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Muss man nicht lesen, kann man aber!

Abschied

22. Juni 2014

Über Marathonläufer und Wanderer

Gedanken über das Leben

Heute Morgen ist unser Bruder verstorben. – Es fühlt sich anders an, als man so sagt. Da ist keine Leere. Im Gegenteil: Der Kopf, das Herz und der Bauch sind voll von Gedanken, Gefühlen und Empfindungen.

Es ist verwirrend, es lässt sich nicht sortieren und es bereitet Schmerzen. Ja.

Abendstimmung | ©by Sabrina Reiner | CC-BY-SA
Creative Commons Attribution-ShareAlike

Abendstimmung
Von guten Mächten wunderbar geborgen, erwarten wir getrost, was kommen mag. Gott ist mit uns, am Abend und am Morgen, und ganz gewiss an jedem neuen Tag.
Foto: Sabrina | Reiner Makohl

 

 

Nein, dies hier ist nicht der Ort für Traurigkeit. Aber für Gedanken. Nein, nicht über den Tod. Aber über das Leben.

Ist es nicht so? Wir alle werden mit unserer Geburt an die Startlinie gestellt. Wir laufen los. Das Ziel ist klar, auch wenn man es verdrängt, auch, wenn man es nicht wahrhaben möchte. Irgendwann wird jeder von uns diese Ziellinie am Ende des Lebens überschreiten.

Auf der Strecke, die wir alle laufen, sieht man die unterschiedlichsten Laufstile.

 

Da sieht man beispielsweise den Marathonläufer. Für ihn ist die kürzeste Verbindung wichtig, die schnellste Strecke zum Ziel. Er rennt los und er überholt unterwegs viele. Er schaut nicht nach links und nicht nach rechts. Nur der Fortschritt zählt und das Überholen. Er ist eben fortschrittlich. Vielleicht zählt noch das Durchhalten. Er hat Kraft und Ausdauer.

Immer aktiv sein, immer stark sein und immer mitmachen. Für den Marathonläufer ist »Dabeisein« wichtig, auf der Strecke dabei sein im Kampf um die vorderen Plätze.

Und irgendwann kommt er an. Wenn er dann zurückblickt, kann er fast nichts berichten – außer davon, wie schnell, stark und ausdauernd er doch war. Wie viele er überholt hat. Er hat auch nichts mitgebracht. Keine Mitbringsel, keine Erinnerungen, keine bemerkenswerten Erfahrungen, außer der vielleicht, dass der Weg ab und zu steinig, die Strecke holprig und die Gegener zu schlagen waren. Er hatte weder die Zeit dafür noch die Lust, sich unterwegs zu belasten.

Wenn sich der Marathonläufer umschaut im Ziel, sieht er niemanden. Die applaudierenden Zuschauer entlang der Strecke sind längst verblasst. Niemand mehr da. Alle fort. Aber er war ja auch selbst für niemanden da. Im Grunde ist er sehr einsam vor sich hingerannt. Er bemerkte es nur nicht.

 

Ganz anders der Wanderer. Er schlendert gemütlich den Weg entlang. Für ihn ist der Weg das Ziel. Er nimmt jede Abzweigung mit und er freut sich über unbekannte Umwege. Er bleibt immer wieder stehen und betrachtet, was am Wegrand so zu sehen ist. Neugierde lässt ihn anhalten, Wissensdurst treibt ihn an.

Der Wanderer genießt den Ort, an dem er gerade ist. Er sucht den nächsten interessanten Punkt auf seinem Lebensweg. Er ist unstet und unruhig. Er interessiert sich für alles und jeden. Er ist immer auf der Suche. Er überholt nicht. Er begegnet anderen. Er nimmt sich etwas Zeit für dies und das und für diesen und jenen. Er ist einfach nur da, wo er ist. Genügt völlig. »Da sein« ist für ihn wichtig. Da sein für sich selbst und für andere.

Irgendwann kommt auch der Wanderer ins Ziel. Doch bestenfalls als Zweiter. Wanderer sind die ewigen Zweiten. Das stört sie aber nicht.

Wenn Wanderer zurückblicken, wissen sie viel zu erzählen. Ihr Rucksack, den sie mühsam mitschleppen, ist voll von kleinen Mitbringseln. Viele Erfahrungen sind darin, und Erinnerungen an Orte und Begegnungen. Erinnerungen daran, dass sie da waren. Und es gibt andere, viele andere, die sich an sie erinnern, weil sie Erfahrungen mit ihnen teilten.

