Das Buch der Psalmen

Psalm XCI.

Symbol Biblia 1545

Die Lutherbibel von 1545

 

Die Texte der Lutherbibel von 1545 in Frakturschrift

Das Alte Testament

Die Bücher der Dichtung

 

Biblia
 

Die gantze Heilige Schrifft Deudsch
D. Martin Luther, Wittenberg 1545

Der Psalter

Die Bücher der Psalmen

 

XCI.

 

Ps 91,1-16

 

150 Psalmen, aufgeteilt in fünf Büchern

 

Unter Got­tes Schutz

 

 

Der Psalm 91 aus Luthers Biblia 1545

Der Pſalter.

 

 

XCI.

 

WER vn­ter den Schirm des Höheſten ſitzt / Vnd vn­ter dem ſchat­ten des All­mech­ti­gen bleibt.

2Der ſpricht zu dem HER­RN / meine Zuuerſicht / vnd meine Burg / Mein Gott / auff den ich hoffe.

3DEnn er errettet mich vom ſtrick des Jegers / Vnd von der ſchedlichen Pe­ſ­ti­lentz.

 
 
 
(War­heit)

Wort vnd ver­heiffung der Gnaden.

4ER wird dich mit ſei­nen Fittichen decken / vnd deine Zuuerſicht wird ſein vn­ter ſei­nen Flügeln / Seine War­heit iſt Schirm vnd Schild.

5DAS du nicht erſchrecken müſſeſt fur dem grawen des Nachts / Fur den Pfei­len die des ta­ges fliegen.

Allerley vn­glück zeige er mit an / Es ſey gewalt / vn­recht / lift / tü­cke/ frevel etc.

6Fur der Pe­ſ­ti­lentz die im fin­ſtern ſchleicht / Fur der Seuche die im mittage verderbet.

7OB tau­ſent fallen zu deiner Seiten / Vnd zehen tau­ſent zu deiner Rechten / So wird es doch dich nicht treffen.

8Ja du wirſt mit deinen augen deine luſt ſe­hen / Vnd ſchaw­en / wie es den Gott­lo­ſen vergolten wird.

9DEnn der HERR iſt deine Zuuerſicht / Der Höheſt iſt deine Zuflucht.

10Es wird dir kein Vbels begegen / Vnd keine Plage wird zu deiner Hütten ſich nahen.

→Matt. 4.

11DEnn er hat ſei­nen Engeln be­fol­hen vber dir / Das ſie dich behüten auff alle deinen wegen.

12Das ſie dich auff den henden tragen / Vnd du deinen fus nicht an einen ſtein ſtöſſeſt.

13AUff dem Lewen vnd Ottern wir­ſtu gehen / Vnd tretten auff den Jungenlewen vnd Drachen.

14ER begert mein / ſo wil ich jm aushelf­fen / Er kennet mei­nen Namen / da­r­umb wil ich jn ſchützen.

15Er rüffet mich an / ſo wil ich jn erhören / Ich bin bey jm in der Not / Ich wil jn er aus reiſſen / vnd zu Ehren machen.

16Ich wil jn ſet­ti­gen mit langem Leben / Vnd wil jm zeigen mein Heil.

 

 
 

 

Biblia 1545

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Biblia 1545

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Worterklärungen: Übersicht

Die folgenden Begriffe aus dem Text Ps 91 wer­den hier erläutert.

Versnummer: Luthers Wort

1: HERR

1: Höheſten

1: Allmechtigen

2: Zuuerſicht

3: Peſtilentz

4: Fittichen

5: Grawen

8: Gottloſen

11: Engeln

12: henden

13: Lewen

13: wirſtu

13: Jungenlewen

13: Drachen

16: Heil

Klick auf ein Wort führt zum Eintrag mit den Erklärungen.

