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Altkirchliche Ordnung
Evangelium | Mt 2,13-23 |
Epistel | 1Petr 4,12-19 |
Lied | Nr. 31 [EG 38] |
Gottesdienstordnung |
Der Sonntag nach Neujahr wird gottesdienstlich nur begangen, wenn er zwischen dem 2. Januar und dem 5. Januar liegt.
Der Sonntag nach Neujahr in den Kirchenjahren 1659/1660 bis 1666/1667
Verweise führen zu den Kalenderblättern des jeweiligen Datums:
überwiegend gültig in den Jahren 1530/1531 bis 1897/1898
( nach dem Evangeliumstext Mt 2,13-23 )
DEnn er hat ſeinen Engeln befolhen vber dir / Das ſie dich behüten auff alle deinen wegen.
Lesung | Predigttext | Text |
---|---|---|
Evangelium | im Hauptgottesdienst | Mt 2,13-23 |
Epistel | im zweiten Gottesdienst | 1Petr 4,12-19 |
Erläuterungen zu den Perikopen
Mit der Reformation änderte sich die Bedeutung der Lesungen und der Predigt im Gottesdienst grundlegend. Gab es vorher keine oder nur eine sehr lose Bindung der Perikopen an die Messe, so war für Luther nun regelmäßig die Evangelienperikope Grundlage der Predigt im sonntäglichen Hauptgottesdienst (vormittags), an diesem Tag also Mt 2,13-23.
Im Fokus der Predigt stand jetzt als Teil der Verkündigung die Auslegung des Evangeliums.
Die Epistelperikope war als Predigttext empfohlen für den Gebrauch im Gottesdienst am Nachmittag bzw. Abend (siehe dazu auch Luthers Schrift Von der Ordnung des Gottesdienstes in der Gemeinde, 1523, Über den Sonntagsgottesdienst).
Die Reihe der Epistelperikopen enthielt (anders als heute) auch Texte aus dem Alten Testament. Es gab keine spezielle Reihe für Lesungen aus dem Alten Testament.
Doch die Pfarrer und Prediger waren zunächst nicht nur frei darin, einen biblischen Text für die Predigt zu wählen, sondern geradezu aufgefordert, die Predigt an den Bedürfnissen der Gemeinde und an der geübten Praxis auszurichten.
In den meisten Kirchen wurden nahezu täglich Gottesdienste geboten (die in unseren Kalendern z. Z. nicht abgebildet sind). An Sonn- und Feiertagen konnten gleich mehrere Gottesdienste und Messen stattfinden. Hier entwickelten sich Leseempfehlungen für jeden Wochentag, in Summe also für jeden Tag des Kirchenjahres.
Von Bedeutung war auch die protestantische Ausrichtung der Gebietskirche: lutherisch, reformiert (calvinistisch) und uniert. Unterschiede zeigten sich in der Liturgie und damit im Verständnis der Predigt als Teil der Verkündigung.
Luthers allgemeinen Empfehlungen in seinen Schriften folgten etwa ab 1560 vereinzelt Ansätze, eine gewisse verbindliche Textordnung für Pfarrer und Gemeinden zu gestalten. Dies geschah jedoch zaghaft und zögerlich angesichts der bestehenden Meinungsvielfalt und angesichts der Lage der Entscheidungshoheit, die nicht in der Kirche, sondern beim Landesfürsten angesiedelt war. Zunächst gab es auch keinen hinreichenden Bedarf für neue Regelungen: Gottesdienst war selbstverständlich und die Bevölkerung nahm rege teil. Doch spätestens im Zeitalter der Aufklärung, als ein deutlicher Rückgang christlichen Engagements in der Bevölkerung zu erkennen war, die Zahl der Gottesdienstbesucher stetig abnahm und etliche unterwöchige Gottesdienste und Messen gestrichen wurden, trat die Notwendigkeit deutlich hervor, das Gottesdienstverständnis und die Gottesdienste des Kirchenjahres zu überdenken.
Dies führte vielfach schon früh und speziell im 19. Jahrhundert zu zahlreichen unterschiedlichen Durchführungen, Vorschlägen und Erprobungen, bis sich 1896 die Eisenacher Konferenz als reichsweite Konferenz der deutschen Landeskirchen mit der Idee einer allgemein gültigen Textordnung beschäftigte und schließlich eine Perikopenordnung beschloss, die ab 1898/1899 allen evangelischen Landeskirchen zur Umsetzung empfohlen wurde.
Es ist derzeit an dieser Stelle nicht möglich, für die Jahre 1530/1531 bis 1898/1899 Textordnungen darzustellen, die über die altkirchlichen Perikopen für die Lesungen und Predigten hinaus gehen. Wir sind uns dabei bewusst, dass diese Perikopen regional und zeitlich begrenzt keine Bedeutung hatten.
Sonntag nach Neujahr
Gültig in den Kirchenjahren bis 1897/1898
Die Leittexte aus den Evangelien und den Episteln
nach altkirchlicher Perikopenordnung
Text nach der Lutherbibel von 1545 gesetzt nach der Vorlage des Originals in Frakturschrift mit Luthers Scholion in den Marginalspalten.
Ergänzt um Verszählung und Abschnittsüberschriften.
