QuickInfo
Altkirchliche Ordnung
Evangelium | Lk 18,9-14 |
Epistel | 1Kor 15,1-10 |
Lied | Nr. 195 [EG 299] |
Gottesdienstordnung |
Der 11. Sonntag nach Trinitatis in den Kirchenjahren 1651/1652 bis 1658/1659
Verweise führen zu den Kalenderblättern des jeweiligen Datums:
überwiegend gültig in den Jahren 1530/1531 bis 1897/1898
( nach dem Evangeliumstext Lk 18,9-14 )
Gott widerſtehet den Hoffertigen / Aber den Demütigen gibt er gnade.
Lesung | Predigttext | Text |
---|---|---|
Evangelium | im Hauptgottesdienst | Lk 18,9-14 |
Epistel | im zweiten Gottesdienst | 1Kor 15,1-10 |
Erläuterungen zu den Perikopen
Mit der Reformation änderte sich die Bedeutung der Lesungen und der Predigt im Gottesdienst grundlegend. Gab es vorher keine oder nur eine sehr lose Bindung der Perikopen an die Messe, so war für Luther nun regelmäßig die Evangelienperikope Grundlage der Predigt im sonntäglichen Hauptgottesdienst (vormittags), an diesem Tag also Lk 18,9-14.
Im Fokus der Predigt stand jetzt als Teil der Verkündigung die Auslegung des Evangeliums.
Die Epistelperikope war als Predigttext empfohlen für den Gebrauch im Gottesdienst am Nachmittag bzw. Abend (siehe dazu auch Luthers Schrift Von der Ordnung des Gottesdienstes in der Gemeinde, 1523, Über den Sonntagsgottesdienst).
Die Reihe der Epistelperikopen enthielt (anders als heute) auch Texte aus dem Alten Testament. Es gab keine spezielle Reihe für Lesungen aus dem Alten Testament.
Doch die Pfarrer und Prediger waren zunächst nicht nur frei darin, einen biblischen Text für die Predigt zu wählen, sondern geradezu aufgefordert, die Predigt an den Bedürfnissen der Gemeinde und an der geübten Praxis auszurichten.
In den meisten Kirchen wurden nahezu täglich Gottesdienste geboten (die in unseren Kalendern z. Z. nicht abgebildet sind). An Sonn- und Feiertagen konnten gleich mehrere Gottesdienste und Messen stattfinden. Hier entwickelten sich Leseempfehlungen für jeden Wochentag, in Summe also für jeden Tag des Kirchenjahres.
Von Bedeutung war auch die protestantische Ausrichtung der Gebietskirche: lutherisch, reformiert (calvinistisch) und uniert. Unterschiede zeigten sich in der Liturgie und damit im Verständnis der Predigt als Teil der Verkündigung.
Luthers allgemeinen Empfehlungen in seinen Schriften folgten etwa ab 1560 vereinzelt Ansätze, eine gewisse verbindliche Textordnung für Pfarrer und Gemeinden zu gestalten. Dies geschah jedoch zaghaft und zögerlich angesichts der bestehenden Meinungsvielfalt und angesichts der Lage der Entscheidungshoheit, die nicht in der Kirche, sondern beim Landesfürsten angesiedelt war. Zunächst gab es auch keinen hinreichenden Bedarf für neue Regelungen: Gottesdienst war selbstverständlich und die Bevölkerung nahm rege teil. Doch spätestens im Zeitalter der Aufklärung, als ein deutlicher Rückgang christlichen Engagements in der Bevölkerung zu erkennen war, die Zahl der Gottesdienstbesucher stetig abnahm und etliche unterwöchige Gottesdienste und Messen gestrichen wurden, trat die Notwendigkeit deutlich hervor, das Gottesdienstverständnis und die Gottesdienste des Kirchenjahres zu überdenken.
