Die Apostelgeschichte des Lukas

Kapitel X.

Symbol Biblia 1545

Die Lutherbibel von 1545

 

Die Texte der Lutherbibel von 1545 in Frakturschrift

Das Neue Testament

Die Evangelien und die Offenbarung

 

Biblia
 

Die gantze Heilige Schrifft Deudsch
D. Martin Luther, Wittenberg 1545

Die Apostelgeschichte
des Lukas

 

C. X.

 

Apg 10,1-48

 
Info

mit Worterklärungen
Luther-Deudſch | Deutsch

 

Der Text in 28 Kapiteln

 

Gliederung Kapitel X.

 

Nr.

Textstelle

Abschnitt | Link zum Text

Kapitel X.

 

 

9,32 - 12,24

 

III. DIE TATEN DES PETRUS

BEGINN DER HEIDENMISSION

 

1

10,1-48

→Petrus und der Hauptmann Kornelius

 

 

Apg 10,34a.36-43%2C

 

Im folgenden Text sind die bezeichneten Verse hervorgehoben.

 

 

 

 

Das anderteil des Euangelij S. Lucas: Von der Apoſtel Geſcĥicĥte.

 

 

 

 

[318a]

 

 

X.

 

 

Petrus und der Hauptmann Kornelius

 

ES war aber ein Man zu Ce­ſa­ri­en / mit namen e Cor­ne­li­us / ein Heubt­man von der ſchar / die da heiſſt / die Wel­ſche / 2Gott­ſe­lig vnd Gott­fürch­tig / ſampt ſei­nem gan­tzen Hau­ſe / vnd gab dem Volck viel Almoſen / vnd be­tet jmer zu Gott. 3Der ſa­he in einem Geſichte offenbarlich / vmb die neunde ſtun­de am ta­ge / einen Engel Got­tes zu jm eingehen / der ſprach zu jm / Corneli. 4Er aber ſa­he jn an / erſchrack / vnd ſprach / Herr / was iſts? Er aber ſprach zu jm / Dein gebet vnd dein al­mo­ſen

Sihe die­ſer Cor­nelius iſt ein Hei­de vnd vnbeſchnit­ten vnd on Ge­ſetz / Vnd hat doch des künfftigen Chri­ſti glauben der jn le­ret gute werck thun / ob er wol ein Krieger iſt. Vnd wird erleucht zum glauben des er­ſchienen Chri­ſti.

 

 

 

 

[318a | 318b]

 

 

Der Apoſtel     C. X.

 

 

ſind hin auff komen ins gedechtnis fur Gott. 5Vnd nu ſende Menner gen Joppen / vnd las foddern Simon / mit dem zunamen Petrus / 6welcher iſt zur herberge bey einem gerber Simon / des haus am meer ligt / Der wird dir ſa­gen / was du thun ſolt. 7Vnd da der Engel / der mit Cornelio redet / hinweg gegangen war / rieff er zween ſei­ner Hausknechte vnd einem gottfürchtigen Kriegsknecht / von denen die auff jn warteten / 8vnd erzelet es jnen alles / vnd ſand­te ſie gen Joppen.

 

DES andern ta­ges / da die­ſe auff dem wege waren / vnd nahe zur ſtad ka­men / ſteig Petrus hin auff den Söller zu beten / vmb die ſechſte ſtund. 10Vnd als er hungerig ward / wolte er anbeiſſen. Da ſie jm aber zu bereiteten / ward er entzückt / 11Vnd ſa­he den Hi­mel auff­ge­than / vnd ernidder faren zu jm ein Gefeſſe / wie ein gros leinen Tuch an vier zipffel gebunden / vnd ward nidder ge­la­ſſen auff die Erden / 12Da­r­in­nen waren al­ler­ley vier­füſ­ſi­ge Thier der erden / vnd wilde Thier / vnd Ge­wür­me / vnd Vogel des Hi­mels. 13Vnd ge­ſchach eine ſtim­me zu jm / Stehe auff Petre / ſchlachte vnd iſs. 14Petrus aber ſprach / O nein HErr / denn ich habe noch nie et­was Gemeines oder Vnreines geſſen. 15Vnd die ſtim­me ſprach zum andern mal zu jm / Was Gott gereiniget hat / das mache du nicht gemein. Vnd das ge­ſchach zu drey malen. 16Vnd das Gefeſſe ward wi­der auffgenomen gen Hi­mel.

Petrus ent-

zückt etc.

 

ALS aber Petrus ſich in jm ſelbs bekümmert / was das Geſichte we­re das er geſehen hatte / Sihe / da fragten die Men­ner von Cornelio ge­ſand / nach dem hau­ſe Simonis / vnd ſtun­den an der thür / 18rieffen vnd forſcheten / Ob Simon mit dem zunamen Petrus alda zur herberg we­re? 19In dem aber Petrus ſich beſinnet vber dem Geſichte / ſprach der Geiſt zu jm / ſi­he / die Men­ner ſu­chen dich. 20Aber ſtehe auff / ſteig hin ab vnd zeuch mit jnen / vnd zweiuel nichts / denn ich habe ſie ge­ſand. 21Da ſteig Petrus hin ab zu den Men­nern / die von Cornelio zu jm ge­ſand waren / vnd ſprach / Sihe / ich bins / den jr ſu­chet. Was iſt die ſa­che / da­r­umb jr hie ſeid? 22Sie aber ſpra­chen / Cornelius der Heubtman / ein frumer vnd gottfürchtiger Man / vnd gutes gerüchts bey dem gan­tzen Volck der Jü­den / hat einen befelh empfangen vom heiligen Engel / Das er dich ſolte foddern la­ſſen in ſein Haus / vnd wort von dir hören. 23Da rieff er jnen hin ein vnd herberget ſie.

 

DES andern ta­ges zoch Petrus aus mit jnen / vnd etliche Brüder von Joppen gien­gen mit jm. 24Vnd des andern ta­ges ka­men ſie ein gen Ceſarien. Cornelius aber wartet auff ſie / vnd rieff zu­ſa­men ſei­ne Verwandten vnd Freunde. 25Vnd als Petrus hin ein kam / gieng jm Cornelius entgegen / vnd fiel zu ſei­nen füſſen / vnd be­tet jn an. 26Petrus aber richtet jn auff / vnd ſprach / Stehe auff / ich bin auch ein Menſch. 27Vnd als er ſich mit jm beſprochen hatte / gieng er hin ein / vnd fand jr viel / die zu­ſa­men komen waren. 28Vnd er ſprach zu jnen / Ir wi­ſſet / wie es ein vngewonet ding iſt einem Jüdiſchen man / ſich zu thun oder komen zu einem Frembdlinge. Aber Gott hat mir gezeiget / keinen Men­ſchen gemein oder vnrein zu hei­ſſen / 29Da­r­umb habe ich mich nicht gewegert zu komen / als ich bin her ge­fod­dert. So frage ich euch nu / Warumb jr mich habt la­ſſen foddern?

Petrus wird

ge­fod­dert zu Cor­nelio.

 

30COrnelius ſprach / Ich habe vier ta­ge gefaſtet bis an die­ſe ſtun­de / vnd vmb die neunde ſtun­de be­tet ich in meinem hau­ſe / Vnd ſi­he / da trat ein Man fur mir in einem hellen Kleid / 31vnd ſprach / Torneli / dein Gebet iſt erhöret / vnd deiner Al­mo­ſen iſt gedacht wor­den fur Gott. 32So ſende nu gen Joppen / vnd las her ruffen einen Simon / mit dem zunamen Petrus (welcher iſt zur herberge in dem hau­ſe des gerbers Simon / an dem meer) der wird dir / wenn er kompt / ſa­gen. 33Da ſand­te ich von ſtund an zu dir / Vnd du haſt wol ge­than / das du komen biſt. Nu ſind wir alle hie gegenwertig fur Gott / zu hö­ren alles / was dir von Gott be­fol­hen iſt.

