Johannes 12,12-19

Das Hörbuch-Video zur Lutherbibel von 1545

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Das Hörbuch
zur Lutherbibel von 1545

 

Hörbuch-Video

Evangelium nach Johannes
12,12-19

Der Einzug in Jerusalem

vorgelesen von Reiner Makohl

 

 

 

Lesung des Evangeliums aus Johannes 12,12-19

Der Einzug in Jerusalem

Evangelium am → Palmsonntag

 

Bibeltexte: Dr. Martin Luther, Biblia, Wittenberg 1545
Aufbereitet für www.stilkunst.de: © Sabrina | Reiner D. Makohl

Sprecher: Reiner D. Makohl
Musik: ©Bluevalley, J.S.Bach, Präludium in C-Dur, Gitarre
Video: Reiner D. Makohl
©by Reiner D. Makohl | www.stilkunst.de

 

Gedanken zum Text

 

Einleitung

Der Text Johannes 12,12-19 be­schreibt den Ein­zug Je­su in Je­ru­sa­lem. Die­se Er­zäh­lung kommt in al­len vier Evan­ge­li­en vor. So ist sie auch zu fin­den in → Mt 21,1-11, in → Mk 11,1-10 und in → Lk 19,29-38.

In diesem Ab­schnitt se­hen wir, wie Je­sus tri­um­phal in Je­ru­sa­lem ein­zieht, be­glei­tet von ei­ner Men­ge, die ihn als Kö­nig be­grüßt. Die Men­schen le­gen Palm­zwei­ge auf den Weg und ru­fen »Ho­si­an­na!«, was »Hilf doch!« oder »Hilf bitte!« be­deu­tet, und sie eh­ren Je­sus als den, der kommt im Na­men des Herrn.

Dieser Ein­zug er­füllt ei­ne pro­phe­ti­sche Vor­her­sa­ge aus dem Al­ten Tes­ta­ment (→ Sacharja 9,9).

 

Der Einzug in die Stadt

Der fei­er­li­che Ein­zug ei­nes Herr­schers oder ei­ner wich­ti­gen Per­son in ei­ne Stadt war in der rö­mi­schen Welt ein Mit­tel po­li­ti­scher Pro­pa­gan­da, welt­li­cher Macht­de­mon­stra­ti­on und Eh­rung der Per­son. Der Ein­zug folg­te fest­ge­leg­ten Ri­tu­a­len. Zu Pfer­de oder auf ei­nem Streit­wa­gen traf der Er­war­te­te vor dem Stadt­tor ein. Dort wur­de er von städ­ti­schen Re­gen­ten und von Ver­tre­tern der Ober­schicht fei­er­lich emp­fan­gen. Un­ter Ju­bel­ru­fen ge­lei­te­ten Bür­ger die klei­ne Pro­zes­sion in die Stadt. Auf dem Weg wur­den Tep­pi­che, Stof­fe, Klei­dungs­stü­cke oder auch Zwei­ge vor dem Ge­ehr­ten aus­ge­brei­tet.

Sacharja 9,9 greift die­ses Wis­sen um die sehr al­ten Eh­rungs­ri­tu­a­le auf und er­klärt, dass der Mes­si­as auf ei­nem Esel in Je­ru­sa­lem ein­zie­hen wird.

Damit ist schon in die­ser alt­tes­ta­ment­li­chen Pro­phe­zei­ung be­tont, dass der Mes­si­as kein welt­li­cher Herr­scher ist, kein welt­li­cher Kai­ser, Kö­nig oder Heer­füh­rer, der sei­ne Macht­an­sprü­che mit be­waff­ne­ten Gar­den, Sol­da­ten und Ar­me­en durch­setzt. Den­noch er­schall­ten Ju­bel­ru­fe, den­noch wur­de der Weg Je­su in die Stadt mit Pal­men­zwei­gen aus­ge­klei­det.

 

Der kommende Mes­si­as

Die Israeliten wa­ren vol­ler Hoff­nung auf die Be­frei­ung von der rö­mi­schen Herr­schaft. Sie er­hoff­ten sich ins­be­son­de­re ei­nen po­li­ti­schen Be­frei­er. Ei­ni­ge ra­di­ka­le Grup­pie­run­gen er­war­te­ten so­gar ei­nen star­ken An­füh­rer, der mit bru­ta­ler Ge­walt und mit dem Schwert das Kö­nig­reich Is­ra­el be­freie.

Andere er­war­te­ten ei­nen Mes­si­as, der Wun­der voll­brin­gen konn­te. Ei­nen Mes­si­as, der nicht nur nach au­ßen wirk­te, son­dern auch un­ter den Is­ra­e­li­ten für Ge­rech­tig­keit, Frie­den und Glück sorg­te. Einen Mes­si­as, der Elend und Ar­mut be­sieg­te und dem Gott zur Sei­te stand bei allem, was er tat. Doch bis­her wa­ren bei nie­man­den Zei­chen aus­zu­ma­chen, die einen Mes­si­as er­ken­nen lie­ßen, wenn sich auch im­mer wie­der ein­zel­ne Men­schen selbst da­zu er­klär­ten.

