Buchstabe
Sortierfolge der Wörter
Aktuelle Sortierfolge:
Luther-Deutsch – Deutsch
Wählbare Sortierfolge:
Deutsch – Luther-Deutsch
Wählen Sie einen Eintrag im Register, um zum zugehörigen Artikel zu blättern.
Einträge: 59
Luther-Deutsch |
Deutsch | Erläuterungen |
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
E, e |
E, e (Buchstabe) In unseren Texten kommen folgende Formen vor:
Hinweis
Der Großbuchstabe »E« der Frakturschrift für Überschriften sollte nicht mit dem »R« verwechselt werden. Hier nebeneinander im Vergleich »E« (links) und »R« (rechts) aus dem Zeichensatz für Überschriften:
E | R
Der Kleinbuchstabe »e« der Frakturschrift für Fließtext ist bei den kleinbuchstabigen Umlauten »ä«, »ö« und »ü« anstelle der kleinen Punkt- oder Strichpaare, wie wir sie heute fast ausschließlich benutzen, zu sehen. Es bildet für die Auszeichnung des Umlauts mit dem Grundbuchstaben eine besondere Form der Ligatur, die nicht auflösbar ist.
ä | ö | ü
©Die bei Stilkunst.de verwendeten Zeichensätze (Font-Familien SK-Biblia1545 und SK-Biblia1534 inklusive der Ornament-Fonts) wurden nach Drucken der Lutherbibeln von 1545 und 1534 neu entwickelt und werden weiter an die von Drucker Hans Lufft verwendeten Typen angepasst. ©by Reiner Makohl | www.stilkunst.de
SK Version 25.09.2024 ● |
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Eden |
Eden (Name) Der Garten Eden, das Paradies.
hebräisch: גן עדן (Gan Eden), Garten Eden griechisch: παράδεισος, das Paradies lateinisch: paradisus, das Paradies 1Mos 2 Der Garten Eden
Der Bibeltext in 1Mos 2 zeichnet ein Bild von einem Lebensraum (Garten) für die ersten Menschen, in dem alles vorhanden ist, wächst und gedeiht, was Menschen benötigen. Das Paradies zeichnet sich jedoch nicht dadurch aus, dass der Mensch dafür nichts beitragen muss. Im Gegenteil: Er soll den Garten weiter bebauen, pflegen und seinen Zustand bewahren.
Allerdings scheint dies im Paradies mit ertragreichen Böden und Pflanzen leichter und einfacher zu sein als außerhalb: In 1Mos 3,17 wird dem Menschen als Strafe auferlegt, dass er nun, vertrieben aus dem Paradies, mit Kummer und im Schweiße seines Angesichts Ackerbau betreiben muss auf Böden, die nur wenig Ertrag bringen und auf denen Disteln und Dornen zuhauf wachsen.
Die biblischen Texte zeichnen leider nur ein schwach ausgeprägtes Bild vom Paradies, das im Laufe der Jahrhunderte vielfältig ausgekleidet und mit unterschiedlichsten Vorstellungen ausgemalt wurde. Die Kernstücke der Idee vom Paradies sind jedoch nicht die allgemein verbreiteten Vorstellungen von einem friedlichen, sorgenfreien Leben im Überfluss. Es sind die Ideen der Selbsterkenntnis und der Verantwortung: Der Mensch bekam einerseits den Auftrag, den Garten zu bebauen und zu bewahren, anderseits das Gebot, nicht in seiner Gier nach Macht gottgleich werden zu wollen und sich für klüger als andere zu halten.
Die vielbeschworenen paradiesischen Zustände wird die Menschheit erst dann vorfinden, wenn sie es schafft, mit einem gesunden Selbstbewusstsein – wir alle sind gleichgestellte, gleichberechtigte Menschen, nicht mehr und nicht weniger! – die Welt in der sie lebt, verantwortungsvoll zum Wohle aller und zum Wohle künftiger Generationen zu bebauen und zu bewahren. Alles andere, wie Glück, Sorglosigkeit und Frieden, wird sich dann daraus ergeben. Doch nichts fällt uns in den Schoß: Im Schweiße unseres Angesichts müssen wir daran arbeiten – und dafür eintreten!
SK Version 25.09.2024 ● |
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Edom |
Edom (Name) Edom
hebräisch: אֱדוֹם (εdowm) hebräisch: אֱדֹם (εdom)
Die Wurtzel אדם umfasst die Bedeutung »rot, rot sein«. Edom
1. Zweiter Name desEsau, Sohn des Isaak, Bruder des Jakob 2. Bezeichnung für das Land Edom, das Land der Edomiter, der Nachkommen Edoms (Esaus)
1. Edom, der als Esau geboren wurde
Esau und Jakob waren Zwillinge, die Söhne Isaaks. Bei der Geburt kam zunächst Esau zu Welt, es folgte ihm sozusagen auf dem Fuß zur Überraschung aller ein zweiter Junge, der dann den Namen Jakob erhielt (»der Nachfolgende«, oft: »der Fersenhalter«).
Nach der biblischen Erzählung ist Edom der zweite name Esau, den er als junger Mann erhielt. Der Name Edom wird in 1Mos 25,30 erklärt: Esau, der hungrig und müde von der Feldarbeit kommt, bittet seinen Bruder um einen Teller rote Linsen, die aus dem Kochtopf Jakobs heraus seine Begierde wecken. Doch Jakob nutzt die Schwäche seines Bruders und handelt ihm für die roten Linsen das Erstgeburtsrecht ab. Diese Begebenheit trug Esau den Beinamen Edom (»der Rote«) ein.
29VND Jacob kocht ein gerichte / Da kam Eſau vom feld / vnd war müde / 30vnd ſprach zu Jacob / Las mich koſten das rote gericht / denn ich bin müde / Daher heiſſt er Edom.
2. Das Land Edom
Edom war ein Königreich südwestlich des Toten Meeres, das seine größte Ausdehnung bis zum Roten Meer erlebte.
Nach der biblischen Erzählung ließ sich Edom (Esau) mit seiner Sippe im Gebirge Seir nieder, gelegen im südlichen Palästina.
Alſo wonet Eſau auff dem gebirge Seir / Vnd Eſau ist der Edom.
Edom (Esau) gilt als der Stammvater der Edomiter und der Amelekiter.
Vnd Eſau iſt der Vater der Edomiter.
Meinen ſchuch ſtrecke ich vber Edom /
Meinen Schuh strecke ich über Edom.
Jch wil meinen ſchuch vber Edom ſtrecken /
Ich will meinen Schuh über Edom strecken.
HERR gedencke der kinder Edom am tage Jeruſalem / Die da ſagen / Rein abe / rein abe / bis auff jren boden.
HERR, erinnere dich <auch> an die Kinder Edoms, die am Tage Jerusalems schrien: Reißt <sie> nieder! Reißt <sie> nieder bis auf die Grundmauern!
SK Version 25.09.2024 ● |
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Edomiter |
Edomiter, der Edomiter, die (Plural) Bewohner des Landes Edom
Edom (siehe dort) war ein Königreich südwestlich des Toten Meeres, das seine größte Ausdehnung bis zum Roten Meer erlebte.
Gemeinsam mit den Aramäern, Israeliten, Joktanitern und Midianitern zählen die Edomiter zu den Hebräern. Esau gilt als der Stammvater der Edomiter und der Amelekiter.
Vnd Eſau iſt der Vater der Edomiter.
SK Version 25.09.2024 ● |
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Ege |
Ege, die (veraltet)
Egge, die |
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
egen |
egen (Verb; veraltet)
eggen (Verb) einen Acker mit der Egge bearbeiten
egen
* In diesem Artikel sind alle Fundstellen zitiert.
