Die gantze Heilige Schrifft Deudsch
D. Martin Luther, Wittenberg 1545
150 Psalmen, aufgeteilt in fünf Büchern
1Ein Pſalmlied auff den
Sabbath tag.
DAs iſt ein köſtlich ding / dem HERRN dancken / Vnd lobſingen deinem Namen du Höheſter.
3Des morgens deine Gnade / Vnd des nachts deine Warheit verkündigen.
4Auff den zehen Seiten vnd Pſalter / Mit ſpielen auff der Harffen.
5DEnn HERR du leſſeſt mich frölich ſingen von deinen Wercken / Vnd ich rhüme die geſcheffte deiner Hende.
6HERR / wie ſind deine Werck ſo gros? Deine gedancken ſind ſo ſeer tieff.
7Ein Törichter gleubt das nicht / Vnd ein Narr achtet ſolchs nicht.
8DIe Gottloſen grünen wie das gras / Vnd die Vbelthetter blühen alle / Bis ſie vertilget werden jmer vnd ewiglich.
9ABer du HERR biſt der Höheſt / Vnd bleibeſt ewiglich.
10Denn ſihe / deine Feinde / HERR / ſihe / deine Feinde werden vmbkomen / Vnd alle Vbelthetter müſſen zuſtrewet werden.
11ABer mein Horn wird erhöhet werden / wie eines Einhorns / Vnd werde geſalbet mit friſchem Ole.
12Vnd meine auge wird ſein luſt ſehen an meinen Feinden / Vnd mein ohre wird ſeine luſt hören an den Boshafftigen / die ſich wider mich ſetzen.
13DEr Gerechte wird grunen wie ein Palmbawm / Er wird wachſſen wie ein Ceder auff Libanon.
14Die gepflantzt ſind in dem Hauſe des HERRN / Werden in den Vorhöfen vnſers Gottes grünen.
15Vnd wenn ſie gleich alt werden / Werden ſie dennoch blühen / fruchtbar vnd friſch ſein.
16Das ſie verkündigen das der HERr ſo from iſt / Mein Hort / vnd iſt kein vnrecht an jm.
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Die folgenden Begriffe aus dem Text Ps 92 werden hier erläutert.
Versnummer: Luthers Wort | |||
1: Sabbath | 1: ding | 1: HERRN | |
1: Höheſter | 4: Seiten | 4: Pſalter | |
5: Hende | 8: Gottloſen | 8: Vbelthetter | |
10: zuſtrewet | 11: Einhorns | 11: Ole | |
13: Gerechte | 16: from | ||
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Luther-Deutsch | Deutsch | Erläuterungen | ||||||||
Sabbath
ſabbath | Sabbat, der Plural bei Luther: Sabbath oder Sabbather auch: Schabbat
hebräisch: שבת (šabbạṯ, Plural: Schabbatot, vom Verb šạbat, ausruhen) deutsche Übersetzung: Ruhetag, Ruhepause deutsche Bedeutung (Kalenderdatum): Samstag christliches und deutsches Äquivalent im Kalender (Ruhetag): Sonntag
Name des siebten Wochentags im jüdischen Kalender.
Der Sabbat ist ein Ruhetag, an dem keine Arbeit verrichtet werden soll. Er findet im 3. Gebot der Zehn Gebote (2Mos 20,8-11) eine besondere Würdigung, die auf das Ruhen Gottes am siebten Schöpfungstag zurückgeführt wird.
Im Christentum hat sich als Ruhetag anstelle des Sabbats der Sonntag etabliert, einerseits auf der Grundlage des 3. Gebots (7. Wochentag), anderseits wegen des Ereignisses der Auferstehung Christi an einem Sonntag. Gesetzliche Regelungen heute
Gesetzlich steht der Sonntag (wie Feiertage auch) in der Bundesrepublik Deutschland (so auch in vielen anderen christlich geprägten Staaten) unter einem besonderen Schutz: Unternehmen dürfen Arbeit nur in gut begründbaren Ausnahmefällen zulassen (beispielsweise Krankenhäuser, Pflegeheime, Rettungs- und Notdienste, Hotel- und Gaststättengewerbe, etc. ).
Allerdings begründen bereits weiche Wettbewerbsnachteile an normalen Wochentagen solche Ausnahmen oft hinreichend (so in der Floristik-Branche oder für Bäckereien, die an Sonn- und Feiertagen nicht selten die signifikanten Umsätze erzielen, die ihre Geschäftstätigkeit übers Jahr hinweg absichern).
