die ander Maria

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die ander Maria

 
 

 

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Luthers Wort

Bedeutung

die ander Maria

Maria, die andere (Name)

Mit die ander Maria in → Mt 27,61 und → Mt 28,1 ist wohl die Maria gemeint, die kurz zuvor neben Maria Magdalena in → Mt 27,56 benannt ist:

 

→ Mt 27,55f.

 

Vnd es waren viel Wei­ber da / die von ferns zuſahen / die da Jheſu waren nachgefolget aus Galilea / vnd hatten jm gedienet / Vnter welchen war Maria Magdalena / vnd Maria die mutter Jacobi vnd Joſes / vnd die mutter der kinder Zebedei.

 

Maria, die Mutter des Jakobus und des Joses.

 

Die Textinterpreten gehen allgemein davon aus, das mit »der anderen Maria«, die Mutter des Jakobus und des Joses gemeint ist. Allerdings ist deren Person unklar und umstritten. Sie soll mit Maria Kleophae (Maria des Kleophas) identisch sein (vgl. → Joh 19,25). Doch dafür gibt es keine Beweise.

 

Maria Kleophae war eine Jüngerin Jesu und womöglich eine engere Freundin oder Vertraute der Maria Magdalena. Im späten Johannesevangelium wird sie als die Schwester der Mutter Jesu, also Jesu Tante, bezeichnet (Joh 19,25).

 

Jedoch benennt → Mk 6,3 vier Brüder Jesu, von denen zwei Jakobus und Jose hießen. Maria, die Mutter Jesu, war zugleich die Mutter Jacobi und Joses. Dass es sich dabei um ein und die selbe Frau handelt, die in → Mk 15,40 wie in Mt 27,56 genannt ist, kann aus dem Markus-Evangelium heraus hinreichend begründet wer­den, wo Jesus die verwandtschaftliche Beziehung zu seiner Mutter und zu seinen Brüdern aufkündigt und ideologisch neu besetzt. Maria, die Mutter Jesu verliert jede Sonderstellung:

 

Denn wer Got­tes willen thut / der iſt mein Bruder vnd mein Schweſter vnd meine Mutter. (→ Mk 3,35)

 

Im weiteren Verlauf des Markus-Evangeliums wird Maria, die Mutter Jesu, daher nicht weiter sonderlich erwähnt.

 

Es ist möglich, dass Matthäus (in Mt 27,56) die Formulierungen und Bezeichnungen unreflektiert aus der selben Quelle wie Markus oder von frühen Markus-Versionen gewonnen hat.

 

Anderseits kann nicht ausgeschlossen wer­den, dass eine weitere Maria zwei ihrer Kinder wie auch Jesu Mutter Jakobus und Jose genannt hatte. Insbesondere, wenn man verwandt war, und so ein Gefühl der Zusammengehörigkeit erzeugte. Wie heute gab es auch damals zeitlich und regional unterschiedliche Vorlieben für Vornamen, die dann besonders häufig benutzt wurden. Der Name Maria gehörte zumindest in Galiläa, womöglich auch in Judäa dazu, aber beispielsweise auch Jakobus oder auch Jesus.

 

Die Frage, wer diese Maria, die Mutter des Jakobus und des Jose, war, lässt sich heute nicht eindeutig beantworten. Dafür kreisen zu viele dogmatisch verfärbte Interpretationen und künstliche Konstrukte verwandtschaftlicher Verhältnisse um die Personen der Mutter Jesu, seiner Geschwister und um die in den Evangelien namentlich genannten anderen Frauen, die beispielsweise als die leiblichen Mütter der »Herrenbrüder« aus Mk 3,6 herhalten müssen, um die Unbeflecktheit Marias zu bewahren. Der Diskussion fehlt es dann an der nötigen unbelasteten Objektivität, wenn kirchliche Heiligen­vorstellungen über sachliche Lebenshintergründe gestellt wer­den.

 

Sie ist eben die ander Maria. - Das trifft es hinreichend.

 

 

 

SK Version 16.03.2024  

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