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Altkirchliche Ordnung
Evangelium | Mt 15,21-28 |
Epistel | 1Thess 4,1-12 |
Eisenacher Ordnung
1. Evangelium | Mt 15,21-28 |
1. Epistel | 1Thess 4,1-12 |
2. Evangelium | Lk 10,17-20 |
2. Epistel | 1Joh 2,12-17 |
Alttestamentliche Lektion | 2Mos 33,17-23 |
Gottesdienstordnungen |
Der Reminiszere in den Kirchenjahren 1899/1900 bis 1906/1907
Verweise führen zu den Kalenderblättern des jeweiligen Datums:
reminisci: sich erinnern
reminiscere: erinnere dich!, gedenke!
Der Name Reminiszere geht zurück auf die vorreformatorische Zeit und leitet sich ab vom ersten Wort des lateinischen Introitus der römisch-katholischen Messe für diesen Sonntag:
»Reminiscere miserationum tuarum, Domine, et misericordiarum tuarum quae a saeculo sunt.«, »Gedenke deiner Barmherzigkeit, Herr, und deiner Gnade, die seit Anbeginn besteht.«
Dieser Name hat sich in den evangelischen Kirchen als Name für den 2. Sonntag der Passionszeit bis heute erhalten.
Biblisch stützt sich die Bezeichnung Reminiszere auf das erste Wort in Psalm 25,6 (Vulgata: Psalm 24,6).
Hier der Text aus der lateinischen Biblia Sacra Vulgata (Ps 24,6; Text nach G) und aus der Luthe-Bibel von 1545 ( Psalm 25,6):
246 reminiscere miserationum tuarum Domine et misericordiarum tuarum quia a saeculo sunt
256 GEdenck HERR an deine Barmhertzigkeit vnd an deine Güte / Die von der welt her geweſen iſt.
Für den Sonntag Reminiszere sind unterschiedliche Bezeichnungen bekannt. Die lateinisch-kirchliche Bezeichnung Dominica quadragesimalis reminiscere bedeutet »Sonntag Reminiscere der vierzigtägigen Fastenzeit«.
quadragesimalis: vierzigtägig, zur vierzigtägigen Fasternzeit gehörig, von:
quadragesimus: der Vierzigste
Daneben sind u. a. bekannt:
Unsere Kalender verwenden die vorreformatorischen Bezeichnungen bis zum Jahr 1530 (Verlesung der Confessio Augustana, des Augsburgischen Bekenntnisses).
Wir zeigen in den Kirchenjahren ab 1898/1899 bis 1977/1978 die in jener Zeit maßgeblichen Leseordnungen.
Im Kirchenjahr 1899/1900 galten bevorzugt:
I.
Gottesdienstliche Ordnung
gültig bis 1977/1978
( nach dem Evangeliumstext Mt 15,21-28 )
DEr HErr HERR wecket mir das ohr / das ich höre / wie ein Jünger. Ich bin nicht vngehorſam / vnd gehe nicht zu rücke.
EG alt | EG neu | Titel |
---|---|---|
282 | EG 366 | Wenn wir in höchſten Nöten ſein |
EG: Evangelisches Gesangbuch
EG alt: Nummer des Liedes in alten Evangelischen Gesangbüchern
EG neu: Nummer des Liedes im neuen Evangelischen Gesangbuch (ab 2013)
Lesung | Text für die Lesung |
---|---|
Epistel | 1Thess 4,1-12 |
Evangelium | Mt 15,21-28 |
Erläuterungen zu den Perikopen
Mit der Reformation änderte sich die Bedeutung der Lesungen und der Predigt im Gottesdienst grundlegend. Gab es vorher keine oder nur eine sehr lose Bindung der Perikopen an die Messe, so war für Luther nun regelmäßig die Evangelienperikope Grundlage der Predigt im sonntäglichen Hauptgottesdienst (vormittags), an diesem Tag also Mt 15,21-28.
Im Fokus der Predigt stand jetzt als Teil der Verkündigung die Auslegung des Evangeliums.
Die Epistelperikope war als Predigttext empfohlen für den Gebrauch im Gottesdienst am Nachmittag bzw. Abend (siehe dazu auch Luthers Schrift Von der Ordnung des Gottesdienstes in der Gemeinde, 1523, Über den Sonntagsgottesdienst).
Die Reihe der Epistelperikopen enthielt (anders als heute) auch Texte aus dem Alten Testament. Es gab keine spezielle Reihe für Lesungen aus dem Alten Testament.
Doch die Pfarrer und Prediger waren zunächst nicht nur frei darin, einen biblischen Text für die Predigt zu wählen, sondern geradezu aufgefordert, die Predigt an den Bedürfnissen der Gemeinde und an der geübten Praxis auszurichten.
