Das Evangelium nach Lukas

Kapitel II.

Symbol Biblia 1545

Die Lutherbibel von 1545

 

Die Texte der Lutherbibel von 1545 in Frakturschrift

Das Neue Testament

Die Evangelien und die Offenbarung

 

Biblia
 

Die gantze Heilige Schrifft Deudsch
D. Martin Luther, Wittenberg 1545

Das Evangelium nach
Lukas

 

C. II.

 

Lk 2,1-52

 

Der Text in 24 Kapiteln

 

Gliederung Kapitel II.

 

Nr.

Textstelle

Abschnitt | Link zum Text

Kapitel II.

 

 

1,5 - 2,52

 

II. DIE GEBURT UND DIE KINDHEIT JESU

 

1

2,1-20

→Die Geburt Jesu

2

2,21

→Jesu Beschneidung und Namensgebung

3

2,22-24

→Jesu Darstellung im Tempel

4

2,25-40

→Simeon und Hanna

5

2,41-52

→Der zwölfjährige Jesus im Tempel

 

 

Lk 2,14

 

Im folgenden Text ist der bezeichnete Vers hervorgehoben.

 

 

 

 

Euangelium
S. Lucas.

 

 

 

 

[277b]

 

 

II.

 

 

Die Geburt Jesu

|| → Mt 1,18-25

 

ES be­gab ſich aber zu der zeit / Das ein Ge­bot von dem Kei­ſer Au­gu­ſto aus­gieng / Das al­le Welt ge­ſchetzt wür­de. 2Vnd die­ſe Scha­tzung war die al­ler­er­ſte / vnd ge­ſchach zur zeit / da Ky­re­ni­us Land­pfle­ger in Sy­ri­en war. 3Vnd je­der­man gieng / das er ſich ſche­tzen lieſ­ſe / ein jg­li­cher in ſei­ne Stad.

 

 

 

(Geſchetzt)

Sche­tzen iſt hie / das ein jg­li­cher hat müſ­ſen ein Ort des gül­den ge­ben von jg­li­chem Heubt.

 

 

 

 

 

 

 

→ Matt. 1.

4DA ma­chet ſich auff auch Jo­ſeph / aus Ga­li­lea / aus der ſtad Na­za­reth / in das Jü­di­ſche­land / zur ſtad Da­uid / die da heiſſt Beth­le­hem / Da­rumb das er von dem Hau­ſe vnd ge­ſchlech­te Da­uid war / 5Auff das er ſich ſche­tzen lieſ­ſe mit Ma­ria ſei­nem ver­traw­e­ten Wei­be / die war ſchwan­ger. 6Vnd als ſie da­ſelbſt wa­ren / kam die zeit / das ſie ge­be­ren ſol­te. 7Vnd ſie ge­bar jren er­ſten Son / vnd wi­ckelt jn in Win­deln / vnd le­get jn in ei­ne Krip­pen / Denn ſie hat­ten ſonſt kei­nen raum in der Her­ber­ge.

 

8VND es waren Hir­ten in der ſel­bi­gen ge­gend auff dem fel­de / bey den Hür­ten / die hü­te­ten des nachts jrer Her­de. 9Vnd ſi­he / des HER­RN En­gel trat zu jnen / vnd die Klar­heit des HER­RN leuch­tet vmb ſie / Vnd ſie furch­ten ſich ſeer. 10Vnd der En­gel ſprach zu jnen. Fürch­tet euch nicht / Si­he / Ich ver­kün­di­ge euch groſ­ſe Freu­de / die al­lem Volck wi­der­fa­ren wird / 11Denn Euch iſt heu­te der Hei­land ge­börn / wel­cher iſt Chri­ſtus der HErr / in der ſtad Da­uid. 12Vnd das habt zum Zei­chen / Ir wer­det fin­den das Kind in win­deln ge­wi­ckelt / vnd in ei­ner Krip­pen li­gen. 13Vnd als bald ward da bey dem En­gel die men­ge der hi­me­li­ſchen Herr­ſcha­ren / die lob­ten Gott / vnd ſpra­chen / 14Ehre ſey Gott in der Hö­he / Vnd Frie­de auff Er­den / Vnd den Men­ſchen ein wol­ge­fal­len. 15

 

 

 

 

 

 

 

 

(Wolgefallen)

Das die menſch­en da­uon luſt vnd lie­be ha­ben wer­den / ge­gen Gott vnd vn­ter­nan­der. Vnd das­ſelb mit danck an­ne­men / vnd dar­über al­les mit freu­den laſ­ſen vnd lei­den.

 

VND da die En­gel von jnen gen Hi­mel fu­ren / ſpra­chen die Hir­ten vn­ter­nan­der / Laſſt vns nu ge­hen gen Beth­le­hem / vnd die Ge­ſchicht ſe­hen / die da ge­ſche­hen iſt / die vns der HERR kund ge­than hat. 16Vnd ſie ka­men ei­lend / vnd fun­den bei­de Ma­ri­am vnd Jo­ſeph / da­zu das Kind in der krip­pen li­gen. 17Da ſie es aber ge­ſe­hen hat­ten / brei­te­ten ſie das wort aus / welchs zu jnen von die­ſem Kind ge­ſagt war. 18Vnd al­le / fur die es kam / wun­der­ten ſich der Re­de / die jnen die Hir­ten ge­ſagt hat­ten. 19Ma­ria aber be­hielt al­le die­ſe wort / vnd be­we­get ſie in jrem her­tzen. 20Vnd die Hir­ten ke­re­ten wi­der­umb / prei­ſe­ten vnd lob­ten Gott vmb al­les / das ſie ge­hö­ret vnd ge­ſe­hen hat­ten / wie denn zu jnen ge­ſagt war.

 

 

Jesu Beschneidung und Namensgebung

VND da acht ta­ge vmb wa­ren / das das Kind be­ſchnit­ten wür­de / Da ward ſein Na­me ge­nen­net Jhe­ſus / wel­cher ge­nen­net war von dem En­gel / ehe denn er in Mut­ter­lei­be emp­fan­gen ward.

 

 

Jesu Darstellung im Tempel

 

VND da die ta­ge jrer rei­ni­gung nach dem ge­ſetz Mo­ſi ka­men / brach­ten ſie In gen Je­ru­ſa­lem / Auff das ſie jn dar­ſtel­le­ten dem HER­RN / 23wie denn ge­ſchrie­ben ſte­het in dem Ge­ſetz des HER­RN / Al­ler­ley Men­lin

 

 

 

 

[277b | 278a]

 

 

S. Lucas.     C. II.

CCLXXVIII.

 

das zum er­ſten die Mut­ter bricht / ſol dem HER­RN ge­hei­li­get heiſ­ſen / 24Vnd das ſie ge­ben das Opf­fer / nach dem ge­ſagt iſt im Ge­ſetz des HER­RN / ein par Dor­tel­tau­ben / oder zwo Jun­ge­tau­ben.

 

 

Simeon und Hanna

 

25VND ſi­he / ein Menſch war zu Je­ru­ſa­lem / mit na­men Si­me­on / vnd der­ſelb Menſch war frum vnd gott­fürch­tig / vnd war­tet auff den troſt Iſ­ra­el / vnd der hei­li­ge Geiſt war in jm. 26Vnd jm war ein ant­wort wor­den von dem hei­li­gen Geiſt / Er ſolt den Tod nicht ſe­hen / er het­te denn zu­uor den Chriſt des HER­RN ge­ſe­hen. 27Vnd kam aus an­re­gen des Gei­ſtes in den Tem­pel.

 

VND da die El­tern das Kind Jhe­ſum in den Tem­pel brach­ten / das ſie fur jn the­ten / wie man pfle­get nach dem Ge­ſetz / 28Da nam er jn auff ſei­ne arm / vnd lob­te Gott / vnd ſprach.

 

HErr / nu leſ­ſe­ſtu dei­nen Die­ner im Frie­de fa­ren / wie du ge­ſagt haſt.

30Denn mei­ne Au­gen ha­ben dei­nen Hei­land ge­ſe­hen.

31Wel­chen du be­rei­tet haſt / Fur al­len Völ­ck­ern.

32Ein Liecht zu er­leuch­ten die Hei­den / Vnd zum Preis dei­nes volcks Iſ­ra­el.

(Friede faren)

Das iſt / Nu wil ich frö­lich ſter­ben.

 

VND ſein Va­ter vnd Mut­ter wun­der­ten ſich des / das von jm ge­redt ward. 34Vnd Si­me­on ſe­ge­net ſie / vnd ſprach zu Maria ſei­ner mut­ter / Sihe / Die­ſer wird ge­ſetzt zu ei­nem Fall vnd Auff­er­ſte­hen vie­ler in Iſ­ra­el / Vnd zu ei­nem Zei­chen dem wi­der­ſpro­chen wird. 35Vnd es wird ein Schwert durch dei­ne See­le drin­gen / Auff das vie­ler Her­tzen ge­dan­cken of­fen­bar wer­den.

 

36VND es war ei­ne Pro­phe­tin Han­na / ei­ne toch­ter Pha­nu­el / vom ge­ſchlecht Aſer. Die war wol be­ta­get / vnd hat­te ge­lebt ſie­ben jar mit jrem Man­ne / nach jrer Jung­fraw­ſchafft. 37Vnd war nu ei­ne Wo­che Wid­we / bey vier vnd achz­ig ja­ren / Die kam ni­mer vom Tem­pel / die­net Gott mit fa­ſten vnd be­ten tag vnd nacht. 38Die­ſel­bi­ge trat auch hin zu / zu der ſel­bi­gen ſtun­de / vnd prei­ſe­te den HErrn / vnd re­de­te von jm / zu al­len / die da auff die er­lö­ſung zu Je­ru­ſa­lem war­te­ten.

 

39VND da ſie al­les vol­en­det hat­ten / nach dem ge­ſetz des HER­RN / ke­re­ten ſie wi­der in Ga­li­le­am / zu jrer ſtad Na­za­reth. 40Aber das Kind wuchs / vnd ward ſtarck im Geiſt / vol­ler weis­heit / vnd Got­tes gna­de war bey jm.

