QuickInfo
Altkirchliche Ordnung
Evangelium | Lk 2,41-52 |
Epistel | Rom 12,1-6 |
Lied | Nr. 47 [EG -] |
Gottesdienstordnung |
Der 1. Sonntag nach Epiphanias in den Kirchenjahren 1896/1897 bis 1903/1904
Verweise führen zu den Kalenderblättern des jeweiligen Datums:
Die Bezeichnung Epiphanias geht zurück auf das altgriechische Wort έπιφάνεια (epiphaneia), das »Erscheinung« meint. Es bezeichnete in der frühen Kirche die Erscheinung der Herrlichkeit Gottes als Inhalt des Festes, das am 6. Januar gefeiert wurde.
Unter diesem ursprünglichen Namen hat der 6. Januar Einzug gefunden in den Kalender des Evangelischen Kirchenjahrs.
Abhängig vom Osterdatum folgen dem Tag Epiphanias im Kalender einer bis sechs Sonntage, die einfach als »Sonntage nach Epiphanias« durchgezählt werden. Der »6. Sonntag nach Epiphanias« schließt die Epiphaniaszeit ab.
Die vollständige Übersicht finden Sie in unserem Kalender Das Evangelische Kirchenjahr.
Die Regelung der Sonntagsfolge in der Epiphaniaszeit änderte sich ab 1957/1958 und zuletzt 2018/2019.
überwiegend gültig in den Jahren 1530/1531 bis 1897/1898
( nach dem Evangeliumstext Lk 2,41-52 )
EG alt | EG neu | Titel |
---|---|---|
47 | EG - | O süßer Herre Jeſu Chriſt |
EG: Evangelisches Gesangbuch
EG alt: Nummer des Liedes in alten Evangelischen Gesangbüchern
EG neu: Nummer des Liedes im neuen Evangelischen Gesangbuch (ab 2013)
Lesung | Predigttext | Text |
---|---|---|
Evangelium | im Hauptgottesdienst | Lk 2,41-52 |
Epistel | im zweiten Gottesdienst | Rom 12,1-6 |
Erläuterungen zu den Perikopen
Mit der Reformation änderte sich die Bedeutung der Lesungen und der Predigt im Gottesdienst grundlegend. Gab es vorher keine oder nur eine sehr lose Bindung der Perikopen an die Messe, so war für Luther nun regelmäßig die Evangelienperikope Grundlage der Predigt im sonntäglichen Hauptgottesdienst (vormittags), an diesem Tag also Lk 2,41-52.
Im Fokus der Predigt stand jetzt als Teil der Verkündigung die Auslegung des Evangeliums.
Die Epistelperikope war als Predigttext empfohlen für den Gebrauch im Gottesdienst am Nachmittag bzw. Abend (siehe dazu auch Luthers Schrift Von der Ordnung des Gottesdienstes in der Gemeinde, 1523, Über den Sonntagsgottesdienst).
Die Reihe der Epistelperikopen enthielt (anders als heute) auch Texte aus dem Alten Testament. Es gab keine spezielle Reihe für Lesungen aus dem Alten Testament.
Doch die Pfarrer und Prediger waren zunächst nicht nur frei darin, einen biblischen Text für die Predigt zu wählen, sondern geradezu aufgefordert, die Predigt an den Bedürfnissen der Gemeinde und an der geübten Praxis auszurichten.
In den meisten Kirchen wurden nahezu täglich Gottesdienste geboten (die in unseren Kalendern z. Z. nicht abgebildet sind). An Sonn- und Feiertagen konnten gleich mehrere Gottesdienste und Messen stattfinden. Hier entwickelten sich Leseempfehlungen für jeden Wochentag, in Summe also für jeden Tag des Kirchenjahres.
Von Bedeutung war auch die protestantische Ausrichtung der Gebietskirche: lutherisch, reformiert (calvinistisch) und uniert. Unterschiede zeigten sich in der Liturgie und damit im Verständnis der Predigt als Teil der Verkündigung.
