Das Buch der Psalmen

Psalm XVII.

Symbol Biblia 1545

Die Lutherbibel von 1545

 

Die Texte der Lutherbibel von 1545 in Frakturschrift

Das Alte Testament

Die Bücher der Dichtung

 

Biblia
 

Die gantze Heilige Schrifft Deudsch
D. Martin Luther, Wittenberg 1545

Der Psalter

Die Bücher der Psalmen

 

XVII.

 

Ps 17,1-15

 

150 Psalmen, aufgeteilt in fünf Büchern

 

Die Bitte des Unschuldigen

 

 

Der Psalm 17 aus Luthers Biblia 1545

Der Pſalter.

 

 

XVII.

1Ein Gebet Dauids.

 

Scio quod non mendacium, ſed tuum uerbum do­ceo. Ideo ſi non uiſ me exaudire exaudi tuam iu­ſtam cauſſam.

HERR erhöre die Ge­rechtigkeit / Merck auff mein geſchrey / Vernim mein Gebet / das nicht auſ falſchem mun­de ge­het.

2Sprich du in meiner Sache / Vnd ſchaw du auffs Recht.

3DV prüfeſt mein hertz / vnd be­ſu­cheſts des nachts / Vnd leuterſt mich vnd findeſt nichts / Ich hab mir fur geſetzt / das mein mund nicht ſol vbertretten.

4Ich beware mich in dem wort deiner Lippen / Fur Men­ſchen werck / auff dem wege des Mörders.

5ERhalte mei­nen Gang auff deinen Fuſſteigen / Das meine tritt nicht gleitten.

6Ich ruffe zu dir / das du Gott wolteſt mich erhören / Neige deine Ohren zu mir / höre meine rede.

7BEweiſe deine wünderliche Güte / du Heiland dere die dir vertrawen / Wider die ſo ſich wi­der deine rechte Hand ſetzen.

8BEhüte mich wie einen Augapffel im auge / Beſchirme mich vn­ter dem ſchatten deiner Flügel.

9Fur den Gott­lo­ſen / die mich verſtören / Fur mei­nen Feinden / die vmb vnd vmb nach meiner Seelen ſtehen.

(Fetten)

Das iſt / Die gro­ſſen vnd ge­waltigen.

10Ire Fetten hal­ten zu­ſa­men / Sie reden mit jrem mun­de ſtoltz.

11Wo wir gehen / ſo vmbgeben ſie vns / Ire augen richten ſie dahin / das ſie vns zur erden ſtörtzen.

12Gleich wie ein Lewe / der des Raubs begert / Wie ein junger Lewe der in der hüle ſitzt.

c
(Deiner hand)

Die dir in dei­ne hand komen zu ſtraffen /
Ebre. 10. Es iſt ſchrecklich dem lebendigen Gott in die hende fallen / Pſal. 21. Dei­ne hand wird finden al­le deine Fein­de.

13HERR mache dich auff / vberweldige jn / vnd demütige jn / Errette meine Seele von dem Gott­lo­ſen / mit deinem ſchwert.

14Von den Leu­ten c deiner hand / HERR / Von den Leu­ten die­ſer welt / welche jr Teil haben in jrem Leben / welchen du den Bauch fülleſt mit deinem Schatz / Die da kin­der die fülle haben / vnd la­ſſen jr vbriges jren Jungen.

 
 
 
(Erwache)

Wacker ſein im wort vnd glauben nicht ſchnarcken.

15ICh aber wil ſchaw­en dein Andlitz / in gerechtigkeit / Ich wil ſat wer­den / wenn ich erwache nach deinem Bilde.

 

 
 

 

Biblia 1545

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Hebräerbrief

Hebr

Hebr

Hebr

Erläuterungen siehe →Liste der Abkürzungen und Namen biblischer Bücher

 

 

 

 

Worterklärungen: Übersicht

Die folgenden Begriffe aus dem Text Ps 17 wer­den hier erläutert.

Versnummer: Luthers Wort

1: Gebet Dauids

1: HERR

1: geſchrey

2: ſchaw

3: leuterſt

3: fur

3: fur geſetzt

3: vbertretten

7: wünderliche

7: Heiland

7: vertrawen

9: Gottloſen

9: verſtören

9: vmb

9: vmb vnd vmb

9: Seelen

10: Fetten

11: vmbgeben

12: Lewe

12: hüle

15: Andlitz

Klick auf ein Wort führt zum Eintrag mit den Erklärungen.

