QuickInfo
Eisenacher Ordnung
1. Evangelium | Mt 4,1-11 |
1. Epistel | 2Kor 6,1-10 |
2. Evangelium | Mt 16,21-26 |
2. Epistel | Hebr 4,15.16 |
Alttestamentliche Lektion | 1Mos 22,1-14 |
Gottesdienstordnungen |
In den Landeskirchen galten zwischen 1958/1959 und 1978/1979 unterschiedliche Textordnungen.
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Wir zeigen in den Kirchenjahren ab 1898/1899 bis 1977/1978 die in jener Zeit maßgeblichen Leseordnungen.
Im Kirchenjahr 1971/1972 galten bevorzugt:
nach der Leseordnung der Eisenacher Konferenz
Fastenzeit
Der Invokavit in den Kirchenjahren 1971/1972 bis 1978/1979
Verweise führen zu den Kalenderblättern des jeweiligen Datums:
invocare: anrufen, anflehen
invocabit: er wird anrufen, er wird anflehen
Der Name Invokavit geht zurück auf die vorreformatorische Zeit und leitet sich ab vom ersten Wort des lateinischen Introitus (Messeingang) der römisch-katholischen Messe für diesen Sonntag:
»Invocavit me, et ergo exaudiam eum.«
»Er wird mich anflehen, und ich werde ihn erhören!«
Dieser Name hat sich in den evangelischen Kirchen als Name für den 1. Sonntag der Passionszeit bis heute erhalten.
Biblisch stützt sich die Bezeichnung Invokavit auf das erste Wort in Psalm 91,15 (Vulgata: 90,15).
Hier der Text aus der lateinischen Biblia Sacra Vulgata (Ps 90,15; Text nach H) und aus Luthers Biblia von 1545 (Ps 91,15):
9015 invocabit me et exaudiam eum
cum ipso ero in tribulatione eruam eum et glorificabo
9115 Er rüffet mich an / ſo wil ich jn erhören /
Jch bin bey jm in der Not / Jch wil jn er aus reiſſen / vnd zu Ehren machen.
Der Sonntag Invokavit trug diesen Namen bereits im Mittelalter: Dominica invocavit, wobei das lateinische Wort »Dominica« Sonntag bedeutet.
Der Sonntag Invokavit nahm von je her eine besondere Stellung ein: Er war der erste Sonntag in der vierzigtägigen Fastenzeit vor Ostern. Dieses Datum erhielt entsprechend viele, z. T. sehr unterschiedliche Bezeichnungen. Exemplarisch seien hervorgehoben:
Mit der Bezeichnung Dominica quadragesime (ohne Bezug zur Fastenzeit) fügt sich dieser Sonntag nahtlos an die Reihe der Sonntage in der Vorfastenzeit an (heute: Vorpassionszeit): Septuagesimä (siebzig), Quinquagesimä (sechzig), Quinquagesimä (fünfzig; d. i. Estomihi), Quadragesimä (lat. quadragesima: vierzig).
Dieser Name zeigt an, dass das Triduum Sacrum, die Zeit der drei heiligen Tage, nach 40 Tagen ab diesem Sonntag beginnt (Gründonnerstag).
Die Bedeutung der Zahlen, die in den Namen Septuagesimä, Sexagesimä, Quinquagesimä und Quadragesimä stecken, sowie ihrem Sinn im Kirchenkalender beleuchtet der Artikel:
Die Bedeutung der Sonntagsnamen Septuagesimä, Sexagesimä, Quinquagesimä und Quadragesimä
Welche Bedeutung haben die Namen der Sonntage Septuagesimä, Sexagesimä, Quinquagesimä und Quadragesimä? Der Artikel erklärt es.
