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1. Advent 2013

30. November 2013

Vertrauen und Hoffnung

Gedanken zum 1. Advent

M orgen ist Sonntag, der erste Advent. Advent, das meint »Ankunft«. Biblisch betrachtet geht es um die Zeit vor der Geburt Christi. Darüber berichten die beiden Evangelisten Lukas und Matthäus. Religiös interpretiert geht es um die Zeit vor der Wiederkunft Christi. Darüber predigen Pastoren und Pfarrer. Doch, was bleibt für unser reales Leben heute? Nichts?

Wir meinen: Im Gegenteil! Die beiden Geschichten im Matthäus- und im Lukas-Evangelium bergen so viele Aspekte für unser praktisches Leben, dass wir es wohl nicht schaffen werden, sie hier an dieser Stelle ausreichend zu beleuchten und zu würdigen.

1. Advent - Gott kündigt Maria die Geburt Jesu an  | Foto: ©Steve Heap | lizenziert  © Geschütztes Bildmaterial

1. Advent
Gott kündigt Maria die Geburt Jesu an
| Foto: ©Steve Heap | lizenziert © Geschütztes Bildmaterial

Z um ersten Advent passt sehr gut die Geschichte im Lukasevangelium (1,26-38), in der erzählt wird, wie ein Engel der Maria ihre Schwangerschaft und die Geburt eines Sohnes ankündigt. Es mündet in diesem Geheimnis der »Unbefleckten Empfängnis«, also in der Schwangerschaft, die eingetreten ist, ohne Geschlechtsverkehr auszuüben.

Man mag daran glauben, dass Maria vom »Heiligen Geist« geschwängert wurde, oder auch nicht. Man kann darüber streiten, ob es »Engel« gibt, oder auch nicht. Es bleibt ein Geheimnis, was sich tatsächlich abspielte zwischen Marias Hingabe (Lukas 1, Vers 38a: Maria antwortete: »Ich bin die Magd des Herrn. Mir geschehe, was Du gesagt hast.« ) und dem Moment, da der Engel das Haus wieder verließ (Vers 38b) oder dem Moment, in dem sie schwanger wurde. Darüber lassen uns die Schriften im Unklaren. Doch letztendlich ist das alles unerheblich.

Aus unserer Sicht ändert die Haltung zu diesen Fragen nichts Grundlegendes an der großen Bedeutung der Person des Jesus für uns, unsere Kultur und unsere Gesellschaft, und auch nichts an der Bedeutung dieser neutestamentlichen Erzählungen für uns.

Da wird von gelebter Partnerschaft gesprochen. Es wird von einer ungewollten Schwangerschaft berichtet, von einem Mann, der nicht der Vater sein kann und dennoch zu seiner Verlobten und dem Kind steht. Da wird erzählt, dass Dinge passieren, die überraschend kommen, wie die Schwangerschaft oder der Engel als Fremder in der Tür mit rätselhaftem Gruß. Da wird erzählt, wie gerungen wird um Erklärungen, um Verstehen wollen und wie sich manches im Traum, mit dem Vertrauen auf eine glückliche Fügung und auf eine rosige Zukunft auflöst.

Das, was Maria und Joseph erlebten und untereinander und miteinander gegen alle Anfeindungen aushalten mussten zwischen der Entdeckung der Schwangerschaft bis zu der Entscheidung, das Kind auszutragen und darüber hinaus, in einer Welt mit engen moralischen Gesetzen, wird nicht erzählt. Aber man kann ja mal versuchen, sich hineinzuversetzen in möglichen Streit, in Auseinandersetzungen, in Vorwürfe, in Ängste, in Tränen, in Sorgen und in schlaflose Nächte. Auch das ist Advent. Es gehört dazu.

D ie beiden wirklich großen Themen dieser Erzählungen sind Vertrauen und Hoffnung. Beide sind Enzyme unseres gesellschaftlichen Zusammenlebens, ohne die wir nicht auskommen.

Die Adventszeit gibt uns Gelegenheit, außerhalb unserer kleinen und größeren alltäglichen Sorgen und Probleme zu hinterfragen. Sie gibt uns Gelegenheit, zu ringen und zu lernen, wie sehr Vertrauen und Hoffnung vieles von dem auflösen, was uns heute noch unerklärlich und bedrohlich erscheint. Damit die Vorfreude auf das, was da auf uns zukommt, wächst.

Ist es nicht so? Längst nicht alles, aber manches von dem, was uns gestern noch gedrückt und belastet hatte, erweist sich heute als »göttliche Fügung«, als gut, oder gar als segensreich. Die Kunst besteht darin, es auszuhalten, es aushalten zu können, um nicht daran zu zerbrechen. Sich selbst gegenüber, in Partnerschaften und im sozialen Umfeld. Dafür braucht es viel Vertrauen und es braucht Hoffnung. Auch das meint Advent.

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Sabrina

Kategorien: Brauchtum | Kirche und Religion

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