Die gantze Heilige Schrifft Deudsch
D. Martin Luther, Wittenberg 1545
150 Psalmen, aufgeteilt in fünf Büchern
1Die vnſchuld Dauids / dauon er ſang dem HERRN / Von wegen
der wort des Moren /
des Jeminiten.
AVff dich HERR trawe ich / mein Gott / Hilff mir von allen meinen Verfolgern / vnd errette mich.
3Das ſie nicht wie Lewen meine Seele erhaſſchen / Vnd zureiſſen / weil kein Erretter da iſt.
4HERR mein Gott / Hab ich ſolchs gethan / Vnd iſt vnrecht in meinen henden.
5Hab ich böſes vergolten / denen ſo friedlich mit mir lebten / Oder die ſo mir on vrſach feind waren beſchedigt.
6So verfolge mein Feind meine Seele vnd ergreiffe ſie / Vnd trette mein Leben zu boden / Vnd lege meine Ehre in den ſtaub / Sela.
7Stehe auff HERR in deinem zorn / Erhebe dich vber den grim meiner Feinde / Vnd hilff mir wider in das Ampt / das du mir befolhen haſt.
8Das ſich die Leute wider zu dir ſamlen / Vnd vmb derſelben willen kom wider empor.
9Der HERR iſt Richter vber die Leute / Richte mich HERR nach meiner gerechtigkeit vnd fromkeit.
10Las der Gottloſen bosheit ein ende werden / Vnd fördere die Gerechten / Denn du gerechter Gott prüfeſt hertzen vnd nieren.
11MEin Schild iſt bey Gott / Der den fromen hertzen hilffet.
12Gott iſt ein rechter Richter / Vnd ein Gott der teglich drewet.
13Wil man ſich nicht bekeren / ſo hat er ſein Schwert gewetzt / Vnd ſeinen Bogen geſpannet / vnd zielet.
14Vnd hat drauff gelegt tödlich Geſchos / Seine Pfeile hat er zugericht zuuerderben.
15Sihe / der hat Böſes im ſinn / mit Vnglück iſt er ſchwanger / Er wird aber einen Feil geberen.
16Er hat eine Gruben gegraben vnd ausgefürt / Vnd iſt in die Gruben gefallen / die er gemacht hat.
17Sein vnglück wird auff ſeinen Kopff komen / Vnd ſein freuel auff ſeine Scheittel fallen.
18Ich dancke dem HERRN vmb ſeiner gerechtigkeit willen / Vnd wil loben den Namen des HERRN des Allerhöheſten.
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Kürzel | Bezeichnung in Luthers Biblia 1545 | Moderne Bibel | Kürzel |
Jeſa. | Der Prophet Jeſaja.Biblia Vulgata: | Der Prophet Jesaja Das Buch Jesaja | Jes Jes Jes Is |
Erläuterungen siehe Liste der Abkürzungen und Namen biblischer Bücher | |||
Die folgenden Begriffe aus dem Text Ps 7 werden hier erläutert.
Versnummer: Luthers Wort | |||
1: dauon | 1: HERR | ||
1: Moren | 3: Lewen | 3: Seele | |
3: zureiſſen | 5: on | 5: vrſach | |
6: Sela | 7: grim | 9: fromkeit | |
10: Gottloſen | 10: Gerechten | 11: fromen | |
12: rechter | 12: drewet | 15: Feil | |
17: freuel | 18: Allerhöheſten | ||
Klick auf ein Wort führt zum Eintrag mit den Erklärungen. Das vollständige Verzeichnis findet sich hier: Das große Stilkunst.de–Wörterbuch zur Lutherbibel von 1545 |
Luther-Deutsch | Deutsch | Erläuterungen | ||||||||||||||||
Vnſchuld Dauids | Unschuld Davids Angabe der Urheberschaft im Titel von Psalm 7.
Die Formulierung besagt nicht verlässlich, dass David selbst diesen Psalm verfasst hat. Sie bedeutet wohl nur, dass der Psalm zu einer Sammlung von Psalmen gehört, die ihm gewidmet ist.
