Zinsgroſſchen

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Zinsgroſſchen

 
 

 

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Artikel aus dem Wörterbuch

Luthers Wort

Bedeutung

Zinsgroſſchen

Zinsgroschen, der

Der Zinsgroschen oder Groschen war als Mün­ze, als Geld­stück, zu Lu­thers Zei­ten in Um­lauf.

 

Er wurde aus einer Sil­ber­le­gie­rung ge­prägt mit ei­nem Sil­ber­an­teil von gut 48% bei ei­nem Ge­samt-(Rau-)ge­wicht von etwa 2,66 Gramm, ent­hielt al­so knapp 1,3 Gramm rei­nes Sil­ber.

 

Zur Schreibweise

 

Das doppelte »s« in Luthers Wort Groſſchen ent­stammt der la­tei­ni­schen Schreib­wei­se GROSSVS. Das Wort ist also dem La­tei­ni­schen ent­lehnt.

 

 
Sächsischer Zinsgroschen, geprägt um 1510
Creative Commons Attribution-ShareAlike

Abbildung: Sächsischer Zinsgroschen, geprägt um 1510

Credits/Attribution: Classical Numismatic Group, Inc.
Quelle: www.wikipedia.de | Link (extern): Zinsgroschen | Lizenz CC BY-SA

In der Randprägung ist das Wort »GROSSVS« gut zu erkennen (linke Abbildung).

 

 

Vorkommen in der Lutherbibel von 1545

 

Luther benutzte das Wort Zinsgroschen aus­schließ­lich in → Mt 17,24. Hier ist al­ler­dings nicht die Mün­ze an sich, son­dern die Steu­er ge­meint, die zu be­glei­chen ist:

 

DA ſie nu gen Ca­per­na­um ka­men / giengen zu Petro die den Zinsgroſſchen einamen / vnd ſpra­chen / Pflegt ew­er Mei­ſter nicht den Zinsgroſſchen zu geben?

 

Im griechischen Quelltext fin­det sich an die­ser Stel­le das Wort δίδραχμον, die Dop­pel-Drach­me. Sie steht für die Zah­lung, die als Tem­pel­steu­er zu ent­rich­ten war. Der Wert die­ser Mün­ze ent­sprach dem grie­chi­schen Sta­ter, der dann wei­ter un­ten im sel­ben Text ge­nannt wird (→ Mt 17,24):

 

Vnd den erſten Fiſch der auffer feret / den nim / vnd wenn du ſei­nen Mund auffthuſt / wir­ſtu einen Stater finden

 

Im grie­chi­schen Quell­text ent­spre­chen sich die Wer­te der ge­nann­ten Mün­zen Di­drach­me und Sta­ter.

 

Anders als bei der Di­drach­me er­setzt Lu­ther den grie­chi­schi­schen Sta­ter nicht durch ei­ne ge­läu­fi­ge Mün­ze sei­ner Zeit. Es gibt kei­ne Ent­spre­chung da­für. Viel­mehr weist er in der Rand­no­tiz da­r­auf hin, dass der Sta­ter dem Wert ei­nes hal­ben Gul­dens ent­spricht. So­mit be­trägt sein Wert nicht ei­nem, son­dern zehn­ein­halb Zins­gro­schen.

 

Luther möchte demnach in Mt 17,24 das Wort »Zins­gro­schen« nicht als Mün­ze ver­stan­den wis­sen, son­dern als nicht nä­her ge­nann­ten Be­trag, der als Tem­pel­steu­er zu ent­rich­ten sei. In Mt 17,27 ist dann zu le­sen, dass die­ser Be­trag für zwei Per­so­nen (Petrus und Jesus) ei­nen Stater, nach Luthers Rech­nung ei­nen hal­ben Gul­den, aus­mach­te.

 

Der Wert der Münzen zur Zeit Luthers

 

Der Wert der Münzen be­maß sich vor­ran­gig am An­teil des Fein­ge­halts der Edel­me­tal­le.

 

Nach der sächsischen Münzordnung von 1500 galt:

 

  • 1 Mark (aus Gold geprägt) = 8,53 Gulden (Sil­ber), was der Um­rech­nung des Gold­ge­wichts der Mark in das Sil­ber­ge­wicht der Gul­den ent­sprach.
  • 1 Gulden (Silber) = 21 Zinsgroschen (Silber)
  • 1 Zinsgroschen = 12 Pfennige
  • 1 Pfennig = 2 Heller

 

oder:

1 Mark = 8,5 Gulden = 180 Zinsgroschen = 2160 Pfennige

 

 

Umrechnung in heutige Werte

 

Zu Luthers Zeiten betrug im Schnitt der Ta­ge­lohn für ei­nen Ar­bei­ter 28 bis 30 Pfen­ni­ge, was et­wa zwei­ein­halb Zins­gro­schen ent­sprach.

 

Im Jahr 2016 beträgt der durch­schnitt­li­che Ar­beits­lohn al­ler Ar­beit­neh­mer in Deutsch­land im Jahr ca. 41.000 Euro. Bei et­wa 252 Ar­beits­ta­gen er­gibt das ei­nen Brut­to­lohn von gut 162 Eu­ro pro Ar­beits­tag.

 

Bei 300 Arbeitstagen pro Jahr (Be­rück­sich­ti­gung von Sonn- und Fei­er­ta­gen) be­trägt der Brut­to­lohn et­wa 136 Euro pro Ar­beits­tag.

 

Ohne die Kaufkraft zu be­rück­sich­ti­gen, nur ge­stützt auf das Ver­hält­nis der er­mit­tel­ten Ta­ge­löh­ne für die Jah­re um 1540 und für das Jahr 2016, kann der un­ge­fäh­re Wert der Mün­zen er­mit­telt wer­den:

 

  • 1 Heller: etwa 2,30 Euro bis 2,90 Euro
  • 1 Pfennig: etwa 4,50 Euro bis 5,80 Euro
  • 1 Zinsgroschen: etwa 54 Euro bis 70 Euro
  • 1 Gulden: etwa 1.130 Euro bis 1.470 Euro
  • 1 Mark: etwa 9.700 bis 12.600 Euro

 

Als Tempelsteuer sollte Petrus dem­nach ei­nem Be­trag an die Steu­er­ein­trei­ber ab­füh­ren, der heu­te etwa 600 bis 700 Euro aus­macht, pro Kopf etwa 300 bis 350 Euro.

 

 

SK Version 16.03.2024  

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