Das Buch der Psalmen

Psalm VII.

Symbol Biblia 1545

Die Lutherbibel von 1545

 

Die Texte der Lutherbibel von 1545 in Frakturschrift

Das Alte Testament

Die Bücher der Dichtung

 

Biblia
 

Die gantze Heilige Schrifft Deudsch
D. Martin Luther, Wittenberg 1545

Der Psalter

Die Bücher der Psalmen

 

VII.

 

Ps 7,1-18

 

150 Psalmen, aufgeteilt in fünf Büchern

 

Ein Gebet des verfolgten Gerechten

 

 

Der Psalm 7 aus Luthers Biblia 1545

 

 

Psalm 7, 12

 

Im folgenden Text ist der bezeichnete Vers hervorgehoben.

Der Pſalter.

 

 

VII.

1Die vnſchuld Dauids / dauon er ſang dem HER­RN / Von wegen
der wort des Moren /
des Jeminiten.

 

 

AVff dich HERR trawe ich / mein Gott / Hilff mir von allen mei­nen Verfolgern / vnd errette mich.

3Das ſie nicht wie Lewen meine Seele er­ha­ſſchen / Vnd zureiſſen / weil kein Er­ret­ter da iſt.

4HERR mein Gott / Hab ich ſolchs ge­than / Vnd iſt vnrecht in mei­nen hen­den.

5Hab ich bö­ſes vergolten / denen ſo fried­lich mit mir lebten / Oder die ſo mir on vrſach feind waren be­ſche­digt.

6So verfolge mein Feind meine Seele vnd ergreiffe ſie / Vnd trette mein Le­ben zu boden / Vnd lege meine Ehre in den ſtaub / Sela.

7Stehe auff HERR in deinem zorn / Er­he­be dich vber den grim mei­ner Fein­de / Vnd hilff mir wi­der in das Ampt / das du mir be­fol­hen haſt.

8Das ſich die Leu­te wi­der zu dir ſamlen / Vnd vmb der­ſel­ben willen kom wi­der empor.

(Richter)

Das iſt / Nicht ich noch je­mand / ſon­dern Gott ſel­ber al­lein re­giert vber vns.

9Der HERR iſt Richter vber die Leu­te / Richte mich HERR nach mei­ner gerechtigkeit vnd fromkeit.

10Las der Gott­lo­ſen bos­heit ein ende wer­den / Vnd fördere die Ge­rech­ten / Denn du gerechter Gott prüfeſt her­tzen vnd nieren.

11MEin Schild iſt bey Gott / Der den fromen her­tzen hilffet.

12Gott iſt ein rechter Richter / Vnd ein Gott der teg­lich drewet.

13Wil man ſich nicht be­ke­ren / ſo hat er ſein Schwert gewetzt / Vnd ſei­nen Bo­gen geſpannet / vnd zielet.

14Vnd hat drauff gelegt tödlich Ge­ſchos / Seine Pfei­le hat er zugericht zuuerderben.

→Jesa. 59.
→Hiob 15.

15Sihe / der hat Bö­ſes im ſinn / mit Vn­glück iſt er ſchwanger / Er wird aber einen Feil geberen.

16Er hat eine Gru­ben gegraben vnd aus­ge­fürt / Vnd iſt in die Gru­ben ge­fal­len / die er ge­macht hat.

17Sein vnglück wird auff ſei­nen Kopff ko­men / Vnd ſein freuel auff ſei­ne Schei­ttel fallen.

18Ich dancke dem HER­RN vmb ſei­ner gerechtigkeit willen / Vnd wil loben den Namen des HER­RN des Allerhöheſten.

 

 
 

 

Biblia 1545

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Biblia 1545

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Jeſa.
Jeſai.
Jſa.
Iſai.
Eſa.

 

Der Prophet Jeſaja.

Biblia Vulgata:
Isaias

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Der Prophet Jesaja

Das Buch Jesaja

Jes

Jes

Jes

Is

Erläuterungen siehe →Liste der Abkürzungen und Namen biblischer Bücher

 

 

 

 

Worterklärungen: Übersicht

Die folgenden Begriffe aus dem Text Ps 7 wer­den hier erläutert.

Versnummer: Luthers Wort

1: vnſchuld Dauids

1: dauon

1: HERR

1: Moren

3: Lewen

3: Seele

3: zureiſſen

5: on

5: vrſach

6: Sela

7: grim

9: fromkeit

10: Gottloſen

10: Gerechten

11: fromen

12: rechter

12: drewet

15: Feil

17: freuel

18: Allerhöheſten

 

Klick auf ein Wort führt zum Eintrag mit den Erklärungen.

