Bethlehem

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Biblia 1545

Wörterbuch zur Lutherbibel 1545

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Artikel aus dem Wörterbuch

Luthers Wort

Bedeutung

Beth­le­hem

Beth­le­hem (Ortsname)

hebräisch: בית לחם (Beth Lechem)

griechisch: βηϑλέεμ (Bethleem)

lateinisch: Bethleem

 

Biblischer Ort in Judäa, südlich von Jerusalem.

 

Heute befindet sich Beth­le­hem im West­jor­dan­land, im pa­läs­ti­nen­si­schen Au­to­no­mie­ge­biet.

 

 

Geburtsort Jesu

 

Beth­le­hem, das in der frü­hen Zeit Ef­ra­ta hieß (→1Mos 35,16-20), ist nach → Mt 2,1 und → Lk 2,4-11 der Ort, in dem Je­sus ge­bo­ren wur­de. Dies ist heu­te je­doch in der Le­ben-Je­su-For­schung um­strit­ten.

 

Für die Evangelisten er­füllt sich mit Beth­le­hem als Ge­burts­ort ei­ne alt­tes­ta­ment­li­che Pro­phe­zei­ung, auf die sie mit der Ge­burts­ge­schich­te ver­wei­sen.

 

Betlehem war nach →1Sam 16,1 der Her­kunfts­ort, die Stadt Kö­nig Da­vids (um 1000 v. Chr.):

 

16 1VND der HERR ſprach zu Samuel / Wie lange tregeſtu leide vmb Saul / den ich verworffen habe / das er nicht König ſey vber Jſrael? Fülle dein Horn mit öle / vnd gehe hin / Jch wil dich ſen­den zu dem Bethlemiter Jſai / Denn vn­ter ſei­nen Sönen hab ich mir einen König erſehen.

 

In Beth­le­hem sollte nach →Mi 5,1-3 der er­war­te­te Mes­si­as als Nach­kom­me Da­vids ge­bo­ren wer­den:

 

5 1VND du Beth­le­hem Ephrata / die du klein biſt / vn­ter den tau­ſen­ten in Juda / Aus dir ſol mir der komen / der in Jſrael Herr ſey / welchs Ausgang von anfang vnd von ewig her geweſt iſt. 2Jn des leſſt er ſie plagen / Bis auff die zeit / das die / ſo geberen ſol / geboren habe / Da wer­den denn die vbrigen ſei­ner Brüder widerkomen zu den kin­dern Jſrael. 3Er aber wird auff­tret­ten vnd weiden in krafft des HERRN / vnd im Sieg des Namens ſei­nes Got­tes / Vnd ſie wer­den wonen / Denn er wird zur ſel­bi­gen zeit herrlich wer­den / ſo weit die Welt iſt.

 

Nach dem Evangelisten Lukas lebten Ma­ria und Jo­sef in Na­za­reth. Die Ge­burt Je­su in Beth­le­hem wird in Lk 2 da­mit be­grün­det, dass sich Jo­sef in sei­ner Ge­burts­stadt ein­zu­fin­den hat­te we­gen der Volks­zäh­lung, die von Pub­li­us Sul­pi­ci­us Qui­ri­ni­us, Le­gat von Sy­ri­en, an­ge­ord­net wor­den war. His­to­risch ist die­se Volks­zäh­lung für das Jahr 6 n. Chr. be­legt.

 

Der Evangelist Matthäus geht da­ge­gen da­von aus, dass Ma­ria und Jo­sef zu­nächst in Beth­le­hem leb­ten. Nach sei­ner Dar­stel­lung (Mt 1-2) wur­de Je­sus zur Re­gie­rungs­zeit von He­ro­des dem Gro­ßen ge­bo­ren, der 4 v. Chr. starb. Des­sen »Kin­der­mord von Beth­le­hem« (→ Mt 2,16-18) ist au­ßer­biblisch nicht be­zeugt, wohl aber sei­ne Grau­sam­keit, wenn es da­rum ging, sei­ne Macht zu be­wah­ren oder aus­zu­bau­en. Die Bru­ta­li­tät des He­ro­des dient Mat­thä­us da­zu, zu be­grün­den, wa­rum Ma­ria und Jo­sef mit dem Säug­ling nach Ägyp­ten aus­wan­der­ten. Da­durch hät­te sich ei­ne wei­te­re mes­si­a­ni­sche Weis­sa­gung er­füllt (→Hos 11,1: DA Jſrael jung war / hatte ich jn lieb / vnd rieff jm / meinem Son / aus Egyp­ten. )