Das vollständige Verzeichnis findet sich hier: →Das große Stilkunst.de–Wörterbuch zur Lutherbibel von 1545

 
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Aus dem Wörterbuch

Worterklärungen:
Seltene Namen, Wörter und Begriffe im Text Ps 91

Luther-Deutsch

Deutsch   |   Erläuterungen

HERR

HERR, JHWH, Jahwe

Aussehen in unseren Frakturschriften:

HERR oder HERR

 

 

HERR im Alten Testament

 

hebräisch: יהוה (jhwh, das Tetragrammaton JHWH)

lateinisch (Biblia Sacra Vulgata): Dominus, Herr

 

Luthers Schreibweise HERR in Ver­sa­li­en (Groß­buch­sta­ben) folgt einer fes­ten Re­gel. Sie weist da­rauf hin, dass im he­brä­i­schen Text an die­ser Stel­le das Te­tra­gram­ma­ton (das Vier­fach­zei­chen) »JHWH« (hebr.: יהוה) steht. Es ist der un­aus­sprech­li­che Na­me Got­tes.

 

 

Satztechnisch bedingte Varianten

 

Um beim Satz der Let­tern Platz in ei­ner Zei­le zu spa­ren, wo­durch über­mä­ßi­ger Sperr­druck oder un­güns­ti­ge Wort­um­brü­che ver­mie­den wer­den, sind in der Lu­ther­bi­bel von 1545 häu­fig auch die Va­ri­an­ten HERr oder HERRn oder HERrn zu fin­den. Da­bei sind min­des­tens die ers­ten drei Zei­chen in Ver­sa­li­en ge­setzt, wo­mit sie hin­rei­chend von HErr un­ter­scheid­bar sind.

 

An we­ni­gen Stel­len im Text wur­de ei­ne für uns un­üb­li­che Tren­nung im Wort vor­ge­nom­men, um einen Zei­len­um­bruch zu re­a­li­sie­ren, hier bei­spiel­haft ge­zeigt:

 

[ ...] fur den HER-

RN bringen [...]

 

 

HERR HErr

 

Der Ausdruck HERR HErr steht dann, wenn im he­brä­i­schen Text »JHWH A­do­na­j« zu le­sen ist. (Siehe da­zu auch den Ar­ti­kel →HErr.)

 

Auch die um­ge­kehr­te Rei­hen­fol­ge HErr HERR ist mög­lich (»Adonaj JHWH«).

 

→Hes 2,4b-5a

 

4bSo ſpricht der HErr HERR / 5aſie gehorchen oder la­ſſens /

 

Die neu­en Lu­ther­bi­beln über­set­zen die­sen Aus­druck stets mit »Gott der HERR«.

 

 

Die Aus­spra­che des Na­mens Got­tes

 

Das Wis­sen um die Aus­spra­che der vier Zei­chen, die den Got­tes­na­men aus­ma­chen, ist schon früh in der Ge­schich­te ver­lo­ren ge­gan­gen. Sie wer­den heu­te oft mit »Jah­we« (vo­ka­li­siert ge­schrie­ben יְהוָה nach der Aus­spra­che des he­brä­i­schen A­do­na­j, Herr) oder »Je­ho­va« (יְהוָֹה eben­falls nach dem he­brä­i­schen A­do­na­j, Herr, je­doch un­ter Be­rück­sich­ti­gung al­ler Vo­ka­le) tran­s­k­ri­biert, aber auch mit »Je­wah« (eben­falls יְהוָה aber nach dem he­brä­i­schen Sche­ma, der Na­me, zu le­sen) oder »Je­ho­wih« (יְהוִה nach dem he­brä­i­schen Elo­him, Gott / Göt­ter).

 

 

Luthers Namensersatz

 

Luther kann­te die vo­ka­li­sier­ten Va­ri­an­ten und die tran­s­k­ri­bier­ten For­men und war wohl be­son­ders dem Wort »Je­ho­va« zu­ge­neigt. Es be­zieht alle drei Vo­ka­le aus dem Wort Adonaj, das »Herr« be­deu­tet. Den­noch hat­te er es ver­mie­den, in sei­ner Über­setzung »Je­ho­va« zu ver­wen­den. Statt­des­sen nutz­te er wie die la­tei­ni­schen Bi­beln ei­nen Wort­er­satz. Er setz­te das deut­sche Wort ein, das ge­mäß der jü­di­schen Tra­di­ti­on zu le­sen sei, wenn im Text das Vier­fach­zei­chen er­scheint, mach­te es aber durch die be­son­de­re Satz­wei­se in Groß­buch­sta­ben kennt­lich: HERR.

