QuickInfo
Altkirchliche Ordnung
Evangelium | Lk 16,1-12 |
Epistel | 1Kor 10,1-13 |
Lied | Nr. 384 [EG 497] |
Gottesdienstordnung |
Der 9. Sonntag nach Trinitatis in den Kirchenjahren 1543/1544 bis 1550/1551
Verweise führen zu den Kalenderblättern des jeweiligen Datums:
Alle Daten bis Donnerstag, den 4. Oktober 1582 basieren auf dem Julianischen Kalender.
Für Daten ab Freitag, den 15. Oktober 1582 gilt der heute übliche gregorianische Kalender.
Für Daten bis zum 4. Oktober 1582 gilt als Grundlage der Julianische Kalender.
überwiegend gültig in den Jahren 1530/1531 bis 1897/1898
( nach dem Evangeliumstext Lk 16,1-12 )
Lesung | Predigttext | Text |
---|---|---|
Evangelium | im Hauptgottesdienst | Lk 16,1-12 |
Epistel | im zweiten Gottesdienst | 1Kor 10,1-13 |
Erläuterungen zu den Perikopen
Mit der Reformation änderte sich die Bedeutung der Lesungen und der Predigt im Gottesdienst grundlegend. Gab es vorher keine oder nur eine sehr lose Bindung der Perikopen an die Messe, so war für Luther nun regelmäßig die Evangelienperikope Grundlage der Predigt im sonntäglichen Hauptgottesdienst (vormittags), an diesem Tag also Lk 16,1-12.
Im Fokus der Predigt stand jetzt als Teil der Verkündigung die Auslegung des Evangeliums.
Die Epistelperikope war als Predigttext empfohlen für den Gebrauch im Gottesdienst am Nachmittag bzw. Abend (siehe dazu auch Luthers Schrift Von der Ordnung des Gottesdienstes in der Gemeinde, 1523, Über den Sonntagsgottesdienst).
Die Reihe der Epistelperikopen enthielt (anders als heute) auch Texte aus dem Alten Testament. Es gab keine spezielle Reihe für Lesungen aus dem Alten Testament.
Doch die Pfarrer und Prediger waren zunächst nicht nur frei darin, einen biblischen Text für die Predigt zu wählen, sondern geradezu aufgefordert, die Predigt an den Bedürfnissen der Gemeinde und an der geübten Praxis auszurichten.
In den meisten Kirchen wurden nahezu täglich Gottesdienste geboten (die in unseren Kalendern z. Z. nicht abgebildet sind). An Sonn- und Feiertagen konnten gleich mehrere Gottesdienste und Messen stattfinden. Hier entwickelten sich Leseempfehlungen für jeden Wochentag, in Summe also für jeden Tag des Kirchenjahres.
Von Bedeutung war auch die protestantische Ausrichtung der Gebietskirche: lutherisch, reformiert (calvinistisch) und uniert. Unterschiede zeigten sich in der Liturgie und damit im Verständnis der Predigt als Teil der Verkündigung.
Luthers allgemeinen Empfehlungen in seinen Schriften folgten etwa ab 1560 vereinzelt Ansätze, eine gewisse verbindliche Textordnung für Pfarrer und Gemeinden zu gestalten. Dies geschah jedoch zaghaft und zögerlich angesichts der bestehenden Meinungsvielfalt und angesichts der Lage der Entscheidungshoheit, die nicht in der Kirche, sondern beim Landesfürsten angesiedelt war. Zunächst gab es auch keinen hinreichenden Bedarf für neue Regelungen: Gottesdienst war selbstverständlich und die Bevölkerung nahm rege teil. Doch spätestens im Zeitalter der Aufklärung, als ein deutlicher Rückgang christlichen Engagements in der Bevölkerung zu erkennen war, die Zahl der Gottesdienstbesucher stetig abnahm und etliche unterwöchige Gottesdienste und Messen gestrichen wurden, trat die Notwendigkeit deutlich hervor, das Gottesdienstverständnis und die Gottesdienste des Kirchenjahres zu überdenken.
