der König von Assyrien sandte Tharthan und den Erzkämmerer sowie den Rabsake [oder: Rabschake] von Lachis zum König His­kia

b) Und der König von Assyrien sandte Tharthan und den Erzkämmerer sowie den Erzschenken [oder: Obermundschenk] von Lachis zum König His­kia

 

 

→Jes 36,2

 

Vnd der König zu Aſ­ſy­ri­en ſand­te den a Rabſake von Lachis gen Je­ru­ſa­lem zu dem könige His­kia mit gro­ſſer macht /

 

a) Und der König zu Assyrien sandte den Rabsake [oder: Rabschake] von Lachis gen Jerusalem zum König His­kia, ausgestattet mit großer Heeresmacht

b) Und der König zu Assyrien sandte den Obermundschenk [oder: Chef-Mundschenk] von Lachis gen Jerusalem zum König His­kia, ausgestattet mit großer Heeresmacht

 

 

SK Version 06.04.2024  

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Reuchopffer

Rauchopfer, das

Räucheropfer, das

Beim Rauchopfer wer­den wohl­rie­chen­de Stof­fe, die meist sel­ten und teu­er sind, nach kul­ti­schen Re­geln lang­sam ver­brannt.

 

Bekannt sind Weih­rauch, Myr­rhe und Bal­sam, die im ge­sam­ten Mit­tel­meer­raum als Rauch­op­fer­wa­ren ge­han­delt und in gro­ßen Men­gen ver­braucht wur­den.

 

→ Mt 2,11:

Vnd [die Weisen] theten jre Sche­tze auff / vnd ſchenck­ten jm Gold / Wey­rauch vnd Myr­rhen.

 

Die Weisen aus dem Morgenland brach­ten als Ge­schen­ke nicht nur Weih­rauch und Myr­rhe, weil sie wert­voll wa­ren (Sche­tze), son­dern weil da­mit Ze­re­mo­ni­en mit Rauch­op­fern durch­führ­bar wa­ren, die für das Wohl des jun­gen Kö­nigs der Ju­den (das war Jesus für Wei­sen: → Mt 2,2) ri­tu­ell von Be­deu­tung wa­ren.

 

 

SK Version 27.03.2024  

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raffeln

raffeln (Verb; veraltet)

die Raffel (eine Klapper) benutzen

 

1. klappern, rasseln

2. raspeln (z. B. Gemüse)

 

raffeln
Vorkommen in der Lutherbibel von 1545

 

Gesamt AT Apokryphen NT
1* 0 0 1

 

* In diesem Artikel sind alle Fundstellen zitiert.

 

Hier allerdings als Intensivum zu →raffen: flink und fest zusammenraffen, bündeln

 

 

→Apg 28,3

 

DA aber Paulus einen hauffen Reiſer zu­ſa­men raffelt / vnd legt es auffs fewr / kam ein Otter von der hitze / vnd fuhr Paulo an ſei­ne Hand.

 

Als aber Paulus einen Haufen Reiser bündelte und ihn ins Feuer legte, kam, von der Hitze [angelockt], eine Schlange heraus und biss sich an seiner Hand fest.

 

 

 

SK Version 16.03.2024  

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raffen

raffen (Verb)

heftig und begehrlich ergreifen, an sich reißen, wegnehmen

 

Hiob 27,19: mit raffen (mitraffen)

Psalm 26,9: →raff ... hin (hinraffen)

Hab 1,9: zu­ſa­men raffen (zusammenraffen)

2Makk 5,16: raffet ... hinweg (hinwegraffen)

 

 

→Hab 2,5

 

wie der Tod / der nicht zu ſet­ti­gen iſt / Son­dern rafft zu ſich alle Hei­den / vnd ſamlet zu ſich alle völcker.

 

wie der Tod, der nicht zu sättigen ist. Der zu sich rafft alle fremden Völker und alle Nationen bei sich versammelt.

 

 

 

SK Version 16.03.2024  

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Racha

Raka

griechisch: ῤακά (rhaka)

 

Ein Schimpfwort, das in der Bibel nur in → Mt 5,22 vorkommt.

