Die gantze Heilige Schrifft Deudsch
D. Martin Luther, Wittenberg 1545
mit Worterklärungen
Luther-Deudſch | Deutsch
Der Text in 28 Kapiteln
Nr. | Textstelle | Abschnitt | Link zum Text |
Kapitel X. | ||
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9,32 - 12,24 |
III. DIE TATEN DES PETRUS BEGINN DER HEIDENMISSION
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1 | 10,1-48 |
Im folgenden Text sind die bezeichneten Verse hervorgehoben.
[318a]
ES war aber ein Man zu Ceſarien / mit namen e Cornelius / ein Heubtman von der ſchar / die da heiſſt / die Welſche / 2Gottſelig vnd Gottfürchtig / ſampt ſeinem gantzen Hauſe / vnd gab dem Volck viel Almoſen / vnd betet jmer zu Gott. 3Der ſahe in einem Geſichte offenbarlich / vmb die neunde ſtunde am tage / einen Engel Gottes zu jm eingehen / der ſprach zu jm / Corneli. 4Er aber ſahe jn an / erſchrack / vnd ſprach / Herr / was iſts? Er aber ſprach zu jm / Dein gebet vnd dein almoſen
Sihe dieſer Cornelius iſt ein Heide vnd vnbeſchnitten vnd on Geſetz / Vnd hat doch des künfftigen Chriſti glauben der jn leret gute werck thun / ob er wol ein Krieger iſt. Vnd wird erleucht zum glauben des erſchienen Chriſti.
[318a | 318b]
Der Apoſtel C. X.
ſind hin auff komen ins gedechtnis fur Gott. 5Vnd nu ſende Menner gen Joppen / vnd las foddern Simon / mit dem zunamen Petrus / 6welcher iſt zur herberge bey einem gerber Simon / des haus am meer ligt / Der wird dir ſagen / was du thun ſolt. 7Vnd da der Engel / der mit Cornelio redet / hinweg gegangen war / rieff er zween ſeiner Hausknechte vnd einem gottfürchtigen Kriegsknecht / von denen die auff jn warteten / 8vnd erzelet es jnen alles / vnd ſandte ſie gen Joppen.
DES andern tages / da dieſe auff dem wege waren / vnd nahe zur ſtad kamen / ſteig Petrus hin auff den Söller zu beten / vmb die ſechſte ſtund. 10Vnd als er hungerig ward / wolte er anbeiſſen. Da ſie jm aber zu bereiteten / ward er entzückt / 11Vnd ſahe den Himel auffgethan / vnd ernidder faren zu jm ein Gefeſſe / wie ein gros leinen Tuch an vier zipffel gebunden / vnd ward nidder gelaſſen auff die Erden / 12Darinnen waren allerley vierfüſſige Thier der erden / vnd wilde Thier / vnd Gewürme / vnd Vogel des Himels. 13Vnd geſchach eine ſtimme zu jm / Stehe auff Petre / ſchlachte vnd iſs. 14Petrus aber ſprach / O nein HErr / denn ich habe noch nie etwas Gemeines oder Vnreines geſſen. 15Vnd die ſtimme ſprach zum andern mal zu jm / Was Gott gereiniget hat / das mache du nicht gemein. Vnd das geſchach zu drey malen. 16Vnd das Gefeſſe ward wider auffgenomen gen Himel.
Petrus ent-
zückt etc.
ALS aber Petrus ſich in jm ſelbs bekümmert / was das Geſichte were das er geſehen hatte / Sihe / da fragten die Menner von Cornelio geſand / nach dem hauſe Simonis / vnd ſtunden an der thür / 18rieffen vnd forſcheten / Ob Simon mit dem zunamen Petrus alda zur herberg were? 19In dem aber Petrus ſich beſinnet vber dem Geſichte / ſprach der Geiſt zu jm / ſihe / die Menner ſuchen dich. 20Aber ſtehe auff / ſteig hin ab vnd zeuch mit jnen / vnd zweiuel nichts / denn ich habe ſie geſand. 21Da ſteig Petrus hin ab zu den Mennern / die von Cornelio zu jm geſand waren / vnd ſprach / Sihe / ich bins / den jr ſuchet. Was iſt die ſache / darumb jr hie ſeid? 22Sie aber ſprachen / Cornelius der Heubtman / ein frumer vnd gottfürchtiger Man / vnd gutes gerüchts bey dem gantzen Volck der Jüden / hat einen befelh empfangen vom heiligen Engel / Das er dich ſolte foddern laſſen in ſein Haus / vnd wort von dir hören. 23Da rieff er jnen hin ein vnd herberget ſie.
DES andern tages zoch Petrus aus mit jnen / vnd etliche Brüder von Joppen giengen mit jm. 24Vnd des andern tages kamen ſie ein gen Ceſarien. Cornelius aber wartet auff ſie / vnd rieff zuſamen ſeine Verwandten vnd Freunde. 25Vnd als Petrus hin ein kam / gieng jm Cornelius entgegen / vnd fiel zu ſeinen füſſen / vnd betet jn an. 26Petrus aber richtet jn auff / vnd ſprach / Stehe auff / ich bin auch ein Menſch. 27Vnd als er ſich mit jm beſprochen hatte / gieng er hin ein / vnd fand jr viel / die zuſamen komen waren. 28Vnd er ſprach zu jnen / Ir wiſſet / wie es ein vngewonet ding iſt einem Jüdiſchen man / ſich zu thun oder komen zu einem Frembdlinge. Aber Gott hat mir gezeiget / keinen Menſchen gemein oder vnrein zu heiſſen / 29Darumb habe ich mich nicht gewegert zu komen / als ich bin her gefoddert. So frage ich euch nu / Warumb jr mich habt laſſen foddern?
Petrus wird
gefoddert zu Cornelio.
30COrnelius ſprach / Ich habe vier tage gefaſtet bis an dieſe ſtunde / vnd vmb die neunde ſtunde betet ich in meinem hauſe / Vnd ſihe / da trat ein Man fur mir in einem hellen Kleid / 31vnd ſprach / Torneli / dein Gebet iſt erhöret / vnd deiner Almoſen iſt gedacht worden fur Gott. 32So ſende nu gen Joppen / vnd las her ruffen einen Simon / mit dem zunamen Petrus (welcher iſt zur herberge in dem hauſe des gerbers Simon / an dem meer) der wird dir / wenn er kompt / ſagen. 33Da ſandte ich von ſtund an zu dir / Vnd du haſt wol gethan / das du komen biſt. Nu ſind wir alle hie gegenwertig fur Gott / zu hören alles / was dir von Gott befolhen iſt.
[318b | 319a]
Geẛcĥicĥte. C․ X.
CCCXIX.
