Buchstabe
Sortierfolge der Wörter
Aktuelle Sortierfolge:
Luther-Deutsch – Deutsch
Wählbare Sortierfolge:
Deutsch – Luther-Deutsch
Wählen Sie einen Eintrag im Register, um zum zugehörigen Artikel zu blättern.
Einträge: 38
Luther-Deutsch |
Deutsch | Erläuterungen |
||||||||||||||||||||||||||||||
D, d |
D, d (Buchstabe) In unseren Texten kommen folgende Formen vor:
©Die bei Stilkunst.de verwendeten Zeichensätze (Font-Familien SK-Biblia1545 und SK-Biblia1534 inklusive der Ornament-Fonts) wurden nach Drucken der Lutherbibeln von 1545 und 1534 neu entwickelt und werden weiter an die von Drucker Hans Lufft verwendeten Typen angepasst. ©by Reiner Makohl | www.stilkunst.de
SK Version 25.09.2024 ● |
||||||||||||||||||||||||||||||
da fur |
davor (Adverb) a) räumlich: im Gegensatz zu dahinter b) zeitlich: im Gegensatz zu danach c) bildlich mit Verben aus dem Umfeld der Angst, der Furcht, des Erschreckens, des Widerwillens, des Zauderns usw. (»er fürchtete sich davor«) d) relativ, als Ersatz für wovor Beispiel für c) bildlich: Psalm 106,15
ER aber gab jnen jre bitte / vnd ſandte jnen gnug / Bis jnen da fur ekelt.
ER aber erfüllte ihre Bitte und sandte ihnen so viel, bis ihnen davor ekelte. ER aber erfüllte ihre Bitte und sandte ihnen so viel, bis ihnen davon schlecht wurde. Beispiel für d) anstelle von »wovor«: 5Mos 28,60
Vnd wird dir zuwenden alle Seuche Egypti / da fur du dich fürchtest
Und er wird dir alle Seuchen Ägyptens schicken, wovor du dich fürchtest.
SK Version 25.09.2024 ● |
||||||||||||||||||||||||||||||
dauon
da von |
davon (Adverb) dauon
da von
mhd: dâ von Luther benutzt die zusammengestzte (dauon) und die getrennte Schreibweise (da von).
Das Wort bezeichnet
a) eine Entfernung von einem Ort: davon (entfernt sein) b) eine Ablösung, Trennung, Befreiung von einer Sache, einem Verhältnis oder einem Zustand: davon (befreit sein, u. ä.) c) eine Richtung für Bewegungen: von da, von daher, (da) hinweg, weg, dahin d) einen Bezug zu einer Sache, einem Vorgang oder einem Zustand: davon (sagen, reden, denken, nehmen, usw.) Beispiel für zusammengesetzte Schreibung: dauon
Kvrtz / Wenn ein Menſch in der wirde iſt / vnd hat keinen verſtand / So feret er dauon wie ein Vieh.
Kurz: Wenn ein Mensch in Amt und Würden ist, aber keinen Verstand besitzt, dann fährt er dahin wie ein Stück Vieh.
Beispiel für getrennte Schreibung: da von
Dennoch können ſie nicht bleiben in ſolcher wirde / Sondern müſſen da von / wie ein Vieh.
Dennoch können sie nicht bleiben in dieser Würde, sondern sie müssen davon, nicht anders als Vieh.
SK Version 25.09.2024 ● |
||||||||||||||||||||||||||||||
dazumal
da zumal |
dazumal (Adverb, veraltet) soviel wie damals
Luther verwendet häufig die getrennte Schreibweise, die allerdings als feste Konjunktion steht.
Da zumal redeſtu im Geſichte zu deinem Heiligen
a) Damals redetest du in einer Visionen zu deinem Heiligen b) Damals hast du doch in einer Vision zu deinem Heiligen geredet
SK Version 25.09.2024 ● |
||||||||||||||||||||||||||||||
Datan |
Datan (Name) Datan lebte zur Zeit Mose. Er war der Sohn des Eliabs und Bruder des Abiram. Während der Wanderung durch die Wüste Sinai zettelten Korach, Abiram und Datan einen Aufstand gegen Mose an (4Mos 16,1ff). Mit ihnen waren 250 Fürsten vom Stamm der Levi beteiligt.
Der Aufruhr endete derart, dass die Aufrührer mit ihren Familien durch Öffnen des Erdbodens verschlungen bzw. durch Feuer vom Herrn verzehrt wurden. Es gab im Falle Korah eine Ausnahme: Seine Kinder wurden nicht in die Bestrafung eingeschlossen (4Mos 26,9-11).
SK Version 25.09.2024 ● |
||||||||||||||||||||||||||||||
Dauid |
David hebräisch: דָּוִד (dͻwid) oder דָּוִיד (dͻwīd) lateinisch: David griechisch: Δαυιδ (David) Zur Person Davids
Nach der biblischen Überlieferung war David König von Juda und nach Saul der zweite König Israels. Er lebte von etwa 1000 bis 961 v. Chr.
Genauere Lebensdaten sind unbekannt. Historisch kreisen um die Person Davids viele ungeklärte Fragen.
David war zunächst Musiker am Hof Sauls und wurde später Offizier in seinem Heer. Schließlich wurde er Sauls Nachfolger als König über Israel.
David in der Bibel
Die Geschichte Davids wird ausführlich erzählt in den beiden Samuelbüchern (1Sam, 2Sam), in 1Kön 1-2 und in 1Chr 11-29.
König David gilt als der Autor von 73 Psalmen. Siehe dazu die folgenden Artikel:
SK Version 25.09.2024 ● |
||||||||||||||||||||||||||||||
Dauids |
Davids Angabe der Urheberschaft im Titel von Psalm 138.