LESUNG UND PREDIGTTEXT
Evangelium
Evangelium nach Matthäus
Mt 2,13-23
REIHE
EV
Euangelium
S. Mattheus.
C. II.
Verse 13 - 15
SIhe / da erſchein der Engel des HERRN dem Joſeph im trawm / vnd ſprach / Stehe auff / vnd nim das Kindlin vnd ſeine Mutter zu dir / vnd fleuch in Egyptenland / vnd bleib alda / bis ich dir ſage. Denn es iſt fur handen / das Herodes das Kindlin ſüche / das ſelb vmb zu bringen. 14Vnd er ſtund auff / vnd nam das Kindlin vnd ſeine Mutter zu ſich / bey der nacht / vnd entweich in Egyptenland / 15vnd bleib alda / bis nach dem tod Herodis. Auff das erfüllet würde / das der HERR durch den Propheten geſagt hat / der da ſpricht / Aus Egypten hab ich meinen Son geruffen.
Verse 16 - 18
DA Herodes nu ſahe / Das er von den Weiſen betrogen war / ward er ſeer zornig / Vnd ſchicket aus / vnd lies alle Kinder zu Bethlehem tödten / vnd an jren gantzen Grentzen / die da zwey jerig vnd drunter waren / Nach der zeit / die er mit vleis von den Weiſen erlernet hatte. 17Da iſt erfüllet das geſagt iſt von dem Propheten Jeremia / der da ſpricht / 18Auff dem Gebirge hat man ein geſchrey gehöret / viel klagens / weinens vnd heulens. Rahel beweinet jre Kinder / vnd wolt ſich nicht tröſten laſſen / Denn es war a aus mit jnen.
Verse 19 - 23
DA aber Herodes geſtorben war / ſihe / da erſchein der Engel des HERRN Joſeph im trawm / in Egyptenland / 20vnd ſprach / Stehe auff / vnd nim das Kindlin vnd ſeine Mutter zu dir / vnd zeuch hin / in das land Iſrael / Sie ſind geſtorben / die dem Kinde nach dem leben ſtunden. 21Vnd er ſtund auff / vnd nam das Kindlin vnd ſeine Mutter zu ſich / vnd kam in das land Iſrael. 22Da er aber hörete / das Archelaus im Jüdiſchen lande König war / an ſtat ſeines vaters Herodis / furcht er ſich da hin zu komen / Vnd im Trawm empfieng er befelh von Gott / vnd zoch in die örter des Galileiſchen lands / 23vnd kam / vnd wonet in der Stad / die da heiſſt Nazareth. Auff das erfüllet würde / das da geſagt iſt durch die Propheten / Er ſol Nazarenus heiſſen.
a
(Aus mit jnen)
Dieſen Spruch hat S. Mattheus ſonderlich angezogen / Das er durch jn anzeige / wie es ſich alle zeit vmb die Chriſtenheit helt / Denn es leſſt ſich alle weg fur der Welt anſehen / als ſey es aus mit der Chriſtenheit. Doch werden ſie wider alle macht der Helle / wünderlich durch Gott erhalten. Vnd man ſihet hie in dieſen Kindern / wie ein recht Chriſtlich weſen im leiden ſtehe.
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LESUNG UND ZWEITER PREDIGTTEXT
Epistel
Brief des Paulus an die Gemeinde in Rom
Rom 13,11-14
REIHE
EP
Die Epiſtel S. Pauli:
An die Römer.
C. XIII.
Aus dem Abschnitt:
Verse 11 - 14
Paulus schreibt:
WEIl wir ſolches wiſſen / nemlich die zeit / das die ſtunde da iſt / auff zu ſtehen vom Schlaff (Sintemal vnſer Heil jtzt neher iſt / denn da wirs gleubten) 12Die nacht iſt vergangen / der Tag aber her bey komen. So laſſet vns ablegen die werck der Finſternis / vnd anlegen die waffen des Liechtes. 13Laſſet vns ehrbarlich wandeln / als am tage / Nicht in freſſen vnd ſauffen / nicht in kamern vnd vnzucht / nicht in hadder vnd neid / 14Sondern ziehet an den HErrn Jheſu Chriſt. Vnd b wartet des Leibes / Doch alſo / das er nicht geil werde.
b
(Wartet)
Das iſt / martert den Leib nicht vber macht mit vntreglicher Heiligkeit / wachens / faſtens / frirens / wie die Heuchler thun.
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»Frewet euch mit den Frölichen /
vnd weinet mit den Weinenden.
Habt mit allen Menſchen Friede.«
Der Rückblick auf die Perikopenordnungen vergangener Jahrhunderte zeigt auf, wie sich die Verwendung der biblischen Texte in evangelischen Gottesdiensten im Laufe der Zeit veränderte.
Wir beschränken uns in den weit zurückliegenden Jahren auf Perikopenordnungen, die überwiegend in Gebrauch waren.
Durch die neue Ordnung für die Verwendung von Sprüchen, Psalmen, Bibeltexten und Liedern in Gottesdiensten sind die alten Ordnungen zwar liturgisch überholt, aber inhaltlich deswegen keineswegs falsch.
Wir möchten Sie daher ermuntern, die in alter Zeit verwendeten Perikopen zu betrachten. Nur so können Sie ergründen, ob das, worauf sich Pfarrer vor Hunderten von Jahren in Gottesdienst und Predigt stützten, auch noch heute aktuell ist. Aktuell für Sie ganz persönlich.
Der Text aus der Lutherbibel ist auf unseren Seiten in Anlehnung an das Druckbild des Originals von 1545 wiedergegeben.
Den Seitenaufbau, die verwendeten Schriften, die Schreibregeln der Frakturschrift und Luthers Intentionen, mit der Typografie Lesehilfen bereitzustellen, erläutert dem interessierten Leser unser Artikel »Satz und Typografie der Lutherbibel von 1545«.