PEtrus aber that ſeinen Mund auff / vnd ſprach / Nu erfare ich mit der warheit / das Gott die Perſon nicht anſihet / 35Sondern in allerley Volck / wer jn fürchtet vnd recht thut / der iſt jm angeneme.
Petrus pre-
digt Cornelio.
36IR wiſſet wol von der predigt / die Gott zu den kindern Iſrael geſand hat vnd verkündigen laſſen den Friede / durch Jheſum Chriſtum (welcher iſt ein HErr vber alles) 37Die durchs gantze Jüdiſcheland geſchehen iſt / vnd angangen in Galilea nach der tauffe / die Johannes predigete / 38Wie Gott den ſelbigen Jheſum von Nazareth geſalbet hat mit dem heiligen Geiſte vnd krafft / Der vmbher gezogen iſt / vnd hat wolgethan vnd geſund gemacht alle / die vom Teufel vberweldiget waren / denn Gott war mit jm. 39Vnd wir ſind Zeugen alles / das er gethan hat im Jüdiſchenlande vnd zu Jeruſalem. Den haben ſie getödtet / vnd an ein Holtz gehangen.
40DEnſelbigen hat Gott aufferwecket am dritten tage / vnd jn laſſen offenbar werden / 41Nicht allem Volck / Sondern vns / den vorerweleten Zeugen von Gott / die wir mit jm geſſen vnd getruncken haben / nach dem er aufferſtanden iſt von den Todten. 42Vnd er hat vns geboten / zu predigen dem Volck / vnd zeugen / Das Er iſt verordenet von Gott ein Richter der Lebendigen vnd der Todten. 43Von dieſem zeugen alle Propheten / Das durch ſeinen Namen / alle die an jn gleuben / vergebung der ſünde empfahen ſollen.
DA Petrus noch dieſe wort redet / fiel der heilige Geiſt auff alle die dem Wort zuhöreten. 45Vnd die gleubigen aus der Beſchneitung / die mit Petro komen waren / entſatzten ſich / Das auch auff die Heiden die gabe des heiligen Geiſtes auſgegoſſen ward / 46Denn ſie höreten / das ſie mit Zungen redeten vnd Gott hoch preiſeten. Da antwortet Petrus / 47Mag auch jemand das waſſer weren / das dieſe nicht getaufft werden / die den heiligen Geiſt empfangen haben / gleich wie auch wir? 48Vnd befalh ſie zu teuffen in dem Namen des HErrn. Da baten ſie jn / das er etliche tage da bliebe.
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1) Druckfehler: Torneli
Korrektur: Corneli
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Kürzel | Bezeichnung in Luthers Biblia 1545 | Moderne Bibel | Kürzel |
Ac. | Der Apoſteln Geſchicht / beſchrieben von S. Lucas.Biblia Vulgata: | Die Apostelgeschichte des Lukas Apostelgeschichte | Apg Apg Apg |
Erläuterungen siehe Liste der Abkürzungen und Namen biblischer Bücher | |||
Die folgenden Begriffe aus dem Text Apg 10 werden hier erläutert.
Versnummer: Luthers Wort | |||
1: Ceſarien | 1: Welſche | 2: Gottſelig | |
3: Gesicht | 3: Engel | 4: fur | |
5: thun | 6: foddern | 7: Hausknecht | |
7: Kriegsknecht | 9: Söller | 11: Gefeſſe | |
14: HErr | 14: Gemeines | 15: gemein | |
19: Geiſt | 20: zeuch | 22: heiligen | |
37: Jüdiſcheland | 37: Galilea | 38: heiligen Geiſte | |
38: Teufel | 43: gleuben | 43: empfahen | |
45: Heiden | 48: teuffen | ||
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Luther-Deutsch | Deutsch | Erläuterungen | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
CeſareaCeſarien | Caesarea Maritima Caesarea ist Name oder Namensteil etlicher antiker Städte. In den neutestamentlichen Erzählungen finden zwei Städte Erwähnung:
a) in der Apostelgeschichte: Caesarea Maritima b) in den Evangelien: Caesarea Philippi
Caesarea Maritima
Herodes der Große gründete um 22 v. Chr. die Stadt und nannte sie Caesarea zu Ehren des römischen Kaisers Augustus (Imperator Caesar Augustus). Zur Unterscheidung von anderen gleichnamigen Städten erhielt sie den Namenszusatz Maritima, der auf ihre Lage direkt am Mittelmeer zurückgeht.
Nachdem im Jahr 6 n. Chr. Herodes Archelaos entmachtet worden war, fiel Judäa direkt unter römische Kontrolle. Die Stadt wurde Residenz der römischen Statthalter, die zunächst den Rang eines Präfekten, ab der Mitte des 1. Jahrhunderts eines Prokurators hatten.
In Caesarea wurde in einer Inschrift der älteste außerbiblische Nachweis der Statthalterschaft von Pontius Pilatus gefunden.
Ceasarea Maritima im Neuen Testament
Im neuen Testament wird Caesarea (Maritima) mehrfach erwähnt:
In der Geschichte des römischen Hauptmanns Kornelius führt Petrus die erste Taufe eines Heiden, eines Nichtjuden, eines Unbeschnittenen durch (Apg 10). Hier begründet sich die Umsetzung des universalen Missionsbefehls. Die Verkündigung und die Taufe beschränken sicht nicht länger nur auf die jüdische Bevölkerung. Die Ausdehnung die Christentums über die Grenzen Israels und über die jüdischen Gemeinden in der Diaspora hinaus nahm in Caesarea Maritima ihren Anfang.
In Caesarea wohnte Phillipus, der Evangelist, einer der sieben Almosenpfleger (Apg 21,8f.).
In Caesarea sagte der Prophet Agabus die Gefangenschaft des Paulus voraus (Apg 21,10-14).
In Caesarea Maritima soll Paulus zwei Jahre lang unter dem römischen Statthalter Felix gefangen gewesen sein, bevor ihn sein Nachfolger, Portius Festus mit der Zustimmung des Königs Agrippa nach Rom überführen ließ (Apg 23ff.).
SK Version 25.09.2024 ● | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
welſch | welsch (Adjektiv; veraltet) wälsch (Adjektiv; veraltet) abgeleitet vom Volksnamen Wahle (volkstümlicher Name, den der Germane seinem südlichen und westlichen Nachbarn gegeben hat: Romane, Italiener, Franzose. Das Wort bezeichnet allerdings ursprünglich den Kelten und geht auf den keltischen Volksstamm der Volcae zurück).
bedeutet: romanisch, italienisch, französisch. Substantiviert gebraucht:
ES war aber ein Man zu Ceſarien / mit namen Cornelius / ein Heubtman von der ſchar / die da heiſſt / die Welſche
Es war aber ein Mann in Cäsarea mit Namen Kornelius, ein Hauptmann von der Schar, die »die Italienische« genannt wurde.