nach der Leseordnung der Eisenacher Konferenz
in unierten und reformierten Landeskirchen überwiegend gültig in den Jahren 1898/1899 bis 1977/1978
in lutherischen Landeskirchen überwiegend gültig in den Jahren 1898/1899 bis 1956/1957
(nach dem Evangeliumstext Mt 4,1-11 )
EG alt | EG neu | Titel |
---|---|---|
109 | EG 138 | Gott der Vater wohn bei uns |
EG: Evangelisches Gesangbuch
EG alt: Nummer des Liedes in alten Evangelischen Gesangbüchern
EG neu: Nummer des Liedes im neuen Evangelischen Gesangbuch (ab 2013)
Reihe | Inhalt | Text für die Predigt |
---|---|---|
Reihe I: altkirchliche Reihe | Epistel | 2Kor 6,1-10 |
Evangelium | Mt 4,1-11 | |
Reihe II | 2. Epistel | Hebr 4,15.16 |
2. Evangelium | Mt 16,21-26 oder Mt 16,21-26 | |
alttestamentliche Reihe | Alttestamentliche Perikope | 1Mos 22,1-14 |
Aufbau der Leseordnung
Die Eisenacher Konferenz (eine Konferenz der evangelischen Landeskirchen Deutschlands) erarbeitete in den Jahren von 1888 bis 1896 eine Perikopenordnung für die evangelischen Kirchen. Sie verstand die altkirchlichen Perikopen (Epistel und Evangelium) als eine erste Reihe und fügte ihnen in einer zweiten Reihe einen zweiten Text aus den Episteln und einen zweiten Text aus den Evangelien hinzu. Die große Besonderheit dieser Ordnung war die Einführung einer dritten, alttestamentlichen Reihe, die für jeden Sonntag des Kirchenjahres erstmals einen alttestamentlichen Text bot. Die Verwendung dieser Perikopen geschah nicht einheitlich. Gedacht waren sie dazu, sie wechselweise im Gottesdienst zu verwenden, so innerhalb einer Folge von vier Jahren:
Damit ergab sich für die Lesungen ein Zyklus von vier Jahren und für die Predigt, die sich jeweils auf die Evangelienperikope stützte, ein Zyklus von zwei Jahren.
In einigen Landeskirchen, darunter die evangelische Kirche Brandenburgs, galt in dieser Zeit weiterhin die altkirchliche Textordnung. Sie kennt nur Evangelium und Epistel (Reihe I in der Eisenacher Textordnung), die beide nach wie vor für die Textlesung sowie für die Predigt im Haupt- und Abendgottesdienst empfohlen waren.
Die evangelische Kirche Württembergs nutzte in dieser Zeit eine Perikopenordnung, die sich auf einen Dreijahreszyklus stützte. Über die drei Jahrgänge hinweg fanden sich die Perikopen wie hier genannt, allerdings in anderer Anordnung und ergänzt um weitere Perikopen, die weder in altkirchlichen Ordnungen noch in der neuen Eisenacher Ordnung bekannt waren.
Diese Ordnung der evangelischen Kirche Württembergs ist derzeit hier nicht wiedergegeben.
Geschichtliche Anmerkungen: Die Eisenacher Perikopen in Zeiten des Umbruchs
Invokavit
Texte nach der Lutherbibel von 1545 gesetzt nach der Vorlage des Originals in Frakturschrift mit Luthers Scholion und Verweisen in den Marginalspalten. Ergänzt um Verszählung und Abschnittsüberschriften.
LESUNG UND PREDIGTTEXT
Evangelium
Evangelium nach Matthäus
Mt 4,1-11
REIHE
EV
Euangelium
S. Mattheus.
C. IIII.
DA ward Jheſus vom Geiſt in die Wüſten gefürt / Auff das er von dem Teuffel verſucht würde. 2Vnd da er vierzig tag vnd vierzig nacht gefaſtet hatte / hungert jn. 3Vnd der Verſucher trat zu jm / vnd ſprach / Biſtu Gottes ſon / ſo ſprich / das dieſe ſtein brot werden. 4Vnd er antwortet / vnd ſprach / Es ſtehet geſchrieben / Der Menſch lebet nicht vom Brot alleine / Sondern von einem jglichen wort / das durch den mund Gottes gehet.
5DA füret jn der Teufel mit ſich / in die heilige Stad / vnd ſtellet jn auff die zinnen des Tempels / 6vnd ſprach zu jm / Biſtu Gottes ſon / ſo las dich hinab / Denn es ſtehet geſchrieben / Er wird ſeinen Engeln vber dir befelh thun / vnd ſie werden dich auff den henden tragen / Auff das du deinen fuſs nicht an einen ſtein ſtöſſeſt. 7Da ſprach Jheſus zu jm / Widerumb ſtehet auch geſchrieben / Du ſolt Gott deinen HERRN nicht verſuchen.
