Die gantze Heilige Schrifft Deudsch
D. Martin Luther, Wittenberg 1545
Der Text in 42 Kapiteln
Nr. | Textstelle | Abschnitt | Link zum Text |
Kapitel XXIIII. | ||
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22 - 31 |
IV. DER DIALOG: DRITTER GESPRÄCHSGANG
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23,1 - 24,25 |
IV.2 Hiobs dritte Antwort an Elifas
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1 | 24,1-25 |
[281b | 282a]
Hiob. C. XXIIII.
Hiob.
CCLXXXII.
WArumb ſolten die zeit dem Allmechtigen nicht verborgen ſein? Vnd die jn kennen / ſehen ſeine tage nicht. 2Sie treiben die grentzen zu rück / ſie rauben die herde vnd weiden ſie. 3Sie treiben der Waiſen eſel weg / vnd nemen der Widwen ochſen zu pfande. 4Die armen müſſen jnen weichen / vnd die dürfftigen im Lande müſſen ſich verkriechen. 5Sihe / a das wild in der wüſten gehet er aus wie ſie pflegen / früe zum raub / das ſie ſpeiſe bereiten fur die Jungen. 6Sie erndten auff dem acker / alles was er tregt / vnd leſen den weinberg / den ſie mit vnrecht haben. 7Die nacketen laſſen ſie liegen / vnd laſſen jnen keine decke im froſt / den ſie die Kleider genomen haben. 8Das ſie ſich müſſen zu den felſen halten / wenn ein Platzregen von bergen auff ſie geuſſt / weil ſie ſonſt keinen troſt haben.
(Die zeit)
Weil Gott die Böſen ſo leſſt machen wie ſie wöllen / ſo ſcheinet es / als wiſſe er nichts drumb. Weil jr denn ſagt / er ſtraffe die Böſen vnd nicht die Fromen / So müſſet jr zugeben / das ers nicht wiſſe / vnd die jn kennen / auch nicht wiſſen / zu welcher zeit er ſtraffen werde / wie jr euch rhümet zu wiſſen.
a
(Das wild)
Die freien / frechen Leute vnd Tyrannen.
9SIe reiſſen das Kind von den brüſten / vnd machens zum waiſen / vnd machen die Leute arm mit pfenden. 10Den Nacketen laſſen ſie on kleider gehen / vnd den Hungerigen nemen ſie die garben. 11Sie zwingen ſie öle zu machen auff jrer eigen mülen / vnd jre eigen kelter zutretten / Vnd laſſen ſie doch durſt leiden. 12Sie machen die Leute in der ſtad ſüfftzend / vnd die Seele der erſchlagenen ſchreiend / vnd Gott ſtürtzet ſie nicht. 13Darumb ſind ſie abtrünnig worden vom liecht / vnd kennen ſeinen weg nicht / vnd keren nicht wider zu ſeiner ſtraſſen. 14Wenn der tag anbricht / ſtehet auff der Mörder / vnd erwürget den armen vnd dürfftigen / Vnd des nachts iſt er wie ein Dieb. 15Das auge des Ehebrechers hat acht auff das tunckel / vnd ſpricht / Mich ſihet kein auge / vnd meinet er ſey verborgen. 16Im finſtern bricht er zun Heuſern ein / Des tages verbergen ſie ſich mit einander / vnd ſchewen das liecht. 17Denn wo jnen der morgen kompt / iſts jnen wie ein finſternis / Denn er fület das ſchrecken der finſternis. 18Er feret leichtfertig wie auff eim waſſer da hin / ſeine Habe wird geringe im Lande / vnd bawet ſeinen Weinberg nicht. 19Die Helle nimpt weg die da ſündigen / Wie die hitze vnd dürre das Schneewaſſer verzeret.
(Bawet)
Das iſt / die der hurerey nachgehen / bringen jr Gut vmb vnd laſſens vngebawet.
20ES werden ſein vergeſſen die barmhertzigen / Seine luſt wird wormicht werden / ſein wird nicht mehr gedacht / Er wird zubrochen werden wie ein fauler Bawm. 21Er hat beleidiget / die Einſame die nicht gebirt / Vnd hat der Widwen kein guts gethan. 22Vnd die Mechtigen vnter ſich gezogen mit ſeiner krafft / Wenn er ſtehet / wird er ſeines Lebens nicht gewis ſein. 23Er macht jm wol ſelbs eine ſicherheit / Doch ſehen ſeine augen auff jr thun. 24Sie ſind eine kleine zeit erhaben / vnd werden zu nicht / vnd vnterdruckt / vnd gantz vnd gar ausgetilget werden / Vnd wie die erſte blüet an den ehern / werden ſie abgeſchlagen werden. 25Iſts nicht alſo? wolan / wer wil mich lügen ſtraffen / vnd beweren / das meine Rede nichts ſey?
(Auff ir thun)
Das iſt / das ſie nicht ein Auffrhur wider jn machen / dempffet er ſie jmerdar vnd mus alſo ſicherheit mit liſt ſuchen / Aber es weret nicht.
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Kürzel | Bezeichnung in Luthers Biblia 1545 | Moderne Bibel | Kürzel |
Hiob | Das Buch Hiob.Biblia Vulgata: | Das Buch Hiob (Ijob) Das Buch Ijob | Hiob Ijob Hiob |
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Luthers sieht als Thema des Buches Hiob das Gottesbild unter dem Eindruck von Leid, Schmerz und Trauer. Sind Zweifel an Gott, sind Unmut und Zorn gerechtfertigt?
Luther erklärt die Bedeutung des Alten Testaments und der Gesetze Mose. Diese Schriften seien für Christen sehr nützlich zu lesen, nicht zuletzt deshalb, weil Jesus, Petrus und Paulus mehrfach daraus zitieren.