Vom Bel zu Babel

2. Stück zum Buch Daniel

Symbol Biblia 1545

Die Lutherbibel von 1545

 

Die Texte der Lutherbibel von 1545 in Frakturschrift

Das Alte Testament

Die Apokryphen

 

Biblia
 

Die gantze Heilige Schrifft Deudsch
D. Martin Luther, Wittenberg 1545

2. Stück zu Daniel

Vom Bel zu Babel

[Zusatz zum Buch des Propheten Daniel, Kapitel 14]

 

2StDan
Stücke zu Daniel 2,1-22

Alte Zählung: 2,1-21

 

Der Text in einem Kapitel

 
Auswahl: Stücke zu Esther und Daniel

 

 

Gliederung

 

Nr.

Textstelle

alte Zählung

Textstelle

neue Zählung

Abschnitt | Link zum Text

1

2,1

2,1-2

→Einleitung: Daniel und der König Kyrus

2

2,2-6

2,3-7

→Daniel weigert sich, dem Bel zu dienen

3

2,7-8

2,8-9

→Der König verlangt von den Priestern des Bel einen Beweis dafür, dass Bel ein lebendiger Gott ist

4

2,9-12

2,10-13

→Die Priester des Bel planen, den König und Daniel zu täuschen

5

2,13-19

2,14-20

→Daniel überführt die Priester des Betrugs

6

2,20-21

2,21-22

→Das Ende des Bel-Kultes in Babel

 

Anmerkung:
Text­fol­ge nach der Aus­ga­be von 1545, An­ga­be der Text­stel­len nach den Zähl­wei­sen bis 2016 und ab 2017. Sie­he dazu auch →An­mer­kung 1 unten.

 

 

 

 

 

 

 

[241a]

 

Von dem Bel zu Babel.

CCXLI.

 

 

Dieſes Stück iſt genommen aus der griechiſchen Überſetzung des Buches Daniel.

 

 

 

Zur Vers­zäh­lung sie­he An­mer­kung →*1)

 

 

2

 

 

 

Beginn des Ka­pi­tels 2 in Stü­cke zu Da­niel nach heu­ti­ger Zähl­wei­se!

 

 

Einleitung: Daniel und der König Kyrus

 

NAch dem tod Aſtya-

gis / kam das Königreich an Cyrum aus Perſia / 2Vnd Daniel war ſtets vmb den König / vnd ehrlicher gehalten / denn alle Freunde des Königes.

 

 

Lyrus.

 

 

Daniel weigert sich, dem Bel zu dienen

3[2]

 

NV hatten die zu Babylon einen Abgott / der hies Bel / Dem muſte man teg­lich opffern zwelff malter Weitzen / vnd vierzig Schafe / vnd drey eimer Weins. 4[3]Vnd der König dienet dem Abgott ſelbs / vnd gieng teg­lich hin ab den ſelben anzubeten / Aber Daniel be­tet ſei­nen Gott an.

 

Bel.

 

5[4]VND der König ſprach zu jm / Warumb beteſtu nicht auch den Bel an? Er aber ſprach / Ich diene nicht den Götzen / die mit henden gemacht ſind / Son­dern dem lebendigen Gott / der Hi­mel vnd Erden gemacht hat / vnd ein HERR iſt vber alles was da lebet. 6[5]Da ſprach der König zu jm / Helteſtu denn den Bel nicht fur einen lebendigen Gott? Siheſtu nicht wie viel er teg­lich iſſet vnd trin­cket? 7[6]Aber Daniel lachet vnd ſprach / Herr König / las dich nicht verfüren / Denn die­ſer Bel iſt in­wen­dig nichts denn leimen / vnd aus­wen­dig eherne / vnd hat noch nie nichts geſſen.

 

 

Der König verlangt von den Priestern des Bel einen Beweis dafür, dass Bel ein lebendiger Gott ist

8[7]

 

DA ward der König zornig / vnd lies allen ſei­nen Prieſtern ruffen / vnd ſprach zu jnen / 9Werdet jr mir nicht ſa­gen / wer dis Op­ffer verzeret / ſo müſſet jr ſterben. [8]Könnet jr aber beweiſen / das der Bel ſolchs verzere / So mus Daniel ſterben / Denn er hat den Bel geleſtert. Vnd Daniel ſprach / Ja Herr könig / es geſchehe al­ſo / wie du ge­redt haſt.