 

 

Der zwölfjährige Jesus im Tempel

 

VND ſei­ne El­tern gien­gen al­le jar gen Je­ru­ſa­lem / auff das Oſter­feſt. 42Vnd da er zwelff jar alt war / gien­gen ſie hin auff gen Je­ru­ſa­lem / nach ge­won­heit des Fe­ſtes. 43Vnd da die ta­ge vol­en­det wa­ren / vnd ſie wi­der zu hau­ſe gien­gen / bleib das kind Jhe­ſus zu Je­ru­ſa­lem / vnd ſei­ne El­tern wu­ſtens nicht. 44Sie mei­ne­ten aber / er we­re vn­ter den Ge­fer­ten / vnd ka­men ei­ne ta­ge­rei­ſe / vnd ſuch­ten jn vn­ter den Ge­freun­de­ten vnd Be­kand­ten. 45Vnd da ſie jn nicht fun­den / gien­gen ſie wi­der­umb gen Je­ru­ſa­lem / vnd ſuch­ten jn. 46Vnd es be­gab ſich nach drei­en ta­gen / fun­den ſie jn im Tem­pel ſi­tzen / mit­ten vn­ter den Le­rern / das er jnen zu­hö­re­te / vnd ſie fra­ge­te. 47Vnd al­le die jm zu­hö­re­ten / ver­wun­der­ten ſich ſei­nes ver­ſtands vnd ſei­ner ant­wort. 48Vnd da ſie jn ſa­hen / ent­ſatz­ten ſie ſich.

 

VND ſei­ne Mutter ſprach zu jm / Mein ſon / wa­rumb ha­ſtu vns das ge­than? Si­he / dein Va­ter vnd Ich ha­ben dich mit ſchmer­tzen ge­ſucht. 49Vnd er ſprach zu jnen / Was iſts / das jr mich ge­ſucht habt? Wiſ­ſet jr nicht / das ich ſein mus in dem / das mei­nes Va­ters iſt? 50Vnd ſie ver­ſtun­den das wort nicht / das er mit jnen re­det. 51Vnd er gieng mit jnen hin ab / vnd kam gen Na­za­reth / vnd war jnen vn­ter­than. Vnd ſei­ne Mut­ter be­hielt al­le die­ſe wort in jrem her­tzen. 52Vnd Jhe­ſus nam zu / an weis­heit / al­ter vnd gna­de / bey Gott vnd den Men­ſchen.

 

 

 

 

 
 

 

Biblia 1545

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Luc.
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Lk

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2. Mose

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3. Mose

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Matt.
Mat.
Math.
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Mt

Mt

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Kartenwerke zum Text Lk 2

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Beschreibung

Karte Palästinas zwischen 20 v. Chr. und 4 v. Chr.

Karte Palästinas

20 v. Chr. bis 4 v. Chr.

 

Die Karte zeigt das Herr­schafts­gebiet von Herodes dem Großen zur Zeit seiner größten Ausdehnung nach 20 v. Chr. bis zum Tod von Herodes dem Großem im Jahr 4 v. Chr.

 

Grafik: © Sabrina | Reiner | www.stilkunst.de

 

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Creative Commons Attribution-ShareAlike

 

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Beschreibung

Karte Palästinas zwischen 4 v. Chr. und 6 n. Chr.

Karte Palästinas

4 v. Chr. bis 6 n. Chr.

 

Die Karte zeigt die Herr­schafts­gebiete des Herodes Archelaos, des Herodes Antipas und des Herodes Phillipos in der Zeit nach dem Tod von Herodes dem Großen (4 v. Chr.) bis zum Ende der Herrschaft des Archelaos in Samaria, Judäa und Idumäa (6 n. Chr.)

 

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Worterklärungen: Übersicht

Die folgenden Begriffe aus dem Text Lk 2 wer­den hier erläutert.

Versnummer: Luthers Wort

1: Keiſer Auguſto

1: Keiſer

1: ſchetzen

2: Schatzung

2: Kyrenius

2: Landpfleger

3: jglicher

4: Joseph

4: Galilea

4: Nazareth

4: Jüdiſcheland

4: Dauid

4: Bethlehem

5: Maria

5: vertraweten

5: Weibe

8: Hürten

9: HERR

9: Engel

11: Heiland

11: Chriſtus

11: HErr

12: ligen

14: ſey

14: wolgefallen

18: fur

20: widerumb

Klick auf ein Wort führt zum Eintrag mit den Erklärungen.

Das vollständige Verzeichnis findet sich hier: →Das große Stilkunst.de–Wörterbuch zur Lutherbibel von 1545

 
Weltkugel

Aus dem Wörterbuch

Worterklärungen:
Seltene Namen, Wörter und Begriffe im Text Lk 2

Luther-Deutsch

Deutsch   |   Erläuterungen

Keiſer Auguſtus

Kaiser Augustus

Kaiser Augustus

 

* 23. September 63 v. Chr. als Gaius Octavius;
genannt Octavian;
† 19. August 14 n. Chr.

 

Großneffe und Haupterbe Gaius Iulius Caesars

(verkürzter) Titel: Imperator Caesar Augustus

Regierungszeit: 31 v. Chr. bis 14 n. Chr.

Erster römische Kaiser und Alleinherrscher des Rö­mi­schen Reiches.

 

 

Biblischer Zeitrahmen

 

Geburt und Kindheit Jesu

 

Jüdische Herrscher dieser Zeit:

 

a) (bis 4 v. Chr.) Herodes der Große

b) (ab 4 v. Chr.) Herodes Archelaos (Judäa, bis 6 n. Chr.)

c) (ab 4 v. Chr.) Herodes Antipas (Galiläa)

d) (ab 4 v. Chr.) Herodes Phillipos (Dekapolis)

 

Siehe auch: →Römische Kaiser

 

 

 

SK Version 16.03.2024  

→Register

Keiſer

Kaiser

Titel des römischen Imperators und Alleinherrscher des Rö­mi­schen Reiches.

 

 

Die Kaiser zur Zeit Jesu

 

Für die Jesus-Geschichten des Neuen Testaments sind ins­be­son­de­re die beiden ersten Kaiser Roms von Bedeutung:

 

1. Augustus

 

* 23. September 63 v. Chr. als Gaius Octavius;
† 19. August 14 n. Chr.

Großneffe und Haupterbe Gaius Iulius Caesars

(verkürzter) Titel: Imperator Caesar Augustus

Regierungszeit: 31 v. Chr. bis 14 n. Chr.

Erster römische Kaiser und Alleinherrscher des Römischen Reiches.

 

Geburt und Kindheit Jesu

Jüdische Herrscher dieser Zeit: a) (bis 4 v. Chr.) Herodes der Große, b) (ab 4 v. Chr.) Herodes Archelaos (Judäa, bis 6 n. Chr.) , Herodes Antipas (Galiläa), Herodes Phillipos. (Dekapolis)

 

2. Tiberius

 

* 16. November 42 v. Chr. als Tiberius Claudius Nero; † 16. März 37 n. Chr.

(verkürzter) Titel: Imperator Tiberius Caesar Augustus

Regierungszeit: 14 - 37 n. Chr.

 

Wirken, Passion, Kreuzigung und Auferstehung Jesu.

Jüdische Herrscher dieser Zeit: römischer Prokurator (Judäa), Herodes Antipas (Galiläa), Herodes Phillipos (Dekapolis).

 

Weitere Kaiser des 1. Jahrhunderts

 

Für die Geschichte der frühen Christengemeinden (Briefe), für die Reisen der Apostel und für die die Geschichte Palästinas jener Zeit spielen weitere Kaiser des 1. Jahrhunderts eine Rolle. Von ihnen sind hier nur Name und Regierungszeit genannt:

 

Kurzer Name

Geburtsname
Herrschername

Regierungs-
zeit

Caligula

Gaius Iulius Caesar (Germanicus)
Gaius Caesar Augustus Germanicus

37-41

Claudius

Tiberius Claudius Drusus
Tiberius Claudius Caesar Augustus Germanicus

41-54

Nero

Lucius Domitius Ahenobarbus
Nero Claudius Caesar Augustus Germanicus

54-68

Galba

Servius Sulpicius Galba
Servius Galba Imperator Caesar Augustus

68-69

Otho

Marcus Salvius Otho
Imperator Marcus Otho Caesar Augustus

69

Vittelius

Aulus Vitellius
Aulus Vitellius Germanicus Imperator Augustus

69

Vespasian

Titus Flavius Vespasianus
Imperator Caesar Vespasianus Augustus

69-79

Titus

Titus Flavius Vespasianus
Imperator Titus Caesar Vespasianus Augustus

79-81

Domitian

Titus Flavius Domitianus
Imperator Caesar Domitianus Augustus Germanicus

81-96

Nerva

Marcus Cocceius Nerva
Imperator Nerva Caesar Augustus Germanicus

96-98

Trajan

Marcus Ulpius Traianus
Imperator Caesar Nerva Traianus Augustus Germanicus

98-117

 

 

 

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ſchetzen

schätzen (Verb)

→ Lk 2,1

 

Das alle Welt geſchetzt würde.

 

Gemeint ist das Zählen zum Zweck, die Steuer zu be­mes­sen und zu er­he­ben.

 

 

 

SK Version 16.03.2024  

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Schatzung

 

ſchatzung

Schätzung, die

→ Lk 2,2

 

Vnd die­ſe Schatzung war die allererſte

 

Gemeint ist die Volkszählung zum Zweck der Steu­er­er­he­bung, die nach Lk 2,1-3 Publius Sulpicius Quirinius auf Anordnung der Kaisers Augustus durchführen lies.

 

 

Das historische Datum der Schätzung

 

Die Angabe scheint geeignet, um die Geburt Jesu in Beth­le­hem einerseits zeitlich zu bestimmen und andererseits ört­lich zu begründen. Jedoch wirft sie Rätsel auf. His­to­risch nachweisbar ist, dass Publius Sulpicius Quirinius erst ab dem Jahr 6 n. Chr. für die Provinz Syrien zuständig war. In diesem Jahr führte er auch die erste Volkszählung in seinem Zuständigkeitsbereich durch.

 

Jesu Geburt zur Zeit Herodes des Großen

 

Dem steht die Angabe gegenüber, dass Jesus in der Re­gie­rungs­zeit von König Herodes dem Großen (* um 73 v. Chr.; † im März 4 v. Chr.) geboren wurde (Mt 2; vermutlich auch: Lk 1,5).

 

Die Wissenschaft folgt heute eher diesem Datum, das den Ge­burts­ter­min Jesu vor 4. v. Chr. sieht, so dass die Angabe der Steuerschätzung bei Lukas vor allem dem Zweck dient, zu begründen, warum Jesus in Beth­le­hem geboren wurde. Die Schätzung war dafür ein geeignetes Stilmittel, zumal sie allen Lesern der damaligen Zeit als historisches Ereignis wegen seiner Absonderlichkeit in Erinnerung war.