»Da sein«, das kostet Zeit. Das ist verdammt schwer. Für sich und für andere. Marathonläufer können das nicht. Für sie sind Mitmenschen entweder Zuschauer, von denen sie Bewunderung erwarten, oder Gegner, die es auszuschalten und zu überholen gilt.

 

Auch wir sind Wanderer. Klar, wir werden immer nur Zweiter sein. Nicht schlimm. Unser Ziel ist das Jetzt. Wir genießen es, da zu sein. Das nächste Ziel liegt ganz klar vor uns: die nächste Abzweigung, der nächste Umweg, die nächste Begegnung. Wir sind gespannt und neugierig darauf.

 

Unser Bruder ist tot.

Meist war er ein Wanderer. Nur ab und zu legte er einen Spurt ein. Jetzt hat er die Ziellinie des Lebens überschritten. Aber das ist nicht mehr wichtig für ihn. Es war eigentlich nie wichtig. Meist war sein Weg sein Ziel. Meist war er da und rannte nicht vorbei. Das allein war, das allein ist wichtig. Für ihn und für andere. Manch einer hat in seinem Rucksack Erfahrungen sammeln können aus Begegnungen mit ihm. Auch wir. Das ist es, was zählt. Genügt völlig.

Reiner

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Rogate! - Die Macht des Betens

25. Mai 2014

25. Mai 2014 | Sonntag Rogate

Rogate 2014

5. Sonntag nach Ostern

Der evangelische Sonntag Rogate

Die evangelischen Kirchen wählten als Namen für diesen Sonntag den lateinischen Imperativ »Rogate!«, was übersetzt »Betet!« heißt.

Der Sonntag Rogate ist somit der Betsonntag. Im Vordergrund steht das Gebet. Der Zusammenhang mit der Osterzeit ergibt sich aus der neuen Beziehung zwischen Menschen und Gott, aus dem neuen Bund: Es steht jedem frei und einjeder ist aufgefordert selbst und direkt zu Gott zu beten.

Getsemani | »Lass diesen Kelch an mir vorübergehen. Doch nicht mein, sondern Dein Wille geschehe.« | Linolschnitt, 11 cm x 22,5 cm | Frei nach einem Motiv des Altarbildes der Evangelischen Versöhnungskirche, Rüsselsheim, Deutschland. | Foto: © Sabrina | Reiner | www.stilkunst.de | Geschütztes Bildmaterial

Abbildung: Getsemani
»Lass diesen Kelch an mir vorübergehen. Doch nicht mein, sondern Dein Wille geschehe.«
Linolschnitt, 11 cm x 22,5 cm, Ausschnitt
Frei nach einem Motiv des Altarbildes der Evangelischen Versöhnungskirche, Rüsselsheim, Deutschland.
Foto: © Sabrina | Reiner | www.stilkunst.de | Geschütztes Bildmaterial

Die Macht des Betens

Ein Workshop

Gedanken zum Sonntag Rogate

Einführung

Rogate! Betet! – Das ist der Name dieses Sonntags. Es ist der fünfte Sonntag nach Ostern, direkt vor Christi Himmelfahrt. Folgen wir doch einfach einmal dieser Aufforderung! Wenn nicht jetzt, wann dann? Was riskieren wir schon dabei? Eigentlich doch nichts. Was kostet es uns, außer einigen wenigen Minuten Zeit, die wir vermutlich anderweitig kaum besser genutzt hätten?

Doch halt! So einfach ist es nun doch nicht!

Beten – wie geht das eigentlich? Da gibt es doch völlig unterschiedliche Vorstellungen von dem, was ein »gutes« Gebet ausmacht, oder? Schließlich soll es auch wirken, nicht nutzlos sein. Doch wie macht man das? Wie stellt man das an, dass es wirkt?

Gibt es nicht irgendwelche Handlungsanweisungen dafür? Eine Art Bedienungsanleitung? Einen User Guide? Die Macht des Betens soll ja enorm sein! Hört und liest man jedenfalls hin und wieder. Die Macht des Betens! Das klingt ein wenig nach Fantasien und »Möge die Macht mit Dir sein!« – Schön wäre es ja.