In den meisten Kirchen wurden nahezu täglich Gottesdienste geboten (die in unseren Kalendern z. Z. nicht abgebildet sind). An Sonn- und Feiertagen konnten gleich mehrere Gottesdienste und Messen stattfinden. Hier entwickelten sich Leseempfehlungen für jeden Wochentag, in Summe also für jeden Tag des Kirchenjahres.
Von Bedeutung war auch die protestantische Ausrichtung der Gebietskirche: lutherisch, reformiert (calvinistisch) und uniert. Unterschiede zeigten sich in der Liturgie und damit im Verständnis der Predigt als Teil der Verkündigung.
Luthers allgemeinen Empfehlungen in seinen Schriften folgten etwa ab 1560 vereinzelt Ansätze, eine gewisse verbindliche Textordnung für Pfarrer und Gemeinden zu gestalten. Dies geschah jedoch zaghaft und zögerlich angesichts der bestehenden Meinungsvielfalt und angesichts der Lage der Entscheidungshoheit, die nicht in der Kirche, sondern beim Landesfürsten angesiedelt war. Zunächst gab es auch keinen hinreichenden Bedarf für neue Regelungen: Gottesdienst war selbstverständlich und die Bevölkerung nahm rege teil. Doch spätestens im Zeitalter der Aufklärung, als ein deutlicher Rückgang christlichen Engagements in der Bevölkerung zu erkennen war, die Zahl der Gottesdienstbesucher stetig abnahm und etliche unterwöchige Gottesdienste und Messen gestrichen wurden, trat die Notwendigkeit deutlich hervor, das Gottesdienstverständnis und die Gottesdienste des Kirchenjahres zu überdenken.
Dies führte vielfach schon früh und speziell im 19. Jahrhundert zu zahlreichen unterschiedlichen Durchführungen, Vorschlägen und Erprobungen, bis sich 1896 die Eisenacher Konferenz als reichsweite Konferenz der deutschen Landeskirchen mit der Idee einer allgemein gültigen Textordnung beschäftigte und schließlich eine Perikopenordnung beschloss, die ab 1898/1899 allen evangelischen Landeskirchen zur Umsetzung empfohlen wurde.
Es ist derzeit an dieser Stelle nicht möglich, für die Jahre 1530/1531 bis 1898/1899 Textordnungen darzustellen, die über die altkirchlichen Perikopen für die Lesungen und Predigten hinaus gehen. Wir sind uns dabei bewusst, dass diese Perikopen regional und zeitlich begrenzt keine Bedeutung hatten.
Ich ſcheme mich des Euangelij von Chriſto nicht /
Denn es iſt eine Krafft Gottes /
die da ſelig machet / alle /
die daran gleuben.
II.
Gottesdienstliche Ordnung
in unierten und reformierten Landeskirchen gültig in den Jahren 1898/1899 bis 1977/1978
in lutherischen Landeskirchen gültig in den Jahren 1898/1899 bis 1956/1957
(nach dem Evangeliumstext Mt 15,21-28 )
DEr HErr HERR wecket mir das ohr / das ich höre / wie ein Jünger. Ich bin nicht vngehorſam / vnd gehe nicht zu rücke.
EG alt | EG neu | Titel |
---|---|---|
282 | EG 366 | Wenn wir in höchſten Nöten ſein |
EG: Evangelisches Gesangbuch
EG alt: Nummer des Liedes in alten Evangelischen Gesangbüchern
EG neu: Nummer des Liedes im neuen Evangelischen Gesangbuch (ab 2013)
Reihe | Inhalt | Text für die Predigt |
---|---|---|
Reihe I: altkirchliche Reihe | Epistel | 1Thess 4,1-12 |
Evangelium | Mt 15,21-28 | |
Reihe II | 2. Epistel | 1Joh 2,12-17 |
2. Evangelium | Lk 10,17-20 oder Lk 10,17-20 | |
alttestamentliche Reihe | Alttestamentliche Perikope | 2Mos 33,17-23 |
Aufbau der Leseordnung
Die Eisenacher Konferenz (eine Konferenz der evangelischen Landeskirchen Deutschlands) erarbeitete in den Jahren von 1888 bis 1896 eine Perikopenordnung für die evangelischen Kirchen. Sie verstand die altkirchlichen Perikopen (Epistel und Evangelium) als eine erste Reihe und fügte ihnen in einer zweiten Reihe einen zweiten Text aus den Episteln und einen zweiten Text aus den Evangelien hinzu. Die große Besonderheit dieser Ordnung war die Einführung einer dritten, alttestamentlichen Reihe, die für jeden Sonntag des Kirchenjahres erstmals einen alttestamentlichen Text bot. Die Verwendung dieser Perikopen geschah nicht einheitlich. Gedacht waren sie dazu, sie wechselweise im Gottesdienst zu verwenden, so innerhalb einer Folge von vier Jahren:
Damit ergab sich für die Lesungen ein Zyklus von vier Jahren und für die Predigt, die sich jeweils auf die Evangelienperikope stützte, ein Zyklus von zwei Jahren.