 

Hingegen waren die geschichtlichen Zusammenhänge der Personen des Publius Sulpicius Quirinius und des Herodes des Großen wohl eher verschwommen. Während der Statthalterschaft des Publius Sulpicius Quirinius war Herodes der Große schon lange tot. Es regierten mit römischer Duldung seine drei Söhne in seinem ursprünglichen Reich. Dabei war Herodes Antipas (* um 20 v. Chr. ; † um 39 n. Chr.) für Galiläa zuständig und Herodes Archelaos (* um 23 v. Chr.; † um 18 n. Chr.) für Judäa, Samaria und Idumäa. Die Namensgleichheit der verschiedenen Herrscher war für spätere Autoren und Leser sicher nicht leicht aufzulösen und wohl auch eher nebensächlich. Die Evangelisten ver­fol­gen nicht die Absicht, ihren Lesern eine historische Wahrheit lückenlos aufzuzeigen. Dafür fehlten bereits ihnen die nötigen Dokumente und Quellen. Es geht ihnen darum, die alttestamentlichen Prophezeiungen und Weissagungen zum Erscheinen des Messias mit der Person Jesu und dessen Lebenslauf stimmig darzustellen.

 

Bis heute sind viele Fra­gen um die Geburt Jesu ungeklärt.

 

Vgl. dazu unsere Karte Palästinas zwischen 4 v. Chr. und 6 n. Chr.

 

 

SK Version 16.03.2024  

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Kyrenius

Kyrenius (Name)

 

Quirinius (Name)

gemeint ist:

 

Publius Sulpicius Quirinius

(* um 45 v. Chr.; † 21 n. Chr.)

 

Publius Sulpicius Quirinius war ein römischer Senator und zeitweilig, ab 6 n. Chr. Statthalter der römischen Provinz Syria.

 

Sein Name wird in → Lk 2,1 genannt:

 

Vnd die­ſe Schatzung war die allererſte / vnd ge­ſchach zur zeit / da Kyrenius Landpfleger in Syrien war.

 

Und die Volkszählung war die allererste und geschah zur Zeit, als Quirinius Statthalter der römischen Provinz Syria war.

 

Anm.:

Diese Notiz des Evangelisten Lukas ist eine der Pro­blem­stel­len in der Leben-Jesu-Forschung. Die Volks­zäh­lung durch Quirinius in der Provinz Syria ist his­to­risch belegt. Wenn, wie es Lukas beschreibt, die Ge­burt Jesu in die Zeit dieser Volkszählung fiel, dann kann Jesus nicht vor dem Jahr 6. n. Chr. geboren wor­den sein.

 

Zu jener Zeit stand Judäa (das südliche Israel mit den Städten Jerusalem und Betlehem), das zur Provinz Syria gehörte, vollständig unter römischem Pro­tek­to­rat. He­ro­des Archelaos, ein Sohn von Herodes dem Großem, hatte seine Titel und die Herrschaft über Judäa verloren. In Jerusalem gab es keinen König, wenn auch die Brüder des Archelaos noch Galiläa und das Ostjordanland ver­wal­te­ten.

 

Dies steht allerdings im Widerspruch zur Notiz in → Lk 1,5 und zu den Geschichten im Matthäus-Evangelium, in denen die Geburt Jesu in die Zeit von →Herodes dem Großen fiel, der bereits 4 v. Chr. starb. Aus den Details dieser Geschichten muss an­ge­nom­men wer­den, dass Jesus um das Jahr 7 v. Chr. geboren wurde.

 

Herodes der Große regierte das gesamte Israel mit der Duldung Roms unter →Kaiser Augustus. Aus seiner Zeit sind aber weder ein Statthalter Quirinius noch eine Volkszählung bekannt.

 

Heute wird daher angenommen, dass Quirinius und die Volkszählung das Handlungsgerüst der Ge­burts­ge­schich­te für die Leser begründen sollten. Sie erklären, warum der Galiläer Jesus (gemäß den Prophezeihungen) in Betlehem geboren wurde. Die folgenreiche, römische Neugestaltung der politischen Verhältnisse unter Quirinius in der Provinz Syria, so­wie die Volkszählung waren sicher noch in der Er­in­ne­rung vieler Juden und in der gesamten Region präsent, und ein verständlicher Grund für die Reise nach Betlehem. Jedoch war zur Zeit der Entstehung des Lukasevangeliums (zwischen 60 und 80 n. Chr.) die präzise zeitliche Bestimmung in den Köpfen der Leser längst verschwommen.

 

Quirinius und die Volkszählung stehen danach im Lu­kas­evan­ge­li­um nicht als ab­so­lu­te Zeit­an­ga­ben. Viel­mehr fun­gie­ren sie als er­in­ner­ba­res Er­eig­nis für die da­ma­li­gen Le­ser, für die Ziel­grup­pe des Lukas. Es lie­fert so­wohl ei­nen hin­rei­chen­den und un­an­fecht­ba­ren in­halt­li­chen Be­weg­grund für die Reise von Galiläa nach Bet­le­hem, wie auch den Grund der Ge­burt Jesu in Bet­le­hem.

 

 

 

SK Version 16.03.2024  

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Land­pfleger

Landpfleger, der (veraltet)

Luther verwendet hier (wie so oft) einen Begriff aus seiner Zeit.

 

Ein Pfleger war eine Person, die ein Amt innehat. Ein Land­pfleger war demnach in etwa ein Lan­des­haupt­mann bzw. ein Statt­hal­ter, ein Land­rat.

 

 

→ Lk 2,2

 

vnd ge­ſchach zur zeit / da Kyrenius Landpfleger in Syrien war.

 

Luther bezeichnet als Landpfleger den Legaten (Ab­ge­sand­ten) Roms, der als Statthalter die römische Pro­vinz Sy­ri­a ver­wal­tete: →Publius Sulpicius Quirinius.

 

 

→ Mt 28,14

 

Vnd wo es würde auskomen bey dem Land­pfle­ger / wöl­len wir jn ſtillen / vnd ſchaffen das jr ſicher ſeid.

 

Wahrscheinlich ist in Mt 28,14 mit Landpfleger der römische Präfekt Judäas, Pontius Pilatus, gemeint. Ihm gegenüber waren die römischen Soldaten in der Pflicht, die er als Wachen auf Bitte der Hohenpriester und Pharisäer abgestellt hatte. Ihm gegenüber konnten die Mitglieder des jüdischen Rats die Wachen für ihr Versagen in Schutz nehmen.

 

 

 

SK Version 16.03.2024  

→Register

jglicher

 

jgliche

 

jglichs

jeglicher, jegliche, jegliches (Pronomen)

veraltet für: jeder, jede, jedes

 

→Jes 28,25

 

.. ſo ſtrewet er Wicken / vnd wirfft Kümel / vnd ſeet Weitzen vnd Gerſten / jglichs wo ers hin haben wil /

 

...so streut er Wicken und wirft Kümmel und sät Weizen und Gerste, jegliches [dahin], wo er es hin haben will.

 

 

 

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Joſeph

Josef (Name)

 

Josef, Ehemann der Maria, Mutter Jesu

hebräischer Männername

 

hebräisch: ‏יוֹסֵף

griechisch: Ἰωσήφ

lateinisch: Ioseph

 

Der hebräische Name Josef bedeutet »Gott möge hinzufügen« (nämlich noch weitere Kinder) und war beliebt als Name für den erstgeborenen Sohn einer Familie.

 

Josef, Ehemann der Maria, Mutter Jesu

 

Josef, ein Handwerker aus Nazaret, war nach → Lk 2,4 ein Nachkomme König Davids (lebte um 1000 v. Chr.). Er war mit Maria zum Zeitpunkt, da sie mit Jesus schwanger war, verlobt. Zumindest war die Ehe nicht vollzogen. Erst später, wohl nach der Geburt Jesu, heiratet er sie.

 

Den Grund der vorehelichen Schwangerschaft be­schrei­ben → Mt 1,18 und → Lk 1,35 darin, dass Josef nicht der leibliche Va­ter Jesu war. Allerdings war es aus der Sicht des Ge­set­zes und aus der Sicht der Bevölkerung (→ Joh 1,45).

 

 

Josef: Ehemann, Va­ter und Ernährer der Familie

 

Aus dem Dogma der Unbeflecktheit Marias ergibt sich, dass Josef auch nach der Geburt Jesu nie Ge­schlechts­ver­kehr mit Maria ausgeübt habe. Der Evangelist Markus beschreibt aber, dass Jesus vier Brüder und mindestens zwei, ggf. mehr Schwestern hatte (→ Mk 6,3), doch sollen sie nach kirchlichen Auffassungen angeblich entweder aus einer früheren Ehe des Josef mit einer anderen, unbekannten Frau stammen (wofür es keinerlei Quellen gibt), oder es handle sich angeblich um adoptierte Kinder. Manchmal wird der Begriff »Brüder« so verstanden, dass er die Kinder von nahen Verwandten Jesu, wie Tanten und Onkels, mit einschließt (Großfamilie).

 

Wir können derartigen, künstlichen Konstrukten nicht folgen. Für uns war Josef der Mann der Maria, mit der er mehrere Kinder zeugte und groß zog.

 

Josef war ein einfacher Handwerker in dem kleinen Dorf Nazaret und verdiente den Lebensunterhalt für seine kinderreiche Familie. Er war religiös, soweit es die Gemeinschaft und die Öffentlichkeit erforderte, und er folgte den üblichen Sitten und Gebräuchen seiner Zeit. Er lebte seinen Kindern das vor, was er als ihnen als Mitglied einer jüdischen Gemeinde vorzuleben hatte und vorleben konnte. Er war keineswegs theologisch gebildet oder religiös besonders engagiert, sondern ganz sicher ein sehr normaler Ehemann, Va­ter und Ernährer der Familie.

 

 

 

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Galilea

 

Gali­le­iſches land

Galiläa (Name)

hebräisch: ‏הגליל(haGalil)

griechisch: Γαλιλαία (Galilaia)

lateinisch: Galilaea

 

Nördlicher Teil Palästinas mit einer wechselhaften Geschichte, in der dort verschiedene, nicht-jüdische Be­völ­ke­rungs­grup­pen sesshaft waren. Herodes der Große konnte Galiläa schließlich in sein Reich einverleiben. Nach seinem Tod im Jahr 4 v. Chr. wurde von Kaiser Augustus Herodes Antipas, ein Sohn von Herodes dem Großen, als Gebietsfürst (Vierfürst; Tetrach) eingesetzt, der über Galiläa und Peräa bis zu seiner Absetzung im Jahr 39 n. Chr. herrschte.