Luthers allgemeinen Empfehlungen in seinen Schriften folgten etwa ab 1560 vereinzelt Ansätze, eine gewisse verbindliche Textordnung für Pfarrer und Gemeinden zu gestalten. Dies geschah jedoch zaghaft und zögerlich angesichts der bestehenden Meinungsvielfalt und angesichts der Lage der Entscheidungshoheit, die nicht in der Kirche, sondern beim Landesfürsten angesiedelt war. Zunächst gab es auch keinen hinreichenden Bedarf für neue Regelungen: Gottesdienst war selbstverständlich und die Bevölkerung nahm rege teil. Doch spätestens im Zeitalter der Aufklärung, als ein deutlicher Rückgang christlichen Engagements in der Bevölkerung zu erkennen war, die Zahl der Gottesdienstbesucher stetig abnahm und etliche unterwöchige Gottesdienste und Messen gestrichen wurden, trat die Notwendigkeit deutlich hervor, das Gottesdienstverständnis und die Gottesdienste des Kirchenjahres zu überdenken.
Dies führte vielfach schon früh und speziell im 19. Jahrhundert zu zahlreichen unterschiedlichen Durchführungen, Vorschlägen und Erprobungen, bis sich 1896 die Eisenacher Konferenz als reichsweite Konferenz der deutschen Landeskirchen mit der Idee einer allgemein gültigen Textordnung beschäftigte und schließlich eine Perikopenordnung beschloss, die ab 1898/1899 allen evangelischen Landeskirchen zur Umsetzung empfohlen wurde.
Es ist derzeit an dieser Stelle nicht möglich, für die Jahre 1530/1531 bis 1898/1899 Textordnungen darzustellen, die über die altkirchlichen Perikopen für die Lesungen und Predigten hinaus gehen. Wir sind uns dabei bewusst, dass diese Perikopen regional und zeitlich begrenzt keine Bedeutung hatten.
1. Sonntag nach Epiphanias
Gültig in den Kirchenjahren bis 1897/1898
Die Leittexte aus den Evangelien und den Episteln
nach altkirchlicher Perikopenordnung
Text nach der Lutherbibel von 1545 gesetzt nach der Vorlage des Originals in Frakturschrift mit Luthers Scholion in den Marginalspalten.
Ergänzt um Verszählung und Abschnittsüberschriften.
LESUNG UND PREDIGTTEXT
Evangelium
Evangelium nach Lukas
Lk 2,41-52
REIHE
EV
Euangelium
S. Lucas.
C. II.
Verse 41 - 52
IHeſu Eltern giengen alle jar gen Jeruſalem / auff das Oſterfeſt. 42Vnd da er zwelff jar alt war / giengen ſie hin auff gen Jeruſalem / nach gewonheit des Feſtes. 43Vnd da die tage volendet waren / vnd ſie wider zu hauſe giengen / bleib das kind Jheſus zu Jeruſalem / vnd ſeine Eltern wuſtens nicht. 44Sie meineten aber / er were vnter den Geferten / vnd kamen eine tagereiſe / vnd ſuchten jn vnter den Gefreundeten vnd Bekandten. 45Vnd da ſie jn nicht funden / giengen ſie widerumb gen Jeruſalem / vnd ſuchten jn. 46Vnd es begab ſich nach dreien tagen / funden ſie jn im Tempel ſitzen / mitten vnter den Lerern / das er jnen zuhörete / vnd ſie fragete. 47Vnd alle die jm zuhöreten / verwunderten ſich ſeines verſtands vnd ſeiner antwort. 48Vnd da ſie jn ſahen / entſatzten ſie ſich.