In der Lutherbibel von 1545 benennen 73 Psalmen in der Überschrift David als Urheber.
a) Psalm Davids: 50 Psalmen 3, 4, 5, 6, 8, 9, 11, 12, 13, 14, 15, 18, 19, 20, 21, 22, 23, 24, 25, 26, 27, 28, 29, 30, 31, 34, 35, 36, 37, 38, 39, 40, 41, 51, 61, 62, 63, 64, 65, 69, 70, 101, 103, 109, 110, 139, 140, 141, 143 und 144
b) Gülden Kleinod Davids: 6 Psalmen 16, 56, 57, 58, 59 und 60
c) Unterweisung Davids: 6 Psalmen 32, 52, 53, 54, 55 und 142
d) Lied Davids: 4 Psalmen 122, 124, 131 und 133
e) Psalmlied Davids: 2 Psalmen 68 und 108
f) Gebet Davids: 2 Psalmen 17 und 86
g) Unschuld Davids: 1
h) Lob Davids: 1 Psalm 145
i) Davids: 1 Psalm 138
Zur Person Davids
Historisch kreisen um die Person Davids viele ungeklärte Fragen. Nach der biblischen Überlieferung war David nach Saul der zweite König Israels und lebte von etwa 1000 bis 961 v. Chr. Genauere Lebensdaten sind unbekannt.
David war zunächst Musiker am Hof Sauls und wurde später Offizier in seinem Heer.
Die Geschichte Davids wird ausführlich erzählt in den beiden Samuelbüchern (1Sam, 2Sam), in 1Kön 1-2 und in 1Chr 11-29.
SK Version 25.09.2024 ● | ||||||||||||||||
dauon
da von | davon (Adverb) dauon
da von
mhd: dâ von Luther benutzt die zusammengestzte (dauon) und die getrennte Schreibweise (da von).
Das Wort bezeichnet
a) eine Entfernung von einem Ort: davon (entfernt sein) b) eine Ablösung, Trennung, Befreiung von einer Sache, einem Verhältnis oder einem Zustand: davon (befreit sein, u. ä.) c) eine Richtung für Bewegungen: von da, von daher, (da) hinweg, weg, dahin d) einen Bezug zu einer Sache, einem Vorgang oder einem Zustand: davon (sagen, reden, denken, nehmen, usw.) Beispiel für zusammengesetzte Schreibung: dauon
Kvrtz / Wenn ein Menſch in der wirde iſt / vnd hat keinen verſtand / So feret er dauon wie ein Vieh.
Kurz: Wenn ein Mensch in Amt und Würden ist, aber keinen Verstand besitzt, dann fährt er dahin wie ein Stück Vieh.
Beispiel für getrennte Schreibung: da von
Dennoch können ſie nicht bleiben in ſolcher wirde / Sondern müſſen da von / wie ein Vieh.
Dennoch können sie nicht bleiben in dieser Würde, sondern sie müssen davon, nicht anders als Vieh.
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HERR | HERR, JHWH, Jahwe Aussehen in unseren Frakturschriften: HERR oder HERR
HERR im Alten Testament
hebräisch: יהוה (jhwh, das Tetragrammaton JHWH) lateinisch (Biblia Sacra Vulgata): Dominus, Herr
Luthers Schreibweise HERR in Versalien (Großbuchstaben) folgt einer festen Regel. Sie weist darauf hin, dass im hebräischen Text an dieser Stelle das Tetragrammaton (das Vierfachzeichen) »JHWH« (hebr.: יהוה) steht. Es ist der unaussprechliche Name Gottes.
Satztechnisch bedingte Varianten
Um beim Satz der Lettern Platz in einer Zeile zu sparen, wodurch übermäßiger Sperrdruck oder ungünstige Wortumbrüche vermieden werden, sind in der Lutherbibel von 1545 häufig auch die Varianten HERr oder HERRn oder HERrn zu finden. Dabei sind mindestens die ersten drei Zeichen in Versalien gesetzt, womit sie hinreichend von HErr unterscheidbar sind.
An wenigen Stellen im Text wurde eine für uns unübliche Trennung im Wort vorgenommen, um einen Zeilenumbruch zu realisieren, hier beispielhaft gezeigt:
[ ...] fur den HER- RN bringen [...]
HERR HErr
Der Ausdruck HERR HErr steht dann, wenn im hebräischen Text »JHWH Adonaj« zu lesen ist. (Siehe dazu auch den Artikel HErr.)
Auch die umgekehrte Reihenfolge HErr HERR ist möglich (»Adonaj JHWH«).
4bSo ſpricht der HErr HERR / 5aſie gehorchen oder laſſens /
Die neuen Lutherbibeln übersetzen diesen Ausdruck stets mit »Gott der HERR«.