Das vollständige Verzeichnis findet sich hier: →Das große Stilkunst.de–Wörterbuch zur Lutherbibel von 1545

 
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Aus dem Wörterbuch

Worterklärungen:
Seltene Namen, Wörter und Begriffe im Text Ps 7

Luther-Deutsch

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Vnſchuld Dauids

Unschuld Davids

Angabe der Urheberschaft im Titel von →Psalm 7.

 

Die Formulierung besagt nicht verlässlich, dass David selbst diesen Psalm verfasst hat. Sie bedeutet wohl nur, dass der Psalm zu einer Sammlung von Psalmen gehört, die ihm gewidmet ist.

 

 

In der Lutherbibel von 1545 benennen 73 Psalmen in der Überschrift David als Urheber.

 

a) →Psalm Davids: 50

Psalmen 3, 4, 5, 6, 8, 9, 11, 12, 13, 14,

15, 18, 19, 20, 21, 22, 23, 24, 25, 26,

27, 28, 29, 30, 31, 34, 35, 36, 37, 38,

39, 40, 41, 51, 61, 62, 63, 64, 65, 69,

70, 101, 103, 109, 110, 139, 140, 141, 143 und 144

 

b) →Gülden Kleinod Davids: 6

Psalmen 16, 56, 57, 58, 59 und 60

 

c) →Unterweisung Davids: 6

Psalmen 32, 52, 53, 54, 55 und 142

 

d) →Lied Davids: 4

Psalmen 122, 124, 131 und 133

 

e) →Psalmlied Davids: 2

Psalmen 68 und 108

 

f) →Gebet Davids: 2

Psalmen 17 und 86

 

g) VerweisUnschuld Davids: 1

 

h) →Lob Davids: 1

Psalm 145

 

i) →Davids: 1

Psalm 138

 

 

Zur Person Davids

 

Historisch kreisen um die Person Davids viele ungeklärte Fra­gen. Nach der biblischen Überlieferung war David nach Saul der zweite König Israels und lebte von etwa 1000 bis 961 v. Chr. Genauere Lebensdaten sind unbekannt.

 

David war zunächst Musiker am Hof Sauls und wurde später Offizier in seinem Heer.

 

Die Geschichte Davids wird aus­führ­lich er­zählt in den bei­den Sa­mu­el­bü­chern (→1Sam, →2Sam), in →1Kön 1-2 und in →1Chr 11-29.

 

 

SK Version 16.03.2024  

→Register

dauon

 

da von

davon (Adverb)

dauon
Vorkommen in der Lutherbibel von 1545

 

Gesamt AT Apokryphen NT
404 267 73 64

da von
Vorkommen in der Lutherbibel von 1545

 

Gesamt AT Apokryphen NT
33 28 3 2

mhd: dâ von

Luther benutzt die zusammengestzte (dauon) und die getrennte Schreibweise (da von).

 

Das Wort bezeichnet

 

a) eine Entfernung von einem Ort: davon (entfernt sein)

b) eine Ablösung, Trennung, Befreiung von einer Sache, einem Verhältnis oder einem Zustand: davon (befreit sein, u. ä.)

c) eine Richtung für Bewegungen: von da, von daher, (da) hinweg, weg, dahin

d) einen Bezug zu einer Sache, einem Vorgang oder einem Zustand: davon (sagen, reden, denken, nehmen, usw.)

 

Beispiel für zusammengesetzte Schreibung: dauon

 

→Psalm 49,21

 

Kvrtz / Wenn ein Menſch in der wirde iſt / vnd hat keinen verſtand / So feret er dauon wie ein Vieh.

 

Kurz: Wenn ein Mensch in Amt und Würden ist, aber keinen Verstand besitzt, dann fährt er dahin wie ein Stück Vieh.

 

Beispiel für getrennte Schreibung: da von

 

→Psalm 49,13

 

Dennoch können ſie nicht bleiben in ſolcher wirde / Son­dern müſſen da von / wie ein Vieh.

 

Dennoch können sie nicht bleiben in dieser Würde, sondern sie müssen davon, nicht anders als Vieh.