Ein Workshop für das Beten

Ein Workshop – wozu das denn? Eigentlich sollte doch jeder Christ von Kindheit an gelernt haben, zu beten. Eigentlich sollte jeder evangelische Christ spätestens im Konfirmandenunterricht angeleitet worden sein und selbst erfahren haben, wie man richtig betet und was es dabei zu beachten gilt. Und eigentlich sollte jeder Christ von der Macht des Betens überzeugt sein. Nicht nur aus Glauben heraus, sondern aufgrund eigener Erfahrung. Eigentlich.

Wir glauben aber, dass es an dieser Stelle durchaus angebracht und hilfreich ist, ein paar Worte über das Beten zu verlieren.

Wir können Ihnen sagen, wie es geht. Dach was nutzen Worte. Lassen Sie uns daher einen Workshop daraus machen. Mit praktischem Übungsteil. Sie können sich selbst einbringen und überprüfen, was geht und was nicht. Wir sagen Ihnen also, wie es geht – theoretisch! –, und sie probieren es aus, ganz praktisch. Nehmen Sie sich die paar Minuten – es kostet außer Zeit fast nichts.

Der Workshop – Die Vorbereitung

Was brauchen Sie dafür? Nicht viel. Das Gebet im Verborgenen ist die vollständige Kommunikationsform. Es bedarf für den Dialog mit Gott weder Mittler, wie Priester oder Pfarrer, und auch keine besonderen Orte oder Räume, wie Wallfahrtsstätten, Tempel, Kirchen oder Kapellen. Hilfsmittel, wie Heilige Bücher, Gebetsbücher, Kruzifixe, Reliquien oder Gebetskränze, sind überflüssig. Auch Altäre und Opfer irgendwelcher Art sind völlig unnötig.

Das Gebet wirkt aufgrund seiner Ehrlichkeit, mit der es gesprochen und gemeint ist. Dabei kommt es nicht auf die Worte an, sondern auf das Vertrauen in die Barmherzigkeit Gottes und in die gelebte Beziehung zu ihm. Reden ist eins, Handeln etwas anderes.

Es kommt also nicht darauf an, viel zu reden und mehr oder weniger kluge, womöglich irgendwie religiös anmutende Sätze loszuplappern, sondern darauf, was Sie vor dem Gebet taten und was Sie danach tun möchten. Wie das zu verstehen ist? Das sehen wir gleich.

Der Workshop – Die Anleitung zum Beten

Sie hatten schon richtig vermutet: Es gibt so etwas wie eine Anleitung zum Beten. Jesus gab uns für das Beten ebenso einfache wie klare Anweisungen. Wir finden Sie im Evangelium des Matthäus (Kapitel 6). Mehr ist nicht zu tun.

Gleichzeitig verwies Jesus darauf, wie wichtig für den Erfolg unserer Gebete unser eigenes Handeln ist. Die Schlüsselrolle nimmt dabei »Vergebung« ein. Wie im richtigen Leben: Eine gute Beziehung sollte unbelastet sein von Vorwürfen und Schuldgefühlen. Auch die Beziehung zwischen Ihnen und Gott.

Jedoch – so erklärt es Jesus! -, Vergebung kann nur erlangen, wer selbst vergeben hat! Bitte beachten Sie die Zeitform in diesem Ausdruck: Perfekt, vollendete Gegenwart. Da hilft kein Geschwätz und kein guter Vorsatz, erst recht kein geheuchelter: Wir müssen ehrlich sein und bereits vergeben haben, um selbst Vergebung zu erlangen.

Das ist heikel! Haben Sie jemandem irgendetwas zu vergeben? Und haben Sie bereits vergeben? Wenn nicht: Es ist ja nie zu spät! Tun Sie es jetzt. Aber vergessen Sie bitte nicht die ehrliche Absicht dahinter. Die Macht und Wirksamkeit des Gebets wird nicht durch Rituale angeregt und erlangt, sondern durch die Ehrlichkeit unserer Beziehung zu Gott und zu unseren Mitmenschen.

Nun wird es Zeit, sich mit der Anleitung vertraut zu machen. Schauen wir uns an, was Jesus über das Beten sagte. Lesen Sie den folgenden, kurzen Text:

 

Das Evangelium des Matthäus

 

6 5 Wenn ihr betet, seid nicht wie die Heuchler, denn sie beten gern, wenn sie in den Kirchen und an den Straßenecken stehen, damit es die Leute mitbekommen. Ich sage euch: Sie haben damit ihren Lohn schon erhalten. So ist das. 6 Du aber, wenn du betest, geh in Dein Zimmer, schließe die Tür und bete zu deinem Gott, Deinem Vater, in dieser Abgeschiedenheit. Und dein Vater, der dich in der Abgeschiedenheit sehen kann, wird es Dir vergelten.

