Wulfila
(† 383 in Konstantinopel)
Werner Sylten
(† 26. August 1942 in der NS-Tötungsanstalt Hartheim, Oberösterreich)
Teil I: Sonn- und Feiertage des Kirchenjahres
Fällt der Tag des Apostels Bartholomäus (24. August) auf diesen Sonntag, so sollte er an einem Tag in der Folgewoche begangen werden.
Der Tag des Apostels und Evangelisten Matthäus (21. September) kann in die Woche nach diesen Sonntag fallen. Er kann jedoch nicht an diesem Sonntag vorgeholt werden.
Der 24. August ist in diesem Jahr am Freitag vor dem 13. Sonntag nach Trinitatis. DerTag des Apostels Bartholomäus (24. August) kann nur am Freitag oder an einem anderen Tag der Woche begangen werden, jedoch nicht am Sonntag.
Der 13. Sonntag nach Trinitatis in den Kirchenjahren 2017/2018 bis 2024/2025
Verweise führen zu den Kalenderblättern des jeweiligen Datums:
gültig in den Kirchenjahren 1978/1979 bis 2017/2018
Gültig für die Kirchenjahre 1978/1979 bis 2017/2018
Biblia
1545
Gesetzt nach der Vorlage des Originals in Frakturschrift
mit Luthers Scholion in den Marginalspalten.
Ergänzt um Verszählung und Abschnittsüberschriften.
LESUNG AUS DEM EVANGELIUM UND PREDIGTTEXT
Evangelium nach Lukas
Lk 10,25-37
REIHE
I
Euangelium
S. Lucas.
C. X.
SIhe / da ſtund ein Schrifftgelerter auff / verſucht Jheſus / vnd ſprach / Meiſter / Was mus ich thun / das ich das ewige Leben ererbe? 26Er aber ſprach zu jm / Wie ſtehet im Geſetz geſchrieben? Wie lieſeſtu? 27Er antwortet / vnd ſprach / Du ſolt Gott deinen HERRN lieben / von gantzem hertzen / von gantzer ſeele / von allen krefften / vnd von gantzem gemüte / Vnd deinen Neheſten / als dich ſelbs. 28Er aber ſprach zu jm / Du haſt recht geantwortet / Thue das / ſo wirſtu leben.
29ER aber wolt ſich ſelbs rechtfertigen / vnd ſprach zu Jheſu / Wer iſt denn mein Neheſter? 30Da antwortet Jheſus / vnd ſprach / Es war ein Menſch / der gieng von Jeruſalem hin ab gen Jericho / vnd fiel vnter die Mörder / Die zogen jn aus / vnd ſchlugen jn / vnd giengen dauon / vnd lieſſen jn halb tod liegen. 31Es begab ſich aber on gefehr / das ein Prieſter dieſelbige ſtraſſe hin ab zoch / vnd da er jn ſahe / gieng er fur vber. 32Desſelbigen gleichen auch ein Leuit / da er kam bey die Stet / vnd ſahe jn / gieng er fur vber.
33EIn Samariter aber reiſet / vnd kam da hin / vnd da er jn ſahe / jamerte jn ſein / 34gieng zu jm / verband jm ſeine Wunden / vnd gos drein Ole vnd Wein / vnd hub jn auff ſein Thier vnd füret jn in die Herberge / vnd pfleget ſein. 35Des andern tages reiſet er / vnd zoch eraus zween Groſſchen / vnd gab ſie dem Wirte / vnd ſprach zu jm / Pflege ſein / Vnd ſo du was mehr wirſt darthun / wil ich dirs bezalen / wenn ich widerkome. 36Welcher dünckt dich / der vnter dieſen dreien der a Neheſt ſey geweſen / dem / der vnter die Mörder gefallen war? 37Er ſprach / Der die barmhertzigkeit an jm that. Da ſprach Jheſus zu jm / So gehe hin / vnd thu des gleichen.
a
(Neheſt)
Der Neheſt iſt nicht allein der wol thut / ſondern auch der wolthat bedarff / Denn wir ſind alle vnternander Neheſten.