SK Version 25.09.2024 ● | ||||||||
Ding | Ding, das die Sache, die Aufgabe
Umfassendes Wort, für vieles, was nicht näher bestimmbar ist oder bestimmt werden soll.
In der weitesten, unbegrenzten Bedeutung umfasst es das sinnlich Bemerkbare, aber auch das Übersinnliche, das Gedachte.
Jch aber ſage euch / Das jr aller ding nicht ſchweren ſolt
a) Ich aber sage euch, dass ihr in allen Angelegenheiten nicht schwören sollt b) Ich aber sage euch, dass ihr nicht schwören sollt, egal in welchen Angelegenheiten
Sechs tage ſoltu erbeiten / vnd alle dein ding beſchicken.
Ding meint hier alles, was den Angesprochenen umtreibt und beschäftigt: seine Aufgaben und Arbeiten, die zu erledigen sind; seine Verpflichtungen, denen er in diesem Zusammenhang nachkommen muss; seine Tätigkeiten, die er aus Spaß an der Freude betreibt, usw.
Wir verwenden im folgenden Übersetzungsbeispiel das Wort »Aufgaben«. Wir sind uns bewusst, dass dieser Begriff viel zu eng gefasst ist, um die Tragweite des Gebots in 2Mos 20,9 auszudrücken:
a) umschrieben: Sechs Tage hast du zu arbeiten und deine Aufgaben zu erledigen. b) Imperativ: Arbeite sechs Tage und erledige deine Aufgaben!
Siehe auch: Artikel ſoltu Anmerkung:
Womöglich wäre die folgende Übersetzung sinnvoll. Umgangssprachlich ist sie wieder zeitgemäß:
Sechs Tage hast du Zeit, dein Ding zu machen. Mach dein Ding!
Die Redensart »sein Ding machen« (und alle Ableitungen davon), ist keineswegs so modern, wie sie scheint.
Sie geht auf Luther zurück (2Mos 20,9). In gutem Luther-Deutsch hieße sie allerdings »seyn ding beſchicken«. Die Bedeutung beider Ausdrücke ist nahezu identisch.
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HERR | HERR, JHWH, Jahwe Aussehen in unseren Frakturschriften: HERR oder HERR
HERR im Alten Testament
hebräisch: יהוה (jhwh, das Tetragrammaton JHWH) lateinisch (Biblia Sacra Vulgata): Dominus, Herr
Luthers Schreibweise HERR in Versalien (Großbuchstaben) folgt einer festen Regel. Sie weist darauf hin, dass im hebräischen Text an dieser Stelle das Tetragrammaton (das Vierfachzeichen) »JHWH« (hebr.: יהוה) steht. Es ist der unaussprechliche Name Gottes.
Satztechnisch bedingte Varianten
Um beim Satz der Lettern Platz in einer Zeile zu sparen, wodurch übermäßiger Sperrdruck oder ungünstige Wortumbrüche vermieden werden, sind in der Lutherbibel von 1545 häufig auch die Varianten HERr oder HERRn oder HERrn zu finden. Dabei sind mindestens die ersten drei Zeichen in Versalien gesetzt, womit sie hinreichend von HErr unterscheidbar sind.
An wenigen Stellen im Text wurde eine für uns unübliche Trennung im Wort vorgenommen, um einen Zeilenumbruch zu realisieren, hier beispielhaft gezeigt:
[ ...] fur den HER- RN bringen [...]
HERR HErr
Der Ausdruck HERR HErr steht dann, wenn im hebräischen Text »JHWH Adonaj« zu lesen ist. (Siehe dazu auch den Artikel HErr.)
Auch die umgekehrte Reihenfolge HErr HERR ist möglich (»Adonaj JHWH«).
4bSo ſpricht der HErr HERR / 5aſie gehorchen oder laſſens /
Die neuen Lutherbibeln übersetzen diesen Ausdruck stets mit »Gott der HERR«.
Die Aussprache des Namens Gottes
Das Wissen um die Aussprache der vier Zeichen, die den Gottesnamen ausmachen, ist schon früh in der Geschichte verloren gegangen. Sie werden heute oft mit »Jahwe« (vokalisiert geschrieben יְהוָה nach der Aussprache des hebräischen Adonaj, Herr) oder »Jehova« (יְהוָֹה ebenfalls nach dem hebräischen Adonaj, Herr, jedoch unter Berücksichtigung aller Vokale) transkribiert, aber auch mit »Jewah« (ebenfalls יְהוָה aber nach dem hebräischen Schema, der Name, zu lesen) oder »Jehowih« (יְהוִה nach dem hebräischen Elohim, Gott / Götter).