Das vollständige Verzeichnis findet sich hier: →Das große Stilkunst.de–Wörterbuch zur Lutherbibel von 1545

 
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Aus dem Wörterbuch

Worterklärungen:
Seltene Namen, Wörter und Begriffe im Text Ps 17

Luther-Deutsch

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Gebet Dauids

Gebet Davids

Angabe der Urheberschaft im Titel von →Psalm 17 und →Psalm 86.

 

Die Formulierung besagt nicht verlässlich, dass David selbst diese Psalmen verfasst hat. Sie bedeutet wohl nur, dass sie zu einer Sammlung von Psalmen gehören, die ihm gewidmet ist.

 

 

In der Lutherbibel von 1545 benennen 73 Psalmen in der Überschrift David als Urheber.

 

a) →Psalm Davids: 50

Psalmen 3, 4, 5, 6, 8, 9, 11, 12, 13, 14,

15, 18, 19, 20, 21, 22, 23, 24, 25, 26,

27, 28, 29, 30, 31, 34, 35, 36, 37, 38,

39, 40, 41, 51, 61, 62, 63, 64, 65, 69,

70, 101, 103, 109, 110, 139, 140, 141, 143 und 144

 

b) →Gülden Kleinod Davids: 6

Psalmen 16, 56, 57, 58, 59 und 60

 

c) →Unterweisung Davids: 6

Psalmen 32, 52, 53, 54, 55 und 142

 

d) →Lied Davids: 4

Psalmen 122, 124, 131 und 133

 

e) →Psalmlied Davids: 2

Psalmen 68 und 108

 

f) VerweisGebet Davids: 2

 

g) →Unschuld Davids: 1

Psalm 7

 

h) →Lob Davids: 1

Psalm 145

 

i) →Davids: 1

Psalm 138

 

 

Zur Person Davids

 

Historisch kreisen um die Person Davids viele ungeklärte Fra­gen. Nach der biblischen Überlieferung war David nach Saul der zweite König Israels und lebte von etwa 1000 bis 961 v. Chr. Genauere Lebensdaten sind unbekannt.

 

David war zunächst Musiker am Hof Sauls und wurde später Offizier in seinem Heer.

 

Die Geschichte Davids wird aus­führ­lich er­zählt in den bei­den Sa­mu­el­bü­chern (→1Sam, →2Sam), in →1Kön 1-2 und in →1Chr 11-29.

 

 

SK Version 25.09.2024  

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HERR

HERR, JHWH, Jahwe

Aussehen in unseren Frakturschriften:

HERR oder HERR

 

 

HERR im Alten Testament

 

hebräisch: יהוה (jhwh, das Tetragrammaton JHWH)

lateinisch (Biblia Sacra Vulgata): Dominus, Herr

 

Luthers Schreibweise HERR in Ver­sa­li­en (Groß­buch­sta­ben) folgt einer fes­ten Re­gel. Sie weist da­rauf hin, dass im he­brä­i­schen Text an die­ser Stel­le das Te­tra­gram­ma­ton (das Vier­fach­zei­chen) »JHWH« (hebr.: יהוה) steht. Es ist der un­aus­sprech­li­che Na­me Got­tes.

 

 

Satztechnisch bedingte Varianten

 

Um beim Satz der Let­tern Platz in ei­ner Zei­le zu spa­ren, wo­durch über­mä­ßi­ger Sperr­druck oder un­güns­ti­ge Wort­um­brü­che ver­mie­den wer­den, sind in der Lu­ther­bi­bel von 1545 häu­fig auch die Va­ri­an­ten HERr oder HERRn oder HERrn zu fin­den. Da­bei sind min­des­tens die ers­ten drei Zei­chen in Ver­sa­li­en ge­setzt, wo­mit sie hin­rei­chend von HErr un­ter­scheid­bar sind.

 

An we­ni­gen Stel­len im Text wur­de ei­ne für uns un­üb­li­che Tren­nung im Wort vor­ge­nom­men, um einen Zei­len­um­bruch zu re­a­li­sie­ren, hier bei­spiel­haft ge­zeigt:

 

[ ...] fur den HER-

RN bringen [...]

 

 

HERR HErr

 

Der Ausdruck HERR HErr steht dann, wenn im he­brä­i­schen Text »JHWH A­do­na­j« zu le­sen ist. (Siehe da­zu auch den Ar­ti­kel →HErr.)