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LESUNG AUS DEN EPISTELN UND PREDIGTTEXT
Erster Brief des Johannes
1Joh 4,7-12
REIHE
II
Die erſte Epiſtel
S. Johánnis.
C. IIII.
Johannes schreibt:
IR lieben / Laſſet vns vnternander liebhaben / Denn die Liebe iſt von Gott vnd wer lieb hat / der iſt von Gott geboren / vnd kennet Gott. 8Wer nicht lieb hat / der kennet Gott nicht / denn Gott iſt die liebe. 9Daran iſt erſchienen die liebe Gottes gegen vns / Das Gott ſeinen eingebornen Son geſand hat in die Welt / das wir durch jn leben ſollen. 10Darinne ſtehet die Liebe / Nicht das wir Gott geliebet haben / ſondern das er vns geliebet hat / vnd geſand ſeinen Son zur verſönung fur vnſer ſünde.
11IR lieben / Hat vns Gott alſo geliebet / So ſollen wir vns auch vnternander lieben. 12Niemand hat Gott jemals geſehen. So wir vns vnternander lieben / ſo bleibet Gott in vns / vnd ſeine Liebe iſt völlig in vns.
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LESUNG AUS DEM ALTEN TESTAMENT UND PREDIGTTEXT
Erstes Buch Mose | Genesis
1Mos 4,1-16a
REIHE
IV
Das Erſte Bucĥ
Móẛe.
C. IIII.
KAIN.
Habel.
ADam erkandte ſein Weib Heua / Vnd ſie ward ſchwanger / vnd gebar den Kain / vnd ſprach. Ich habe f den Man des HERRN. 2Vnd ſie fur fort / vnd gebar Habel *1) ſeinen bruder / Vnd Habel ward ein Schefer / Kain aber ward ein Ackerman.
f
Ey Gott ſey gelobt / Da hab ich den HERRN den Man / den Samen / der dem Satan oder Schlangen den Kopff zutretten ſol / Der wirds thun.
ES begab ſich aber nach etlichen tagen / das Kain dem HERRN Opffer bracht von den Früchten deſ feldes / 4Vnd Habel bracht auch von den Erſtlingen ſeiner Herde vnd von jrem fetten. Vnd der HERR ſahe gne
diglich an Habel vnd ſein Opffer / 5Aber Kain vnd ſein Opffer ſähe er nicht gnediglich an / Da ergrimmet Kain ſeer vnd ſein geberde verſtellet ſich. 6Da ſprach der HERR zu Kain / Warumb ergrimmeſtu? vnd warumb verſtellet ſich dein Geberde? 7Iſts nicht alſo? Wenn du from biſt / ſo biſtu angeneme / Biſtu aber nicht from / So ruget die Sünde fur der g thür / Aber las du jr nicht jren willen / ſondern herrſche vber ſie.
8Da a redet Kain mit ſeinem bruder Habel.
VND es begab ſich / da ſie auff dem Felde waren / erhub ſich Kain wider ſeinen bruder Habel / vnd ſchlug jn tod.
9Da ſprach der HERR zu Kain / Wo iſt dein bruder Habel? Er aber ſprach / Ich weis nicht / Sol ich meines bruders Hüter ſein? 10Er aber ſprach / Was haſtu gethan? Die ſtim deineſ Bruders blut ſchreiet zu mir von der Erden /
g
(Thür)
Ebreiſch lautet Thür / ſo viel als das offenſtehet / oder auffgethan wird / Mar. vij. Hephethah / thu dich auff etc *2) / vnd iſt die meinung / Die ſünde ligt vnd ruget / wie ein Ochſlin ligt vnd ruget. Aber ſie ligt in der Thür / das iſt / Sie wird offen ſtehen / oder offenbar werden / ob der Sünder wol eine zeit lang ſicher da hin gehet als ſchlaffe die ſünde oder ſey tode?
a
(Redet mit Habel)
Das iſt / Scham halben muſt er ſich euſſerlich ſtellen vnd reden mit ſeinem Bruder / weil er geſtrafft ward / Ob er wol im hertzen jn zu tödten gedacht. Alſo iſt Kain aller Heuchler vnd falſcher Heiligen vater.
11Vnd nu verflucht ſeiſtu auff der Erden / die jr maul hat auffgethan / vnd deines Bruders blut von deinen henden empfangen. 12Wenn du den Acker bawen wirſt / ſol er dir fort ſein vermügen nicht geben / Vnſtet vnd flüchtig ſoltu ſein auff Erden.