Ich wil Ephraim reiten / Juda ſolle pflügen / vnd Jacob egen.
Ich will Ephraim reiten, Juda soll pflügen und Jacob eggen.
SK Version 25.09.2024 ● |
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
ehren |
ehern (Adjektiv, veraltet) aus Erz bestehend, aus Eisen bestehend
Er leret meine Hand ſtreitten / Vnd leret meinen Arm einen ehren bogen ſpannen.
a) Er lehrt meiner Hand zu streiten, und er lehrt meinem Arm einen ehernen Bogen zu spannen. a) Er lehrt meiner Hand zu streiten, und er lehrt meinem Arm einen eisernen Bogen zu spannen.
SK Version 25.09.2024 ● |
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Eidam
Eidem |
Eidam, der (veraltet)
Schwiegersohn, der ahd: eidum, eidam, eidem | mhd: eidem
a) Ehemann der Tochter, heutiger Begriff: Schwiegersohn b) auch für Verlobter (zukünftiger Schwiegersohn)
Luther benutzt die beiden gleichbedeutenden Schreibweisen Eidam und Eidem nebeneinander.
Die Schreibweise Eidem kommt nur im 1. Buch Samuel (siebenmal) und einmal im Buch Tobit vor. Die Schreibweise Eidam erscheint je zweimal im 1. Buch Mose und im Buch der Richter.
Alle Schreibweisen sind im Singular und Plural identisch.
Eidam
Eidem
Die Lutherbibel von 1912 verwendet durchgehend das damals noch geläufige Eidam.
Eidam im Sinn von künftige Schwiegersöhne (Verlobte der Töchter): 1Mos 19,14
Da gieng Lot hinaus / vnd redet mit ſeinen Eidam / die ſeine Töchter nemen ſolten /
a) Da ging Lot hinaus und redete mit seinen »Schwiegersöhnen«, die seine Töchter heiraten sollten. a) Da ging Lot hinaus und redete mit den Männern, die mit seinen Töchtern verlobt waren und sie heiraten sollten.
Eidam im Sinn von Schwiegersohn: Ri 19,5
Da ſprach der Dirnen vater zu ſeinem Eidam /
Da sprach der Vater des Mädchens zu seinem Schwiegersohn
Eidem im Sinn von Schwiegersohn: 1Sam 18,21
Vnd ſprach zu Dauid / Du ſolt heute mit der andern mein Eidem werden.
Und [Saul] sprach zu David: »Du sollst heute mit der [meiner] anderen [Tochter] mein Schwiegersohn werden.«
SK Version 21.12.2024 ● |
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Eigel |
Eigel, die (veraltet)
Egel, die (Genus veraltet)
Blutegel, der der Egel, der Blutegel
Zu Luthers Zeit waren Egel weiblich (singular: die Egel)
lateinisch (Vulgata) sanguisuga, die / der (Blut-) Egel
Eigel
* In diesem Artikel sind alle Fundstellen zitiert.
Die Schreibwiese »die Eigel« ist von Luther nur in den Sprüchen Salomos, Spr 30,15, belegt.
Die Eigel hat zwo töchter / Bring her / bring her.
Der Blutegel hat zwei Töchter: »Bring her!«, [und] »Bring her!«
Anm.: Der Blutegel wird hier als Sinnbild für Schmarotzertum oder Parasitismus benutzt.
SK Version 25.09.2024 ● |
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Eimmeiſe
Emmeiſſe |
Ameise, die Eimmeiſen, Emmeiſſen
* In diesem Artikel sind alle Fundstellen zitiert. Für das Wort »Ameise« gab es unterschiedliche Schreibweisen. Unklar ist, ob eine der beiden Formen in Spr 6,6 und Spr 30,25 einen Druckfehler darstellt.
Emmeiſe: Spr 6,6
GEhe hin zur Emmeiſſen du Fauler / ſihe jre weiſe an / vnd lerne.
Gehe hin zur Ameise, du Faulpelz! Schaue Dir ihre [Lebens-]Weise an und lerne daraus!
Eimmeiſe: Spr 30,25
Die Eimmeiſen ein ſchwach volck / Dennoch ſchaffen ſie im Sommer jre ſpeiſe /
Die Ameisen [sind nur] ein schwaches Volk. Dennoch schaffen sie [es] im Sommer, ihre Nahrung [zu besorgen].
SK Version 25.09.2024 ● |
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Einhorn |
Einhorn, das (veraltet)
junger Stier
(arabische) Oryx-Antilope Einhorn
mhd.: einhürne, m. hebräisch רְאֵם (rəʼem), Plural: רְאֵמִים (rəʼemiym) griechisch (Septuaginta) μονόχερως (monocheros) lateinisch unicornis
Das hebräische Wort bezeichnet allgemein ein wildes, unzähmbares Tier mit kräftigen Hörnern. Es ist bisher nicht gelungen, den Begriff eindeutig einer Tierart zuzuweisen.
Gemeint ist womöglich die (arabische) Oryx-Antilope in der Annahme, dass das hebräische Wort mit dem arabischen Wort für diese Antilope verwandt ist.
Allerdings lässt Hiob 39,9-12 eher ein Wildrind, einen Wildochsen, o. ä. erwarten und verweist somit indirekt auf die assyrische Abstammung des hebräischen Begriffs. Das bezeichnete Tier wäre dann der in Vorderasien bekannte Ur oder Auerochse.
Luther waren derartige Tiere unbekannt. Obwohl er selbst nie ein Einhorn gesehen hatte und das Tier als Fabelwesen kannte, stützte er sich bei seiner Übersetzung auf die gängigen Begriffe der griechischen Septuaginta und der lateinischen Bibeln.
Denn tatsächlich ist es auch möglich, dass alle Textpassagen in der Bibel, in denen das Wort vorkommt, als Stilmittel ein Fabelwesen meinen, kein reales Tier, um den jeweils angestellten Vergleich ebenso beeindruckend wie unanfechtbar zu überspitzen. Dann würde der hebräische Begriff etwa »gehörntes, wildes, unzähmbares Fabelwesen namens R'am« bedeuten. Dafür fehlen jedoch außerbiblische Belege.
Abbildung: Arabische Oryx-Antilope (Oryx leucoryx) Credits (original file): MathKnight @ wikimedia.org
Die fast pfeilgeraden, dünnen und im Verhältnis zur Körpergröße sehr langen Hörner sind auffällig. Sie können aus der Ferne betrachtet, oder wenn das Tier nahezu im Profil zu sehen ist, wie ein einziges Horn wirken. Die Gestalt erinnert an Ziegen, doch dieses Tier ist anders als Ziegen unzähmbar.
Das Einhorn ist heute ein Fabelwesen, dessen Gestalt oft mit der einer Ziege oder eines Pferdes gleichgesetzt wird. Es trägt mittig auf der Stirn nur ein einziges Horn. Es taucht erstmals schon in der Antike auf und wird u. a. von Aristoteles erwähnt.
Es wird allerdings angenommen, dass in den biblischen Texten sehr wahrscheinlich kein abstraktes Fabelwesen gemeint ist, sondern ein (uns unbekanntes), reales Tier.
Welches Tier der Begriff tatsächlich meint, ist umstritten. Heute wird allgemein angenommen, dass es sich um eine (Oryx-) Antilope (s. o.) oder um einen Wildstier (Auerochse) handelt.