 

Luthers Schreib­wei­se hat sich bis heu­te in et­li­chen Bi­bel­aus­ga­ben ge­hal­ten.

 

 

HERR im Neuen Testament

 

Im neu­en Tes­ta­ment ver­wen­det Lu­ther die Schreib­wei­se HERR in Ver­sa­li­en (Groß­buch­sta­ben) für Gott, den Va­ter, an Stel­len, wo sich Zi­ta­te aus dem Al­ten Tes­ta­ment auf »JHWH« be­ziehen.

 

 

Wichtig:

Da­von zu un­ter­schei­den sind die Schreib­wei­sen

→»HErr« und →»Herr«.

 

 

 

SK Version 25.09.2024  

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Höheſte

 

Höhest

Höchste, der

Substantivierung von: höchst (weit oben, sehr hoch)

 

Als Rangbezeichnung und Ehrenbezeichnung besonders für Gott, aber auch für Könige gebraucht.

 

hebräisch: עליון (ʿäljôn), Oberer, Höchster

abgeleitet von עָלָה (ʿalāh), hinaufgehen, aufsteigen

 

→Psalm 18,14

 

Vnd der HERR donnerte im Hi­mel / Vnd der Höheſt lies ſei­nen donner aus

 

Und der HERR donnnerte im Himmel, und der Höchste ließ seine Stimme erschallen

 

 

 

SK Version 25.09.2024  

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Allmechtige

Allmächtige, der

Substantivierung von: allmächtig (Adverb; von/mit umfassender, gewaltiger Macht)

 

Als Rangbezeichnung und Ehrenbezeichnung besonders für Gott gebraucht.

 

 

 

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Zuuerſicht

 

zuuerſicht

Zuversicht, die

ursprünglich: das Voraussehen auf et­was oder eine Person

 

1) die Erwartung des Künftigen

2) die Erwartung dessen, was man wünscht, die Hoffnung

3) das Vertrauen auf Gott und das, was er gewährleistet

4) die feste, untrügliche Annahme der Erwartung

5) das Vertrauen, das man auf sich und seine Fähigkeiten hat

 

Zuuerſicht
Vorkommen in der Lutherbibel von 1545

 

Gesamt AT Apokryphen NT
42 27 4 11

 

Das Wort zuuersicht kommt besonders oft im Psalter vor (sechs­zehn Fundstellen).

 

 

→Psalm 94,22

 

Mein Gott iſt der Hort meiner zuuerſicht.

 

 

→Psalm 142,6

 

HERR / zu dir ſchrey ich / vnd ſage / Du biſt meine Zu­uer­ſicht /

 

Herr, zu dir schreie ich und sage: Du bist meine Zu­ver­sicht!

 

 

 

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Peſtilentz

Pestilenz, die

die Pest

 

Ei­ne bak­te­ri­el­le, hoch­gra­dig an­ste­cken­de In­fek­ti­ons­krank­heit, die in ver­schie­de­nen For­men auf­tre­ten kann, wie Beu­len­pest oder Lun­gen­pest, und die in sehr vie­len Fäl­len töd­lich en­det.

 

Oft auch als Seuche bezeichnet.

 

 

 

 

→Psalm 91,3

 

Denn er errettet mich vom ſtrick des Jegers / Vnd von der ſchedlichen Peſtilentz.

 

Denn er rettet mich vor dem Fall­strick des Jä­gers und vor der schäd­li­chen Pest.

 

 

 

SK Version 25.09.2024  

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Fittig

 

Fittich

Fittich, der

a) Flügel, davon besonders die Federn der Vorkante des Flügels von Vögeln und die langen Schwungfedern

b) übertragen auf et­was: Fliegendes oder Flatterndes

c) übertragen auf jemanden oder et­was: Schutz bietendes (wie unter ausgebreiteten Flügeln), (Schutz-)Schirm

d) an Kleidung und Stoffen: Zipfel, Saum, äußere Randteile von Kleidern, Röcken, Mänteln, Jacken, Umhängen usw.