 

Auch die um­ge­kehr­te Rei­hen­fol­ge HErr HERR ist mög­lich (»Adonaj JHWH«).

 

→Hes 2,4b-5a

 

4bSo ſpricht der HErr HERR / 5aſie gehorchen oder la­ſſens /

 

Die neu­en Lu­ther­bi­beln über­set­zen die­sen Aus­druck stets mit »Gott der HERR«.

 

 

Die Aus­spra­che des Na­mens Got­tes

 

Das Wis­sen um die Aus­spra­che der vier Zei­chen, die den Got­tes­na­men aus­ma­chen, ist schon früh in der Ge­schich­te ver­lo­ren ge­gan­gen. Sie wer­den heu­te oft mit »Jah­we« (vo­ka­li­siert ge­schrie­ben יְהוָה nach der Aus­spra­che des he­brä­i­schen A­do­na­j, Herr) oder »Je­ho­va« (יְהוָֹה eben­falls nach dem he­brä­i­schen A­do­na­j, Herr, je­doch un­ter Be­rück­sich­ti­gung al­ler Vo­ka­le) tran­s­k­ri­biert, aber auch mit »Je­wah« (eben­falls יְהוָה aber nach dem he­brä­i­schen Sche­ma, der Na­me, zu le­sen) oder »Je­ho­wih« (יְהוִה nach dem he­brä­i­schen Elo­him, Gott / Göt­ter).

 

 

Luthers Namensersatz

 

Luther kann­te die vo­ka­li­sier­ten Va­ri­an­ten und die tran­s­k­ri­bier­ten For­men und war wohl be­son­ders dem Wort »Je­ho­va« zu­ge­neigt. Es be­zieht alle drei Vo­ka­le aus dem Wort Adonaj, das »Herr« be­deu­tet. Den­noch hat­te er es ver­mie­den, in sei­ner Über­setzung »Je­ho­va« zu ver­wen­den. Statt­des­sen nutz­te er wie die la­tei­ni­schen Bi­beln ei­nen Wort­er­satz. Er setz­te das deut­sche Wort ein, das ge­mäß der jü­di­schen Tra­di­ti­on zu le­sen sei, wenn im Text das Vier­fach­zei­chen er­scheint, mach­te es aber durch die be­son­de­re Satz­wei­se in Groß­buch­sta­ben kennt­lich: HERR.

 

Luthers Schreib­wei­se hat sich bis heu­te in et­li­chen Bi­bel­aus­ga­ben ge­hal­ten.

 

 

HERR im Neuen Testament

 

Im neu­en Tes­ta­ment ver­wen­det Lu­ther die Schreib­wei­se HERR in Ver­sa­li­en (Groß­buch­sta­ben) für Gott, den Va­ter, an Stel­len, wo sich Zi­ta­te aus dem Al­ten Tes­ta­ment auf »JHWH« be­ziehen.

 

 

Wichtig:

Da­von zu un­ter­schei­den sind die Schreib­wei­sen

→»HErr« und →»Herr«.

 

 

 

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geſchrey

Geschrei, das

 

→Psalm 17,1

 

HERR erhöre die Gerechtigkeit / Merck auff mein geſchrey

 

HERR, erhöre die Gerechtigkeit, höre mein Geschrei.

 

 

 

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ſchawen

schauen (Verb)

blicken, hinsehen nach et­was, erblicken, sehen, zusehen

 

 

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leutern

läutern (Verb, veraltet)

reinigen, lauter machen durch Ausschmelzen, Auskochen, Durchseihen.

 

Siehe auch: →durchleutern

 

→Psalm 17,3

 

DV prüfeſt mein hertz / vnd be­ſu­cheſts des nachts / Vnd leuterſt mich vnd findeſt nichts

 

a) Du prüfst mein Herz und besuchst es nachts, du leuterst mich und findest nichts.

b) Du prüfst mein Herz und besuchst es nachts, du durchleuchtest mich und findest nichts.

 

→Psalm 119,140

 

Dein Wort iſt wol geleutert

 

a) Dein Wort ist wohl geläutert

b) Luther-1984: Dein Wort ist ganz durchläutert

c) Dein Wort ist klar und rein.

 

 

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fur

a) vor (Präposition)

 

b) für (Präposition)

 

c) fuhr (Verb)

 

Die Präpositionen vor und für

 

Die beiden heutigen Wörter vor und für gehen sprachlich auf das selbe Wort zurück, was in der Lutherbibel noch gut verfolgt wer­den kann.