Die Formulierung besagt nicht verlässlich, dass David selbst diesen Psalm verfasst hat. Sie bedeutet wohl nur, dass der Psalm zu einer Sammlung von Psalmen gehört, die ihm gewidmet ist.
In der Lutherbibel von 1545 benennen 73 Psalmen in der Überschrift David als Urheber.
a) Psalm Davids: 50 Psalmen 3, 4, 5, 6, 8, 9, 11, 12, 13, 14, 15, 18, 19, 20, 21, 22, 23, 24, 25, 26, 27, 28, 29, 30, 31, 34, 35, 36, 37, 38, 39, 40, 41, 51, 61, 62, 63, 64, 65, 69, 70, 101, 103, 109, 110, 139, 140, 141, 143 und 144
b) Gülden Kleinod Davids: 6 Psalmen 16, 56, 57, 58, 59 und 60
c) Unterweisung Davids: 6 Psalmen 32, 52, 53, 54, 55 und 142
d) Lied Davids: 4 Psalmen 122, 124, 131 und 133
e) Psalmlied Davids: 2 Psalmen 68 und 108
f) Gebet Davids: 2 Psalmen 17 und 86
g) Unschuld Davids: 1 Psalm 7
h) Lob Davids: 1 Psalm 145
i) Davids: 1
Zur Person Davids
Historisch kreisen um die Person Davids viele ungeklärte Fragen. Nach der biblischen Überlieferung war David nach Saul der zweite König Israels und lebte von etwa 1000 bis 961 v. Chr. Genauere Lebensdaten sind unbekannt.
David war zunächst Musiker am Hof Sauls und wurde später Offizier in seinem Heer.
Die Geschichte Davids wird ausführlich erzählt in den beiden Samuelbüchern (1Sam, 2Sam), in 1Kön 1-2 und in 1Chr 11-29.
SK Version 25.09.2024 ● |
||||||||||||||||||||||||||||||
daumeln |
taumeln (Verb) a) sich mit Heftigkeit bewegen: springen, tanzen b) sich wie im betäubten Zustand, im Rausch bewegen: schwanken, schwankend gehen, torkeln
vnd werdet truncken / doch nicht vom wein / Daumelt / doch nicht von ſtarckem getrencke.
... und werdet truncken, doch nicht vom Wein. Taumelt, doch nicht vom starken Getränk.
SK Version 25.09.2024 ● |
||||||||||||||||||||||||||||||
deckeſtu |
deckst du (Verb) 2. Person Singular Indikativ Aktiv von decken (Verb)
Präsens: deckeſtu: deckst du -u: Die Flexion mit dem angehängten »u« ist eine eigentümliche Form, die sonst nur noch aus älteren Texten bekannt ist. Gebildet wurde sie aus der 2. Person, zusammengezogen mit dem Personalpronomen »du«, aus dem das »u« stammt. Diese Form impliziert eine gewisse Dringlichkeit und Direktheit der Ansprache, die unmittelbare Hinwendung zum Gegenüber. So kann es die unzweifelhafte Feststellung des Handelns, die dringliche Ansprache oder die unmittelbare Aufforderung zum Handeln bedeuten (Indikativ in der Aussage), die Erfüllung einfordern, mutmaßen bzw. unterstellen (Konjunktiv), oder zur Antwort und Erklärung auffordern (Verb in der Frage).
Heute ist stattdessen das Verb in seiner gebräuchlichen Flexion verbunden mit »du« zu verwenden. Die Direktheit oder eine Aufforderung kann bestenfalls durch eine Sinn tragende Beifügung umschrieben werden abhängig vom Kontext. Sie kann ggf. durch einen Imperativ herausgestellt werden. deckeſtu: deckst du (ganz bestimmt, ohne Zweifel) !
Mit der Tieffe deckeſtu es / wie mit einem Kleid / Vnd Waſſer ſtehen vber den Bergen.
Mit der Tiefe des Wassers deckst du es zu wie mit einem Kleid. Das Wasser steht bis über die Berge.1
1Anmerkung zu Psalm 104,6:
Luther verwendet für die Verse 6-9 einen erzählerischen Präsens. Erzählt wird die Geschichte der Erschaffung der Welt, in der zunächst die trockene Erde geschaffen wurde. Dann überspülten ungeheure Wassermassen die gesamte Erde, aus denen sich schließlich das Land hervorhob. Berge türmten sich auf und Täler bildeten sich zwischen ihnen.
Dies alles geschah in der Vergangenheit. Moderne Bibelübersetzungen, so auch Luther-1964 und Luther-1984, übersetzen daher:
Mit den Fluten decktest du es wie mit einem Kleide, und die Wasser standen über den Bergen.
Die Luther-2017 übersetzt den ersten Halbsatz neu:
Die Flut der Tiefe deckte es wie ein Kleid, und die Wasser standen über den Bergen.
Dabei bezieht sich »es« auf »das Erdreich« aus dem vorhergehenden Vers.
SK Version 25.09.2024 ● |
||||||||||||||||||||||||||||||
dempffen |
dämpfen (Verb; veraltet) eigtl.: durch Dampf ersticken, Feuer auslöschen, ersticken übertragen: niederdrücken, überwätigen, unterdrücken, vertilgen, klein machen, demütigen
So wolt ich jre Feinde bald dempffen / Vnd meine Hand vber jre Widerwertige wenden.
So wollte ich recht bald ihre Feinde demütigen, und meine Hand gegen ihre Widersacher wenden.
SK Version 25.09.2024 ● |
||||||||||||||||||||||||||||||
demütigen |
demütigen (Verb) erniedrigen, niederdrücken, (geistig) brechen
Er demütigeit1 auff dem wege meine Krafft
Er bricht auf dem Weg meine Kraft.