 

Der Grund für den Jubel

Johannes er­zählt, wa­rum die Men­schen Je­sus so freu­dig be­grüß­ten. Je­ne, die da­bei wa­ren als Je­sus sei­nen Freund La­za­rus von den To­ten auf­er­weck­te, lie­fen dem Tross vo­r­aus, der von Je­sus an­ge­führt wur­de. Sie ver­brei­te­ten in der Stadt die Ge­schich­te von die­sem Wun­der und von dem Mann, mit dem Gott sein muss, wenn er sol­che Ta­ten voll­brin­gen kann. Sie sind es, die­se schier un­glaub­li­chen Ta­ten, die den Men­schen als Zei­chen da­für dien­ten, dass er, Je­sus, der lang er­sehn­te Mes­si­as sein müs­se.

Etliche von denen, die da­von hör­ten, lie­fen hi­n­aus vor die Stadt­mau­er und er­wie­sen Je­sus je­ne gro­ße Eh­re, die dem er­war­te­ten Mes­si­as zu­stand. Sie sa­hen in Je­sus den Be­frei­er und Ret­ter Is­ra­els, von dem sie ei­ne Wen­de für ihr ei­ge­nes Schick­sal in ei­nem glück­li­chen und ge­rech­ten Le­ben er­hoff­ten. Und sie be­rei­te­ten ihm ei­nen Emp­fang, wie er für ei­nen Kö­nig an­ge­mes­sen war.

Ihre Begeisterung zeigt, dass vie­le Men­schen Je­sus als den Mes­si­as er­kannt hat­ten, ob­wohl ih­re Vor­stel­lun­gen von sei­nem Kö­nig­reich viel­leicht nicht den spi­ri­tu­el­len Re­a­li­tä­ten ent­spra­chen, die Je­sus ver­kün­de­te.

 

Je­sus als Störfaktor

Die Pha­ri­sä­er sa­hen in Je­sus ei­ne Be­dro­hung für ihre Au­to­ri­tät und wa­ren be­sorgt über die öf­fent­li­che Un­ter­stüt­zung, die er er­hielt und die sich in die­sem Triumph­zug of­fen zeig­te.

Sie fürchteten, dass Je­sus ih­re ei­ge­ne Macht und Stel­lung und ihre Aus­le­gun­gen von Recht und Ge­rech­tig­keit, von Re­li­gi­on und Glau­be, von ge­sell­schaft­li­chen Nor­men und Wer­ten, ge­fähr­de.

Die Pharisäer trie­ben ih­re Sor­ge da­rü­ber pla­ka­tiv und pro­pa­gan­dis­tisch auf die Spit­ze, in­dem Sie be­haup­te­ten, dass die gan­ze Welt Je­sus fol­ge. Tat­säch­lich war das falsch. Doch sie schür­ten Ängs­te, um ihr Han­deln zu recht­fer­ti­gen.

Vor dem Tor ver­sam­mel­te sich da­mals wohl nur ei­ne klei­ne Schar von An­hän­gern und Sym­pa­thi­san­ten, da­ne­ben viel­leicht et­li­che neu­gie­ri­ge Men­schen. Aber kei­nes­wegs die ge­sam­te Stadt­be­völ­ke­rung, noch we­ni­ger »alle Welt«.

Es war eben ei­ne klei­ne De­mo für Frie­den und Ge­rech­tig­keit.

 

Die Spaltung der Gesellschaft

Mit dem Ein­zug in Je­ru­sa­lem be­ginnt die Lei­dens­wo­che Je­su. Sein tri­um­pha­ler Ein­zug in die Stadt und sein ent­wür­di­gen­des Lei­den und Ster­ben in der­sel­ben Stadt nur we­ni­ge Ta­ge da­nach ver­deut­li­chen die un­ter­schied­li­chen Re­ak­ti­o­nen der Men­schen auf sei­ne Per­son und auf sei­ne Bot­schaf­ten.

So sind An­er­ken­nung, Glau­be und Hoff­nung ei­ner­seits wie auch Ab­leh­nung, Ver­leug­nung und Ver­ur­tei­lung an­de­rer­seits stets gleich­zei­tig in der Be­völ­ke­rung, in der Ge­sell­schaft, prä­sent. Auch heute.

Und es gibt immer auch ei­ne stil­le, schwei­gen­de Men­ge. Auch da­mals gab es das al­les schon.

 

Die Botschaft an uns: Hosianna!

Nun könn­ten wir da­r­ü­ber nach­den­ken, wie wir da­mals viel­leicht re­a­giert hät­ten. In­ter­es­san­ter ist aber, wie wir heu­te auf Je­sus, auf sei­ne Per­son und auf sei­ne Leh­ren und Bot­schaf­ten re­a­gie­ren.