 

Das Gebiet, in dem Jesus lebte und wirkte

 

Galiläa ist das Gebiet, in dem sich die meisten Jesus-Ge­schich­ten von Jesu Kindheit bis zu seiner Reise nach Jerusalem abspielten. Dort befinden sich die aus den Geschichten bekannten Orte, wie die Städte Nazaret und Kapernaum sowie der See Genezareth.

 

Herodes Antipas war kein Despot und er war längst nicht so machtgierig wie sein Va­ter oder wie sein Bruder Herodes Archelaos, der über Samaria und Judäa von 4 v. Chr. bis 6 n. Chr. herrschte. Dies gab dem erwachsenen Jesus den nötigen Freiraum für sein öffentliches Auftreten und war wohl einer der Gründe, warum er das Herrschaftsgebiet des Herodes Antipas nicht verließ, bestenfalls noch die westlichen Gebiete des Herodes Phillipos östlich des Jordans bereiste (Caesarea Phillipi, Dekapolis).

 

Judäa, mit den Gebieten Samaria, Judäa und Idumäa, war ab 6 n. Chr. direkte römische Provinz und un­ter­stand dem römischen Präfekten. Dort herrschten die Hohepriester (wie Hannas und Kajafas), die für alle jüdischen Angelegenheiten mit der Duldung Roms zuständig waren. Sie waren für Jesus, seine religiösen Ansichten und sein Wirken in der Bevölkerung gefährliche Gegenspieler.

 

Vgl. dazu unsere Karten

a) Palästina zwischen 20 v. Chr. und 4 v. Chr.

b) Palästina zwischen 4 v. Chr. und 6 n. Chr.

 

 

 

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Nazareth

Nazaret (Name)

 

oder: Nazareth

hebräisch: ‏נצרת

griechisch: Ναζαρὲθ

lateinisch: Nazareth

 

Siedlung in Galiläa.

 

Nazareth ist der Ort, in dem Jesus aufwuchs. Dabei ist an eine kleine, dörfliche Gemeinschaft zu denken. Der Ort besaß nur wenige Gebäude und wahrscheinlich lebten weniger als 200 Menschen dort.

 

Nazareth lag abgelegen zwischen Hügelketten, fern von größeren Siedlungen, in der Landschaft Galiläas.

 

Heute ist Nazareth eine größere Stadt, die zusammen mit ihrer Schwesterstadt Nazaret-Iliit die Fläche aller Hügel rings um die alte Stadt besiedelt und gut 120.000 Einwohner zählt.

 

 

Nach Matthäus lebten Maria und Josef zunächst in Beth­le­hem, wo Jesus geboren wurde. Sie flohen vor der Bedrohung durch Herodes dem Großen nach Ägypten und kehrten erst nach seinem Tod (4. v. Chr.) nach Israel zurück. Weil aber Herodes Archelaos nun in Judäa regierte, der die grausame Herrschaft seines Vaters fortsetzte, zogen sie nach Galiläa, wo Herodes Antipas, ein Bruder des Herodes Archelaos, sein Amt weniger hart und brutal ausübte. So ka­men sie in das kleine, abgelegene Dorf Nazareth. Josef fand in dieser Siedlung Arbeit als Handwerker und die Familie lebte von nun an dort.

 

Nach Lukas lebte Josef bereits in Nazareth, wo er als Hand­wer­ker arbeitete, als er Maria ken­nenlernte. Wegen der Volkszählung, die von den Römern für die Steu­er­er­he­bung durchgeführt wurde, musste er in seine Ge­burts­stadt Beth­le­hem reisen. Die hoch­schwan­ge­re Ma­ria be­glei­tete ihn und ge­bar ihren ersten Sohn noch in Beth­le­hem, der klei­nen Stadt nahe Je­ru­sa­lem. Nach­dem die vor­ge­schrie­be­nen Ri­tu­ale im Tem­pel von Je­ru­sa­lem voll­zo­gen wa­ren, kehr­ten Ma­ria, Jo­sef und Je­sus zu­rück in ihr Haus nach Na­za­reth.

 

Nach Lukas kam in Nazareth der Engel Gabriel zu Ma­ria, um ihr die Geburt Jesu anzukündigen (→Lk 1,26-38).

 

Die Stelle, an der angeblich (nach einer römisch-ka­tho­li­schen Überlieferung) das Haus der Maria gestanden ha­ben soll, in dem sie vom Engel besucht wurde, ist in­zwi­schen überbaut. Hier befindet sich im Alt­stadt­be­reich die römisch-katholische Ver­kün­di­gungs­ba­si­li­ka (Basilica of the Annunciation), die 1969 geweiht wurde.

 

 

 

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Jüdiſche­land

 

Jüdiſchen­land

jüdische Land, das

jüdisches Land (Judäa).

 

Jüdiſcheland, Jüdiſchenland
Vorkommen in der Lutherbibel von 1545

 

Gesamt AT Apokryphen NT
22 4 2 16

 

Die Bezeichnung »jüdisches Land« meint Judäa in Abgrenzung zu anderen Landesteilen Palästinas (das nördliche Galiläa und das Ostjordanland).

 

Insbesondere zur Zeit Jesu stan­den die­se Ge­bie­te un­ter vers­chie­de­nen Herr­schern und wa­ren recht­lich von­ein­an­der ge­trennt. Ent­spre­chend häu­fig kommt der Be­griff im Neu­en Tes­ta­ment und dort in den Evan­ge­lien vor (dreizehnmal).

 

Mehr zu Judäa im Artikel →Juda.

 

 

→ Mt 2,1

 

DA Jheſus geborn war zu Beth­le­hem / im Jü­di­ſchen­lan­de zur zeit des kö­ni­ges Herodis / [...]

 

Als Jesus geboren war in Betlehem, im jüdischen Land, zur Zeit des Königs Herodes [...]

 

 

 

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Dauid

David

hebräisch: דָּוִד (dͻwid) oder דָּוִיד (dͻwīd)

lateinisch: David

griechisch: Δαυιδ (David)

 

Zur Person Davids

 

Nach der biblischen Überlieferung war David König von Juda und nach Saul der zweite König Israels. Er lebte von etwa 1000 bis 961 v. Chr.

 

Genauere Lebensdaten sind unbekannt. Historisch kreisen um die Person Davids viele ungeklärte Fra­gen.

 

David war zunächst Musiker am Hof Sauls und wurde später Offizier in seinem Heer. Schließlich wurde er Sauls Nachfolger als König über Israel.

 

 

David in der Bibel

 

Die Geschichte Davids wird ausführlich erzählt in den beiden Samuel­büchern (1Sam, 2Sam), in 1Kön 1-2 und in 1Chr 11-29.

 

König David gilt als der Autor von 73 Psalmen. Siehe dazu die folgenden Artikel:

 

→Psalm Davids

 

→Gülden Kleinod Davids

 

→Unterweisung Davids

 

→Lied Davids

 

→Psalmlied Davids

 

→Gebet Davids

 

→Unschuld Davids

 

→Lob Davids

 

→Davids

 

 

 

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Beth­le­hem

Beth­le­hem (Ortsname)

hebräisch: בית לחם (Beth Lechem)

griechisch: βηϑλέεμ (Bethleem)

lateinisch: Bethleem

 

Biblischer Ort in Judäa, südlich von Jerusalem.

 

Heute befindet sich Beth­le­hem im West­jor­dan­land, im pa­läs­ti­nen­si­schen Au­to­no­mie­ge­biet.

 

 

Geburtsort Jesu

 

Beth­le­hem, das in der frü­hen Zeit Ef­ra­ta hieß (→1Mos 35,16-20), ist nach → Mt 2,1 und → Lk 2,4-11 der Ort, in dem Je­sus ge­bo­ren wur­de. Dies ist heu­te je­doch in der Le­ben-Je­su-For­schung um­strit­ten.

 

Für die Evangelisten er­füllt sich mit Beth­le­hem als Ge­burts­ort ei­ne alt­tes­ta­ment­li­che Pro­phe­zei­ung, auf die sie mit der Ge­burts­ge­schich­te ver­wei­sen.

 

Betlehem war nach →1Sam 16,1 der Her­kunfts­ort, die Stadt Kö­nig Da­vids (um 1000 v. Chr.):

 

16 1VND der HERR ſprach zu Samuel / Wie lange tregeſtu leide vmb Saul / den ich verworffen habe / das er nicht König ſey vber Jſrael? Fülle dein Horn mit öle / vnd gehe hin / Jch wil dich ſen­den zu dem Bethlemiter Jſai / Denn vn­ter ſei­nen Sönen hab ich mir einen König erſehen.

 

In Beth­le­hem sollte nach →Mi 5,1-3 der er­war­te­te Mes­si­as als Nach­kom­me Da­vids ge­bo­ren wer­den:

 

5 1VND du Beth­le­hem Ephrata / die du klein biſt / vn­ter den tau­ſen­ten in Juda / Aus dir ſol mir der komen / der in Jſrael Herr ſey / welchs Ausgang von anfang vnd von ewig her geweſt iſt. 2Jn des leſſt er ſie plagen / Bis auff die zeit / das die / ſo geberen ſol / geboren habe / Da wer­den denn die vbrigen ſei­ner Brüder widerkomen zu den kin­dern Jſrael. 3Er aber wird auff­tret­ten vnd weiden in krafft des HERRN / vnd im Sieg des Namens ſei­nes Got­tes / Vnd ſie wer­den wonen / Denn er wird zur ſel­bi­gen zeit herrlich wer­den / ſo weit die Welt iſt.

 

Nach dem Evangelisten Lukas lebten Ma­ria und Jo­sef in Na­za­reth. Die Ge­burt Je­su in Beth­le­hem wird in Lk 2 da­mit be­grün­det, dass sich Jo­sef in sei­ner Ge­burts­stadt ein­zu­fin­den hat­te we­gen der Volks­zäh­lung, die von Pub­li­us Sul­pi­ci­us Qui­ri­ni­us, Le­gat von Sy­ri­en, an­ge­ord­net wor­den war. His­to­risch ist die­se Volks­zäh­lung für das Jahr 6 n. Chr. be­legt.