1Druckfehler: Es muss demütiget heißen.
SK Version 25.09.2024 ● |
||||||||||||||||||||||||||||||
Denckbrot |
Denkbrot, das (veraltet)
Gedächtnisbrot, das
Gedenkopfer, das → Schaubrot der Israeliten, die sich damit der Woltaten Gottes erinnern sollen.
Denckbrot
* In diesem Artikel sind alle Fundstellen zitiert.
Der Begriff kommt nur in 3Mos 24,7 vor (s. u.). Luther erklärt ihn dort auch in der Marginalspalte:
(Denckbrot) Das ſind die Schauwbrot / welche die Kuchen heiſſen / darumb das ſie breit waren wie kuchen. Vnd ſind Denckbrot / darumb / das ſie damit Gottes gedencken vnd von jm predigen ſollen / Gleich wie Chriſtus vns befilhet / das wir ſein gedencken / Das iſt ſeinen Tod verkündigen vnd predigen ſollen.
Anm.: Auch die christlichen Kirchen kennen Gedächtnisbrot:
a) die Hostie in der Eucharastiefeier (Abendmahl) zum Gedächtnis an Jesus Christus (bzw. für seine Gegenwart in der Feier); b) das Osterbrot (am Karsamstag im Gottesdienst gesegnetes Brot, das am Ostersonntag verspeist wird; nur regional gepflegtes Brauchtum, das sich allerdings mehr und mehr gesellschaftlich und kommerziell etabliert), als Bestandteil des Fastenbrechens zum Gedächtnis an Buße (Fastenzeit als körperliche Bußpraxis christlicher Demut) und Vergebung der Sünden (Tod und Auferstehung) in der Gegenwart Christi.
Vnd ſolt Semelmelh nemen / vnd dauon zwelff Kuchen backen / zwo zehende ſol ein kuche haben / 6Vnd ſolt ſie legen ja ſechs auff eine ſchicht auff den feinen Tiſch fur dem HERRN. 7Vnd ſolt auff die ſelben legen reinen Weyrauch / das es ſeien Denckbrot zum a Fewr dem HERRN. 8Alle Sabbath für vnd für / ſol er ſie zurichten fur dem HERRN /
Und [du] sollst feines Weizenmehl* nehmen und davon zwölf Kuchen backen. Zwei Zehntel** soll ein Kuchen groß werden. Und du sollst sie in zwei Schichten auf dem feinen Tisch*** vor dem HERRN übereinanderlegen, je sechs in einer Schicht****. Und [du] sollst auf diese reinen Weihrauch legen*****. So sollen sie ein Gedächtnisbrot werden, durch Feueropfer für den HERRN.
*Semelmehl ist nicht wie bei uns heute Krümmel aus geriebenen, trockenen Semmeln (Brötchen), sondern meint das Weizenmehl hoher Qualität (fein gemahlen und weitgehend ohne Fremdkörper wie Sand), das speziell für das Backen von Brot verwendet wurde.
**Zehntel: gemeint ist das Volumenmaß für das Abmessen von Getreide und Mehl, Zehntel, das sich auf das Maß Efa bezieht, also ein Zehntel Efa. Die Angaben dazu schwanken. Sie umfassen etwa 2,2 Liter bis 4 Liter (ein Efa sind etwa 22 Liter bis 40 Liter). Eines der Gedächtnisbrote soll demnach aus 5 bis 8 Liter Weizenmehl hergestellt werden, was einem Gewicht von ca. 4 bis 6 Kilogramm entspräche. Hinzuzurechnen wären dann noch Wasser und Zutaten wie Salz, ggf. Gewürze. Das ausgebackene Brot dürfte dann zwischen 5 und 7 Kilogramm schwer gewesen sein.
*** den feinen Tisch: Andere Quellen schreiben an dieser Stelle »den Tisch von feinem Gold«. Dem folgt auch die Lutherbibel 2017. Dass es sich nicht nur um einen handwerklich fein gearbeiteten Tisch handelte, sondern um einen Tisch mit goldener oder vergoldeter Tischplatte, kann angenommen werden. Einerseits war eine metallne Tischplatte resistent gegen Feuer und Brandflecken (Brandopfer durch Abbrennen von Weihrauch, s. u.), andererseits hätte ein einfacher Holztisch, wenn auch schön gearbeitet, mit vertrockneten Broten oben drauf, nicht das Interesse Dritter geweckt. So ist der Tisch abgebildet als Beutegut auf dem Relief am Titusbogen in Rom, der die Jerusalemer Tempelgeräte im Triumphzug des Titus nach der Zerstörung Jerusalems zeigt. Es ist ein Hinweis darauf, dass der Tisch zum materiell wertvollen Beutegut der Römer gehörte wie auch der goldene Leuchter (Menora).
**** Schicht: Die Angabe ist nicht eindeutig. Faktisch kann es sich um sechs Stapel zu je zwei Broten (zwei Schichten) handeln. Aufgrund der in anderen Quellen beschriebenen Größe der Tischplatte (nur ca. 90 cm x 45 cm) und der erheblichen Größe der Brote (5 kg bis 7kg schwere Brote) ist allerdings anzunehmen, dass hier zwei Stapel (»Schichtungen«, nicht Schichten) mit je sechs Broten übereinander beschrieben sind. Sollten die Brote die Tischplatte nicht überragen, kann nur ein Durchmesser der Brote (bzw. eine maximale Breite) zwischen 35 cm und 40 cm angenommen werden.
Die Form der Brote wird zumeist als ringförmig bzw. rund angenommen (ähnlich Fladen). Allerdings weist der Ausdruck Kuchen darauf hin, dass es keine Fladen waren, sondern wahrscheinlich rechteckige Brote, die eine gewisse Höhe besaßen (vermutlich mehr als 8 cm, um mit der vorgegebenen Mehlmenge zu harmonieren). Sie wurden ganz sicher in speziellen Formen ausgebacken, was danach das saubere und sichere Stapeln der fertigen Brote ermöglichte.