Luthers Namensersatz
Luther kannte die vokalisierten Varianten und die transkribierten Formen und war wohl besonders dem Wort »Jehova« zugeneigt. Es bezieht alle drei Vokale aus dem Wort Adonaj, das »Herr« bedeutet. Dennoch hatte er es vermieden, in seiner Übersetzung »Jehova« zu verwenden. Stattdessen nutzte er wie die lateinischen Bibeln einen Wortersatz. Er setzte das deutsche Wort ein, das gemäß der jüdischen Tradition zu lesen sei, wenn im Text das Vierfachzeichen erscheint, machte es aber durch die besondere Satzweise in Großbuchstaben kenntlich: HERR.
Luthers Schreibweise hat sich bis heute in etlichen Bibelausgaben gehalten.
HERR im Neuen Testament
Im neuen Testament verwendet Luther die Schreibweise HERR in Versalien (Großbuchstaben) für Gott, den Vater, an Stellen, wo sich Zitate aus dem Alten Testament auf »JHWH« beziehen.
Wichtig: Davon zu unterscheiden sind die Schreibweisen
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Höheſte
Höhest | Höchste, der Substantivierung von: höchst (weit oben, sehr hoch)
Als Rangbezeichnung und Ehrenbezeichnung besonders für Gott, aber auch für Könige gebraucht.
hebräisch: עליון (ʿäljôn), Oberer, Höchster abgeleitet von עָלָה (ʿalāh), hinaufgehen, aufsteigen
Vnd der HERR donnerte im Himel / Vnd der Höheſt lies ſeinen donner aus
Und der HERR donnnerte im Himmel, und der Höchste ließ seine Stimme erschallen
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Seiten | Saiteninstrumente, die nicht näher bezeichnete Saiteninstrumente, wie Zithern.
Lobet jn mit Seiten vnd Pfeiffen.
Lobt ihn mit Saiten- und Pfeifenspiel. SK Version 25.09.2024 ● | ||||||||
Pſalter | Psalter, der Pſalter
Nicht mitgezählt ist das Wort Psalter in den Titeln und Seitenüberschriften des Buchs der Psalmen. 1) ein Saiteninstrument von harfenähnlicher Gestalt
2) das biblische Buch der Psalmen
lobſinget jm auff dem Pſalter von zehen ſeiten.
a) Lobsinget ihm auf dem Psalter mit zehn Saiten b) Lobsinget ihm, begleitet mit der zehnsaitigen Harfe.
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Hand
Hende | Hand, die
Hände, die
Mein Gebet müſſe fur dir tügen / wie ein Reuchopffer / Meine hende auffheben / wie ein Abendopffer.
Mein Gebet soll dir erscheinen wie ein Rauchopfer, das Erheben meiner Hände wie ein Abendopfer.
Nimm mein Gebet als Rauchopfer und das Erheben meiner Hände als Abendopfer.
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Gottloſe
Gotloſe | Gottlose, der Substantivierung von: gottlos (Adjektiv)
Religiöser Begriff, der die Existenz Gottes voraussetzt:
1) Zustand: los von Gott; von Gott los [sein]; von Gott verlassen; ohne Gott. 2) religiöse Grundhaltung: Gott nicht dienend; die Ehre, den Willen, die Gebote Gottes missachtend
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Vbelthetter
Vbeltheter | Übeltäter, der jemand, der Übel anrichtet, der etwas Schlechtes getan hat, der gegen ein Gesetz oder Gebot (hier: die Gesetze und Gebote Gottes) handelt.
Zeuch mich nicht hin / vnter den Gottloſen / vnd vnter den Vbelthetern / Die freundlich reden mit jrem Neheſten / Vnd haben böſes im hertzen.
Ziehe mich nicht weg gemeinsam mit den Gottlosen und den Übertätern, die mit ihrem Nächsten freundlich reden, aber Böses im Sinn haben.