 

Überwiegend tritt fur in der Bedeutung vor auf und ist gleichbedeutend mit Luthers Schreibweise vor.

 

Die konkrete Bedeutung erschließt sich aus dem Textzusammenhang.

 

 

Das Verb fuhr

 

Das Wort fur kann auch das Verb fahren (Luther-Deutsch: →faren) in der 3. Person Singular Präteritum mei­nen.

 

 

fur in der Bedeutung »vor«: →Psalm 3,1

 

Ein Pſalm Dauids / Da er floh fur ſei­nem ſon Abſalom.

 

Ein Psalm Davids, [gesungen,] als er vor seinem Sohn Aschalom floh.

 

 

fur in der Bedeutung »für«: →Psalm 40,18

 

Denn ich bin Arm vnd Elend / Der HERR aber ſorget fur mich

 

Denn ich bin arm und elend. Der HERR sorgt aber für mich.

 

 

fur in der Bedeutung »fuhr«: →Psalm 18,10

 

Er neigete den Hi­mel vnd fur herab

 

Er neigte den Himmel und fuhr herab.

 

 

 

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furſetzen

 

fur ſetzen

 

fur geſetzt

vorsetzten (Verb)

auch in getrennter Schreibweise: fur ſetzen

 

Verwendet in der Bedeutung sich et­was fest vornehmen, sich et­was auferlegen

 

furſetzen:→Rom 1,13

 

JCH wil euch aber nicht verhalten / lie­ben Brüder / das ich mir offt habe furgeſetzt / zu euch zu komen

 

Ich möchte Euch aber nicht verschweigen, lie­be Brüder, dass ich es mir oft vorgenommen hatte, zu euch zu kommen.

 

 

fur ſetzen:→Psalm 17,3

 

Jch hab mir fur geſetzt / das mein mund nicht ſol vbertretten.

 

a) Ich habe mir vorgesetzt, dass mein Mund nicht übertreten soll.

b) Ich habe mir fest vorgenommen, dass mein Mund sich nicht vergehen soll.

c) Ich habe mir auferlegt, dass mein Mund sich nicht vergehen soll.

 

 

 

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vbertretten

übertreten (Verb)

a) ein Gesetz oder Gebot (hier: die Gesetze und Gebote Gottes) nicht hal­ten, verletzen, absichtlich mißachten

b) sich vergehen an einem Gebot oder Gesetz

 

→Psalm 17,3

 

Jch hab mir fur geſetzt / das mein mund nicht ſol vbertretten.

 

a) Ich habe mir vorgesetzt, dass mein Mund nicht übertreten soll.

b) Ich habe mir fest vorgenommen, dass mein Mund sich nicht vergehen soll.

c) Ich habe mir auferlegt, dass mein Mund sich nicht vergehen soll.

 

 

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wünderlich

wunderlich (Adjektiv, veraltet)

 

eigentlich: Verwunderung, Staunen erregen

 

Luther verwendet es zumeist in der Bedeutung:

 

verwunderlich, seltsam, sonderbar

 

 

→Jes 29,14

 

So wil ich auch mit die­ſem Volck wünderlich vmbgehen / auffs wünderlichſt vnd ſeltzamſt /

 

So will ich auch mit diesem Volk verwunderlich umgehen, ja, auf das Sonderbarste und Seltsamste

 

 

 

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Heiland

 

Heilande

Heiland, der

 

Heilande, die

a) von Menschen allgemein: Erlöser, Retter, Helfer (auch im Plural möglich)

 

b) von Gott als Erlöser des Volks Israel

 

c) von der Person Jesus Christus als Erlöser der Men­schen

 

Heiland, Heilande
Vorkommen in der Lutherbibel von 1545

 

Gesamt AT Apokryphen NT
62 30 6 26

 

Im Plural kommt das Wort nur zweimal vor:
in →Neh 9,27 und →Obd 1,21.

 

 

Eine Person als Heiland: →Ri 3,9:

 

Vnd der HERR erwecket jnen einen Heiland / der ſie erlöſet / Athniel / den ſon Kenas /

 

Und der HERR erweckte ihnen einen Heiland, der sie er­lös­te, Otniel, den Sohn Kenas.

 

 

Mehrere Personen als Heilande: →Neh 9,27:

 

[...] durch deine gro­ſſe Barm­her­tzig­keit gabeſtu jnen Heilande / die jnen holffen aus jrer Feinde hand.