13KAin aber ſprach zu dem HERRN / Meine Sünde iſt gröſſer / denn das ſie mir vergeben werden müge. 14Sihe / Du treibeſt mich heute aus dem Lande / vnd mus mich fur deinem Angeſicht verbergen / vnd mus vnſtet vnd flüchtig ſein auff Erden / So wird mirs gehen / das mich todſchlage wer mich findet. 15Aber der HERR ſprach zu jm / Nein / Sondern wer Kain todſchlegt / das ſol ſiebenfeltig gerochen werden. Vnd der HERR macht ein Zeichen an Kain / das jn niemand erſchlüge / wer jn fünde. 16Alſo gieng Kain von dem Angeſicht des HERRN /
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*1) Hinweis zur Schreibweise Habel:
Das H ist ein stimmloser Anlaut: (H)abel, was dann in der deutschen Aussprache »Abel« ergibt.
*2) Notiz in der Marginalspalte: Mar. vij. Hephethah / thu dich auff etc
Luther verweist auf Mk 7,34 (33-35), wo Jesus das Wort Hephethah benutzt: vnd [Jheſus] ſahe auff gen Himel / ſeufftzet / vnd ſprach zu jm / Hephethath das iſt / thu dich auff.
In den griechischen Quellen zu Markus 7,34 befindet sich der Ausdruck εϕϕαθα als die ins Griechische transkribierte Form eines aramäischen Wortes, das Jesus wie eine Formel, wie einen magischen Spruch benutzt habe. Ursprung und Bedeutung des aramäischen Wortes sind unsicher.
Hinweis zur Abbildung in 1Mos 4:
Kain und Abel
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Die Bildsprechung finden Sie in diesem Artikel:
Gezeigt wird die Tragödie des ersten Mordfalls der (biblischen) Menschheitsgeschichte. Wichtige Themen sind: Der Umgang mir Emotionen, die Frage nach Gottes Beistand, Recht und Strafe und das Opfer des Lamms.
PREDIGTTEXT AUS DEM NEUEN TESTAMENT
Evangelium nach Markus
Mk 3,31-35
REIHE
III
Euangelium
S. Marcus.
C. III.
Mat. 12.
Luc. 8.
ES kam Jheſu Mutter / vnd ſeine Brüder / vnd ſtunden hauſſen / ſchickten zu jm / vnd lieſſen jm ruffen 32(vnd das Volck ſaſs vmb jn) Vnd ſie ſprachen zu jm / Sihe / deine Mutter vnd deine Brüder drauſſen / fragen nach dir. 33Vnd er antwortet jnen / vnd ſprach / Wer iſt meine Mutter vnd meine Brüder? 34Vnd er ſahe rings vmb ſich auff die Jünger / die vmb jn im kreiſe ſaſsen / vnd ſprach / Sihe / das iſt meine Mutter / vnd meine Brüdere. 35Denn wer Gottes willen thut / der iſt mein Bruder vnd mein Schweſter vnd meine Mutter.
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PREDIGTTEXT AUS DEM NEUEN TESTAMENT
Evangelium nach Matthäus
Mt 6,1-4
REIHE
V
Euangelium
S. Mattheus.
C. VI.
Jesus sprach zu seinen Jüngern:
HAbt acht auff ewer Almoſen / das jr die nicht gebt fur den Leuten / das jr von jnen geſehen werdet / Ir habt anders keinen Lohn bey ewerm Vater im Himel. 2 Wenn du nu Almoſen gibſt / ſoltu nicht laſſen fur dir poſaunen / wie die Heuchler thun / in den Schulen vnd auff den gaſſen / Auff das ſie von den Leuten gepreiſet werden / Warlich ich ſage euch / ſie haben jren Lohn dahin. 3 Wenn du aber Almoſen gibſt / So las deine lincke hand nicht wiſſen / was die rechte thut / 4 Auff das dein Almoſen verborgen ſey / vnd dein Vater / der in das verborgen ſihet / wird dirs vergelten öffentlich.
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PREDIGTTEXT AUS DEM NEUEN TESTAMENT
Apostelgeschichte nach Lukas
Apg 6,1-7
REIHE
VI
Das anderteil des Euangelij S. Lucas: Von der Apoſtel Geſcĥicĥte.