An den Wildstier ist aufgrund Hiob 39,9-12 zu denken. Es wurde versucht, den Grund für den Begriff »Monocheros« der griechischen Quellen in antiken Abbildungen zu finden, die (speziell in Griechenland) den Stier oft im Profil zeigen. Dabei ist dann nur ein Horn im Bild zu sehen. Das hintere Horn ist vom vorderen Horn verdeckt. Doch scheinen solche Überlegungen kaum haltbar. Es wäre wohl niemand in der damals bekannten antiken Welt auf die Idee gekommen, in den für Stiere typischen und allseits bekannten griechischen Abbildungen eine unbekannte Tierart, Einhörner, zu erkennen.
Abbildung: Wilder Stier, Relief in Knossos, Kreta, Griechenland Credits (original file): © 2015 Sabrina | www.stilkunst.de
Der wilde, unzähmbare Stier besaß in der Antike besonderes Ansehen, das in Riten, Fabeln, und Götterkult mündete.
Dieses Relief in Knossos (Kreta) zeigt einen ungestüm springenden Stier. Die Hörner, die am Kopf austreten, wirken zunächst wie ein einziges Horn. Erst an ihren Enden wird sichtbar, dass es sich um zwei Hörner handelt. Oder ist es nur ein Horn, das sich am Ende gabelt?
Wir sind uns sicher, dass solche und ähnliche Abbildungen spätestens seit Alexander dem Großen im gesamten Mittelmeerraum bekannt waren, eindeutig verstanden wurden und keinen Anlaß boten, darin den »Monocheros«, das Einhorn, zu erkennen.
Die griechische Septuaginta hatte das Wort »Monocheros« für die Übersetzung des hebräischen Begriffs eingeführt. Wahrscheinlich war dem Übersetzer kein passendes Tier bekannt, wohl aber dank griechischer Fabeln das Einhorn, das sich auf der Suche nach einem gehörnten, wilden, unzähmbaren Tier anbot. Im Vordergrund standen für den Übersetzer wahrscheinlich die verhaltensbedingten Eigenschaften des Tieres, die sich aus den spärlichen Textpassagen in der Bibel ableiten ließen, weniger seine Psysiognomie. Möglich ist auch, dass der griechische Übersetzer dem hebräischen Wort ein nicht existentes Tier, ein »Fabelwesen« unterstellte und eine Entsprechung aus der griechischen Sprachwelt im »Monocheros« fand.
Das lateinische unicornis ist nichts anderes als die wortgetreue Übertragung des griechischen Worts »Monocheros« in die lateinische Sprache. Dies trug maßgeblich zur Verbreitung des Begriffs im (römisch-katholischen) Abendland über die Bibel bei.
In gleicher Weise ist Luther vorgegangen. Er übertrug mangels genauerem Wissen wortgetreu aus der lateinischen Bibel: Einhorn. Es war ihm nicht möglich, das im hebräischen Text bezeichnete Tier genauer zu bestimmen.
Heute sind für Übersetzungen die Wörter Antilope, Oryx-Antilope, Stier oder Wildstier, je nach Kontext, statt Einhorn zu empfehlen.
MEinſtu das Einhorn werde dir dienen / vnd werde bleiben an deiner krippen?
a) Meinst du, das Einhorn werde dir dienen und an deiner Krippe bleiben? b) Meinst du <etwa>, der wilde Stier wird dir dienen wollen und in deinem Stall bleiben?!
Anm.: In diesem Abschnitt (Hiob 39,9-12) wird mit hoher Wahrscheinlichkeit das Hausrind mit dem Wildstier verglichen. Eine wilde Rinderart (Auerochse), die ungestüm und nicht zähmbar ist, nicht im Stall gehalten werden kann, nicht im Joch für die Bewirtschaftung des Ackers läuft und sich nicht davon abhalten ließe, im Ernteeinsatz einfach das Getreide zu fressen, anstatt es zur Scheune zu transportieren.
Vnd errette mich von den Einhörnern.
a) Und rette mich vor den Einhörnern. b) Und rette mich vor den wilden Antilopen (bzw. Stieren).
Vnd machet ſie lecken wie ein Kalb / Libanon vnd Sirion / wie ein junges Einhorn.
a) Und lässt sie lecken wie ein Kalb, Libanon und Sirjon, wie ein junges Einhorn. b) Er lässt sie hüpfen wie ein Kalb, den Libanon und den Sirjon, wie eine junge, wilde Antilope (bzw. wie ein junger, wilder Stier).
ABer mein Horn wird erhöhet werden / wie eines Einhorns /
a) Mein Horn wird erhöht werden, wie das eines Einhorns. b) Mein Horn wird erhöht werden, wie das einer Oryx-Antilope.
Anm.: Dieser Text erinnert an eine Oryx-Antilope mit ihren sehr langen, gerade nach oben gerichteten Hörnern, weniger an die relativ kurzen und krummen Hörner von Wildstieren.
Da werden die Einhörner ſampt jnen erunter müſſen / vnd die Farren ſampt den gemeſteten Ochſen /
a) Da werden die Einhörner gemeinsam mit ihnen herunter müssen, und die Stiere gemeinsam mit den gemästeten Ochsen. b) Da werden die wilden Auerochsen mit ihnen niedersinken und die jungen Zuchtbullen samt den Mastochsen.
Anm.: Hier lässt die Nebeneinanderstellung von Einhorn und Mastochse eher einen wilden Stier als eine Antilope erwarten.
SK Version 25.09.2024 ● |
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
eins vmbs ander |
eins um das andere (Wendung) eins wie das andere eins um das andere eins nach dem andern einer wie der andere
Vnd die Senger wie am Reigen / Werden alle in dir ſingen eins vmbs ander.
Und die Sänger wie beim Reigen: Sie werden alle in dir singen, eins (ein Lied) nach dem anderen.
Hinweis zu Psalm 87,7: In den neueren Ausgaben wurde Luthers ursprüngliche Übersetzung gemäß den hebräischen Quellen korrigiert. Der Vers lautet nun:
a) Luther-1984: Und sie singen beim Reigen: Alle meine Quellen sind in dir! b) Elberfelder: Und singend und den Reigen tanzend <werden sie sagen>: Alle meine Quellen sind in dir!
SK Version 25.09.2024 ● |
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
weihen |
einweihen (Verb) a) wie weihen (Verb): heiligen, segnen in besonderer Güte b) erstmals nutzen
Das Verb wird in der Lutherbibel 1545 verwendet:
a) im Zusammenhang mit der Einweihung eines privaten Hauses (5Mos 20) b) im Zusammenhang mit der Einweihung des Tempels Salomo (1Kon 8; 2Chr)
Die Einweihung eines privaten Hauses diente dazu, den Segen Gottes für das Haus und die Bewohner zu erwirken (5Mos 20).
Die Einweihung des Tempels als festlicher, religiöser Akt, verbunden mit dem Segen Gottes (1Kön 8).
einweihen
* In diesem Artikel sind alle Fundstellen zitiert.
5Mos 20,5
Welcher ein new Haus gebawet hat / vnd hats noch nicht eingeweihet / Der gehe hin vnd bleib in ſeinem hauſe / Auff das er nicht ſterbe im krieg / vnd ein ander weihe es ein.
Wenn einer ein neues Haus gebaut hat und hat es noch nicht eingeweiht, der gehe und bleibe in seinem Haus. Damit nicht ein anderer es einweihe, falls er im Krieg stirbt.
Also weiheten sie das Haus des HERRN ein / der König vnd alle kinder Jsrael.
Also weihenten sie das Haus des Herrn ein, der König und alle Israeliten.
