Rogate
Nikolaus von Amsdorf
(† 14. Mai 1565 in Eisenach)
6. Sonntag der Osterzeit
Vocem Iucunditatis
Der Sonntag Rogate in den Jahren 2023 bis 2030
Verweise führen zu den Kalenderblättern des jeweiligen Datums:
Der Artikel zeigt Spruch, Psalm und Liedauswahl für die Woche sowie die Bibeltexte für Lesungen und Predigten nach der Kirchenordnung.
Die Sonntage zwischen Ostern und Pfingsten dienen dem Gedenken der Ereignisse zwischen Auferstehung und Himmelfahrt sowie dem Warten auf das Heilshandeln Gottes durch die Kraft des Heiligen Geistes an Pfingsten.
Ihre Inhalte betonen den Glauben an die Schöpfung, an die Kraft des Betens, an die Macht des Segnens und an die Wirksamkeit der Taufe. In diesen Wochen begehen die Kirchen die erste Heilige Kommunion und Konfirmationen. In keinem anderen Jahresbereich finden mehr Taufen und kirchliche Eheschließungen statt als in der Zeit zwischen Ostern und Pfingsten.
Die sechs Sonntage zwischen Ostern und Pfingsten werden allgemein als »Sonntage nach Ostern« oder »Sonntage in der Osterzeit« bezeichnet. In der evangelischen Kirche tragen diese Sonntage Namen:
Die römisch-katholische Namensgebung dieser Sonntage unterscheidet sich in der Zählweise »Sonntag der Osterzeit« (nicht »Sonntag nach Ostern«), was sich auf die Nummerierung auswirkt, sowie in der Namensgebung bzw. in der Schreibweise der Namen.
Zusätzlich wurden mit der Liturgiereform von 1970 die beiden Sonntage »Misericordia Domini« und »Jubilate Deo« im Prinzip in der Reihenfolge getauscht.
Papst Johannes Paul II. bestimmte im Jahr 2000 den 2. Sonntag der Osterzeit (1. Sonntag nach Ostern, »Weißer Sonntag«, Dominica in albis) zum »Sonntag der göttlichen Barmherzigkeit«.
Daraus ergeben sich seit 1970 deutliche Unterschiede des katholischen Kirchenkalenders zwischen Ostern und Pfingsten zum evangelischen Kirchenkalender, der aus der vorreformatorischen römisch-katholischen Liturgie hervorgegangen ist, sowie zum römisch-katholischen Kalender vor 1970.
Die sieben Sonntage ab Ostern werden allgemein als »Sonntage der Osterzeit« bezeichnet. In der römisch-katholischen Kirche tragen diese Sonntage seit der Liturgiereform von 1970 diese Namen:
Wir stützen uns in unseren Kalendern auf die evangelische Kirchenordnung, der wir Zählung und Namensgebung der kirchlichen Feste und Gedenktage entnehmen. Die katholischen Bezeichnungen und Daten werden derzeit nur in den Blättern unseres Ewigen Kalenders gezeigt.
Abbildung: : Gerste im Juni | Rogate: »Betet!« – Unser täglich Brot gib uns heute.
Foto: © Sabrina | Reiner | www.stilkunst.de | Lizenz CC BY-SA
Die evangelischen Kirchen wählten als Namen für diesen Sonntag den lateinischen Imperativ »Rogate!«, was übersetzt »Betet!« heißt.
Der Sonntag Rogate ist somit der Betsonntag. Im Vordergrund steht das Gebet. Der Zusammenhang mit der Osterzeit ergibt sich aus der neuen Beziehung zwischen Menschen und Gott, aus dem neuen Bund: Es steht jedem frei und einjeder ist aufgefordert, selbst und direkt zu Gott zu beten.
Mit dem Sonntag Rogate beginnt in den evangelischen Kirchen die Missionsopferwoche. Der Sonntag Rogate wird als Missionssonntag begangen.
Davon zu unterscheiden ist der Weltmissionssonntag der römisch-katholischen Kirche, der seit 1926 für die ganze Kirche vorgeschrieben und auf den vorletzten Sonntag im Oktober festgelegt wurde. In Deutschland findet der Sonntag der Weltmission am 4. Sonntag im Oktober statt.
Der Name Rogate für diesen Sonntag geht zurück auf die Anpassung des liturgischen Introitus der protestantischen Kirchen an die alternative Bezeichnung des Sonntags als Dominica rogationum im Mittelalter:
»Rogate et dabitur vobis«,
»Bittet, und es wird euch gegeben.«
Dieser Name hat sich in den evangelischen Kirchen für den 5. Sonntag nach Ostern bis heute erhalten.
Biblisch stützt sich der Introitus-Vers auf die Texte in Mt 7,7 und Joh 16,23.
Hier der Text Mt 7,7 aus der lateinischen Biblia Sacra Vulgata und
der Text aus der Lutherbibel von 1545:
77 Petite et dabitur vobis
quaerite et invenietis pulsate et aperietur vobis
77 Bittet / ſo wird euch gegeben /
ſuchet / ſo werdet jr finden /
Klopffet an ſo wird euch auffgethan.