C. VI.
IN den tagen aber / da der Jünger viel worden / Erhub ſich ein murmel vnter den Griechen / wider die Ebreer / darumb / das jre Widwen vberſehen wurden in der teglichen Handreichung. 2Da rieffen die Zwelffe die menge der Jünger zu ſamen / vnd ſprachen / Es taug nicht / das wir das wort Gottes vnterlaſſen / vnd zu Tiſche dienen. 3Darumb / jr lieben Brüder / ſehet vnter euch nach ſieben Mennern / die ein gut gerücht haben / vnd vol heiliges Geiſts vnd weiſheit ſind / welche wir beſtellen mügen zu dieſer Notdurfft. 4Wir aber wollen anhalten am Gebet / vnd am ampt des Worts.
5VND die rede gefiel der gantzen Menge wol / vnd erweleten Stephanum / einen Man vol glaubens vnd heiliges Geiſts / vnd Philippum / vnd Prochorum / vnd Nicanor / vnd Timon / vnd Parmenam / vnd Nicolaum den Jüdegenoſſen von Antiochia. 6Dieſe ſtelleten ſie fur die Apoſtel / vnd betten vnd legten die Hende auff ſie. 7Vnd das wort Gottes nam zu / vnd die zal der Jünger ward ſeer gros zu Jeruſalem / Es wurden auch viel Prieſter dem glauben gehorſam.
Stephanns
ſamt andern erwelet etc.
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WEITERER TEXT ZUR AUSWAHL FÜR DIE PREDIGT
Buch des Propheten Amos
Amos 5,4-7.10-15
POOL
M
1
Der Prophet Amós.
C. V.
SO ſpricht der HERR zum hauſe Iſrael / Süchet mich / ſo werdet jr leben. 5Suchet nicht Bethel / vnd kompt nicht gen Gilgal / vnd gehet nicht gen BerSeba / Denn Gilgal wird gefangen weggefürt werden / vnd Bethel wird BethAuen werden.
10Aber ſie ſind dem gram / der ſie im Thor ſtrafft / vnd haben den fur einen Grewel / der heilſam leret.
Zeph. 4.
11DArumb / weil jr die Armen vnterdrückt / vnd nemet das Korn mit groſſen laſten von jnen / So ſolt jr in den Heuſern nicht wonen / die jr von Werckſtücken gebawet habt / vnd den Wein nicht trincken / den jr in den feinen Weinbergen gepflantzt habt. 12Denn ich weis ewr vbertretten / des viel iſt / vnd ewer ſünde / die ſtarck ſind / Wie jr die Gerechten drenget / vnd Blutgelt nemet / vnd die Armen im Thor vnterdrückt. 13Darumb mus der Kluge zur ſelbigen zeit * ſchweigen / Denn es iſt eine böſe zeit.
*
(Schweigen)
Man that nicht predigen / Es wils niemand hören noch leiden.
SVchet das gute vnd nicht das böſe / Auff das jr leben mügt / So wird der HERR der Gott Zebaoth / bey euch ſein / wie jr rhümet. 15Haſſet das böſe / vnd liebet das gute / Beſtellet das Recht im Thor / So wird der HERR der Gott Zebaoth / den vbrigen in Joſeph / gnedig ſein.
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WEITERER TEXT ZUR AUSWAHL FÜR DIE PREDIGT
Buch des Propheten Sacharja
Sach 7,8-14
POOL
M
2
Der Próphet SácĥárJá.
C. VII.
DEs HERRN wort geſchach zu SacharJa / vnd ſprach / 9ſo ſpricht der HERR Zebaoth / Richtet recht / vnd ein jglicher beweiſe an ſeinem Bruder / güte vnd barmhertzigkeit. 10Vnd thut nicht vnrecht den Widwen / Waiſen / Frembdlingen vnd Armen / vnd dencke keiner wider ſeinen Bruder etwas arges in ſeinem hertzen. 11Aber ſie wolten nicht auffmercken / vnd kereten mir den rücken zu / vnd verſtockten jre Ohren / das ſie nicht höreten. 12Vnd ſtelleten jre Hertzen / wie ein Demand / das ſie nicht höreten das Geſetz vnd wort / welche der HERR Zebaoth ſandte in ſeinem Geiſte / durch die vorigen Propheten.