2Chr 7,5
... vnd weiheten also das haus Gottes ein / beide der König vnd alles volck.
... und weiheten das Haus Gottes ein, beide, der König und das gesamte Volk.
SK Version 25.09.2024 ● |
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
einwurtzeln |
einwurzeln (Verb, veraltet) meint das Anwachsen durch Wurzelbildung nach dem Pflanzen von Gewächsen (der Baum wurzelt ein: der Baum wächst an).
Du haſt fur jm die ban gemacht / Vnd haſt jn laſſen einwurtzeln
a) Du hast vor ihm die Bahn gemacht und hast ihn anwachsen lassen b) Du hast ihm den Boden bereitet und hast ihn anwachsen lassen
SK Version 21.11.2024 ● |
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Eitel |
Eitel, das (veraltet) |
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
eitel |
eitel (Adjektiv) eigentlich: leer, ledig
a) leer b) bloß, bar c) lauter, rein d) stolz (selbstbewußt) e) abwertend: selbstgefällig, eingebildet f) negierend: unnütz, falsch, vergeblich, nichtig
Luther kennt die Substantivierung das Eitel (siehe dort).
Dis jr Thun iſt eitel thorheit /
a) Dies, ihr Tun, ist reine Torheit a) Dies, ihr Tun, ist reine Dummheit
SK Version 25.09.2024 ● |
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Eiuer |
Eifer, der Das Wort Eifer beschreibt etwas Siedendes, Wallendes, Glühendes, Brennendes oder Rauchendes. In der Verstärkung tritt es es deshalb nicht selten mit den entsprechenden Adjektiven auf: brennender Eifer, glühender Eifer, rauchender Eifer.
Es beschreibt einen explosionsartig überlaufenden Motivationsschub, um ungestüm oder leidenschaftlich zu handeln bzw. einer Sache nachzugehen.
HERR / Wie lange wiltu ſo gar zürnen? Vnd deinen Eiuer wie fewr brennen laſſen?
HERR, <sag doch:> Wie lange willst du so heftig zürnen?! Und <wie lange> deinen Eifer <so heiß> wie Feuer brennen lassen?!
In diesem Vers ist (rauchender) Zorn der Auslöser für den brennenden Eifer Gottes.
SK Version 21.11.2024 ● |
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
eiuerig |
eiferig (Adjektiv, veraltet)
eifrig (Adjektiv) glühend, brennend; feurig, hitzig, heißblütig, leidenschaftlich;
von: eifern (Verb)
leidenschaftlich nach etwas streben, mit Eifer einer Sache nachgehen Zur Schreibweise: Der Buchstabe »u« vertritt in der Wortmitte das kleine »v« (mehr dazu unter dem Eintrag U (Buchstabe)). Heute schreiben wir allerdings eifern mit »f«.
SK Version 25.09.2024 ● |
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
eiuern |
eifern (Verb) leidenschaftlich nach etwas streben, mit Eifer einer Sache nachgehen
Vorkommen in der Lutherbibel von 1545: 32x
a) eiuern (10x) b) ich eiuere (2x) c) er / ſie eiuert (11x) d) er eiuerte (1x) e) ich habe / er hat / sie haben geeiuert (8x)
Zur Schreibweise: Der Buchstabe »u« vertritt in der Wortmitte das kleine »v«. Heute schreiben wir allerdings eifern mit »f«.
Jch habe mich ſchier zu tod geeiuert / Das meine Widerſacher deiner Wort vergeſſen.
a) Ich habe mich schier zu Tode geeifert, weil meine Widersacher deine Worte vergessen. b) Ich habe mich geradezu zu Tode ereifert, weil meine Widersacher deine Worte vergessen <haben>. b) Ich habe mich tierisch darüber aufgeregt, dass meine Widersacher deine Worte vergessen <haben>.
SK Version 25.09.2024 ● |
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Eleutherus |
Eleutherus, der (Name eines Flusses) Eleutherus
Eleutherus oder auch Lycus ist der altgriechische Name für einen Fluss, der heute den Namen Nahr al-Kalb trägt (arabisch: نهر الكلب, deutsch: Hundefluss).
Der Nahr al-Kalb ist ein 31 Kilometer langer, saisonaler Fluss im heutigen Libanon, der nicht immer Wasser führt. Er mündet nördlich von Beirut in das Mittelmeer.
Quelle mit weiterführenden Informationen:
Eleutherus Frei, Aufrichtig. Ein Flus an der Gränze Phönicien und Syrien. 1. Macc. 11,7. C. 12, 30.
Der Name wird nur im 1. Buch der Makkabäer gebraucht:
1Makk 11,7: Vnd Jonathas geleitet den König bis an das waſſer / genant Eleutherus /
»Und Jonatan geleitete den König bis an den Fluss Eleutherus.«
1Makk 12,30: Morgens aber jaget er jnen nach / vnd kundte ſie nicht ereilen / Denn ſie waren bereit vber das waſſer Eleutherum.
»Morgens jagte er ihnen [dann] nach, doch er konnte sie nicht einholen, denn sie waren bereits über den Fluss Eleutherus [entkommen].«
SK Version 21.12.2024 ● |
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Eliſabeth |
Elisabet (Name) hebräisch: אלישבע (Elischeba)
Nach Lk 1: Elisabeth war die Ehefrau des Jerusalemer Priesters Zacharias. Ihr gemeinsamer Sohn war Johannes der Täufer.
Nach Lk 1,7 war Elisabeth unfruchtbar. Sie wurde im hohen Alter dann doch schwanger, nachdem der Engel Gabriel ihrem Mann Zacharias erschienen war und die Geburt von Johannes angekündigt hatte. ( Lk 1,8-25).
Mit dem Besuch Marias bei Elisabeth wird Elisabeth zur ersten Zeugin dafür, dass das noch ungeboren Kind Marias der erwartete Messias sei ( Lk 1,41-43).
Bemerkenswert: Wieder ist es eine Frau, die als erste Zeugnis über Jesus ablegt.
SK Version 25.09.2024 ● |
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Elle |
Elle, die Längeneinheit (bezogen auf den Unterarm), allgemein etwa 45cm bis 85cm, zeitlich und regional unterschiedlich bewertet.
Im Neuen Testament ist damit immer eine Länge von 45cm gemeint.
SK Version 25.09.2024 ● |
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Eimmeiſe
Emmeiſſe |
Ameise, die Eimmeiſen, Emmeiſſen
* In diesem Artikel sind alle Fundstellen zitiert. Für das Wort »Ameise« gab es unterschiedliche Schreibweisen. Unklar ist, ob eine der beiden Formen in Spr 6,6 und Spr 30,25 einen Druckfehler darstellt.
GEhe hin zur Emmeiſſen du Fauler / ſihe jre weiſe an / vnd lerne.
Gehe hin zur Ameise, du Faulpelz! Schaue Dir ihre [Lebens-]Weise an und lerne daraus!
Die Eimmeiſen ein ſchwach volck / Dennoch ſchaffen ſie im Sommer jre ſpeiſe /
Die Ameisen [sind nur] ein schwaches Volk. Dennoch schaffen sie [es] im Sommer, ihre Nahrung [zu besorgen].
SK Version 21.12.2024 ● |
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
empfahenempfehet |
empfahen (Verb; veraltet) empfangen
a) jmd. persönlich aufnehmen (einen Gast, Besucher) b) eine Gabe, ein Geschenk, Lohn, Segen, einen Namen, Trost, usw. empfangen
Nur im Präsens gebräuchlich. 3. Pers. Singular: empfehet, empfängt.