SK Version 25.09.2024 ● | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
gottſelig | gottselig (Adj.; veraltet) Religiöser Begriff, der die Existenz Gottes voraussetzt:
fromm, des ewigen Heils teilhaftig
gottſelig
* In diesem Artikel sind alle Fundstellen zitiert. Das Wort gottselig fand insbesondere durch Luthers Verwendung in der Übersetzung des Neuen Testaments für das griechische εὐσεβῶς (fromm) Verbreitung. Er wurde im 16. Jahrhundert zu einem Begriff, der die protestantische Frömmigkeit bezeichnete.
Außer in 1Tim 3,6 lies Luther das Adjektiv durchweg als Hervorhebung mit einem Großbuchstaben am Anfang setzen. Dies zeigt an, dass er im Kontext des Satzes die Bedeutung unterstrichen haben wollte. So macht im Gottſelig wesen (2Tim 3,5; 2Ptr 3,11) und im Gottſelig leben (2Tim 3,12; Tit 2,12) eben genau gottselig den entscheidenen Unterschied, worauf der Leser durch die Schreibweise hingewiesen wird.
In Tit 2,12 ist deutlich zu sehen, worauf es Luther ankommt: In gerecht vnd Gottſelig leben legt er die Betonung auf gottselig.
Substantiv: Gottſeligkeit
Gottſelig vnd Gottfürchtig
fromm und gottesfürchtig
Vnd kündlich gros iſt das gottſelige geheimnis / Gott iſt offenbaret im Fleiſch / gerechtfertiget im Geiſt
ES iſt aber ein groſſer gewin / wer Gottſelig iſt / vnd leſſet jm genügen.
Die da haben den ſchein eines Gottſeligen wesens / Aber ſeine krafft verleugnen ſie
Vnd alle / die Gottſelig leben wollen in Chriſto Jheſu / müſſen verfolgung leiden.
Das wir sollen verleugnen / das vngöttliche weſen / vnd die weltlichen lüſten / Vnd züchtig / gerecht vnd Gottſelig leben in dieſer welt
2Petr 2,9 (Substantivierung) Der HERR weis die Gottſeligen aus der versuchung zu erlöſen
SO nu das alles ſol zurgehen / wie ſolt jr denn geſchickt ſein / mit heiligem wandel vnd Gottſeligem weſen?
SK Version 25.09.2024 ● | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Geſicht | Gesicht, das Das Wort Gesicht umfasst zahlreiche Bedeutungen im Umfeld des Sehens, die wir hier nicht alle auflisten können.
Grundbedeutung: das Sehen
a) das Sehvermögen, die Sehkraft, der Blick, das Sehorgan, das Auge, die Augen b) das Anschauen, der Anblick c) das Antlitz, das Angesicht d) das innere Sehen, der geistige Blick e) das Hellsehen, das Sehen von ahnungsvollen Traumbildern im wachen Zustand, die Vision u. a.
Da zumal redeſtu im Geſichte zu deinem Heiligen
Damals redetest du in einer Visionen zu deinem Heiligen
Jch habe mich müde geſchrien / mein Halſs iſt heiſch / Das Geſicht vergehet mir
Ich habe mich müde geschrien. Meine Stimme ist heiser. Mein Blick verschwimmt.
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Engel | Engel, der griechisch: ἄνγελος (ángelos) lateinisch: angelus Übersetzung vom Hebräischen: מלאך (mal'ach)
(göttlicher) Bote, der
Engel sind Geistwesen, die im religiösen Verständnis von Gott erschaffen wurden und ihm unterstellt sind. Sie sind Teil der himmlischen Heerscharen und treten oft als Boten Gottes auf.
SK Version 25.09.2024 ● | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
fur | a) vor (Präposition)
b) für (Präposition)
c) fuhr (Verb)
Die Präpositionen vor und für
Die beiden heutigen Wörter vor und für gehen sprachlich auf das selbe Wort zurück, was in der Lutherbibel noch gut verfolgt werden kann.
Überwiegend tritt fur in der Bedeutung vor auf und ist gleichbedeutend mit Luthers Schreibweise vor.
Die konkrete Bedeutung erschließt sich aus dem Textzusammenhang.
Das Verb fuhr
Das Wort fur kann auch das Verb fahren (Luther-Deutsch: faren) in der 3. Person Singular Präteritum meinen.
fur in der Bedeutung »vor«: Psalm 3,1
Ein Pſalm Dauids / Da er floh fur ſeinem ſon Abſalom.
Ein Psalm Davids, [gesungen,] als er vor seinem Sohn Aschalom floh.
fur in der Bedeutung »für«: Psalm 40,18
Denn ich bin Arm vnd Elend / Der HERR aber ſorget fur mich
Denn ich bin arm und elend. Der HERR sorgt aber für mich.
fur in der Bedeutung »fuhr«: Psalm 18,10
Er neigete den Himel vnd fur herab
Er neigte den Himmel und fuhr herab.
SK Version 25.09.2024 ● | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
thun | tun (Verb) Mhd.: tuon (erweitert tuogen, tuonen) allgemein machen, schaffen, verrichten, handeln in unterschiedlichsten Varianten und Bedeutungen
Formen
FVr jren Vetern thet er Wunder in Egyptenland
Vor ihren Vätern tat er Wunder in Ägypten
SK Version 25.09.2024 ● | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
foddern | fordern (Verb) a) fordern, einfordern, verlangen b) auffordern
foddern
foddern im Sinne von verlangen:
Vnd verſuchten Gott in jrem hertzen / Das ſie Speiſe fodderten fur jre Seelen.
Und versuchten Gott in ihren Herzen, als sie Speise forderten für ihre Seelen.
foddern im Sinne von auffordern, zu kommen:
Vnd nu ſende Menner gen Joppen / vnd las foddern Simon / mit dem zunamen Petrus
EUnd nun sende Männer nach Joppe und lass Simon holen, der den Beinamen Petrus hat.
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Hausknecht | Hausknecht, der (veraltet) eigentlich: Knecht im einem Hauswesen
a) Bediensteter, Diener, Hausangestellter, Hauswitschafter b) Bediensteter oder Angestellter in einem Gasthof.
Vnd da der Engel / der mit Cornelio redet / hinweg gegangen war / rieff er zween ſeiner Hauſknechte
Und nachdem der Engel, der mit Kornelius geredet hatte, weggegangen war, rief er zwei seiner Hauswirtschafter
SK Version 25.09.2024 ● | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Kriegsknecht | Kriegsknecht, der (veraltet)
Soldat, der
Vnd ſie kamen zuſamen mit den Elteſten / vnd hielten einen Rat / vnd gaben den Kriegsknechten Gelds gnug
Und sie trafen sich mit den Ältesten und hielten Rat, und sie gaben den Soldaten genug Geld.