Dies führte vielfach schon früh und speziell im 19. Jahrhundert zu zahlreichen unterschiedlichen Durchführungen, Vorschlägen und Erprobungen, bis sich 1896 die Eisenacher Konferenz als reichsweite Konferenz der deutschen Landeskirchen mit der Idee einer allgemein gültigen Textordnung beschäftigte und schließlich eine Perikopenordnung beschloss, die ab 1898/1899 allen evangelischen Landeskirchen zur Umsetzung empfohlen wurde.
Es ist derzeit an dieser Stelle nicht möglich, für die Jahre 1530/1531 bis 1898/1899 Textordnungen darzustellen, die über die altkirchlichen Perikopen für die Lesungen und Predigten hinaus gehen. Wir sind uns dabei bewusst, dass diese Perikopen regional und zeitlich begrenzt keine Bedeutung hatten.
9. Sonntag nach Trinitatis
Gültig in den Kirchenjahren bis 1897/1898
Die Leittexte aus den Evangelien und den Episteln
nach altkirchlicher Perikopenordnung
Text nach der Lutherbibel von 1545 gesetzt nach der Vorlage des Originals in Frakturschrift mit Luthers Scholion in den Marginalspalten.
Ergänzt um Verszählung und Abschnittsüberschriften.
LESUNG UND PREDIGTTEXT
Evangelium
Evangelium nach Lukas
Lk 16,1-12
Euangelium
S. Lucas.
C. XVI.
Verse 1 - 9
IHeſus ſprach aber auch zu ſeinen Jüngern Es war ein reicher Man / der hatte einen Haushalter / der ward fur jm berüchtiget / als hette er jm ſeine Güter vmbbracht. 2Vnd er foddert jn / vnd ſprach zu jm / Wie höre ich das von dir? Thu rechnung von deinem haushalten / Denn du kanſt hinfurt nicht Haushalter ſein. 3Der Haushalter ſprach bey ſich ſelbs / Was ſol ich thun? mein Herr nimpt das Ampt von mir / Graben mag ich nicht / So ſcheme ich mich zu betteln. 4Ich weis wol was ich thun wil / wenn ich nu von dem Ampt geſetzt werde / das ſie mich in jre Heuſer nemen.
5VND er rieff zu ſich alle Schüldener ſeines Herrn / vnd ſprach zu dem erſten / Wie viel biſtu meinem Herrn ſchüldig? 6Er ſprach / Hundert tunnen öles. Vnd er ſprach zu jm / Nim deinen Brieff / ſetze dich / vnd ſchreib flugs funffzig. 7Darnach ſprach er zu dem andern / Du aber / wie viel biſtu ſchüldig? Er ſprach / Hundert malter weitzen. Vnd er ſprach zu jm / Nim deinen Brieff / vnd ſchreib achzig. 8Vnd der Herr lobete den vngerechten Haushalter / das er klüglich gethan hatte / Denn die Kinder dieſer welt ſind klüger / denn die Kinder des Liechtes / in jrem Geſchlechte. 9Vnd ich ſage euch auch / Machet euch Freunde mit dem vngerechten * Mammon / Auff das / wenn jr nu darbet / ſie euch auffnemen in die ewigen Hütten.
*
(Mammon)
Mammon iſt Ebreiſch / vnd heiſſet Reichthum.
10WEr im geringeſten trew iſt / der iſt auch im groſſen trew / Vnd wer im geringeſten ** vnrecht iſt / der iſt auch im groſſen vnrecht. 11So jr nu in dem vnrechten Mammon nicht trew ſeid / Wer wil euch das warhafftige vertrawen? 12Vnd ſo jr dem frembden nicht trew ſeid / Wer wil euch geben / das jenige das ewer iſt?
**
(Unrecht)
Mammon heiſſt er vnrecht / darumb / das er vnrechtem brauch vnterworffen iſt. Frembd / darumb das er nicht bleibet / wie das geiſtliche Gut / das ewig vnſer vnd wahrhafftig iſt. Trew ſein in dem Mammon / iſt ſein göttlich brauchen / zu des Neheſten nutz. Wer das nicht thut / wird viel weniger im Geiſtlichen trew ſein / ja er wird keines haben.