Die Aussprache des Namens Gottes
Das Wissen um die Aussprache der vier Zeichen, die den Gottesnamen ausmachen, ist schon früh in der Geschichte verloren gegangen. Sie werden heute oft mit »Jahwe« (vokalisiert geschrieben יְהוָה nach der Aussprache des hebräischen Adonaj, Herr) oder »Jehova« (יְהוָֹה ebenfalls nach dem hebräischen Adonaj, Herr, jedoch unter Berücksichtigung aller Vokale) transkribiert, aber auch mit »Jewah« (ebenfalls יְהוָה aber nach dem hebräischen Schema, der Name, zu lesen) oder »Jehowih« (יְהוִה nach dem hebräischen Elohim, Gott / Götter).
Luthers Namensersatz
Luther kannte die vokalisierten Varianten und die transkribierten Formen und war wohl besonders dem Wort »Jehova« zugeneigt. Es bezieht alle drei Vokale aus dem Wort Adonaj, das »Herr« bedeutet. Dennoch hatte er es vermieden, in seiner Übersetzung »Jehova« zu verwenden. Stattdessen nutzte er wie die lateinischen Bibeln einen Wortersatz. Er setzte das deutsche Wort ein, das gemäß der jüdischen Tradition zu lesen sei, wenn im Text das Vierfachzeichen erscheint, machte es aber durch die besondere Satzweise in Großbuchstaben kenntlich: HERR.
Luthers Schreibweise hat sich bis heute in etlichen Bibelausgaben gehalten.
HERR im Neuen Testament
Im neuen Testament verwendet Luther die Schreibweise HERR in Versalien (Großbuchstaben) für Gott, den Vater, an Stellen, wo sich Zitate aus dem Alten Testament auf »JHWH« beziehen.
Wichtig: Davon zu unterscheiden sind die Schreibweisen
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Mor | Mohr, der (veraltet)
Bewohner des Landes Kusch: Kuschite
Bewohner des Landes Nubien: Nubier
Bewohner des Landes Äthiopien: Äthiopier Der Begriff »Mohr« meint ursprünglich den Bewohner Mauretaniens, (lat. Mauri), den Mauren, er wurde aber auch auf alle dunkelfarbigen Bewohner Nordafrikas übertragen und verwendet. So ist er die Bezeichnung für Maure, aber auch beispielsweise für Äthiopier.
Luther übersetzt das Land Kusch, Nubien, das sich südlich von Ägypten befand, und im griechisch-römischen Sprachraum Äthiopien genannt wurde, regelmäßig mit Morenland.
Empfehlung:
Dem Begriff Mohr haftet außerhalb seiner historischen oder literarischen Verwendung oft ein diskriminierender Charakter an. In der praktischen Gemeindearbeit lässt sich die literarische Verwendung kaum herausstellen.
Um jedes Missverständnis auszuschließen, empfehlen wir, Luthers Worte Mor und Morenland in Textlesungen, Predigten, usw. nicht zu verwenden.
Es kann stattdessen, je nach Intention des Vorhabens, als Landes- und Einwohnerbezeichnung beispielsweise verwendet werden:
Die vnſchuld Dauids / dauon er ſang dem HERRN / Von wegen der wort des Moren / des Jeminiten.
Die Überschrift des Psalms 7 erklärt, dass es sich um eine Unschuldsbeteuerung, ein Klagelied Davids handelt, verbunden mit der Bitte um Gerechtigkeit, weil er von einem dunkelhäutigen, sonst nicht näher bezeichneten Jemeniten beschuldigt und bedroht wurde. Vermutlich drohte der Angriff eines jemenitischen Fürsten.
Ein Klagelied Davids, das er dem HERRN sang wegen der Worte des Jemeniten.
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Lew
Lewe | Löwe, der a) das Tier: der Löwe b) die bildliche Übertragung auf Menschen, wobei oft die Stärke, die Kühnheit und die Raubgier des Löwen das Bild bestimmen.
Beide Schreibweisen, mit und ohne »e« am Ende sind möglich.
Er lauret im verborgen / wie ein Lew in der hüle
Er lauert im Verborgenen wie ein Löwe in der Höhle.
Vnd wie ein auffgereckter Lewe jageſtu mich /
Und wie ein aufgerichteter [im Sprung befindlicher] Löwe jagest du mich [ ganz sicher].
