Sankt Martin
Martin von Tours
(† 8. November 397 in Candes bei Tours in Frankreich, beigesetzt am 11. November 397 in Tours)
Tag des hl. Martin
Ökumenischer Aktionstag
Überliefertes Brauchtum speziell für Kinder
Der Martinstag in den Jahren 2025 bis 2032
Verweise führen zu den Kalenderblättern des jeweiligen Datums:
Seit dem Kirchenjahr 2018/2019 ist der Martinstag auch evangelischer Gedenktag und mit einem eigenem Proprium im Kirchenkalender enthalten.
In unserem Kalender zum evangelischen Kirchenjahr finden Sie den passenden Artikel zu diesem Tag:
Gedenktag am 11. November 2025
Der Artikel zeigt Spruch, Lieder und Texte der Bibel zu diesem Tag. Sie geben ihm einen evangelischen Sinn im Kirchenjahr.
Um 316/317 wurde Martin im heutigen Ungarn als Sohn eines römischen Offiziers geboren und mit 15 Jahren eingezogen. Er diente in einer Eliteeinheit, der berittenen kaiserlichen Leibgarde.
Nach seiner Bekehrung zum Christentum ließ Martin sich taufen. Er wurde Priester und lebte als Einsiedler. Es zog ihn nach Frankreich. Um 360 gründete er in der Nähe von Poitiers ein Kloster. Nach etwa zehn Jahren, als ein neuer Bischof für Tours gesucht wurde, erkoren ihn die Menschen zu ihrem Favoriten. Am 4. Juli 372 wurde Martin zum Bischof von Tours geweiht.
Am 8. November 397, im Alter von etwa 81 Jahren, starb Martin auf einer seiner Reisen in Candes. Er wurde am 11. November 397 in Tours unter großer Anteilnahme der Bevölkerung beigesetzt.
Der Frankenkönig Chlodwig (481 - 511) erhob Martin zum Nationalheiligen und Schutzherrn der fränkischen Könige.
Martin ist Schutzpatron Frankreichs und der Slowakei. Er ist Landespatron des Burgenlandes und Patron der Stadt Mainz, des Eichsfelds und des Mainzer Doms.
Der heilige Martin ist Schutzheiliger der Reiter und der Reisenden, sowie der Armen und der Bettler.
Der heilige Martin von Tours wurde Namenspatron vieler Kinder, auch vom kleinen Martin Luther, der, geboren am 10.11.1483, am 11. November getauft wurde.
Martin Luther lehnte wie alle übrigen Reformatoren die Verehrung der Heiligen, wie sie die römisch-katholische Kirche kannte und noch heute kennt, ab. Die evangelischen Kirchen kannten in ihrer Kirchenordnung bis ins Kirchenjahr 2017/2018 daher den Martinstag im liturgischen Kirchenkalender nicht.
Allerdings war und ist Bischof Martin von Tours unter dem 11. November im evangelischen Namenkalender aufgeführt. Der Namenkalender weist Personen aus, die durch eine standhafte christliche Haltung, durch herausragende Taten oder durch ihr Lebenswerk als Vorbilder im Glauben gelten sollen. Die Erinnerung an sie und die mit ihnen verbundenen Geschichten soll nicht in Vergessenheit geraten.
Zu diesem Kreis gehören Personen, die nach einer bemerkenswerten Bekehrungsgeschichte ihr Leben vollständig nach christlichen Lehren neu ausrichteten, wie der einstige Militärangehörige Martin.
Der Martinstag wurde in der gemeindlichen Praxis vielerorts schon lange in gemeinsamen ökumenischen Veranstaltungen katholischer und evangelischer Christen begangen.
Für Hilfsorganisationen wie »Brot für die Welt« und »Misereor« ist der 11. November der Höhepunkt ihrer jährlichen Kampagnen.
Der Martinstag hat sich längst im bürgerlichen Kalender etabliert, wo ihm nur noch wenig kirchliches Gepränge anhaftet. So begehen wohl auch die meisten evangelischen Familien den Martinstag beispielsweise mit Laternenumzügen als einen Tag speziell für Kinder, jedoch ganz ohne Heiligenverehrung.
Mit der »Neuordnung gottesdienstlicher Texte und Lieder« von 2017 fand der Martinstag im Sinne einer ökumenischen Angleichung Einzug in den evangelischen Kirchenkalender ab dem Kirchenjahr 2018/2019. Die Gemeinden sind angehalten, den Martinstag gottesdienstlich zu würdigen.
