Theodor Fliedner
(† 4. Oktober 1864 in Kaiserswerth)
Erntedankfest
Der Erntedanktag in den Jahren 2324 bis 2331
Verweise führen zu den Kalenderblättern des jeweiligen Datums:
Abbildung: Erntedank – nicht nur ein Fest der Bauern
Foto: © Geschütztes Bildmaterial
Der Refrain des Bauernliedes von Matthias Claudius (1783), »Wir pflügen und wir streuen« (EG 508), beschreibt in intensiver Verskunst, worum es beim Erntedankfest geht:
»Alle gute Gabe kommt her von Gott dem Herrn,
drum dankt ihm, dankt, drum dankt ihm, dankt und hofft auf ihn!«
Diesem Refrain liegt der Bibelvers Jakobus 1,17 zugrunde, der in Luthers Bibel von 1545 so lautet:
Alle gute Gabe / vnd alle volkomene gabe kompt von oben herab / von dem Vater des liechts /
In Ihrem Kalender taucht das Erntedankfest nicht auf? Das wäre schade, denn Erntedankfeste gehören zu ältesten Festen menschlicher Gemeinschaften, die uns bekannt sind. Es gehört auch zu unserer Kultur.
Wenn das Fest heute in Deutschland so unscheinbar ist, dann mag das daran liegen, dass es der Gesetzgeber versäumt hat, das Fest zu einem Feiertag zu erklären, und dass es die Wirtschaft bisher übersehen hat, Bräuche und Gepflogenheiten mit besonderen Waren, Dienstleistungen und Angeboten für sich zu nutzen. Das wird in anderen Staaten durchaus anders gehandhabt und ließe sich wohl auch ändern.
Immerhin: Der Handel hat nun auch in Deutschland den »Black Friday« für sich entdeckt, den Freitag nach dem amerikanischen und kanadischen Erntedankfest, Thanksgiving. Dieser Tag ist inhaltlich eng mit Thanksgiving verbunden, das jährlich am vierten Donnerstag im November stattfindet. Allerdings ist dieser Zusammenhang für uns in Deutschland kaum greifbar. Unser Erntedankfest liegt viel zu weit zurück.
Das Erntedankfest ist ein christliches Fest. Es wird öffentlich (beispielsweise mit Prozessionen und Umzügen) insbesondere dort begangen, wo christliches Brauchtum das Fest stark im Gemeindeleben verwurzeln konnte, zumeist in ländlichen Gebieten.
In städtischen Gemeinden muss man schon am richtigen Tag zur richtigen Stunde durch die Türen der Kirchen oder Gemeindesäle gehen, um überhaupt mitzubekommen, dass Erntedanktag ist. Selbst für die Medien ist dieser Tag kaum ein Anlass für Erwähnung oder gar besondere Berichterstattung.
Doch wir glauben: Das Erntedankfest hat seine Berechtigung! Wir sehen es beispielsweise als Fest der Arbeit, bei dem der Dank für erfolgreiche Arbeit im Vordergrund steht, die sich in gutem Einkommen und im Wohlstand ausdrückt. Die vordergründige Botschaft lautet dann: Wir sind dankbar dafür, dass wir gute Arbeit hatten, erfolgreich waren und gut entlohnt wurden.
Einem staatlichen Feiertag der Arbeitnehmer stünde das gut zu Gesicht: Wir haben nicht nur für gute Arbeit und für gute Arbeitsbedingungen gekämpft (1. Maifeiertag), wir haben auch gut gearbeitet und unseren Beitrag zum Gemeinwohl geleistet. Also lasst uns das feiern! In Dankbarkeit dafür, dass es uns gut geht!
Doch das evangelische Erntedankfest geht weit darüber hinaus. Die christliche Lehre formt Dankbarkeit zu einer ethischen Pflicht, aus der heraus christliches Handeln befeuert wird. Wer reich ist und im Überfluss lebt, dem sollte es leicht fallen, etwas abzugeben an solche, die weniger Glück hatten und bedürftig sind. Wem etwas Gutes widerfahren ist, dem sollte es Ansporn sein, anderen Gutes zu tun. Und wenn es keinen anderen Beweggrund dafür geben mag, dann sind dies hinreichende Gründe: »Liebe Deinen Nächsten wie Dich selbst!« und »Seid dankbar in allen Dingen!«.