VND ſeine Mutter ſprach zu jm / Mein ſon / warumb haſtu vns das gethan? Sihe / dein Vater vnd Jch haben dich mit ſchmertzen geſucht. 49Vnd er ſprach zu jnen / Was iſts / das jr mich geſucht habt? Wiſſet jr nicht / das ich ſein mus in dem / das meines Vaters iſt? 50Vnd ſie verſtunden das wort nicht / das er mit jnen redet. 51Vnd er gieng mit jnen hin ab / vnd kam gen Nazareth / vnd war jnen vnterthan. Vnd ſeine Mutter behielt alle dieſe wort in jrem hertzen. 52Vnd Jheſus nam zu / an weisheit / alter vnd gnade / bey Gott vnd den Menſchen.
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LESUNG UND ZWEITER PREDIGTTEXT
Epistel
Brief des Paulus an die Gemeinde in Rom
Rom 12,1-6
REIHE
EP
Die Epiſtel S. Pauli:
An die Römer.
C. XII.
Verse 1 - 2
Paulus schreibt:
ICH ermane euch / lieben Brüder / durch die Barmhertzigkeit Gottes / Das jre ewre Leibe begebet zum Opffer / das da lebendig / heilig / vnd Gott wolgefellig ſey / welchs ſey ewer vernünfftiger Gottesdienſt. 2Vnd ſtellet euch nicht dieſer Welt gleich / ſondern verendert euch durch vernewerung ewers ſinnes / Auff das jr prüfen möget / welchs da ſey der gute / der wolgefellige / vnd der volkomene Gottes wille.
(Vernünfftig)
S. Paulus heiſſet hie alle Opffer / Werck / Gottesdienſt / vnuernünfftig / wenn ſie on glauben vnd Gottes erkentnis geſchehen.
Aus dem Abschnitt:
Verse 3 - 6
DEnn ich ſage durch die Gnade / die mir gegeben iſt / jederman vnter euch / Das niemand weiter von jm halte / denn ſichs gebürt zu halten / Sondern das er von jm meſſiglich halte / ein jglicher nach dem Gott ausgeteilet hat / das mas des glaubens.
4Denn gleicher weiſe als wir in einem Leibe viel Glieder haben / aber alle glieder nicht einerley Geſchefft haben / 5Alſo ſind wir viele ein Leib in Chriſto / Aber vnternander iſt einer des andern Glied / 6Vnd haben mancherley Gaben nach der gnade / die vns gegeben iſt.
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»Frewet euch mit den Frölichen /
vnd weinet mit den Weinenden.
Habt mit allen Menſchen Friede.«
Der Rückblick auf die Perikopenordnungen vergangener Jahrhunderte zeigt auf, wie sich die Verwendung der biblischen Texte in evangelischen Gottesdiensten im Laufe der Zeit veränderte.
Wir beschränken uns in den weit zurückliegenden Jahren auf Perikopenordnungen, die überwiegend in Gebrauch waren.
Durch die neue Ordnung für die Verwendung von Sprüchen, Psalmen, Bibeltexten und Liedern in Gottesdiensten sind die alten Ordnungen zwar liturgisch überholt, aber inhaltlich deswegen keineswegs falsch.
Wir möchten Sie daher ermuntern, die in alter Zeit verwendeten Perikopen zu betrachten. Nur so können Sie ergründen, ob das, worauf sich Pfarrer vor Hunderten von Jahren in Gottesdienst und Predigt stützten, auch noch heute aktuell ist. Aktuell für Sie ganz persönlich.
Der Text aus der Lutherbibel ist auf unseren Seiten in Anlehnung an das Druckbild des Originals von 1545 wiedergegeben.
Den Seitenaufbau, die verwendeten Schriften, die Schreibregeln der Frakturschrift und Luthers Intentionen, mit der Typografie Lesehilfen bereitzustellen, erläutert dem interessierten Leser unser Artikel »Satz und Typografie der Lutherbibel von 1545«.
Die beweglichen Feiertage im Jahreslauf hängen ab vom Osterdatum. Der Artikel erläutert, wie sich das Osterdatum berechnet und nennt die aktuellen Daten der Feiertage.