Gemeint sind die römischen Soldaten, die von Pontius Pilatus den jüdischen Hohepriestern und Pharisäern auf deren Bitte hin zur Verfügung gestellt wurden, um das Grab Jesu zu bewachen ( Mt 27,62-66).
SK Version 25.09.2024 ● | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Söller
ſöller | Söller, der von lat.: solarium, ein der Sonne ausgesetzter Ort, flaches Dach, Terasse usw.
Offene Plattform im Obergeschoß eines Hauses: Dachboden, Dachterasse
Es begab ſich aber zu der ſelbigen zeit / das ſie kranck ward / vnd ſtarb. Da wuſſchen ſie dieſelbige / vnd legten ſie auff den Söller.
Es begab sich aber zur selben Zeit, dass sie krank wurde und schließlich starb. Da wuschen sie die Verstorbene und bahrten sie auf der Dachterasse auf.
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Gefeſs | Gefäß, das
Jch bin worden wie ein zebrochen Gefeſs.
Ich bin geworden wie ein zebrochenes Gefäß.
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HErr | HErr, Adonaj
HErr, Kyrios Aussehen in unseren Frakturschriften: HErr oder HErr
Feststehende, besondere Schreibweise Luthers (zwei Großbuchstaben, gefolgt von zwei Kleinbuchstaben), um anzuzeigen, dass sich dahinter eine Bezeichnung Gottes (im Alten Testament) oder Jesu (im Neuen Testament) befindet.
HErr im Alten Testament
Luther verwendet im Alten Testament die Schreibweise HErr, wenn im hebräischen Text das Wort Adonaj (hebr. אֲדֹנָי, pl. von Adon, Herr) anstelle des Gottesnamens steht.
HErr im Neuen Testament
Im Neuen Testament steht HErr dort, wo in den griechischen Quellen mit dem Wort kyrios (Herr, Besitzer, Gebieter) Jesus Christus als Sohn Gottes gemeint ist.
Wichtig:
Davon zu unterscheiden sind die Schreibweisen »HERR« (in Großbuchstaben) und »Herr« (in Kleinbuchstaben bzw. mit Großbuchstaben »H« am Anfang.
SK Version 25.09.2024 ● | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
gemein | gemein (Adjektiv) a) gemeinschaftlich, mehreren zukommend, b) üblich, gebräuchlich, (allgemein) brauchbar b) abwertend: liederlich, abstoßend
Das Adjektiv findet sich heute noch in unserem Wort »allgemein«.
Welcher einen Weinberg gepflantzt hat / vnd hat jn noch nicht gemein gemacht /
Wer einen Weinberg gepflanzt hat und hat ihn noch nicht brauchbar gemacht
Es iſt ein Vnglück das ich ſahe vnter der Sonnen / nemlich / vnuerſtand der vnter den Gewaltigen gemein iſt /
Es ist ein Unglück, das ich sah unter der Sonne, nämlich Unverstand, der unter den Machthabern üblich ist.
SK Version 25.09.2024 ● | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
gemein | gemein (Adjektiv) a) gemeinschaftlich, mehreren zukommend, b) üblich, gebräuchlich, (allgemein) brauchbar b) abwertend: liederlich, abstoßend
Das Adjektiv findet sich heute noch in unserem Wort »allgemein«.
Welcher einen Weinberg gepflantzt hat / vnd hat jn noch nicht gemein gemacht /
Wer einen Weinberg gepflanzt hat und hat ihn noch nicht brauchbar gemacht
Es iſt ein Vnglück das ich ſahe vnter der Sonnen / nemlich / vnuerſtand der vnter den Gewaltigen gemein iſt /
Es ist ein Unglück, das ich sah unter der Sonne, nämlich Unverstand, der unter den Machthabern üblich ist.
SK Version 25.09.2024 ● | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
heilige Geiſt | heilige Geist, der griechisch: πνεῦμα ἅγιον (pneuma hagion) lateinisch: Spiritus Sanctus
Der Geist Gottes als göttliche Kraft.
Heiliger Geist im Christentum
Der Begriff Heiliger Geist ist heute vorbesetzt:
Der Heilige Geist wird als die dritte »Person« in der Trinität, in der Dreieinigkeit Gottes, verstanden. Danach ist Gott ein Wesen, das drei Personen in einer darstellt: Gott-Vater (den Schöpfer), Gott-Sohn (Jesus Christus) und Gott-Geist (Heiliger Geist). Obwohl als Person betitelt, stellt der Heilige Geist aber keine eigenständige, losgelöst von Gott existierende Gottheit dar. Vielmehr ist seine Gegenwart immer zugleich als Gegenwart Gottes (und als Gegenwart Jesu Christi; Dreieinigkeit) zu verstehen.
Das Gottesbild, das die Trinitätslehre zeichnet, ist ein künstliches, hochgradig komplexes Konstrukt der Kirchenväter des 4. und 5. Jahrhunderts nach Christus. Es versucht, die verschiedenen Wesenheiten Gottes in einer Person zu bündeln, wirft aber gleichzeitig viele neue Fragen auf, die jedoch dogmatisch ausgeblendet werden.
Mehr über die Trinitätslehre findet sich in den Gedankenpausen unseres Artikels Trinitatis
Luther sah die Gemeinschaftlichkeit von Gott, Jesus und Heiligem Geist, und bejahte insofern die Dreieinigkeit, konnte allerdings der Dreieinigkeit in einer Person nicht zustimmen. Der Ausdruck »heiliger Geist« in der Lutherbibel
In den Texten der Lutherbibel wird der Begriff heiliger Geist ohne das gedankliche Übergebäude der Trinitätslehre verwendet. Hier kommt schlicht die Übersetzung aus den griechischen und lateinischen Quellen zum Tragen.
Der heilige Geist der Lutherbibel meint also nicht den Heiligen Geist der Trinitätslehre und sollte mit ihm nicht verwechselt werden. Heiliger Geist und Geist Gottes im Alten Testament
Hebräische Formen:
Bemerkenswert ist, dass Geist im Verbindung mit Gott immer mit Atem und Leben bzw. einer Lebenskraft gedacht ist, die die Existenz der Schöpfung (aller Lebewesen) und somit des Menschen bedingt.
Beipiel für Geist als Lebenskraft, die Neues erschafft, und aus der Höhe (aus dem Lebensraum Gottes) ausgegossen wird:
Bis ſo lange / das vber vns ausgegoſſen werde der geiſt aus der Höhe. So wird denn die Wüſten zum Acker werden / vnd der Acker fur einen Wald gerechnet werden.