 

 

 

SK Version 16.03.2024  

→Register

HERR

HERR, JHWH, Jahwe

Aussehen in unseren Frakturschriften:

HERR oder HERR

 

 

HERR im Alten Testament

 

hebräisch: יהוה (jhwh, das Tetragrammaton JHWH)

lateinisch (Biblia Sacra Vulgata): Dominus, Herr

 

Luthers Schreibweise HERR in Ver­sa­li­en (Groß­buch­sta­ben) folgt einer fes­ten Re­gel. Sie weist da­rauf hin, dass im he­brä­i­schen Text an die­ser Stel­le das Te­tra­gram­ma­ton (das Vier­fach­zei­chen) »JHWH« (hebr.: יהוה) steht. Es ist der un­aus­sprech­li­che Na­me Got­tes.

 

 

Satztechnisch bedingte Varianten

 

Um beim Satz der Let­tern Platz in ei­ner Zei­le zu spa­ren, wo­durch über­mä­ßi­ger Sperr­druck oder un­güns­ti­ge Wort­um­brü­che ver­mie­den wer­den, sind in der Lu­ther­bi­bel von 1545 häu­fig auch die Va­ri­an­ten HERr oder HERRn oder HERrn zu fin­den. Da­bei sind min­des­tens die ers­ten drei Zei­chen in Ver­sa­li­en ge­setzt, wo­mit sie hin­rei­chend von HErr un­ter­scheid­bar sind.

 

An we­ni­gen Stel­len im Text wur­de ei­ne für uns un­üb­li­che Tren­nung im Wort vor­ge­nom­men, um einen Zei­len­um­bruch zu re­a­li­sie­ren, hier bei­spiel­haft ge­zeigt:

 

[ ...] fur den HER-

RN bringen [...]

 

 

HERR HErr

 

Der Ausdruck HERR HErr steht dann, wenn im he­brä­i­schen Text »JHWH A­do­na­j« zu le­sen ist. (Siehe da­zu auch den Ar­ti­kel →HErr.)

 

Auch die um­ge­kehr­te Rei­hen­fol­ge HErr HERR ist mög­lich (»Adonaj JHWH«).

 

→Hes 2,4b-5a

 

4bSo ſpricht der HErr HERR / 5aſie gehorchen oder la­ſſens /

 

Die neu­en Lu­ther­bi­beln über­set­zen die­sen Aus­druck stets mit »Gott der HERR«.

 

 

Die Aus­spra­che des Na­mens Got­tes

 

Das Wis­sen um die Aus­spra­che der vier Zei­chen, die den Got­tes­na­men aus­ma­chen, ist schon früh in der Ge­schich­te ver­lo­ren ge­gan­gen. Sie wer­den heu­te oft mit »Jah­we« (vo­ka­li­siert ge­schrie­ben יְהוָה nach der Aus­spra­che des he­brä­i­schen A­do­na­j, Herr) oder »Je­ho­va« (יְהוָֹה eben­falls nach dem he­brä­i­schen A­do­na­j, Herr, je­doch un­ter Be­rück­sich­ti­gung al­ler Vo­ka­le) tran­s­k­ri­biert, aber auch mit »Je­wah« (eben­falls יְהוָה aber nach dem he­brä­i­schen Sche­ma, der Na­me, zu le­sen) oder »Je­ho­wih« (יְהוִה nach dem he­brä­i­schen Elo­him, Gott / Göt­ter).

 

 

Luthers Namensersatz

 

Luther kann­te die vo­ka­li­sier­ten Va­ri­an­ten und die tran­s­k­ri­bier­ten For­men und war wohl be­son­ders dem Wort »Je­ho­va« zu­ge­neigt. Es be­zieht alle drei Vo­ka­le aus dem Wort Adonaj, das »Herr« be­deu­tet. Den­noch hat­te er es ver­mie­den, in sei­ner Über­setzung »Je­ho­va« zu ver­wen­den. Statt­des­sen nutz­te er wie die la­tei­ni­schen Bi­beln ei­nen Wort­er­satz. Er setz­te das deut­sche Wort ein, das ge­mäß der jü­di­schen Tra­di­ti­on zu le­sen sei, wenn im Text das Vier­fach­zei­chen er­scheint, mach­te es aber durch die be­son­de­re Satz­wei­se in Groß­buch­sta­ben kennt­lich: HERR.

 

Luthers Schreib­wei­se hat sich bis heu­te in et­li­chen Bi­bel­aus­ga­ben ge­hal­ten.