 

Fittig
Vorkommen in der Lutherbibel von 1545

 

Gesamt AT Apokryphen NT
6 6 0 0

Fittich
Vorkommen in der Lutherbibel von 1545

 

Gesamt AT Apokryphen NT
7 7 0 0

 

 

Federn: →1Mos 7,14

 

vnd allerley Vogel nach jrer art / Alles was fliegen kund / vnd alles was fittich hatte / 15das gieng alles zu Noah in den Kaſten

 

und allerlei Vögel nach ihrer Art, alles was fliegen konnte, alles was Federn hatte, das ging alles zu Noah in die Arche

 

 

 

übertragen: →Psalm 18,11

 

Er ſchwebet auff den fittigen des winds.

 

a) Er schwebt auf den Fittichen des Windes.

 

b) Er schwebt auf dem wehenden Wind.

 

 

übertragen: →Psalm 91,4

 

ER wird dich mit ſei­nen Fittichen decken / vnd deine Zuuerſicht wird ſein vn­ter ſei­nen Flügeln / Seine War­heit iſt Schirm vnd Schild.

 

Er wird dich mit seinen Fittichen bedecken, und deine Zuversicht wird sein unter seinen Flügeln. Seine Wahrheit ist Schrim und Schild.

 

 

an Kleidung: →4Mos 15,38

 

Rede mit den kin­dern Iſrael / vnd ſprich zu jnen / das ſie jnen Lepplin machen an den fittigen jrer Kleider vn­ter alle ew­ren Nach­ko­men / vnd gele Schnürlin auff die Lepplin an die fittig thun.

 

a) Rede mit den Kindern Israel und sprich zu ihnen, damit sie Quasten an den Säumen ihrer Kleider machen unter allen euren Nachkommen und gelbe Schnürchen auf die Quasten an den Säumen tun.

 

b) Rede mit den Kindern Israel und sprich zu ihnen, damit sie und alle eure Nachkommen Quasten an den Säumen ihrer Kleider fertigen, verziert mit purpurblauen* Schnüren.

 

* Anm.: Luther bezeichnet die Farbe der Schnüre als gel, also gelb. Doch gemeint ist ein rötlich-blauer Farbton, wie er beim Färben von Stoff mit dem Saft der Purpurschnecke entsteht. Eindeutig lässt sich das nicht bestimmen. Die Farbpalette der Farben, gewonnen aus der Purpurschnecke, ist sehr breit und reicht von sehr hellen Rottönnen über bläuliche und violette Töne bis hin zu Schwarz.

 

 

 

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Grawen

 

grawen

Grauen, das

Substantivierung von →grawen (Verb)

 

a) Ekel, Abscheu, sittliches Entsetzen, Entrüstung

b) Übelkeit, Brechreiz

c) Widerwille, Abneigung, Ablehnung

d) Entsetzen, entrüstetes Entsetzen, Furcht

e) Furcht, existentielle Furcht, Seelenangst, lähmendes Entsetzen, lähmende Furcht

f) Schreckensahnung, Furcht vor einem undurchsichtigen Geschehen

g) Schauern vor et­was Gespenstischen, Spukhaften, Angsteinflössenden

h) Zustand einer psychischen Erregung oder Reizempfindlichkeit

 

→Psalm 91,5

 

DAS du nicht erſchrecken müſſeſt fur dem grawen des Nachts

 

a) Das du nicht erschrecken müsstest vor der Furcht in der Nacht

b) Das du nicht erschrecken müsstest vor Angsteinflössendem in der Nacht

 

 

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Gottloſe

 

Gotloſe

Gottlose, der

Substantivierung von: →gottlos (Adjektiv)

 

Religiöser Begriff, der die Existenz Got­tes voraussetzt:

 

1) Zustand: los von Gott; von Gott los [sein]; von Gott verlassen; ohne Gott.