SK Version 25.09.2024 ● | ||||||||
zerſtrewen
zurſtrewen | zerstreuen (Verb) a) streuen, auseinanderstreuen, b) auseinandertreiben, auseinanderjagen, c) etwas (zusammenhängendes) auflösen, d) von etwas absondern, teilen
Hinweis: Luther verwendet ohne Unterscheidung:
Die Vorsilben »ze(r)-« und »zu(r)-«
Zur Verwendung der Vorsilben »zer«, »ze«, »zur« und »zu« in der Lutherbibel von 1545 siehe den Artikel:
Er zerſtrewet die Völcker die da gern kriegen.
Er zerstreut die Völker, die gerne Krieg führen. zuſtrewen
Vnſer gebeine ſind zuſtrewet bis zur Helle
Unsere Gebeine sind zerstreut bis zum Reich der Toten.
Anmerkung zu Psalm 141,7:
Luther folgt hier dem hebräischen und lateinischen Textvorlagen. Etliche moderne Übersetzungen, so auch Luther-1964 und Luther-1984, schreiben statt »Unsere Gebeine« nun »Ihre Gebeine« und stützen sich dabei auf ältere Übersetzungen.
Durch diese Textglättung erscheint die Aussage passend zu den in Vers 6 genannten »Lehrern«, die gestürzt werden müssten.
Jedoch ist zwischen den Versen 6 und 7 ein gedanklicher Absatz zu sehen, der einen Themenwechsel bedeutet. Das Thema der Lehrer ist in Vers 6 abgeschlossen.
In den Versen 6 bis 10 geht es nun um das Leiden und das Schicksal der Gerechten (zu denen sich der Autor des Psalms zählt), die immer wieder in die Stricke und Fallen der Übeltäter geraten.
Hintergrund des Bildes ist eine Kriegsszene: Die Soldaten Davids stürzen in Fallen und sterben im Kampf. Der Boden des Schlachtfelds ist aufgerissen und durchwühlt. Die toten Leiber und Knochen sind weit über die Erde verstreut, bis an den Rand der Welt, so scheint es, bis zum Beginn des Reichs der Toten. Die Schlacht endete für König David und sein Heer in einer Katastrophe, doch der nächste Angriff steht bevor.
Mit »Unsere Gebeine« schreibt David über seine Soldaten, die der gerechten Sache folgten, und doch in Fallen der üblen Feinde fielen. Nun bittet er Gott darum, ihn nicht zu verdammen, und darum, dass er ihn (und sein Heer) vor den Fallen der Feinde bewahren möge.
deine Feinde werden vmbkomen / Vnd alle Vbelthetter müſſen zuſtrewet werden.
deine Feinde werden umkommen, und alle Übeltäter müssen zerstreut werden
... vnd ſie zurſtreweten ſich alle in die lender Judea vnd Samaria ...
... und sie zerstreuten sich alle in die Länder Judäa und Samaria ...
SK Version 25.09.2024 ● | ||||||||
Einhorn | Einhorn, das (veraltet)
junger Stier
(arabische) Oryx-Antilope Einhorn
mhd.: einhürne, m. hebräisch רְאֵם (rəʼem), Plural: רְאֵמִים (rəʼemiym) griechisch (Septuaginta) μονόχερως (monocheros) lateinisch unicornis
Das hebräische Wort bezeichnet allgemein ein wildes, unzähmbares Tier mit kräftigen Hörnern. Es ist bisher nicht gelungen, den Begriff eindeutig einer Tierart zuzuweisen.
Gemeint ist womöglich die (arabische) Oryx-Antilope in der Annahme, dass das hebräische Wort mit dem arabischen Wort für diese Antilope verwandt ist.
Allerdings lässt Hiob 39,9-12 eher ein Wildrind, einen Wildochsen, o. ä. erwarten und verweist somit indirekt auf die assyrische Abstammung des hebräischen Begriffs. Das bezeichnete Tier wäre dann der in Vorderasien bekannte Ur oder Auerochse.
Luther waren derartige Tiere unbekannt. Obwohl er selbst nie ein Einhorn gesehen hatte und das Tier als Fabelwesen kannte, stützte er sich bei seiner Übersetzung auf die gängigen Begriffe der griechischen Septuaginta und der lateinischen Bibeln.
Denn tatsächlich ist es auch möglich, dass alle Textpassagen in der Bibel, in denen das Wort vorkommt, als Stilmittel ein Fabelwesen meinen, kein reales Tier, um den jeweils angestellten Vergleich ebenso beeindruckend wie unanfechtbar zu überspitzen. Dann würde der hebräische Begriff etwa »gehörntes, wildes, unzähmbares Fabelwesen namens R'am« bedeuten. Dafür fehlen jedoch außerbiblische Belege.