DAher ſo groſſer zorn vom HERRN Zebaoth komen iſt / 13Vnd iſt alſo ergangen / gleich wie gepredigt ward / vnd ſie nicht höreten / So wolte ich auch nicht hören / da ſie rieffen / ſpricht der HERR Zebaoth. 14Alſo hab ich ſie zurſtrewet / vnter alle Heiden / die ſie nicht kennen / vnd iſt das Land hinder jnen wüſte blieben / das niemand drinnen wandelt noch wonet / vnd iſt das Edleland zur wüſtunge gemacht.
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WEITERER TEXT ZUR AUSWAHL FÜR DIE PREDIGT
Evangelium nach Lukas
Lk 14,12-14
POOL
M
3
Euangelium
S. Lucas.
C. XIIII.
IHeſus ſprach auch zu dem / der jn geladen hatte / Wenn du ein mittags oder abend Malh macheſt / So lade nicht deine Freunde / noch deine Brüder / noch deine Gefreundten / noch deine Nachbarn / die da Reich ſind / Auff das ſie dich nicht etwa wider laden / vnd dir vergolten werde. 13Sondern wenn du ein Malh macheſt / ſo lade die Armen / die Krüpel / die Lamen / die Blinden / 14ſo biſtu ſelig / Denn ſie habens dir nicht zu vergelten / Es wird dir aber vergolten werden in der aufferſtehung der Gerechten.
✽
WEITERER TEXT ZUR AUSWAHL FÜR DIE PREDIGT
Apostelgeschichte nach Lukas
Apg 4,32-35
POOL
M
4
Das anderteil des Euangelij S. Lucas: Von der Apoſtel Geſcĥicĥte.
C. IIII.
DEr menge aber der Gleubigen war ein Hertz vnd eine Seele. Auch keiner ſagete von ſeinen Gütern / das ſie ſein weren / ſondern es war jnen alles gemein. 33Vnd mit groſſer krafft gaben die Apoſtel zeugnis von der aufferſtehung des HErrn Jheſu / vnd war groſſe gnade bey jnen allen. 34Es war auch keiner vnter jnen / der mangel hatte / Denn wie viel jr waren / die da Ecker oder Heuſer hatten / verkaufften ſie das ſelb / vnd brachten das Geld des verkaufften Guts / 35vnd legetens zu der Apoſtel füſſe / Vnd man gab einem jglichen / was jm not war.
(Krafft)
Mit groſſem mut / ſeer kecklich vnd freidig.
✽
»Frewet euch mit den Frölichen /
vnd weinet mit den Weinenden.
Habt mit allen Menſchen Friede.«
Für die inhaltliche und thematische Gestaltung der Gottesdienste schlagen die Ordnungen der evangelischen Kirchen biblische Texte vor.
Sie sind jedoch nicht nur für den Vortrag im Gottesdienst gedacht. Es sind gleichzeitig Leseempfehlungen für jeden, der sich für die christliche Religion oder für die Bibel in der praktischen Anwendung interessiert.
Wir möchten Sie daher ausdrücklich dazu ermuntern, die Textstellen einmal in Ihrer Bibel zu lesen!
Über das Jahr betrachtet, werden Sie auf diese Weise die wesentlichen Textzeugnisse kennenlernen, auf die sich die christliche Religion stützt.
Der Text aus der Lutherbibel ist auf unseren Seiten in Anlehnung an das Druckbild des Originals von 1545 wiedergegeben.
Den Seitenaufbau, die verwendeten Schriften, die Schreibregeln der Frakturschrift und Luthers Intentionen, mit der Typografie Lesehilfen bereitzustellen, erläutert dem interessierten Leser unser Artikel »Satz und Typografie der Lutherbibel von 1545«.
Die Sonntage der Trinitatiszeit möchten dazu anleiten und dabei behilflich sein, Glauben zu finden und zu leben.
Wer mag, kann in den vielen biblischen Textempfehlungen dieser Sonntage selbst nachforschen, was Glauben meint. Sie erzählen vom Wissen, von den Erfahrungen und vom Glauben anderer Menschen in unterschiedlichen Formen: als Geschichten, als Gleichnisse, als Reden, als Lieder oder als Sprüche.
Wer dann dazu bereit ist, kann versuchen, christlichen Glauben im Alltag zu entdecken und hier und da für sich selbst anzuwenden. Durchaus in kleinen Schritten und Stück für Stück, jedoch immer wieder.