 

Der Evangelist Matthäus geht da­ge­gen da­von aus, dass Ma­ria und Jo­sef zu­nächst in Beth­le­hem leb­ten. Nach sei­ner Dar­stel­lung (Mt 1-2) wur­de Je­sus zur Re­gie­rungs­zeit von He­ro­des dem Gro­ßen ge­bo­ren, der 4 v. Chr. starb. Des­sen »Kin­der­mord von Beth­le­hem« (→ Mt 2,16-18) ist au­ßer­biblisch nicht be­zeugt, wohl aber sei­ne Grau­sam­keit, wenn es da­rum ging, sei­ne Macht zu be­wah­ren oder aus­zu­bau­en. Die Bru­ta­li­tät des He­ro­des dient Mat­thä­us da­zu, zu be­grün­den, wa­rum Ma­ria und Jo­sef mit dem Säug­ling nach Ägyp­ten aus­wan­der­ten. Da­durch hät­te sich ei­ne wei­te­re mes­si­a­ni­sche Weis­sa­gung er­füllt (→Hos 11,1: DA Jſrael jung war / hatte ich jn lieb / vnd rieff jm / meinem Son / aus Egyp­ten. )

 

In Ägypten blieben sie, bis He­ro­des der Gro­ße ge­stor­ben war (4. v. Chr.). Da­nach kehr­ten sie nach Pa­läs­ti­na zu­rück, ver­mie­den es aber, in ih­re Hei­mat­stadt Beth­le­hem zu zie­hen, weil in Ju­däa nun He­ro­des Ar­che­la­os herr­sch­te (Re­gie­rungs­zeit 4 v. Chr. bis 6 n. Chr.), der wohl sei­nem Va­ter als Des­pot in nichts nach­stand. Ma­ria und Jo­sef zo­gen des­halb nach Ga­li­läa, wo He­ro­des An­ti­pas mit dem Wohl­wol­len der jü­di­schen Bür­ger­schaft re­gier­te, und rich­te­ten in dem klei­nen Dorf Na­za­reth ihr neues Heim ein.

 

Der historische Wahrheitsgehalt

 

Die Geburtsgeschichten werfen viele Fra­gen auf. Bei­de Ver­si­o­nen wir­ken über wei­te Stel­len hin­weg kon­stru­iert. Au­ßer­bi­b­li­sche Be­le­ge gibt es nicht.

 

Es ist daher anzunehmen, dass sich um die Ge­burt Je­su schon früh »Wahr­hei­ten« ent­wi­ckelt hat­ten, die ins­be­son­de­re den christ­lich-jü­di­schen Ge­mein­den der Ur­chris­ten das mes­si­a­ni­sche Zeug­nis an­hand alt­tes­ta­ment­li­cher Über­lie­fe­run­gen be­le­gen woll­ten.

 

Anstelle einer his­to­ri­schen Ge­nau­ig­keit, die wo­mög­lich be­reits für die Evan­ge­lis­ten längst nicht mehr re­kons­tru­ier­bar war, wur­den mar­kan­te ge­schicht­li­che Er­eig­nis­se und Ge­ge­ben­hei­ten als hin­rei­chen­de Zeit­zeug­nis­se be­nannt, wie die Volks­zäh­lung oder die bru­ta­len Re­gi­me des He­ro­des und sei­nes Soh­nes Ar­che­la­os. In­so­fern ist der his­to­ri­sche Wahr­heits­ge­halt – nicht der re­li­gi­ö­se! – um­strit­ten. Folg­lich ist nicht nur um­strit­ten, wann Je­sus ge­bo­ren wur­de, es ist auch frag­lich, ob Je­sus über­haupt in Beth­le­hem ge­bo­ren wur­de.

 

Doch weder sein Geburtsjahr noch sein Ge­burts­ort spie­len heu­te für die re­li­gi­ö­se Be­deu­tung des Je­sus von Na­za­reth und für sein Wir­ken in der Ge­schich­te ei­ne Rol­le.

 

Die Geburtsgeschichten hatten ihren Sinn in ei­ner Zeit, als es not­wen­dig war, ei­nem ein­fa­chen Zim­mer­manns­sohn im all­ge­mei­nen An­se­hen ein Pro­fil zu ge­ben, das dem An­spruch, Mes­si­as zu sein, ge­nügt. Sie sind als Ant­wor­ten, als Re­ak­ti­on auf die Hin­ter­fra­gung der alt­tes­ta­ment­li­chen Pro­phe­zei­un­gen in die Form ent­wickelt wor­den, in der sie uns heu­te vor­lie­gen.

 

Die Geburtskirche in Beth­le­hem

 

In Beth­le­hem wird die ei­gent­li­che Stät­te der Ge­burt in einer Höh­le (die wohl als Stall ge­nutzt wur­de) schon ab dem 2. Jahr­hun­dert ver­ehrt. Dies ist ein Be­leg da­für, wie po­pu­lär die »Weih­nachts­ge­schich­te« be­reits in der jun­gen Ur­kir­che war, wel­chen Stel­len­wert die mes­si­a­ni­schen Zeug­nis­se für die frü­hen Chris­ten hat­ten, und wie sehr man am Le­ben des Je­sus von Na­za­reth, dem man als Christ nach­folg­te, in­ter­es­siert war.

 

Für die gesamte Christenheit hat daher Beth­le­hem bis heu­te ei­nen ganz be­son­de­ren Stel­len­wert in der bi­b­lisch-re­li­gi­ö­sen Su­che nach den Wur­zeln un­se­res Glau­bens.

 

Schon seit dem Jahr 333 steht an dieser Stel­le, im Os­ten der Stadt, die Ge­burts­ki­rche. Am 29. Juni 2012 wur­de die Ge­burts­kir­che in die Welt­kul­tur­er­be-Lis­te der UNESCO auf­ge­nom­men.

 

Geburtskirche

 

Geburtskirche

 

Geburtsgrotte

 

Krippengrotte

 

Felsengrotte

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Abbildungen:

Bild 1: Der Glockenturm des ar­me­ni­schen Klos­ters ist das Ers­te, was der Be­su­cher sieht, wenn er in die Stra­ße ein­biegt, die zum Platz vor der Ge­burts­kir­che führt.

 

Bild 2: Der Eingangsbereich der Ge­burts­kir­che zeigt sich über­ra­schend nüch­tern. Das Kreuz über der Ba­si­li­ka wirkt na­he­zu un­schein­bar. Zum Zeit­punkt der Auf­nah­me wa­ren um­fang­rei­che Res­tau­rie­rungs­ar­bei­ten im Gan­ge, die das Schild links neben dem Ein­gang er­läu­tert.

 

Bild 3: Die Geburtsgrotte mit dem vier­zehn­zacki­gen Stern. Die Zacken sol­len die vier­zehn Ge­schlech­ter in Je­su Stamm­baum sym­bo­li­sie­ren. Das Loch im Stern ist um­rahmt von der la­tei­ni­schen In­schrift:

 

1717 HIC DE VIRGINE MARIA IESUS CHRISTUS NATUS EST ,
»1717 Hier ist von der Jung­frau Ma­ria Je­sus Chris­tus ge­bo­ren wor­den«.

 

Die Jahreszahl bedeutet: Der Stern wurde im Jahr 1717 erst­mals an­ge­bracht. Hier, un­ter­halb der Ab­de­ckung, be­fin­det sich laut der (au­ßer­bib­li­schen) Über­lie­fe­rung die Stel­le auf dem fel­si­gen Grund, an der Ma­ria Je­sus ge­bo­ren ha­ben soll.

 

Bild 4: Die Krippen- oder Ma­gi­er­grot­te be­fin­det sich rechts von der Ge­burts­grotte. Hier soll die Krip­pe ge­stan­den ha­ben, hier sol­len die Ma­gi­er (die Wei­sen aus dem Mor­gen­land) das Kind vor­ge­fun­den und an­ge­be­tet ha­ben. Die Flä­che ist al­tar­ar­tig über­baut. Kirch­li­che Wür­den­trä­ger bis hin zum Papst be­su­chen die­se klei­ne Grot­te zum stil­len Ge­bet.

 

Bild 5: Der Stall, in dem Je­sus ge­bo­ren wur­de, kann durch­aus ei­ne Höh­le ge­we­sen sein. Das Bild zeigt ei­ne sol­che Höh­le, ein­ge­mei­ßelt in Kalk­sand­stein, in der Fel­sen­stadt Petra (Jor­da­ni­en). Sol­che Höh­len sind in vie­len Ge­bie­ten be­kannt. Sie dien­ten den Men­schen als Woh­nun­gen, Stäl­le und Grä­ber.

 

Fotos: ©by Sabrina, 2015, CC BY-SA

 

 

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Maria

 

Mariam

Maria (Name)

 

hebräischer Frauenname

 

hebräisch: ‏מרים‎, Mirjam oder Miriam

griechisch: Μαριάμ, Mariam

lateinisch: Maria

Die Schreibweise des Namens in den altgriechischen Texten lässt vermuten, dass auch der hebräische Name ursprünglich in der Aussprache mit »a« vo­ka­li­siert wurde: Marjam statt Mirjam. Die lateinische Sprache verkürzte den Namen auf Maria. Diese Form fand Einzug in die deutschen Bibeln.

 

Luthers Schreibweise Mariam ist der damals übliche Akkusitiv zu Maria, entsprechend der lateinischen Deklination.

 

In der Bibel tragen mehrere Frauen diesen Namen. Gerade in neutestamentlicher Zeit scheint der Name sehr beliebt zu sein, wie zahlreiche außerbiblische Zeug­nis­se belegen.

 

 

Im Alten Testament

 

→Mirjam, die Schwester des Mose (siehe dort)

 

 

Im Neuen Testament vor allem

 

1. Maria, die Mutter Jesu (siehe unten)

2. →Maria Magdalena (siehe dort)

3. Maria Kleophae (siehe unten)

 

sowie weitere Frauen im Umkreis der Jünger Jesu.

 

 

Maria, die Mutter Jesu.

 

Maria war mit Josef, einem Handwerker aus Nazareth in Galiläa (nach Lukas) oder aus Beth­le­hem (nach Matthäus) verlobt, als sie mit Jesus schwanger wurde. Später heiratete Maria ihren Verlobten. Sie lebten schließlich in Nazareth, wo Jesus aufwuchs.

 

 

Maria, die Mutter mehrerer Kinder

 

→ Lk 2,7: Vnd ſie gebar jren erſten Son

 

Trotz dieser Angabe ist es in Theologenkreisen und in den Konfessionen umstritten, ob Jesus Geschwister hatte.

