Die Weisheit Salomos

Kapitel XVII.

Symbol Biblia 1545

Die Lutherbibel von 1545

 

Die Texte der Lutherbibel von 1545 in Frakturschrift

Das Alte Testament

Die Apokryphen

 

Biblia
 

Die gantze Heilige Schrifft Deudsch
D. Martin Luther, Wittenberg 1545

Die Weisheit Salomos

 

C. XVII.

 

Weish 17,1-21

Alte Zählung: Weish 17,1-21

 

Der Text in 19 Kapiteln

 

Gliederung Kapitel 17

 

Nr.

Textstelle

alte Zählung

Textstelle

neue Zählung

Abschnitt | Link zum Text

Kapitel XVII.

 

 

A: 10 - 12

B: 16 - 19

 

 

III. DIE WEISHEIT UND GOTT IN DER GESCHICHTE

 

 

 

B: 16 - 19

 

 

III.B Gott handelt unterschiedlich an Israel und Ägypten

 

1

17,1-21

17,1-21

→Die Plage der Finsternis über Ägypten

 

🕮

Ka­pi­tel­ein­tei­lung nach der Aus­ga­be von 1545 (römische Zahlen),
An­ga­be der Text­stel­le nach der alten Zähl­wei­se (bis 2017)
und der neuen Zählweise ab der Ausgabe der Lutherbibel von 2017.

 

 

 

 

 

Die Weisheit Salómónis:
An die Tyrannen.

 

 

 

 

[171a]

 

 

XVII.

Zur Vers­zäh­lung sie­he An­mer­kung →*1)

 

 

Die Plage der Finsternis über Ägypten

 

GRos vnd vnſa­gelich ſind deine Ge­rich­te / HERR / Da­r­umb feilen auch die törichten Leu­te. 2[2]Denn da ſie mei­ne­ten das heilige Volck zu vnterdrücken / wurden ſie / als die Vn­ge­rech­ten / der fin­ſter­nis Gebundene / vnd der langen nacht Ge­fan­ge­ne / vnd als die Flüchtigen / lagen ſie vn­ter den Dechern verſchloſſen fur der ewigen Weisheit. 3[3]Vnd da ſie mei­ne­ten / jre ſünde ſolten verborgen / vnd vn­ter einem blinden Deckel vergeſſen ſein / wurden ſie grauſamlich zur­ſtrew­et / vnd

 

(Feilen)

Das iſt / jr an­ſchle­ge wi­der die Ge­rech­ten ge­hen zu rücke / →Pſal. 86. Dei­ne Fein­de fei­len.

 

 

 

 

[171a | 171b]

 

 

Das Bucĥ    C. XVII.

 

 

durch Geſpenſte erſchreckt. 4[4]Denn auch der Winckel / darin ſie waren / kundte ſie nicht on furcht be­wa­ren / Da war gedöne vmb ſie her / das ſie erſchreckt / vnd ſcheuſliche Laruen erſchienen / dauon ſie ſicht ent­ſatz­ten. 5[5]Vnd das Fewr vermocht mit keiner macht jnen zu leuchten / noch die hellen flammen der Sterne / kundten die elende Nacht liecht machen. 6[6]Es erſchein jnen aber wol ein ſelb brennend fewr / voller erſchrecknis / Da erſchracken ſie fur ſolchem Geſpenſte / das doch nichts war / vnd dachten / es we­re noch ein ergers dahinden / denn das ſie ſa­hen.

DAs gauckelwerck der ſchwartzen kunſt / lag auch darnider / vnd das rhümen von jrer kunſt ward zum ſpot. 8[8]Denn die ſich vnterwunden die furcht vnd ſchrecknis von den krancken Seelen zu treiben / wurden ſelbs kranck / das man auch jrer furcht ſpottet. 9[9]Vnd wenn ſie ſchon keins ſolcher ſchrecknis het­te erſchreckt / So het­ten ſie doch mocht fur furcht vergehen / Da die Thier vn­ter ſie furen / vnd die Schlan­gen mit hauffen ſo ziſſcheten / Das ſie auch in die lufft / welcher ſie doch nicht entberen kundten / nicht gern ſa­hen. 10[10]Denn das einer ſo verzagt iſt / das macht ſei­ne eigen bos­heit / die jn vberzeugt vnd verdampt / 11[11]Vnd ein erſchrocken Ge­wi­ſſen / ver­ſi­het ſich jmerdar des ergeſten. 12[12]Denn furcht kompt daher / das einer ſich nicht trawet zuuerantworten / noch keine hülffe weis. 13[13]Wo aber wenig troſt im her­tzen iſt / Da macht daſſelbige verzagen benger / denn die plage ſelbs.

→Exo. 9. Hat­ten die Zeu­be­rer auch die Drü­ſe / wie an­der Leu­te.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Conſcientia mille te­ſtes.

→*2)

14[14]DIe aber / ſo zu gleich die ſel­bi­gen nacht ſchlieffen (welche ein grewliche vnd ein rechte Nacht / vnd aus der grewlichen Hellen winckel komen war) 15[15]wurden etliche durch grauſame Geſpenſte vmbgetrieben / Etliche aber fielen dahin / das ſie ſich des Lebens erwegeten. Denn es kam vber ſie eine plötzliche vnd vnuerſehene Furcht / 16[16]das gleich / wo einer war / der drin ergriffen ward / der war gleich / wie im Kercker verſchloſſen / on eiſen verwaret / 17[17]er we­re ein Ackerman / oder Hirte / oder ein Erbeiter in der wü­ſten / Son­dern er müſte / als vbereilet / ſolche vnmeidliche not tragen. 18[18]Denn ſie waren alle zu gleich mit einerley Keten der fin­ſter­nis gefangen.