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Seele
ſeele | Seele, die Seele
hebräisch: נֶ֫פֶשׁ (nεfεš), eigtl.: Hauch, Atem 1) was ein Wesen lebendig macht: Seele 2) Sitze der Empfindungen: Gemüt, Herz 3) lebendiges Wesen (worin Leben ist), Lebender, Person griechisch: ψυχή (psyche), eigtl.: das (irdische) Leben 1) die Seele 2) das Leben 3) lebendiges Wesen (worin Leben ist), Lebender, Person, lebender Mensch lateinisch: anima Atem, Hauch, Seele, Gemüt, Leben, Lebenskraft Der Begriff Seele erstreckt sich über ein weites Feld von Bedeutungen, die alle im individuellen Sein eines lebendigen Wesens, speziell eines Menschen angesiedelt sind. Es reicht vom belebenden Atem über den Sitz der Emotionen, über Emotionen selbst, über Gemütszustände bis hin zu Lebenskraft und zu Leben an sich.
Seele grenzt immer lebende und empfindende Wesen von Gegenständen, toten Körpern und Verstorbenen ab, die alle diese Eigenschaften, also die Seele, entweder nicht besitzen oder verloren haben. Das heutige Verständnis
Der Begriff der Seele ist religionsgeschichtlich in allen Kulturen vorhanden, aber mit sehr unterschiedlichen Vorstellungen verbunden. Heute gibt es viele Interpretationsversuche, die oft zur Erklärung und Abgrenzung verschiedene Seelen-Typen beschreiben, wie die Körper-Seele, die Frei-Seele, die Schatten-Seele u.a.
Allen gemein scheint nur zu sein, dass mit Seele eine individuelle »Lebenskraft« gemeint ist, die jedoch nicht näher greifbar ist. Sie belebt den Körper, wenn der Mensch aktiv und bewusst ist (Körper-Seele). Sie existiert vom Bewusstsein aber auch unabhängig, beispielsweise, wenn der Mensch schläft oder bewusstlos ist (Frei-Seele). Sie beinhaltet die Gedanken und Gefühle (Ich-Seele). Die Hauch-Seele ist eine Art ätherisches Fluidum, und eine spezielle Gabe des Höchstens Wesens (ein Beispiel ist der Odem, den Adam eingeblasen bekommt). Die Schatten-Seele ermöglicht es, im Schlaf in den Träumen zu reisen, ohne den schlafenden Körper mitzunehmen, usw.
Im christlichen Abendland ist die Idee einer Seele zwar selbstverständlich, der Gebrauch des Begriffs aber längst nicht einheitlich. Bis heute steht der Begriff Seele im Zentrum theologischer Untersuchungen und Diskussionen. So ist das hebräische Wort נֶ֫פֶשׁ (nεfεš; Seele) eines der am meisten untersuchten Wörter im Alten Testament, nicht zuletzt, um die Grundlagen zu schaffen für ein christlich religiöses Verständnis.
Die Frei-Seele entspricht in etwa dem christlichen Verständnis: Sie ist von Körper und Geist unabhängig (frei). Die Frei-Seele vertritt den ganzen Menschen mit all seinen persönlichen Eigenschaften, Fähigkeiten, Gedanken und Erinnerungen. Sie kann in Träumen, Trancen oder in Bewusstlosigkeit den Kör0per vorübergehend verlassen und eigenständig existieren (frei). Kehrt sie nicht zurück, stirbt der Mensch, doch die Frei-Seele überlebt, womit die Persönlichkeit des Menschen nach seinem Tod erhalten bleibt.
Damit grenzt sich der Begriff Seele von der Bedeutung Lebenskraft oder von Leben eindeutig ab. Während die Lebenskraft und das Leben mit dem Tod verloren gehen, existiert die Seele weiter. Um eine »lebendige Seele« zu werden (1Mos 2,7), braucht es einen Körper (Materie), einen Geist (Denken und Handeln), eine Seele (das individuelle »Ich«) und das Leben an sich (das Luther Odem nennt).
Die Interpretation des Wortes Seele | ||||||||||||||||
zureiſſen
zureis | zerreißen (Verb)
zerriß (3. Pers. sing. Imperf.)
Laſſet vns zureiſſen jre Bande / Vnd von vns werffen jre Seile.
Lasst uns ihre Bande zerreissen und ihre Seile von uns werfen.
Sie haben dein Geſetze zuriſſen.
Sie haben dein Gesetz zerrissen.