Die Übersetzung würde dann so lauten müssen: »Und du sollst sie in zwei Stapeln ... übereinanderlegen, je sechs in einem Stapel.«
***** Weihrauch: Jeder Brotstapel erhält oben drauf Weihrauchharz für das Feueropfer. Nach der jüdischen Tradition soll das Weihrauchharz in goldenen Schalen auf oder neben den Brotstapeln platziert worden sein. Am Sabbat wurde das Harz verbrannt, die alten Brote wurden gegen frische ausgetauscht.
Doch der obige Text 3Mos 24,4-8 gibt dazu keinen Anlass. Wir sehen vielmehr in der beschriebenen Vorgehensweise die Besonderheit des Gedächtnisbrots gegenüber dem Schaubrot. Es ist das damit verbundene Ritual des Feueropfers, das als Opfer nicht Weihrauch allein, sondern auch die Brote selbst umfasst. Das eine Woche lang ausgelegte Schaubrot wird durch das Abbrennen des Weihrauchharzes direkt auf dem Brot zum rituellen Gedächtnisopfer.
Dafür müsste das Harz wie im Text beschrieben ursprünglich direkt auf die Brotstapel gelegt worden sein. Das Ganze wäre dann ein symbolisches Brandopfer in Form eines Räucherwerks: Das angezündete und glimmende Weihrauchharz frisst sich nach unten in den Brotstapel hinein. Es erzeugt einen süßlichen, aber schweren Rauch aus Weihrauch und verbranntem Weizenbrot, ohne das Brot vollständig zu verbrennen.
SK Version 25.09.2024 ● |
||||||||||||||||||||||||||||||
denckeſtu |
denkst du (Verb) 2. Person Singular Indikativ Aktiv von denken (Verb)
Präsens: denckeſtu: denkst du -u: Die Flexion mit dem angehängten »u« ist eine eigentümliche Form, die sonst nur noch aus älteren Texten bekannt ist. Gebildet wurde sie aus der 2. Person, zusammengezogen mit dem Personalpronomen »du«, aus dem das »u« stammt. Diese Form impliziert eine gewisse Dringlichkeit und Direktheit der Ansprache, die unmittelbare Hinwendung zum Gegenüber. So kann es die unzweifelhafte Feststellung des Handelns, die dringliche Ansprache oder die unmittelbare Aufforderung zum Handeln bedeuten (Indikativ in der Aussage), die Erfüllung einfordern, mutmaßen bzw. unterstellen (Konjunktiv), oder zur Antwort und Erklärung auffordern (Verb in der Frage).
Heute ist stattdessen das Verb in seiner gebräuchlichen Flexion verbunden mit »du« zu verwenden. Die Direktheit oder eine Aufforderung kann bestenfalls durch eine Sinn tragende Beifügung umschrieben werden abhängig vom Kontext. Sie kann ggf. durch einen Imperativ herausgestellt werden.
Denckeſtu aber / o Menſch / der du richteſt die / ſo ſolches thun / vnd thuſt auch daſſelbige / das du dem vrteil Gottes entrinnen werdeſt?
Denkst du etwa <wirklich>, o Mensch, der du diejenigen richtest, die das tun, was du selbst tust, dass du dem Urteil Gottes entrinnen wirst?!
SK Version 25.09.2024 ● |
||||||||||||||||||||||||||||||
die ander Maria |
Maria, die andere (Name) Mit die ander Maria in Mt 27,61 und Mt 28,1 ist wohl die Maria gemeint, die kurz zuvor neben Maria Magdalena in Mt 27,56 benannt ist:
Vnd es waren viel Weiber da / die von ferns zuſahen / die da Jheſu waren nachgefolget aus Galilea / vnd hatten jm gedienet / Vnter welchen war Maria Magdalena / vnd Maria die mutter Jacobi vnd Joſes / vnd die mutter der kinder Zebedei. Maria, die Mutter des Jakobus und des Joses.
Die Textinterpreten gehen allgemein davon aus, das mit »der anderen Maria«, die Mutter des Jakobus und des Joses gemeint ist. Allerdings ist deren Person unklar und umstritten. Sie soll mit Maria Kleophae (Maria des Kleophas) identisch sein (vgl. Joh 19,25). Doch dafür gibt es keine Beweise.
Maria Kleophae war eine Jüngerin Jesu und womöglich eine engere Freundin oder Vertraute der Maria Magdalena. Im späten Johannesevangelium wird sie als die Schwester der Mutter Jesu, also Jesu Tante, bezeichnet (Joh 19,25).
Jedoch benennt Mk 6,3 vier Brüder Jesu, von denen zwei Jakobus und Jose hießen. Maria, die Mutter Jesu, war zugleich die Mutter Jacobi und Joses. Dass es sich dabei um ein und die selbe Frau handelt, die in Mk 15,40 wie in Mt 27,56 genannt ist, kann aus dem Markus-Evangelium heraus hinreichend begründet werden, wo Jesus die verwandtschaftliche Beziehung zu seiner Mutter und zu seinen Brüdern aufkündigt und ideologisch neu besetzt. Maria, die Mutter Jesu verliert jede Sonderstellung:
Denn wer Gottes willen thut / der iſt mein Bruder vnd mein Schweſter vnd meine Mutter. ( Mk 3,35)
Im weiteren Verlauf des Markus-Evangeliums wird Maria, die Mutter Jesu, daher nicht weiter sonderlich erwähnt.