Nach wie vor geht es an diesem Tag den evangelischen Christen nicht um Heiligenverehrung. Vielmehr dient die Geschichte des jungen Soldaten Martin als Beispiel für Taten aus Barmherzigkeit und Fürsorge, und als Beispiel für die Bekehrung zu christlichem Leben. Es geht darum, dem Tag auch für evangelische Christen einen Sinn zu geben, der weit über Laternen- und Lichterfeste hinausgeht.
Für den evangelischen Martinstag wurde als Evangeliumstext ein Abschnitt aus dem Matthäusevangelium gewählt, ( Mt 25,31-40) die »Endzeitrede Jesu über das Weltgericht«. So steht der Tag praktisch unter dem Motto nach dem Ausspruch Jesu in Mt 25,40:
Was ihr getan habt einem von diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan.
Der Martinstag ruft evangelische Christen einmal mehr dazu auf, die Gnade, die ihnen selbst zuteil wird, münden zu lassen in Barmherzigkeit allen Menschen gegenüber – völlig unabhängig von Herkunft, Gesinnung und Glauben.
Denn maßgeblich für unser Handeln ist nicht unser Gegenüber, dessen Glauben, dessen Herkunft, dessen Geschlecht, dessen Alter, dessen sozialer Stand, dessen Bildung oder dessen Gesinnung.
Maßgeblich für unser Tun ist allein unser Glauben. Und darin – in unseren Taten! –, offenbart sich die Wahrheit über diesen Glauben.
Der Sankt-Martinstag ist ein Gedächtnistag der Liebestat eines jungen, ungetauften Mannes namens Martin, der später Bischof von Tours wurde.
Die Überlieferung thematisiert einerseits das Geben aus Liebe oder Barmherzigkeit, und andererseits die Bekehrung zu Gott.
Abbildung: Sankt Martin teilt seinen Mantel
Metallskulptur Sankt Martin, Fürstenbergerhofschule, Martinusschule, Weißliliengasse, Mainz
Foto: © Foto: Gruenschuh | Wikimedia Commons | Lizenz CC BY-SA
Fotoausschnitt | Adaptiert by Sabrina für www.stilkunst.de
Um die christlichen Traditionen reihen sich eine Vielzahl volkstümlicher Überlieferungen, wie Laternenumzüge, der Beginn der Karnevalssaison, der Beginn einer vierzigtägigen Fastenzeit vor Weihnachten, das Verkosten des ersten jungen Weins und das Festmahl mit Martinsgans.
Der 11. November gewann dadurch sicher an Charme und hat sich zu einem christlich-volkstümlichen Aktionstag entwickelt.
Der Martinstag hat sich längst im bürgerlichen Kalender etabliert, wo ihm nur noch wenig kirchliches Gepränge anhaftet. So begehen wohl auch die meisten evangelischen Familien den Martinstag mit Bräuchen, beispielsweise mit Laternenumzügen, als einen Tag speziell für Kinder, jedoch ganz ohne Heiligenverehrung.
In einem strengen Winter, wohl im Jahr 334 n. Chr., traf Martin als junger Gardeoffizier am Stadttor von Amiens einem armen, unbekleideten Mann. Martin sah, wie der elendig frierende und bedauernswerte Mann viele Vorübergehende vergeblich um Hilfe bat. Martin führte selbst nichts bei sich.
Um dem Bettler die große Kälte etwas zu lindern, fasste er sein Schwert und teilte seinen Offiziersmantel in der Mitte entzwei.
Es wird berichtet, dass Martin dafür nicht nur den Spott seiner Kameraden erntete, sondern zudem eine Arreststrafe für die Beschädigung militärischen Eigentums erhielt.
Soviel zur Liebestat.
In der nächstfolgenden Nacht erschien Martin im Traum Jesus Christus, bekleidet mit Martins halbem Militärmantel. Zu den ihn umgebenden Engeln sprach Christus: »Martinus, der noch nicht getauft ist, hat mich mit diesem Mantel bekleidet!«
In diesem Traum sah der junge Offizier die Aufforderung, den Militärdienst aufzugeben, um in den Dienst Gottes zu treten.
Soviel zur Bekehrung zu Gott.
Abbildung: Sankt Martin teilt seinen Mantel | Höchster Schloss
Foto: Eva K. | Wikimedia Commons | Lizenz CC BY-SA
Fotoausschnitt | Adaptiert by Sabrina für www.stilkunst.de
Es ist in zahlreichen Abbildungen zu sehen: Martin reitet auf einem Pferd. Auch bei vielen Laternenumzügen wird die Prozession angeführt von einem Soldaten in römischer Uniform mit Helm, Mantel und Schwert hoch zu Pferde. Singend nähert sich der Zug dem Platz, auf dem ein Bettler frierend kauert.