 

 

HERR im Neuen Testament

 

Im neu­en Tes­ta­ment ver­wen­det Lu­ther die Schreib­wei­se HERR in Ver­sa­li­en (Groß­buch­sta­ben) für Gott, den Va­ter, an Stel­len, wo sich Zi­ta­te aus dem Al­ten Tes­ta­ment auf »JHWH« be­ziehen.

 

 

Wichtig:

Da­von zu un­ter­schei­den sind die Schreib­wei­sen

→»HErr« und →»Herr«.

 

 

 

SK Version 06.04.2024  

→Register

Mor

Mohr, der (veraltet)

 

Bewohner des Landes Kusch: Kuschite

 

Bewohner des Landes Nubien: Nubier

 

Bewohner des Landes Äthiopien: Äthiopier

Der Begriff »Mohr« meint ur­sprüng­lich den Be­woh­ner Mau­re­ta­niens, (lat. Mauri), den Mau­ren, er wur­de aber auch auf al­le dun­kel­far­bi­gen Be­woh­ner Nord­afri­kas über­tra­gen und ver­wen­det. So ist er die Be­zeich­nung für Mau­re, aber auch bei­spiels­wei­se für Äthi­o­pi­er.

 

Luther über­setzt das Land Kusch, Nu­bien, das sich süd­lich von Ägyp­ten be­fand, und im grie­chisch-rö­mi­schen Sprach­raum Äthi­o­pi­en ge­nannt wur­de, re­gel­mä­ßig mit Mo­ren­land.

 

 

 

Empfehlung:

 

Dem Begriff Mohr haf­tet au­ßer­halb sei­ner his­to­ri­schen oder li­te­ra­ri­schen Ver­wen­dung oft ein dis­kri­mi­nie­ren­der Cha­rak­ter an. In der prak­ti­schen Ge­mein­de­ar­beit lässt sich die li­te­ra­ri­sche Ver­wen­dung kaum he­r­aus­stel­len.

 

Um jedes Miss­ver­ständ­nis aus­zu­schlie­ßen, emp­feh­len wir, Lu­thers Wor­te Mor und Mo­ren­land in Text­le­sun­gen, Pre­dig­ten, usw. nicht zu ver­wen­den.

 

Es kann statt­des­sen, je nach In­ten­ti­on des Vor­ha­bens, als Lan­des- und Ein­woh­ner­be­zeich­nung bei­spiels­wei­se ver­wen­det wer­den:

 

  • Land Kusch (bib­lisch-his­to­risch), Ku­schi­te
  • Nubien (ägyp­tisch-his­to­risch), Nu­bi­er
  • Äthiopien (grie­chisch-rö­misch-his­to­risch), Äthi­o­pi­er
  • (heutiges) nörd­li­ches Ost­a­fri­ka (Su­dan, Eri­tre­a, Äthi­o­pi­en), Su­da­ne­se, Eri­tre­er, Äthi­o­pi­er

 

 

→Psalm 7,1

 

Die vnſchuld Dauids / dauon er ſang dem HERRN / Von wegen der wort des Moren / des Jeminiten.

 

Die Überschrift des Psalms 7 er­klärt, dass es sich um ei­ne Un­schulds­be­teu­e­rung, ein Kla­ge­lied Da­vids han­delt, ver­bun­den mit der Bit­te um Ge­rech­tig­keit, weil er von ei­nem dun­kel­häu­ti­gen, sonst nicht nä­her be­zeich­ne­ten Je­me­ni­ten be­schuldigt und be­droht wur­de. Ver­mut­lich droh­te der An­griff ei­nes je­me­ni­ti­schen Für­sten.

 

Ein Kla­ge­lied Da­vids, das er dem HERRN sang we­gen der Wor­te des Je­me­ni­ten.

 

 

 

SK Version 16.03.2024  

→Register

Lew

 

Lewe

Löwe, der

a) das Tier: der Löwe

b) die bildliche Übertragung auf Menschen, wobei oft die Stärke, die Kühnheit und die Raubgier des Löwen das Bild bestimmen.

 

Beide Schreibweisen, mit und ohne »e« am Ende sind möglich.

 

→Psalm 10,9

 

Er lauret im verborgen / wie ein Lew in der hüle

 

Er lauert im Verborgenen wie ein Löwe in der Höhle.

 

→Hiob 10,16

 

Vnd wie ein auffgereckter Lewe jageſtu mich /

 

Und wie ein aufgerichteter [im Sprung befindlicher] Löwe jagest du mich [ ganz sicher].