2) religiöse Grundhaltung: Gott nicht dienend; die Ehre, den Willen, die Gebote Got­tes missachtend

 

 

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Engel

Engel, der

griechisch: ἄνγελος (ángelos)

lateinisch: angelus

Übersetzung vom Hebräischen: מלאך (mal'ach)

 

(göttlicher) Bote, der

 

Engel sind Geistwesen, die im religiösen Verständnis von Gott erschaffen wurden und ihm unterstellt sind. Sie sind Teil der himmlischen Heerscharen und treten oft als Boten Got­tes auf.

 

 

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Hand

 

Hende

Hand, die

 

Hände, die

→Psalm 141,2

 

Mein Gebet müſſe fur dir tügen / wie ein Reuchopffer / Meine hende auffheben / wie ein Abendopffer.

 

Mein Gebet soll dir erscheinen wie ein Rauchopfer, das Er­he­ben meiner Hände wie ein Abendopfer.

 

Nimm mein Gebet als Rauchopfer und das Erheben mei­ner Hände als Abendopfer.

 

 

 

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Lew

 

Lewe

Löwe, der

a) das Tier: der Löwe

b) die bildliche Übertragung auf Menschen, wobei oft die Stärke, die Kühnheit und die Raubgier des Löwen das Bild bestimmen.

 

Beide Schreibweisen, mit und ohne »e« am Ende sind möglich.

 

→Psalm 10,9

 

Er lauret im verborgen / wie ein Lew in der hüle

 

Er lauert im Verborgenen wie ein Löwe in der Höhle.

 

→Hiob 10,16

 

Vnd wie ein auffgereckter Lewe jageſtu mich /

 

Und wie ein aufgerichteter [im Sprung befindlicher] Löwe jagest du mich [ ganz sicher].

 

 

 

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wirſtu

wirst du (Verb)

2. Person Singular Indikativ Aktiv von wer­den (Verb)

 

Präsens:

wirſtu: wirst du

 

-u:

Die Fle­xi­on mit dem an­ge­häng­ten »u« ist ei­ne ei­gen­tüm­li­che Form, die sonst nur noch aus älte­ren Tex­ten be­kannt ist. Ge­bil­det wur­de sie aus der 2. Per­son, zu­sam­men­ge­zo­gen mit dem Per­so­nal­pro­no­men »du«, aus dem das »u« stammt.

Die­se Form im­pli­ziert ei­ne ge­wis­se Dring­lich­keit und Di­rekt­heit der An­spra­che, die un­mit­tel­ba­re Hin­wen­dung zum Ge­gen­über. So kann es die un­zwei­fel­haf­te Fest­stel­lung des Han­delns, die dring­li­che An­spra­che oder die un­mit­tel­ba­re Auf­for­de­rung zum Han­deln be­deu­ten (In­di­ka­tiv in der Aus­sa­ge), die Er­fül­lung ein­for­dern, mut­maßen bzw. un­ter­stel­len (Kon­junk­tiv), oder zur Ant­wort und Er­klä­rung auf­for­dern (Verb in der Fra­ge).

 

Heute ist statt­des­sen das Verb in sei­ner ge­bräuch­li­chen Fle­xi­on ver­bun­den mit »du« zu ver­wen­den. Die Di­rekt­heit oder ei­ne Auf­for­de­rung kann besten­falls durch ei­ne Sinn tra­gen­de Bei­fü­gung um­schrie­ben wer­den ab­hän­gig vom Kon­text. Sie kann ggf. durch einen Im­pe­ra­tiv he­raus­ge­stellt wer­den.

 

wirſtu: wirst du (ganz bestimmt, ohne Zweifel) !

 

→Psalm 8,6

 

Du wirſt jn la­ſſen eine kleine zeit von Gott ver­la­ſſen ſein / Aber mit ehren vnd ſchmuck wirstu jn krönen.

 

Du wirst ihn kurze Zeit von Gott verlassen sein, doch dann krönst du ihn mit Ehren und Schmuck!

 

 

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Jungenlew

Junglöwe, der (veraltet)

 

junger Löwe

→Psalm 91,13

 

Auff dem Lewen vnd Ottern wir­ſtu gehen / Vnd tretten auff den Jungenlewen vnd Drachen.

