»Salomos Urteil«

Das Bild im 1. Buch der Könige, Kapitel III.

Symbol Biblia 1545

Die Lutherbibel von 1545

 

Die Bilder der Lutherbibel von 1545

Bildbesprechung

Biblia
 

Die gantze Heilige Schrifft Deudsch
D. Martin Luther, Wittenberg 1545

Die Geschichtsbücher des Alten Testaments

 

Holzschnitt, Bild zu: Das 1. Buch der Könige, Kapitel 3, Salomos Urteil

 

»Salomos Urteil«

1. Buch der Könige, Kapitel 3

 

Eine Bildbesprechung

 

Salomos Urteil

Das Bild zum
1. Buch der Könige, Kapitel 3

→1Kon 3

Eine Betrachtung

 
 

Der Holzschnitt

Dem 1. Buch der Könige ist im 3. Kapitel ein Bild beigefügt, das König Salomo bei der Vorbereitung seines Urteils zeigt. Der Druckstock ist als Holzschnitt erstellt wor­den, der die Maße ca. 15 x 11 cm besitzt.

 

Unsere Abbildung

Wir zeigen hier eine aufbereitete Reproduktion des Bildes, das in der Lutherbibel von 1545 unkoloriert abgedruckt wurde.

Klicken Sie auf das Bild, um eine vergrößerte Ansicht zu erhalten

 

Der Holzschnitt in der Ausgabe von 1545

Holzschnitt, Bild zu: Das 1. Buch der Könige, Kapitel 3, Salomos Urteil

Abbildung: »Salomos Urteil«
Bild zum 1. Buch der Könige, Kapitel 3, in der Lutherbibel von 1545.

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Das Urteil Salomos

 

Die Geschichte zum Bild (→1Kon 3,16-28)

Salomo, gerade erst zum König berufen, bat in einem Gebet Gott um die Weisheit, Gut und Böse zu unterscheiden, damit er ein gerechter Richter sei.

Gott war beeindruckt von der Bescheidenheit dieser Bitte und gewährte ihm diesen Wunsch (→1Kon 3,1-15).

Und schon bald kam ein erster Fall vor Salomos königlichem Richtstuhl: Zwei Frauen stritten um die Mutterschaft und das Sorgerecht für ein Kind. Was hatte sich zugetragen?

Eine der Frauen erklärt den Grund ihrer Anklage:

Beide Frauen lebten in einer Wohngemeinschaft in der selben Wohnung. Beide wurden gleichzeitig schwanger, und beide gebaren kurz nacheinander je einen Sohn.

Doch das Unglück wollte es, da erdrückte die zweite Frau im Schlaf ihren Sohn, der dicht bei ihr lag. Der Säugling starb.

Nun soll die Beklagte, die Mutter, die ihr Kind erdrückt und den Tod ihres Sohnes bemerkt hatte, heimlich in der Nacht von ihrer Mitbewohnerin das lebende Kind genommen und ihr den eigenen, toten Sohn an die Seite gelegt haben.

Die Klägerin bemerkte bald das tote Kind neben ihr, als sie es säugen wollte. Doch als es hell wurde und sie den leblosen Körper näher betrachten konnte, erkannte sie, dass dies nicht ihr Kind sei, sondern der Sohn ihrer Mitbewohnerin.

Sie klagt vor dem König, um ihren eigenen Sohn, der ihr angeblich durch den Austausch genommen und nun streitig gemacht wurde, wiederzubekommen.

Die Frau, der die Tat vorgeworfen wurde, bestritt jedoch alles. Sie gab an, dass die Geschichte der Klägerin gelogen und das lebende Kind ihr eigenes sei.

Aussage gegen Aussage. Zeugen gab es nicht. Die Frauen wohnten allein, ohne Männer oder andere Familienangehörige.

Wie konnte da entschieden wer­den? Blutuntersuchungen und Gentests, um die Mutterschaft eindeutig nachzuweisen, gab es nicht. Zeugen, die das lebende Kind hätten identifizieren und einer der Frauen zuordnen können, gab es nicht.

Da fällte Salomo eine brutale Entscheidung angesichts der Hartnäckigkeit und Unnachgiebigkeit, mit der beide Frauen vor seinem Richtstuhl stritten: Er ließ von einem Bediensteten ein Schwert bringen und befahl, das Kind in zwei Teile zu schneiden und jeder Frau eine Hälfte zu geben. Damit sei der Sache hinreichend genüge getan. Eine jede bekommt einen Teil dessen, was sie beansprucht.

Da griff die Klägerin ein und gab nach: Man solle das Kind nicht zerteilen. Es soll ihrer Mitbewohnerin geben wer­den, denn es sei besser, dass das Kind lebt, wenn auch bei der falschen Mutter.

Die Beklagte aber hat in ihrem Eifer die Situation nicht mehr unter Kontrolle. Ihr Schmerz um den Verlust des eigenen Kindes und der Neid auf das Glück der anderen Frau, die ihr Kind heranwachsen sieht, lässt Zorn und Hass in ihr brodeln. Sie hält das Urteil Salomos daher für gerecht und fordert, das Kind nach diesem Urteil zu teilen.

Da ändert Salomo sein Urteil ab: Die erste Frau, die Verzicht üben wollte, um das Kind zu retten, tat das in seinen Augen offenbar aus ihrer Mutterliebe heraus, während die zweite Frau zu diesem Kind keine besondere Beziehung erkennen ließ. Salomo ließ das Kind leben und sprach es der ersten Frau zu.

 

Das Bild: Der Streit um das Kind (→1Kon 3,24-26)

Die Szene spielt im Hof eines feudalen Palastes. Solche noch zugänglichen Bereiche wurden im Mittelalter genutzt, um bei Bedarf oder in regelmäßigen Abständen Ge­richt zu hal­ten.

Zu sehen ist König Salomo, der mit dem Zepter auf das Kind zeigt und gerade den Ge­richtsdiener auffordert, das Kind mit dem Schwert, das dieser bereits bereit hält, zu zerteilen.

 

Abschlussbemerkung

Die Bilder zeigen meist mehrere Szenen aus einem Buch oder Kapitel gleichzeitig und führen den Leser visuell in Stoff ein.

Die Künstler, die diese Bilder entworfen hatten, waren Meister der Mediengestaltung. Sie nutzten kleinste Flächen, um ganze Geschichten zu erzählen. Sie schnitten mit einem Stecheisen aus einem kleinen Holzblock derart genau, dass die vielen Details auf dem Zielmedium im Druck trotz dicker Druckerschwärze und faseriger Papiere erkennbar blieben!

Verstand man es, diese Bilder »zu lesen«, konnten daraus wieder die Geschichten entwickelt und nacherzählt wer­den. Dies war vor allem für jene Betrachter wichtig, die des Lesens unkundig waren oder Hilfen benötigten, um die durchaus schwierigen Texte der Bibel zu verstehen. Die Bilder waren ein wichtiger Anreiz dafür, die Texte zu lesen oder Lesen zu lernen, und trugen so erheblich zur Bildung ganzer Bevölkerungsgruppen bei.

 
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