 

 

 

SK Version 16.03.2024  

→Register

Seele

 

ſeele

Seele, die

Seele
Vorkommen in der Lutherbibel von 1545

 

Gesamt AT Apokryphen NT
602 504 29 69

hebräisch: נֶ֫פֶשׁ (nεfεš), eigtl.: Hauch, Atem

1) was ein Wesen lebendig macht: Seele

2) Sitze der Empfindungen: Gemüt, Herz

3) lebendiges Wesen (worin Leben ist), Lebender, Person

griechisch: ψυχή (psyche), eigtl.: das (irdische) Leben

1) die Seele

2) das Leben

3) lebendiges Wesen (worin Leben ist), Lebender, Person, lebender Mensch

lateinisch: anima

Atem, Hauch, Seele, Gemüt, Leben, Lebenskraft

Der Begriff Seele er­streckt sich über ein wei­tes Feld von Be­deu­tun­gen, die al­le im in­di­vi­du­el­len Sein ei­nes le­ben­di­gen We­sens, spe­zi­ell ei­nes Men­schen an­ge­sie­delt sind. Es reicht vom be­le­ben­den Atem über den Sitz der Emo­ti­o­nen, über Emo­ti­o­nen selbst, über Ge­müts­zu­stän­de bis hin zu Le­bens­kraft und zu Le­ben an sich.

 

Seele grenzt immer le­ben­de und emp­fin­den­de We­sen von Ge­gen­stän­den, to­ten Kör­pern und Ver­stor­be­nen ab, die al­le die­se Ei­gen­schaf­ten, al­so die See­le, ent­we­der nicht be­sit­zen oder ver­lo­ren ha­ben.

 

Das heutige Verständnis

 

Der Begriff der Seele ist re­li­gi­ons­ge­schicht­lich in al­len Kul­tu­ren vor­han­den, aber mit sehr un­ter­schied­li­chen Vor­stel­lun­gen ver­bun­den. Heu­te gibt es vie­le In­ter­pre­ta­ti­ons­ver­su­che, die oft zur Er­klä­rung und Ab­gren­zung ver­schie­de­ne See­len-Ty­pen be­schrei­ben, wie die Kör­per-See­le, die Frei-See­le, die Schat­ten-See­le u.a.

 

Allen gemein scheint nur zu sein, dass mit Seele eine in­di­vi­du­el­le »Le­bens­kraft« ge­meint ist, die je­doch nicht nä­her greif­bar ist. Sie be­lebt den Kör­per, wenn der Mensch ak­tiv und be­wusst ist (Kör­per-See­le). Sie exis­tiert vom Be­wusst­sein aber auch un­ab­hän­gig, bei­spiels­wei­se, wenn der Mensch schläft oder be­wusst­los ist (Frei-See­le). Sie be­in­hal­tet die Ge­dan­ken und Ge­füh­le (Ich-Seele). Die Hauch-Seele ist ei­ne Art äthe­ri­sches Flu­i­dum, und ei­ne spe­zi­el­le Ga­be des Höchs­tens We­sens (ein Bei­spiel ist der Odem, den Adam ein­ge­bla­sen be­kommt). Die Schat­ten-See­le er­mög­licht es, im Schlaf in den Träu­men zu rei­sen, oh­ne den schla­fen­den Kör­per mit­zu­neh­men, usw.

 

Im christlichen Abendland ist die Idee einer See­le zwar selbst­ver­ständ­lich, der Ge­brauch des Be­griffs aber längst nicht ein­heit­lich. Bis heu­te steht der Be­griff See­le im Zen­trum the­o­lo­gi­scher Un­ter­su­chun­gen und Dis­kus­si­o­nen. So ist das he­brä­i­sche Wort נֶ֫פֶשׁ (nεfεš; See­le) ei­nes der am meis­ten un­ter­such­ten Wör­ter im Al­ten Tes­ta­ment, nicht zu­letzt, um die Grund­la­gen zu schaf­fen für ein christ­lich re­li­gi­ö­ses Ver­ständ­nis.

 

Die Frei-Seele entspricht in etwa dem christ­li­chen Ver­ständ­nis: Sie ist von Kör­per und Geist un­ab­hän­gig (frei). Die Frei-See­le ver­tritt den gan­zen Men­schen mit all sei­nen per­sön­li­chen Ei­gen­schaf­ten, Fä­hig­kei­ten, Ge­dan­ken und Er­in­ne­run­gen. Sie kann in Träu­men, Tran­cen oder in Bewusst­lo­sig­keit den Kör­0per vor­über­ge­hend ver­las­sen und ei­gen­stän­dig exis­tie­ren (frei). Kehrt sie nicht zu­rück, stirbt der Mensch, doch die Frei-Seele über­lebt, wo­mit die Per­sön­lich­keit des Men­schen nach sei­nem Tod er­hal­ten bleibt.