Von dieſem zeugen alle Propheten / Das durch ſeinen Namen / alle die an jn gleuben / vergebung der ſünde empfahen ſollen.
Von ihm zeugen alle Propheten, dass durch seinen Namen alle, die an ihn glauben, Vergebung der Sünde empfangen sollen.
SK Version 25.09.2024 ● |
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
endelich |
endelich (Adverb; veraltet) nicht mehr gebräuchlich.
Das Wort kann unterschiedlich in moderrnes Deutsch übersetzt werden. Sein Wortumfeld meint heiß ( übertragen im Sinne von: auf etwas heiß sein), schnell (im Sinne von: schnell zielerreichend agieren), zielstrebig, rüstig, schwungvoll, leicht (im Sinne von: bereit, fertig, unbeschwert), motiviert, usw.
Die Biblia Vulgata (Latein) benutzt: cum festinatione: mit Eile, so dass anzunehmen ist, dass endelich unser heutiges Adverb eilends (schleunigst, unverzüglich) meint.
Maria aber ſtund auff in den tagen / vnd gieng auff das Gebirge endelich / zu der ſtad Jude.
Maria aber stand auf in jenen Tagen und ging unverzüglich ins Gebirge, dort zu der Stadt Judäas.
SK Version 25.09.2024 ● |
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Endor |
En Dor (Ort) Endor Endur Ort des Alten Testaments in Nordisrael, rund fünf Kilometer südöstlich des Berges Tabor.
SK Version 25.09.2024 ● |
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Engel |
Engel, der griechisch: ἄνγελος (ángelos) lateinisch: angelus Übersetzung vom Hebräischen: מלאך (mal'ach)
(göttlicher) Bote, der
Engel sind Geistwesen, die im religiösen Verständnis von Gott erschaffen wurden und ihm unterstellt sind. Sie sind Teil der himmlischen Heerscharen und treten oft als Boten Gottes auf.
SK Version 25.09.2024 ● |
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Engelbrot |
Engelbrot, das Lateinisch: panis angelorum
wörtlich: Brot der Engel
Siehe auch: Himelbrot Siehe auch: Man
24 Vnd lies das Man auff ſie regenen / zu eſſen / Vnd gab jnen Himelbrot. 25 Sie aſſen Engelbrot / Er ſandte jnen Speiſe die fülle.
Hier stehen die Begriffe »Man« (lat: manna, Manna), »Himmelbrot« (lat: panis caeli) und »Engelbrot« (lat: panis angelorum) für vermutlich die selbe Speise.
SK Version 25.09.2024 ● |
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
engſten
geengſtet |
ängsten (Verb; veraltet) veraltet für:
a) ängstigen, sich ängstigen, b) verängstigen ich werde geengſtet: ich werde verängstigt
SK Version 25.09.2024 ● |
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
entheiligen |
entheiligen (Verb) etwas göttlich Vollkommenes, Verehrungswürdiges entweihen, moralisch verletzen
Ableitung aus dem Adjektiv heilig: (In Abgrenzung zum Irdischen:) göttlich vollkommen und verehrungswürdig.
Denn ſie legen jre hende an ſeine Friedſamen / Vnd entheiligen ſeinen Bund.
Denn sie legen ihre Hände an seine Friedsamen und entweihen seinen Bund.
SK Version 25.09.2024 ● |
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
entſchlafen
entſchlieff |
entschlafen (Verb) im eigentlichen Sinn, den auch Luther meint: einschlafen.
Die heute gebräuchlichere Verwendung, eines sanften Todes sterben, ist nicht gemeint.
SK Version 25.09.2024 ● |
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
entſündigen |
entsündigen (Verb; veraltet) entſündigen
von einer religiösen Verfehlung (Sünde) rechtlich frei sprechen (absolvieren) und von Sünde los sprechen. Luther erklärt den Begriff im Scholion zu Psalm 51,9
Luther: (Entſündige) Das iſt / Abſoluire mich vnd ſprich mich los. Wie vor zeiten im Geſetz durchs ſprengen mit Jſopen bedeutet ward.
Luther: (Entsündige) Das meint: Absolviere mich [sprich mich frei] und sprich mich los. Wie es vor Zeiten im Gesetz durch besprengen mit Ysop vorgegeben war.
Dabei bezieht er sich auf 2Mos 29,36:
Vnd ſolt den Altar entſündigen / wenn du jn verſüneſt / vnd ſolt jn ſalben das er geweihet werde.
Luther dazu im Scholion: Das iſt / Abſoluiren vnd los ſprechen / wie Pſalm. 51. Aſperges me Jſopo / das iſt / Entſündige vnd abſoluire mich mit Jſopen.
Zu Luthers Zeiten wurde der Begriff ausschließlich im religiösen und im kirchlichen Kontext verwendet. Durch die Vielzahl religiöser und kirchlicher Vorschriften war der Begriff Sünde inhaltlich eindeutig geprägt. Die Ermahnung, nicht zu sündigen, beeinflusste viele alltägliche Verhaltensweisen.
Entſündige mich mit Jſopen / das ich rein werde
SK Version 25.09.2024 ● |
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
entwenen |
entwöhnen (Verb) entwenen
mhd: entwenen 1) das Kind entwöhnen: das Stillen beenden, von der Brust absetzen 2) abgewöhnen 3) sich entwöhnen: sich von Gewohntem lösen, sich Gewohntes abgewöhnen
Wenn ich meine Seele nicht ſetzet vnd ſtillet / So ward meine ſeele entwenet / wie einer von ſeiner Mutter entwenet wird.
Wenn ich meine Seele nicht beruhigen und stillen würde, dann würde meine entwöhnt, wie <ein Kind> von seiner Mutter entwöhnt wird.
SK Version 11.12.2024 ● |
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
entzeuchen |
entziehen (Verb) entziehen (in jeglichem Sinn), wegziehen, wegnehmen, entfernen, abziehen, entzerren, wegzerren, usw.
entzeuch: entziehe! (Imperativ)
Sie auch: zeuchen (ziehen)
Entzeuch deinen fus vom hauſe deines Neheſten / Er möcht dein vberdrüſſig vnd dir gram werden.
a) Entferne deinen Fuß aus dem Haus deines Nächsten. Er könnte deiner überdrüssig und dir gram werden. b) Verweile nicht unnötig im Haus deines Nächsten. Es könnte sein, dass er sauer wird, weil du nervst! c) Besuche deinen Nächsten nicht zu oft. Es könnte sein, dass er dies sonst als Aufdringlichkeit empfindet und deswegen sauer wird!
SK Version 25.09.2024 ● |
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Ephraim |
Efraim (Name)
Efraim, Sohn des Josef Efraim war der Sohn Josefs und Asenats (Tochter eines ägyptischen Priesters, die der ägyptische Pharao dem Josef zur Frau gegeben hat; 1Mos 41,50-52). Bruder des Manasse.
Jakob, der Großvater von Efraim, adoptierte auf dem Sterbebett seinen Enkel Efraim, den er dabei dessen älteren Bruder Manasse vorzog (1Mos 48,1).
Efraim und Manasse gelten als die Ahnherren und Stammväter von Zweien der zwölf Stämme Israels.
Der Stamm Efraim besiedelte das Zentrum des Landes Kanaan zwischen der Hochebene von Judäa und dem Berg Garizim. Efraim wurde der mächtigste Stamm im Norden. Nach der Reichsteilung wird der Name Efraim oft für das gesamte Nordreich verwendet.