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LESUNG UND ZWEITER PREDIGTTEXT
Epistel
Erster Brief des Paulus an die Gemeinde in Korinth
1Kor 10,1-13
REIHE
EP
Die Erſte Epiſtel
S. Páuli:
An die Córinther.
C. X.
Verse 1 - 13
Paulus schreibt:
ICH wil euch aber / lieben Brüder / nicht verhalten / Das vnſer Veter ſind alle vnter der Wolcken geweſen / 2Vnd ſind alle durchs Meer gegangen / vnd ſind alle vnter Moſen getaufft / mit der Wolcken / vnd mit dem Meer / 3Vnd haben alle einerley geiſtliche Speiſe geſſen / 4vnd haben alle einerley geiſtlichen Tranck getruncken / Sie truncken aber von dem geiſtlichen Fels / der mit folget / welcher war Chriſtus. 5Aber an jr vielen hatte Gott keinen wolgefallen / Denn ſie ſind nidergeſchlagen in der Wüſten.
6DAs iſt aber vns zum Furbilde geſchehen / das wir nicht vns gelüſten laſſen des Böſen / Gleich wie jene gelüſtet hat. 7Werdet auch nicht Abgöttiſche / Gleich wie jener etliche worden / Als geſchrieben ſtehet / Das Volck ſatzte ſich nider zu eſſen vnd zu trincken / vnd ſtund auff zu ſpielen. 8Auch laſſet vns nicht Hurerey treiben / Wie etliche vnter jnen hurerey trieben / Vnd fielen auff einen tag drey vnd zwenzig tauſent. 9Laſſet vns aber auch Chriſtum nicht verſuchen / Wie etliche von jnen jn verſuchten / Vnd wurden von den Schlangen vmbbracht. 10Murret auch nicht / Gleich wie jener etliche murreten / Vnd wurden vmbbracht durch den Verderber.
11SOlches alles widerfur jnen / zum Furbilde / Es iſt aber geſchrieben / vns zur warnung / auff welche das ende der Welt komen iſt. 12Darumb / wer ſich leſſet düncken / Er ſtehe / Mag wol zuſehen / das er nicht falle. 13Es hat euch noch keine / denn menſchliche Verſuchung betretten. Aber Gott iſt getrew / der euch nicht leſſet verſuchen / vber ewer vermögen / Sondern machet / das die Verſuchung ſo ein ende gewinne / das jrs künd ertragen.
Darumb verachte keiner den andern wie ſtarck oder ſchwach er ſey / Wer weis wie lange er ſelbst bleibet.
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»Frewet euch mit den Frölichen /
vnd weinet mit den Weinenden.
Habt mit allen Menſchen Friede.«
Der Rückblick auf die Perikopenordnungen vergangener Jahrhunderte zeigt auf, wie sich die Verwendung der biblischen Texte in evangelischen Gottesdiensten im Laufe der Zeit veränderte.
Wir beschränken uns in den weit zurückliegenden Jahren auf Perikopenordnungen, die überwiegend in Gebrauch waren.
Durch die neue Ordnung für die Verwendung von Sprüchen, Psalmen, Bibeltexten und Liedern in Gottesdiensten sind die alten Ordnungen zwar liturgisch überholt, aber inhaltlich deswegen keineswegs falsch.
Wir möchten Sie daher ermuntern, die in alter Zeit verwendeten Perikopen zu betrachten. Nur so können Sie ergründen, ob das, worauf sich Pfarrer vor Hunderten von Jahren in Gottesdienst und Predigt stützten, auch noch heute aktuell ist. Aktuell für Sie ganz persönlich.
Der Text aus der Lutherbibel ist auf unseren Seiten in Anlehnung an das Druckbild des Originals von 1545 wiedergegeben.
Den Seitenaufbau, die verwendeten Schriften, die Schreibregeln der Frakturschrift und Luthers Intentionen, mit der Typografie Lesehilfen bereitzustellen, erläutert dem interessierten Leser unser Artikel »Satz und Typografie der Lutherbibel von 1545«.
Der Artikel thematisiert die Trinität, die Dreifaltigkeit Gottes, und das Glaubensbekenntnis. Wir beleuchten Hintergründe und betrachten sie kritisch.