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on | ohne (Präposition) Wegfall einer Sache oder eines Grundes
Psalm 18,32 on der HERR: ohne dem HERRN
Psalm 27,12 on ſchew: ohne Scheu
Psalm 35,15 on meine ſchuld: ohne meine Schuld
Psalm 18,32 on vnſer Gott: ohne unserem Gott
Röm 1,9 on vnterlas: ohne Unterlass
Psalm 7,5 on vrſach: ohne Ursache, ohne Grund, grundlos
Psalm 15,2 on wandel: ohne Makel, makellos, unverändert
Psalm 105,34 on zahl: ohne Zahl, zahllos, unzählig
Röm 4,6 on zuthun: ohne Zutun
Röm 4,9 on zweiuel: ohne Zweifel, zweifelsohne, zweifellos
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Vrſach
vrſach | Ursache, die Ursache, Grund
on vrſach: ohne Ursache, ohne Grund, grundlos
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Sela | Sela In den Psalmen: ein Tonzeichen
Sela (hebr. סֶלָה) ist die transkribierte Form des hebräischen Wortes, dessen Bedeutung und Herkunft unklar sind.
Es kommt in den Psalmen 71 mal vor und wird als Tonzeichen verstanden, und somit als musikalischer Fachbegriff. Es zeigt vermutlich eine Pause oder einen Ruhepunkt im Gesang, bzw. den Abschluss eines Absatzes (einer Strophe) an.
Es kann aber auch als Wiederholungszeichen (Refrain) verstanden werden. Dann könnte es auch die Textzeile abschließen, die als Wechselgesang von einem Chor gegen den Vorsänger wiederholt wird.
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Grim
grim | Grimm, der | ||||||||||||||||
Frömkeit
Fromkeit | Frömmigkeit, die ursprünglich in den Bedeutungen Tüchtigkeit, Tapferkeit.
Eine anhaltende (tüchtige), passive Verehrung der Göttlichkeit bzw. göttlicher Gesetze, verbunden mit Vertrauen, die sich gegen alle Anfechtungen stellt (Tapferkeit).
Frömkeit:Hiob 2,9
Vnd ſein Weib ſprach zu jm / Helteſtu noch feſt an deiner frömkeit? Ja / Segene Gott vnd ſtirb.
Und seine Frau sprach zu ihm: Hälst du denn immer noch fest an deiner Frömmigkeit? Ja, segne Gott und stirb!
Fromkeit:Psalm 7,9
Richte mich HERR nach meiner gerechtigkeit vnd fromkeit.
Richte mich, HERR, nach meiner Gerechtigkeit und Frömmigkeit!
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Gottloſe
Gotloſe | Gottlose, der Substantivierung von: gottlos (Adjektiv)
Religiöser Begriff, der die Existenz Gottes voraussetzt:
1) Zustand: los von Gott; von Gott los [sein]; von Gott verlassen; ohne Gott. 2) religiöse Grundhaltung: Gott nicht dienend; die Ehre, den Willen, die Gebote Gottes missachtend
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Gerechte | Gerechte, der a) Mensch, der den Pflichten des menschlichen und göttlichen Rechts gemäß lebt, denkt und handelt.
b) Mensch, der im Gegensatz zum Gottlosen gut, fromm, rechtschaffen und gottesfürchtig ist.
Das ſey ferne von dir / das du das thuſt / vnd tödteſt den Gerechten mit den Gottloſen / das der Gerechte ſey gleich wie der Gottloſe /
Das sei fern von dir, dass du das tust und den Gerechten mit den Gottlosen tötest, dass der Gerechte dem Gottlosen gleich sei.
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from
frum | fromm (Adjektiv) a) brav, tüchtig, tapfer b) nützlich, gut c) ordentlich, ehrlich d) unschuldig, unsträflich e) gewissenhaft, liebevoll, pflichtgetreu (gegenüber Gott) f) fromm, verehrend
Eine anhaltende (tüchtige), die Göttlichkeit pflichtgetreu verehrende Eigenschaft, die von Tapferkeit gegen alle Anfechtungen getragen wird.
from: Psalm 94,15
DEnn Recht mus doch recht bleiben / Vnd dem werden alle frome Hertzen zufallen.
Denn Recht muss doch Recht bleiben. Und dem werden alle frommen Herzen zufallen.
frum: Lk 18,9
ER ſaget aber zu etlichen / die ſich ſelbs vermaſſen / das ſie frum weren /
Er sagte zu etlichen, die von sich selbst überzeugt waren, dass sie fromm wären ...