 

Luther weist in seinem Scholion darauf hin, dass damit wohl ein harmloser »Trottel«, »Faulenzer« oder »Dummkopf« gemeint sei (unbewusste oder passive Eigenschaft), denn das Schimpfwort »Narr« sei schlimmer, weil es einen Menschen bezeichnet, der zudem Schaden anrichtet (bewusste oder aktive Eigenschaft).

 

 

SK Version 16.03.2024  

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ratſchlahen

ratschlagen (Verb)

→Psalm 83,4

Sie machen liſtige an­ſchle­ge wi­der dein Volck / Vnd ratſchlahen wi­der deine Verborgene.

 

Sie machen listige Anschläge gegen dein Volk und ratschlagen gegen die, die bei dir geborgen sind.

 

 

 

SK Version 16.03.2024  

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Rebecca

Rebekka (Name)

auch: Rebecca

 

hebräisch: רִבְקָה (Ribekah)

lateinisch: Rebecca

griechisch: Ῥεβέκκα

 

Frau →Isaaks, Mutter →Esaus und →Jakobs

 

Rebekka verhilft ihrem jüngeren Sohn Jakob dazu, den Erstgeburtssegen von seinem inzwischen erblindeten Va­ter Isaak zu erschleichen, indem er sich mit einer List als sein Bruder Esau ausgibt (1Mos 27). Zwar verstößt Rebekka damit gegen geltendes Recht, aber sie folgt damit, der Verheißung Jahwes aus 1Mos 25,23.

 

1Mos 25,23:

Vnd der HERR ſprach zu jr [Rebekka] / Zwey Volck ſind in deinem Leibe / vnd zweierley Leu­te wer­den ſich ſcheiden aus deinem Leibe / vnd ein Volck wird dem andern vberlegen ſein / Vnd der Gröſſer wird dem Kleinen dienen.


 

 

SK Version 16.03.2024  

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recht

recht (Adverb und Adjektiv)

Die ursprüngliche Bedeutung von recht ist das Gegenteil von krumm bzw. von link (Adjektiv).

 

Damit lässt sich mit recht alles beschreiben, was sich im Gegensatz zu einer krummen, linken, schrägen, unliebsamen, ungehörigen, nicht offensichtlichen Sache usw. (bzw. einem Zustand) abhebt bzw. was davon abgehoben wer­den soll.

 

Daraus ergeben sich viele Bedeutungen, die wir hier nicht alle auflisten können.

 

Die Verwendung bei Luther

 

wahr, eigentlich (von Personen im Gegensatz zu denen, die sich sonst nur so nennen):

 

→Psalm 7,12: Gott iſt ein rechter Richter: Gott ist ein wahrer Richter (im Gegensatz zu den irdischen Richtern)

 

richtig, passend (im Gegensatz zu falsch, unpassend)

 

→Psalm 68,7: Der die Gefangen ausfüret zu rechter zeit: Der die Gefangenen herausführt sobald die Zeit dafür reif ist.

 

wahr, richtig (im Gegensatz zu unwahr, falsch, unrichtig)

 

→Psalm 93,5: Dein wort iſt eine rechte Lere: Dein Wort ist die wahre Lehre

 

 

SK Version 16.03.2024  

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rechten

rechten (Verb; veraltet)

Zu Luthers Zeit war das ein Rechtsbegriff. Er meint:

 

dem Recht gemäß verfahren, das Recht anrufen, prozessieren

 

→ Mt 5,40

 

Vnd ſo jemand mit dir rechten wil / vnd deinen Rock ne­men ...

 

Und wenn Dich jemand verklagt und Deinen Rock einfordert ...

 

 

SK Version 16.03.2024  

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redeſtu

redetest du (Verb)

2. Person Singular Indikativ Aktiv von reden (Verb)

 

Präsens:

redeſtu: redetest du

 

-u:

Die Fle­xi­on mit dem an­ge­häng­ten »u« ist ei­ne ei­gen­tüm­li­che Form, die sonst nur noch aus älte­ren Tex­ten be­kannt ist. Ge­bil­det wur­de sie aus der 2. Per­son, zu­sam­men­ge­zo­gen mit dem Per­so­nal­pro­no­men »du«, aus dem das »u« stammt.

