Altkalendarier und Neukalendarier

Begriffserklärung

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Begriffserklärung

Orthodoxe Kirchen und ihre Kalender

Altkalendarier
und
Neukalendarier

 

1 Begriffserklärung

Die christlich-or­tho­do­xen Kirchen, die das Osterfest nach dem ju­li­a­ni­schen Ka­len­der be­rech­nen, las­sen sich in zwei Grup­pen →*1) ein­tei­len: in die Alt­ka­len­da­ri­er und in die Neu­ka­len­da­rier. →*2)

Beide Gruppen berechnen das Osterfest und alle da­von ab­hän­gi­gen be­weg­li­chen Fei­er­ta­ge ih­res Kir­chen­ka­len­ders nach dem ju­li­a­ni­schen Ka­len­der.

Die Alt­ka­len­da­ri­er berechnen auch alle übri­gen kirch­li­chen Fest­ta­ge, Fei­er­ta­ge und Ge­denk­ta­ge nach dem ju­li­a­ni­schen Ka­len­der. Sie ver­wen­den ihn durch­ge­hend.

Die Neukalendarier berechnen allerdings Weih­nach­ten und die da­von ab­hän­gi­gen Fest- und Fei­er­ta­ge so­wie die fes­ten Ge­denk­ta­ge im Jahr nach dem neo­ju­li­a­ni­schen Ka­len­der.

Der neo­ju­li­a­ni­sche Ka­len­der wurde in etlichen or­tho­do­xen Kir­chen am gre­go­ri­a­ni­schen 23. März 1924 (julianisch: 10. März 1924) ein­ge­führt.

 

2 Die Auswirkungen im Kalender

 

2.1 Das orthodoxe Weihnachtsfest – »Russische Weihnacht«

Das Weihnachtsfest und alle davon ab­hän­gi­gen Fest­ta­ge, so­wie die fes­ten Ge­denk­ta­ge (Hei­li­gen­fes­te) der Alt­ka­len­da­ri­er er­schei­nen im 21. Jahr­hun­dert nach der Um­rech­nung des ju­li­a­ni­schen Da­tums in un­se­ren Ka­len­der 13 Ta­ge spä­ter (auf­grund der ka­len­da­ri­schen Zeit­ver­schie­bung zwischen ju­li­a­ni­schen und gre­go­ri­a­ni­schen Daten).

So ist im 21. Jahrhundert der ju­li­a­ni­sche 25. De­zem­ber ei­nes Jah­res im gre­go­ri­a­ni­schen Ka­len­der der 7. Ja­nu­ar des Fol­ge­jah­res.

Vor allem durch die Medien, durch deren Be­richt­er­stat­tung über das Weih­nachts­fest in Russ­land, ist das or­tho­do­xe Weih­nachts­fest der Alt­ka­len­da­ri­er als »rus­si­sche Weih­nacht« bei uns be­kannt. Es soll­te aber nicht ver­ges­sen wer­den, dass auch in Deutsch­land vie­le Mit­bür­ger nach die­sem Ka­len­der fei­ern.

Die Neukalendarier, die diese Tage nach dem neo­ju­li­a­ni­schen Ka­len­der be­ge­hen, fei­ern sie zeit­gleich mit den west­li­chen Kir­chen, mit den evan­ge­li­schen und ka­tho­li­schen Kir­chen Deutsch­lands. Im 21. Jahr­hun­dert sind gre­go­ri­a­ni­scher Ka­len­der und neo­ju­li­a­ni­scher Ka­len­der iden­tisch.

 

2.2 Das orthodoxe Osterfest – »Griechische Ostern«

Das or­tho­do­xe Osterdatum weicht gleich we­gen zwei­er Unter­schie­de vom west­li­chen Os­ter­da­tum ab.

Beide Gruppen, Alt­ka­len­da­ri­er und Neu­ka­len­da­rier, be­rech­nen zu­nächst das Os­ter­da­tum nach dem ju­li­a­ni­schen Ka­len­der. Das er­gibt be­reits ei­nen Unter­schied zur gre­go­ri­a­ni­schen Be­rech­nung. Da­nach ist das er­mit­tel­te ju­li­a­ni­sche Da­tum in den gre­go­ri­a­ni­schen Ka­len­der zu über­füh­ren.

Anders als beim Weih­nachts­fest be­fin­det sich das Datum des or­tho­do­xen Os­ter­fes­tes da­her nicht in ei­nem fes­ten Ab­stand zum evan­ge­li­schen oder ka­tho­li­schen Oster­da­tum, son­dern in ei­nem jähr­lich wech­seln­den Ab­stand.

Obwohl das or­tho­do­xe Osterfest von allen or­tho­do­xen Kir­chen zeit­gleich be­gan­gen wird, dürf­te in Deutsch­land die Tra­di­ti­on der grie­chi­schen Ge­mein­den wahr­schein­lich am bes­ten be­kannt sein. Im­mer wie­der ist der Begriff »grie­chi­sche Os­tern« zu le­sen und zu hö­ren.

