»Die Welt und die vier Tiere«

Das Bild im Buch des Propheten Daniel, Kapitel VII.

Symbol Biblia 1545

Die Lutherbibel von 1545

 

Die Bilder der Lutherbibel von 1545

Bildbesprechung

Biblia
 

Die gantze Heilige Schrifft Deudsch
D. Martin Luther, Wittenberg 1545

Die Bücher der Propheten

 

Die Welt und die vier Tiere

 

»Die Welt und die vier Tiere«

Buch des Propheten Daniel
Kapitel 7

 

Eine Bildbesprechung

 

Die Welt
und die vier Tiere

Das Bild zum
Buch des Propheten Daniel, Kapitel 7

→Dan 7

Eine Betrachtung

 
 

Der Holzschnitt

Dem Buch des Propheten Daniel ist im siebten Kapitel ein Bild beigefügt, das die Vision der vier Tiere visualisiert. Der Druckstock ist als Holzschnitt erstellt wor­den, der die Maße ca. 15 x 11 cm besitzt.

 

Unsere Abbildung

Wir zeigen hier eine aufbereitete Reproduktion des Bildes, das in der Lutherbibel von 1545 unkoloriert abgedruckt wurde.

Klicken Sie auf das Bild, um eine vergrößerte Ansicht zu erhalten

 

Der Holzschnitt in der Ausgabe von 1545

Holzschnitt, Bild zum Buch des Propheten Daniel, Kapitel 7, Die Welt und die vier Tiere

Abbildung: »Die Welt und die vier Tiere«
Bild zum Buch des Propheten Daniel, Kapitel 7, in der Lutherbibel von 1545.

 

Die Bildinhalte

 

Die Weltkarte

Die Abbildung zeigt eine Weltkarte, die im Wesentlichen auf die damals verbreiteten Ptolemäus-Karten zurückzuführen ist. Zwar war zu jener Zeit der amerikanische Kontinent bereits bekannt, doch gab es nur wenige Spezialkarten, die ihn bereits rudimentär zeigten. Die Künstler der Lutherbibel beließen es bei einer Darstellung, die sich auf die Kontinente Europa, Asien und Afrika beschränkt.

Die Kontinente sind umspült von Wasser, dem alles umgebenden Meer.

Die Himmelsrichtungen wer­den durch vier Winde vorgeben. Im Norden, Osten, Süden und Westen symbolisiert jeweils ein Kopf sowohl die Himmelsrichtung, wie auch den zugehörigen Wind: Aus ihren Mündern blasen die Köpfe in die vorherrschende Windrichtung.

Mit wenigen Bergen und Flüssen kennzeichnet der Künstler die Landschaft. Zu sehen sind die Gebirge in Spanien, der Ural, die Gebirge Chinas, der Himalaya, die Gebirge Zentralafrikas im Quellgebiet des Nils und das Atlas-Gebirge in Nordafrika.

Als Flüsse sind verzeichnet der Nil mit dem ausgedehnten Seengebiet am Oberlauf, der Tigris im Zweistromland und der mächtige Brahmaputra mit dem Mündungsgebiet des Ganges.

 

Die vier Tiere der Vision Daniels (→Dan 7,1-12)

 

Das erste Tier: Der Löwe (→Dan 7,4)

Das erste Tier, den geflügelten Löwe, interpretiert Luther als das Königreich von Assyrien und Babylon (→Siehe Luthers Vorrede, Teil 3, das erste Tier).

 

Das zweite Tier: Der Bär (→Dan 7,5)

Das zweite Tier, der Bär, steht nach Luther für das Königreich der Perser und Meder (→Siehe Luthers Vorrede, Teil 3, das zweite Tier).

 

Das dritte Tier: Der Panther (→Dan 7,6)

Der Panther steht für das Königreich Alexanders des Großen, aus dem sich schließlich neue Königreiche entwickelt hatten (→Siehe Luthers Vorrede, Teil 3, das dritte Tier).

 

Das vierte Tier:das Tier mit den eisernen Zähnen (→Dan 7,7)

Das römische Reich wird durch das Tier mit den eisernen Zähnen repräsentiert (→Siehe Luthers Vorrede, Teil 3, das vierte Tier). Dieses Tier hat in Daniels Vision zehn Hörner auf dem Kopf, die Luther als zehn Königreiche interpretiert, in die das ehemalige Reich von Alexander dem Großen zerfällt.

 

Das kleine Horn (→Dan 7,8-12)

Zwischen den zehn Hörnern des vierten Tieres priest ein kleines Horn hervor, wodurch drei der zehn Hörner abbrechen. Dieses Horn besitzt Augen und einen Mund. Der Künstler hat für sein Bild daraus einen ganzen menschlichen Kopf gemacht, um jedes Missverständnis auszuschließen, denn der Mund redete wie ein Mensch.

Hier überträgt Luther die Symbolik in seine Zeit: Im kleinen Horn sieht er die Osmanen, die drei Reiche erobert und unter ihre Herrschaft gebracht hatten (→Siehe Luthers Vorrede, Teil 3, das kleine Horn).

 

Abschlussbemerkung

Die Bilder zeigen meist mehrere Szenen aus einem Buch oder Kapitel gleichzeitig und führen den Leser visuell in Stoff ein.

Die Künstler, die diese Bilder entworfen hatten, waren Meister der Mediengestaltung. Sie nutzten kleinste Flächen, um ganze Geschichten zu erzählen. Sie schnitten mit einem Stecheisen aus einem kleinen Holzblock derart genau, dass die vielen Details auf dem Zielmedium im Druck trotz dicker Druckerschwärze und faseriger Papiere erkennbar blieben!

Verstand man es, diese Bilder »zu lesen«, konnten daraus wieder die Geschichten entwickelt und nacherzählt wer­den. Dies war vor allem für jene Betrachter wichtig, die des Lesens unkundig waren oder Hilfen benötigten, um die durchaus schwierigen Texte der Bibel zu verstehen. Die Bilder waren ein wichtiger Anreiz dafür, die Texte zu lesen oder Lesen zu lernen, und trugen so erheblich zur Bildung ganzer Bevölkerungsgruppen bei.

 
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