Damit das Glaubensbekenntnis keine leere Formel bleibt, die nur zu gegebenen Anlässen aus der Schublade holt wird, sondern gelebtes Leben ausdrückt:
Dies ist die Aufforderung zur Tat, der »Call-to-action«, zu der alle Sonntage der Trinitatiszeit immer wieder mit aller gebotenen Festlichkeit einladen:
So, wie Martin Luther sich eingeladen fühlte nach einer vielfach wiederholten Meditation über einen ganz bestimmten Bibeltext:
Ob Sie die Einladung annehmen möchten, bleibt Ihnen überlassen.
Der kurze Text Römer 1,16A.17 ist äußerst modern konzipiert. Er enthält alle wesentlichen Merkmale des Konzepts des heutigen sog. normativen Unternehmensmanagements, ausgedrückt auf engstem Raum: das Leitbild, die Vision, die Mission, die Strategie und die Zielvereinbarung. Darüber hinaus steckt in ihm das Grundgerüst für die Botschaften, die es zu vermitteln gilt, sowie eine klare und eindeutige Handlungsempfehlung.
Das Leitbild beantwortet im Managementkonzept die Frage »Wofür stehen wir?« und formuliert dafür das Wertesystem, das zugrunde gelegt wird.
Paulus schreibt im ersten Satz: Wir stehen für das Evangelium von Chriſto. Die Christenheit orientiert sich am Wertesystem und an den Lehren des Evangeliums.
Das Leitbild ist klar. Die erste Herausforderung, der wir uns als Leser dieses Textes stellen müssen, ist es, die Glaubenslehren und die christliche Ethik des Evangeliums zu begreifen.
Die Vision beantwortet die Frage »Wo wollen wir hin?« und beschreibt, welches Fernziel erreicht werden soll.
Paulus nennt die Vision für praktizierende Christen im zweiten Satz: Selig werden!
»Selig werden«, das meint: Von allen irdischen Übeln erlöst werden (wie im Vaterunser formuliert) und des ewigen Lebens teilhaftig werden (wie es im Glaubensbekenntnis ausgedrückt ist). Den Weg dahin vermittelt Paulus in den Botschaften im selben Textstück.
Die Vision ist eindeutig: Selig werden, vom Übel erlöst werden, am ewigen Leben teilhaben. Das ist das ferne Ziel, dem wir zustreben. Doch wie? Dafür bedarf es der Mission.
Die Mission beantwortet die Frage »Was tun wir dafür?« und nennt die Aufgabe sowie den Zweck des Unternehmens.
Paulus sieht die Aufgabe darin, die Gerechtigkeit / die fur Gott gilt zu erlangen. Den Zweck beschreibt er so: daran gleuben , also den Glauben praktizieren.
Die Mission stellt die nächste Herausforderung dar: Glauben funktioniert nicht von jetzt auf nachher. Glauben entsteht nicht allein durch das stille Bekenntnis »Ich glaube!«. Glauben möchte und muss gelebt werden. Das verlangt Engagement.
Was die Aufgabe angeht, was »Gerechtigkeit« meint, die vor Gott gilt, das ist zu ergründen, bevor wir es leben können. Das ist eine weitere Herausforderung, der wir uns stellen müssen.
Gemeint ist die Gerechtigkeit, die sich aus dem Leitbild ableitet. Es geht also nicht um irgendeine Gerechtigkeit, wie sie beispielsweise in den Gesetzgebungen der Länder, Staaten und Nationen abgebildet ist, sondern um die vor Gott gültige, um die des Evangeliums.
Dafür muss man sich damit ernsthaft auseinandersetzen, um zu verstehen, was das Evangelium dazu sagt.
Neugierig macht uns Paulus mit seiner mahnenden Erkenntnis. Er schreibt: Das Evangelium Christi iſt eine Krafft Gottes. Sie ist es, die selig macht. Die Mission orientiert sich an der Vision »Selig werden«.
Die Strategie beantwortet die Frage »Wie wollen wir es erreichen?« und hält die mittelfristigen Ziele fest, also jene Ziele, die wir jetzt sofort ansteuern und in Kürze erreichen können. In diesem Fall meint das: zu unseren Lebzeiten, vor den fernen Zielen der Vision.
Paulus schreibt, wir erreichen das Ziel, gerecht vor Gott zu werden, aus glauben in glauben.