 

Damit grenzt sich der Begriff Seele von der Be­deu­tung Le­bens­kraft oder von Le­ben ein­deu­tig ab. Wäh­rend die Le­bens­kraft und das Le­ben mit dem Tod ver­lo­ren ge­hen, exis­tiert die See­le wei­ter. Um ei­ne »le­ben­di­ge See­le« zu wer­den (→1Mos 2,7), braucht es ei­nen Kör­per (Ma­te­rie), ei­nen Geist (Den­ken und Han­deln), ei­ne See­le (das in­di­vi­du­el­le »Ich«) und das Le­ben an sich (das Luther Odem nennt).

 

Die Interpretation des Wortes Seele
in den biblischen Texten

 

Die heutigen, z. T. sehr weit­grei­fen­den In­ter­pre­ta­ti­o­nen des Be­griffs der See­le, die be­müht sind, das brei­te Wort­spek­trum in ei­nem ein­zi­gen Bild zu ver­ei­nen, wie auch un­ser heu­ti­ges christ­li­ches Ver­ständ­nis von See­le sind nur be­dingt ei­ne Ba­sis für die Be­trach­tung der Bi­bel­stel­len, in de­nen das Wort See­le vor­kommt. Hier kön­nen die Grund­be­deu­tun­gen der he­brä­i­schen (AT) und grie­chi­schen (NT) Wör­ter nicht aus­ge­blen­det wer­den.

 

Das Ergebnis wird sein, dass das Wort Seele sehr un­ter­schied­li­che Din­ge, Ei­gen­schaf­ten und Zu­stän­de aus­drückt, die sich in un­se­rer Vor­stel­lungs­welt, und da­mit in un­se­rem Sprach­ge­brauch, nicht ver­ei­nen las­sen.

 

Welche Bedeutung mit dem Begriff Seele in Lu­thers Über­set­zun­gen ver­bun­den ist, und wel­ches heu­ti­ge Wort den Sinn am bes­ten aus­drückt, kann nur aus dem Kon­text in der je­wei­ligen Bi­bel­stel­le er­ar­bei­tet wer­den.

 

 

SK Version 16.03.2024  

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zureiſſen

 

zureis

zerreißen (Verb)

 

zerriß (3. Pers. sing. Imperf.)

→Psalm 2,3

 

La­ſſet vns zureiſſen jre Bande / Vnd von vns werffen jre Seile.

 

Lasst uns ihre Bande zerreissen und ihre Seile von uns werfen.

 

 

→Psalm 119,126

 

Sie haben dein Ge­ſe­tze zuriſſen.

 

Sie haben dein Gesetz zerrissen.

 

 

 

SK Version 06.04.2024  

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on

ohne (Präposition)

Wegfall einer Sache oder eines Grundes

 

→Psalm 18,32 on der HERR: ohne dem HERRN

 

→Psalm 27,12 on ſchew: ohne Scheu

 

→Psalm 35,15 on meine ſchuld: ohne meine Schuld

 

→Psalm 18,32 on vn­ſer Gott: ohne unserem Gott

 

→Röm 1,9 on vnterlas: ohne Unterlass

 

→Psalm 7,5 on vrſach: ohne Ursache, ohne Grund, grundlos

 

→Psalm 15,2 on wandel: ohne Makel, makellos, unverändert

 

→Psalm 105,34 on zahl: ohne Zahl, zahllos, unzählig

 

→Röm 4,6 on zuthun: ohne Zutun

 

→Röm 4,9 on zweiuel: ohne Zweifel, zweifelsohne, zweifellos

 

 

 

SK Version 16.03.2024  

→Register

Vrſach

 

vrſach

Ursache, die

Ursache, Grund

 

→Psalm 7,5 →Psalm 139,20

on vrſach: ohne Ursache, ohne Grund, grundlos

 

 

SK Version 16.03.2024  

→Register

Sela

Sela

In den Psalmen: ein Tonzeichen

 

Sela (hebr. סֶלָה) ist die transkribierte Form des hebräischen Wortes, dessen Bedeutung und Herkunft unklar sind.