 

[...] durch deine große Barmherzigkeit warst du es, der ihnen Heilande gab, die ihnen aus der Hand ihrer Fein­de halfen!

 

 

GOTT als Heiland: →1Sam 14,39:

 

Denn ſo war der HERR lebt der Heiland Iſrael /

 

Denn so wahr der HERR lebt, der Heiland Israels,

 

 

Jesus als Heiland: → Joh 4,42:

 

Wir haben ſel­ber ge­hö­ret vnd erkennet / Das die­ſer iſt warlich Chriſtus / der welt Heiland.

 

Wir haben selbst gehört und erkannt, dass dieser wahr­lich Christus ist, der Heiland der Welt.

 

 

 

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vertrawen

vertrauen (Verb)

 

a) das verstärke trauen: man vertraut jemandem, dem man nichts Böses zutraut

b) jemandem et­was zutrauen

c) (an et­was) glauben, Vertrauen schenken, seine Zuversicht setzen auf

d) gläubig, zuversichtlich sein

 

 

→Psalm 18,31

 

Er iſt ein Schild allen die jm vertrawen.

 

Er ist ein Schild allen, die ihm vertrauen.

 

 

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Gottloſe

 

Gotloſe

Gottlose, der

Substantivierung von: →gottlos (Adjektiv)

 

Religiöser Begriff, der die Existenz Got­tes voraussetzt:

 

1) Zustand: los von Gott; von Gott los [sein]; von Gott verlassen; ohne Gott.

2) religiöse Grundhaltung: Gott nicht dienend; die Ehre, den Willen, die Gebote Got­tes missachtend

 

 

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verſtören

zerstören (Verb)

1) et­was zerstören, verwüsten

2) jemanden verstören, stören

 

Siehe auch: →Verſtörer (Substantiv)

 

 

→Jes 33,1

 

WEh aber dir du Verſtörer / meinſtu du wer­deſt nicht verſtöret wer­den?

 

Weh aber Dir, du Zerstörer! Meinst du etwa, du wirst nicht zerstört wer­den?

 

Anmerkung zu Jes 33,1:

Luther hatte bei seiner Übersetzung die unmittelbare Folge für den Zerstörer gleich im ersten Satz herausgearbeitet. Die genauere Übersetzung moderner Bibelausgaben leistet das nicht so direkt. So übersetzt beispielsweise die Lutherbibel 2017: »Weh dir, du Verwüster, der du selbst nicht verwüstet bist,«. Hier kommt die Konsequenz erst im nächsten Satz zum Tragen (siehe dort).

 

 

 

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vmb

um (Partikel)

a) Präpostion: um vieles, um alles, usw.

b) Adverb: um sein, usw.

c) Konjunktion: um zu

 

Die Schreibweise im Luther-Deutsch ist in allen Fällen vmb, auch als Präfix in Verbindung mit Verben.

 

 

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vmb vnd vmb

um und um (Wendung)

Siehe auch: →vmb

 

Die Wendung verstärkt durch die paarige Nutzung von um dessen Bedeutung.

 

a) rundum, ringsum, von allen Seiten

b) zur Bezeichnung der vollständigen Erfassung einer Form oder Fläche: vollständig, komplett

c) zur Bezeichnung eines vollständig erfassten Vorgangs oder einer Idee: alles in allem, letzten Endes, letztendlich, schließlich

 

→Psalm 17,9

 

Fur mei­nen Feinden / die vmb vnd vmb nach meiner Seelen ſtehen.

 

a) Vor mei­nen Feinden, die ringsum nach meiner Seele stehen

b) Vor mei­nen Feinden, die mir von allen Seiten nach dem Leben trachten.

 

c) Vor mei­nen Feinden, die mir letztendlich das Leben nehmen wollen.

 

 

 

 

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Seele

 

ſeele

Seele, die

Seele
Vorkommen in der Lutherbibel von 1545

 

Gesamt AT Apokryphen NT
602 504 29 69

hebräisch: נֶ֫פֶשׁ (nεfεš), eigtl.: Hauch, Atem

1) was ein Wesen lebendig macht: Seele

2) Sitze der Empfindungen: Gemüt, Herz

3) lebendiges Wesen (worin Leben ist), Lebender, Person

griechisch: ψυχή (psyche), eigtl.: das (irdische) Leben

1) die Seele

2) das Leben

3) lebendiges Wesen (worin Leben ist), Lebender, Person, lebender Mensch

lateinisch: anima

Atem, Hauch, Seele, Gemüt, Leben, Lebenskraft

Der Begriff Seele er­streckt sich über ein wei­tes Feld von Be­deu­tun­gen, die al­le im in­di­vi­du­el­len Sein ei­nes le­ben­di­gen We­sens, spe­zi­ell ei­nes Men­schen an­ge­sie­delt sind. Es reicht vom be­le­ben­den Atem über den Sitz der Emo­ti­o­nen, über Emo­ti­o­nen selbst, über Ge­müts­zu­stän­de bis hin zu Le­bens­kraft und zu Le­ben an sich.