Es ist möglich, dass Matthäus (in Mt 27,56) die Formulierungen und Bezeichnungen unreflektiert aus der selben Quelle wie Markus oder von frühen Markus-Versionen gewonnen hat.
Anderseits kann nicht ausgeschlossen werden, dass eine weitere Maria zwei ihrer Kinder wie auch Jesu Mutter Jakobus und Jose genannt hatte. Insbesondere, wenn man verwandt war, und so ein Gefühl der Zusammengehörigkeit erzeugte. Wie heute gab es auch damals zeitlich und regional unterschiedliche Vorlieben für Vornamen, die dann besonders häufig benutzt wurden. Der Name Maria gehörte zumindest in Galiläa, womöglich auch in Judäa dazu, aber beispielsweise auch Jakobus oder auch Jesus.
Die Frage, wer diese Maria, die Mutter des Jakobus und des Jose, war, lässt sich heute nicht eindeutig beantworten. Dafür kreisen zu viele dogmatisch verfärbte Interpretationen und künstliche Konstrukte verwandtschaftlicher Verhältnisse um die Personen der Mutter Jesu, seiner Geschwister und um die in den Evangelien namentlich genannten anderen Frauen, die beispielsweise als die leiblichen Mütter der »Herrenbrüder« aus Mk 3,6 herhalten müssen, um die Unbeflecktheit Marias zu bewahren. Der Diskussion fehlt es dann an der nötigen unbelasteten Objektivität, wenn kirchliche Heiligenvorstellungen über sachliche Lebenshintergründe gestellt werden.
Sie ist eben die ander Maria. - Das trifft es hinreichend.
SK Version 25.09.2024 ● |
||||||||||||||||||||||||||||||
Dienſtzaum |
Dienstzaum, der (veraltet; unklar) wohl ein Terminus technicus für die einen militärischen bzw. verwaltungstechnischen Posten bzw. eines Verordnungsrechts.
Allgemein bedeutet es wohl: etwas im Zaum einer (leider unklaren) Ordnung halten.
Als Posten bestünde die Aufgabe darin, das benachbarte Land militärisch zu kontrollieren und zu überwachen.
Als Verordnungsrecht meint es vielleicht die Hoheit, Handel und Grenzverkehr zu steuern.
Heutige Bezeichnungen wären dann eventuell: Grenzfestung, Fort, womöglich auch: Zollhoheit oder Zollrecht.
Doch keine Variante kann mangels weiterer Belegstellen hinreichend überzeugen.
Der Begriff kommt in der Lutherbibel nur in 2Sam 8,1 vor:
Vnd es begab ſich darnach / Das Dauid die Philiſter ſchlug / vnd ſchwechet ſie / vnd nam den Dienstzaum von der Philiſter hand.
a) Und es begab sich, dass David die Philister schlug, sie schwächte, und ihnen ihre Grenzfestung abnahm.
b) Und es begab sich, dass David die Philister schlug, sie schwächte, und ihnen die Zollhoheit (das Handels- und Steuerrecht) aus der Hand nahm.
Anm: Die hebräischen Wörter, die Luther hier mit Dienstzaum wiedergibt, sind unverständlich. Wörtlich meinen sie in etwa »Zaum der Elle«. David nahm den Philistern demnach »den Zaum der Elle aus der Hand«. Das könnte sich auf das Recht beziehen, den Handel zu steuern durch Festlegung von gültigen Maßen und Gewichten, oder durch Abgaben (Steuern oder Zölle), die sich auf festgelegte Gebindegrößen im Handel bzw. beim Warentransport stützen.
Faktisch ist mit Verweis auf 1Chr 18,1 offensichtlich die Stadt Gath (mit ihren Tochterstädten) gemeint. Gath wird zwischen Gaza und Aschdod gelegen angenommen. Von hier aus regierten und kontrollierten die Philister das umgebende Land.
Obwohl veraltet und ungebräuchlich hat sich der Begriff in 2Sam 8,1 bis in die Lutherbibel 2017 gehalten, wohl wegen der unsicheren Bedeutung in den hebräischen Quellen..
SK Version 25.09.2024 ● |
||||||||||||||||||||||||||||||
Ding |
Ding, das die Sache, die Aufgabe
Umfassendes Wort, für vieles, was nicht näher bestimmbar ist oder bestimmt werden soll.
In der weitesten, unbegrenzten Bedeutung umfasst es das sinnlich Bemerkbare, aber auch das Übersinnliche, das Gedachte.
Jch aber ſage euch / Das jr aller ding nicht ſchweren ſolt
a) Ich aber sage euch, dass ihr in allen Angelegenheiten nicht schwören sollt b) Ich aber sage euch, dass ihr nicht schwören sollt, egal in welchen Angelegenheiten
Sechs tage ſoltu erbeiten / vnd alle dein ding beſchicken.
Ding meint hier alles, was den Angesprochenen umtreibt und beschäftigt: seine Aufgaben und Arbeiten, die zu erledigen sind; seine Verpflichtungen, denen er in diesem Zusammenhang nachkommen muss; seine Tätigkeiten, die er aus Spaß an der Freude betreibt, usw.
Wir verwenden im folgenden Übersetzungsbeispiel das Wort »Aufgaben«. Wir sind uns bewusst, dass dieser Begriff viel zu eng gefasst ist, um die Tragweite des Gebots in 2Mos 20,9 auszudrücken:
a) umschrieben: Sechs Tage hast du zu arbeiten und deine Aufgaben zu erledigen. b) Imperativ: Arbeite sechs Tage und erledige deine Aufgaben!
Siehe auch: Artikel ſoltu Anmerkung:
Womöglich wäre die folgende Übersetzung sinnvoll. Umgangssprachlich ist sie wieder zeitgemäß:
Sechs Tage hast du Zeit, dein Ding zu machen. Mach dein Ding!