Der heilige Geist (Gottes) ist weder ein göttliches »Wesen« (Wesen sind körperlich existent!), noch Gott selbst. Er ist als Geist Gottes eine göttliche Kraft, die Lebewesen brauchen, um zu leben (Grundfunktion der Lebenskraft), und die darüber hinaus in unterschiedlichen Qualitäten Natur und Menschen beleben kann.
Solche unterschiedlichen Qualitäten des heiligen Geistes, in denen sich diese Kraft individuell ausdrücken kann, sind beispielsweise in »Gaben-Listen« vermerkt (wie auch 1Kor 12,8-10), die jedoch (im Gegensatz zu kirchlichen Lehren) keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben können! Vielmehr ist der heilige Geist völlig frei. Er wirkt immer ohne unser Zutun und kann sich vom menschlichen Denken nicht bändigen lassen. Die Gegenwart des heiligen Geistes übberrascht stets neu und kann weder von Menschen allgemein noch von Kirchen formal definiert werden.
Das Attribut heilig (wenn vorhanden) macht klar, dass die herausgestellte Qualität neben dem Lebensnotwendigen das göttlich Vollkommene umfasst: Wer vom heiligen Geist erfüllt ist (übermäßig damit versorgt ist), besitzt eine besondere Lebenskraft; eine, die (in Abgrenzung zum Irdischen) von im religiösen Sinn göttlicher Kraft, vom Glauben, inspiriert und getragen wird.
Heiliger Geist im Neuen Testament
Jesus stützt sich auf die Vorstellung des heiligen Geistes aus dem Alten Testament. Er lebte im Umfeld der jüdischen Religion, nicht in dem der späteren Kirchenväter. Die Trinitätslehre war ihm unbekannt.
Das Neue Testament kennt den Heiligen Geist daher in gleicher Weise wie das Alte Testament nur als Kraft Gottes.
Das Verständnis der neutestamentlichen Texte, die den heiligen Geist nennen, hängt davon ab, mit welchem Hintergrund, mit welcher Idee vom heiligen Geist die Texte gelesen und interpretiert werden.
Nach Paulus (Rom 1,4) ist es der Geist, der heilig macht:
nach dem Geiſt / der da heiliget
Luther erläutert den Begriff Geiſt im Scholion zu Rom 1,4 so:
Der geiſt Gottes iſt gegeben nach Chriſtus auffahrt / von da an heiliget er die Chriſten vnd verkleret Chriſtum in aller welt das er Gottes ſon ſey mit aller macht / in worten / wundern / vnd zeichen.
Luthers Ausführungen an dieser Stelle sollen das neutestamentliche Verständnis stützen. Der heilige Geist nimmt im Unterschied zum Alten Testament nun eine schwerwiegende Rolle ein. Er wird zum Mysterium und zur Stütze in der Glaubensgemeinschaft der frühen Christen.
Doch anders als Luther es hier scheinbar beschreibt, ist der Geist Gottes nicht erst mit Jesu Himmelfahrt in die Welt gekommen. Luther wußte es sehr wohl besser: Der heilige Geist war von Anfang an dabei: 1Mos 1,2: Vnd der Geiſt Gottes ſchwebet auff dem Waſſer (siehe Luthers Anmerkung zu diesem Vers: Geiſt [... ] darumb mus es den heiligen Geiſt deuten).
Der »Geist« Gottes ermöglichte die Erschaffung des lebendigen Menschen: 1Mos 2,7: vnd er blies jm ein den lebendigen Odem in ſeine Naſen / Vnd alſo ward der Menſch eine lebendige Seele (Siehe oben: Geist: רוח (ruach, Atem, Geist, Leben, Lebenskraft). Der »Geist« Gottes, dem ersten Menschen in die Nase geblasen, erweckte den Körper aus Lehm und Ton zum Leben.
SK Version 25.09.2024 ● | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
zeuchen | zeuchen (Verb; veraltet) zeucheln (Verb; veraltet) ziehen (Verb) ziehen (in jeglichem Sinn), zerren, raffen.
er zoch: er zog (3.Pers. Prä.)
Vnd zoch mich aus der grawſamen Gruben
Und zog mich aus der grausamen Grube
SK Version 25.09.2024 ● | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
heilig | heilig (Adjektiv) (In Abgrenzung zum Irdischen:) göttlich vollkommen und verehrungswürdig.
Das Adjektiv kommt häufig vor in den Verbindungen:
u.a.
Ort, Boden: 2Mos 3,5:
Er ſprach / Trit nicht herzu / zeuch deine ſchuch aus von deinen Füſſen / Denn der Ort / da du auffſteheſt / iſt ein heilig land.
Er [GOTT] sprach: »Komme nicht näher! Ziehe deine Schuhe aus von deinen Füßen! Denn der Boden, auf dem du stehst, ist heiliges Land.«
Tätigkeiten: 2Mos 16,23:
Das iſts / das der HERR geſagt hat / Morgen iſt der Sabbath der heiligen ruge des HERRN /
Das ist es, was der HERR gesagt hat: »Morgen ist der Sabbat der heiligen Ruhe des HERRN.«
Gegenstände: 2Mos 28,2:
Vnd ſolt Aaron deinem Bruder heilige Kleider machen / die herrlich vnd ſchön ſeien.
Und [ihr] sollt Aaron, deinem Bruder, heilige Kleider machen, die herrlich und schön seien.
Menschen: 2Mos 19,6:
Vnd jr ſolt mir ein prieſterlich Königreich / vnd ein heiliges Volck ſein.
Und ihr sollt mir ein priesterliches Königreich und ein heiliges Volk sein.
GOTT: Offb 4,8:
[...] vnd ſprachen / Heilig / heilig / heilig iſt der Gott der HERR / der Allmechtige / der da war / vnd der da iſt / vnd der da kompt.
[...] und sprachen: Heilig, heilig, heilig ist der Gott, der HERR, der Allmächtige, der da war, und der da ist, und kommt und da sein wird.
SK Version 25.09.2024 ● | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Jüdiſcheland
Jüdiſchenland | jüdische Land, das jüdisches Land (Judäa).
Jüdiſcheland, Jüdiſchenland
Die Bezeichnung »jüdisches Land« meint Judäa in Abgrenzung zu anderen Landesteilen Palästinas (das nördliche Galiläa und das Ostjordanland).
Insbesondere zur Zeit Jesu standen diese Gebiete unter verschiedenen Herrschern und waren rechtlich voneinander getrennt. Entsprechend häufig kommt der Begriff im Neuen Testament und dort in den Evangelien vor (dreizehnmal).
Mehr zu Judäa im Artikel Juda.