 

Seele grenzt immer le­ben­de und emp­fin­den­de We­sen von Ge­gen­stän­den, to­ten Kör­pern und Ver­stor­be­nen ab, die al­le die­se Ei­gen­schaf­ten, al­so die See­le, ent­we­der nicht be­sit­zen oder ver­lo­ren ha­ben.

 

Das heutige Verständnis

 

Der Begriff der Seele ist re­li­gi­ons­ge­schicht­lich in al­len Kul­tu­ren vor­han­den, aber mit sehr un­ter­schied­li­chen Vor­stel­lun­gen ver­bun­den. Heu­te gibt es vie­le In­ter­pre­ta­ti­ons­ver­su­che, die oft zur Er­klä­rung und Ab­gren­zung ver­schie­de­ne See­len-Ty­pen be­schrei­ben, wie die Kör­per-See­le, die Frei-See­le, die Schat­ten-See­le u.a.

 

Allen gemein scheint nur zu sein, dass mit Seele eine in­di­vi­du­el­le »Le­bens­kraft« ge­meint ist, die je­doch nicht nä­her greif­bar ist. Sie be­lebt den Kör­per, wenn der Mensch ak­tiv und be­wusst ist (Kör­per-See­le). Sie exis­tiert vom Be­wusst­sein aber auch un­ab­hän­gig, bei­spiels­wei­se, wenn der Mensch schläft oder be­wusst­los ist (Frei-See­le). Sie be­in­hal­tet die Ge­dan­ken und Ge­füh­le (Ich-Seele). Die Hauch-Seele ist ei­ne Art äthe­ri­sches Flu­i­dum, und ei­ne spe­zi­el­le Ga­be des Höchs­tens We­sens (ein Bei­spiel ist der Odem, den Adam ein­ge­bla­sen be­kommt). Die Schat­ten-See­le er­mög­licht es, im Schlaf in den Träu­men zu rei­sen, oh­ne den schla­fen­den Kör­per mit­zu­neh­men, usw.

 

Im christlichen Abendland ist die Idee einer See­le zwar selbst­ver­ständ­lich, der Ge­brauch des Be­griffs aber längst nicht ein­heit­lich. Bis heu­te steht der Be­griff See­le im Zen­trum the­o­lo­gi­scher Un­ter­su­chun­gen und Dis­kus­si­o­nen. So ist das he­brä­i­sche Wort נֶ֫פֶשׁ (nεfεš; See­le) ei­nes der am meis­ten un­ter­such­ten Wör­ter im Al­ten Tes­ta­ment, nicht zu­letzt, um die Grund­la­gen zu schaf­fen für ein christ­lich re­li­gi­ö­ses Ver­ständ­nis.

 

Die Frei-Seele entspricht in etwa dem christ­li­chen Ver­ständ­nis: Sie ist von Kör­per und Geist un­ab­hän­gig (frei). Die Frei-See­le ver­tritt den gan­zen Men­schen mit all sei­nen per­sön­li­chen Ei­gen­schaf­ten, Fä­hig­kei­ten, Ge­dan­ken und Er­in­ne­run­gen. Sie kann in Träu­men, Tran­cen oder in Bewusst­lo­sig­keit den Kör­0per vor­über­ge­hend ver­las­sen und ei­gen­stän­dig exis­tie­ren (frei). Kehrt sie nicht zu­rück, stirbt der Mensch, doch die Frei-Seele über­lebt, wo­mit die Per­sön­lich­keit des Men­schen nach sei­nem Tod er­hal­ten bleibt.

 

Damit grenzt sich der Begriff Seele von der Be­deu­tung Le­bens­kraft oder von Le­ben ein­deu­tig ab. Wäh­rend die Le­bens­kraft und das Le­ben mit dem Tod ver­lo­ren ge­hen, exis­tiert die See­le wei­ter. Um ei­ne »le­ben­di­ge See­le« zu wer­den (→1Mos 2,7), braucht es ei­nen Kör­per (Ma­te­rie), ei­nen Geist (Den­ken und Han­deln), ei­ne See­le (das in­di­vi­du­el­le »Ich«) und das Le­ben an sich (das Luther Odem nennt).