VND Joſeph wurden zween Söne geboren / ehe denn die Thewrezeit kam / welche gebar jm Aſnath / Potiphera des Prieſters zu On tochter. 51Vnd hies den erſten Manaſſe / Denn Gott (ſprach er) hat mich laſſen vergeſſen alles meines vnglücks / vnd alle meines Vaters hauſes. 52Den andern hies er / Ephraim / Denn Gott (ſprach er) hat mich laſſen wachſen in dem lande meines elends.
Und Josef wurden zwei Söhne geboren, bevor die Teuerungszeit kam, die ihm Asenat gebar, die Tochter Potiferas, eines Priesters zu On. Und er nannte den ersten Manasse. »Denn Gott«, sprach Josef, »hat mich vergessen lassen all mein Unglück und alle aus meines Vaters Haus.« Den andern nannte er Efraim. »Denn Gott«, sprach er, »hat mich wachsen lassen im Land meines Elends.«
Erwecke deine Gewalt / der du fur Ephraim / BenJamin vnd Manaſſe biſt / Vnd kome vns zu hülffe.
Entfalte deine Macht, der du vor Efraim, Benjamin und Manasse stehst, und komme uns zu Hilfe!
SK Version 21.11.2024 ● |
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Erbeit |
Arbeit, die Erbeit, erbeit
mhd: arebeit, arbeit 1) ursprünglich: Tätigkeit des Knechts, bevorzugt in der Feldarbeit als Tagelöhner 2) Tätigkeit, um den Unterhalt zu verdienen
Vnſer Leben wehret ſiebenzig Jar / wens hoch kompt ſo ſinds achtzig jar / Vnd wens köſtlich geweſen iſt / ſo iſts Mühe vnd Erbeit geweſen /
Unser Leben dauert siebzig Jahre. Wenn es hoch kommt, dann sinds <auch> achtzig. Und wenn es ein erfülltes Leben war, dann ist es Mühe und Arbeit gewesen.
Du wirſt dich neeren deiner hende erbeit /
a) Du wirst dich nähren von deiner Hände Arbeit. b) Du wirst mit Arbeit deinen Unterhalt verdienen.
SK Version 25.09.2024 ● |
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Erbherr |
Erbherr, der (veraltet) der Erbbrechtigte, der Erste in der Folge der Erben
GOtt mache dich auff / vnd richte das Land / Denn du biſt Erbherr vber alle Heiden.
a) Gott, mache dich auf und richte das Land! Denn du bist der Erbherr über alle Heiden. b) Gott, mache dich auf und richte das Land! Denn dein Erbe sind alle Völker.
SK Version 25.09.2024 ● |
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
erden |
irden (Adjektiv) beweret
Mhd.: irdîn und ërdîn
von Erde gemacht, aus gebrannter Erde, aus Ton gefertigt 3Mos 15,12
Wenn er ein erden gefeſs anrüret / das sol man zubrechen /
a) Wenn er ein irdenes Gefäß anrührt, soll man das zebrechen b) Wenn er einen Tontopf anrührt, soll man den zebrechen
Die Rede des HERRN iſt lauter / Wie durchleutert Silber im erdenen tigel / beweret ſieben mal.
a) Die Rede des HERRN ist rein wie geläutertes Silber im irdenen Tiegel, das siebenfach geprüft wurde. b) Die Rede des HERRN ist rein wie geläutertes Silber im feuerfesten Tiegel, das siebenfach geprüft wurde.
SK Version 25.09.2024 ● |
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
erfrewen |
erfreuen (Verb) |
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
erfur |
hervor (Adverb) |
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
ergrimmen
ergrimmet |
ergrimmen (Verb) |
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
erneeren
erneren |
ernähren (Verb) erneeren
erneren
mhd: ernern 1) ernähren, füttern, aufziehen, unterhalten 2) auch: heilen (von Menschen) 3) erretten, erlösen
Das er jre Seele errete vom Tode / Vnd erneere ſie in der Thewrunge.
a) Dass er ihre Seelen errette vom Tode und ernähre sie in der Zeit der Teuerung. b) Dass er ihr Leben rette und sie ernähre während der Hungersnot.
Weish 16,26
Auff das deine Kinder lerneten / die du HERR lieb haſt / Das nicht die gewachſſen Früchte den Menſchen erneren / Sondern dein Wort erhelt die / ſo an dich gleuben.
Damit deine Kinder, die du, Herr, lieb hast, lernen, dass nicht die gewachsenen Früchte den Menschen ernähren, sondern dein Wort erhält die, die an dich glauben.
SK Version 25.09.2024 ● |
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
ernewernernewen |
erneuern (Verb) erneuen (Verb) ernewern
ernewen
erneuren mhd: erniuwern erneuen mhd: erniuwen erneuern, renovieren
Die Schreibweise ernewern wird intransitiv gebraucht.
erneuern:
Ernewert euch aber im geiſt ewers gemüts /
Erneuert euch aber im Geist eures Gemüts.
erneuen:
Du erneweſt deine Zeugen wider mich /
a) Du erneust deine Zeugen gegen mich.
b) Du beschaffst neue Zeugen, die gegen mich Aussagen.
SK Version 25.09.2024 ● |
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Ernewerung |
Erneuerung, die Ernewerung
* In diesem Artikel sind alle Fundstellen zitiert.
Substantiv zu ernewern
Nicht vmb der werck willen der Gerechtigkeit / die wir gethan hatten / Sondern nach ſeiner Barmhertzigkeit / machet er vns ſelig / Durch das Bad der widergeburt / vnd ernewerung des heiligen Geiſtes /
Nicht um der Werke willen der Gerechtigkeit, die wir getan hatten, sondern nach seiner Barmherzigkeit durch das Bad der Wiedergeburt und Erneuerung im heiligen Geist.
SK Version 25.09.2024 ● |
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
erquicken |
erquicken (Verb; veraltet) |
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
erquickeſtu |
erquickst du (Verb, veraltet) 2. Person Singular Indikativ Aktiv von erquicken (Verb, veraltet) neu beleben, stärken, erfrischen
Präsens: erquickeſtu: erquickst du -u: Die Flexion mit dem angehängten »u« ist eine eigentümliche Form, die sonst nur noch aus älteren Texten bekannt ist. Gebildet wurde sie aus der 2. Person, zusammengezogen mit dem Personalpronomen »du«, aus dem das »u« stammt. Diese Form impliziert eine gewisse Dringlichkeit und Direktheit der Ansprache, die unmittelbare Hinwendung zum Gegenüber. So kann es die unzweifelhafte Feststellung des Handelns, die dringliche Ansprache oder die unmittelbare Aufforderung zum Handeln bedeuten (Indikativ in der Aussage), die Erfüllung einfordern, mutmaßen bzw. unterstellen (Konjunktiv), oder zur Antwort und Erklärung auffordern (Verb in der Frage).
Heute ist stattdessen das Verb in seiner gebräuchlichen Flexion verbunden mit »du« zu verwenden. Die Direktheit oder eine Aufforderung kann bestenfalls durch eine Sinn tragende Beifügung umschrieben werden abhängig vom Kontext. Sie kann ggf. durch einen Imperativ herausgestellt werden. erquickeſtu: erquickst du (ganz bestimmt, ohne Zweifel)!
Wenn ich mitten in der angſt wandele / ſo erquickeſtu mich
Wenn mich große Angst erfasst, dann weiß ich: Du stärkst mich!