Die­se Form im­pli­ziert ei­ne ge­wis­se Dring­lich­keit und Di­rekt­heit der An­spra­che, die un­mit­tel­ba­re Hin­wen­dung zum Ge­gen­über. So kann es die un­zwei­fel­haf­te Fest­stel­lung des Han­delns, die dring­li­che An­spra­che oder die un­mit­tel­ba­re Auf­for­de­rung zum Han­deln be­deu­ten (In­di­ka­tiv in der Aus­sa­ge), die Er­fül­lung ein­for­dern, mut­maßen bzw. un­ter­stel­len (Kon­junk­tiv), oder zur Ant­wort und Er­klä­rung auf­for­dern (Verb in der Fra­ge).

 

Heute ist statt­des­sen das Verb in sei­ner ge­bräuch­li­chen Fle­xi­on ver­bun­den mit »du« zu ver­wen­den. Die Di­rekt­heit oder ei­ne Auf­for­de­rung kann besten­falls durch ei­ne Sinn tra­gen­de Bei­fü­gung um­schrie­ben wer­den ab­hän­gig vom Kon­text. Sie kann ggf. durch einen Im­pe­ra­tiv he­raus­ge­stellt wer­den.

 

redeſtu : redestest du, hast du (doch) geredet

 

→Psalm 89,20

 

Da zumal redeſtu im Ge­ſich­te zu deinem Heiligen

 

a) Damals redetest du in einer Visionen zu deinem Heiligen

b) Damals hast du doch in einer Vision zu deinem Heiligen geredet

 

 

SK Version 16.03.2024  

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rein abe

rein ab! (Wendung, veraltet)

bedeutet: völlig ab! bis auf den Grund ab! rein­lich abgemacht, entfernt!

 

übertragen: zerstört bis auf den Grund bzw. gründlich zerstört

 

Die beiden Bestandteile der Wendung sind die Wörter rein und ab.

 

abe ist die mittelhochdeutsche Form von ab.

 

Die Partikel ab wird in dieser Wendung wie ein Adjektiv genutzt, ähnlich den Wendungen rein still, rein fleißig, rein gehorsam, die allesamt veraltet sind. Erhalten sich der adjektivische Gebrauch noch in Ausdrücken wie »der abbe Knopf« (eigentlich »der abe Knopf« zu schreiben; es meint den Knopf, der ab ist, der abgegangen ist) u. ä., die man umgangssprachlich bzw. mundartlich noch hier und da hört.

 

rein bedeutet hier entfernt, frei von et­was, sauber; reingemacht, so dass nichts zurückbleibt

 

→Psalm 137,7

 

Die da ſagen / Rein abe / rein abe / bis auff jren boden.

 

a) Die da sagen: Rein ab! Rein ab! Bis auf ihren Boden.

b) Die da sagen: Reißt nieder! Reißt nieder! Bis auf ihren Grund!

c) Die da sagen: Zerstört sie gründlich! Zerstört sie gründlich! Bis auf ihre Funda­men­te.

 

 

SK Version 16.03.2024  

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reiſen

reisen (Verb)

eigentlich: aufstehen, sich erheben

 

a) tröpfelndes Fallen (von Regen), allmählich herabsinken, niedersinken

b) von et­was herfallen, zufallen, abfallen, wegfallen, usw.

c) sich in Bewegung setzen, losgehen (jede Form von Aufbruch, Beginn der Bewegung)

 

→Psalm 106,29

 

Vnd erzürneten jn mit jrem thun / Da reis auch die Plage vn­ter ſie.

 

Und sie erzürnten ihn mit ihrem Tun. Da brach die Plage unter ihnen aus.

 

 

SK Version 16.03.2024  

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reiſſen

reißen (Verb)

a) Linien oder Furchen ziehen

b) zerteilen, in Stücke trennen

 

→Psalm 78,15.16

 

Er reis die Felſen in der Wüſten / Vnd trencket ſie mit Wa­ſſer die fülle. Vnd lies Beche aus den felſen flieſſen

 

Er spaltete die Felsen in der Wüste und tränkte sie reichlich mit Wasser. Und <er> lies Bäche aus den Felsen fließen.