 

Du gehst auf Löwen und Vipern, Junglöwen und Schlangen wirst Du niedertreten.

 

Das Bild, das Autor des Psalms zeichnet, stellt paarweise Löwe und Viper (die erwachsenen, zeu­gungs­fä­hi­gen Tiere), sowie Junglöwe und Schlange (Schlangenbrut), die Nachkommen, nebeneinander.

 

 

 

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Drache

Drache, der

mystische Tiergestalt, Ungeheuer

 

1) In →Psalm 44,20: Schakal

 

zu 1) hebräisch: תָּן (tan), Schakal

 

Die Bedeutungen des Wortes im Einzelnen:

 

  1. 1a) Schakal
  2. 1b) Wolf,
  3. 1c) Bewohner verwüsteter Gegenden,
  4. 1d) Kreaturen, die Klagelaute ausstoßen

 

2) In →Psalm 91,13: Schlange

 

zu 2) hebräisch: תַּנִּין (tannin): Schlange

 

Die Bedeutungen des Wortes im Einzelnen:

 

  1. 2a) gro­ßer See­fisch (Wal­fisch, Hai­fisch u. ä., z.B. →1Mos 1,21; →Psalm 148,7)
  2. 2b) mys­tisch über­tra­gen: gro­ßes See­un­ge­heu­er, Dra­chen (z.B. →Jes 51,9; →Psalm 74,13)
  3. 2c) Schlan­ge (z.B. 2Mos 7,9ff.; →Psalm 91,13)
  4. 2d) über­tra­gen: Bild für Ägyp­ten (z. B. →Jes 27,1)
  5. 2e) über­tra­gen: Bild für (das mäch­ti­ge Un­ge­heu­er) Kö­nig Ne­bu­kad­ne­zar (Jer 51,34)

 

Bei­de Wör­ter ge­hen in der he­brä­i­schen Spra­che auf den sel­ben Wort­stamm ( תנן) zu­rück, was er­klä­ren mag, wa­rum Lu­ther sie iden­tisch über­setz­te. Da­bei ent­schied er sich ge­gen die kon­kre­te Be­zeich­nung ei­nes Tie­res, die ihm wohl zu schwach er­schien, und für das mys­ti­sche Bild des »Dra­chens«.

 

Der Dra­che ist ein Un­ge­heu­er, das die Ge­stalt­merk­ma­le und We­sen­zü­ge un­ter­schied­li­cher Tie­re be­sitzt, aber viel­fach mäch­ti­ger als je­des die­ser Tie­re selbst ist.

 

→Psalm 44,20

 

Das du vns ſo zur­ſchle­geſt vn­ter den Dra­chen / Vnd be­deckeſt vns mit finſ­ter­nis.

 

a) Dass du uns so zer­schlägst unter den Scha­kal und be­deckst uns mit Fins­ter­nis

b) Dass du uns so zer­schlägst un­ter die Herr­schaft des Ty­ran­nen und be­deckst uns mit Fins­ter­nis.

c) Dass du uns so zer­schlägst unter die Völ­ker der Wüs­te und be­deckst uns mit Fins­ter­nis.

 

Luthers Scho­li­on in Psalm 44 be­legt, dass er den Dra­chen als Me­ta­pher für ty­ran­ni­sche Völ­ker ver­stan­den wis­sen will:

(Drachen) Das iſt / Den giff­ti­gen Ty­ran­nen.

 

Erläuterung zum Bild des Schakals:

 

Der Scha­kal ist ein ty­pi­scher Be­woh­ner der Wüs­te, des­sen Ge­heul an die Kla­ge­lie­der Trau­ern­der er­in­nert. Er steht als Me­ta­pher für krie­ge­ri­sche Wüs­ten­völ­ker bzw. frem­de Hee­re, die über die Wüs­te kom­mend in das Land ein­fie­len. Wo sie raub­ten und plün­der­ten, hör­te man noch lan­ge die Kla­ge­lie­der der Be­woh­ner von weit her.

