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O HErr GOtt, begnadige mich !
ach, mein Heiland, vertritt mich !
Heiliger Geiſt, erbarme dich über mich armen Sünder und elenden Menſchen!
heinte dieſe Nacht und allezeit,
einiger wahrer GOtt,
hochgeliebet und gelobet in alle Ewigkeit,
Amen.
O HErr JEſu Chriſte !
du geduldiges Schlachtlämmlein,
und heiliges Sühnopfer für alle meine Sünde,
nicht allein für meine,
ſondern auf für der ganzen Welt:
dir danke ich abermals vom Grunde meines Herzens,
daß du mich an Leib und Seel',
durch deinen gnädigen Schutz,
dieſen Tag väterlich behütet haſt.
Ich bitte dich,
du wolleſt mir alle meine Sünden,
ſo ich heute dieſen Tag, aus Schwachheit meiner verderbten Natur und Anreizung des böſen Geiſtes, gethan habe, welche mein Herz und Gewiſſen ſehr beſchweren und drücken, gnädiglich verzeihen und vergeben.
Und weil ich mich nun zur Ruhe will niederlegen,
wolleſt du deine Gnadenflügel über mich ausbreiten,
und hilf,
daß ich darunter in Friede und Ruhe dieſe Nacht mit dem Leibe ſchlafe,
mit der Seele aber allezeit zu dir wache,
und deiner herrlichen Zukunft zum jüngſten Gericht wahrnehme,
und mit herzlichem Seufzen auf dich warte,
bis ich dermaleins ganz zu dir ſeliglich von hinnen fahre.
Dazu hilf mir, o treuer GOtt!
mit deinem lieben Sohne und Heiligen Geiſt!
hochgelobet in Ewigkeit,
Amen.
A uf dich, HERR ! hoffe ich,
laß mich durch deine Güte veſt bleiben.
Ich habe habe dich allezeit vor Augen,
denn du biſt mir zur Rechten,
darum werde ich wohl bleiben!
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Anmerkung 1
1 heinte: veraltet, stattdessen gebräuchlich: heute
Der Begriff »heute« bezog sich überwiegend auf den aktuellen Kalendertag. Doch ein Kalendertag beinhaltet zwei Nachthälften, die sich sprachlich unterscheiden lassen können. »heinte« meinte die am heutigen Tage kommende, die bevorstehende Nacht (zur eindeutigen Unterscheidung von der vergangenen Nachthälfte desselben Kalendertages).
In unserem modernen Sprachgebrauch meinen wir mit »heute Nacht« regelmäßig die bevorstehende, die »kommende Nacht«, fast nie die vergangene Nacht, weshalb an dieser Stelle der Ausdruck »heinte diese Nacht« mit unserem »heute Nacht« oder »kommende Nacht« gleichbedeutend ist.
Anmerkung 2
2 veſt: fest, stark. Die Schreibweise mit »f« hatte sich erst spät allgemein durchgesetzt.
Anmerkung 3
3 dermaleins: in Zukunft, irgendwann.
Der Artikel Das Gebetbüchlein von 1817 enthält in tabellarischer Form die bei uns verfügbaren Gebete aus dem Gebetbüchlein von 1817.
Hier finden Sie die Gebete für jeden Tag der Woche.
Zusätzlich erläutert der Artikel in einer kleinen Abhandlung Inhalt und Aufbau dieser Gebete.
Gebete für die Praxis evangelischer Christen
Das kleine Gebetbüchlein enthält u. a. Gebete für den Morgen und den Abend eines jeden Wochentags. Zwar ist es alt, aber dennoch an vielen Stellen zeitlos.
Unsere Übersicht verweist auf die Gebetstexte und Gebetssammlungen, die derzeit auf unseren Seiten verfügbar sind. In einer kleinen Abhandlung erklären wir, worauf es beim Beten ankommt.
Quelle der Gebetstexte :
Sammlung einiger erwecklichen Gebete, Morgens und Abends auf jeden Tag in der Woche, desgleichen beym Gottesdienst in der Kirche, sodann bey der Beichte und Communion; ferner um Glück und Segen zur Berufs-Arbeit, um Trost in Kreuz und Trübsal, wie auch bey schwerem Donnerwetter, und letztlich in Todesnöthen, fruchtbarlich zu gebrauchen.
Mit Königl. Preuß. und Churfürstl. Brandenb. allergnädiger Freyheit. Magdeburg, im Faber´schen Verlag. [1817, 1851].