Die Strategie will geübt werden: Aus Glauben in Glauben, das meint, sich ständig am Glauben, am Wertesystem, am Evangelium orientieren, daraus die Kraft ziehen für zielgerichtetes Handeln, und dann danach handeln. Nicht leicht! Aber möglich.
Die Zielvereinbarung beantwortet die Frage »Wie machen wir es messbar?« und formuliert dafür das Kriterium, das für die Erfolgsmessung herangezogen wird. Woran also macht sich der Erfolg fest, wenn wir der Strategie folgen?
Paulus beschreibt die Zielvereinbarung und benennt das Messkriterium im letzten Satz:
Diese Zielvereinbarung erscheint trivial, ist sie aber nicht: Auf der Basis seines Glaubens leben, kann schwer sein. Und gefährlich. Unglaublich viele Menschen haben bis heute dafür schon ihr Leben gegeben. Und weitere werden folgen. Die Zeitungen berichten immer wieder über religiös motivierte Misshandlungen, über Folter und Verstümmelungen brutalster Art, sowie über Tötungen und Massentötungen von Menschen. Quer durch alle Kulturen und alle Religionen. Selbst Jesus, Petrus und auch Paulus haben letztendlich ihre religiöse Haltung mit dem Leben bezahlt.
Doch auch, wenn heute in Deutschland nicht unser Leben bedroht ist, nur weil wir Christen sind, gibt es sehr viele äußere und innere Hindernisse, die es zu überwinden gilt. Sie scheinen klein und harmlos zu sein. Sind sie aber nicht!
Schämen Sie sich dafür, Christ zu sein? Als Christ in der Öffentlichkeit erkannt zu werden? Schämen Sie sich dafür, »Liebe Deinen nächsten wie Dich selbst!« zu sagen, wenn es angebracht ist? Halten Sie sich dann zurück?
Paulus schrieb dazu seine Haltung, die nach seiner Erfahrung sowohl die äußeren Hindernisse wie auch die inneren Hindernisse überwinden hilft:
Lernen, sich nicht zu schämen. Das setzt voraus, dass man übt und erfährt, wie es sich anfühlt. Lernen aus Erfahrung.
Sich nicht schämen für seinen Glauben, weder vor sich selbst noch vor anderen, auch das kann einem sehr schwer gemacht werden. Es verlangt Mut, zu seiner inneren Haltung zu stehen. Sehr viel Mut. Und denen, die den Mut aufbringen, gehört aller Respekt dafür. Sie sind es, die das Christentum und seine Lehren tragen und weitergeben, sie schreiten voran mit ihrem Beispiel. Das ist nicht einfach in einer Welt, in der andere Werte gesellschaftlich erstrebenswert und sehr oft bedeutungsvoller sind.
Es braucht Mut. Selbst Petrus hatte es im Angesicht der Gefangennahme Jesu nicht geschafft, zu Jesus zu stehen und ihn dreimal verleugnet. Gut, diese Situation war auch brandgefährlich für ihn.
Doch wie ist es bei Ihnen zu Hause? Beten Sie? Sprechen Sie beispielsweise Tischgebete? Auch wenn Gäste dabei sind? Gehen Sie in die Kirche ihrer Gemeinde? Erzählen Sie danach über ihre Erlebnisse und über das Gehörte dort im Bekanntenkreis? Ergreifen Sie Partei, wenn gegen christliche Lehren verstoßen wird, beispielsweise in der Nachbarschaft, im Verein oder am Stammtisch? Ergreifen Sie Partei, wenn Menschen zu Opfern gemacht werden von kleinen und größeren Taten? Wenn über Dritte hergezogen wird im lockeren Tratsch unter Nachbarn und am Arbeitsplatz? Wenn eigentlich »Liebe Deinen Nächsten wie Dich selbst!« angesagt wäre?
Sich nicht schämen und Courage zeigen, dort, wo andere schweigen, sich nicht schämen und seinem Gewissen folgen, aus Glauben in Glauben, ist wirklich nicht leicht. Doch es ist die Voraussetzung dafür, die Zielvereinbarung für praktizierten Glauben zu erfüllen.
Das schafft man nicht immer. Nicht immer ist es möglich, 100% Zielerreichung zu erbringen. Was auch nicht schlimm ist, man sollte sich nur klar darüber werden, woran es liegt, und wie man es ändern kann, wenn man seine Ziele nicht geschafft hat. Diese Reflexion hilft dabei, sich zu rüsten für das, was vor einem liegt.