7 Wenn ihr betet, plappert nicht daher wie die Heiden, denn sie meinen erhört zu werden, wenn sie viele Worte machen.
8 Macht es einfach nicht wie sie. Euer Vater weiß doch, was ihr braucht, noch bevor ihn ihn bittet.

9 So sollt ihr beten:

Unser Vater im Himmel,
geheiligt werde dein Name,
10 dein Reich komme,
dein Wille geschehe
wie im Himmel, so auf Erden.
11 Unser tägliches Brot gib uns heute.
12 Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir unsern Schuldnern vergeben haben.
13 Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.

14 Wenn ihr nämlich den Menschen ihre Verfehlungen vergebt, wird auch euch euer himmlischer Vater vergeben.
15 Wenn ihr aber den Menschen nicht vergebt, wird euer Vater auch eure Verfehlungen nicht vergeben.

Der Workshop – Das Praktikum

Alles klar? Dann kommen wir jetzt zum praktischen Teil. Suchen Sie also einen ruhigen, abgeschiedenen Ort auf. Ein Zimmer, einen Raum, in dem Sie ungestört sind. Es muss und sollte niemand mitbekommen, dass Sie nun beten werden.

Entspannen Sie sich. Machen Sie es sich bequem. Es ist nicht nötig, dass Sie irgendeine besondere Körperhaltung einnehmen. Sie müssen nichts tun. Sie müssen weder knien, noch auf dem Boden liegen, noch die Hände falten. Sie können es tun, wenn Sie mögen. Sie müssen aber nicht. Nehmen Sie eine Haltung ein, die Ihnen ganz natürlich, selbstverständlich und entspannt vorkommt. Sie sollten sich dabei wohlfühlen.

Seien Sie nur einfach locker und versuchen Sie, die Welt um sich herum zu vergessen. Sie sollten wirklich ungestört sein und sich durch nichts stören lassen.

Wenn Sie soweit sind, fangen Sie an, zu beten. Versuchen Sie zunächst nicht, Ihr Gebet mit eigenen Sätzen oder Wünschen anzureichern. Sprechen Sie einfach die Sätze, die uns Jesus empfohlen hat. Da steckt alles drin, was Sie brauchen, um das Gespräch mit Gott erfolgreich zu führen. Mehr ist wirklich nicht nötig. Alles andere, was Sie bewegt, ist darin impliziert.

Sprechen Sie das Gebet laut und hören Sie sich selbst zu.

Der Workshop – Die Auswertung

Und nun: Seien Sie kritisch mit sich selbst! Wie klang das? War das ehrlich? Würden Sie dem, der da gesprochen hatte – also sich selbst! – das abnehmen, was er da von sich gab?

Wenn nicht: An welcher Stelle klang es weniger oder gar nicht überzeugend? Wenn Sie diese Stelle (oder auch mehrere) ausgemacht haben, dann können Sie Ihrem Sprecher vielleicht ein paar hilfreiche Tipps geben: Was muss er tun, damit sein Gebet ehrlich klingt und überzeugt? Geben Sie ihm die nötigen Handlungsempfehlungen! Und geben Sie ihm eine zweite Chance, oder auch eine dritte. – Es muss nicht gleich sein. Vielleicht heute Abend oder morgen oder nächste Woche.

Der Workshop – Abschließende Erläuterungen

Sie haben nun gesehen: Das Gebet besteht aus zwei Teilen. Dem eigentlichen Gebet und dem Tun drumherum bzw. zwischen zwei Gebeten. Da passiert ja immer irgendetwas. Das lässt sich auch gar nicht vermeiden. Aber einiges von dem dem, was da passiert, wird im Gebet womöglich bedeutsam. Ein Beispiel sei hier angeführt.

Unser tägliches Brot gib uns heute

Wir beten die Zeile »Unser tägliches Brot gib uns heute«. Vielleicht fragen Sie sich, was denn Gott damit zu tun habe. Schließlich gehen Sie arbeiten, verdienen Geld, und kaufen sich, was Sie an Lebensmittel benötigen. Oder Ihr Partner verdient das Geld. Oder Ihre Eltern. Oder Sie beziehen Rente, Arbeitslosenunterstützung oder Sozialhilfe. Aber: Ist das alles so selbstverständlich?