 

 

 

→*1)

 

 

 

 

[318b | 319a]

 

 

Geẛcĥicĥte.     C․ X.

CCCXIX.

 

 

PEtrus aber that ſei­nen Mund auff / vnd ſprach / Nu erfare ich mit der war­heit / das Gott die Perſon nicht anſi­het / 35Son­dern in al­ler­ley Volck / wer jn fürchtet vnd recht thut / der iſt jm angeneme.

Petrus pre-

digt Cornelio.

 

36IR wi­ſſet wol von der pre­digt / die Gott zu den kin­dern Iſ­ra­el ge­ſand hat vnd verkündigen la­ſſen den Friede / durch Jhe­ſum Chri­ſtum (welcher iſt ein HErr vber alles) 37Die durchs gantze Jüdiſcheland ge­ſche­hen iſt / vnd angangen in Ga­li­lea nach der tauffe / die Johannes pre­di­ge­te / 38Wie Gott den ſel­bi­gen Jhe­ſum von Nazareth ge­ſal­bet hat mit dem heiligen Geiſte vnd krafft / Der vmbher gezogen iſt / vnd hat wolgethan vnd ge­ſund gemacht alle / die vom Teu­fel vberweldiget waren / denn Gott war mit jm. 39Vnd wir ſind Zeugen alles / das er ge­than hat im Jü­di­ſchen­lan­de vnd zu Je­ru­ſa­lem. Den haben ſie ge­töd­tet / vnd an ein Holtz gehangen.

 

40DEnſelbigen hat Gott auff­er­we­cket am dritten ta­ge / vnd jn la­ſſen offenbar wer­den / 41Nicht allem Volck / Son­dern vns / den vorerweleten Zeugen von Gott / die wir mit jm geſſen vnd getruncken haben / nach dem er auff­er­ſtan­den iſt von den Todten. 42Vnd er hat vns geboten / zu predigen dem Volck / vnd zeugen / Das Er iſt verordenet von Gott ein Richter der Lebendigen vnd der Todten. 43Von die­ſem zeugen alle Propheten / Das durch ſei­nen Namen / alle die an jn gleuben / vergebung der ſünde emp­fa­hen ſollen.

 

DA Petrus noch die­ſe wort redet / fiel der heilige Geiſt auff alle die dem Wort zu­hö­re­ten. 45Vnd die gleubigen aus der Be­ſchnei­tung / die mit Petro komen waren / ent­ſatz­ten ſich / Das auch auff die Heiden die gabe des heiligen Geiſtes auſgegoſſen ward / 46Denn ſie hö­re­ten / das ſie mit Zungen redeten vnd Gott hoch preiſeten. Da ant­wor­tet Petrus / 47Mag auch jemand das wa­ſſer we­ren / das die­ſe nicht getaufft wer­den / die den heiligen Geiſt empfangen haben / gleich wie auch wir? 48Vnd befalh ſie zu teuffen in dem Namen des HErrn. Da baten ſie jn / das er etliche ta­ge da bliebe.

 

 

 

 

1) Druckfehler: Torneli

Korrektur: Corneli

 

 

 
 

 

Biblia 1545

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Der Apoſteln Geſchicht / beſchrieben von S. Lucas.

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Erläuterungen siehe →Liste der Abkürzungen und Namen biblischer Bücher

 

 

 

 

Worterklärungen: Übersicht

Die folgenden Begriffe aus dem Text Apg 10 wer­den hier erläutert.

Versnummer: Luthers Wort

1: Ceſarien

1: Welſche

2: Gottſelig

3: Gesicht

3: Engel

4: fur

5: thun

6: foddern

7: Hausknecht

7: Kriegsknecht

9: Söller

11: Gefeſſe

14: HErr

14: Gemeines

15: gemein

19: Geiſt

20: zeuch

22: heiligen

37: Jüdiſcheland

37: Galilea

38: heiligen Geiſte

38: Teufel

43: gleuben

43: empfahen

45: Heiden

48: teuffen

 

Klick auf ein Wort führt zum Eintrag mit den Erklärungen.

Das vollständige Verzeichnis findet sich hier: →Das große Stilkunst.de–Wörterbuch zur Lutherbibel von 1545

 
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Aus dem Wörterbuch

Worterklärungen:
Seltene Namen, Wörter und Begriffe im Text Apg 10

Luther-Deutsch

Deutsch   |   Erläuterungen

Ceſarea
Ceſarien

Caesarea Maritima

Caesarea ist Name oder Namensteil etlicher antiker Städte. In den neutestamentlichen Erzählungen finden zwei Städte Erwähnung:

 

a) in der Apostelgeschichte: Caesarea Maritima

b) in den Evangelien: →Caesarea Philippi

 

 

Caesarea Maritima

 

Herodes der Große gründete um 22 v. Chr. die Stadt und nannte sie Caesarea zu Ehren des römischen Kaisers →Augustus (Imperator Caesar Augustus). Zur Unterscheidung von anderen gleichnamigen Städten erhielt sie den Namenszusatz Maritima, der auf ihre Lage direkt am Mittelmeer zurückgeht.

 

Nachdem im Jahr 6 n. Chr. Herodes Archelaos entmachtet wor­den war, fiel Judäa direkt unter römische Kontrolle. Die Stadt wurde Residenz der römischen Statthalter, die zunächst den Rang eines Präfekten, ab der Mitte des 1. Jahrhunderts eines Prokurators hatten.

 

In Caesarea wurde in einer Inschrift der älteste außerbiblische Nachweis der Statthalterschaft von Pontius Pilatus gefunden.

 

Ceasarea Maritima im Neuen Testament

 

Im neuen Testament wird Caesarea (Maritima) mehrfach erwähnt:

 

In der →Geschichte des römischen Hauptmanns Kornelius führt Petrus die erste Taufe eines Heiden, eines Nichtjuden, eines Unbeschnittenen durch (Apg 10). Hier begründet sich die Umsetzung des universalen Missionsbefehls. Die Verkündigung und die Taufe beschränken sicht nicht länger nur auf die jüdische Bevölkerung. Die Ausdehnung die Christentums über die Grenzen Israels und über die jüdischen Gemeinden in der Diaspora hinaus nahm in Caesarea Maritima ihren Anfang.

 

In Caesarea wohnte Phillipus, der Evangelist, einer der sieben Almosenpfleger (→Apg 21,8f.).

 

In Caesarea sagte der Prophet Agabus die Gefangenschaft des Paulus voraus (→Apg 21,10-14).

 

In Caesarea Maritima soll Paulus zwei Jahre lang unter dem römischen Statthalter Felix gefangen gewesen sein, bevor ihn sein Nachfolger, Portius Festus mit der Zustimmung des Königs Agrippa nach Rom überführen ließ (Apg 23ff.).

 

 

 

SK Version 25.09.2024  

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welſch

welsch (Adjektiv; veraltet)

wälsch (Adjektiv; veraltet)

abgeleitet vom Volksnamen Wahle (volkstümlicher Name, den der Germane seinem südlichen und westlichen Nachbarn gegeben hat: Romane, Italiener, Franzose. Das Wort bezeichnet allerdings ursprünglich den Kelten und geht auf den keltischen Volksstamm der Volcae zurück).

 

bedeutet: romanisch, italienisch, französisch.

 

Substantiviert gebraucht:

 

→Apg 10,1

 

ES war aber ein Man zu Ceſarien / mit namen Cornelius / ein Heubtman von der ſchar / die da heiſſt / die Welſche

 

Es war aber ein Mann in Cäsarea mit Namen Kornelius, ein Hauptmann von der Schar, die »die Italienische« genannt wurde.

 

 

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gottſelig

gottselig (Adj.; veraltet)

Religiöser Begriff, der die Existenz Got­tes voraussetzt:

 

fromm, des ewigen Heils teilhaftig

 

gottſelig
Vorkommen in der Lutherbibel von 1545

 

Gesamt AT Apokryphen NT
8* 0 0 8

 

* In diesem Artikel sind alle Fundstellen zitiert.