 

 

SK Version 06.04.2024  

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rewen

reuen (Verb)

a) Schmerz, Reue empfinden

b) Schmerz, Reue erregen

c) unpersönlich mit Akkusativ der Person: bereuen

 

 

→Psalm 106,45

 

Vnd gedacht an ſei­nen Bund mit jnen gemacht / Vnd rewete jn nach ſei­ner gro­ſſen Güte.

 

wörtlich: Und er dachte an seinen Bund, den er mit ihnen gemacht hatte, und es reute ihn in seiner großen Güte.

 

nach c): Und er dachte an seinen Bund, den er mit ihnen gemacht hatte, und er bereute es in seiner großen Güte.

 

 

SK Version 06.04.2024  

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richteſtu

richtest du (Verb)

2. Person Singular Indikativ Aktiv von reden (Verb)

 

Präsens:

richteſtu: richtest du

 

-u:

Die Fle­xi­on mit dem an­ge­häng­ten »u« ist ei­ne ei­gen­tüm­li­che Form, die sonst nur noch aus älte­ren Tex­ten be­kannt ist. Ge­bil­det wur­de sie aus der 2. Per­son, zu­sam­men­ge­zo­gen mit dem Per­so­nal­pro­no­men »du«, aus dem das »u« stammt.

Die­se Form im­pli­ziert ei­ne ge­wis­se Dring­lich­keit und Di­rekt­heit der An­spra­che, die un­mit­tel­ba­re Hin­wen­dung zum Ge­gen­über. So kann es die un­zwei­fel­haf­te Fest­stel­lung des Han­delns, die dring­li­che An­spra­che oder die un­mit­tel­ba­re Auf­for­de­rung zum Han­deln be­deu­ten (In­di­ka­tiv in der Aus­sa­ge), die Er­fül­lung ein­for­dern, mut­maßen bzw. un­ter­stel­len (Kon­junk­tiv), oder zur Ant­wort und Er­klä­rung auf­for­dern (Verb in der Fra­ge).

 

Heute ist statt­des­sen das Verb in sei­ner ge­bräuch­li­chen Fle­xi­on ver­bun­den mit »du« zu ver­wen­den. Die Di­rekt­heit oder ei­ne Auf­for­de­rung kann besten­falls durch ei­ne Sinn tra­gen­de Bei­fü­gung um­schrie­ben wer­den ab­hän­gig vom Kon­text. Sie kann ggf. durch einen Im­pe­ra­tiv he­raus­ge­stellt wer­den.

 

richteſtu : richtest du, / richtest du gewiß, bestimmt

 

→Jes 27,8

 

Son­dern mit maſſen richteſtu ſie /

 

a) Son­dern mit Maßen richtest du sie

b) Son­dern du richtest sie ganz gewiß mit Maßen

 

 

SK Version 16.03.2024  

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Riſe

 

Rieſe

Riese, der

Riſe
Vorkommen in der Lutherbibel von 1545

 

Gesamt AT Apokryphen NT
26 20 6 0

Rieſe
Vorkommen in der Lutherbibel von 1545

 

Gesamt AT Apokryphen NT
4 4 0 0

mhd: rise

1) sich durch Körpergröße auszeichnendes Wesen der Mythologie

2) sich durch Körpergröße auszeichnender Mensch, sehr großer Mensch

3) übertragen auf Fähigkeiten: Mensch mit besonders großen Eingenschaften bestimmter Art (»ein geistiger Riese«)

4) übertragen auf Tiere, Pflanzen (Bäume), Berge, usw.: ein Riese seiner Art

5) übertragen auf Gegenstände aller Art, die durch ihre Größe herausragen

 

→Psalm 33,16

 

Ein Riſe wird nicht errettet durch ſei­ne gro­ſſe Krafft.

 

Ein Riese wird sich nicht mit seiner großen Kraft retten können.

 

1Sam 17,23

 

Da trat er auff der Rieſe mit namen Goliath / der Philiſter von Gath /

 

Da trat er auf, der Riese mit Namen Goliath, der Philister von Gath.