In einigen Landeskirchen, darunter die evangelische Kirche Brandenburgs, galt in dieser Zeit weiterhin die altkirchliche Textordnung. Sie kennt nur Evangelium und Epistel (Reihe I in der Eisenacher Textordnung), die beide nach wie vor für die Textlesung sowie für die Predigt im Haupt- und Abendgottesdienst empfohlen waren.
Die evangelische Kirche Württembergs nutzte in dieser Zeit eine Perikopenordnung, die sich auf einen Dreijahreszyklus stützte. Über die drei Jahrgänge hinweg fanden sich die Perikopen wie hier genannt, allerdings in anderer Anordnung und ergänzt um weitere Perikopen, die weder in altkirchlichen Ordnungen noch in der neuen Eisenacher Ordnung bekannt waren.
Diese Ordnung der evangelischen Kirche Württembergs ist derzeit hier nicht wiedergegeben.
Geschichtliche Anmerkungen: Die Eisenacher Perikopen in Zeiten des Umbruchs
Reminiszere
in unierten und reformierten Landeskirchen gültig in den Jahren 1898/1899 bis 1977/1978
in lutherischen Landeskirchen gültig in den Jahren 1898/1899 bis 1956/1957
Die Leittexte aus den Evangelien, den Episteln und dem Alten Testament nach altkirchlicher und Eisenacher Perikopenordnung
Text nach der Lutherbibel von 1545 gesetzt nach der Vorlage des Originals in Frakturschrift mit Luthers Scholion in den Marginalspalten.
Ergänzt um Verszählung und Abschnittsüberschriften.
LESUNG UND PREDIGTTEXT
Evangelium
Evangelium nach Matthäus
Mt 15,21-28
Text hören:
Sprecher: R. Makohl | Musik: ©Bluevalley, J.S. Bach
Das Verzeichnis der Hörbuch-Videos mit den Lesungen des Evangeliums finden Sie hier:
↦ Video-Hörbuch
Euangelium
S. Mattheus.
C. XV.
IHeſus gieng aus von dannen / vnd entweich in die gegend Tyro vnd Sidon / 22Vnd ſihe / ein Cananeiſch weib gieng aus derſelbigen grentze vnd ſchrey jm nach vnd ſprach / AH HErr / du ſon Dauid / erbarm dich mein / Meine Tochter wird vom Teufel vbel geplaget. 23Vnd er antwortet jr kein wort. Da traten zu jm ſeine Jünger / baten jn / vnd ſprachen / Las ſie doch von dir / denn ſie ſchreiet vns nach. 24Er antwortet aber / vnd ſprach / Ich bin nicht geſand / denn nur zu den verloren Schafen / von dem hauſe Iſrael. 25Sie kam aber / vnd fiel fur jm nider / vnd ſprach / HErr hilff mir. 26Aber er antwortet vnd ſprach / Es iſt nicht fein / das man den Kindern jr Brot neme / vnd werff es fur die Hunde. 27Sie ſprach / Ja HErr / Aber doch eſſen die Hündlin von den broſſamlen / die von jrer Herrn tiſch fallen. 28Da antwortet Jheſus / vnd ſprach zu jr / O weib / Dein glaube iſt gros / Dir geſchehe wie du wilt. Vnd jre Tochter ward geſund zu der ſelbigen ſtunde.
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LESUNG UND ZWEITER PREDIGTTEXT
Epistel
Erster Brief des Paulus an die Gemeinde in Thessaloniki
1Thess 4,1-12
REIHE
EP
Die Erſte Epiſtel
S. Páuli:
An die Theſſalónicĥer.