Abbildung: Arabische Oryx-Antilope (Oryx leucoryx) Credits (original file): MathKnight @ wikimedia.org
Die fast pfeilgeraden, dünnen und im Verhältnis zur Körpergröße sehr langen Hörner sind auffällig. Sie können aus der Ferne betrachtet, oder wenn das Tier nahezu im Profil zu sehen ist, wie ein einziges Horn wirken. Die Gestalt erinnert an Ziegen, doch dieses Tier ist anders als Ziegen unzähmbar.
Das Einhorn ist heute ein Fabelwesen, dessen Gestalt oft mit der einer Ziege oder eines Pferdes gleichgesetzt wird. Es trägt mittig auf der Stirn nur ein einziges Horn. Es taucht erstmals schon in der Antike auf und wird u. a. von Aristoteles erwähnt.
Es wird allerdings angenommen, dass in den biblischen Texten sehr wahrscheinlich kein abstraktes Fabelwesen gemeint ist, sondern ein (uns unbekanntes), reales Tier.
Welches Tier der Begriff tatsächlich meint, ist umstritten. Heute wird allgemein angenommen, dass es sich um eine (Oryx-) Antilope (s. o.) oder um einen Wildstier (Auerochse) handelt.
An den Wildstier ist aufgrund Hiob 39,9-12 zu denken. Es wurde versucht, den Grund für den Begriff »Monocheros« der griechischen Quellen in antiken Abbildungen zu finden, die (speziell in Griechenland) den Stier oft im Profil zeigen. Dabei ist dann nur ein Horn im Bild zu sehen. Das hintere Horn ist vom vorderen Horn verdeckt. Doch scheinen solche Überlegungen kaum haltbar. Es wäre wohl niemand in der damals bekannten antiken Welt auf die Idee gekommen, in den für Stiere typischen und allseits bekannten griechischen Abbildungen eine unbekannte Tierart, Einhörner, zu erkennen.
Abbildung: Wilder Stier, Relief in Knossos, Kreta, Griechenland Credits (original file): © 2015 Sabrina | www.stilkunst.de
Der wilde, unzähmbare Stier besaß in der Antike besonderes Ansehen, das in Riten, Fabeln, und Götterkult mündete.
Dieses Relief in Knossos (Kreta) zeigt einen ungestüm springenden Stier. Die Hörner, die am Kopf austreten, wirken zunächst wie ein einziges Horn. Erst an ihren Enden wird sichtbar, dass es sich um zwei Hörner handelt. Oder ist es nur ein Horn, das sich am Ende gabelt?
Wir sind uns sicher, dass solche und ähnliche Abbildungen spätestens seit Alexander dem Großen im gesamten Mittelmeerraum bekannt waren, eindeutig verstanden wurden und keinen Anlaß boten, darin den »Monocheros«, das Einhorn, zu erkennen.
Die griechische Septuaginta hatte das Wort »Monocheros« für die Übersetzung des hebräischen Begriffs eingeführt. Wahrscheinlich war dem Übersetzer kein passendes Tier bekannt, wohl aber dank griechischer Fabeln das Einhorn, das sich auf der Suche nach einem gehörnten, wilden, unzähmbaren Tier anbot. Im Vordergrund standen für den Übersetzer wahrscheinlich die verhaltensbedingten Eigenschaften des Tieres, die sich aus den spärlichen Textpassagen in der Bibel ableiten ließen, weniger seine Psysiognomie. Möglich ist auch, dass der griechische Übersetzer dem hebräischen Wort ein nicht existentes Tier, ein »Fabelwesen« unterstellte und eine Entsprechung aus der griechischen Sprachwelt im »Monocheros« fand.
Das lateinische unicornis ist nichts anderes als die wortgetreue Übertragung des griechischen Worts »Monocheros« in die lateinische Sprache. Dies trug maßgeblich zur Verbreitung des Begriffs im (römisch-katholischen) Abendland über die Bibel bei.
In gleicher Weise ist Luther vorgegangen. Er übertrug mangels genauerem Wissen wortgetreu aus der lateinischen Bibel: Einhorn. Es war ihm nicht möglich, das im hebräischen Text bezeichnete Tier genauer zu bestimmen.