SK Version 25.09.2024 ● |
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
erregen |
erregen (Verb) a) sich regen, sich rühren, sich tätig zeigen, etwas unternehmen; b) antreiben, anspornen, anfeuern, erregen, reizen; c) sich in schnelle Bewegung setzen, seinen Lauf beschleunigen, eilen, stürzen;
Es errege ſich das Waſſer mit webenden vnd lebendigen Thieren
a) Es rege sich das Wasser mit lebendigen, wimmelnden Tieren b) Es belebe sich das Wasser mit lebendigen Tieren, die sich darin tummeln
SK Version 21.11.2024 ● |
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Erſe
(Ars) |
Ärsche, die (Pl.) Singular: Ars
menschlicher Körperteil
der Arsch, der Hintern
In der Lutherbibel 1545 kommt das Wort nur im Plural vor: Erſe.
ahd. mhd: ars, pl.: erse
hebräisch צֹפֶל (cõp̄äl), Plural: צֳפָלִימ (copͻliym) lateinisch culus, anus, podex
Erſe
* In diesem Artikel sind alle Fundstellen zitiert.
Das Wort kommt in der Lutherbibel nur 1Sam 4 und 1Sam 6 vor im Zusammenhang mit der Plage, die durch die Bundeslade in der Stadt Aschdod unter den Philistern wütete: Es brach eine Krankheit aus und Mäuse vermehrten sich schlagartig.
Luther verwendet das Wort Erſe für erkrankte Hintern: Wahrscheinlich bildeten sich in der beschriebenen Plage bei Menschen am Gesäß oder am After eitrige Beulen, Abzesse.
Manche Forscher gehen davon aus, dass die Krankheit eine Form der Ruhr (Dysenterie) gewesen war. Diese Darmerkrankung kann Geschwülste am und im Enddarm verursachen, verläuft unterschiedlich schwer und kann tödlich enden. Auslöser sind meist mangelhafte Hygienebedingungen, worauf die Mäuseplage hinweisen mag.
Moderne Übersetzungen verwenden den allgemeineren Begriff Beule als Krankheitsbezeichnung, ohne den Ort näher zu bestimmen.
Der Begriff Ars, Erſe gehörte sicherlich schon lange vor Luther zu einer durchaus derben, aber sehr geläufigen Ausdrucksweise. Erst später fanden Ausdrücke wie After, Hintern, Gesäß, Sitzfleisch, Allerwertester u. a. Einzug in die feinere Sprache, um als derb klassifizierte oder umgangssprachliche Ausdrücke in Poesie und Prosa zu vermeiden.
Heute werden solche Ausdrücke wieder en vouge, modern, zumindest kontextbezogen und situativ.
Prediger sollten daher durchaus Mut zeigen, und Luthers Wortwahl abwägen. Im Kontext der Geschichte 1Sam 4 - 6 ist das Wort Beule sicher kein Mittel, um die Not der Philister und ihre bemerkenswert ritualisierte Reue (das Schuldopfer) mit der nötigen, archaischen Wirkung in ihrem Glaubensverständnis auszudrücken: Die Menschen wurden rituell zumindest vorübergehend unrein (und somit von der Gesellschaft ausgeschlossen), sie mussten für die Diagnose ihren Schambereich offenlegen, sie mussten äußerst schmerzhafte Entzündungen ertragen, sie litten an Krämpfen und Durchfällen, und viele starben an plötzlichen Geschwulstperforationen mit Austritt eitriger Flüssigkeiten. Es gab keine Heilmittel.
Durch den epedemieartigen Ausbruch konnten gleichzeitig unzählige Menschen ihre Berufe nicht mehr ausüben. Alle Schichten waren betroffen: Arbeiter, Handwerker, Verwaltungsangestellte usw. Das Leben in der Gesellschaft kam in den betroffenen Städten weitgehend zum Erliegen. Und das alles, wegen einer grasierenden Entzündung des Darms und am Hintern.
Aus der Sicht der biblischen Autoren: Noch demütigender konnte eine Strafe Gottes kaum ausfallen.
Aus Luthers Anmerkung in der Marginalspalte zu 1Sam 4, ab Vers 14:
[...] hie bedeut mit den gülden Erſen vnd Meuſen / welches nichts iſt / denn die heimliche plage der Gewiſſen / die zu letzt offenbar wird durch Gottes wort [...]
[...] hier bedeuten »die goldenen Ärsche und Mäuse« nichts anderes als die heimliche Plage der Gewissen, die letztendlich offenbar wird durch Gottes Wort [...]
Anm.: Luther kommentiert hier die Geschichte, in der die Bundeslade von den Philistern erobert und nach Asdod in den Tempel des Gottes Dagon verbracht wurde, bevor sie von den Philistern nach katastrophalen Ereignissen im Land freiwillig wieder an Israel zurückgegeben wurde (1Sam 4 - 6). In der Anmerkung führt Luther Überlegungen zu dem für ihn zentralen Begriff »Gewissen« aus. Die »goldenen Ärsche und Mäuse«, auf die er sich bezieht, kommen erst in 1Sam 6 vor.
SIE aber ſprachen / Welchs iſt das Schuldopffer / das wir jm geben ſollen? Sie antworten / Fünff gülden Erſe / vnd fünff gülden Meuſe /
Sie aber sprachen: »Woraus besteht das Schuldopfer, das wir geben sollen?« Sie antworteten: »Fünf goldene Ärsche und fünf goldene Mäuse.«
Anm: Gemeint sind aus Gold gefertigte Symbolfiguren, Plastiken, die wie Mäuse und Ärsche aussahen.
Der Hintergrund dazu wird in 1Sam 5 Vers 9 (und 12) erzählt: [...] ward durch die Hand des HERRN in der Stad ein ſeer gros Rumor / vnd ſchlug die Leute in der Stad / beide klein vnd gros / vnd kriegten heimliche Plage an heimlichen örten.
Vers 9 weist darauf hin, dass es in der Stadt der Philister plötzlich viel Geschrei gab (ſeer gros Rumor), weil die Bewohner von einer bösartigen und schmerzhaften Krankheit geplagt wurden, die offensichtlich im intimen Körperbereich ausbrach (an heimlichen örtern), im Darm und am After (vermutlich Durchfälle, Krämpfe, Abzesse).
Neue Übersetzungen schreiben: »sodass an ihnen Beulen ausbrachen« (Luther 2017).
Doch der Begriff Beule ist zu allgemein und nicht eindeutig genug. Beule ist nahezu neutral, kann viele Ursachen haben und ihre Folgen für den Erkrankten im Verlauf der Krankheit sind unbestimmt. Der hebräische Begriff kennzeichnet sehr viel konkreter (entzündete) Geschwülste (eitrige Abzesse) am After (im Enddarm und am Darmausgang, eben am verborgenen Ort), nicht irgendwo am Körper. Und die Sache war schmerzhaft: Das Geschrei in der Stadt war groß (Vers 12).
Nun lässt sich eine Eiterbeule kaum wiedererkennbar als goldene Plastik formen. Für Luther war es daher klar, dass die Plastiken Abbildungen von menschlichen Gesäßteilen gewesen sein mussten, womöglich mit ausgeprägten Verformungen, um die Krankheit zu visualisieren.
Die Plastiken zeigten sicherlich kleine, goldene Ärsche. Und so sollten sie auch heute genannt werden: Ärsche, nicht Beulen.
Die Botschaft der Plastiken war das Eingeständnis der Philister: »Uns haben zwei Plagen eures Gottes besiegt: Mäuse, die unsere Lebensmittel vernichteten, und eitrige Geschwülste an unseren Ärschen, die unser gesellschaftliches Leben zusammenbrechen ließen.«
Die Philister demonstrieren mit der Rückgabe der Lade zusammen mit den Symbolfiguren als Opfergabe: »Nehmt die Lade zurück und mit ihr mögen die Plagen weichen.« Sie warnen damit gleichzeitig alle Philisterfürsten davor, sich jemals wieder der Bundeslade zu bemächtigen.