Begrüßen wir ju­belnd ei­nen Mes­si­as? Oder ver­ur­tei­len wir Jesus, des­sen Leh­ren die ge­sell­schafts­po­li­ti­schen Mei­nun­gen spe­ziell ei­ni­ger po­li­ti­scher Par­tei­en stören?

Klagen wir laut­hals über ei­nen, der die Macht von Men­schen ge­fähr­det, die da­nach stre­ben, an­dere al­lei­nig zu ih­rem Ei­gen­nutz zu be­herr­schen? Hö­ren wir auf Po­pu­lis­ten und Pro­pa­gan­da, die uns Angst ma­chen wol­len, dass alle Welt zu­sam­men­bricht, wenn christ­lich-ethi­sche An­sich­ten ge­äußert wer­den? Glau­ben wir Ver­füh­rern, die Ängs­te vor ge­sell­schaft­li­chen Grup­pen er­zeu­gen und stän­dig kräf­tig schü­ren, und sie so zu Op­fern von ge­sell­schafts­po­li­ti­schem Den­ken, Re­den und Han­deln ma­chen? Sind wir be­reit, in der Nach­fol­ge von macht­gie­ri­gen Ver­füh­rern Men­schen grund­los und schuld­los zu un­se­ren Op­fern und uns zu Tä­tern und Ver­bre­chern zu ma­chen?

Verurteilen wir also Wert­schät­zung, Nächs­ten­lie­be und Gleich­heit? Oder se­hen wir in Je­sus ei­nen, des­sen Leh­ren und Bot­schaf­ten uns stär­ken ge­gen die Ein­flüs­se von Ver­füh­rern, Lüg­nern, und Macht­gie­ri­gen?

Wir wissen, dass wir schwach sind.

Wäre es des­halb nicht sinn­voll, »Ho­si­an­na!« zu ru­fen: »Hilf doch!«?

Es liegt an uns, ob wir dem Ret­ter zu­ju­beln oder Ver­füh­rern, die Ängs­te schü­ren, Un­schul­di­ge zu Schul­di­gen er­klä­ren, Hass und Het­ze ver­brei­ten und Men­schen nicht ret­ten aus ihrem Leid, son­dern sie trick­reich in vol­ler Ab­sicht zu Op­fern ih­rer blin­den Gier und ihres dä­mo­ni­schen Macht­be­geh­rens machen.

 

 

Perikopen: Liturgiegeschichtliche Verwendung
Perikope Typ Tag
1531 - 1898  

Keine Verwendung an Sonntagen, Feiertagen und Gedenktagen

1899 - 1978  

Keine Verwendung an Sonntagen, Feiertagen und Gedenktagen

Lutherische Kirchen
1958-1978
 

Joh 12,12-19(20-25)

Reihe I

→ Palmsonntag

1979 - 2018  

Joh 12,12-19

Evangelium
+ Reihe IV

→ Palmsonntag

seit 2019  

Joh 12,12-19

Evangelium
+ Reihe V

→ 6. Sonntag der Passionszeit (Palmsonntag)

 

 

ÜbersichtEN der verfügbaren Hörbuch-Videos
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Hörbuch-Videos zur Biblia 1545

→Übersicht der Hörbuch-Videos

Frakturschrift ist nicht leicht zu le­sen. Die Vi­de­os zei­gen aus­ge­wähl­te Tex­te aus der Luther­bi­bel von 1545, vor­ge­le­sen von Reiner Makohl.

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Gedanken zu biblischen Texten

→Gedanken zu biblischen Texten

Un­se­re Rei­he »Ge­dan­ken zu bi­b­li­schen Tex­ten« bie­tet Tex­te und Vi­de­os mit Ge­dan­ken zu aus­ge­wähl­ten Pe­ri­ko­pen und Text­ab­schnit­ten der Bibel.

 

 

Zum Gebrauch

Die Lutherbibel von 1545 ist mit ihrem Frak­tur­zei­chen­satz nicht leicht zu le­sen. Wir bie­ten Vi­de­os, in de­nen aus­ge­wähl­te Pe­ri­ko­pen aus den Sonn- und Fei­er­tags­rei­hen vor­ge­le­sen wer­den.

Wir empfehlen, die Vi­de­os im Voll­bild­mo­dus zu ge­nie­ßen.

 

Biblia 1545

Hinweise zur Stilkunst.de-Ausgabe

Erläuterungen zum Satz und zur Typografie des Bibeltextes

Der Text aus der Luther­bi­bel ist auf un­se­ren Sei­ten in An­leh­nung an das Druck­bild des Ori­gi­nals von 1545 wie­der­ge­ge­ben.

Den Sei­ten­auf­bau, die ver­wen­de­ten Schrif­ten, die Schreib­re­geln der Frak­tur­schrift und Luthers In­ten­tio­nen, mit der Ty­po­gra­fie Le­se­hil­fen be­reit­zu­stel­len, er­läu­tert dem in­ter­es­sier­ten Le­ser un­ser Ar­ti­kel »Satz und Ty­po­gra­fie der Luther­bi­bel von 1545«.

 

 

Sabrina

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