Heute sind für Übersetzungen die Wörter Antilope, Oryx-Antilope, Stier oder Wildstier, je nach Kontext, statt Einhorn zu empfehlen.
MEinſtu das Einhorn werde dir dienen / vnd werde bleiben an deiner krippen?
a) Meinst du, das Einhorn werde dir dienen und an deiner Krippe bleiben? b) Meinst du <etwa>, der wilde Stier wird dir dienen wollen und in deinem Stall bleiben?!
Anm.: In diesem Abschnitt (Hiob 39,9-12) wird mit hoher Wahrscheinlichkeit das Hausrind mit dem Wildstier verglichen. Eine wilde Rinderart (Auerochse), die ungestüm und nicht zähmbar ist, nicht im Stall gehalten werden kann, nicht im Joch für die Bewirtschaftung des Ackers läuft und sich nicht davon abhalten ließe, im Ernteeinsatz einfach das Getreide zu fressen, anstatt es zur Scheune zu transportieren.
Vnd errette mich von den Einhörnern.
a) Und rette mich vor den Einhörnern. b) Und rette mich vor den wilden Antilopen (bzw. Stieren).
Vnd machet ſie lecken wie ein Kalb / Libanon vnd Sirion / wie ein junges Einhorn.
a) Und lässt sie lecken wie ein Kalb, Libanon und Sirjon, wie ein junges Einhorn. b) Er lässt sie hüpfen wie ein Kalb, den Libanon und den Sirjon, wie eine junge, wilde Antilope (bzw. wie ein junger, wilder Stier).
ABer mein Horn wird erhöhet werden / wie eines Einhorns /
a) Mein Horn wird erhöht werden, wie das eines Einhorns. b) Mein Horn wird erhöht werden, wie das einer Oryx-Antilope.
Anm.: Dieser Text erinnert an eine Oryx-Antilope mit ihren sehr langen, gerade nach oben gerichteten Hörnern, weniger an die relativ kurzen und krummen Hörner von Wildstieren.
Da werden die Einhörner ſampt jnen erunter müſſen / vnd die Farren ſampt den gemeſteten Ochſen /
a) Da werden die Einhörner gemeinsam mit ihnen herunter müssen, und die Stiere gemeinsam mit den gemästeten Ochsen. b) Da werden die wilden Auerochsen mit ihnen niedersinken und die jungen Zuchtbullen samt den Mastochsen.
Anm.: Hier lässt die Nebeneinanderstellung von Einhorn und Mastochse eher einen wilden Stier als eine Antilope erwarten.
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Ole
öle | Öl, das speziell das Öl, das zur Salbung benutzt wird, das Salböl.
Wenn das Wort am Anfang mit Großbuchstaben gesetzt ist, entfällt im Drucksatz das hochgestellte Umlaut-e auf dem Buchstaben O.
Du ſalbeſt mein Heubt mit öle
Du salbest mein Haupt mit Öl.
Jch hab jn geſalbet mit meinem heiligen Ole.
Ich habe ihn gesalbt mit meinem heiligen Öl.
ABer mein Horn wird erhöhet werden / wie eines Einhorns / Vnd werde geſalbet mit friſchem Ole
Aber meine Macht und mein mein Ansehen werden werden wachsen, und ich werde gesalbt mit frischem Öl.
Jr wort ſind gelinder denn Ole
Ihre Worte sind milder als Öl.
VND das der Wein erfrewe des Menſchen hertz / vnd ſeine geſtalt ſchön werde von Ole
Dass der Wein erfreue des Menschen Herz und seine Gestalt schön werde vom Öl.
SK Version 25.09.2024 ● | ||||||||
Gerechte | Gerechte, der a) Mensch, der den Pflichten des menschlichen und göttlichen Rechts gemäß lebt, denkt und handelt.
b) Mensch, der im Gegensatz zum Gottlosen gut, fromm, rechtschaffen und gottesfürchtig ist.
Das ſey ferne von dir / das du das thuſt / vnd tödteſt den Gerechten mit den Gottloſen / das der Gerechte ſey gleich wie der Gottloſe /
Das sei fern von dir, dass du das tust und den Gerechten mit den Gottlosen tötest, dass der Gerechte dem Gottlosen gleich sei.
SK Version 25.09.2024 ● | ||||||||
Ceder
cedern Libanon
cedern Gottes
Bewme des HERRN | Libanon-Zeder, die Immergrüner Baum mit Wuchshöhen zwischen 30 bis 50 Meter, kann bis zu 1.000 Jahre alt werden.