Das Wort gottselig fand insbesondere durch Luthers Verwendung in der Übersetzung des Neuen Testaments für das griechische εὐσεβῶς (fromm) Verbreitung. Er wurde im 16. Jahrhundert zu einem Begriff, der die protestantische Frömmigkeit bezeichnete.

 

Außer in 1Tim 3,6 lies Luther das Adjektiv durchweg als Hervorhebung mit einem Großbuchstaben am Anfang setzen. Dies zeigt an, dass er im Kontext des Satzes die Bedeutung unterstrichen haben wollte. So macht im Gottſelig wesen (2Tim 3,5; 2Ptr 3,11) und im Gottſelig leben (2Tim 3,12; Tit 2,12) eben genau gottselig den entscheidenen Unterschied, worauf der Leser durch die Schreibweise hingewiesen wird.

 

In Tit 2,12 ist deutlich zu sehen, worauf es Luther ankommt: In gerecht vnd Gottſelig leben legt er die Betonung auf gottselig.

 

Substantiv: →Gott­ſe­lig­keit

 

→Apg 10,2

 

Gottſelig vnd Gottfürchtig

 

fromm und gottesfürchtig

 

→1Tim 3,16

 

Vnd kündlich gros iſt das gottſelige geheimnis / Gott iſt offenbaret im Fleiſch / gerechtfertiget im Geiſt

 

→1Tim 6,6

 

ES iſt aber ein gro­ſſer gewin / wer Gottſelig iſt / vnd leſſet jm genügen.

 

→2Tim 3,5

 

Die da haben den ſchein eines Gottſeligen wesens / Aber ſei­ne krafft verleugnen ſie

 

→2Tim 3,12

 

Vnd alle / die Gottſelig leben wollen in Chriſto Jheſu / müſſen verfolgung leiden.

 

→Tit 2,12

Das wir sollen verleugnen / das vngöttliche we­ſen / vnd die weltlichen lüſten / Vnd züchtig / gerecht vnd Gottſelig leben in die­ſer welt

 

→2Petr 2,9 (Substantivierung)

Der HERR weis die Gottſeligen aus der versuchung zu erlöſen

 

→2Petr 3,11

 

SO nu das alles ſol zurgehen / wie ſolt jr denn geſchickt ſein / mit heiligem wandel vnd Gottſeligem we­ſen?

 

 

 

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Geſicht

Gesicht, das

Das Wort Gesicht umfasst zahlreiche Bedeutungen im Umfeld des Sehens, die wir hier nicht alle auflisten können.

 

Grundbedeutung: das Sehen

 

a) das Sehvermögen, die Sehkraft, der Blick, das Sehorgan, das Auge, die Augen

b) das Anschauen, der Anblick

c) das Antlitz, das Angesicht

d) das innere Sehen, der geistige Blick

e) das Hellsehen, das Sehen von ahnungsvollen Traumbildern im wachen Zustand, die Vision

u. a.

 

 

→Psalm 89,20

 

Da zumal redeſtu im Ge­ſich­te zu deinem Heiligen

 

Damals redetest du in einer Visionen zu deinem Heiligen

 

 

→Psalm 69,4

 

Jch habe mich müde geſchrien / mein Halſs iſt heiſch / Das Geſicht vergehet mir

 

Ich habe mich müde geschrien. Meine Stimme ist heiser. Mein Blick verschwimmt.

 

 

 

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Engel

Engel, der

griechisch: ἄνγελος (ángelos)

lateinisch: angelus

Übersetzung vom Hebräischen: מלאך (mal'ach)

 

(göttlicher) Bote, der

 

Engel sind Geistwesen, die im religiösen Verständnis von Gott erschaffen wurden und ihm unterstellt sind. Sie sind Teil der himmlischen Heerscharen und treten oft als Boten Got­tes auf.

 

 

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fur

a) vor (Präposition)

 

b) für (Präposition)

 

c) fuhr (Verb)

 

Die Präpositionen vor und für

 

Die beiden heutigen Wörter vor und für gehen sprachlich auf das selbe Wort zurück, was in der Lutherbibel noch gut verfolgt wer­den kann.

 

Überwiegend tritt fur in der Bedeutung vor auf und ist gleichbedeutend mit Luthers Schreibweise vor.

 

Die konkrete Bedeutung erschließt sich aus dem Textzusammenhang.

 

 

Das Verb fuhr

 

Das Wort fur kann auch das Verb fahren (Luther-Deutsch: →faren) in der 3. Person Singular Präteritum mei­nen.

 

 

fur in der Bedeutung »vor«: →Psalm 3,1

 

Ein Pſalm Dauids / Da er floh fur ſei­nem ſon Abſalom.

 

Ein Psalm Davids, [gesungen,] als er vor seinem Sohn Aschalom floh.

 

 

fur in der Bedeutung »für«: →Psalm 40,18

 

Denn ich bin Arm vnd Elend / Der HERR aber ſorget fur mich

 

Denn ich bin arm und elend. Der HERR sorgt aber für mich.

 

 

fur in der Bedeutung »fuhr«: →Psalm 18,10

 

Er neigete den Hi­mel vnd fur herab

 

Er neigte den Himmel und fuhr herab.

 

 

 

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thun

tun (Verb)

Mhd.: tuon (erweitert tuogen, tuonen)

allgemein machen, schaffen, verrichten, handeln in unterschiedlichsten Varianten und Bedeutungen

 

Formen

 

  Luther-Deutsch Deutsch
Infinitiv thun tun
Präsens ich thu ich tue
  du thuſt du tust
  er thut er tut
Präteritum ich thet ich tat
  er thet er tat
  wir theten wir taten
  jr thetet ihr tatet
  sie theten sie taten
Perfekt du haſt ge­than du hast getan
  er hat ge­than er hat getan
Plusquamperfekt er hatte ge­than er hatte getan
  er het­te ge­than er hätte getan
Imperative thu (es)! tue (es)!
  haſtu ge­than du hast getan!
 

 

→Psalm 78,12

 

FVr jren Vetern thet er Wunder in Egyp­ten­land

 

Vor ihren Vätern tat er Wunder in Ägypten

 

 

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foddern

fordern (Verb)

a) fordern, einfordern, verlangen

b) auffordern

 

foddern
Vorkommen in der Lutherbibel von 1545

 

Gesamt AT Apokryphen NT
141 61 35 45

 

 

foddern im Sinne von verlangen:

 

→Psalm 78,18

 

Vnd ver­ſuch­ten Gott in jrem her­tzen / Das ſie Speiſe fodderten fur jre Seelen.

 

Und versuchten Gott in ihren Herzen, als sie Speise forderten für ihre Seelen.

 

 

foddern im Sinne von auffordern, zu kommen:

 

→Apg 10,5

 

Vnd nu ſende Menner gen Joppen / vnd las foddern Simon / mit dem zunamen Petrus

 

EUnd nun sende Männer nach Joppe und lass Simon holen, der den Beinamen Petrus hat.

 

 

 

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Hausknecht

Hausknecht, der (veraltet)

eigentlich: Knecht im einem Hauswesen

 

a) Bediensteter, Diener, Hausangestellter, Hauswitschafter

b) Bediensteter oder Angestellter in einem Gasthof.


Heute: Hauswirtschafter, Hotelfachmann, Fach­kraft Gast­ge­wer­be

 

 

→Apg 10,7

 

Vnd da der Engel / der mit Cornelio redet / hinweg gegangen war / rieff er zween ſei­ner Hauſknechte

 

Und nachdem der Engel, der mit Kornelius geredet hatte, weg­ge­gan­gen war, rief er zwei seiner Hauswirtschafter

 

 

 

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Kriegsknecht

Kriegsknecht, der (veraltet)

 

Soldat, der

→ Mt 28,12

 

Vnd ſie ka­men zu­ſa­men mit den El­te­ſten / vnd hielten einen Rat / vnd gaben den Kriegsknechten Gelds gnug

 

Und sie trafen sich mit den Ältesten und hielten Rat, und sie gaben den Soldaten genug Geld.