Dies führte vielfach schon früh und speziell im 19. Jahrhundert zu zahlreichen unterschiedlichen Durchführungen, Vorschlägen und Erprobungen, bis sich 1896 die Eisenacher Konferenz als reichsweite Konferenz der deutschen Landeskirchen mit der Idee einer allgemein gültigen Textordnung beschäftigte und schließlich eine Perikopenordnung beschloss, die ab 1898/1899 allen evangelischen Landeskirchen zur Umsetzung empfohlen wurde.
Es ist derzeit an dieser Stelle nicht möglich, für die Jahre 1530/1531 bis 1898/1899 Textordnungen darzustellen, die über die altkirchlichen Perikopen für die Lesungen und Predigten hinaus gehen. Wir sind uns dabei bewusst, dass diese Perikopen regional und zeitlich begrenzt keine Bedeutung hatten.
11. Sonntag nach Trinitatis
Gültig in den Kirchenjahren bis 1897/1898
Die Leittexte aus den Evangelien und den Episteln
nach altkirchlicher Perikopenordnung
Text nach der Lutherbibel von 1545 gesetzt nach der Vorlage des Originals in Frakturschrift mit Luthers Scholion in den Marginalspalten.
Ergänzt um Verszählung und Abschnittsüberschriften.
LESUNG UND PREDIGTTEXT
Evangelium
Evangelium nach Lukas
Lk 18,9-14
Text hören:
Sprecher: R. Makohl | Musik: ©Bluevalley, J.S. Bach
Das Verzeichnis der Hörbuch-Videos mit den Lesungen des Evangeliums finden Sie hier:
↦ Video-Hörbuch
Euangelium
S. Lucas.
C. XVIII.
Verse 9 - 14
IHeſus ſaget aber zu etlichen / die ſich ſelbs vermaſſen / das ſie frum weren / Vnd verachteten die andern / ein ſolch Gleichnis. 10Es giengen zween Menſchen hinauff in den Tempel zu beten / Einer ein Phariſer *1) / der ander ein Zölner. 11Der Phariſeer ſtund vnd betet bey ſich ſelbs alſo / Ich dancke dir Gott / Das ich nicht bin wie die andern Leute / Reuber / Vngerechte / Ehebrecher / oder auch wie dieſer Zölner / 12Ich faſte zwier in der Wochen / vnd gebe den Zehenden / von allem das ich habe. 13Vnd der Zölner ſtund von ferne / wolte auch ſeine augen nicht auffheben gen Himel / Sondern ſchlug an ſeine Bruſt / vnd ſprach / Gott ſey mir Sünder gnedig. 14Ich ſage euch / Dieſer gieng hinab gerechtfertiget in ſein haus / a fur jenem. Denn wer ſich ſelbs erhöhet / der wird ernidriget werden / Vnd wer ſich ſelbs ernidriget / Der wird erhöhet werden.
a
(Fur jenem)
Das iſt / Jener iſt nicht gerecht / ſondern verdampt heim gangen. Ebraiſmus eſt / et negatiue dicitur. Sicut Pſal. 118. Es iſt gut auff den HERRN vertrawen / fur dem vertrawen auff Fürſten / das iſt / nicht auff Fürſten. Hoc efficit Ebrea litera Mem. Alſo auch Matth. 21. Huren vnd Buben werden fur euch in Himel komen / Fur euch / das iſt / Ir nicht.
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1) Mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit ein Druckfehler: Phariſer;
Korrektur: Phariſeer
2) a) lat.: Ebraismus est / et negative dicitur. Sicut Psal. 118.
dt.: »Das ist ein Hebraismus [= ein Ausdruck, der dem Hebräischen entlehnt ist] und verneinend gemeint, so wie in Psalm 118.«
b) lat.: Hoc efficit Ebrea litera Mem.
dt.: »Dies geht aus den Anmerkungen zum hebräischen Text hervor.«
LESUNG UND ZWEITER PREDIGTTEXT
Epistel
Erster Brief des Paulus an die Gemeinde in Korinth
1Kor 15,1-10
REIHE
EP
Die Erſte Epiſtel
S. Páuli:
An die Córinther.