 

 

Die Priester des Bel planen, den König und Daniel zu täuschen

 

10[9]ES waren aber jr ſiebenzig Prieſter des Bel / on jre Wei­ber vnd Kinder / Vnd der König gieng mit Daniel in den Tempel des Bel. 11[10]Da ſpra­chen die Prieſter deſſelben / Sihe / wir wöl­len hinaus gehen / vnd du Herr könig ſolt die Speiſe vnd den Tranck ſelbs dar ſetzen / vnd die Thür nach dir zuſchlieſſen vnd mit deinem eigen Ringe verſiegeln. 12[11]Vnd wenn du mor­gens früe wi­der komeſt / vnd findeſt / das der Bel nicht alles verzeret habe / So wöl­len wir ger­ne ſterben / Oder Daniel mus ge­töd­tet wer­den / der ſolchs auff vns gelogen hat. 13[12]Sie verlieſſen ſich aber darauff / das ſie hatten einen heimlichen Gang vn­ter dem Tiſch gemacht / durch den ſelben gien­gen ſie alle zeit hinein / vnd verzereten was da war.

 

 

Daniel überführt die Priester des Betrugs

14[13]

 

DA nu die Prie­ſter hinaus waren / lies der König dem Bel die Speiſe fürſetzen / Aber Daniel befalh ſei­nen knechten / das ſie Aſſchen holeten / vnd lies die ſelbige ſtrewen durch den gan­tzen Tempel / fur dem Könige. Darnach gien­gen ſie hinaus / vnd ſchloſſen die Thür zu / vnd verſiegelten ſie mit des Königes ringe / vnd gien­gen dauon.

 

15[14]DIe Prieſter aber gien­gen des nachts hinein / nach jrer ge­won­heit / mit jren Wei­bern vnd Kindern / fraſſen vnd ſoffen alles was da war. 16[15]Vnd des mor­gens ſeer früe / war der König auff vnd Daniel mit jm. 17[16]Vnd der König ſprach / Iſt das Siegel vnuerſeert? [17]Er aber ant­wor­tet / Ja Herr könig. 18Vnd ſo bald die thür auff­ge­than war / ſa­he der König auff den Tiſſch / vnd rieff mit lauter ſtim / Bel / Du biſt ein gro­ſſer Gott / vnd iſt nicht betrug mit dir. 19[18]Aber Daniel lachet / vnd hielt den König / das er nicht hinein gieng / vnd ſprach / Sihe / auff den boden / vnd merck / wes ſind die­ſe fuſtapffen. 20[19]Der König ſprach / Ich ſe­he wol fuſtapffen Men­ner vnd Wei­ber vnd Kinder.

 

 

Das Ende des Bel-Kultes in Babel

 

21[20]Da ward der König zornig / vnd lies die Prie­ſter fahen mit jren Wei­bern vnd Kindern / Vnd ſie muſten jm zeigendie heimlichen Genge / dadurch ſie waren aus vnd eingegangen / vnd verzeret
hatten was auff dem Tiſch war.
22[21]Vnd
der König lies ſie töd­ten / Vnd gab
Daniel den Bel in ſei­ne gewalt /
Derſelb zuſtöret jn vnd
ſei­nen Tempel.

 

 

❦❧

 

*1)

Kapitelzählung

Die Kapitelzählung folgt der Lutherbibel 2017. Dort ist die Geschichte unter Stücke zu Daniel Kapitel 2 eingeordnet.

 

Verszählung

Es liegen zwei verschiedene Verszählungen vor:

Die Zählung, in grüner Schrift und (wie in der Lutherbibel von 2017) in eckigen Klammern gesetzt, bezieht sich auf die Ausgaben der Lutherbibel bis 2017. Die Übersetzung der älteren Lutherbibeln seit 1534 stützt sich überwiegend auf die lateinische Übersetzung, die der Kirchenvater Hieronymus vorgenommen hatte, und die in der katholischen Kirche im 16. Jahrhundert weit verbreitet war.

Die Zählung (wie bei uns üblich) in roter Schrift gesetzt, folgt nun der Lutherbibel von 2017, die sich mit ihrer völlig neu besorgten Übersetzung nun auf den griechischen Quelltext der Septuaginta stützt und deren Zählung zugrunde legt.

Diese Zählung wird in allen künftigen Publikationen der evangelischen Kirchen maßgeblich sein.

 

Hinweis zum Gebrauch

Die Versangaben in allen älteren Ausgaben sowie in Dritttexten beziehen sich derzeit noch durchweg auf die ältere Notation, wie wir sie in Klammern wiedergegeben haben.

