Die gantze Heilige Schrifft Deudsch
D. Martin Luther, Wittenberg 1545
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[382a]
DIeſe Erſte Epiſtel
S. Johannis / iſt eine rechtſchaffene Apoſtoliſche Epiſtel / vnd ſolt billich bald nach ſeinem Euangelio folgen. Denn gleich wie er im Euangelio den glauben treibet / Alſo begegnet er in der Epiſtel denen / die ſich des glaubens rhümeten on werck. Vnd leret manchfeltig / Wie die werck nicht auſſen bleiben / wo der glaube iſt. Bleiben ſie aber auſſen / ſo iſt der glaube nicht rechtſchaffen / ſondern lügen vnd finſternis. Er thut aber dasſelbige nicht mit treiben auffs Geſetz / wie Jacobus Epiſtel thut / ſondern mit reitzen / Das wir auch lieben ſollen / wie Gott vns geliebet hat.
Cerin-
ther
ER ſchreibet aber auch drinnen hart wider die Cerinther / vnd wider den geiſt des Widerchriſts / Der da zumal ſchon anfieng Chriſtum zuuerleugnen / das er ins Fleiſch komen ſey / Welchs nu aller erſt recht im ſchwang gehet. Denn ob man wol jtzt nicht leugnet mit dem munde öffentlich / das Chriſtus ins Fleiſch komen ſey / So leugnen ſie es doch mit dem Hertzen / mit der Lere vnd Leben. Denn wer durch ſein werck vnd thun wil frum vnd ſelig werden / der thut eben ſo viel / als der Chriſtum verleugnet / Sintemal Chriſtus darumb ins Fleiſch komen iſt / das er vns on vnſer werck / allein durch ſein Blut frum vnd ſelig machete.
ALſo ſtreitet die Epiſtel wider beide Teil / Wider die / ſo gar on werck ſein
[382a | 382b]
Vórrede.
wollen im Glauben. Vnd wider die / ſo mit wercken wollen frum werden. Vnd behelt vns auff rechter Mittelſtraſſe / Das wir durch den glauben frum vnd der ſünde los werden / Vnd darnach auch / wenn wir nu frum ſind / gute Werck vnd Liebe / vmb Gottes willen vben / frey on alles geſuch.
DIE andern zwo Epiſteln ſind nicht Lereepiſteln / ſondern Exempel der liebe /
vnd des glaubens / Vnd haben auch einen rechten Apoſtoliſchen geiſt.
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