Als Rentner haben wir lange hart gearbeitet. Unser Rentensystem gewährt uns nun den Ruhestand. Auch, wenn es nicht viel sein mag: Rentner bekommen Geld, ohne dafür weiterhin arbeiten zu müssen. Auch Arbeitslose und sozial Schwache fallen nicht völlig ins Bodenlose. Alles ist zwar knapp und Geld gibt es nur wenig, aber es gibt Brot. Niemand verhungert. Das sind Errungenschaften unserer Gesellschaft, die keineswegs selbstverständlich sind. Beispiele, wie es anders laufen kann, erleiden viele Millionen Menschen täglich auf dieser Welt.

Ebenso wenig ist es selbstverständlich, Arbeit zu haben. Man hat sie, aber man kann sie sehr schnell verlieren. Auch in unserem Staat.

»Unser tägliches Brot gib uns heute« erinnert uns daran, dass es eben nicht selbstverständlich ist, jeden Tag satt sein zu dürfen. Die Generationen vor uns und wir selbst haben dafür gerungen, und wir müssen in politischen Auseinandersetzungen immer wieder dafür neu eintreten, dass unser soziales Netz nicht reißt. Renten, Arbeitslosengeld und Sozialhilfe stehen immer wieder auf dem Prüfstand, wenn der Gürtel enger zu schnallen ist oder politische Machtspiele gespielt werden.

Wir müssen täglich dafür sorgen, dass wir unseren Arbeitsplatz behalten. Möglichst lange. Immer weniger Menschen rechnen damit, dass sie ihren Job bis zum Rentenalter behalten werden. Immer mehr junge Menschen wechseln von erfolgreichen abgeschlossenen Ausbildungen und Studiengängen direkt in die Arbeitslosigkeit. Es ist der Kampf um immer weniger Arbeitsplätze, von denen viele nicht einmal mehr zum Leben das nötige Einkommen beisteuern. Immer mehr Menschen haben zwei oder drei kleinere Jobs gleichzeitig. Das alles ist anstrengend und kostet Kraft. Gut, wenn wir uns darüber im klaren sind und um Kraft bitten.

»Unser tägliches Brot gib uns heute« meint: Sich bewusst sein, dass man dafür eintreten muss. Es ist nicht selbstverständlich. Man muss für sich sorgen können, aber auch für andere. Man muss dafür eintreten, dass unser soziales Netz fester und engmaschiger wird. Dort, wo es schwach und löchrig geworden ist, kann und sollte man selbst aktiv werden und einen winzigen Faden spinnen, der für irgendeinen anderen, bedürftigen Mitmenschen »Unser tägliches Brot gib uns heute« meint. Solche Fäden könnten Spenden sein, aber auch die aktive Mitarbeit in einer kleinen, regional aufgestellten Hilfsorganisation. Auch in Ihrer Nähe gibt es vielleicht Organisationen und Vereine, die Ihre Hilfe gut brauchen könnten.

»Unser tägliches Brot gib uns heute« meint darüber hinaus die konkrete Bitte und Hoffnung, dass wir selbst nicht in Not geraten und durch ein rissiges Loch im Netz plumpsen. Und wenn doch, dann möge jemand da sein, der einen Faden spinnt, der uns trägt. Treffen kann es jeden. Wir haben keine Garantien dafür, unbeschadet durch das Leben zu gleiten. Und so, wie wir selbst auf Hilfe und Unterstützung hoffen und angewiesen sind, wenn es schief läuft, können wir selbst helfen und unterstützen, wo für einen Mitmenschen Hilfe nötig ist.

Fazit

Sie sehen: Der erste Teil unseres Workshops ist leicht zu praktizieren. Man betet einfach. Doch vergessen Sie den zweiten Teil nicht! Je nachdem, wie sie ihn gestalten, kann sich diese Übung über lange Zeiträume erstrecken. Womöglich über den Rest Ihres Lebens.

Wir haben versucht, am Beispiel der Bitte um das tägliche Brot aufzuzeigen, welchen Sinn beten haben kann. Vielleicht haben Sie nun Lust, einmal über die anderen Sätze im Vaterunser nachzudenken. Vielleicht finden Sie selbst heraus, was diese Bitten für Sie und für das Zusammenleben mit Ihren Mitmenschen bedeuten mögen. Es kann gut sein, dass auch Sie dann zu dem Schluss kommen: Beten tut nicht nur gut, es hilft. Sehr konkret, sehr praxisnah, und es wirkt! Beten entfaltet seine Macht dort, wo Menschen das Gebet ernst meinen.