 

 

 

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Hintergründig

Wissenswertes

Der Text in verschiedenen Bibelausgaben

Eine apokryphe Schrift

Die Geschichte vom Bel zu Babel ist nicht in der hebräisch-aramäischen Bibel ent­hal­ten, allerdings in der griechischen Septuaginta und in der lateinischen Vulgata.

Martin Luther, der sich am hebräischen Text orientierte, sah sie als Ergänzung der grie­chi­schen und lateinischen Quellen, und wollte deshalb nicht völlig auf sie verzichten. Er hat diesen Text (wie auch weitere Texte, die nur in den griechischen und lateinischen Quellen vorliegen) daher in einem Abschnitt zusammengefasst, den er »Apokryphen« nannte.

Das lateinische Wort »Apocrypha« (Plural) bezeichnet Schriften, die nicht in den Kanon (in die Sammlung) der biblischen Bücher aufgenommen, aber ihnen aus unterschiedlichen Gründen sehr ähnlich sind. Der Grund hier ist schlicht das Vorhandensein in den alten griechischen und lateinischen Quellen.

 

Die Einordnung des Textes innerhalb der Bibel

Die griechische Septuaginta stellt die Geschichte vom Bel zu Babel gemeinsam mit dem folgenden Teil »Vom Drachen zu Babel« in den Anhang zum Buch des Pro­phe­ten Daniel als »Bel und Drache«.

Die lateinische Vulgata fügt die Geschichte im Buch Daniel hinter Kapitel 12 (Ende des Buchs Daniel) und 13 (Die Geschichte von Susanna und Daniel) als ersten Teil des Kapitels 14 ein. Die Geschichte ist daher in deutschsprachigen Bibelausgaben, die der Tradition der Vulgata folgen, als Kapitel 14,1-22 zu finden, so auch in der Einheitsübersetzung.

Die Lutherbibeln besitzen bis heute den Abschnitt »Apokryphen«, in dem die Geschichte vom Bel zu Babel den Stücken zum Buch Daniel als Kapitel 2,1-22 eingeordnet ist.

Allerdings gibt es (leider!) bis heute Ausgaben der Lutherbibeln, in denen die Apokryphen gar nicht abgedruckt sind!

1) Wenn Sie eine Lutherbibel kaufen möchten, sollten Sie daher darauf achten, dass die Apokryphen enthalten sind. Üblicherweise wer­den die Ausgaben mit Apokryphen ausdrücklich damit beworben. Bei Ausgaben ohne Apokryphen fehlt dazu meist jeder Hinweis. Augen auf beim Bibelkauf!

2) Die Kirchenordnung der evangelischen Kirchen sieht einige Texte aus den Apokryphen als Texte für die Predigt im Gottesdienst vor, wenn auch nur als Marginaltexte, also als Optionen und Angebote, auf die der Prediger bzw. die Gemeinde zurückgreifen kann. Sie können die Predigten, die darauf gründen, selbstverständlich nur dann nachvollziehen, wenn Sie die Texte ken­nen oder zuhause nachlesen können. Warum es überhaupt Ausgaben gibt, in denen die Apokryphen nicht abgedruckt sind, erscheint nicht zuletzt vor diesem Hintergrund unverständlich.

Im →Inhaltsverzeichnis der Lutherbibel von 1545 nummerierte Luther die apokryphen Schriften und gab den Stücken zu Daniel die laufende Nummer VIII. (8). Darin wiederum ist die Geschichte vom Bel zu Babel das zweite Stück. Die korrekte Nummerierung wäre demnach VIII.2, allerdings verwendete sie Luther nicht.

Für Stilkunst.de haben wir daher die Geschichte einfach »Das zweite Stück zu Daniel« genannt und die →Abkürzung 2StDan vergeben.

 

 

Biblia 1545

Hinweise zur Stilkunst.de-Ausgabe

Erläuterungen zum Satz und zur Typografie des Bibeltextes

Der Text aus der Luther­bi­bel ist auf un­se­ren Sei­ten in An­leh­nung an das Druck­bild des Ori­gi­nals von 1545 wie­der­ge­ge­ben.

Den Sei­ten­auf­bau, die ver­wen­de­ten Schrif­ten, die Schreib­re­geln der Frak­tur­schrift und Luthers In­ten­tio­nen, mit der Ty­po­gra­fie Le­se­hil­fen be­reit­zu­stel­len, er­läu­tert dem in­ter­es­sier­ten Le­ser un­ser Ar­ti­kel »Satz und Ty­po­gra­fie der Luther­bi­bel von 1545«.

 
 
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