 

Gemeint sind die römischen Soldaten, die von Pontius Pilatus den jüdischen Hohepriestern und Pharisäern auf deren Bitte hin zur Verfügung gestellt wurden, um das Grab Jesu zu bewachen (→ Mt 27,62-66).

 

 

 

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Söller

 

ſöller

Söller, der

von lat.: solarium, ein der Sonne ausgesetzter Ort, flaches Dach, Terasse usw.

 

Offene Plattform im Obergeschoß eines Hauses:

Dachboden, Dachterasse

 

→Apg 9,37

 

Es begab ſich aber zu der ſel­bi­gen zeit / das ſie kranck ward / vnd ſtarb. Da wuſſchen ſie die­ſelbige / vnd legten ſie auff den Söller.

 

Es begab sich aber zur selben Zeit, dass sie krank wurde und schließlich starb. Da wuschen sie die Verstorbene und bahrten sie auf der Dachterasse auf.

 

 

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Gefeſs

Gefäß, das

→Psalm 31,13

 

Jch bin wor­den wie ein zebrochen Gefeſs.

 

Ich bin ge­wor­den wie ein zebrochenes Gefäß.

 

 

 

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HErr

HErr, Adonaj

 

HErr, Kyrios

Aussehen in unseren Frakturschriften: HErr oder HErr

 

Feststehende, besondere Schreibweise Luthers (zwei Großbuchstaben, gefolgt von zwei Kleinbuchstaben), um anzuzeigen, dass sich dahinter eine Bezeichnung Got­tes (im Alten Testament) oder Jesu (im Neuen Testament) befindet.

 

 

HErr im Alten Testament

 

Luther verwendet im Alten Testament die Schreibweise HErr, wenn im hebräischen Text das Wort Adonaj (hebr. ‏אֲדֹנָי‎, pl. von Adon, Herr) anstelle des Gottesnamens steht.

 

HErr im Neuen Testament

 

Im Neuen Testament steht HErr dort, wo in den griechischen Quellen mit dem Wort kyrios (Herr, Besitzer, Gebieter) Jesus Christus als Sohn Got­tes gemeint ist.

 

 

Wichtig:

 

Davon zu unterscheiden sind die Schreibweisen →»HERR« (in Groß­buch­staben) und →»Herr« (in Kleinbuchstaben bzw. mit Großbuchstaben »H« am Anfang.

 

 

 

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gemein

gemein (Adjektiv)

a) gemeinschaftlich, mehreren zukommend,

b) üblich, ge­bräuch­lich, (allgemein) brauchbar

b) abwertend: liederlich, abstoßend

 

Das Adjektiv findet sich heute noch in unserem Wort »allgemein«.

 

 

→5Mos 20,6

 

Welcher einen Weinberg gepflantzt hat / vnd hat jn noch nicht gemein gemacht /

 

Wer einen Weinberg gepflanzt hat und hat ihn noch nicht brauchbar gemacht

 

 

→Prd 10,5

 

Es iſt ein Vnglück das ich ſa­he vn­ter der Sonnen / nem­lich / vnuerſtand der vn­ter den Gewaltigen gemein iſt /

 

Es ist ein Unglück, das ich sah unter der Sonne, nämlich Unverstand, der unter den Machthabern üblich ist.

 

 

 

SK Version 25.09.2024  

→Register

gemein

gemein (Adjektiv)

a) gemeinschaftlich, mehreren zukommend,

b) üblich, ge­bräuch­lich, (allgemein) brauchbar

b) abwertend: liederlich, abstoßend

 

Das Adjektiv findet sich heute noch in unserem Wort »allgemein«.

 

 

→5Mos 20,6

 

Welcher einen Weinberg gepflantzt hat / vnd hat jn noch nicht gemein gemacht /

 

Wer einen Weinberg gepflanzt hat und hat ihn noch nicht brauchbar gemacht

 

 

→Prd 10,5

 

Es iſt ein Vnglück das ich ſa­he vn­ter der Sonnen / nem­lich / vnuerſtand der vn­ter den Gewaltigen gemein iſt /

 

Es ist ein Unglück, das ich sah unter der Sonne, nämlich Unverstand, der unter den Machthabern üblich ist.

 

 

 

SK Version 25.09.2024  

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heilige Geiſt

heilige Geist, der

griechisch: πνεῦμα ἅγιον (pneuma hagion)

lateinisch: Spiritus Sanctus

 

Der Geist Gottes als göttliche Kraft.

 

 

Heiliger Geist im Christentum

 

Der Begriff Heiliger Geist ist heute vorbesetzt:

 

Der Heilige Geist wird als die dritte »Person« in der Trinität, in der Dreieinigkeit Gottes, verstanden. Danach ist Gott ein Wesen, das drei Personen in einer darstellt: Gott-Vater (den Schöpfer), Gott-Sohn (Jesus Christus) und Gott-Geist (Heiliger Geist). Obwohl als Person betitelt, stellt der Heilige Geist aber keine eigenständige, losgelöst von Gott existierende Gottheit dar. Vielmehr ist seine Gegenwart immer zugleich als Ge­gen­wart Got­tes (und als Gegenwart Jesu Christi; Dreieinigkeit) zu verstehen.

 

Das Gottesbild, das die Trinitätslehre zeichnet, ist ein künst­li­ches, hochgradig komplexes Konstrukt der Kir­chen­vä­ter des 4. und 5. Jahrhunderts nach Chris­tus. Es versucht, die ver­schie­de­nen Wesenheiten Got­tes in einer Person zu bündeln, wirft aber gleich­zei­tig viele neue Fra­gen auf, die jedoch dog­ma­tisch aus­ge­blen­det wer­den.

 

Mehr über die Trinitätslehre findet sich in den Ge­dan­ken­pau­sen unseres Artikels →Trinitatis

 

Luther sah die Gemeinschaftlichkeit von Gott, Jesus und Heiligem Geist, und bejahte insofern die Drei­ei­nig­keit, konnte allerdings der Dreieinigkeit in einer Person nicht zustimmen.

 

Der Ausdruck »heiliger Geist« in der Lutherbibel

 

In den Texten der Lutherbibel wird der Begriff hei­li­ger Geist ohne das gedankliche Übergebäude der Tri­ni­täts­leh­re verwendet. Hier kommt schlicht die Über­set­zung aus den grie­chi­schen und la­tei­ni­schen Quellen zum Tragen.

 

Der heilige Geist der Lutherbibel meint also nicht den Heiligen Geist der Trinitätslehre und sollte mit ihm nicht verwechselt wer­den.

 

Heiliger Geist und Geist Got­tes im Alten Testament

 

Hebräische Formen:

 

  • ŸŸŸŸŸ—œGeist: רוח (ruach, Atem, Geist, Leben, Lebenskraft)
  • Der Geist des HERRN (JHWH): יְהוָֹה  רוּחֵ (ruache jehowa)
  • Der Geist Gottes: אֶלֹהימ  רוּחֵ (ruache elohim) , das von Gott gegebene Lebensprinzip, die von Gott gegebene Lebenskraft
  • sein (Gottes) heiliger Geist: קָדְשׁוֹ   רוּחֵ (ruache qadesho)
  • Heiliger Geist: הַקֹּדֶשׁ  רוּחֵ (ruache ha-qodesh)

 

Bemerkenswert ist, dass Geist im Verbindung mit Gott immer mit Atem und Leben bzw. einer Lebenskraft gedacht ist, die die Existenz der Schöpfung (aller Lebewesen) und somit des Menschen bedingt.