 

 

SK Version 06.04.2024  

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Riebe

Rippe, die

Knochen im Brustkorb.

 

→1Mos 2,21.22

 

Vnd nam ſei­ner Rieben eine / vnd ſchlos die ſtet zu mit Fleiſch. 22Vnd Gott der HERR baw­et ein Weib aus der Riebe

 

 

SK Version 22.03.2024  

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Riſs

Riss, der

Substantiv zu reißen

das Gerissene, durch Reißen entstandene

 

→Psalm 106,23

 

Vnd er ſprach / Er wolt ſie vertilgen / Wo nicht Moſe ſein Auſſerweleter den Riſs auffgehalten het­te / ſei­nen grim abzuwenden

 

wörtlich: Und er sagte, er wolle sie vertilgen, wo nicht Moses, sein Auserwählter, den Riss aufgehalten hätte, um seinen Grim abzuwenden.

 

sinngemäß: Und er er hatte vor sie zu vertilgen, wenn nicht Moses, sein Auserwählter, die Diskrepanzen aufgelöst hätte, um seinen Grim abzuwenden

 

 

SK Version 16.03.2024  

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Rhordomel

Rohrdommel, die

ein Vogel aus der Familie der Reiher (Ardeidae).

 

Hinweis:

Man beachte die Stellung des Buchstabens »h«: In Luthers Schreib­weise steht er vor dem »o«.

 

→Psalm 102,7:

Jch bin gleich wie ein Rhordomel in der wü­ſten / Jch bin gleich wie ein Kützlin in den verſtöreten Stedten.

 

Luther übersetzt das hebräische קָאָת (kaaht), das einen Wasservogel bezeichnet, der auch wüste Gegenden bevölkert, mit Rohrdommel, einer ihm bekannten Reiherart.

 

Um welches Tier es sich genau handelt, scheint unklar zu sein. Manche Sprachwissenschaftler bevorzugten Kropfgans oder Pelikan.

 

In vielen Übersetzungen, so auch in der Lutherbibel 1964 und in der Elberfelder Bibel, steht nun Eule.

 

Im hebräischen קָאָת steckt das Wort קֵא (keh), das »das Ausgespieene, das Erbrochene« bedeutet. Der Vogel, der die Reste seiner Mahlzeiten wieder ausspeit, ist die Eule. Zudem passt dieser Vogel besser neben das Käuzchen (Kützlin) in diese Metapher.

 

Doch je nachdem, wie man dieses Bild interpretiert, das der Autor des Psalms 102 vermitteln möchte, mag man frei darin sein, ob man eher einen Wasservogel in der Wüste sieht (was auf Entbehrung abzielt), oder eine Eule.

 

Die Eule jagt nachts, wenn in heißen Wüstengebieten manche Tiere aktiv wer­den. Wie das Käuzchen in der zerstörten Stadt jagt sie einsam und muss gerade nachts hell wach sein. Diesen bedauernswerten Zustand erleidet wohl der Autor des Psalm und beklagt ihn im Vers 8.

 

Luther bietet hier eine sprachlich formvollendete, geradezu lyrische Übersetzung, wozu das kleine »e« am Ende des Worts »Dach« wie auch die Positionierung der Satztrennzeichen entscheidend beitragen:

 

→Psalm 102,8:

Jch wache / Vnd bin / wie ein einſamer Vogel auff dem dache.

 

 

SK Version 16.03.2024  

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Rotte

Rotte, die

a) (militärische) Abteilung, geordneter Teil einer Masse

b) geordnete Gruppierung von Menschen

c) Schar, Haufen, Menge

d) im üblen Sinn: Gruppe von Aufrührern, Verschwörern, Rebellen, usw.

 

→Psalm 106,17

 

Die Erde that ſich auff / vnd verſchlang Dathan / Vnd decket zu die rotte Abiram.

 

Die Erde tat sich auf und verschlang →Datan und deckte zu die Rotte →Abiram.

 

 

SK Version 16.03.2024  

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rhümeſtu

rühmst du (Verb)

rhümeſtu
Vorkommen in der Lutherbibel von 1545

 

Gesamt AT Apokryphen NT
2* 0 0 2

 

* In diesem Artikel sind alle Fundstellen zitiert.