 

In Ägypten blieben sie, bis He­ro­des der Gro­ße ge­stor­ben war (4. v. Chr.). Da­nach kehr­ten sie nach Pa­läs­ti­na zu­rück, ver­mie­den es aber, in ih­re Hei­mat­stadt Beth­le­hem zu zie­hen, weil in Ju­däa nun He­ro­des Ar­che­la­os herr­sch­te (Re­gie­rungs­zeit 4 v. Chr. bis 6 n. Chr.), der wohl sei­nem Va­ter als Des­pot in nichts nach­stand. Ma­ria und Jo­sef zo­gen des­halb nach Ga­li­läa, wo He­ro­des An­ti­pas mit dem Wohl­wol­len der jü­di­schen Bür­ger­schaft re­gier­te, und rich­te­ten in dem klei­nen Dorf Na­za­reth ihr neues Heim ein.

 

Der historische Wahrheitsgehalt

 

Die Geburtsgeschichten werfen viele Fra­gen auf. Bei­de Ver­si­o­nen wir­ken über wei­te Stel­len hin­weg kon­stru­iert. Au­ßer­bi­b­li­sche Be­le­ge gibt es nicht.

 

Es ist daher anzunehmen, dass sich um die Ge­burt Je­su schon früh »Wahr­hei­ten« ent­wi­ckelt hat­ten, die ins­be­son­de­re den christ­lich-jü­di­schen Ge­mein­den der Ur­chris­ten das mes­si­a­ni­sche Zeug­nis an­hand alt­tes­ta­ment­li­cher Über­lie­fe­run­gen be­le­gen woll­ten.

 

Anstelle einer his­to­ri­schen Ge­nau­ig­keit, die wo­mög­lich be­reits für die Evan­ge­lis­ten längst nicht mehr re­kons­tru­ier­bar war, wur­den mar­kan­te ge­schicht­li­che Er­eig­nis­se und Ge­ge­ben­hei­ten als hin­rei­chen­de Zeit­zeug­nis­se be­nannt, wie die Volks­zäh­lung oder die bru­ta­len Re­gi­me des He­ro­des und sei­nes Soh­nes Ar­che­la­os. In­so­fern ist der his­to­ri­sche Wahr­heits­ge­halt – nicht der re­li­gi­ö­se! – um­strit­ten. Folg­lich ist nicht nur um­strit­ten, wann Je­sus ge­bo­ren wur­de, es ist auch frag­lich, ob Je­sus über­haupt in Beth­le­hem ge­bo­ren wur­de.

 

Doch weder sein Geburtsjahr noch sein Ge­burts­ort spie­len heu­te für die re­li­gi­ö­se Be­deu­tung des Je­sus von Na­za­reth und für sein Wir­ken in der Ge­schich­te ei­ne Rol­le.

 

Die Geburtsgeschichten hatten ihren Sinn in ei­ner Zeit, als es not­wen­dig war, ei­nem ein­fa­chen Zim­mer­manns­sohn im all­ge­mei­nen An­se­hen ein Pro­fil zu ge­ben, das dem An­spruch, Mes­si­as zu sein, ge­nügt. Sie sind als Ant­wor­ten, als Re­ak­ti­on auf die Hin­ter­fra­gung der alt­tes­ta­ment­li­chen Pro­phe­zei­un­gen in die Form ent­wickelt wor­den, in der sie uns heu­te vor­lie­gen.