 

Es kommt in den Psalmen 71 mal vor und wird als Tonzeichen verstanden, und somit als musikalischer Fachbegriff. Es zeigt vermutlich eine Pause oder einen Ruhepunkt im Gesang, bzw. den Abschluss eines Absatzes (einer Strophe) an.

 

Es kann aber auch als Wiederholungszeichen (Refrain) verstanden wer­den. Dann könnte es auch die Textzeile abschließen, die als Wechselgesang von einem Chor gegen den Vorsänger wiederholt wird.

 

 

SK Version 16.03.2024  

→Register

Grim

 

grim

Grimm, der

heftiger Zorn; verbissene Wut

 

 

SK Version 16.03.2024  

→Register

Frömkeit

 

Fromkeit

Frömmigkeit, die

ursprünglich in den Bedeutungen Tüchtigkeit, Tapferkeit.

 

Eine anhaltende (tüchtige), passive Verehrung der Göttlichkeit bzw. göttlicher Gesetze, verbunden mit Vertrauen, die sich gegen alle Anfechtungen stellt (Tapferkeit).

 

 

Frömkeit:→Hiob 2,9

 

Vnd ſein Weib ſprach zu jm / Helteſtu noch feſt an deiner frömkeit? Ja / Segene Gott vnd ſtirb.

 

Und seine Frau sprach zu ihm: Hälst du denn immer noch fest an deiner Frömmigkeit? Ja, segne Gott und stirb!

 

 

Fromkeit:→Psalm 7,9

 

Richte mich HERR nach meiner gerechtigkeit vnd fromkeit.

 

Richte mich, HERR, nach meiner Gerechtigkeit und Frömmigkeit!

 

 

 

SK Version 16.03.2024  

→Register

Gottloſe

 

Gotloſe

Gottlose, der

Substantivierung von: →gottlos (Adjektiv)

 

Religiöser Begriff, der die Existenz Got­tes voraussetzt:

 

1) Zustand: los von Gott; von Gott los [sein]; von Gott verlassen; ohne Gott.

2) religiöse Grundhaltung: Gott nicht dienend; die Ehre, den Willen, die Gebote Got­tes missachtend

 

 

SK Version 16.03.2024  

→Register

Gerechte

Gerechte, der

a) Mensch, der den Pflichten des menschlichen und göttlichen Rechts gemäß lebt, denkt und handelt.

 

b) Mensch, der im Gegensatz zum Gottlosen gut, fromm, rechtschaffen und gottesfürchtig ist.

 

 

→1Mos 18,25

 

Das ſey ferne von dir / das du das thuſt / vnd tödteſt den Gerechten mit den Gott­lo­ſen / das der Gerechte ſey gleich wie der Gott­lo­ſe /

 

Das sei fern von dir, dass du das tust und den Gerechten mit den Gottlosen tötest, dass der Gerechte dem Gottlosen gleich sei.

 

 

 

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from

 

frum

fromm (Adjektiv)

a) brav, tüchtig, tapfer

b) nützlich, gut

c) ordentlich, ehrlich

d) unschuldig, unsträflich

e) gewissenhaft, lie­bevoll, pflichtgetreu (gegenüber Gott)

f) fromm, verehrend

 

 

Eine anhaltende (tüchtige), die Göttlichkeit pflichtgetreu verehrende Eigenschaft, die von Tapferkeit gegen alle Anfechtungen getragen wird.

 

 

from: →Psalm 94,15

 

DEnn Recht mus doch recht bleiben / Vnd dem wer­den alle frome Her­tzen zufallen.

 

Denn Recht muss doch Recht bleiben. Und dem wer­den alle frommen Herzen zufallen.

 

 

frum: → Lk 18,9

 

ER ſaget aber zu etlichen / die ſich ſelbs vermaſſen / das ſie frum we­ren /

 

Er sagte zu etlichen, die von sich selbst überzeugt waren, dass sie fromm wären ...

 

 

 

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recht

recht (Adverb und Adjektiv)

Die ursprüngliche Bedeutung von recht ist das Gegenteil von krumm bzw. von link (Adjektiv).

 

Damit lässt sich mit recht alles beschreiben, was sich im Gegensatz zu einer krummen, linken, schrägen, unliebsamen, ungehörigen, nicht offensichtlichen Sache usw. (bzw. einem Zustand) abhebt bzw. was davon abgehoben wer­den soll.

 

Daraus ergeben sich viele Bedeutungen, die wir hier nicht alle auflisten können.