2. Person Singular Indikativ Aktiv von rühmen (Verb)

 

Präsens:

rhümeſtu: rühmst du

 

-u:

Die Fle­xi­on mit dem an­ge­häng­ten »u« ist ei­ne ei­gen­tüm­li­che Form, die sonst nur noch aus älte­ren Tex­ten be­kannt ist. Ge­bil­det wur­de sie aus der 2. Per­son, zu­sam­men­ge­zo­gen mit dem Per­so­nal­pro­no­men »du«, aus dem das »u« stammt.

Die­se Form im­pli­ziert ei­ne ge­wis­se Dring­lich­keit und Di­rekt­heit der An­spra­che, die un­mit­tel­ba­re Hin­wen­dung zum Ge­gen­über. So kann es die un­zwei­fel­haf­te Fest­stel­lung des Han­delns, die dring­li­che An­spra­che oder die un­mit­tel­ba­re Auf­for­de­rung zum Han­deln be­deu­ten (In­di­ka­tiv in der Aus­sa­ge), die Er­fül­lung ein­for­dern, mut­maßen bzw. un­ter­stel­len (Kon­junk­tiv), oder zur Ant­wort und Er­klä­rung auf­for­dern (Verb in der Fra­ge).

 

Heute ist statt­des­sen das Verb in sei­ner ge­bräuch­li­chen Fle­xi­on ver­bun­den mit »du« zu ver­wen­den. Die Di­rekt­heit oder ei­ne Auf­for­de­rung kann besten­falls durch ei­ne Sinn tra­gen­de Bei­fü­gung um­schrie­ben wer­den ab­hän­gig vom Kon­text. Sie kann ggf. durch einen Im­pe­ra­tiv he­raus­ge­stellt wer­den.

 

→Rom 11,18:

 

So rhüme dich nicht wi­der die Zweige. Rhümeſtu dich aber wi­der ſie / So ſoltu wi­ſſen / das du die wurtzel nicht tregeſt / ſondern die wurtzel treget dich.

 

So rühme dich nicht gegenüber den Zweigen. Rühmst dich ihnen gegenüber aber <doch>, dann musst du wissen, dass nicht du die Wurzel trägst, sondern die Wurzel trägt dich!

 

1Kor 4,7:

 

Was haſtu aber / das du nicht empfangen haſt? So du es aber empfangen haſt / was rhümeſtu dich denn / als der es nicht empfangen het­te?

 

<Sag,> Was besitzt du denn schon, was du nicht empfangen hast? Wenn du es aber empfangen hast, was rühmst du dich denn als einer, der nichts empfangen hätte?!

 

 

SK Version 06.04.2024  

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Ruge

Ruhe, die

a) Stille: ungestörter Zustand

b) Bewegungslosigkeit: unbewegter Zustand

c) Entspannung: von Hektik oder reger Tätigkeit befreiter, erholsamer Zustand

 

ruge
Vorkommen in der Lutherbibel von 1545

 

Gesamt AT Apokryphen NT
110 73 14 23

 

 

SK Version 16.03.2024  

→Register

rugen

 

rugete

 

geruget

ruhen (Verb)

ausruhen,

von reger Tätigkeit erholsam entspannen

 

Substantiv: Ruge, die Ruhe

 

er rugete: er ruhte →1Mos 2,2; →2Mos 20,11

er hatte geruget: er hatte geruht →1Mos 2,3

 

→1Mos 4,7: lauern

 

Biſtu aber nicht from / So ruget die Sünde fur der thür

 

Luther benutzt rugen in 1Mos 4,7 im Sinne von still und ruhig, aber wachsam und aufmerksam daliegen, wie er in seinem Scholion erklärt.

 

Die Bedeutung ist somit lauern.

 

 

SK Version 16.03.2024  

→Register

Rhumredtige

Ruhmredige, der

Prahler, Wichtigtuer, Blender

 

von: ruhmredig

sich selbst (mit Reden) rühmend, prahlerisch, wichtig­tuerisch

 

 

SK Version 16.03.2024  

→Register

 
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SK Version 06.04.2024