Zwar diente Martin in der berittenen kaiserlichen Leibgarde, dennoch kommt in der Überlieferung der Liebestat und der Bekehrung des Soldaten Martin an keiner Stelle ein Pferd vor. Martin war wohl zu Fuß unterwegs, als er auf den frierenden Bettler traf.
Das Pferd ist vielmehr den späteren künstlerischen Ausgestaltungen der Geschichte zu verdanken, die Helden gern in Reiterposen und mit Schwert darstellten.
Entstanden aus künstlerischer Freiheit, kommt dem Pferd nun eine ganz besondere symbolische Rolle zu. Es demonstriert im wahrsten Sinne des Wortes die Erhabenheit der (römischen) Ordnungmacht, die Martin verköpert, und es weitet die Kluft zwischen dem stolzen Reiter hoch zu Pferde und dem armen, frierenden Bettler, der tief unten am Boden kauert. Es ist zum Symbol gesellschaftlicher Stände, der Besitzverhältnisse und der Machtverhältnisse geworden.
Das Pferd mit dem stolzen Reiter Martin verstärkt die Gegensätze, die diese Geschichte aufzeigt: oben und unten, reich und arm, Macht und Ohnmacht. Es verstärkt dadurch die Bedeutung und den Wert der uneigennützigen Liebestat aus Barmherzigkeit heraus. Es zeigt die Bedeutung der besonderen Verantwortung in der christlichen Ethik auf, für all jene, die oben, reich oder mächtig sind.
Doch zu bedenken ist:
Es braucht kein Pferd, um barmherzig zu handeln!
Im Gegenteil: Man muss wohl von seinem »Pferd« springen – und sei es nur für einen kurzen Moment! –, um einen Mantel teilen und einen Bettler damit umhüllen zu können.
Martin sprang vom Pferd. Dauerhaft. Er verließ die berittene Eliteeinheit, er verließ das Militär und stellte sich voll und ganz seiner christlichen Verantwortung.
Dr. Martin Luther hatte bereits früh die Heiligenverehrung abgelehnt. In seiner Gottesdienstordnung für die Gemeinden aus dem Jahr 1523 erklärte er, warum die Heiligenfeste im Kirchenjahr nicht begangen werden sollen.
Die evangelischen Kirchen kennen daher keine Heiligen im Sinne der römisch-katholischen Kirche. Für sie sind Heiligsprechungen (Kanonisationen), die vom Papst vorgenommen wurden oder werden, nicht bindend. Sie nehmen selbst keine Heiligsprechungen vor. Sie kennen weder Schutzheilige (Patrone) noch die Anrufung oder gar die Anbetung von Heiligen.
Zwar kennen die evangelischen Kirchen einen »Gedenktag der Heiligen« (1. November), doch meinen sie damit nicht eine herausragende Stellung von Personen in der Gemeinschaft der Christen, sondern das Beispiel ihres außergewöhnlichen Handelns aus der Kraft des Glaubens heraus. So finden sich im evangelischen Kirchenkalender die Namen der Evangelisten, der Apostel und einiger weniger Märtyrer der frühen Zeit stellvertretend für Taten und Leben von Christen. Sie dienen als Vorbild und Beispiel für heutige Christen, wie es in der »Confessio Augustana«, dem Augsburgischen Bekenntnis der Reformatoren, 1530 formuliert worden ist:
Über die Verehrung von Heiligen lehren wir Folgendes: Man kann sich an Heilige erinnern, um ihrem Glauben nachzueifern. Man kann sich auch die guten Werke der Heiligen zum Vorbild nehmen; das soll entsprechend der jeweiligen gesellschaftlichen Stellung geschehen. [...] Aber die Heilige Schrift lehrt nicht, dass wir Heilige anrufen oder von ihnen Hilfe erbitten sollen, sondern sie stellt uns allein Christus hin als Mittler, Sühneopfer, Priester und Fürsprecher. Der soll angerufen werden, und er hat versprochen, dass er unsere Bitten erhören wird. Wenn wir ihn in allen Nöten anrufen, dann gefällt ihm das sehr. Im 1. Johannesbrief steht: »Wenn jemand sündigt, so haben wir einen Fürsprecher bei dem Vater, Jesus Christus, der gerecht ist.« (1. Joh. 2,1).
Text der Confessio Augustana nach der lateinischen Fassung. Ausgelassen ([...]) ist ein an Kaiser Karl V. gerichtetes Handlungsbeispiel aus jener Zeit, womit ihn die Protestanten auf dem Augsburger Reichstag am 25. Juni 1530 beim Verlesen des Bekenntnisses direkt adressierten, das aber inhaltlich zum Bekenntnis nichts beiträgt.