 

Beipiel für Geist als Lebenskraft, die Neues erschafft, und aus der Höhe (aus dem Lebensraum Gottes) ausgegossen wird:


→Jes 32,15

 

Bis ſo lange / das vber vns ausgegoſſen wer­de der geiſt aus der Höhe. So wird denn die Wü­ſten zum Acker wer­den / vnd der Acker fur einen Wald gerechnet wer­den.

 

Der heilige Geist (Gottes) ist weder ein göttliches »Wesen« (Wesen sind körperlich existent!), noch Gott selbst. Er ist als Geist Got­tes eine göttliche Kraft, die Lebewesen brauchen, um zu leben (Grund­funk­tion der Lebenskraft), und die da­r­ü­ber hinaus in unterschiedlichen Qualitäten Natur und Menschen beleben kann.

 

Solche unterschiedlichen Qualitäten des heiligen Geistes, in denen sich diese Kraft individuell aus­drü­cken kann, sind beispielsweise in »Gaben-Listen« vermerkt (wie auch →1Kor 12,8-10), die jedoch (im Gegensatz zu kirchlichen Lehren) keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben können! Vielmehr ist der heilige Geist völlig frei. Er wirkt immer ohne unser Zutun und kann sich vom menschlichen Denken nicht bändigen lassen. Die Gegenwart des heiligen Geistes übberrascht stets neu und kann weder von Menschen allgemein noch von Kirchen formal de­fi­niert wer­den.

 

Das Attribut heilig (wenn vorhanden) macht klar, dass die her­aus­ge­stellte Qualität neben dem Le­bens­not­wen­di­gen das göttlich Vollkommene umfasst: Wer vom heiligen Geist erfüllt ist (übermäßig damit versorgt ist), besitzt eine be­son­de­re Lebenskraft; eine, die (in Abgrenzung zum Irdischen) von im religiösen Sinn göttlicher Kraft, vom Glauben, inspiriert und getragen wird.

 

 

Heiliger Geist im Neuen Testament

 

Jesus stützt sich auf die Vorstellung des heiligen Geistes aus dem Alten Testament. Er lebte im Umfeld der jüdischen Religion, nicht in dem der späteren Kir­chen­vä­ter. Die Trinitätslehre war ihm unbekannt.

 

Das Neue Testament kennt den Heiligen Geist daher in gleicher Weise wie das Alte Testament nur als Kraft Gottes.

 

Das Verständnis der neutestamentlichen Texte, die den heiligen Geist nennen, hängt davon ab, mit wel­chem Hintergrund, mit welcher Idee vom heiligen Geist die Texte gelesen und interpretiert wer­den.

 

Nach Paulus (→Rom 1,4) ist es der Geist, der heilig macht:

 

nach dem Geiſt / der da heiliget

 

Luther erläutert den Begriff Geiſt im Scholion zu Rom 1,4 so:

 

Der geiſt Got­tes iſt gegeben nach Chriſtus auf­fahrt / von da an hei­li­get er die Chri­ſten vnd ver­kle­ret Chri­ſtum in al­ler welt das er Got­tes ſon ſey mit al­ler macht / in wor­ten / wun­dern / vnd zei­chen.

 

Luthers Ausführungen an dieser Stelle sollen das neu­tes­ta­ment­li­che Verständnis stützen. Der heilige Geist nimmt im Un­ter­schied zum Alten Tes­ta­ment nun eine schwer­wie­gen­de Rolle ein. Er wird zum Mys­te­ri­um und zur Stütze in der Glau­bens­ge­mein­schaft der frü­hen Chris­ten.

 

Doch anders als Luther es hier scheinbar beschreibt, ist der Geist Gottes nicht erst mit Jesu Him­mel­fahrt in die Welt ge­kom­men. Luther wußte es sehr wohl bes­ser: Der heilige Geist war von An­fang an da­bei: →1Mos 1,2: Vnd der Geiſt Got­tes ſchwebet auff dem Waſſer (siehe Luthers Anmerkung zu diesem Vers: Geiſt [... ] dar­umb mus es den hei­li­gen Geiſt deu­ten).

 

Der »Geist« Got­tes er­mög­lich­te die Er­schaf­fung des le­ben­di­gen Men­schen: →1Mos 2,7: vnd er blies jm ein den lebendigen Odem in ſei­ne Naſen / Vnd al­ſo ward der Menſch eine lebendige Seele (Siehe oben: ŸŸŸŸŸ—œGeist: רוח (ruach, Atem, Geist, Leben, Lebenskraft). Der »Geist« Gottes, dem ersten Menschen in die Nase geblasen, erweckte den Körper aus Lehm und Ton zum Leben.

 

 

 

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zeuchen

zeuchen (Verb; veraltet)

zeucheln (Verb; veraltet)

ziehen (Verb)

ziehen (in jeglichem Sinn), zerren, raffen.

 

er zoch: er zog (3.Pers. Prä.)

 

→Psalm 40,3

 

Vnd zoch mich aus der grawſamen Gru­ben

 

Und zog mich aus der grausamen Grube

 

 

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heilig

heilig (Adjektiv)

(In Abgrenzung zum Irdischen:) göttlich vollkommen und verehrungswürdig.

 

Das Adjektiv kommt häufig vor in den Verbindungen:

 

  • heiliger Altar
  • →heiliger Berg
  • heiliger Bund
  • heilige Engel
  • →heiliger Geist
  • heiliger Gott
  • heilige Götter
  • heiliges Haus
  • heiliger Himmel
  • heilige Hütte
  • heilige Kinder
  • heiliges Land
  • heilige Leu­te
  • heiliger Mann
  • →heiliger Name
  • heiliges Öl
  • heilige Propheten
  • heiliger Rock
  • heilige Schrift
  • heilige Stadt
  • heilige Stätte
  • heiliger Tempel
  • heilige Väter

u.a.

 

 

Ort, Boden: →2Mos 3,5:

 

Er ſprach / Trit nicht herzu / zeuch deine ſchuch aus von deinen Füſſen / Denn der Ort / da du auffſteheſt / iſt ein heilig land.

 

Er [GOTT] sprach: »Komme nicht näher! Ziehe deine Schuhe aus von deinen Füßen! Denn der Boden, auf dem du stehst, ist heiliges Land.«

 

 

Tätigkeiten: →2Mos 16,23:

 

Das iſts / das der HERR geſagt hat / Morgen iſt der Sab­bath der heiligen ruge des HERRN /

 

Das ist es, was der HERR gesagt hat: »Morgen ist der Sabbat der heiligen Ruhe des HERRN

 

Gegenstände: →2Mos 28,2:

 

Vnd ſolt Aaron deinem Bruder heilige Kleider machen / die herrlich vnd ſchön ſeien.

 

Und [ihr] sollt Aaron, deinem Bruder, heilige Kleider machen, die herrlich und schön seien.

 

 

Menschen: →2Mos 19,6:

 

Vnd jr ſolt mir ein prieſterlich Königreich / vnd ein heiliges Volck ſein.

 

Und ihr sollt mir ein priesterliches Königreich und ein heiliges Volk sein.

 

 

GOTT: →Offb 4,8:

 

[...] vnd ſpra­chen / Heilig / heilig / heilig iſt der Gott der HERR / der Allmechtige / der da war / vnd der da iſt / vnd der da kompt.

 

[...] und sprachen: Heilig, heilig, heilig ist der Gott, der HERR, der Allmächtige, der da war, und der da ist, und kommt und da sein wird.

 

 

 

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Jüdiſche­land

 

Jüdiſchen­land

jüdische Land, das

jüdisches Land (Judäa).

 

Jüdiſcheland, Jüdiſchenland
Vorkommen in der Lutherbibel von 1545

 

Gesamt AT Apokryphen NT
22 4 2 16

 

Die Bezeichnung »jüdisches Land« meint Judäa in Abgrenzung zu anderen Landesteilen Palästinas (das nördliche Galiläa und das Ostjordanland).