So ist das Erntedankfest für uns ähnlich dem amerikanischen Thanksgiving ein Fest, das die Dankbarkeit für sehr persönliche Dinge ausdrückt, die einem im Verlauf des letzten Jahres begegnet sind. Man sagt sich durchaus gegenseitig Danke im Sinne von »Danke, dass es Dich gibt!«. Nicht nur in der Familie, auch in der Nachbarschaft, am Arbeitsplatz und in den Gemeinden. Dies sind Aspekte, die unserem Erntedankfest sehr gut stünden, gerade aus der christlichen Sicht heraus.
In seinem ersten Brief an die Thessalonicher schrieb Paulus (1Thess 5,14-18):
Und an die Kolosser schrieb Paulus (Kol 3,14-15)
Seid dankbar!
Dankbar sein dafür, dass es uns gibt, Dich und mich, und alle, die um uns sind.
Und dafür, dass es uns gut geht!
Das einmal so richtig feiern! Gemeinsam mit denen, die uns wichtig sind, mit denen, die wir mögen und mit denen, die unser Hilfe brauchen.
Das einmal sagen, das jemandem zurufen oder schreiben: Danke, dass es Dich gibt!
Und dabei Gott, den Schöpfer, die Schöpfung und sich selbst nicht vergessen.
Das ist das Erntedankfest!
Erntedankfeste gehörten schon in der frühen Menschheitsgeschichte zum gepflegten Brauchtum, spätens seit der Zeit, in der Menschen begannen, Ackerbau zu betreiben. So ist die Geschichte von Kain und Abel, in der die beiden Brüder Opfergaben aus ihren Erträgen zubereiteten, im Grunde die Beschreibung eines Erntedankrituals.
In der Antike waren Erntedankfeste weit verbreitet. Wir kennen solche Festen aus Israel, Ägypten, Griechenland und dem Römischen Reich.
Im Alten Testament ist das israelitische Wochen- oder Laubhüttenfest (Sukkot) beschrieben (2Mos 23,14-16), das im Herbst im jüdischen Monat Tischri gefeiert wird. Es beginnt am Tag des Vollmonds, dem 15. des Monats, und dauert eine Woche, bis zum 21. Tischri (im September/Oktober unseres Kalenders). In Israel ist jedoch nur der erste Tag ein voller Feiertag.
Die mittelalterliche römisch-katholische Kirche kannte Erntedankvotivmessen, also Messen, die aus dem Anlass gehalten werden, für gute Ernten zu danken. Ihr Termin war zwar örtlich verschieden, doch häufig war dafür der letzte Sonntag im September vorgesehen. Bestandteile dieser Messen waren die Benediktion (die Segnung) der Früchte sowie das Singen des Tedeum.
Die römisch-katholische Bischofskonferenz legte 1972 fest, das Erntedankfest, wo es üblich ist, am Sonntag im Oktober zu begehen. Jedoch gibt es im heilsgeschichtlichen orientierten katholischen Kirchenjahr kein Erntedankfest. Die Gemeinden sind nicht verpflichtet, es zu begehen.
In der evangelischen Kirche erfolgten schon in der Reformationszeit Danksagungen für die eingebrachte Ernte, wobei auch hier das Tedeum fester Bestandteil der Liturgie war. Später kamen Erntepredigten auf, die um 1700 sehr verbreitet waren, und zwar insbesondere in ländlichen Gebieten, wo deutlich stärker als in der Stadt ein grundlegender Zusammenhang zwischen Ernteerfolgen und Wohlergehen der Bevölkerung bestand.
Aus dieser besonderen Predigt, verbunden mit Danksagungen, hat sich schließlich das heutige evangelische Erntedankfest entwickelt. Sein Ansehen stand in enger Verbindung mit denen der Bet- und Bußtage: Gute Ernten riefen auf zu Lob und Dank, schlechte zu Buße und Bitte.
Das Erntedankfest wurde bereits in der Reformationszeit am Michaelistag (29. September) oder an einem der benachbarten Sonntage gefeiert. Doch es blieben lange Zeit unterschiedliche Termine bestehen. Das Fest wurde regional dann begangen, wenn die Ernte eingeholt war. In Gegenden mit überwiegend Kornanbau beispielsweise im August oder September, in Weinbaugebieten erst nach der Traubenlese (Oktober oder November).
1768 schrieb Ignaz Franz nach dem »Te Deum laudamus« aus dem 4. Jh. den Text zum Kirchenlied »Großer Gott, wir loben dich« zu einer Melodie, die seit 1668 bekannt war. Dieses Lied (EG 331) ersetzte nun das sonst übliche Tedeum in Gottesdiensten. Heute steht ein anderes Lied für diesen Tag in den Kirchenordnungen: EG 324, »Ich singe dir mit Herz und Mund«.
