Umwidmung des Muttertags durch das NS-Regime während des sog. Dritten Reichs (1934 - 1944)
Gedenktag
Überliefertes Brauchtum
Die folgenden Links führen zu den Kalenderblättern für den »Gedenk- und Ehrentag der deutschen Mütter« bzw. für den Mutterag in den Jahren 1938 bis 1945
Das nationalsozialistische Regime widmete 1933 den Muttertag um und ordnete an, den »Gedenk- und Ehrentag der deutschen Mütter« jeweils am dritten Sonntag im Mai zu begehen. Durch eine öffentliche Feier ab 10 Uhr vormittags, der »Mütterweihe«, fand der Tag besondere Aufmersamkeit in den Medien und in der Gesellschaft. Erstmals wurde der Muttertag in dieser Form am 20. Mai 1934 gefeiert.
Ab 1939 wurde während dieser Feier auch das »Mutterkreuz«, das »Ehrenkreuz der Deutschen Mutter«, an kinderreiche Mütter verliehen.
Der Tag wurde vom NS-Regime und von Adolf Hitler persönlich massiv ideologisch genutzt und mit der Idee einer »germanischen Herrenrasse« verknüpft.
Der Muttertag wurde zu einem wesentlichen Pfeiler der nationalsozialistischen Ideologien, die letztendlich für das Leid und den Tod von Millionen Menschen verantwortlich waren.
Zu ehren waren ausschließlich »deutsche« Mütter – im Sinne einer Definition der speziellen Erbgesundheitslehre (Eugenik) der nationalsozialistischen Führung.
Mütter, die dieser Definition nicht entsprachen, wurden samt ihren Kindern zu Hunderttausenden in Konzentrationslagern umgebracht. Auch dann, wenn sie nach dem Recht deutsche Bürgerinnen waren, bis man ihnen dieses Recht und das Recht, Mensch zu sein, willkürlich entzog.
Dieser Tag wandte sich in den Köpfen der NS-Führung keineswegs den Müttern zu, sondern den linientreuen Gebärmaschinen, die im Sinne der nationalsozialistischen Ideologie die »germanische Herrenrasse« heranzuzüchten hatten.
Aus Gründen historischer Korrektheit sind Name und Daten des Tages in unserem Kalender aufgenommen. Allerdings sind für uns diese NS-Ehrentage Tage ohnmächtiger Beschämung und Tage tiefer Trauer.
Wir distanzieren uns von sämtlichen ideologischen oder »völkischen« Hintergründen und Ideen, die in dieser Zeit mit diesem Tag verbunden waren und ihn für jubelnde Massen befeuerten.
Wir hoffen, wünschen und setzen uns dafür ein, dass derartiges Gedankengut niemals wieder so stark aufkeimen möge, dass es im Denken, im Reden oder gar in parteipolitischen Programmen neue Wurzeln schlägt. Die Triebe, die daraus erwachsen, und die Blüten, die sich entfalten, mögen anfänglich für manch einen womöglich schön, verlockend und betörend erscheinen. Die Früchte, die sie ausbilden werden, sind jedoch hoch toxisch – für den Einzelnen, für Gruppen und Gruppierungen, für die Gesellschaft! Den Nutzen aus ihrer giftigen Ernte haben nur sehr wenige, das Leid daraus müssen unglaublich viele tragen und ertragen!
Auch wenn sich die Aussaat wohl kaum verhindern lässt: Es gilt, das Keimen zu ersticken und die jungen Triebe zu kappen bevor sich betörende Blüten bilden, bevor aggresive Früchte reifen. Es ist giftiges Unkraut im Garten humaner Gesellschaften, und es zerstört die Wurzeln christlicher Gemeinschaft.
Abbildung: Herztorte zum Muttertag
Autor: Josef Türk Jun | Wikipedia | Creative Commons
Der Muttertag ist ein Feiertag zu Ehren der Mutter und allgemein der Mutterschaft. Seine Wurzeln hat der Muttertag wohl in den amerikanischen und englischen Frauenbewegungen des 19. Jahrhunderts.
Trotz aller Bemühungen ist Muttertag kein gesetzlich verankerter Feiertag. Insbesondere die Floristenverbände zeigen großes Interesse daran, an diesem Tag Blumenläden offen zu halten.
Heute ist Muttertag ein netter, aber sehr wichtiger Hinweis darauf, sich seiner eigenen Herkunft, seiner Mutter und seiner Familie zu widmen. Kein schlechter Ansatz in einer Welt, in der trotz Networking, Multi-Online-Disposition und Metakommunikation Entfremdung mehr und mehr zum Problem wird. In einer Welt, die einem ständig suggeriert, dass das eigene Dasein allein auf eigener Kraft, auf eigener Anstrengung und auf den eigenen Fähigkeiten basiert.
Dem ist nicht so. Jeder von uns verdankt sein Leben und die Voraussetzungen dafür seiner Mutter, doch gleichermaßen auch seinem Vater, die ihrerseits ihr Leben ihren Eltern verdanken. Es besteht eine Kette von Vorfahren, dessen erstes Glied die Entstehung eines lebendigen Wesens auf unserem Planeten Erde ist.
Wie leicht hätte diese Kette unterbrochen werden können? Wie oft wird sie beendet durch Menschen, die keine Chance haben, Kinder zu zeugen oder dies sogar ganz bewusst ablehnen? Wir sind uns sicher: Auch deren Nachkommen, die nie gezeugt wurden, hätten festgestellt: Ich lebe gern!
Zu leben, ist der glückliche Umstand, dass bis hin zu unseren eigenen Eltern, bis hin zu uns selbst, diese Kette nie unterbrochen wurde. Niemand von uns hat dazu etwas beigetragen. Die letzten Glieder vor uns sind eben unsere Mutter und unser Vater.
Fast alle Kulturen kennen die Verehrung und Ehrung der Ahnen. Nicht ohne Grund. Egal, wie gut oder schlecht unsere Beziehung zu ihnen ist, den Start in unser eigenes Leben und die Voraussetzungen für unseren Werdegang verdanken wir ihnen.
Auch die christliche Religion bekennt sich zu dieser Verehrung. Das 4. Gebot lautet:
Du sollst Deinen Vater und Deine Mutter ehren.
Aus einer religiösen Sicht kann der Muttertag daher gut geeignet sein, sich seiner Wurzeln bewusst zu werden und sich im Sinne des 4. Gebots daran zu erinnern, dass es bereits zu alttestamentlichen Zeiten eine gottgegebene Pflicht war, Mutter und Vater zu ehren.
Für Christen ist es allerdings weniger eine Verpflichtung, die auf Gesetzen und Geboten beruht. Es ist vielmehr Teil ihrer christlichen Verantwortung, die ihre Erfüllung im Glauben aus dem Glauben heraus sucht und in der Nächstenliebe findet.
Dennoch bleibt festzustellen, dass der Muttertag im evangelischen Kalender nicht gewürdigt wird, und er nicht als Gedenktag erscheint.
Das allerdings sollte uns Christen nicht davon abhalten, den Muttertag christlich zu begehen. Er sollte uns in Erinnerung rufen, dass wir eine Mutter und einen Vater haben, denen wir mindestens eines verdanken: unserer Dasein.
Und so ist das 4. Gebot nichts anderes als die leise Ermahnung daran, dankbar zu sein dafür, dass wir leben – denn wir leben doch so gern! Oder nicht?
Christi Himmelfahrt und Vatertag werden immer am selben Tag gefeiert, 40 Tage nach Ostern. An vielen geht der Vatertag nicht spurlos vorbei.