 

3 Die Zuordnung der Kirchen

An dieser Stelle führen wir über­blicks­ar­tig die or­tho­do­xen Kir­chen mit meh­re­ren Ge­mein­den in Deutsch­land auf, oh­ne ei­ne Unter­schei­dung in Teil­kir­chen zu be­rück­sich­ti­gen.

 

3.1 Altkalendarier

Zu den Alt­ka­len­da­ri­ern mit zahlreichen Gemeinden in Deutsch­land, al­so zu den Kir­chen, die ganz­jäh­rig den ju­li­a­ni­schen Ka­len­der für ih­ren Kir­chen­ka­len­der zu­grun­de­le­gen, zäh­len wir →*1):

  • die Russisch-Orthodoxe Kirche
  • die Serbisch-Orthodoxe Kirche
  • die Georgische or­tho­do­xe Kirche

 

3.2 Neukalendarier

Zu den Neukalendariern, die in Deutschland häufig vertreten sind, zählen

  • die or­tho­do­xen Kirchen Griechenlands
  • die Rumänisch-Orthodoxe Kirche
  • die Bulgarisch-Orthodoxe Kirche (neo­ju­li­a­ni­scher Ka­len­der seit 1968)
  • die christlich-or­tho­do­xe Kirche von Konstantinopel (Istanbul)

 

3.3 Die orthodoxe Kirche Finnlands

Die große Ausnahme ist die or­tho­do­xe Kir­che Finn­lands. Die­se Kir­che stell­te be­reits 1921 (vor der Ent­wick­lung des neo­ju­li­a­ni­schen Ka­len­ders) ih­ren Kir­chen­ka­len­der von ju­li­a­nisch auf gre­go­ri­a­nisch um.

Sie ist damit die einzige or­tho­do­xe Kirche, die ihre Fes­te zeit­gleich mit den west­li­chen Kir­chen und in Über­ein­stim­mung mit dem staat­lich-bür­ger­li­chen Ka­len­der be­geht.

 

Anmerkung 1:

1 Im Jahr 1054 kam es zur Abspaltung (Schisma) der grie­chisch-or­tho­do­xen Kir­che von der ka­tho­li­schen Kir­che. Bis zur Ein­füh­rung des gre­go­ri­a­ni­schen Ka­len­ders (ab dem 15.10.1582) gab es im We­sent­li­chen nur ei­nen or­tho­do­xen Kir­chen­ka­len­der, der im Ein­klang mit dem in die­ser Zeit gül­ti­gen ju­li­a­ni­schen Ka­len­der war.

Nach der Einführung des gre­go­ri­a­ni­schen Ka­len­ders hiel­ten al­le or­tho­do­xen Kir­chen bis ins Jahr 1924 (Aus­nah­me Finn­land: 1921) am ju­li­a­ni­schen Ka­len­der als Kir­chen­ka­len­der fest.

Mit der Einführung des neo­ju­li­a­ni­schen Ka­len­ders teil­ten sich die or­tho­do­xen Kir­chen in die ge­nann­ten Grup­pen Alt­ka­len­da­ri­er und Neu­ka­len­da­ri­er.

 

Anmerkung 2:

2 Wir ver­fol­gen an dieser Stelle nicht die Auf­be­rei­tung wis­sen­schaft­li­cher Sys­te­ma­ti­ken für die Er­klä­rung der Be­grif­fe und für die Zu­ord­nung der Kir­chen.

Unsere Unterscheidung dient allein dem prag­ma­ti­schen Zweck, die kirch­li­chen Fei­er­ta­ge, Fest­ta­ge und Ge­denk­ta­ge or­tho­do­xer Ge­mein­den in Deutsch­land in un­se­rem Ewi­gen Ka­len­der ab­bil­den zu kön­nen. Die Ein­tei­lung der Kir­chen in Alt­ka­len­da­ri­er und Neu­ka­len­da­rier ist da­für hin­rei­chend.

So wer­den die Russische Orthodoxe Kirche, die Ser­bi­sche Or­tho­do­xe Kir­che, die Ge­or­gi­sche Or­tho­do­xe Apos­tel­kir­che und das Pa­tri­ar­chat von Je­ru­sa­lem üb­li­cher­wei­se nicht als Alt­ka­len­da­rier be­zeich­net. Sie fol­gen aber durch­gän­gig dem ju­li­a­ni­schen Ka­len­der, fei­ern al­so nach dem Ka­len­der »al­ten Stils«. Dies er­scheint uns hin­rei­chend, um sie aus ka­len­da­ri­scher Sicht in ei­nem re­li­gi­ös-mul­ti­kul­tu­rel­len Ka­len­der wie un­se­rem Ewi­gen Ka­len­der als Alt­ka­len­da­rier zu klas­si­fi­zie­ren.

 

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Dienstag, den 7. Januar 2025.

 

Sabrina

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