 

Insbesondere zur Zeit Jesu stan­den die­se Ge­bie­te un­ter vers­chie­de­nen Herr­schern und wa­ren recht­lich von­ein­an­der ge­trennt. Ent­spre­chend häu­fig kommt der Be­griff im Neu­en Tes­ta­ment und dort in den Evan­ge­lien vor (dreizehnmal).

 

Mehr zu Judäa im Artikel →Juda.

 

 

→ Mt 2,1

 

DA Jheſus geborn war zu Beth­le­hem / im Jü­di­ſchen­lan­de zur zeit des kö­ni­ges Herodis / [...]

 

Als Jesus geboren war in Betlehem, im jüdischen Land, zur Zeit des Königs Herodes [...]

 

 

 

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Galilea

 

Gali­le­iſches land

Galiläa (Name)

hebräisch: ‏הגליל(haGalil)

griechisch: Γαλιλαία (Galilaia)

lateinisch: Galilaea

 

Nördlicher Teil Palästinas mit einer wechselhaften Geschichte, in der dort verschiedene, nicht-jüdische Be­völ­ke­rungs­grup­pen sesshaft waren. Herodes der Große konnte Galiläa schließlich in sein Reich einverleiben. Nach seinem Tod im Jahr 4 v. Chr. wurde von Kaiser Augustus Herodes Antipas, ein Sohn von Herodes dem Großen, als Gebietsfürst (Vierfürst; Tetrach) eingesetzt, der über Galiläa und Peräa bis zu seiner Absetzung im Jahr 39 n. Chr. herrschte.

 

Das Gebiet, in dem Jesus lebte und wirkte

 

Galiläa ist das Gebiet, in dem sich die meisten Jesus-Ge­schich­ten von Jesu Kindheit bis zu seiner Reise nach Jerusalem abspielten. Dort befinden sich die aus den Geschichten bekannten Orte, wie die Städte Nazaret und Kapernaum sowie der See Genezareth.

 

Herodes Antipas war kein Despot und er war längst nicht so machtgierig wie sein Va­ter oder wie sein Bruder Herodes Archelaos, der über Samaria und Judäa von 4 v. Chr. bis 6 n. Chr. herrschte. Dies gab dem erwachsenen Jesus den nötigen Freiraum für sein öffentliches Auftreten und war wohl einer der Gründe, warum er das Herrschaftsgebiet des Herodes Antipas nicht verließ, bestenfalls noch die westlichen Gebiete des Herodes Phillipos östlich des Jordans bereiste (Caesarea Phillipi, Dekapolis).

 

Judäa, mit den Gebieten Samaria, Judäa und Idumäa, war ab 6 n. Chr. direkte römische Provinz und un­ter­stand dem römischen Präfekten. Dort herrschten die Hohepriester (wie Hannas und Kajafas), die für alle jüdischen Angelegenheiten mit der Duldung Roms zuständig waren. Sie waren für Jesus, seine religiösen Ansichten und sein Wirken in der Bevölkerung gefährliche Gegenspieler.

 

Vgl. dazu unsere Karten

a) Palästina zwischen 20 v. Chr. und 4 v. Chr.

b) Palästina zwischen 4 v. Chr. und 6 n. Chr.

 

 

 

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heilige Geiſt

heilige Geist, der

griechisch: πνεῦμα ἅγιον (pneuma hagion)

lateinisch: Spiritus Sanctus

 

Der Geist Gottes als göttliche Kraft.

 

 

Heiliger Geist im Christentum

 

Der Begriff Heiliger Geist ist heute vorbesetzt:

 

Der Heilige Geist wird als die dritte »Person« in der Trinität, in der Dreieinigkeit Gottes, verstanden. Danach ist Gott ein Wesen, das drei Personen in einer darstellt: Gott-Vater (den Schöpfer), Gott-Sohn (Jesus Christus) und Gott-Geist (Heiliger Geist). Obwohl als Person betitelt, stellt der Heilige Geist aber keine eigenständige, losgelöst von Gott existierende Gottheit dar. Vielmehr ist seine Gegenwart immer zugleich als Ge­gen­wart Got­tes (und als Gegenwart Jesu Christi; Dreieinigkeit) zu verstehen.

 

Das Gottesbild, das die Trinitätslehre zeichnet, ist ein künst­li­ches, hochgradig komplexes Konstrukt der Kir­chen­vä­ter des 4. und 5. Jahrhunderts nach Chris­tus. Es versucht, die ver­schie­de­nen Wesenheiten Got­tes in einer Person zu bündeln, wirft aber gleich­zei­tig viele neue Fra­gen auf, die jedoch dog­ma­tisch aus­ge­blen­det wer­den.

 

Mehr über die Trinitätslehre findet sich in den Ge­dan­ken­pau­sen unseres Artikels →Trinitatis

 

Luther sah die Gemeinschaftlichkeit von Gott, Jesus und Heiligem Geist, und bejahte insofern die Drei­ei­nig­keit, konnte allerdings der Dreieinigkeit in einer Person nicht zustimmen.

 

Der Ausdruck »heiliger Geist« in der Lutherbibel

 

In den Texten der Lutherbibel wird der Begriff hei­li­ger Geist ohne das gedankliche Übergebäude der Tri­ni­täts­leh­re verwendet. Hier kommt schlicht die Über­set­zung aus den grie­chi­schen und la­tei­ni­schen Quellen zum Tragen.

 

Der heilige Geist der Lutherbibel meint also nicht den Heiligen Geist der Trinitätslehre und sollte mit ihm nicht verwechselt wer­den.

 

Heiliger Geist und Geist Got­tes im Alten Testament

 

Hebräische Formen:

 

  • ŸŸŸŸŸ—œGeist: רוח (ruach, Atem, Geist, Leben, Lebenskraft)
  • Der Geist des HERRN (JHWH): יְהוָֹה  רוּחֵ (ruache jehowa)
  • Der Geist Gottes: אֶלֹהימ  רוּחֵ (ruache elohim) , das von Gott gegebene Lebensprinzip, die von Gott gegebene Lebenskraft
  • sein (Gottes) heiliger Geist: קָדְשׁוֹ   רוּחֵ (ruache qadesho)
  • Heiliger Geist: הַקֹּדֶשׁ  רוּחֵ (ruache ha-qodesh)

 

Bemerkenswert ist, dass Geist im Verbindung mit Gott immer mit Atem und Leben bzw. einer Lebenskraft gedacht ist, die die Existenz der Schöpfung (aller Lebewesen) und somit des Menschen bedingt.

 

Beipiel für Geist als Lebenskraft, die Neues erschafft, und aus der Höhe (aus dem Lebensraum Gottes) ausgegossen wird:


→Jes 32,15

 

Bis ſo lange / das vber vns ausgegoſſen wer­de der geiſt aus der Höhe. So wird denn die Wü­ſten zum Acker wer­den / vnd der Acker fur einen Wald gerechnet wer­den.

 

Der heilige Geist (Gottes) ist weder ein göttliches »Wesen« (Wesen sind körperlich existent!), noch Gott selbst. Er ist als Geist Got­tes eine göttliche Kraft, die Lebewesen brauchen, um zu leben (Grund­funk­tion der Lebenskraft), und die da­r­ü­ber hinaus in unterschiedlichen Qualitäten Natur und Menschen beleben kann.

 

Solche unterschiedlichen Qualitäten des heiligen Geistes, in denen sich diese Kraft individuell aus­drü­cken kann, sind beispielsweise in »Gaben-Listen« vermerkt (wie auch →1Kor 12,8-10), die jedoch (im Gegensatz zu kirchlichen Lehren) keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben können! Vielmehr ist der heilige Geist völlig frei. Er wirkt immer ohne unser Zutun und kann sich vom menschlichen Denken nicht bändigen lassen. Die Gegenwart des heiligen Geistes übberrascht stets neu und kann weder von Menschen allgemein noch von Kirchen formal de­fi­niert wer­den.