1773 wurde in Preußen das Erntedankfest offiziell eingeführt. Es war am Sonntag nach Michaelis (29. September) zu feiern. Damit war das Erntedankfest zwischen dem 30. September und dem 6. Oktober eines Jahres möglich. Doch wurde es in weiten Gebieten üblich, den ersten Sonntag im Oktober zu wählen, unabhängig vom Wochentag, auf den Michaelis fällt.
In der Zeit des Dritten Reiches (1933 bis 1944) war der Erntedank gesetzlicher Feiertag. Das Erntedankfest wurde am Sonntag nach Michaelis mit aufwändigen, propagandistischen Massenveranstaltungen begangen.
1945 wurde die Feiertagsregelung aufgehoben, das Datum blieb jedoch unverändert auf dem Sonntag nach Michaelis. Regional griffen teilweise wieder davon abweichende Regelungen, insbesondere der Brauch, das Erntedankfest am 1. Sonntag im Oktober zu feiern. Wohl nicht zuletzt deshalb, um nicht die dunklen Schatten der Blut- und Bodenideologie der Nationalsozialisten des Dritten Reichs weiterhin über das Fest fallen zu lassen, fand es grundsätzlich wieder zu dem zurück was einst war: Eine Erntepredigt mit Ausdruck des Lobens und Dankens in Liedern und Gebeten innerhalb eines Gottesdienstes.
Seit 1985 besteht diese Empfehlung für alle evangelischen Gemeinden, das Erntedankfest am 1. Sonntag im Oktober zu begehen. Allerdings kann es dort, wo es Brauch ist, auch an anderen Tagen gefeiert werden. Die Empfehlung ist somit nicht bindend, setzt sich aber weitgehend durch. Unser Kalender berücksichtigt daher unabhängig von regional verankerten Bräuchen dieses Datum.
Die neue Kirchenordnung, die ab dem 1. Advent 2018 gelten soll, sieht das in gleicherweise vor.
Das Thema Ernte kommt in weiteren Gottesdiensten zum Tragen: Die Kirchenordnungen der evangelischen Kirchen kennen ein Proprium für die Gestaltung eines Bittgottesdienstes für gesegnete Arbeit (vorgesehen für den Erntebitttag, den Hagelfeiertag und den Tag der Arbeit), sowie eines Bittgottesdienstes für das tägliche Brot (vorgesehen für Anlässe wie Arbeitslosigkeit, Missernte oder Hungersnot).
Interessant ist, dass hier immer Ernte und Arbeit im Zusammenhang gesehen werden. Es geht um den Erfolg von Arbeit, der sich bei Landwirten in guten Ernten ausdrückt, aber bei der arbeitenden Bevölkerung in Beschäftigung und leistungsgerechter Entlohnung.
So ist der Erntedankgottesdienst nicht allein den Früchten des Feldes und den Landwirten gewidmet, vielmehr geht es auch um den Erfolg von Arbeit ganz allgemein, um die Sorgen und Nöte der arbeitenden Bevölkerung und um die Barmherzigkeit der Gemeinschaft, Menschen in Not am Überfluss teilhaben zu lassen. Denn oft genügen die gesetzlichen und staatlichen Absicherungen nicht, um sozial bedingte, krankheitsbedingte oder altersbedingte Armut zu verhindern.
Das evangelische Erntedankfest gründet sich auf die christlichen Grundsätze der Liebe und der Nächstenliebe. Sie sind der Motivator dafür, die Bedürftigen nicht zu übersehen, sondern sie teilhaben zu lassen an der christlichen Gemeinschaft. Dafür ist es nötig, sich auch um ihr Wohlergehen zu kümmern.
Die evangelischen Christen feiern Erntedank als Ausdruck ihrer Dankbarkeit für Erfolg und für die daraus gewonnene Freiheit, andere, Bedürftige, am Erfolg teilhaben zu lassen.
Sonntags gibt es frische Brötchen und leckere Butterhörnchen. Daran haben sich bereits viele gewöhnt. Aber ist das selbstverständlich?
Ein Blick auf die Tische armer Leute – auch in Deutschland! – beweist: Nein! Es ist nicht selbstverständlich. Nun geht es nicht darum, dass wir demütig mit gesenkten Köpfen, betrübt von der Armut dieser Welt in unser frisches, knackiges Sonntagsbrötchen beißen. Aber vielleicht sollten wir dennoch einen Moment innehalten, bevor wir es tun. Dabei könnten wir dafür danken, dass wir es tun können.