Die Redensart »sein Ding machen« (und alle Ableitungen davon), ist keineswegs so modern, wie sie scheint.
Sie geht auf Luther zurück (2Mos 20,9). In gutem Luther-Deutsch hieße sie allerdings »seyn ding beſchicken«. Die Bedeutung beider Ausdrücke ist nahezu identisch.
SK Version 25.09.2024 ● |
||||||||||||||||||||||||||||||
Dirne |
Dirne, die Magd, die Hausangestellte, die 1. Jungfrau, (dienendes) Mädchen, Magd – im Gegesatz zu Jüngling, (dienendem) Knaben, Knecht 2. Hausdirne - Dienstmagd in einem gehobenen Haus 3. abwertend: junge Frau, die »unzüchtige« Dienste feil bietet (Prostituierte, Hure)
Der usprüngliche Sinn lag im ehrbaren Dienen einer jungen Frau als Hausangestellte (Magd). So werden im Mittelalter auch heilige Jungfrauen (Nonnen), »Gottes Mägde«, als »gotes dirnen« bezeichnet. Sogar Maria, die Mutter Jesu, wird eine »gotes dirne« (Dirne Gottes) genannt.
Der heutige Sprachgebrauch nutzt »Dirne« fast ausschließlich abwertend als Bezeichnung für eine Prostituierte.
Statt Luthers mittelalterlichem Begriff »Dirne« sollte ggf. »Magd«, besser noch »Hausangestellte« verwendet werden. Heute abwertend zu verstehende Begriffe sollten vermieden werden (so z. B. Luther, revidierter Text 1964 gültig bis 2017 in Spr 31,2: »Gesinde«).
Sie ſtehet des nachts auff / vnd gibt Futter jrem Hauſe / Vnd eſſen jren Dirnen.
Sie [die Hausfrau] steht nachts auf, füttert ihr Vieh und gibt ihren Hausangestellten zu essen.
Anmerkungen: Zum Haushalt gehörte das Vieh. Da Luther hier »Futter« nennt, kann sich die Handlung der Hausfrau nur auf das Vieh beziehen.
Gemeint ist der Satz so: In aller Frühe, noch im Dunklen, lange vor Sonnenaufgang, steht die Hausfrau auf, begibt sich in den zum Haus gehörigen Stall und füttert das Vieh. Danach geht sie in die Küche und bereitet das Frühstück für die Hausangestellten. Erst dann wird sie sich um die Familie und schließlich um sich selbst kümmern.
Der Autor hebt dies hervor, um besondere Eigenschaften einer guten, fleißigen Hausfrau zu beschreiben wie Zuvorkommenheit, Fleiß, Selbstlosigkeit. Denn eigentlich ist es die Aufgabe der »Dirnen«, der Hausangestellten, das Vieh zu füttern und Frühstück für die Familie zu bereiten, bevor sie selbst essen und trinken.
SK Version 25.09.2024 ● |
||||||||||||||||||||||||||||||
Drabanten |
Trabanten, die (veraltet)
Leibgarde, die eigentlich: Fußkrieger, Leibwächter, Diener, Begleiter
In der Lutherbibel 1545 kommt der Begriff ausschließlich im Plural vor und meint die Menge der königlichen, bewaffneten Leibwächter, die königliche Leibgarde.
Drabanten
Vnd die Drabanten ſtunden vmb den König her / ein jglicher mit ſeiner Wehre in der hand /
Und die Leibgarde stand um den König herum, ein jeder mit seiner Waffe in der Hand,
SK Version 25.09.2024 ● |
||||||||||||||||||||||||||||||
Drache |
Drache, der mystische Tiergestalt, Ungeheuer 1) In Psalm 44,20: Schakal
zu 1) hebräisch: תָּן (tan), Schakal
Die Bedeutungen des Wortes im Einzelnen:
2) In Psalm 91,13: Schlange
zu 2) hebräisch: תַּנִּין (tannin): Schlange
Die Bedeutungen des Wortes im Einzelnen:
Beide Wörter gehen in der hebräischen Sprache auf den selben Wortstamm ( תנן) zurück, was erklären mag, warum Luther sie identisch übersetzte. Dabei entschied er sich gegen die konkrete Bezeichnung eines Tieres, die ihm wohl zu schwach erschien, und für das mystische Bild des »Drachens«.
Der Drache ist ein Ungeheuer, das die Gestaltmerkmale und Wesenzüge unterschiedlicher Tiere besitzt, aber vielfach mächtiger als jedes dieser Tiere selbst ist.
Das du vns ſo zurſchlegeſt vnter den Drachen / Vnd bedeckeſt vns mit finſternis.
a) Dass du uns so zerschlägst unter den Schakal und bedeckst uns mit Finsternis b) Dass du uns so zerschlägst unter die Herrschaft des Tyrannen und bedeckst uns mit Finsternis. c) Dass du uns so zerschlägst unter die Völker der Wüste und bedeckst uns mit Finsternis.
Luthers Scholion in Psalm 44 belegt, dass er den Drachen als Metapher für tyrannische Völker verstanden wissen will: (Drachen) Das iſt / Den gifftigen Tyrannen.
Erläuterung zum Bild des Schakals:
Der Schakal ist ein typischer Bewohner der Wüste, dessen Geheul an die Klagelieder Trauernder erinnert. Er steht als Metapher für kriegerische Wüstenvölker bzw. fremde Heere, die über die Wüste kommend in das Land einfielen. Wo sie raubten und plünderten, hörte man noch lange die Klagelieder der Bewohner von weit her.
Auff dem Lewen vnd Ottern wirſtu gehen / Vnd tretten auff den Jungenlewen vnd Drachen.