 

Die katholische Kirche (wie auch die orthodoxen Kirchen) vertreten die Ansicht, dass Maria zeitlebens Jungfrau geblieben sei und demnach keine weiteren Kinder gebären konnte.

 

Dagegen sprechen mehrere Bibelstellen von Ge­schwis­tern Jesu. Außer Jesus hatte Maria noch min­des­tens sechs weitere Kinder. Mk 6,3 lis­tet die Na­men von vier Brü­dern auf und be­nutzt den Begriff Schwes­tern (Plural), was min­des­tens zwei Schwes­tern meint, ggf. mehr:

 

→ Mk 6,3

 

Jſt er nicht der Zimmerman / Marie ſon / vnd der bruder Jacobi vnd Joſes vnd Jude vnd Simonis? Sind nicht auch ſei­ne Schweſtern alhie bey vns?

 

Ist er nicht der Zimmermann, der Sohn Marias und der Bruder von Jakob, Josche, Judas und Simon? Sind nicht auch seine Schwestern hier bei uns?

 

Maria war also nicht nur die Mutter Jesu, sondern auch die Mutter Jakobs und weiterer Kinder.

 

Hier entfalten sich in der Kirchengeschichte bis heute z. T. waghalsige Mutmaßungen und Thesen, die erklären möchten, warum es sich dabei nicht um leibliche Geschwister Jesu, speziell um Kinder Marias, der Mutter Jesu, handeln könne. Doch die dog­ma­ti­sche Behauptung, sie stammten aus einer früheren Ehe des Josef, ist unhaltbar.

 

Wir hal­ten es da doch eher mit der Vorstellung von einer sehr normalen Lebenspraxis, wie sie in einem Dorf bzw. in einer kleinen Stadt wie Nazareth ganz sicher gegeben war. Dazu gehörte es in einer Ehe, dass Kinder gezeugt und geboren wurden. Oftmals mehrere. Alles andere wäre nicht normal und bestenfalls medizinisch begründbar (Un­frucht­bar­keit), nicht jedoch ge­sell­schaft­lich (Ge­bur­ten­re­ge­lung), erst recht nicht re­li­gi­ös (Ent­halt­sam­keit). Religiös be­grün­de­te Ent­halt­sam­keit in der Ehe von Maria und Josef oder in Ehen all­ge­mein ist der Bibel nicht be­legt und aus der re­li­gi­ö­sen Praxis je­ner Zeit nicht er­klär­bar. Sie ist ein spä­tes Kon­strukt der Kir­chen­väter.

 

Wir gehen deshalb davon aus, dass Maria ganz selbst­ver­ständ­lich viele Kinder hatte, mindestens sieben, wie uns Mk 6,3 erklärt. Uns ist klar, dass Lk 2,7 (siehe oben) nicht ausreichend geeignet ist, das zu un­ter­mau­ern. Denn auch ein Einzelkind wäre ein Erst­ge­bo­re­ner, allerdings ist der Text LK 2,7 so for­mu­liert, dass eine Zählung vorliegt und min­des­tens ein zweiter Sohn mitzudenken ist.

 

Die Anmerkung in Lk 2,7 erklärt zugleich den be­son­de­ren Status Jesu als »Erstling«, als Erst­ge­bo­re­ner, der sowohl rechtlich, vor allem aber in der re­li­gi­ö­sen An­schau­ung eine wichtige Rolle spielte. Doch erst sehr viel später, im Opfertod Jesu, entfaltete er seine wahre Bedeutung.

 

In den Evangelien des Matthäus (Mt 12,46-50), des Markus (Mk 3,31-35) und des Lukas (Lk 8,19-21) gibt es die Erzählung von den wahren Verwandten Jesu.

Hier der jeweils erste Vers aus den Textabschnitten:

 

→ Mt 12,46

 

DA er noch al­ſo zu dem volck redet / Sihe / da ſtun­den ſei­ne Mutter und ſei­ne Brüder drauſſen / die wolten mit jm reden.

 

→ Mk 3,31

 

VND es kam ſei­ne Mutter / vnd ſei­ne Brüder / vnd ſtun­den hauſſen / ſchickten zu jm / vnd lieſſen jm ruffen

 

→ Lk 8,19

 

ES giengen aber hin zu ſei­ne Mutter vnd Brüdere / vnd kundten fur dem Volck nicht zu jm komen.

 

Gleich drei Evangelien bezeugen nahezu gleich­lau­tend, dass Jesus Brüder hatte. Die Annahme, dass es sich um »Brüder im Glauben« handele, ist sicher nicht haltbar. Der jeweils folgende Text belegt eindeutig, dass seine Glaubensbrüder (wenn man sie so verstehen möchte), seine Jünger des engeren Kreises, derzeit bei ihm waren, als ihn seine Familie aufsuchte. Doch auch die Idee der »Brüder in Christo« ist erst lange nach den Evangelien entstanden. Die Gemeinschaft der Jünger wird nirgends als Bruderschaft bezeichnet. Wiederum findet sich auch kein Indiz, dass es sich um Halb­brü­der oder Cousins von Jesus gehandelt haben könne.

 

Das gesamte biblische Motiv der »Jungfrauengeburt« zielt im Kern darauf ab, unanfechtbar zu belegen, dass Maria »eine junge Frau« war und vor Jesus keine anderen Kinder zur Welt gebracht hatte. Dabei spielt die religiös begründete Bedeutung Jesu als Erst­ge­bo­re­ner zusätzlich eine gewichtige Rolle.

 

Der Begriff »Jungfrau« bezog sich zur Zeit Jesu keineswegs ausschließlich auf die »Unbefleckheit«, schon gar nicht auf eine religiös bedingte zeitlebens dauernde Enthaltsamkeit (siehe dazu auch den Artikel →Jungfrau).

 

Es geht den Evangelisten in den Geburtsgeschichten nur darum, den Bezug herzustellen von den alt­tes­ta­ment­li­chen Prophezeiungen und den jüdischen Lehren, die den Messias (hebräisch: משיח‎, Ma­schi­ach) ankündigen und beschreiben, zu Jesus, der aus ihrer Sicht der erwartete Messias (lateinisch: Christus) ist. Die Geburtsgeschichten sind in jüdisch-christlichen Gemeinden für jüdische Zeitgenossen entstanden.

 

So stützen sich die Geburtsgeschichten bei­spiels­wei­se auf die Prophezeihungen im Buch des Propheten Jesaja, die wohl den meisten Juden geläufig waren:

 

→Jes 7,14

 

Da­r­umb ſo wird euch der HErr ſelbs ein Zei­chen geben / Sihe / Eine Jung­fraw iſt ſchwanger / vnd wird einen Son geberen / den wird ſie heiſ­ſen Immanuel /

 

Martin Buber, jüdischer Religionsphilosoph, übersetzt aus den hebräischen Quellen in seiner Bibelausgabe den Vers so:

 

»Darum
gibt von selber mein Herr euch ein Zeichen.
Da, die Junge wird schwanger
und gebiert einen Sohn.
Seinen Namen soll sie rufen:
Immanuel, Bei uns ist Gott!
«

 

 

Maria Kleophae

 

Maria Kleophae (Maria des Kleophas; → Joh 19,25) war die Schwester der Mutter Jesu, die oft als Maria, Mutter des Jakobus (→ Mt 27,56; → Lk 24,10) identifiziert wird. Allerdings ist Mk 6,3 beachtenswert, wonach Maria, die Mutter Jesu, zugleich die Mutter des Jakobus und des Jose ist, so dass Mt 27,56f, 28,1 und LK 24,10 die Mutter Jesu mei­nen könnte.

 

Aus dieser verwirrenden Konstellation gleicher Namen und unpräziser Zuordnungen hatte sich später die These entwickelt, dass die Brüder Jesu aus Mk 6,3 in Wahrheit die Kinder von Jesu Tante, also seine Cousins seien, um die These der lebenslangen Enthaltsamkeit Marias zu stützen. Doch geben die Texte dafür keinen hinreichenden Anlass.

 

So befanden sich unter dem Kreuz nach Johannes drei Frauen Namens Maria (Joh 19,25): Maria, die Mutter Jesu, Maria von Magdala und Maria Kleophae. Die »Frohe Botschaft« (Evangelium) von der Auferstehung Jesu verkündeten als erste zwei Frauen namens Maria (→ Mt 28,1), die das Grab bewachten und es leer vorfanden.

 

 

 

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vertrawen

vertrauen (Verb)

 

a) das verstärke trauen: man vertraut jemandem, dem man nichts Böses zutraut

b) jemandem et­was zutrauen

c) (an et­was) glauben, Vertrauen schenken, seine Zuversicht setzen auf

d) gläubig, zuversichtlich sein

 

 

→Psalm 18,31

 

Er iſt ein Schild allen die jm vertrawen.

 

Er ist ein Schild allen, die ihm vertrauen.

 

 

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Weib

Weib, das

die (Ehe-) Frau

 

Hinweis:

 

Es ist zu beachten, dass Luther den zu seiner Zeit gängigen Begriff Weib nicht abschätzig oder abwertend benutzt. Im Gegenteil: Wenn auch die etymologische Herkunft des Begriffs umstritten und unklar ist, so bezeichnete er doch die erwachsene, verantwortlich handelnde Frau in gesellschaftlich angesehener Stellung, z. B. als Ehefrau.

 

In der deutschen Sprache hat der Begriff »Weib« im Laufe der Zeit eine geringschätzende Bedeutung erfahren und besitzt heute die Qualität einer Beleidigung, die u. U. strafrechtlich verfolgt wer­den kann. Der Begriff wird daher in modernen Übersetzungen nicht verwendet. Stattdessen wird i. d. R. das Wort »Frau« benutzt.

 

Die englische Sprache kennt noch heute geläufig das Wort »wife« (meist für »Ehefrau«), das etymologisch auf die selbe Wurzel zurückzuführen ist, neben dem Begriff »woman«, der allgemein für »Frau« steht.

 

Empfehlung:

 

Wir empfehlen wegen der geringschätzenden Qualitäten, die an diesem Begriff kleben, bei Interpretationen, bei Textauslegungen, in Predigten und auch bei Textlesungen aus alten Lutherbibeln den Begriff Weib nicht zu verwenden und durch Frau zu ersetzen.

 

 

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Hürten

 

Hurten

Hurt, die (veraltet)

 

plural: Hürte, die

auch: Horde, die

 

heutige Form: Hürde, z. B. (das Flechtwerk) als Hindernis bei Pferderennen

 

Flechtwerk von Reisig oder Stäben, meist zum Schutz vor et­was errichtet. Oft ist zugleich der damit umschlossene Raum gemeint.