In Palästina gibt es keine Zedern. Die Bibel nennt sie fast immer im Zusammenhang mit dem Libanon. Dort gab es große Zedernhaine, die sehr alt waren und wertvolles Holz für teure Bauwerke lieferten. So nutze König Salomo das Holz der Libanon-Zeder für den Bau des Tempels und seiner Paläste.
Dem Holz haftet das Göttliche an, die cedern Libanon sind nach Psalm 104 die Bewme des HERRN.
DAs die Bewme des HERRN vol ſaffts ſtehen / Die cedern Libanon die er gepflantzt hat.
Dazu Luther im Scholion zu Psalm 104,16: Bewme des HERRN / heiſſt er die im wald ſtehen / die nicht durch Menſchen geflantzet ſind.
Luther versteht »die Bewme des HERRN« als Bäume des Waldes, die nicht von Menschenhand gepflanzt wurden.
Tatsächlich beschreibt der Autor des Psalms, dass »die Bewme des HERRN« die cedern Libanon sind, die durchaus von Menschen gepflanzt sein können. Die Beifügung die er gepflantzt hat, bezieht sich auf Gott als Lebensspender und Schöpfer, wie er bereits in den Versen davor beschrieben wurde: So wie alles Leben stammen auch die Libanon-Zedern aus der Hand Gottes.
Berge ſind mit ſeinem Schatten bedeckt / Vnd mit ſeinen Reben die cedern Gottes.
Luther erklärt im Scholion zu Psalm 80,11, dass die cedern Gottes die Libanon-Zedern sind, in dem er sie für die Ortsangabe benutzt:
(Cedern Gottes) Jd eſt / Regnum dilatatum vſque ad Libanum. (Zedern Gottes) Das meint: Das Königreich erstreckte sich bis zum Libanon.
Er wird wachſſen wie ein Ceder auff Libanon.
SK Version 25.09.2024 ● | ||||||||
from
frum | fromm (Adjektiv) a) brav, tüchtig, tapfer b) nützlich, gut c) ordentlich, ehrlich d) unschuldig, unsträflich e) gewissenhaft, liebevoll, pflichtgetreu (gegenüber Gott) f) fromm, verehrend
Eine anhaltende (tüchtige), die Göttlichkeit pflichtgetreu verehrende Eigenschaft, die von Tapferkeit gegen alle Anfechtungen getragen wird.
from: Psalm 94,15
DEnn Recht mus doch recht bleiben / Vnd dem werden alle frome Hertzen zufallen.
Denn Recht muss doch Recht bleiben. Und dem werden alle frommen Herzen zufallen.
frum: Lk 18,9
ER ſaget aber zu etlichen / die ſich ſelbs vermaſſen / das ſie frum weren /
Er sagte zu etlichen, die von sich selbst überzeugt waren, dass sie fromm wären ...
SK Version 25.09.2024 ● | ||||||||
Erläuterungen siehe Das große Stilkunst.de–Wörterbuch zur Lutherbibel von 1545 | |||||||||
Der Text aus der Lutherbibel ist auf unseren Seiten in Anlehnung an das Druckbild des Originals von 1545 wiedergegeben.
Den Seitenaufbau, die verwendeten Schriften, die Schreibregeln der Frakturschrift und Luthers Intentionen, mit der Typografie Lesehilfen bereitzustellen, erläutert dem interessierten Leser unser Artikel »Satz und Typografie der Lutherbibel von 1545«.
Der Artikel zeigt Spruch, Psalm und Liedauswahl für die Woche sowie die Bibeltexte für Lesungen und Predigten nach der Kirchenordnung.
Gedenktag am 24. Juni 2013
Der Artikel zeigt Spruch, Psalm, Liedauswahl und Bibeltexte für Lesungen und Predigten nach der Kirchenordnung.
Der Artikel zeigt Spruch, Psalm und Liedauswahl für die Woche sowie die Bibeltexte für Lesungen und Predigten nach der Kirchenordnung.
Gedenktag am 24. Juni 2024
Der Artikel zeigt Spruch, Psalm, Liedauswahl und Bibeltexte für Lesungen und Predigten nach der Kirchenordnung.
Gedenktag am 27. Dezember 2023
Der Artikel zeigt Spruch, Psalm, Liedauswahl und Bibeltexte für Lesungen und Predigten nach der Kirchenordnung.