C. XV.
Aus dem Abschnitt:
Verse 1 - 10
Paulus schreibt:
ICH erinnere euch aber / lieben Brüder / des Euangelij / das ich euch verkündiget hab / Welchs jr auch angenomen habt / in welchem jr auch ſtehet / 2durch welches jr auch ſelig werdet / Welcher geſtalt ich es euch verkündiget habe / ſo jrs behalten habt / Es were denn / das jrs vmb ſonſt gegleubet hettet. 3Denn ich habe euch zu forderſt gegeben / welches ich auch empfangen habe / Das Chriſts geſtorben ſey / fur vnſer ſünde / d nach der Schrifft / 4Vnd das er begraben ſey / Vnd das er aufferſtanden ſey am dritten tage nach der Schrifft.5Vnd das er geſehen worden iſt von Cephas / Darnach von den Zwelffen. 6Darnach iſt er geſehen worden von mehr denn fünffhundert Brüdern auff ein mal / der noch viel leben / etliche aber ſind entſchlaffen. 7Darnach iſt er geſehen worden von Jacobo / Darnach von allen Apoſteln.
d
(Nach der Schrifft) Denn fur der vernunfft auſſer der Schrifft iſt alles thörlich zu hören.
8AM letzten nach allen / iſt er auch von mir / als einer vnzeitigen Geburt / geſehen worden. 9Denn ich bin der geringſte vnter den Apoſteln / als der ich nicht werd bin / das ich ein Apoſtel heiſſe / Darumb das ich die gemeine Gottes verfolget habe. 10Aber von Gottes gnaden bin ich / das ich bin / vnd ſeine gnade an mir iſt nicht vergeblich geweſen / Sondern ich habe viel mehr geerbeitet denn ſie alle / Nicht aber ich / ſondern Gottes gnade / die in mir iſt.
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Das Video zeigt den Text der Geschichte aus der Lutherbibel von 1545, in der Jesus die Anmaßung der Frömmigkeit und die Überheblichkeit verurteilt, vorgelesen von Reiner Makohl.
»Frewet euch mit den Frölichen /
vnd weinet mit den Weinenden.
Habt mit allen Menſchen Friede.«
Der Rückblick auf die Perikopenordnungen vergangener Jahrhunderte zeigt auf, wie sich die Verwendung der biblischen Texte in evangelischen Gottesdiensten im Laufe der Zeit veränderte.
Wir beschränken uns in den weit zurückliegenden Jahren auf Perikopenordnungen, die überwiegend in Gebrauch waren.
Durch die neue Ordnung für die Verwendung von Sprüchen, Psalmen, Bibeltexten und Liedern in Gottesdiensten sind die alten Ordnungen zwar liturgisch überholt, aber inhaltlich deswegen keineswegs falsch.
Wir möchten Sie daher ermuntern, die in alter Zeit verwendeten Perikopen zu betrachten. Nur so können Sie ergründen, ob das, worauf sich Pfarrer vor Hunderten von Jahren in Gottesdienst und Predigt stützten, auch noch heute aktuell ist. Aktuell für Sie ganz persönlich.
Der Text aus der Lutherbibel ist auf unseren Seiten in Anlehnung an das Druckbild des Originals von 1545 wiedergegeben.
Den Seitenaufbau, die verwendeten Schriften, die Schreibregeln der Frakturschrift und Luthers Intentionen, mit der Typografie Lesehilfen bereitzustellen, erläutert dem interessierten Leser unser Artikel »Satz und Typografie der Lutherbibel von 1545«.
Der Artikel thematisiert die Trinität, die Dreifaltigkeit Gottes, und das Glaubensbekenntnis. Wir beleuchten Hintergründe und betrachten sie kritisch.