 

Die Verwendung bei Luther

 

wahr, eigentlich (von Personen im Gegensatz zu denen, die sich sonst nur so nennen):

 

→Psalm 7,12: Gott iſt ein rechter Richter: Gott ist ein wahrer Richter (im Gegensatz zu den irdischen Richtern)

 

richtig, passend (im Gegensatz zu falsch, unpassend)

 

→Psalm 68,7: Der die Gefangen ausfüret zu rechter zeit: Der die Gefangenen herausführt sobald die Zeit dafür reif ist.

 

wahr, richtig (im Gegensatz zu unwahr, falsch, unrichtig)

 

→Psalm 93,5: Dein wort iſt eine rechte Lere: Dein Wort ist die wahre Lehre

 

 

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drewen

dräuen (Verb, veraltet)

drohen (Verb)

a) drohen, androhen, bedrohen

 

in der Absicht, zu strafen oder Schaden zuzufügen;

 

b) heftig, nachdrücklich ermahnen

 

in guter Absicht, um vor Bösem zu warnen und davon abzuhalten.

 

 

→Psalm 7,12

 

Gott iſt ein rechter Richter / Vnd ein Gott der teg­lich drewet.

 

Gott ist ein gerechter Richter, und ein Gott, der täglich droht.

 

Anmerkung zu Psalm 7,12:

 

Luthers Wort drewet ist eine Entsprechung für das hebräische זָעַם (zͻˁam), das so viel bedeutet wie »heftig auf jemanden zürnen und ihn den Zorn fühlen lassen«.

 

In Psalm 7,12 wird das Konstrukt זֹעֵם  אֵל (ˀel zoˁem; Gott, zürnend) allerdings wie ein Titel, wie ein Name gebraucht: Zorngott.

 

Daraus ergeben sich diese Übersetzungsvarianten:

 

b) Gott ist ein gerechter Richter, ein zürnender Gott, der [seinen Feinden] den Zorn alle Tage spüren lässt

 

c) Gott ist ein gerechter Richter, er ist Zorngott alle Tage.

 

 

 

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Feil

Fehl, der

Mangel, Gebrechen, Fehler, Irrtum, Versagen

 

→Psalm 7,15

 

Er wird aber einen Feil geberen.

 

Er wird aber eine Fehlgeburt haben.

 

 

→ Mt 6,15

 

Wo jr aber den Men­ſchen jre feile nicht vergebet / So wird euch ew­er Va­ter ew­re feile auch nicht vergeben

 

Wo ihr aber den Menschen ihre Fehler (ihr Fehlverhalten) nicht vergebt, da wird Euch Euer Va­ter Eure Fehler auch nicht vergeben.

 

 

 

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Freuel

 

freuel

Frevel, der

mhd: frevel

Bewusster Verstoß gegen die geltende (göttliche oder weltliche) Ordnung aus Übermut, Auflehnung oder Missachtung.

 

→Psalm 55,10

 

Denn ich ſe­he freuel vnd hadder in der Stad.

 

Denn ich sehe Frevel und Hader in der Stadt.

 

 

Adjektivisch gebraucht

 

→Psalm 35,11

 

Es tretten freuel Zeugen auff / Die zeihen mich des ich nicht ſchüldig bin.

 

Es treten falsche Zeugen auf. Sie bezichtigen mich, obwohl ich nicht schuldig bin.

 

 

 

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Allerhöheſte

Allerhöchste, der

Substantivierung von: →allerhöheſt (ganz oben, höher geht es nicht)

 

Als Rangbezeichnung und Ehrenbezeichnung besonders für Gott, aber auch für Könige gebraucht.

 

 

 

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Erläuterungen siehe →Das große Stilkunst.de–Wörterbuch zur Lutherbibel von 1545

 

 

Biblia 1545

Hinweise zur Stilkunst.de-Ausgabe

Erläuterungen zum Satz und zur Typografie des Bibeltextes

Der Text aus der Luther­bi­bel ist auf un­se­ren Sei­ten in An­leh­nung an das Druck­bild des Ori­gi­nals von 1545 wie­der­ge­ge­ben.

Den Sei­ten­auf­bau, die ver­wen­de­ten Schrif­ten, die Schreib­re­geln der Frak­tur­schrift und Luthers In­ten­tio­nen, mit der Ty­po­gra­fie Le­se­hil­fen be­reit­zu­stel­len, er­läu­tert dem in­ter­es­sier­ten Le­ser un­ser Ar­ti­kel »Satz und Ty­po­gra­fie der Luther­bi­bel von 1545«.

 
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Biblia
1545
Ps
7