Du gehst auf Löwen und Vipern, Junglöwen und Schlangen wirst Du niedertreten.
Das Bild, das der Autor des Psalms zeichnet, stellt paarweise Löwe und Viper (die erwachsenen, zeugungsfähigen Tiere), sowie Junglöwe und Schlange bzw. Schlangenbrut (die Nachkommen) nebeneinander.
SK Version 25.09.2024 ● |
||||||||||||||||||||||||||||||
drang |
Drang, der
a) Andrang b) Gedränge c) Anreiz, innerer Trieb d) die aus einstürmenden Ereignissen erwachsene Not
Warumb verbirgeſtu dein Andlitz / Vergiſſeſt vnſers elends vnd drangs?
Sag doch: Warum nur verbirgst du dein Gesicht (vor uns) und vergißt unser Elend und unsere dringliche Not?!
SK Version 25.09.2024 ● |
||||||||||||||||||||||||||||||
drewen |
dräuen (Verb, veraltet) drohen (Verb) a) drohen, androhen, bedrohen
in der Absicht, zu strafen oder Schaden zuzufügen;
b) heftig, nachdrücklich ermahnen
in guter Absicht, um vor Bösem zu warnen und davon abzuhalten.
Gott iſt ein rechter Richter / Vnd ein Gott der teglich drewet.
Gott ist ein gerechter Richter, und ein Gott, der täglich droht.
Anmerkung zu Psalm 7,12:
Luthers Wort drewet ist eine Entsprechung für das hebräische זָעַם (zͻˁam), das so viel bedeutet wie »heftig auf jemanden zürnen und ihn den Zorn fühlen lassen«.
In Psalm 7,12 wird das Konstrukt זֹעֵם אֵל (ˀel zoˁem; Gott, zürnend) allerdings wie ein Titel, wie ein Name gebraucht: Zorngott.
Daraus ergeben sich diese Übersetzungsvarianten:
b) Gott ist ein gerechter Richter, ein zürnender Gott, der [seinen Feinden] den Zorn alle Tage spüren lässt
c) Gott ist ein gerechter Richter, er ist Zorngott alle Tage.
SK Version 25.09.2024 ● |
||||||||||||||||||||||||||||||
Drewen |
Dräuen, das (veraltet) Drohen, das von dräuen (Verb; veraltet) für drohen, androhen, bedrohen
a) das Drohen, Bedrohen in der Absicht, zu strafen oder Schaden zuzufügen;
b) die Wut, der Groll (gegen jemanden) wobei die die Tat im Fokus liegt (jemanden Zorn durch Taten spüren lassen)
c) die heftige, nachdrückliche Ermahnung in guter Absicht, um vor Bösem zu warnen oder davon abzuhalten.
Fur deinem drewen vnd zorn
Vor deinem Groll und deinem Zorn
SK Version 25.09.2024 ● |
||||||||||||||||||||||||||||||
Dromete |
Trompete, die Blasinstrument aus Metall, das aus einer geraden, gebogenen oder gewundenen und ziemlich dünnen Röhre mit flachem Kesselmundstück und Schalltrichter besteht. Das Instrument besitzt einen hellen, schmetternden Klangcharakter.
SK Version 25.09.2024 ● |
||||||||||||||||||||||||||||||
Drumel |
Trommel, die Schlaginstrument, das mit einem oder zwei Schlägeln geschlagen wird.
a) Trommel: hohle Walze, deren Öffnungen mit gegerbten Fellen bespannt ist; b) (Kessel-)Pauke, Trommelpauke: einfellige Trommel.
SK Version 25.09.2024 ● |
||||||||||||||||||||||||||||||
Drumelhaus
Drumelkirche |
Trommelhaus, das Trommelkirche, die Bedeutung unklar.
Luther verwendet die Bezeichnung in seiner Anmerkung zu
Alſo mag Topheth ein Drumelhaus oder Drumelkirchen heiſſen.
Luther legt das Bild eines Gebäudes oder einer Halle zugrunde, die den militärischen Exerzierhallen entspricht, in denen unter anderem das Schlagen der Trommeln geübt und praktiziert wurde.
Die Wortschöpfung »Trommelkirche« entzieht diesem Gebäude die militärische Funktion und erklärt sie zu einer religiösen Einrichtung.
Vorstellen dürfen wir uns demnach ein Gebäude oder (ähnlich einem Tempel mit Außenanlegen) ein Areal, das religiösen Zwecken diente, und auf dem es üblich war, Zeremonien lautstark mit vielen Trommeln zu begleiten.
SK Version 25.09.2024 ● |
||||||||||||||||||||||||||||||
Drumelkirchen |
Trommelkirche, die |
||||||||||||||||||||||||||||||
Du ſolt nicht tödten |
Das 5. Gebot Du sollst nicht töten! Luther verwendet in Mt 5,21 (Die Bergpredigt) die selbe Formulierung wie in 2Mos 20,13 (Die Zehn Gebote). Was meint »nicht tödten«?
Die Diskussion darum, wie dieses Gebot zu verstehen ist, und wie Luther die beiden Stellen übersetzt, reißt nicht ab.
Zwar geht es durchaus um die Frage, welche Übersetzung den hebräischen und griechischen Quellen am Ehesten entspricht. Es geht aber auch um die Frage, ob es für Christen statthaft ist, in bestimmten Situationen zu töten, beispielsweise zur Abwehr von Gewalt, zur Verteidigung des eigenen Lebens, zur Verteidigung der Gesellschaft und des Staates, zur Bestrafung von schwerwiegenden Verbrechen, usw.
Die »richtige« Übersetzung ist dabei nicht selten in der Diskussion ein Argument. Doch was ist »richtig«?