 

Das Attribut heilig (wenn vorhanden) macht klar, dass die her­aus­ge­stellte Qualität neben dem Le­bens­not­wen­di­gen das göttlich Vollkommene umfasst: Wer vom heiligen Geist erfüllt ist (übermäßig damit versorgt ist), besitzt eine be­son­de­re Lebenskraft; eine, die (in Abgrenzung zum Irdischen) von im religiösen Sinn göttlicher Kraft, vom Glauben, inspiriert und getragen wird.

 

 

Heiliger Geist im Neuen Testament

 

Jesus stützt sich auf die Vorstellung des heiligen Geistes aus dem Alten Testament. Er lebte im Umfeld der jüdischen Religion, nicht in dem der späteren Kir­chen­vä­ter. Die Trinitätslehre war ihm unbekannt.

 

Das Neue Testament kennt den Heiligen Geist daher in gleicher Weise wie das Alte Testament nur als Kraft Gottes.

 

Das Verständnis der neutestamentlichen Texte, die den heiligen Geist nennen, hängt davon ab, mit wel­chem Hintergrund, mit welcher Idee vom heiligen Geist die Texte gelesen und interpretiert wer­den.

 

Nach Paulus (→Rom 1,4) ist es der Geist, der heilig macht:

 

nach dem Geiſt / der da heiliget

 

Luther erläutert den Begriff Geiſt im Scholion zu Rom 1,4 so:

 

Der geiſt Got­tes iſt gegeben nach Chriſtus auf­fahrt / von da an hei­li­get er die Chri­ſten vnd ver­kle­ret Chri­ſtum in al­ler welt das er Got­tes ſon ſey mit al­ler macht / in wor­ten / wun­dern / vnd zei­chen.

 

Luthers Ausführungen an dieser Stelle sollen das neu­tes­ta­ment­li­che Verständnis stützen. Der heilige Geist nimmt im Un­ter­schied zum Alten Tes­ta­ment nun eine schwer­wie­gen­de Rolle ein. Er wird zum Mys­te­ri­um und zur Stütze in der Glau­bens­ge­mein­schaft der frü­hen Chris­ten.

 

Doch anders als Luther es hier scheinbar beschreibt, ist der Geist Gottes nicht erst mit Jesu Him­mel­fahrt in die Welt ge­kom­men. Luther wußte es sehr wohl bes­ser: Der heilige Geist war von An­fang an da­bei: →1Mos 1,2: Vnd der Geiſt Got­tes ſchwebet auff dem Waſſer (siehe Luthers Anmerkung zu diesem Vers: Geiſt [... ] dar­umb mus es den hei­li­gen Geiſt deu­ten).

 

Der »Geist« Got­tes er­mög­lich­te die Er­schaf­fung des le­ben­di­gen Men­schen: →1Mos 2,7: vnd er blies jm ein den lebendigen Odem in ſei­ne Naſen / Vnd al­ſo ward der Menſch eine lebendige Seele (Siehe oben: ŸŸŸŸŸ—œGeist: רוח (ruach, Atem, Geist, Leben, Lebenskraft). Der »Geist« Gottes, dem ersten Menschen in die Nase geblasen, erweckte den Körper aus Lehm und Ton zum Leben.

 

 

 

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Teufel

 

Teuffel

Teufel, der

Teufel
Vorkommen in der Lutherbibel von 1545

 

Gesamt AT Apokryphen NT
166 41 8 117

Teuffel
Vorkommen in der Lutherbibel von 1545

 

Gesamt AT Apokryphen NT
15 8 0 7

abgeleitet aus dem griechischen διάβολος (diabolos): Verleumder, Widersacher

 

Das Wort Teufel meint u. a. eine böse, boshafte Person, einen bösen Feind, einen Widersacher oder einen bösen Geist.

 

Das Wort Teufel im AT

 

Im Alten Testament (ohne Apokryphen) kommt das Wort Teufel nur einmal vor: in →Psalm 106,37. Alle übrigen Vorkommen (45 mal) finden sich ausschließlich in Luthers Vorreden und im Scholion (Luthers Anmerkungen) zu den biblischen Büchern und Texten.

 

Luthers Wort Teufel in Psalm 106,37:

 

hebräisch (Hebraica): שֵׁר (šed), pl. שֵׁרִים (šediym), Götze

lateinisch (Vulgata): daemon, Dämon, böser Geist

griechisch (Septuaginta): δαιμων (daimon), Dämon, böser Geist

 

Lutherbibel von 1545: Teufel

Lutherbibel von 1964/1984: böse Geister

Lutherbibel von 2017: Dämonen

 

Das Wort Teufel im NT

 

Im Neuen Testament findet sich das Wort Teufel im Text der Bücher und Briefe gleich 99 mal, davon allein in den vier Evangelien 74 mal. In den Vorreden und Anmerkungen kommt das Wort 23 mal vor.

 

Neben »Dämon, böser Geist« (lat: daemon; grc: δαιμων) übersetzt Luther »Verleumder, Widersacher« (lat: diabolus; grc: διάβολος, diabolos) mit Teufel.

 

 

Missbrauch der Teufelsidee

 

In der biblischen und kirchlichen Lehre sowie im Volks- und Aberglauben haben sich sehr konkrete, aber auch sehr unterschiedliche Bilder der Teufelsidee entwickelt.

 

Die Teufelsidee war über Jahrhunderte hinweg die ideale Projektionsfläche für alles, was böse, feindlich oder nicht heilig ist. Sie besitzt ein unbeschränkt breites Spektrum, woraus sich viele Gefahren beim Gebrauch ergeben: Menschen, die mit dem Attribut »teuflisch« belegt wer­den, erfahren die Rückprojektion des gesamten Spektrums oder großer Teile daraus, wobei der Fantasie, neue Ausprägungen, Merkmale und Erkennungszeichen zu erfinden, keine Grenzen gesetzt waren (siehe Hexenverfolgungen, Inquisition, Teufelsaustreibungen usw.).

 

Unzählige Menschen wurden und wer­den noch heute Opfer einer Idee, die ausschließlich für Machtmissbrauch unterschiedlichster Art verwendet wurde und nach wie vor verwendet wird.

 

Wir raten daher drin­gend davon ab, den Begriff »Teufel« in irgendeiner Weise, getragen durch unausgegorene, dysphemistische Teufelsideen voreilig zu interpretieren. Es führt immer zu einem Missbrauch des Gegenübers.

 

Wir empfehlen zudem, das Wort Teufel schon im Alltagsgebrauch, speziell aber in der Gemeindearbeit, nicht zu verwenden. Stattdessen kann abhängig vom Kontext auf Wörter wie böse Geister, Verleumder, Widersacher, Gegner, Götze, usw., zurückgegriffen wer­den.

 

→ Mt 7,22

 

Haben wir nicht in deinem Namen Teu­fel ausgetrieben?

 

Luther übersetzt hier den in den griechischen Urtexten stehenden Begriff δαιμόνια (Dämonen, böse Geister) bzw. das lateinische daemonia (Biblia Sacra Vulgata) mit Teufel. Dies ist an sich falsch, weil zwischen διάβολος und δαιμόνια zu unterscheiden ist. Doch es ist Absicht: So verweist es darauf, dass zu Luthers Zeiten Teufels­aus­treibungen häufig stattfanden und weit verbreitet waren. Seine Leser kannten das Wort als feststehenden Begriff.

 

Mit seiner Übersetzung »Haben wir nicht in deinem Namen Teufel ausgetrieben?« greift Luther bewusst die Praxis der Teufelsaustreibungen an. Er zielt dabei auf diejenigen, die sie rechtfertigen und praktizieren. Ihnen gilt Jesu Antwort: »Weichet alle von mir jr Vbeltheter.«

 

Dämonen mei­nen böse Geister jedweder Art, wohingegen der Teufel im Gegensatz zu Gott steht, dessen Gegenspieler er ist, und als Herrscher über ein eigenes Reich regiert.