 

→Psalm 91,13

 

Auff dem Le­wen vnd Ot­tern wirſ­tu ge­hen / Vnd tret­ten auff den Jun­gen­le­wen vnd Dra­chen.

 

Du gehst auf Lö­wen und Vi­pern, Jung­lö­wen und Schlan­gen wirst Du nie­der­tre­ten.

 

Das Bild, das der Au­tor des Psalms zeich­net, stellt paar­wei­se Lö­we und Vi­per (die er­wach­se­nen, zeu­gungs­fä­hi­gen Tie­re), so­wie Jung­lö­we und Schlan­ge bzw. Schlan­gen­brut (die Nach­kom­men) ne­ben­ei­nan­der.

 

 

 

SK Version 25.09.2024  

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Heil

Heil, das

im unterschiedlichen Sinn gebraucht umfasst es immer eine positive Wendung (beispielsweise Genesung von Krankheit). Es impliziert u. a. Wohlergehen, Wohlbefinden, Glück, Rettung aus irgendeiner Gefahr oder Not, usw.

 

Luther sieht hinter dem Wort Heil mehr als nur das Wort »Hilfe«, das sich im hebräischen Text befindet, und nutzt es stattdessen. Es impliziert den Sieg, die Kehrtwende zum Guten hin.

 

 

→Psalm 98,2

 

Der HERR leſſt ſein Heil verkündigen

 

Frei übersetzt: Jahwe lässt verkündigen, dass er die Hilfe zum Sieg ist (über Feinde, Gottlose, Ungerechtigkeit, Unrecht, usw.).

 

→Psalm 98,3

 

Aller welt ende ſe­hen das Heil vn­ſers Got­tes.

 

Frei übersetzt: Die ganze Welt sieht die Hilfe unseres Got­tes <bei der Wende zum Guten hin>.

 

 

 

SK Version 25.09.2024  

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Erläuterungen siehe →Das große Stilkunst.de–Wörterbuch zur Lutherbibel von 1545

 

 

Biblia 1545

Hinweise zur Stilkunst.de-Ausgabe

Erläuterungen zum Satz und zur Typografie des Bibeltextes

Der Text aus der Luther­bi­bel ist auf un­se­ren Sei­ten in An­leh­nung an das Druck­bild des Ori­gi­nals von 1545 wie­der­ge­ge­ben.

Den Sei­ten­auf­bau, die ver­wen­de­ten Schrif­ten, die Schreib­re­geln der Frak­tur­schrift und Luthers In­ten­tio­nen, mit der Ty­po­gra­fie Le­se­hil­fen be­reit­zu­stel­len, er­läu­tert dem in­ter­es­sier­ten Le­ser un­ser Ar­ti­kel »Satz und Ty­po­gra­fie der Luther­bi­bel von 1545«.

 
 
Anhang

Der Psalm 91 im evangelischen Kirchenjahr

Ordnung der Predigtexte und Lesungen 1978/1979 - 2017/2018

1. Sonntag der Passionszeit – Invokavit | Psalm 91,1-4.11-12

Sonntag Invokavit
Das evangelische Kirchenjahr

→Sonntag Invokavit 2012/2013

Der Artikel zeigt Spruch, Psalm und Lied­aus­wahl für die Wo­che so­wie die Bi­bel­tex­te für Le­sun­gen und Pre­dig­ten nach der Kir­chen­ord­nung.

 

Ordnung der Predigtexte und Lesungen ab 2018/2019

1. Sonntag der Passionszeit – Invokavit | Psalm 91,1-6.9-12

1. Sonntag der Passionszeit
Das evangelische Kirchenjahr

→1. Sonntag der Passionszeit 2023/2024

Der Artikel zeigt Spruch, Psalm und Lied­aus­wahl für die Wo­che so­wie die Bi­bel­tex­te für Le­sun­gen und Pre­dig­ten nach der Kir­chen­ord­nung.

 
Sabrina

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©by Reiner Makohl | Stilkunst.de

SK Version 03.10.2024  

 
Biblia
1545
Ps
91