C. IIII.
Verse 1 - 12
Paulus schreibt:
WEiter / lieben Brüder / bitten wir euch / vnd ermanen in dem HErrn Jheſu / Nach dem jr von vns empfangen habt / wie jr ſollet wandeln vnd Gotte gefallen / das jr jmer völliger werdet. 2Denn jr wiſſet / welche Gebot wir euch gegeben haben / durch den HErrn Jheſum. 3Denn das iſt der wille Gottes / ewer Heiligung / das jr meidet die Hurerey / 4vnd ein jglicher vnter euch wiſſe ſein Fas zubehalten / in heiligung vnd ehren / 5nicht in der luſt ſeuche / wie die Heiden / die von Gott nichts wiſſen. 6Vnd das niemand zu weit greiffe noch verforteile ſeinen Bruder im Handel / Denn der HErr iſt der Recher vber das alles / wie wir euch zu vor geſagt vnd bezeuget haben. 7Denn Gott hat vns nicht beruffen zur vnreinigkeit / ſondern zur heiligung. 8Wer nu verachtet / Der verachtet nicht Menſchen / ſondern Gott / der ſeinen heiligen Geiſt gegeben hat in euch.
VON der brüderlichen Liebe aber / iſt nicht not euch zu ſchreiben. Denn jr ſeid ſelbs von Gott geleret / euch vnternander zu lieben / 10vnd das thut jr auch an allen Brüdern / die in gantz Macedonia ſind. Wir ermanen euch aber / lieben Brüder / das jr noch völliger werdet / 11Vnd ringet darnach / das jr ſtille ſeid / vnd das ewre ſchaffet / Vnd erbeitet mit ewren eigen henden / wie wir euch geboten haben / 12Auff das jr erbarlich wandelt gegen die / die drauſſen ſind / vnd * jrer keines bedürffet.
*
(Irer keines)
Das iſt / Neeret euch ſelber vnd ligt nicht den Leuten auff dem Halſe / wie die faulen Bettelmünche / widerteuffer Landleuffer / Denn ſolche ſind vnnütze Leute / vnd ergern die vngleubigen.
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LESUNG UND PREDIGTTEXT
Zweites Evangelium
Evangelium nach Lukas
Lk 10,17-20
Text hören:
Sprecher: R. Makohl | Musik: ©Bluevalley, J.S. Bach
Das Verzeichnis der Hörbuch-Videos mit den Lesungen des Evangeliums finden Sie hier:
↦ Video-Hörbuch
Euangelium
S. Lucas.
C. X.
DIe Siebenzig aber kamen wider mit freuden / vnd ſprachen / HErr / Es ſind vns auch die Teufel vnterthan in deinem Namen. 18Er ſprach aber zu jnen / Ich ſahe wol den Satanas vom Himel fallen / als einen blitz. 19Sehet / Ich habe euch macht gegeben / zu tretten auff Schlangen vnd Scorpion / vnd vber alle gewalt des Feindes / vnd nichts wird euch beſchedigen. 20Doch darin frewet euch nicht / das euch die Geiſter vnterthan ſind / Frewet euch aber / das ewre namen im Himel geſchrieben ſind.
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Das Video zeigt den Text der Geschichte aus der Lutherbibel von 1545, in der Jesus den Glauben einer kanaanäischen Frau anerkennt, vorgelesen von Reiner Makohl.
Das Video zeigt aus der Lutherbibel von 1545 die Erzählung vom Lohn der Jünger, den sie für Taten empfangen werden, vorgelesen von Reiner Makohl.
»Frewet euch mit den Frölichen /
vnd weinet mit den Weinenden.
Habt mit allen Menſchen Friede.«
Der Rückblick auf die Perikopenordnungen vergangener Jahrhunderte zeigt auf, wie sich die Verwendung der biblischen Texte in evangelischen Gottesdiensten im Laufe der Zeit veränderte.
Wir beschränken uns in den weit zurückliegenden Jahren auf Perikopenordnungen, die überwiegend in Gebrauch waren.
Durch die neue Ordnung für die Verwendung von Sprüchen, Psalmen, Bibeltexten und Liedern in Gottesdiensten sind die alten Ordnungen zwar liturgisch überholt, aber inhaltlich deswegen keineswegs falsch.
Wir möchten Sie daher ermuntern, die in alter Zeit verwendeten Perikopen zu betrachten. Nur so können Sie ergründen, ob das, worauf sich Pfarrer vor Hunderten von Jahren in Gottesdienst und Predigt stützten, auch noch heute aktuell ist. Aktuell für Sie ganz persönlich.
Der Text aus der Lutherbibel ist auf unseren Seiten in Anlehnung an das Druckbild des Originals von 1545 wiedergegeben.
Den Seitenaufbau, die verwendeten Schriften, die Schreibregeln der Frakturschrift und Luthers Intentionen, mit der Typografie Lesehilfen bereitzustellen, erläutert dem interessierten Leser unser Artikel »Satz und Typografie der Lutherbibel von 1545«.
Die beweglichen Feiertage im Jahreslauf hängen ab vom Osterdatum. Der Artikel erläutert, wie sich das Osterdatum berechnet und nennt die aktuellen Daten der Feiertage.