Tag der hl. Barbara
Traditionelles Brauchtum
Schneiden der Barabarazweige
Der Barbaratag in den Jahren 1963 bis 1970
Verweise führen zu den Kalenderblättern des jeweiligen Datums:
Die Legende beschreibt Barbara als Tochter des Kaufmanns Dioscuros aus Nikomedien (heutiges Izmit, Türkei). Barbara lebte etwa um das Jahr 300 n. Chr. Zu jener Zeit war die christliche Religion in Nikomedien nicht geduldet. Damals soll sich der Überlieferung nach folgende Geschichte zugetragen haben 1.
Dioscuros, Barbaras Vater, plante, seine Tochter mit einem jungen Mann zu verheiraten, der um ihre Hand anhielt. Während seiner Reisen sperrte der Vater Barbara stets in einen Turm, um ihre Unschuld zu bewahren. Dieser Turm hatte zwei Fenster.
Zurückgekehrt von einer seiner Reisen fand Dioscuros ein drittes Turmfenster vor. Barbara hatte sich von einem als Arzt verkleideten Priester taufen und als Symbol der Dreifaltigkeit dieses Fenster einbauen lassen.
Der Vater erzürnte maßlos darüber. Er musste erkennen, dass sich seine Tochter der christlichen Bewegung angeschlossen hatte. Sie verweigerte die Ehe mit einem Mann, der kein Christ war. Barbara wurde daraufhin angeklagt, verhöhnt, gefoltert und zum Tode verurteilt.
Ein Kirschbaumzweig hatte sich in ihrem Kleid verfangen, als man sie in den Kerker führte. Diesen Zweig soll sie im Kerker mit Wasser aus ihrem Trinknapf benetzt haben. Am Tag ihres Martyriums (vermutlich mitten im Winter des Jahres 306) soll der Zweig erblüht sein.
In seinem Zorn hatte der Vater die Hinrichtung persönlich vorgenommen. Gleich danach, auf dem Rückweg vom Richtplatz, soll er vom Blitz erschlagen worden sein.
Anmerkung:
1 Die Legende ist zwar wahrscheinlich schon vor dem 7. Jahrhundert im kleinasiatischen, byzantinischen Raum entstanden, doch sie fand erst langsam nach Mitteleuropa. Die umfängliche Legendensammlung des Dominikaners Jacobus de Voragine (1228/29–1298), die »Leganda Aurea« (das goldene Legendenbuch) kennt die Legende noch nicht. Sie wurde erst etwa zu Beginn des 16. Jahrhunderts in der Legendensammlung der Heiligen und Märtyrer ergänzt.
Unsere Kurzfassung konzentriert sich auf die wesentlichen Aspekte. Selbstverständlich ist die Legende, wie sie im späten Mittelalter kursierte, weit aus umfänglicher und detailreicher formuliert.
Abbildung: Kirschblüten – werden sie Weihnachten erblühen?
Foto: © Sabrina | Reiner | www.stilkunst.de | Lizenz CC BY-SA
Der Gedächtnistag zu Ehren der heiligen Barbara ist mit einem hübschen Brauch verbunden, dem Schneiden und Aufstellen der Barbara-Zweige.
So soll man an diesem Tag Zweige vom Kirschbaum oder Apfelbaum, vom Forsythienbusch oder Weißdorn schneiden, sie über Nacht in handwarmes Wasser legen und dann in eine Vase nahe einer Heizung stellen.
Wem dann an Weihnachten diese Barbara-Zweige erblühen, dem soll besonderes Glück für das folgende Jahr beschieden sein – so die katholische Überlieferung.
Die heilige Barbara ist im 3. Jahrhundert als Märtyrerin in Nikomedien in Kleinasien gestorben.
In der katholischen Kirche ist sie eine von 14 Nothelfern. Sie gilt als Patronin der Geologen, der Bergleute, der Architekten, der Glöckner, der Helfer des Technischen Hilfswerkes (THW), der Schlesier, der Gefangenen und der Sterbenden. Sie ist Helferin gegen Blitzeinschlag und Feuer und Helferin der Artillerie.
Die Reliquien der heiligen Barbara werden im Kloster S. Giovanni Evangelista auf der Insel Torcello (in der Lagune von Venedig) verwahrt.
Die evangelischen Kirchen praktizieren keine Heiligsprechungen und lehnen die Heiligenverehrung ab. Auch Nothelfer, die im Gebet um Schutz und Hilfe angerufen werden, gibt es nicht. Es gibt daher keinen Gedenktag für Barbara im liturgischen Kirchenkalender. Das Gedenken wird nicht mit einem Gottesdienst begangen.
Allerdings ist Barbara von Nikomedien unter dem 4. Dezember im evangelischen Namenkalender aufgeführt. Der Namenkalender weist Personen aus, die durch eine standhafte christliche Haltung, durch herausragende Taten oder durch ihr Lebenswerk als Vorbilder im Glauben gelten sollen. Die Erinnerung an sie und die mit ihnen verbundenen Geschichten soll nicht in Vergessenheit geraten.
Zu diesem Kreis gehören die Märtyrer der frühen Kirche, wie Barbara von Nikomedien.
Der Brauch des Schneidens und Aufstellens der »Barbarazweige« wird ganz sicher auch von etlichen evangelischen Familien gepflegt, doch eher als bürgerliches Brauchtum und ohne den Aberglauben der Glücksverheißung, der Barbara als Schutzpatronin voraussetzen würde.
Blüten, die sich aus abgeschnittenen Zweigen entfalten, sind beliebter Raumschmuck im Winter. Die Floristen setzen allerdings auf ganze Pflanzen, die sich in warmen Wohnzimmern im Winter aus einer Zwiebel entwickeln und in voller Pracht erblühen. Der Ritterstern (Amaryllisgewächs) ist eine beliebte Deko zu Weihnachten und läuft den Barbarazweigen längst den Rang ab.