 

Bei Vieh daher: Pferch, Viehpferch, eingezäunte Weide.

 

Für Menschen auf dem Feld: umzäuntes Nachtlager. Usw.

 

Hürten
Vorkommen in der Lutherbibel von 1545

 

Gesamt AT Apokryphen NT
16 15 0 1

 

 

→Hes 34,14

 

Ich wil ſie auff die beſte Weide füren / vnd jre Hürten wer­den auff den hohen Bergen in Iſrael ſtehen / Daſelbs wer­den ſie in ſanfften Hürten ligen / vnd fette Weide haben / auff den bergen Iſrael.

 

Ich will sie auf die beste Weide führen, und ihre Weideflächen wer­den sich auf den hohen Bergen in Israel befinden. Genau da wer­den sie in angenehmer Umzäunung liegen und fettes Weidegras haben auf den Bergen Israels.

 

 

→ Lk 2,8

 

VND es waren Hirten in der ſel­bi­gen gegend auff dem felde / bey den Hürten / die hüteten des nachts jrer Herde.

 

Und es waren Hirten in der selben Gegend auf dem Feld bei den Weideflächen. Sie hüteten nachts ihre Herde.

 

 

 

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HERR

HERR, JHWH, Jahwe

Aussehen in unseren Frakturschriften:

HERR oder HERR

 

 

HERR im Alten Testament

 

hebräisch: יהוה (jhwh, das Tetragrammaton JHWH)

lateinisch (Biblia Sacra Vulgata): Dominus, Herr

 

Luthers Schreibweise HERR in Ver­sa­li­en (Groß­buch­sta­ben) folgt einer fes­ten Re­gel. Sie weist da­rauf hin, dass im he­brä­i­schen Text an die­ser Stel­le das Te­tra­gram­ma­ton (das Vier­fach­zei­chen) »JHWH« (hebr.: יהוה) steht. Es ist der un­aus­sprech­li­che Na­me Got­tes.

 

 

Satztechnisch bedingte Varianten

 

Um beim Satz der Let­tern Platz in ei­ner Zei­le zu spa­ren, wo­durch über­mä­ßi­ger Sperr­druck oder un­güns­ti­ge Wort­um­brü­che ver­mie­den wer­den, sind in der Lu­ther­bi­bel von 1545 häu­fig auch die Va­ri­an­ten HERr oder HERRn oder HERrn zu fin­den. Da­bei sind min­des­tens die ers­ten drei Zei­chen in Ver­sa­li­en ge­setzt, wo­mit sie hin­rei­chend von HErr un­ter­scheid­bar sind.

 

An we­ni­gen Stel­len im Text wur­de ei­ne für uns un­üb­li­che Tren­nung im Wort vor­ge­nom­men, um einen Zei­len­um­bruch zu re­a­li­sie­ren, hier bei­spiel­haft ge­zeigt:

 

[ ...] fur den HER-

RN bringen [...]

 

 

HERR HErr

 

Der Ausdruck HERR HErr steht dann, wenn im he­brä­i­schen Text »JHWH A­do­na­j« zu le­sen ist. (Siehe da­zu auch den Ar­ti­kel →HErr.)

 

Auch die um­ge­kehr­te Rei­hen­fol­ge HErr HERR ist mög­lich (»Adonaj JHWH«).

 

→Hes 2,4b-5a

 

4bSo ſpricht der HErr HERR / 5aſie gehorchen oder laſ­ſens /

 

Die neu­en Lu­ther­bi­beln über­set­zen die­sen Aus­druck stets mit »Gott der HERR«.

 

 

Die Aus­spra­che des Na­mens Got­tes

 

Das Wis­sen um die Aus­spra­che der vier Zei­chen, die den Got­tes­na­men aus­ma­chen, ist schon früh in der Ge­schich­te ver­lo­ren ge­gan­gen. Sie wer­den heu­te oft mit »Jah­we« (vo­ka­li­siert ge­schrie­ben יְהוָה nach der Aus­spra­che des he­brä­i­schen A­do­na­j, Herr) oder »Je­ho­va« (יְהוָֹה eben­falls nach dem he­brä­i­schen A­do­na­j, Herr, je­doch un­ter Be­rück­sich­ti­gung al­ler Vo­ka­le) tran­s­k­ri­biert, aber auch mit »Je­wah« (eben­falls יְהוָה aber nach dem he­brä­i­schen Sche­ma, der Na­me, zu le­sen) oder »Je­ho­wih« (יְהוִה nach dem he­brä­i­schen Elo­him, Gott / Göt­ter).

 

 

Luthers Namensersatz

 

Luther kann­te die vo­ka­li­sier­ten Va­ri­an­ten und die tran­s­k­ri­bier­ten For­men und war wohl be­son­ders dem Wort »Je­ho­va« zu­ge­neigt. Es be­zieht alle drei Vo­ka­le aus dem Wort Adonaj, das »Herr« be­deu­tet. Den­noch hat­te er es ver­mie­den, in sei­ner Über­setzung »Je­ho­va« zu ver­wen­den. Statt­des­sen nutz­te er wie die la­tei­ni­schen Bi­beln ei­nen Wort­er­satz. Er setz­te das deut­sche Wort ein, das ge­mäß der jü­di­schen Tra­di­ti­on zu le­sen sei, wenn im Text das Vier­fach­zei­chen er­scheint, mach­te es aber durch die be­son­de­re Satz­wei­se in Groß­buch­sta­ben kennt­lich: HERR.

 

Luthers Schreib­wei­se hat sich bis heu­te in et­li­chen Bi­bel­aus­ga­ben ge­hal­ten.

 

 

HERR im Neuen Testament

 

Im neu­en Tes­ta­ment ver­wen­det Lu­ther die Schreib­wei­se HERR in Ver­sa­li­en (Groß­buch­sta­ben) für Gott, den Va­ter, an Stel­len, wo sich Zi­ta­te aus dem Al­ten Tes­ta­ment auf »JHWH« be­ziehen.

 

 

Wichtig:

Da­von zu un­ter­schei­den sind die Schreib­wei­sen

→»HErr« und →»Herr«.

 

 

 

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Engel

Engel, der

griechisch: ἄνγελος (ángelos)

lateinisch: angelus

Übersetzung vom Hebräischen: מלאך (mal'ach)

 

(göttlicher) Bote, der

 

Engel sind Geistwesen, die im religiösen Verständnis von Gott erschaffen wurden und ihm unterstellt sind. Sie sind Teil der himmlischen Heerscharen und treten oft als Boten Got­tes auf.

 

 

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Heiland

 

Heilande

Heiland, der

 

Heilande, die

a) von Menschen allgemein: Erlöser, Retter, Helfer (auch im Plural möglich)

 

b) von Gott als Erlöser des Volks Israel

 

c) von der Person Jesus Christus als Erlöser der Men­schen

 

Heiland, Heilande
Vorkommen in der Lutherbibel von 1545

 

Gesamt AT Apokryphen NT
62 30 6 26

 

Im Plural kommt das Wort nur zweimal vor:
in →Neh 9,27 und →Obd 1,21.

 

 

Eine Person als Heiland: →Ri 3,9:

 

Vnd der HERR erwecket jnen einen Heiland / der ſie erlöſet / Athniel / den ſon Kenas /

 

Und der HERR erweckte ihnen einen Heiland, der sie er­lös­te, Otniel, den Sohn Kenas.

 

 

Mehrere Personen als Heilande: →Neh 9,27:

 

[...] durch deine groſſe Barm­her­tzig­keit gabeſtu jnen Heilande / die jnen holffen aus jrer Feinde hand.

 

[...] durch deine große Barmherzigkeit warst du es, der ihnen Heilande gab, die ihnen aus der Hand ihrer Fein­de halfen!

 

 

GOTT als Heiland: →1Sam 14,39:

 

Denn ſo war der HERR lebt der Heiland Iſrael /

 

Denn so wahr der HERR lebt, der Heiland Israels,

 

 

Jesus als Heiland: → Joh 4,42:

 

Wir haben ſel­ber ge­hö­ret vnd erkennet / Das die­ſer iſt warlich Chriſtus / der welt Heiland.

 

Wir haben selbst gehört und erkannt, dass dieser wahr­lich Christus ist, der Heiland der Welt.

 

 

 

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Chriſtus

Christus [, der]

griechisch: Χριστός (Christos), der Gesalbte

 

gemeint ist:

Jesus Christus

 

griechisch: Ἰησοῦς Χριστός (Iēsous Christos), Jesus, der Gesalbte

 

 

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HErr

HErr, Adonaj

 

HErr, Kyrios

Aussehen in unseren Frakturschriften: HErr oder HErr

 

Feststehende, besondere Schreibweise Luthers (zwei Großbuchstaben, gefolgt von zwei Kleinbuchstaben), um anzuzeigen, dass sich dahinter eine Bezeichnung Got­tes (im Alten Testament) oder Jesu (im Neuen Testament) befindet.

 

 

HErr im Alten Testament

 

Luther verwendet im Alten Testament die Schreibweise HErr, wenn im hebräischen Text das Wort Adonaj (hebr. ‏אֲדֹנָי‎, pl. von Adon, Herr) anstelle des Gottesnamens steht.

 

HErr im Neuen Testament

 

Im Neuen Testament steht HErr dort, wo in den griechischen Quellen mit dem Wort kyrios (Herr, Besitzer, Gebieter) Jesus Christus als Sohn Got­tes gemeint ist.

 

 

Wichtig:

 

Davon zu unterscheiden sind die Schreibweisen →»HERR« (in Groß­buch­staben) und →»Herr« (in Kleinbuchstaben bzw. mit Großbuchstaben »H« am Anfang.

 

 

 

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ligen

liegen (Verb)

 

eine flache, ausgestreckte, ruhige oder waagerechte Position oder Körperhaltung einnehmen.

 

Anmerkung:

 

Das Luther-Wort ligen (liegen) sollte nicht mit liegen (lügen) verwechselt wer­den.

 

 

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ſey

er/sie/es sei (Verb)

von: sein (Verb)

 

Das »ei« am Wortende wird nach den Regeln des Luther-Deutsch zu »ey«.

 

→1Mos 1,6

 

Es wer­de eine Feſte zwi­ſchen den Waſſern / vnd die ſey ein Vnterſcheid zwi­ſchen den Waſſern.