8WIderumb füret jn der Teufel mit ſich / auff einen ſeer hohen Berg / vnd zeiget jm alle Reich der Welt / vnd jre Herrligkeit / 9Vnd ſprach zum jm / Das alles wil ich dir geben / So du niderfelleſt / vnd mich anbeteſt. 10Da ſprach Jheſus zu jm / Heb dich weg von mir Satan / Denn es ſtehet geſchrieben / Du ſolt anbeten Gott deinen HERRN / vnd jm allein dienen.11Da verlies jn der Teufel / Vnd ſihe / da tratten die Engel zu jm vnd dieneten jm.
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LESUNG UND ZWEITER PREDIGTTEXT
Epistel
Zweiter Brief des Paulus an die Gemeinde in Korinth
2Kor 6,1-10
REIHE
EP
Die Ander Epiſtel:
An die Córinther.
C. VI.
Verse 1 - 2
Paulus schreibt:
WIR ermanen aber euch als Mithelffer / das jr nicht vergeblich die gnade Gottes empfahet. 2Denn er ſpricht / Ich habe dich in der angenemen zeit erhöret / vnd habe dir am tage des Heils geholffen. Sehet / jtzt iſt die angeneme zeit / jtzt iſt der tag des Heils.
Verse 3 - 10
3Laſſet vns aber niemand jrgent eine Ergernis geben / Auff das vnſer Ampt nicht verleſtert werde / 4Sondern in allen dingen laſſet vns beweiſen / als die diener Gottes .
IN groſſer gedult / in trübſaln / in nöten / in engſten / 5in ſchlegen / in gefengniſſen / in auffrhuren / in erbeit / in wachen / in faſten / 6in keuſcheit / in erkentnis / in langmut / in freundligkeit / in dem heiligen Geiſt / in vngeferbeter liebe / 7in dem wort der warheit / in der krafft Gottes / durch waffen der Gerechtigkeit / zur rechten vnd zur lincken / 8durch ehre vnd ſchande / durch böſe gerüchte / vnd gute gerüchte. Als die verfürer / vnd doch warhafftig. 9Als die vnbekandten / vnd doch bekand. Als die ſterbenden / vnd ſihe / wir leben. Als die gezüchtigeten / vnd doch nicht ertödtet. 10Als die traurigen / aber alle zeit frölich. Als die armen aber die doch viel reich machen. Als die nichts inne haben / vnd doch alles haben.
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»Frewet euch mit den Frölichen /
vnd weinet mit den Weinenden.
Habt mit allen Menſchen Friede.«
Der Rückblick auf die Perikopenordnungen vergangener Jahrhunderte zeigt auf, wie sich die Verwendung der biblischen Texte in evangelischen Gottesdiensten im Laufe der Zeit veränderte.
Wir beschränken uns in den weit zurückliegenden Jahren auf Perikopenordnungen, die überwiegend in Gebrauch waren.
Durch die neue Ordnung für die Verwendung von Sprüchen, Psalmen, Bibeltexten und Liedern in Gottesdiensten sind die alten Ordnungen zwar liturgisch überholt, aber inhaltlich deswegen keineswegs falsch.
Wir möchten Sie daher ermuntern, die in alter Zeit verwendeten Perikopen zu betrachten. Nur so können Sie ergründen, ob das, worauf sich Pfarrer vor Hunderten von Jahren in Gottesdienst und Predigt stützten, auch noch heute aktuell ist. Aktuell für Sie ganz persönlich.
Der Text aus der Lutherbibel ist auf unseren Seiten in Anlehnung an das Druckbild des Originals von 1545 wiedergegeben.
Den Seitenaufbau, die verwendeten Schriften, die Schreibregeln der Frakturschrift und Luthers Intentionen, mit der Typografie Lesehilfen bereitzustellen, erläutert dem interessierten Leser unser Artikel »Satz und Typografie der Lutherbibel von 1545«.
Welche Bedeutung haben die Namen der Sonntage Septuagesimä, Sexagesimä, Quinquagesimä und Quadragesimä? Der Artikel erklärt es.
Die beweglichen Feiertage im Jahreslauf hängen ab vom Osterdatum. Der Artikel erläutert, wie sich das Osterdatum berechnet und nennt die aktuellen Daten der Feiertage.