Danke sagen kostet nichts. Nicht einmal viel Zeit. Aber es macht uns bewusst, dass wir eine Sache, eine Leistung oder eine Zuwendung genießen können. Etwas, was keineswegs selbstverständlich ist.
Doch wem sollen wir für unser Sonntagsbrötchen danken? Der Verkäuferin? Etwa dafür, dass sie am Sonntag arbeitet und uns zu diensten ist, während wir frei haben? Dem Bäcker, der kein richtiges Wochenende kennt und seit Mitternacht in der Backstube stand, um frische Backwaren herzustellen? Dem Müller für das Mehl? Dem Landwirt für die Mühen, für wenig Lohn Getreide anzupflanzen? Dem Erdboden, der es möglich macht, dass Pflanzen sprießen und reichlich Korn tragen? Dem Wetter, das sich günstig zeigte und nicht mit Hagel und Dürre die Ernte verdarb? Ja, wem doch noch alles?
Nein! Es genügt, dass sie für Ihren eigenen Erfolg dankbar sind! Denn letztendlich gibt es die Sonntagsbrötchen nur deshalb, weil Sie sie sich leisten wollen und können. Sie können es, weil sie nicht arm sind. Weil Sie womöglich hart dafür gearbeitet haben. Sie beziehen Lohn. Oder weil Sie von der Gemeinschaft gut unterstützt werden. Sie leben in einer Familie mit gutem Einkommen. Oder Sie beziehen Rente, Arbeitslosengeld oder Sozialhilfe in ausreichenden Höhen. Oder sie leben von anderen Einkünften und Zuwendungen. Kurz: Sie haben Einkommen – und genau das ist nicht selbstverständlich!
Auch in unserer Gesellschaft kann man sehr schnell abstürzen. Man kann die Arbeit verlieren. Man kann sich sehr leicht schleichend überschulden, was für Betroffene regelmäßig in einem Fiasko endet. Man kann von Naturkatastrophen heimgesucht werden und muss dann vielleicht zusehen, wie das ganze Hab und Gut von Wassermassen weggerissen wird. Man kann schlimme Schicksalsschläge erleiden. Man kann von heute auf morgen plötzlich schwerst erkranken, behindert sein oder zu einem Pflegefall werden. Man kann so tief abstürzen, dass man nicht mehr so recht auf die Beine kommt.
Dies alles passiert täglich, auch dann, wenn man es nicht so nah mitbekommt. Zahllose Menschen, die das für sich selbst nie gedacht hätten, geraten plötzlich oder schleichend in Not. In Deutschland leben Millionen Menschen völlig verarmt oder sie sind unmittelbar von Armut bedroht. Dabei reichen trotz öffentlicher Unterstützung die wenigen Euro, die täglich für Nahrungsmittel ausgegeben werden können, kaum für anständige Mahlzeiten. Fisch, Fleisch, Obst und Gemüse werden zu Luxusgütern, die sich Betroffene nur selten oder gar nicht leisten können. Ganz zu schweigen von einem knackigen Sonntagsbrötchen.
Wenn Sie am nächsten Sonntag in Ihr Sonntagsbrötchen beißen, dann dürfen wir unterstellen: Es geht Ihnen gut! Seien Sie froh darüber! Ja, das Sonntagsbrötchen ist Ausdruck Ihres Glücks!
Erntedank ist kein Fest, dass den Bauern und Landwirten vorbehalten ist, wenn es auch seine Wurzeln genau da hat: Im Dank für reiche Ernten, die viele Früchte eingefahren hatten. Denn das war früher trotz aller Mühe und Arbeit nicht selbstverständlich. Zu viele Faktoren konnten den Ernteerfolg ganz schnell zunichte machen. Heute werden etliche dieser Faktoren durch resistente und reich tragende Sorten, durch Düngemittel, Unkrautvernichter, Schädlingsbekämpfung, Gewächshäuser und industrielle Verarbeitung weitgehend ausgeblendet.
Heute arbeiten längst nicht mehr so viele Menschen wie früher in der Landwirtschaft. Immer weniger Menschen müssen von einem eigenen, landwirtschaftlichen Erfolg leben. Dafür ernten sie auf andere Weise: Sie ernten den Lohn ihrer Arbeit als Angestellte, Arbeitnehmer, Beamte, Freiberufler oder Unternehmer, und sie kaufen sich davon das, was sie nun nicht mehr selbst produzieren müssen, als komfortable Fertigprodukte: Fleisch, Milchprodukte, Obst, Gemüse, Nudeln, Backwaren usw. Unterm Strich ist es dasselbe: Wir ernten, um davon Leben zu können.