 

Diese Ideen entspringen einer Zeit der Vielgötterei, in der sich der Gott JHWH gegen zahlreiche andere Götter auch in Israel und Judäa behaupten musste. Seine Heerscharen bildeten die Cherubim oder Engel. Der böse Feind Gottes, sein Widersacher und sein Verleumder, fand seine Personifizierung im διάβολος der Septuaginta (Weish 2,24), dem wiederum die Dämonen zur Seite standen.

 

Bis ins 1. Jahrhundert n. Chr. hinein hatte sich die Idee der Wirksamkeit böser Geister auch im jüdischen Glauben weiterentwickelt und verfestigt. So wird diese Idee zu einem wiederkehrenden Motiv speziell in den Evangelien und in den Wundergeschichten Jesu.

 

Die modernen Bibelübersetzungen, auch der Lutherbibel, verwenden den Begriff Teufel in Mt 7,22 nicht mehr. Sie übersetzen mit »böse Geister« (Lutherbibel 1964), »Dämonen« (Lutherbibel 2017, Elberfelder Bibel, Herder Bibel 1968) o. ä., Dies ist einerseits dichter am Urtext, anderseits beugt es gefährlichen Konzepten und Ideen der »Verteufelung« von Menschen und der »Teu­fels­aus­trei­bung« vor.

 

 

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gleuben

glauben (Verb)

In der Bibel tritt der Begriff bevorzugt in seiner religiösen Bedeutung auf:

 

glauben bezeichnet das Verhalten religiöser Menschen ihrem Gott gegenüber, insbesondere ausgedrückt im Vertrauen auf Got­tes Allmacht, Gerechtigkeit und Gnade, sowie im Fürwahrhalten der Glaubenslehren.

 

→Rom 1,16

 

Denn ich ſcheme mich des Euangelij von Chriſto nicht / Denn es iſt eine Krafft Got­tes / die da ſe­lig machet / alle / die daran gleuben

 

Denn ich schäme des Evengeliums von Christus nicht. Denn es ist eine Kraft Gottes, die selig macht alle, die daran glauben.

 

→Rom 4,3

 

Ab­ra­ham hat Gott gegleubet / vnd das iſt jm zur Gerechtigkeit gerechnet.

 

Ab­ra­ham hat Gott geglaubt, und das ist ihm zur Gerechtigkeit gerechnet.

 

 

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empfahen
empfehet

empfahen (Verb; veraltet)

empfangen

 

a) jmd. persönlich aufnehmen (einen Gast, Besucher)

b) eine Gabe, ein Geschenk, Lohn, Segen, einen Namen, Trost, usw. empfangen

 

Nur im Präsens gebräuchlich.

3. Pers. Singular: empfehet, empfängt.

 

→Apg 10,43

 

Von die­ſem zeu­gen alle Pro­phe­ten / Das durch ſei­nen Na­men / al­le die an jn gleu­ben / ver­ge­bung der ſün­de emp­fa­hen ſol­len.

 

Von ihm zeu­gen alle Pro­phe­ten, dass durch sei­nen Na­men al­le, die an ihn glau­ben, Ver­ge­bung der Sün­de emp­fan­gen sol­len.

 

 

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Heiden

Heiden, die

 

Heide, der

Heiden
Vorkommen in der Lutherbibel von 1545

 

Gesamt AT Apokryphen NT
684 412 120 152

Im Alten Testament nur im Plural gebräuchlich.

 

(eigtl. Völker). Im religiösen Sinn sind Heiden Menschen, die nicht an Gott glauben bzw. angehörige fremder Religionen.

 

Gemeint sind (allumfassend) Völker mit fremden Religionen und fremden Gotteskulten aus der Sicht des Sprechenden in Abgrenzung zum Volk Gottes, die anderen bzw. fremden Völker.

 

 

→1Sam 8,5

 

vnd [ſie] ſpra­chen zu jm [d. i. Samuel] / Sihe / Du biſt alt wor­den / Vnd deine Söne wandeln nicht in deinen wegen / So ſetze nu einen König vber vns / der vns richte / wie alle Hei­den haben.

 

... und sie sprachen zu Samuel: »Schau, du bist alt ge­wor­den und deine Söhne wandeln nicht auf deinen Wegen. Setze daher einen König ein, der über uns Recht spreche, so, wie ihn alle anderen Völker haben!«

 

 

Im Neuen Testament verwendet Luther das Wort auch im Singular.

 

Unsere Übersetzung »Ungläubiger« trifft es nicht ganz: Gemeint ist in den Texten eigentlichen eine Person, die einem anderen Staat angehört und daher eine andere Religion ausübt. Der Begriff »Ausländer« würde allerdings in der heutigen Zeit noch weniger passen.

 

→ Mt 18,17

 

Höret er die Gemeine nicht / So halt jn als einen Heiden vnd Zölner.

 

Hört er nicht auf die Gemeinde, dann halte ihn für einen Ungläubigen und Zöllner.

 

 

→1Tim 5,8

 

So aber jemand die ſei­nen / ſon­der­lich ſei­ne Hausgenoſſen / nicht verſorget / der hat den glauben verleugnet / vnd iſt erger denn ein Heide.

 

Wenn aber jemand die Seinen, insbesondere seine Mitbewohner, nicht versorgt, dann hat er den Glauben verleugnet, und er ist schlimmer als ein Ungläubiger.

 

 

 

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teuffen

 

teuffet

taufen (Verb)

von: teufen, in die Teufe (Tiefe) bringen, unters Wasser bringen, senken, (ein-) tauchen

 

Das Verb taufen und das daraus abgeleitete Substantiv Taufe haben sich zu festen Begriffen für den christlichen Ritus etabliert, in dem die Aufnahme des Täuflings in die christliche Gemeinschaft vollzogen wird, verbunden mit dem öffentlichen Glaubensbekenntnis des Täuflings bzw. bei Säuglingen, Kindern und Heranwachsenden seiner El­tern und Angehörigen in seiner Stellvertretung.

 

Der christliche Taufritus geht inhaltlich zurück auf die Taufe Jesu im Jordan (Mt 3,13-17), vollzogen von Johannes dem Täufer, und formal auf den Sendungs- oder Missionsbefehl in Mt 28,18-20:

 

18bMir iſt gegeben alle Gewalt im Hi­mel vnd Erden.

19Da­r­umb ge­het hin / vnd leret alle Völ­ck­er /

vnd teuffet ſie / im Namen des Vaters /

vnd des Sons /

vnd des heiligen Geiſts /

20Vnd leret ſie hal­ten alles was ich euch be­fol­hen habe.

 

 

SK Version 25.09.2024  

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Erläuterungen siehe →Das große Stilkunst.de–Wörterbuch zur Lutherbibel von 1545

 

 

Biblia 1545

Hinweise zur Stilkunst.de-Ausgabe

Erläuterungen zum Satz und zur Typografie des Bibeltextes

Der Text aus der Luther­bi­bel ist auf un­se­ren Sei­ten in An­leh­nung an das Druck­bild des Ori­gi­nals von 1545 wie­der­ge­ge­ben.

Den Sei­ten­auf­bau, die ver­wen­de­ten Schrif­ten, die Schreib­re­geln der Frak­tur­schrift und Luthers In­ten­tio­nen, mit der Ty­po­gra­fie Le­se­hil­fen be­reit­zu­stel­len, er­läu­tert dem in­ter­es­sier­ten Le­ser un­ser Ar­ti­kel »Satz und Ty­po­gra­fie der Luther­bi­bel von 1545«.

 

 

Der Bibeltext im evangelischen Kirchenjahr

In den Kirchenjahren ab 1978/1979 bis 2017/2018

PREDIGTTEXT

DAS HEILIGE OSTERFEST

→Ostermontag

Osterwoche

→Apg 10,34a.36-43

VI

 

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Sabrina

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1545
Apg
X.