Die Macht des Betens – sie steckt auch in Ihnen!

Sabrina

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Das Geheimnis der Auferstehung

21. April 2014

Das Geheimnis der Auferstehung

Gedanken zum Ostermontag

Die Auferstehung Christi ist ein schwieriges Thema. Auch für Christen. Sie wird ganz sicher zu Recht angezweifelt, denn sie entzieht sich all unserer Erfahrungen mit dem Thema Tod. Sie ist rational nicht zu begründen. Wir kennen keine Beispiele, die belegen, dass Menschen, die längere Zeit tot waren, wieder lebendig wurden.

Die Auferstehung – eine Frage des Glaubens

Die Auferstehung Jesu lässt sich nicht erklären. Wir wissen nichts darüber. Bis heute lässt sie sich weder belegen noch kann sie gestützt auf Fakten bestritten werden. Sie ist daher eine Frage des Glaubens.

Was wäre, wenn?

Unabhängig davon, ob die Auferstehung eine historische Tatsache ist oder auch nicht, kann man annehmen, dass sie es sei. Was daraus entsteht, müsste ein Modell von Theorien und Thesen sein, die zueinander stimmig sind. Dieses Modell nennen wir »Glauben«, genauer: den »christlichen Glauben«.

Hand aufs Herz: Was wäre, wenn die Auferstehung tatsächlich so abgelaufen wäre, wie sie im Matthäus-Evangelium beschrieben wurde?

Würde das Ihr Leben beeinflussen? Würde Sie das zum Nachdenken bringen? Würden Sie andere Entscheidungen treffen als heute und anders handeln, als sie es tun? Nehmen Sie sich etwas Zeit und denken Sie darüber einmal ernsthaft nach! Zu welchen Ergebnissen kommen Sie dabei?

Unabhängig davon, ob die Auferstehung eine historische Tatsache ist oder auch nicht, besitzen die übrigen Botschaften und Lehren des Christentums viele, sehr einfache Leitlinien. Sie vermitteln ethische Werte, die unser Zusammenleben auf eine humane, friedliche Weise gestalten helfen. Sie fördern Akzeptanz, Respekt, Wertschätzung, soziale Wahrnehmung und gegenseitige Unterstützung in der Gemeinschaft.

Der Auferstehungsgeschichte kommt dabei der große Verdienst zu, dass sie es war, die dafür gesorgt hatte, dass die christliche Idee und die christlichen Werte und Lehren weltweit verkündet wurden.

Die Bedeutung der Auferstehung für uns

Man mag darüber denken, wie man will. Fakt ist: Heute finden sich die Spuren christlicher Werte in vielen Errungenschaften unserer Zivilisationen und Kulturen, in Gesetzen und Menschenrechtserklärungen. Karfreitag, Ostersonntag und Ostermontag sind zwar kirchliche Feste, aber sie sind auch gesetzliche Feiertage und sie gelten für alle. Auch für die, die keiner christlichen Kirche angehören. Sogar unser sehr alltägliches Kalenderdatum in der Zählung »nach Christi Geburt« ist auf den großen Erfolg der Auferstehungsgeschichte zurückzuführen.

Und was meint das für uns Christen, die wir getauft wurden auf den Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes?

Es meint: Wir sollen halten, was Jesus uns vorgegeben hatte!

Doch dafür muss man es kennen und verstehen lernen. Die Bedeutung der Auferstehungsgeschichte für uns ist darin zu finden, zu entdecken, was es meint, den jesuanischen, den christlichen Lehren zu folgen.

Ostern gibt uns als jährlich wiederkehrendes Fest Gelegenheit, uns auf die Suche danach zu begeben. Was wir in jedem Fall garantiert finden werden, das sind wir selbst und es sind unsere Mitmenschen. Es sind unsere Gedanken und es ist unser Handeln. Wenn wir gefunden haben, was wir suchen, und wenn wir gelernt haben, was es bedeuten mag, zu halten, was uns Jesus aufgetragen hatte, dann ist einmal mehr die Auferstehung Christi wahr geworden.

Das ist es, was das Geheimnis der Auferstehung wirklich meint.