Paulus liefert uns als Empfänger dieser Zeilen in diesem Text im wesentlichen gleich drei Botschaften:
1. Die Gerechtigkeit, die vor Gott gilt – und damit vor den Menschen! –, kommt im Glauben an das Evangelium aus dem Glauben heraus.
2. Der vor Gott und vor seinen Mitmenschen »Gerechte« wird diesen Glauben leben und danach handeln. Reden ist eins, Handeln etwas anderes.
3. Wer entsprechend handelt, braucht sich seines Glaubens und des Evangeliums nicht zu schämen. Vielmehr ist er er aufgefordert, seinen Glauben frei und unbekümmert zu leben, wobei ihm die »Kraft Gottes« behilflich ist, die im Evangelium steckt.
Der Text liefert die Handlungsempfehlung für jeden, der in irgendeinem Sinne gerecht leben möchte: Probiere es einmal mit dem christlichen Glauben!
Denn egal, was man glaubt, es drückt sich immer in der Einstellung zum Leben und zu den Mitmenschen, im Denken, im Reden und im Handeln aus.
Dies gilt für Christen genau so. Ihre wirkliche Einstellung und das, was sie tatsächlich glauben unabhängig von einer Taufurkunde, lässt sich nicht verbergen! Ihr Reden und ihre Taten sind Ausdruck ihrer Gesinnung. Es sind die Zeugnisse, die sie sich selbst ausstellen. Es sind die Spiegelbilder, die alle anderen um sie herum wahrnehmen und die sich nicht beschönigen lassen. Immer und Überall.
Auch und oftmals gerade im Alltag wird es sichtbar: Im Umgang mit unseren Kindern und mit unseren Eltern, mit Verwandten und Bekannten, mit Nachbarn, Arbeitskollegen, Mitarbeitern und Vorgesetzten. Im Auto, im Supermarkt und im Restaurant. Kurz: Überall dort, wo wir sind, wo wir Handeln und wo wir Spuren unseres Seins hinterlassen.
Das christliche Bekenntnis und die Erwartung, selig werden zu wollen, geht einher mit der Aufforderung, gerecht zu leben. Immer und überall. Daran wird es sich erweisen, ob man Gerecht ist vor Gott und den Menschen:
Insofern bietet der Text die Motivation für jedes Handeln eines Christen. Er beschreibt praktiziertes Christentum.
Gleichzeitig ist er die Einladung an alle, die gerecht leben wollen, ob getauft oder ungetauft, es doch einmal mit dem christlichen Glauben zu probieren. Es kostet ja nichts.
Wir haben den TextRömer 1,16A.17als Leittext für unsere Beiträge zu den Sonntagen nach Trinitatis gewählt. In dieser Zeit stehen die Themen »Glaube« und »Gemeinde« im Vordergrund. Es geht um die Fragestellungen, was Glauben ist, wie sich Glauben zeigt und auswirkt, wie die Gemeinde Glauben umsetzen und leben kann und wie Glauben die Gemeinde formt.
Wir meinen: Neben dem Vaterunser und dem Glaubensbekenntnis bieten die Ausführungen von Paulus wunderbare Anleitungen für praktiziertes Christentum. Sie erklären in äußert knapper Form die Beziehung Gottes zu den Menschen.
Sie finden daher unter den Leseempfehlungen auf dieser Seite weitere Artikel und Materialien, die sich mit diesem Thema, mit der Beziehung Gottes zu den Menschen, auseinandersetzen.
Der Gerechte wird ſeines Glaubens leben.
Der Sonntag thematisiert die Trinität, die Dreifaltigkeit Gottes, und das Glaubensbekenntnis. Wir beleuchten Hintergründe und betrachten kritisch die gebotenen Themen.
Beten! – Was riskieren wir schon dabei? Eigentlich doch nichts. Was kostet es uns, außer einigen wenigen Minuten Zeit, die wir vermutlich anderweitig kaum besser genutzt hätten?
Die beweglichen Fest- und Feiertage im Jahreslauf hängen ab vom Osterdatum. Wir erläutern, wie sich das Osterdatum berechnet und nennen die aktuellen Daten der Feiertage.
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SK Version 09.12.2019 ●
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Die Datums- und Zeitangaben gelten nach Mitteleuropäischer Zeit (MEZ/MESZ | CET/CEST).
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