DA Jheſus geborn war zu Bethlehem / im Jüdiſchenlande zur zeit des königes Herodis / [...]
Als Jesus geboren war in Betlehem, im jüdischen Land, zur Zeit des Königs Herodes [...]
SK Version 25.09.2024 ● | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Galilea
Galileiſches land | Galiläa (Name) hebräisch: הגליל (haGalil) griechisch: Γαλιλαία (Galilaia) lateinisch: Galilaea
Nördlicher Teil Palästinas mit einer wechselhaften Geschichte, in der dort verschiedene, nicht-jüdische Bevölkerungsgruppen sesshaft waren. Herodes der Große konnte Galiläa schließlich in sein Reich einverleiben. Nach seinem Tod im Jahr 4 v. Chr. wurde von Kaiser Augustus Herodes Antipas, ein Sohn von Herodes dem Großen, als Gebietsfürst (Vierfürst; Tetrach) eingesetzt, der über Galiläa und Peräa bis zu seiner Absetzung im Jahr 39 n. Chr. herrschte. Das Gebiet, in dem Jesus lebte und wirkte
Galiläa ist das Gebiet, in dem sich die meisten Jesus-Geschichten von Jesu Kindheit bis zu seiner Reise nach Jerusalem abspielten. Dort befinden sich die aus den Geschichten bekannten Orte, wie die Städte Nazaret und Kapernaum sowie der See Genezareth.
Herodes Antipas war kein Despot und er war längst nicht so machtgierig wie sein Vater oder wie sein Bruder Herodes Archelaos, der über Samaria und Judäa von 4 v. Chr. bis 6 n. Chr. herrschte. Dies gab dem erwachsenen Jesus den nötigen Freiraum für sein öffentliches Auftreten und war wohl einer der Gründe, warum er das Herrschaftsgebiet des Herodes Antipas nicht verließ, bestenfalls noch die westlichen Gebiete des Herodes Phillipos östlich des Jordans bereiste (Caesarea Phillipi, Dekapolis).
Judäa, mit den Gebieten Samaria, Judäa und Idumäa, war ab 6 n. Chr. direkte römische Provinz und unterstand dem römischen Präfekten. Dort herrschten die Hohepriester (wie Hannas und Kajafas), die für alle jüdischen Angelegenheiten mit der Duldung Roms zuständig waren. Sie waren für Jesus, seine religiösen Ansichten und sein Wirken in der Bevölkerung gefährliche Gegenspieler.
Vgl. dazu unsere Karten a) Palästina zwischen 20 v. Chr. und 4 v. Chr. b) Palästina zwischen 4 v. Chr. und 6 n. Chr.
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heilige Geiſt | heilige Geist, der griechisch: πνεῦμα ἅγιον (pneuma hagion) lateinisch: Spiritus Sanctus
Der Geist Gottes als göttliche Kraft.
Heiliger Geist im Christentum
Der Begriff Heiliger Geist ist heute vorbesetzt:
Der Heilige Geist wird als die dritte »Person« in der Trinität, in der Dreieinigkeit Gottes, verstanden. Danach ist Gott ein Wesen, das drei Personen in einer darstellt: Gott-Vater (den Schöpfer), Gott-Sohn (Jesus Christus) und Gott-Geist (Heiliger Geist). Obwohl als Person betitelt, stellt der Heilige Geist aber keine eigenständige, losgelöst von Gott existierende Gottheit dar. Vielmehr ist seine Gegenwart immer zugleich als Gegenwart Gottes (und als Gegenwart Jesu Christi; Dreieinigkeit) zu verstehen.
Das Gottesbild, das die Trinitätslehre zeichnet, ist ein künstliches, hochgradig komplexes Konstrukt der Kirchenväter des 4. und 5. Jahrhunderts nach Christus. Es versucht, die verschiedenen Wesenheiten Gottes in einer Person zu bündeln, wirft aber gleichzeitig viele neue Fragen auf, die jedoch dogmatisch ausgeblendet werden.
Mehr über die Trinitätslehre findet sich in den Gedankenpausen unseres Artikels Trinitatis
Luther sah die Gemeinschaftlichkeit von Gott, Jesus und Heiligem Geist, und bejahte insofern die Dreieinigkeit, konnte allerdings der Dreieinigkeit in einer Person nicht zustimmen. Der Ausdruck »heiliger Geist« in der Lutherbibel
In den Texten der Lutherbibel wird der Begriff heiliger Geist ohne das gedankliche Übergebäude der Trinitätslehre verwendet. Hier kommt schlicht die Übersetzung aus den griechischen und lateinischen Quellen zum Tragen.
Der heilige Geist der Lutherbibel meint also nicht den Heiligen Geist der Trinitätslehre und sollte mit ihm nicht verwechselt werden. Heiliger Geist und Geist Gottes im Alten Testament
Hebräische Formen:
Bemerkenswert ist, dass Geist im Verbindung mit Gott immer mit Atem und Leben bzw. einer Lebenskraft gedacht ist, die die Existenz der Schöpfung (aller Lebewesen) und somit des Menschen bedingt.
Beipiel für Geist als Lebenskraft, die Neues erschafft, und aus der Höhe (aus dem Lebensraum Gottes) ausgegossen wird:
Bis ſo lange / das vber vns ausgegoſſen werde der geiſt aus der Höhe. So wird denn die Wüſten zum Acker werden / vnd der Acker fur einen Wald gerechnet werden.
Der heilige Geist (Gottes) ist weder ein göttliches »Wesen« (Wesen sind körperlich existent!), noch Gott selbst. Er ist als Geist Gottes eine göttliche Kraft, die Lebewesen brauchen, um zu leben (Grundfunktion der Lebenskraft), und die darüber hinaus in unterschiedlichen Qualitäten Natur und Menschen beleben kann.
Solche unterschiedlichen Qualitäten des heiligen Geistes, in denen sich diese Kraft individuell ausdrücken kann, sind beispielsweise in »Gaben-Listen« vermerkt (wie auch 1Kor 12,8-10), die jedoch (im Gegensatz zu kirchlichen Lehren) keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben können! Vielmehr ist der heilige Geist völlig frei. Er wirkt immer ohne unser Zutun und kann sich vom menschlichen Denken nicht bändigen lassen. Die Gegenwart des heiligen Geistes übberrascht stets neu und kann weder von Menschen allgemein noch von Kirchen formal definiert werden.
Das Attribut heilig (wenn vorhanden) macht klar, dass die herausgestellte Qualität neben dem Lebensnotwendigen das göttlich Vollkommene umfasst: Wer vom heiligen Geist erfüllt ist (übermäßig damit versorgt ist), besitzt eine besondere Lebenskraft; eine, die (in Abgrenzung zum Irdischen) von im religiösen Sinn göttlicher Kraft, vom Glauben, inspiriert und getragen wird.