So ist das Erntedankfest ein Fest, dass uns aufzeigen möchte, wie gut es uns geht! Gerade dann, wenn wir wirtschaftlich auf ein erfolgreiches Jahr zurückblicken können, ohne derbe Einbußen, ohne Unglück und Not, wenn wir also eine gute Ernte einfahren konnten, dann ist es sicher nicht verkehrt, einmal Danke zu sagen – wem auch immer! Und es zu feiern!
Wenn wir auch noch Zugewinn erwirtschaften konnten, mit dem wir uns etwas Besonderes leisten können wie ein neues Auto oder eine erholsame Urlaubsreise, mit dem wir unseren Lebensstandard absichern oder ausbauen können, dann ist es einmal mehr gut, Danke zu sagen.
Danke dafür, dass es bis dahin, bis zu diesem Tag, so gut gegangen ist! Danke für unsere gute Ernte! Danke für die Kraft, die uns das gelingen lies. Danke für die Arbeit, der wir nachgehen können und die uns den Lohn gab und weiterhin verspricht. Danke dafür, dass wir es gesund und friedlich genießen dürfen.
Der Dank ist verbunden mit dem Wunsch, der schon fast in einer Bitte mündet, es möge so weitergehen. »Unser täglich Brot gib uns heute« – und morgen bitte auch! Und übermorgen!
Unbeschwert soll es weitergehen, ohne Unglücksfälle, mit gutem Einkommen, friedlich, gesund, und mit einem offenem Bäckerladen am Sonntagmorgen, dessen Düfte und Aromen unsere Sinne betören, unsere Geschmacksnerven stimulieren und unser Glücksempfinden geradezu explodieren lassen.
Bewusst Danke sagen, ist eine aktive Handlung. Anders ausgedrückt: Aus Dankbarkeit heraus erwächst Handeln, das Danken. Das kann man feiern, wie im Erntedankfest. Das kann man aber auch leben, wenn es bei den Worten allein nicht bleiben soll. Denn richtig: Dankbarkeit ist eine ethische Pflicht angesichts derer, die nur wenig haben, wofür sie dankbar sein können. Und wenn es sonst nichts gibt, dann können wir – Sie und ich! – den Grundstein dafür legen, dass irgendwo irgendwer dankbar ist für irgendwas. Vielleicht ein Brötchen? Mit Käse, Wurst, Salatblatt und Gemüse?
Ja: Vielleicht fängt es damit an, ein Brötchen mehr zu kaufen, um eines abgeben zu können, an den, der es sich nicht leisten kann. Nur mal so. Aus Dankbarkeit dafür, dass die eigene Tüte so voll ist.
Es gibt viele Gelegenheiten, Danke zu sagen. Wer keine andere findet, kann eine der über 900 Tafeln in Deutschland unterstützen, die in mehr als 2.100 Tafelläden und Ausgabestellen an über 1,5 Millionen Menschen in Deutschland Nahrungsmittel verteilen. Es sind Menschen in Not, die da unterstützt werden, zumeist von privaten Vereinen und ehrenamtlichen Helfern getragen.
Unser täglich Brot gib uns heute, und wenn es geht, dann auch bitte Fleisch, Obst und Gemüse! – das ist für viele nicht nur eine formelhaft runtergeleierte Floskel. Das ist ihr Herzenswunsch, der aus der Sorge um die eigene Armut entspringt. Für uns andere ist diese Bitte erfüllt – ich hoffe, für Sie auch! – und wir sollten es dankbar zur Kenntnis nehmen.
So, nun aber los! Ganz sicher gibt es auch in Ihrer Nähe eine Tafel, die Ihre Unterstützung oder Mitarbeit gut gebrauchen kann.
Zu schätzen – dankbar zu schätzen! – wissen es jene, die diese Hilfe in Anspruch nehmen müssen, um ihr täglich Brot ein wenig abwechslungsreicher und gesünder zu gestalten.
Mit den besten Wünschen dafür, dass Sie niemals solche Hilfe nötig haben!
In unserem Kalender zum evangelischen Kirchenjahr
finden Sie im Artikel zum Erntedanktag mit Informationen zum :
Der Artikel zeigt Spruch, Psalm und Liedauswahl für das Erntedankfest sowie die Bibeltexte für Lesungen und Predigten nach der Kirchenordnung.
Beten! – Was riskieren wir schon dabei? Nichts. Was kostet es uns, außer einigen Minuten Zeit, die wir vermutlich anderweitig kaum besser genutzt hätten?
Ein Workshop zum Thema Beten