 

Es wer­de ein Himmelsgewölbe zwischen den Gewässern, und das sei die Trennung zwischen den Gewässern.

 

 

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Wol­ge­fallen

 

wol­ge­fallen

Wohlgefallen, das

Wolgefallen
Vorkommen in der Lutherbibel von 1545

 

Gesamt AT Apokryphen NT
43 20 4 19

die innere Freude, ver­bun­den mit Zu­frie­den­heit und ei­nem Glücks­ge­fühl in Be­zug auf ei­ne Per­son, ei­ne Sa­che oder ein Er­eig­nis.

 

Luther erklärt das Wort Wolgefallen in seinem

Scholion zu → Lk 2,14:

 

Luther: (Wolgefallen) Das die men­ſchen da­uon luſt vnd lie­be ha­ben wer­den / gegen Gott vnd vn­ter­nan­der. Vnd daſ­ſelb mit danck an­ne­men / vnd da­rü­ber al­les mit freu­den laſ­ſen vnd lei­den.

 

Für Luther ist Wohlgefallen das sehr star­ke Ge­fühl von Lust und Lie­be, so­wohl ge­gen­über Gott wie auch un­ter­ein­an­der.

 

Dieses Gefühl ermöglicht es, alles dank­bar an­zu­neh­men, al­les mit Freu­den über sich er­ge­hen zu las­sen und al­les mit Freu­den zu er­tra­gen, was das Schick­sal ei­nem ent­ge­gen­wirft und auf­bür­det.

 

Für Luther wird die Ge­burt Chris­ti in der Ver­kün­di­gung der En­gel zum tra­gen­den Mo­tiv da­für, das Le­ben aus­zu­hal­ten, selbst in größ­ter Not und Un­ge­wiss­heit.

 

Die bekannteste Bi­bel­stel­le, in der das Wort Wohl­ge­fal­len vor­kommt, ist die Weih­nachts­ge­schich­te:

 

→ Lk 2,13-14:

 

13Vnd als bald ward da bey dem En­gel die men­ge der hi­me­li­ſchen Herr­ſcha­ren / die lob­ten Gott / vnd ſpra­chen / 14Eh­re ſey Gott in der Hö­he / Vnd Frie­de auff Er­den / Vnd den Men­ſchen ein wol­ge­fal­len.

 

 

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fur

a) vor (Präposition)

 

b) für (Präposition)

 

c) fuhr (Verb)

 

Die Präpositionen vor und für

 

Die beiden heutigen Wörter vor und für gehen sprachlich auf das selbe Wort zurück, was in der Lutherbibel noch gut verfolgt wer­den kann.

 

Überwiegend tritt fur in der Bedeutung vor auf und ist gleichbedeutend mit Luthers Schreibweise vor.

 

Die konkrete Bedeutung erschließt sich aus dem Textzusammenhang.

 

 

Das Verb fuhr

 

Das Wort fur kann auch das Verb fahren (Luther-Deutsch: →faren) in der 3. Person Singular Präteritum mei­nen.

 

 

fur in der Bedeutung »vor«: →Psalm 3,1

 

Ein Pſalm Dauids / Da er floh fur ſei­nem ſon Abſalom.

 

Ein Psalm Davids, [gesungen,] als er vor seinem Sohn Aschalom floh.

 

 

fur in der Bedeutung »für«: →Psalm 40,18

 

Denn ich bin Arm vnd Elend / Der HERR aber ſorget fur mich

 

Denn ich bin arm und elend. Der HERR sorgt aber für mich.

 

 

fur in der Bedeutung »fuhr«: →Psalm 18,10

 

Er neigete den Hi­mel vnd fur herab

 

Er neigte den Himmel und fuhr herab.

 

 

 

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wi­der­umb

wiederum (Adverb)

auch: widerum

zurück, abermals, hingegen, umgekehrt

 

→ Lk 2,20

 

die Hirten kehreten wi­der­umb

 

die Hirten kehrten um (bzw.: zurück)

 

 

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Erläuterungen siehe →Das große Stilkunst.de–Wörterbuch zur Lutherbibel von 1545

 

 

Biblia 1545

Hinweise zur Stilkunst.de-Ausgabe

Erläuterungen zum Satz und zur Typografie des Bibeltextes

Der Text aus der Luther­bi­bel ist auf un­se­ren Sei­ten in An­leh­nung an das Druck­bild des Ori­gi­nals von 1545 wie­der­ge­ge­ben.

Den Sei­ten­auf­bau, die ver­wen­de­ten Schrif­ten, die Schreib­re­geln der Frak­tur­schrift und Luthers In­ten­tio­nen, mit der Ty­po­gra­fie Le­se­hil­fen be­reit­zu­stel­len, er­läu­tert dem in­ter­es­sier­ten Le­ser un­ser Ar­ti­kel »Satz und Ty­po­gra­fie der Luther­bi­bel von 1545«.

 

 

Liturgiegeschichtliche Verwendung
Perikope Typ Tag
1531 - 1898  

Lk 2,1-14

Evangelium

→ Erster Tag des Christfests
(25. Dezember)

Lk 2,15-20

Evangelium

→ Zweiter Tag des Christfests
(26. Dezember)

Lk 2,21

Evangelium

→ Gottesdienst zum Neujahrstag
(1. Januar)

Lk 2,22-32

Evangelium

→ Tag der Darstellung Jesu im Tempel
(2. Februar)

Lk 2,33-40

Evangelium

→ Sonntag nach Weihnachten

Lk 2,41-52

Evangelium

→ 1. Sonntag nach Epiphanias

1899 - 1978  

Lk 2,1-14

Evangelium

→ Erster Tag des Christfests
(25. Dezember)

Lk 2,15-20

Evangelium

→ Zweiter Tag des Christfests
(26. Dezember)

Lk 2,21

Evangelium

→ Gottesdienst zum Neujahrstag
(1. Januar)

Lk 2,22-32

Evangelium

→ Tag der Darstellung Jesu im Tempel
(2. Februar)

Lk 2,25-32

2. Evangelium

→ Sonntag nach Weihnachten

Lk 2,33-40

Evangelium

→ Sonntag nach Weihnachten

Lk 2,41-52

Evangelium

→ 1. Sonntag nach Epiphanias

Lutherische Kirchen
1958-1978
 

Lk 2,1-14

Reihen I / III / V

→ Gottesdienst in der Christnacht
(in der Nacht vom 24. zum 25. Dezember)

Lk 2,15-20(21)

Reihe I

→ Gottesdienst zum Tag der Geburt des Herrn
(25. Dezember)

Lk 2,21

Reihe I

→ Gottesdienst zum Neujahrstag
(1. Januar)

Lk 2,21

Reihe I

→ Gottesdienst zum Tag der Beschneidung und Namengebung Jesu
(1. Januar)

Lk 2,22-32

Reihen I / III / V

→ Tag der Darstellung des Herrn (Lichtmeß)
(2. Februar)

Lk 2,(22-24)25-40

Reihe I

→ 1. Sonntag nach dem Christfest

Lk 2,41-52

Reihe I

→ 1. Sonntag nach Epiphanias

1979 - 2018  

Lk 2,1-14(15-20)

Evangelium + Reihe I

→ Gottesdienst zur Christvesper
(am Abend des 24. Dezembers)

Lk 2,(1-14)15-20

Evangelium + Reihe I

→ Gottesdienst zum Christfest I
(25. Dezember)

Lk 2,21

Evangelium

→ Gottesdienst zum Tag der Beschneidung und Namengebung Jesu
(1. Januar)

Lk 2,22-24(25-35)

Evangelium

→ Tag der Darstellung des Herrn (Lichtmeß)
(2. Februar)

Lk 2,(22-24)25-38(39-40)

Evangelium + Reihe I

→ 1. Sonntag nach dem Christfest

Lk 2,41-52

Evangelium + Reihe I

→ 2. Sonntag nach dem Christfest

seit 2019  

Lk 2,1-20

Evangelium + Reihe V

→ Gottesdienst zur Christvesper
(am Abend des 24. Dezembers)

Lk 2,1-20

Evangelium + Reihe VI

→ Gottesdienst in der Christnacht
(in der Nacht vom 24. zum 25. Dezember)

Lk 2,21

Evangelium + Reihe I

→ Gottesdienst zum Tag der Beschneidung und Namengebung Jesu
(1. Januar)

Lk 2,22-24(25-35)

Evangelium + Reihe IV

→ Tag der Darstellung Jesu im Tempel (Lichtmess)
(2. Februar)

Lk 2,(22-24)25-38(39-40)

Evangelium + Reihe III

→ 1. Sonntag nach dem Christfest

Lk 2,41-52

Evangelium + Reihen III / VI

→ 2. Sonntag nach dem Christfest

 

 

SprüchE: Liturgiegeschichtliche Verwendung

VERSE AUS DEM TEXT IN LITURGISCHEN TAGES- UND WOCHENSPRÜCHEN

Vers / Typ Text Tag
1531 - 1898  

Lk 2,29.30

Herr, nun lässet du deinen Diener in Frieden fahren, wie du gesagt hast: denn meine Augen haben deinen Heiland gesehen.

Wochenspruch

→ Sonntag nach Weihnachten

1899 - 1978  

Lk 2,29.30

Herr, nun lässet du deinen Diener in Frieden fahren, wie du gesagt hast: denn meine Augen haben deinen Heiland gesehen.

Wochenspruch

→ Sonntag nach Weihnachten

Lutherische Kirchen
1958-1978
 

Keine Verwendung an Sonntagen, Feiertagen und Gedenktagen

1979 - 2018  

Keine Verwendung an Sonntagen, Feiertagen und Gedenktagen

seit 2019  

Keine Verwendung an Sonntagen, Feiertagen und Gedenktagen

 

 

  Hörbuch-Video

Die Geburt Jesu (Lk 2,1-20)

Titelbild
Hörbuch-Video zur Biblia 1545

→Hörbuch-Video: Lk 2,1-20

Das Video zeigt aus der Luther­bi­bel von 1545, dort aus dem Lu­kas­evan­ge­li­um, die Weih­nachts­ge­schich­te, die Ge­schich­te der Ge­burt Je­su, vor­ge­le­sen von Reiner Makohl.

 

 

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Johannes 1,14a

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Und wir ſa­hen ſei­ne Herr­lig­keit.

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Sabrina

Text | Grafik | Webdesign | Layout:

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©by Sabrina | SABRINA CREATIVE DESIGN™

SK Version 16.03.2024  

 
Biblia
1545
Lk
II.