Heiliger Geist im Neuen Testament
Jesus stützt sich auf die Vorstellung des heiligen Geistes aus dem Alten Testament. Er lebte im Umfeld der jüdischen Religion, nicht in dem der späteren Kirchenväter. Die Trinitätslehre war ihm unbekannt.
Das Neue Testament kennt den Heiligen Geist daher in gleicher Weise wie das Alte Testament nur als Kraft Gottes.
Das Verständnis der neutestamentlichen Texte, die den heiligen Geist nennen, hängt davon ab, mit welchem Hintergrund, mit welcher Idee vom heiligen Geist die Texte gelesen und interpretiert werden.
Nach Paulus (Rom 1,4) ist es der Geist, der heilig macht:
nach dem Geiſt / der da heiliget
Luther erläutert den Begriff Geiſt im Scholion zu Rom 1,4 so:
Der geiſt Gottes iſt gegeben nach Chriſtus auffahrt / von da an heiliget er die Chriſten vnd verkleret Chriſtum in aller welt das er Gottes ſon ſey mit aller macht / in worten / wundern / vnd zeichen.
Luthers Ausführungen an dieser Stelle sollen das neutestamentliche Verständnis stützen. Der heilige Geist nimmt im Unterschied zum Alten Testament nun eine schwerwiegende Rolle ein. Er wird zum Mysterium und zur Stütze in der Glaubensgemeinschaft der frühen Christen.
Doch anders als Luther es hier scheinbar beschreibt, ist der Geist Gottes nicht erst mit Jesu Himmelfahrt in die Welt gekommen. Luther wußte es sehr wohl besser: Der heilige Geist war von Anfang an dabei: 1Mos 1,2: Vnd der Geiſt Gottes ſchwebet auff dem Waſſer (siehe Luthers Anmerkung zu diesem Vers: Geiſt [... ] darumb mus es den heiligen Geiſt deuten).
Der »Geist« Gottes ermöglichte die Erschaffung des lebendigen Menschen: 1Mos 2,7: vnd er blies jm ein den lebendigen Odem in ſeine Naſen / Vnd alſo ward der Menſch eine lebendige Seele (Siehe oben: Geist: רוח (ruach, Atem, Geist, Leben, Lebenskraft). Der »Geist« Gottes, dem ersten Menschen in die Nase geblasen, erweckte den Körper aus Lehm und Ton zum Leben.
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Teufel
Teuffel | Teufel, der Teufel
Teuffel
abgeleitet aus dem griechischen διάβολος (diabolos): Verleumder, Widersacher
Das Wort Teufel meint u. a. eine böse, boshafte Person, einen bösen Feind, einen Widersacher oder einen bösen Geist. Das Wort Teufel im AT
Im Alten Testament (ohne Apokryphen) kommt das Wort Teufel nur einmal vor: in Psalm 106,37. Alle übrigen Vorkommen (45 mal) finden sich ausschließlich in Luthers Vorreden und im Scholion (Luthers Anmerkungen) zu den biblischen Büchern und Texten.
Luthers Wort Teufel in Psalm 106,37:
hebräisch (Hebraica): שֵׁר (šed), pl. שֵׁרִים (šediym), Götze lateinisch (Vulgata): daemon, Dämon, böser Geist griechisch (Septuaginta): δαιμων (daimon), Dämon, böser Geist
Lutherbibel von 1545: Teufel Lutherbibel von 1964/1984: böse Geister Lutherbibel von 2017: Dämonen Das Wort Teufel im NT
Im Neuen Testament findet sich das Wort Teufel im Text der Bücher und Briefe gleich 99 mal, davon allein in den vier Evangelien 74 mal. In den Vorreden und Anmerkungen kommt das Wort 23 mal vor.
Neben »Dämon, böser Geist« (lat: daemon; grc: δαιμων) übersetzt Luther »Verleumder, Widersacher« (lat: diabolus; grc: διάβολος, diabolos) mit Teufel.
Missbrauch der Teufelsidee
In der biblischen und kirchlichen Lehre sowie im Volks- und Aberglauben haben sich sehr konkrete, aber auch sehr unterschiedliche Bilder der Teufelsidee entwickelt.
Die Teufelsidee war über Jahrhunderte hinweg die ideale Projektionsfläche für alles, was böse, feindlich oder nicht heilig ist. Sie besitzt ein unbeschränkt breites Spektrum, woraus sich viele Gefahren beim Gebrauch ergeben: Menschen, die mit dem Attribut »teuflisch« belegt werden, erfahren die Rückprojektion des gesamten Spektrums oder großer Teile daraus, wobei der Fantasie, neue Ausprägungen, Merkmale und Erkennungszeichen zu erfinden, keine Grenzen gesetzt waren (siehe Hexenverfolgungen, Inquisition, Teufelsaustreibungen usw.).
Unzählige Menschen wurden und werden noch heute Opfer einer Idee, die ausschließlich für Machtmissbrauch unterschiedlichster Art verwendet wurde und nach wie vor verwendet wird.
Wir raten daher dringend davon ab, den Begriff »Teufel« in irgendeiner Weise, getragen durch unausgegorene, dysphemistische Teufelsideen voreilig zu interpretieren. Es führt immer zu einem Missbrauch des Gegenübers.
Wir empfehlen zudem, das Wort Teufel schon im Alltagsgebrauch, speziell aber in der Gemeindearbeit, nicht zu verwenden. Stattdessen kann abhängig vom Kontext auf Wörter wie böse Geister, Verleumder, Widersacher, Gegner, Götze, usw., zurückgegriffen werden.
Haben wir nicht in deinem Namen Teufel ausgetrieben?
Luther übersetzt hier den in den griechischen Urtexten stehenden Begriff δαιμόνια (Dämonen, böse Geister) bzw. das lateinische daemonia (Biblia Sacra Vulgata) mit Teufel. Dies ist an sich falsch, weil zwischen διάβολος und δαιμόνια zu unterscheiden ist. Doch es ist Absicht: So verweist es darauf, dass zu Luthers Zeiten Teufelsaustreibungen häufig stattfanden und weit verbreitet waren. Seine Leser kannten das Wort als feststehenden Begriff.
Mit seiner Übersetzung »Haben wir nicht in deinem Namen Teufel ausgetrieben?« greift Luther bewusst die Praxis der Teufelsaustreibungen an. Er zielt dabei auf diejenigen, die sie rechtfertigen und praktizieren. Ihnen gilt Jesu Antwort: »Weichet alle von mir jr Vbeltheter.« Dämonen meinen böse Geister jedweder Art, wohingegen der Teufel im Gegensatz zu Gott steht, dessen Gegenspieler er ist, und als Herrscher über ein eigenes Reich regiert.