 

Die Geburtskirche in Beth­le­hem

 

In Beth­le­hem wird die ei­gent­li­che Stät­te der Ge­burt in einer Höh­le (die wohl als Stall ge­nutzt wur­de) schon ab dem 2. Jahr­hun­dert ver­ehrt. Dies ist ein Be­leg da­für, wie po­pu­lär die »Weih­nachts­ge­schich­te« be­reits in der jun­gen Ur­kir­che war, wel­chen Stel­len­wert die mes­si­a­ni­schen Zeug­nis­se für die frü­hen Chris­ten hat­ten, und wie sehr man am Le­ben des Je­sus von Na­za­reth, dem man als Christ nach­folg­te, in­ter­es­siert war.

 

Für die gesamte Christenheit hat daher Beth­le­hem bis heu­te ei­nen ganz be­son­de­ren Stel­len­wert in der bi­b­lisch-re­li­gi­ö­sen Su­che nach den Wur­zeln un­se­res Glau­bens.

 

Schon seit dem Jahr 333 steht an dieser Stel­le, im Os­ten der Stadt, die Ge­burts­ki­rche. Am 29. Juni 2012 wur­de die Ge­burts­kir­che in die Welt­kul­tur­er­be-Lis­te der UNESCO auf­ge­nom­men.

 

Geburtskirche

 

Geburtskirche

 

Geburtsgrotte

 

Krippengrotte

 

Felsengrotte

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Abbildungen:

Bild 1: Der Glockenturm des ar­me­ni­schen Klos­ters ist das Ers­te, was der Be­su­cher sieht, wenn er in die Stra­ße ein­biegt, die zum Platz vor der Ge­burts­kir­che führt.

 

Bild 2: Der Eingangsbereich der Ge­burts­kir­che zeigt sich über­ra­schend nüch­tern. Das Kreuz über der Ba­si­li­ka wirkt na­he­zu un­schein­bar. Zum Zeit­punkt der Auf­nah­me wa­ren um­fang­rei­che Res­tau­rie­rungs­ar­bei­ten im Gan­ge, die das Schild links neben dem Ein­gang er­läu­tert.

 

Bild 3: Die Geburtsgrotte mit dem vier­zehn­zacki­gen Stern. Die Zacken sol­len die vier­zehn Ge­schlech­ter in Je­su Stamm­baum sym­bo­li­sie­ren. Das Loch im Stern ist um­rahmt von der la­tei­ni­schen In­schrift:

 

1717 HIC DE VIRGINE MARIA IESUS CHRISTUS NATUS EST ,
»1717 Hier ist von der Jung­frau Ma­ria Je­sus Chris­tus ge­bo­ren wor­den«.

 

Die Jahreszahl bedeutet: Der Stern wurde im Jahr 1717 erst­mals an­ge­bracht. Hier, un­ter­halb der Ab­de­ckung, be­fin­det sich laut der (au­ßer­bib­li­schen) Über­lie­fe­rung die Stel­le auf dem fel­si­gen Grund, an der Ma­ria Je­sus ge­bo­ren ha­ben soll.

 

Bild 4: Die Krippen- oder Ma­gi­er­grot­te be­fin­det sich rechts von der Ge­burts­grotte. Hier soll die Krip­pe ge­stan­den ha­ben, hier sol­len die Ma­gi­er (die Wei­sen aus dem Mor­gen­land) das Kind vor­ge­fun­den und an­ge­be­tet ha­ben. Die Flä­che ist al­tar­ar­tig über­baut. Kirch­li­che Wür­den­trä­ger bis hin zum Papst be­su­chen die­se klei­ne Grot­te zum stil­len Ge­bet.

 

Bild 5: Der Stall, in dem Je­sus ge­bo­ren wur­de, kann durch­aus ei­ne Höh­le ge­we­sen sein. Das Bild zeigt ei­ne sol­che Höh­le, ein­ge­mei­ßelt in Kalk­sand­stein, in der Fel­sen­stadt Petra (Jor­da­ni­en). Sol­che Höh­len sind in vie­len Ge­bie­ten be­kannt. Sie dien­ten den Men­schen als Woh­nun­gen, Stäl­le und Grä­ber.

 

Fotos: ©by Sabrina, 2015, CC BY-SA

 

 

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