So müſſet jr nu machen gleiche geſtalt ewren Erſen vnd ewren Meuſen / die ewr Land verderbet haben
So müsst ihr nun [die goldenen Symbolfiguren] in gleichem Aussehen machen wie eure [erkrankten] Ärsche und eure Mäuse, die euer Land verwüstet haben.
Vnd legten die Lade des HERRN auff den wagen / vnd das Keſtlin mit den gülden Meuſen vnd mit den Bilden jrer Erſe.
Und [sie] legten die Lade des HERRN auf den Wagen, und auch das Kästchen mit den goldenen Mäusen und den Abbildungen [Plastiken] ihrer Ärsche.
Dis ſind aber die gülden Erſe / die die Philiſter dem HERRN zum Schuldopffer gaben /
Dies sind aber die goldenen Ärsche, die die Philister dem HERRN zum Schuldopfer gaben
SK Version 21.11.2024 ● |
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
ertichten |
erdichten (Verb) a) in gutem Sinn: ersinnen, erdenken, erfinden b) in üblem Sinn: lügen
Die Stoltzen ertichten Lügen vber mich
a) Die Stolzen erdichten Lügen über mich b) Die Stolzen erfinden Lügen über mich
SK Version 25.09.2024 ● |
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Ertzſchencke
Ertzſchenke |
Erzschenke, der (ungebräuchlich) Ertzſchencke
Ertzschenke
Das Wort Ertzſchencke scheint eine Kreation Luthers zu sein, die (womöglich mangels ausgeübter Berufe) keine weitere Verbreitung fand, sich aber bis in die Lutherbibel 1912 erhalten hatte. Die Variante mit »k« statt mit »ck« findet sich nur in den Marginalspalten (womöglich, um hier Platz beim Satz zu sparen).
Gebildet ist das Wort aus der Vorsilbe »Erz-«, die bei Titeln von Personen ausdrückt, dass jemand in der bezeichneten Position erhaben ist, und »(Mund-)Schenk«. Der Titel meint demnach in etwa Obermundschenk, Chef-Mundschenk. Ließen sich die Berufe vergleichen, wäre das heute womöglich ein Chef-Sommelier.
Fraglich bleibt, warum ein König in einem internationalen Konflikt seinen obersten Mundschenk als Diplomaten und Verhandlungsführer entsendet. Vielleicht genau deshalb: um ein diplomatisches, nicht-kriegerisches Verhandlungsergebnis zu erreichen.
Belegt ist das Wort ausschließlich in 2Kon 18 und 19 sowie in Jes 36 und 37, wo ein Bote des assyrischen Königs Sanherib zum judäischen König Hiskia nach Jerusalem reist. Dieser Bote trägt den (assyrischen) Titel »Rabschake«. Diesen Titel führt Luther in beiden Textabschnitten einmal an (2Kon 18,2 und Jes 36,2) und notiert in den zugehörigen Marginalspalten, dass dies auf Deutsch »Ertzschenke« (nur mit »k«) bedeute. Ab diesen Anmerkungen verwendet er den Begriff »Ertzschencke« (mit »ck«) jeweils im laufenden Text.
Rabschake
Rabsake oder Rabschake ist die Transkription eines zusammengesetzten, hebräischen Begriffs (רַב־שָׁקֵ֔ה, rab-šͻqeh), der etwa »der mächtige Mundschenk«, der »Obermundschenk« bedeutet.
Luthers Übersetzung mit »Erzschenke« entsprach seiner Zeit. Heute verschwindet die Vorsilbe »Erz-« zunehmend. Selbst Begriffe wie Erzfeind, Erzbösewicht, Erzgauner, Erzlüge, Erzheuchler, Erzdemokrat, Erzdummheit, Erzprotestant, Erzrivale, Erzschurke, Erzvater usw. sind eher ungewöhnlich und nur in älteren Texten zu finden. Erhalten hat sich die Vorsilbe nur in wenigen, zumeist kirchlich oder höfisch gebrauchten Wörtern, beispielsweise: Erzengel, Erzdiakon, Erzbischof, Erzbistum, Erzdiözese, Erzherzog.
Die meisten neuen Bibelausgaben übersetzen den Begriff nicht und lassen ihn als quasi als Transkription für einen Titel am Hof des assyrischen Königs stehen.
Lutherbibel 1912: Erzschenke Lutherbibel 1964: Rabschake Lutherbibel 2017: Rabschake. Einheitsübersetzung: Rabschake Die Jerusalemer Bibel 1968: Obermundschenk Elberfelder Bibel: Rabschake Zürcher Bibel: Rabsake 2Kon 18,19
VND der Ertzſchencke ſprach zu jnen / Lieber sagt dem könig Hiskia /
a) Und der Erzschenke sprach zu ihnen: Ihr Lieben, sagt dem König Hiskia ... b) Und der Rabschake sprach zu ihnen: Ihr Lieben, sagt dem König Hiskia ... c) Und der Obermundschenk [Chef-Mundschenk] sprach zu ihnen: Ihr Lieben, sagt dem König Hiskia ...
Vnd der Ertzſchencke ſprach zu jnen / Saget doch dem Hiskia /
a) Und der Erzschenke sprach zu ihnen: Sagt doch dem Hiskia ... b) Und der Rabschake sprach zu ihnen: Sagt doch dem Hiskia ... c) Und der Obermundschenk [Chef-Mundschenk] sprach zu ihnen: Sagt doch dem Hiskia ...
SK Version 21.12.2024 ● |
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
erwelen |
erwählen (Verb) auslesen, auswählen, wählen
Denn ich habe erwelet deine Befelh.
Denn ich habe deine Anordnungen gewählt.
SK Version 25.09.2024 ● |
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
erzeigen |
erzeigen (Verb) Das Wort erzeigen ist noch heute geläufig, allerdings nur noch sehr selten anzutreffen. Stattdessen wird i.d.R. erweisen verwendet.
erweisen
Vnd vergaſſen ſeiner Thatten / Vnd ſeiner Wunder / die er jnen erzeiget hatte.
Und <sie> vegaßen seine Taten und seine Wunder, die er ihnen erwiesen hatte.
SK Version 25.09.2024 ● |
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Eſau |
Esau (Name) Eſau
hebräisch: עֵשָׂו (ʿeśͻw) lateinisch: Esau griechisch: Ἠσαῦ Esau ist der erste Sohn Isaaks und Rebekkas. Er trägt den Beinamen Edom (»der Rote«)
1Mos 36,1
DJS iſt das Geſchlecht Eſau / der da heiſſt Edom. Esau gilt als der Stammvater der Edomiter und der Amelekiter.
1Mos 36,43
Vnd Eſau iſt der Vater der Edomiter.
1Mos 36,12
Vnd Thimna war ein kebſweib Eliphas Eſaus ſon / die gebar jm Amalek.
Und Thimna war eine Nebenfrau des Eliphas, Esaus Sohn. Die gebar ihm Amalek. Durch eine List Jakobs verliert Esau das Erstgeburtsrecht (1Mos 27).
Die biblischen Texte versuchen zu erklären, warum Edomiter und Israeliten trotz ihrer Verwandschaft ständig verfeindet sind.
SK Version 25.09.2024 ● |
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
ewer |
euer (Possesivpronomen)
Vorkommen in der Lutherbibel von 1545
SK Version 25.09.2024 ● |