 

Die Interpretation des Wortes Seele
in den biblischen Texten

 

Die heutigen, z. T. sehr weit­grei­fen­den In­ter­pre­ta­ti­o­nen des Be­griffs der See­le, die be­müht sind, das brei­te Wort­spek­trum in ei­nem ein­zi­gen Bild zu ver­ei­nen, wie auch un­ser heu­ti­ges christ­li­ches Ver­ständ­nis von See­le sind nur be­dingt ei­ne Ba­sis für die Be­trach­tung der Bi­bel­stel­len, in de­nen das Wort See­le vor­kommt. Hier kön­nen die Grund­be­deu­tun­gen der he­brä­i­schen (AT) und grie­chi­schen (NT) Wör­ter nicht aus­ge­blen­det wer­den.

 

Das Ergebnis wird sein, dass das Wort Seele sehr un­ter­schied­li­che Din­ge, Ei­gen­schaf­ten und Zu­stän­de aus­drückt, die sich in un­se­rer Vor­stel­lungs­welt, und da­mit in un­se­rem Sprach­ge­brauch, nicht ver­ei­nen las­sen.

 

Welche Bedeutung mit dem Begriff Seele in Lu­thers Über­set­zun­gen ver­bun­den ist, und wel­ches heu­ti­ge Wort den Sinn am bes­ten aus­drückt, kann nur aus dem Kon­text in der je­wei­ligen Bi­bel­stel­le er­ar­bei­tet wer­den.

 

 

SK Version 25.09.2024  

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Fette

Fette, der oder die

Plural: die Fetten

 

Substantiviertes Adjektiv fett

 

Luther führt mit seiner Bibelübersetzung das Wort fett anstelle von feist (feiſzt) allgemein gebräuchlich ein.

 

→Psalm 17,10

 

Jre Fetten hal­ten zu­ſa­men / Sie reden mit jrem mun­de ſtoltz.

 

a) Ihre Fetten hal­ten zusammen. Sie reden stolz mit ihrem Mund.

 

Luther erklärt den Begriff Fetten im Scholion:

 

Luther: (Fetten) Das iſt / Die gro­ſſen vnd gewaltigen.

 

Demnach will es Luther in etwa so verstanden wissen:

 

b) Ihre wohlhabenden Anführer hal­ten zusammen. Sie reden stolz mit ihrem Mund.

 

Anmerkungen zu Psalm 17,10

 

Dieser Vers ist schwierig. Die Übersetzungen der modernen Bibeln laufen hier auseinander.

 

c) Luther-1984: Ihr Herz haben sie verschlossen, mit ihrem Mund reden sie stolz.

d) Elberfelder: Mit ihrem Fett verschließen sie <sich>, mit ihrem Mund reden sie Anmaßungen.

 

Die Elberfelder benutzt das Substantiv »das Fett« und erklärt dazu: »Fett bedeckt die inneren Organe, mit denen die Empfindungen des Erbarmens und des Mitgefühls in Verbindung gebracht wer­den.« Das versucht im Wesentlichen wohl auch die Luther-1984 auszudrücken, wenn sie Herz statt Fett verwendet, um deutlicher auf den Sitz des Fühlens hinzuweisen (der verschlossen ist wegen des Fettes).

 

Wir verstehen den Begriff Fett, wie ihn die Quellen benutzen, als Symbol für Wohlgenährt, Wohlstand und Dekadenz. Diese Äußerlichkeiten sind sehr leicht an Menschen zu erkennen. Der Vers wird allgemein verständlicher, wenn dieses Symbol aufgelöst wird, z. B. so:

 

e) Ihr Wohlstand verschließt sie, sie reden Anmaßungen mit ihrem Mund.

f) Ihr dekadenter Wohlstand macht sie unzugänglich, sie reden anmaßend mit ihrem Mund.

g) Ihr Wohlstand macht sie herzlos, sie reden anmaßend mit ihrem Mund.

 

 

 

SK Version 25.09.2024  

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vmbgeben

umgeben (Verb)

umschließen

 

1) umstricken, umschlingen, umzäunen

2) umstellen, umzingeln, belagern

3) ringsum bedecken

4) behüten, betreuen

 

→Psalm 40,13

 

Denn es hat mich vmbgeben leiden on zal

 

a) Denn es haben mich unzählige Leiden umgeben.

b) Denn es hat mich endloses Leid umschlungen.