In 2Mos 20,13 bezeichnet das hebräische רָצָה (razah) das unrechtmäßige Töten eines einzelnen Menschen: töten, morden, erschlagen.
Doch was meint »unrechtmäßig«? Meint es Unrecht in Bezug auf das Rechtssystem eines (beliebigen) Staates in einer (beliebigen) Zeit? Meint es das alttestamentliche jüdische Recht? Meint es das Rechtsverständnis einer christlich geprägten Gesellschaft? Meint es das göttliche Recht, das uns durch die Gebote, durch die Propheten, durch Jesus Christus und durch das Neue Testament vermittelt wurde?
So findet sich in der Einheitsübersetzung in 2Mos 20,13 der Text »Du sollst nicht morden«. Jedoch bietet die selbe Einheitsübersetzung in Mt 5,21 »Du sollst nicht töten«.
Die Einheitsübersetzung versucht sich dem Problem zu nähern, löst es aber nicht auf. Wir meinen: Im Gegenteil!
Der Versuch, nur eine bestimmte Variante des Tötens im Gebot zu erfassen, nämlich das Morden, schafft völlig neue Probleme.
Ein Beispiel aus unserer jüngeren Geschichte mag das verdeutlichen: War die staatlich angeordnete Tötung von Juden, von Zeugen Jehovas, von Zigeunern, von politischen Gefangenen, von geistig behinderten Mitmenschen durch die Nazis im Dritten Reich rechtens oder Mord? Aus unserer heutigen Perspektive ist die Antwort klar: Es war Mord. Doch sobald man sich in das System selbst begibt und nicht nur die Zeit, sondern auch den gesamten Rückblick auf die Geschichte abstreift, könnte es sich völlig anders darstellen – wie es auch die Vernehmungen der Täter in den Nürnberger Prozessen belegen. Sie hätten, so formulierten sie mehrfach, im Rahmen des Rechts, auf Anordnung und auf Befehl gehandelt. Das verharmlost die Taten keineswegs!
Das Beispiel zeigt, dass sich der Begriff »unrechtmäßiges Töten« ganz besonderen Werten und Beurteilungen stellen muss! Werten, die weit über die Rechtssysteme von Gesellschaften und Staaten hinausgehen. Werten, die auch in einer Betrachtung von außen bzw. im Rückblick unter sich ändernden Bedingungen zum selben Urteil führen.
Das ist es, was Jesus in der Bergpredigt formuliert. Und das ist es, was Luther durch seine Wortwahl offenhalten möchte.
Der Text der griechisches Quellen sowohl im Neuen Testament wie auch im Alten Testament (Septuaginta) hilft uns nur bedingt weiter. Er lautet gleich: ού φονεὐσειϛ - »du sollst nicht morden/töten«. Das griechische φονεὐω meint morden, töten. Der φονεὐς ist ein Mörder oder Totschläger, also jemand, der unrechtmäßig tötet.
So bleibt es uns überlassen, das zugrundeliegende Wertesystem festzumachen. Das ist keine leichte Aufgabe! Die Auswirkungen ihrer Ergebnisse sind enorm.
Wir sind überzeugt, dass es Luther auf eine christlich geprägte Übersetzung ankam, die sich am Sprachgebrauch seiner Zeit orientierte und damit die Erfahrungen und das Wissen der selben Zeit spiegelte.
Für ihn war einerseits mit Blick auf das Neue Testament Töten an sich ein Verbrechen – wenn schon das Beschimpfen eines Mitmenschen auf gleiche Weise geahndet werden soll ( Mt 5,21f). Anderseits war »morden« für Luther viel zu eng gefasst. Seiner Lebenswirklichkeit entsprach das nicht.
So geschahen üble Verbrechen, Hinrichtungen und Morde auch im Namen der Kirche, die theologisch-religiös und durch Gesetze sanktioniert waren, und die nicht unter den Begriff »Mord« fielen.
Luther kannte beispielsweise das Schicksal von Jan Hus sehr wohl. Ein Schicksal, das die Kirchenfürsten und der Kaiser auch Luther nach seinem Auftritt in Worms angedeihen lassen wollten und dem er sich nur durch die vorgetäuschte Entführung entziehen konnte.
Die Übersetzung »Du sollst nicht morden« wäre ein Freibrief für kirchliche und staatliche Übergriffe dieser Art gewesen. Es sollte jedem Leser bewusst sein, dass sie das noch heute ist und nur mit größter Vorsicht interpretiert werden sollte.
Wir folgen der Denkweise Luthers, die sich in seiner Übersetzung zeigt, und im Sinne des kategorischen Imperativs als Wertemaßstab (Handle so, dass die Maxime deines Willens jederzeit zugleich als Prinzip einer allgemeinen Gesetzgebung gelten könne.): Du sollst nicht töten.
SK Version 25.09.2024 ● |
||||||||||||||||||||||||||||||
Dünckel |
Dünkel, der Die übertriebene, hoffärtige, auf andere herabblickende Meinung von eigenen Vorzügen.
von: dünken (Verb>
So hab ich ſie gelaſſen in jres hertzen dünckel
So habe ich sie in der Überheblichkeit ihrer Herzen belassen
SK Version 25.09.2024 ● |
||||||||||||||||||||||||||||||
durchleutern |
durchläutern (Verb, veraltet) völlig reinigen, lauter machen durch Ausschmelzen, Auskochen, Durchseihen.
Bis das ſein wort kam / Vnd die Rede des HERRN jn durchleutert.
wörtlich: Bis sein Wort kam, und die Rede des HERRN ihn durchläuterte.
sinngemäß: Bis ihn seine Worte trafen, und die Rede des HERRN ihn durch und durch reinigte.
SK Version 25.09.2024 ● |
||||||||||||||||||||||||||||||
durren
turren |
wagen (Verb; veraltet) |