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recht | recht (Adverb und Adjektiv) Die ursprüngliche Bedeutung von recht ist das Gegenteil von krumm bzw. von link (Adjektiv).
Damit lässt sich mit recht alles beschreiben, was sich im Gegensatz zu einer krummen, linken, schrägen, unliebsamen, ungehörigen, nicht offensichtlichen Sache usw. (bzw. einem Zustand) abhebt bzw. was davon abgehoben werden soll.
Daraus ergeben sich viele Bedeutungen, die wir hier nicht alle auflisten können. Die Verwendung bei Luther
wahr, eigentlich (von Personen im Gegensatz zu denen, die sich sonst nur so nennen):
Psalm 7,12: Gott iſt ein rechter Richter: Gott ist ein wahrer Richter (im Gegensatz zu den irdischen Richtern)
richtig, passend (im Gegensatz zu falsch, unpassend)
Psalm 68,7: Der die Gefangen ausfüret zu rechter zeit: Der die Gefangenen herausführt sobald die Zeit dafür reif ist.
wahr, richtig (im Gegensatz zu unwahr, falsch, unrichtig)
Psalm 93,5: Dein wort iſt eine rechte Lere: Dein Wort ist die wahre Lehre
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drewen | dräuen (Verb, veraltet) drohen (Verb) a) drohen, androhen, bedrohen
in der Absicht, zu strafen oder Schaden zuzufügen;
b) heftig, nachdrücklich ermahnen
in guter Absicht, um vor Bösem zu warnen und davon abzuhalten.
Gott iſt ein rechter Richter / Vnd ein Gott der teglich drewet.
Gott ist ein gerechter Richter, und ein Gott, der täglich droht.
Anmerkung zu Psalm 7,12:
Luthers Wort drewet ist eine Entsprechung für das hebräische זָעַם (zͻˁam), das so viel bedeutet wie »heftig auf jemanden zürnen und ihn den Zorn fühlen lassen«.
In Psalm 7,12 wird das Konstrukt זֹעֵם אֵל (ˀel zoˁem; Gott, zürnend) allerdings wie ein Titel, wie ein Name gebraucht: Zorngott.
Daraus ergeben sich diese Übersetzungsvarianten:
b) Gott ist ein gerechter Richter, ein zürnender Gott, der [seinen Feinden] den Zorn alle Tage spüren lässt
c) Gott ist ein gerechter Richter, er ist Zorngott alle Tage.
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Feil | Fehl, der Mangel, Gebrechen, Fehler, Irrtum, Versagen
Er wird aber einen Feil geberen.
Er wird aber eine Fehlgeburt haben.
Wo jr aber den Menſchen jre feile nicht vergebet / So wird euch ewer Vater ewre feile auch nicht vergeben
Wo ihr aber den Menschen ihre Fehler (ihr Fehlverhalten) nicht vergebt, da wird Euch Euer Vater Eure Fehler auch nicht vergeben.
SK Version 25.09.2024 ● | ||||||||||||||||
Freuel
freuel | Frevel, der mhd: frevel Bewusster Verstoß gegen die geltende (göttliche oder weltliche) Ordnung aus Übermut, Auflehnung oder Missachtung.
Denn ich ſehe freuel vnd hadder in der Stad.
Denn ich sehe Frevel und Hader in der Stadt.
Adjektivisch gebraucht
Es tretten freuel Zeugen auff / Die zeihen mich des ich nicht ſchüldig bin.
Es treten falsche Zeugen auf. Sie bezichtigen mich, obwohl ich nicht schuldig bin.
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Allerhöheſte | Allerhöchste, der Substantivierung von: allerhöheſt (ganz oben, höher geht es nicht)
Als Rangbezeichnung und Ehrenbezeichnung besonders für Gott, aber auch für Könige gebraucht.
SK Version 25.09.2024 ● | ||||||||||||||||
Erläuterungen siehe Das große Stilkunst.de–Wörterbuch zur Lutherbibel von 1545 | |||||||||||||||||
Der Text aus der Lutherbibel ist auf unseren Seiten in Anlehnung an das Druckbild des Originals von 1545 wiedergegeben.
Den Seitenaufbau, die verwendeten Schriften, die Schreibregeln der Frakturschrift und Luthers Intentionen, mit der Typografie Lesehilfen bereitzustellen, erläutert dem interessierten Leser unser Artikel »Satz und Typografie der Lutherbibel von 1545«.