Mehr darüber und über die Thesen, ob Jesus womöglich scheintot begraben wurde, ob die Jünger, die Römer oder seine Familie den Leichnam heimlich gestohlen und entsorgt haben könnten, und welche Diskussionen im Jahr 2007 eine Film-Dokumentation über ein angeblich neu entdecktes Familiengrab Jesu auslöste, lesen Sie in unserem Artikel Ostermontag .

Aus dem Stilkunst-Kalender: Ostermontag


Ostermontag

Texte und Erklärungen zum Ostermontag im Stilkunst-Kalender.

 
Weitere Texte finden Sie über unsere Kalenderübersicht Osterzeit


Osterzeit

Texte und Erklärungen im Stilkunst-Kalender.

 
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Sabrina

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Ostern und die Osterbotschaften

20. April 2014

Link zum Beitrag Ostersonntag

 

Ostersonntag

Der Ostersonntag ist in den christlichen Kirchen Gedenktag und Fest der Auferstehung Christi. Dem Gedenken liegen die Ereignisse zugrunde, die der Evangelist Matthäus im Neuen Testament über den Besuch der Frauen an Jesu Grab berichtet.

Die Osterbotschaft

Was ist die besondere Botschaft des Osterfestes? Es gibt mehrere. Doch die zentrale, ursprüngliche Frohe Botschaft begründet sich in den Ereignissen der Kreuzigung und der Auferstehung:

Jesus von Nazareth, der gekreuzigte Heiland, ist auferweckt. Gott hat sein Opfer für die Welt angenommen. Der Herr ist auferstanden, er ist Sieger über Sünde und Tod.

Diese Botschaft ist die Grundlage und der Ursprung der christlichen Kirche und ihrer Weltmission.

Doch sie ist heute nur sehr schwer zu verstehen! Die religiösen, kulturellen, gesellschaftlichen und politischen Grundlagen und Zusammenhänge haben sich in den Zeiten der Urkirche völlig anders gezeigt als heute. Uns fehlen meist die nötigen Voraussetzungen, um zu den Inhalten dieser Botschaft einen Zugang zu finden, die eine extrem verdichtete, religiöse Weltanschauung spiegeln und das komplette Heilsgeschehen hochgradig komprimiert abbilden.

So ist es verständlich, dass Zweifel an der Wahrheit der Osterbotschaft aufkommen. Die Diskussionen darüber bemühen sich, die Entstehung dieser Botschaft rational, psychologisch und historisch anzufechten oder zu begründen und verständlich zu machen. Oft wird sie dabei gänzlich aufgegeben oder umgedeutet.

Botschaften für das praktische Leben

Für uns als heutige Christen sind es unserer Meinung nach vier andere Botschaften, die die Frohe Botschaft ausmachen. Sie sind es, die dem Osterfest hinreichend ein pragmatisches Fundament geben, das in der christlichen Praxis gelebt und gestaltet werden kann.

Wie diese vier Botschaften lauten, und welche ganz persönliche Osterbotschaft wir Ihnen mit auf den Weg geben möchten, können Sie in unserem Kalenderbeitrag zum Ostersonntag nachlesen.

Aus dem Stilkunst-Kalender: Ostersonntag


Ostersonntag

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Sabrina

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Karfreitag

18. April 2014

Gedenktag des Kreuzestodes Christi

Am Karfreitag gedenken die Christen des Kreuzestodes Christi. Der Name leitet sich aus dem Althochdeutschen ab, wo Kara soviel wie Klage, Kummer oder Trauer bedeutet. Der Tag wurde und wird demnach als ein Tag der Trauer verstanden. Unterstrichen wird das in der katholischen Kirche dadurch, dass der Karfreitag ein Tag strenger Abstinenz und des Fastens ist.

 

Ein Opfer für uns alle

Für Jesus waren Folter und Kreuzigung selbstverständlich allergrößte Leiden. Er selbst hat dieses Leiden als ein Glück für alle Menschen verstanden: Sein Tod ist ein Opfertod im Sinne der religiösen jüdischen Lehren. Sein Opfer wurde für die Vergebung der Sünden, also allen Fehlverhaltens, gegeben.

Mehr über Karfreitag lesen Sie in unserem Kalenderbeitrag.

Aus dem Stilkunst-Kalender: Karfreitag


Karfreitag

Texte und Erklärungen zum Karfreitag im Stilkunst-Kalender.

 
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