 

 

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Lew

 

Lewe

Löwe, der

a) das Tier: der Löwe

b) die bildliche Übertragung auf Menschen, wobei oft die Stärke, die Kühnheit und die Raubgier des Löwen das Bild bestimmen.

 

Beide Schreibweisen, mit und ohne »e« am Ende sind möglich.

 

→Psalm 10,9

 

Er lauret im verborgen / wie ein Lew in der hüle

 

Er lauert im Verborgenen wie ein Löwe in der Höhle.

 

→Hiob 10,16

 

Vnd wie ein auffgereckter Lewe jageſtu mich /

 

Und wie ein aufgerichteter [im Sprung befindlicher] Löwe jagest du mich [ ganz sicher].

 

 

 

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Hüle

Höhle, die

natürlicher Raum in Böden und an den Hängen von Hügeln und Bergen;

 

Schutz und Lebensraum, für Tiere, aber auch für Menschen.

 

 

→Psalm 10,9

 

Er lauret im verborgen / wie ein Lew in der hüle

 

Er lauert im Verborgenen wie ein Löwe in der Höhle.

 

 

→Psalm 17,12

 

Wie ein junger Lewe der in der hüle ſitzt.

 

Wie ein junger Löwe, der in einer Höhle sitzt.

 

 

→Psalm 142,1

 

Ein Vnterweiſunge Dauids zu beten / Da er in der Hülen war.

 

Eine Unterweisung Davids, <niedergeschrieben> als er in der Höhle war. Ein Gebet.

 

 

 

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Andlitz

Antlitz, das

Gesicht, Angesicht

 

→Psalm 4,7

 

Aber HERR erhebe vber vns das Liecht deines andlitzs.

 

Luther: (Liecht des andlitzs) Jſt freundlich vnd gnedigs anſehen.

 

 

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Erläuterungen siehe →Das große Stilkunst.de–Wörterbuch zur Lutherbibel von 1545

 

 

Biblia 1545

Hinweise zur Stilkunst.de-Ausgabe

Erläuterungen zum Satz und zur Typografie des Bibeltextes

Der Text aus der Luther­bi­bel ist auf un­se­ren Sei­ten in An­leh­nung an das Druck­bild des Ori­gi­nals von 1545 wie­der­ge­ge­ben.

Den Sei­ten­auf­bau, die ver­wen­de­ten Schrif­ten, die Schreib­re­geln der Frak­tur­schrift und Luthers In­ten­tio­nen, mit der Ty­po­gra­fie Le­se­hil­fen be­reit­zu­stel­len, er­läu­tert dem in­ter­es­sier­ten Le­ser un­ser Ar­ti­kel »Satz und Ty­po­gra­fie der Luther­bi­bel von 1545«.

 
 
Anhang

Der Psalm 17 im evangelischen Kirchenjahr

Ordnung der Predigtexte und Lesungen 1978/1979 - 2017/2018

 

Letzter Sonntag des Kirchenjahres – Gedenktag der Entschlafenen
Hallelujavers Ps 17,15

Letzter Sonntag des Kirchenjahres: Gedenktag der Entschlafenen
Das evangelische Kirchenjahr

→Gedenktag der Entschlafenen 2023/2024

Der Artikel zeigt Spruch, Psalm und die Text­stel­len für Text­le­sun­gen und Pre­dig­ten für den Ge­denk­tag der Ent­schla­fe­nen (To­ten­sonn­tag) am letz­ten Sonn­tag des Kir­chen­jah­res.

 

 

Ordnung der Predigtexte und Lesungen ab 2018/2019

 

Letzter Sonntag des Kirchenjahres – Gedenktag der Entschlafenen
Hallelujavers Ps 17,15

Letzter Sonntag des Kirchenjahres: Gedenktag der Entschlafenen
Das evangelische Kirchenjahr

→Gedenktag der Entschlafenen 2023/2024

Der Artikel zeigt Spruch, Psalm und die Text­stel­len für Text­le­sun­gen und Pre­dig­ten für den Ge­denk­tag der Ent­schla­fe­nen (To­ten­sonn­tag) am letz­ten Sonn­tag des Kir­chen­jah­res.

 

 
Sabrina

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SK Version 03.10.2024  

 
Biblia
1545
Ps
17