→*3)

 

19[19]WO etwa ein Wind hauchet / oder die Vögel ſüſſe ſungen vn­ter den dicken zweigen / oder das Wa­ſſer mit vollem lauff rauſchet / oder die Stei­ne mit ſtar­ckem poltern fielen / oder die ſpringenden Thier / die ſie nicht ſe­hen kundten / lieffen / oder die grauſamen wilden Thier heuleten / oder der widerhall / aus den holen Bergen ſchallet / So erſchreckt es ſie vnd machte ſie verzagt. 20[20]Die gantze Welt hatte ein helles 21[21]Allein vber die­ſen ſtund ein tieffe Nacht / welche war ein bilde des Finſternis / das vber ſie komen ſolte / Aber ſie waren jnen ſelbs ſchwe­re r / denn die fin­ſter­nis.

 

 

 

*1)

Verszählung

Es liegen zwei verschiedene Verszählungen vor:

Die Zählung, in grüner Schrift und (wie in der Lutherbibel von 2017) in eckigen Klammern gesetzt, bezieht sich auf die Ausgaben der Lutherbibel bis 2017. Die Übersetzung der älteren Lutherbibeln seit 1534 stützt sich überwiegend auf die lateinische Übersetzung, die der Kirchenvater Hieronymus vorgenommen hatte, und die in der katholischen Kirche im 16. Jahrhundert weit verbreitet war.

Die Zählung (wie bei uns üblich) in roter Schrift gesetzt, folgt nun der Lutherbibel von 2017, die sich mit ihrer völlig neu besorgten Übersetzung nun auf den griechischen Quelltext der Septuaginta stützt und deren Zählung zugrunde legt.

Beide Zählungen können an vielen Stellen identisch sein. Dennoch haben wir sie getrennt aufgenommen, um Eindeutigkeit zu erzielen.

Die neue Zählung wird in allen künftigen Publikationen der evangelischen Kirchen maßgeblich sein.

 

Hinweis zum Gebrauch und zur Lutherbibel von 2017

Die Texte des Buchs Weisheit Salomos in der Lutherbibel 2017 weichen wegen der Neuübersetzung basierend auf der Septuaginta stellenweise von der hier gezeigten Textform und von den Ausgaben bis 2017 ab.

Die Versangaben in allen älteren Ausgaben sowie in Dritttexten, z. B. in den Gottesdienstordnungen, beziehen sich derzeit noch durchweg auf die ältere Notation, wie wir sie in Klammern wiedergegeben haben.

 

 

*2) lat.: Conscientia mille testes.

dt.: »Das Gewissen [ist mehr als] tausend Zeugen.«

Daraus hat sich das deutsche Sprichwort gebildet:

»Eigen Gewissen ist mehr denn tausend Zeugen.«

 

 

*3) Die Lutherbibel 2017 merkt zu Vers 17,14 an: »Gemeint ist die Nacht, in der die Erstgeburt getötet wurde.«

Luther verweist aber auf 2Mos 10. Dort ist dreitätige Finsternis, also die dreitätige »Nacht«, beschrieben.

Wir hal­ten es mit Luther und mei­nen, die in Weish 17,14 bezeichnete Nacht meint die neunte Plage (2Mos 10,21-23).

Eindeutig verweisen darauf die Verse Weish 17,20-21, wo in Anpassung an 2Mos 10,21-23 erklärt wird, dass die Finsternis nur die Ägypter betraf.

Der Autor von Weish 17 beschreibt, dass die in 2Mos 10 genannte Plage nicht einfach nur Dunkelheit und Finsternis meinte, die eben ohne besondere Auswirkungen vergeht und bestenfalls als Naturschauspiel bedeutsam ist und somit Aufmerksamkeit erregt, ähnlich einer normalen Sonnenfinsternis. Er beschreibt, dass die Finsternis herbe Auswirkungen im Leben der Ägypter hatte. Beispielsweise erzeugte die Dunkelheit große Furcht, die bereits durch jedes kleine Geräusch noch einmal verstärkt wurde. Denn die Ägypter erwarterten nun das Böse, das Ende der Welt. Der Sonnengot Re war verschollen, die feste Ordnung (Maat) war verloren, es drohte Chaos (Isfet) und das Verlassensein von allen guten Göttern. Die Macht des Pharaos, der als »Sohn des Sonnengotts Re« verstanden wurde, war gebrochen. Die Ägypter traf die anhaltende Finsternis unmittelbar in ihrer religiösen und politischen Weltanschauung, was grundlegend als Auslöser der beschrieben Furcht zu verstehen ist.

Hingegen wird in Weish 17 weder direkt noch indirekt der Tod der Erstgeburt thematisiert.

 

 
 

 

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Ex

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Ps

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Der Text aus der Luther­bi­bel ist auf un­se­ren Sei­ten in An­leh­nung an das Druck­bild des Ori­gi­nals von 1545 wie­der­ge­ge­ben.

Den Sei­ten­auf­bau, die ver­wen­de­ten Schrif­ten, die Schreib­re­geln der Frak­tur­schrift und Luthers In­ten­tio­nen, mit der Ty­po­gra­fie Le­se­hil­fen be­reit­zu­stel­len, er­läu­tert dem in­ter­es­sier­ten Le­ser un­ser Ar­ti­kel »Satz und Ty­po­gra­fie der Luther­bi­bel von 1545«.

 
 
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