Diese Ideen entspringen einer Zeit der Vielgötterei, in der sich der Gott JHWH gegen zahlreiche andere Götter auch in Israel und Judäa behaupten musste. Seine Heerscharen bildeten die Cherubim oder Engel. Der böse Feind Gottes, sein Widersacher und sein Verleumder, fand seine Personifizierung im διάβολος der Septuaginta (Weish 2,24), dem wiederum die Dämonen zur Seite standen.
Bis ins 1. Jahrhundert n. Chr. hinein hatte sich die Idee der Wirksamkeit böser Geister auch im jüdischen Glauben weiterentwickelt und verfestigt. So wird diese Idee zu einem wiederkehrenden Motiv speziell in den Evangelien und in den Wundergeschichten Jesu. Die modernen Bibelübersetzungen, auch der Lutherbibel, verwenden den Begriff Teufel in Mt 7,22 nicht mehr. Sie übersetzen mit »böse Geister« (Lutherbibel 1964), »Dämonen« (Lutherbibel 2017, Elberfelder Bibel, Herder Bibel 1968) o. ä., Dies ist einerseits dichter am Urtext, anderseits beugt es gefährlichen Konzepten und Ideen der »Verteufelung« von Menschen und der »Teufelsaustreibung« vor.
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gleuben | glauben (Verb) In der Bibel tritt der Begriff bevorzugt in seiner religiösen Bedeutung auf:
glauben bezeichnet das Verhalten religiöser Menschen ihrem Gott gegenüber, insbesondere ausgedrückt im Vertrauen auf Gottes Allmacht, Gerechtigkeit und Gnade, sowie im Fürwahrhalten der Glaubenslehren.
Denn ich ſcheme mich des Euangelij von Chriſto nicht / Denn es iſt eine Krafft Gottes / die da ſelig machet / alle / die daran gleuben
Denn ich schäme des Evengeliums von Christus nicht. Denn es ist eine Kraft Gottes, die selig macht alle, die daran glauben.
Abraham hat Gott gegleubet / vnd das iſt jm zur Gerechtigkeit gerechnet.
Abraham hat Gott geglaubt, und das ist ihm zur Gerechtigkeit gerechnet.
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empfahenempfehet | empfahen (Verb; veraltet) empfangen
a) jmd. persönlich aufnehmen (einen Gast, Besucher) b) eine Gabe, ein Geschenk, Lohn, Segen, einen Namen, Trost, usw. empfangen
Nur im Präsens gebräuchlich. 3. Pers. Singular: empfehet, empfängt.
Von dieſem zeugen alle Propheten / Das durch ſeinen Namen / alle die an jn gleuben / vergebung der ſünde empfahen ſollen.
Von ihm zeugen alle Propheten, dass durch seinen Namen alle, die an ihn glauben, Vergebung der Sünde empfangen sollen.
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Heiden | Heiden, die
Heide, der Heiden
Im Alten Testament nur im Plural gebräuchlich.
(eigtl. Völker). Im religiösen Sinn sind Heiden Menschen, die nicht an Gott glauben bzw. angehörige fremder Religionen.
Gemeint sind (allumfassend) Völker mit fremden Religionen und fremden Gotteskulten aus der Sicht des Sprechenden in Abgrenzung zum Volk Gottes, die anderen bzw. fremden Völker.
vnd [ſie] ſprachen zu jm [d. i. Samuel] / Sihe / Du biſt alt worden / Vnd deine Söne wandeln nicht in deinen wegen / So ſetze nu einen König vber vns / der vns richte / wie alle Heiden haben.
... und sie sprachen zu Samuel: »Schau, du bist alt geworden und deine Söhne wandeln nicht auf deinen Wegen. Setze daher einen König ein, der über uns Recht spreche, so, wie ihn alle anderen Völker haben!«
Im Neuen Testament verwendet Luther das Wort auch im Singular.
Unsere Übersetzung »Ungläubiger« trifft es nicht ganz: Gemeint ist in den Texten eigentlichen eine Person, die einem anderen Staat angehört und daher eine andere Religion ausübt. Der Begriff »Ausländer« würde allerdings in der heutigen Zeit noch weniger passen.
Höret er die Gemeine nicht / So halt jn als einen Heiden vnd Zölner.
Hört er nicht auf die Gemeinde, dann halte ihn für einen Ungläubigen und Zöllner.
So aber jemand die ſeinen / ſonderlich ſeine Hausgenoſſen / nicht verſorget / der hat den glauben verleugnet / vnd iſt erger denn ein Heide.
Wenn aber jemand die Seinen, insbesondere seine Mitbewohner, nicht versorgt, dann hat er den Glauben verleugnet, und er ist schlimmer als ein Ungläubiger.
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teuffen
teuffet | taufen (Verb) von: teufen, in die Teufe (Tiefe) bringen, unters Wasser bringen, senken, (ein-) tauchen
Das Verb taufen und das daraus abgeleitete Substantiv Taufe haben sich zu festen Begriffen für den christlichen Ritus etabliert, in dem die Aufnahme des Täuflings in die christliche Gemeinschaft vollzogen wird, verbunden mit dem öffentlichen Glaubensbekenntnis des Täuflings bzw. bei Säuglingen, Kindern und Heranwachsenden seiner Eltern und Angehörigen in seiner Stellvertretung.
Der christliche Taufritus geht inhaltlich zurück auf die Taufe Jesu im Jordan (Mt 3,13-17), vollzogen von Johannes dem Täufer, und formal auf den Sendungs- oder Missionsbefehl in Mt 28,18-20:
18bMir iſt gegeben alle Gewalt im Himel vnd Erden. 19Darumb gehet hin / vnd leret alle Völcker / vnd teuffet ſie / im Namen des Vaters / vnd des Sons / vnd des heiligen Geiſts / 20Vnd leret ſie halten alles was ich euch befolhen habe.
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Erläuterungen siehe Das große Stilkunst.de–Wörterbuch zur Lutherbibel von 1545 | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Der Text aus der Lutherbibel ist auf unseren Seiten in Anlehnung an das Druckbild des Originals von 1545 wiedergegeben.
Den Seitenaufbau, die verwendeten Schriften, die Schreibregeln der Frakturschrift und Luthers Intentionen, mit der Typografie Lesehilfen bereitzustellen, erläutert dem interessierten Leser unser Artikel »Satz und Typografie der Lutherbibel von 1545«.
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Luthers Vorrede zum Neuen Testament ist in neuen Bibelausgaben nicht mehr enthalten. Lesen Sie, was Luther seinen Lesern 1545 mit auf den Weg gegeben hatte.