Anmerkung: Im biblischen Vulgata-Text steht statt rogate das inhaltlich fast gleichwertige, mittelalterliche petite (petere: bitten, erbitten). Die Abwandlung im Introitus erklärt sich aus dem Sonntagsnamen.
Der Text aus Joh 16,23 lautet:
1623b Dico vobis
si quid petieritis Patrem in nomine meo dabit vobis
1623b Ich ſage euch /
So jr den Vater etwas bitten werdet in meinem Namen /
ſo wird ers euch geben.
Der 5. Sonntag nach Ostern ist als Dominica rogationum auch schon im Hochmittelalter bekannt. Die lateinische Bezeichnung bedeutet »Sonntag der Bitten«.
Etwa zeitgleich war auch die lateinische Bezeichnung Dominica proxima ante rogationes in Gebrauch. Sie bedeutet »(Letzter) Sonntag vor den Bitten«.
Die Rogationes waren die drei Tage vor Himmelfahrt, an denen Bittgänge stattfanden, insbesondere für gute Ernten. Mancherorts umfassten diese »Tage der Bitten« auch die gesamte Woche bis Samstag vor dem 6. Sonntag nach Ostern.
Die ursprüngliche Bezeichnung war Vocem jocunditatis (oder : oder Vocem jucunditatis). Sie bedeutet etwa »mit der Stimme der Annehmlichkeit«, »mit fröhlicher Stimme«, »mit fröhlichem Schall«. Der Name ist abgeleitet von den ersten Worten des lateinischen Introitus (Messeingang) der römisch-katholischen Messe für diesen Sonntag nach Jes 48,20:
»Vocem jucunditatis annunciate et auditur alleluja«,
»Verkündet es mit fröhlicher Stimme, und es werde gehört. Halleluja.«
Hier der Text Jes 48,20 aus der lateinischen Biblia Sacra Vulgata und aus der Lutherbibel von 1545:
4820 Egredimini de Babylone fugite a Chaldeis in voce exultationis
adnuntiate auditum facite hoc
efferte illud usque ad extrema terrae
dicite redemit Dominus servum suum Iacob
4820 GEhet aus von Babel / fliehet von den Chaldeern mit frölichem ſchall /
Verkündiget vnd laſſet ſolchs hören /
Bringets aus bis an der Welt ende /
ſprecht / Der HERR hat ſeinen knecht Jacob erlöſet.
Im römisch-katholischen Kirchenkalender trägt dieser Sonntag, nach katholischer Zählung der 6. Sonntag der Osterzeit, noch heute diesen Namen: Vocem iucunditatis.
Unsere Kalender verwenden die vorreformatorischen Bezeichnungen bis zum Jahr 1530 (Verlesung der Confessio Augustana, des Augsburgischen Bekenntnisses).
Das Video zeigt den Text des Vaterunsers und des Gleichnisses vom bittenden Freund aus der Lutherbibel von 1545, vorgelesen von Reiner Makohl.
An dieser Stelle möchten wir Ihnen unsere kleine Abhandlung
Die Macht des Betens empfehlen.
»Wer von Euch wird, wenn ihn sein Sohn um Brot bittet, ihm einen Stein geben?
Wie viel mehr wird euer Vater im Himmel denen Gutes geben, die ihn bitten?«
( Mt 7,9-11) | © Geschütztes Bildmaterial
Beten – wie geht das eigentlich? Da gibt es doch völlig unterschiedliche Vorstellungen von dem, was ein »gutes« Gebet ausmacht, oder? Schließlich soll es auch wirken, nicht nutzlos sein. Doch wie macht man das? Wie stellt man das an, dass es wirkt?
Gibt es nicht irgendwelche Handlungsanweisungen dafür? Eine Art Bedienungsanleitung? Einen User Guide? Die Macht des Betens soll ja enorm sein! Hört und liest man jedenfalls hin und wieder.
Die Macht des Betens! Das klingt ein wenig nach Kitsch, Fantasy-Romanen und »Möge die Macht mit Dir sein!« – schön wäre es ja, wenn es sie gäbe. Oder nicht?
Wann haben Sie das letzte Mal gebetet? Wissen Sie, wie es geht?
Kennen Sie die Macht des Betens?
Ja? Nein? Egal – es lohnt sich bestimmt, mehr darüber zu erfahren, wie man es anstellt, dass ein Gebet nicht nur »Geplapper« ist, sondern auch wirkt!
Beten! – Was riskieren wir schon dabei? Nichts. Was kostet es uns, außer einigen Minuten Zeit, die wir vermutlich anderweitig kaum besser genutzt hätten?
Ein Workshop zum Thema Beten
Der Artikel Das evangelische Kirchenjahr 2022/2023 zeigt in tabellarischer Form für das gewählte Kirchenjahr mit den Bezeichnungen nach der jeweils gültigen Kirchenordnung:
Der kirchliche Kalender mit den konkreten Daten für das aktuelle und das folgende Jahr nach dem gregorianischen oder julianischen Kalender für alle Sonntage, Festtage und Feiertage.
Die beweglichen Feiertage im Jahreslauf hängen ab vom Osterdatum. Der Artikel erläutert, wie sich das Osterdatum berechnet und nennt die aktuellen Daten der Feiertage.