Die gantze Heilige Schrifft Deudsch
D. Martin Luther, Wittenberg 1545
mit Worterklärungen
Luther-Deudſch | Deutsch
Der Text in 42 Kapiteln
Nr. | Textstelle | Abschnitt | Link zum Text |
Kapitel XIIII. | ||
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3 - 14 |
II. DER DIALOG: ERSTER GESPRÄCHSGANG
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12,1 - 14,22 |
II.7 Hiob antwortet seinen Freunden
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1 | 14,1-22 |
[278b]
DER Menſch vom Weibe geborn / lebt kurtze zeit / vnd iſt vol vnruge. 2Gehet auff wie eine Blume vnd fellet abe / Fleucht wie eine Schatten / vnd bleibt nicht. 3Vnd du thuſt deine Augen vber ſolchen auff / das du mich fur dir ins Gericht zeuheſt. 4Wer wil einen Reinen finden bey denen / da keiner rein iſt? 5Er hat ſein beſtimpte zeit / die zal ſeiner monden ſtehet bey dir / Du haſt ein Ziel geſetzt / das wird er nicht vbergehen. 6Thu dich von jm / das er ruge hab / bis das ſeine zeit kome / der er wie ein Taglöner wartet.
7EIn Bawm hat hoffnung / wenn er ſchon abgehawen iſt / das er ſich wider verendere / vnd ſeine Schüſſlinge hören nicht auff. 8Ob ſeine Wurtzel in der erden veraltet / vnd ſein Stam in dem ſtaub erſtirbt. 9So grunet er doch wider vom geruch des waſſers / vnd wechſt da her als were er gepflantzt. 10Wo iſt aber ein Menſch / wenn er tod vnd vmbkomen vnd da hin iſt? 11Wie ein waſſer ausleufft aus dem See / vnd wie ein ſtrom verſieget vnd vertrocknet. 12So iſt ein Menſch wenn er ſich legt / vnd wird nicht auffſtehen / vnd wird nicht auffwachen / ſo lange der Himel bleibt / noch von ſeinem ſchlaff erweckt werden.
13AH / das du mich in der Helle verdeckteſt / vnd verbergeſt bis dein zorn ſich lege / vnd ſetzeſt mir ein ziel / das du an mich denckeſt. 14Meinſtu ein todter Menſch werde wider leben? Ich harre teglich / die weil ich ſtreitte / bis das meine verenderung kome. 15Das du wolleſt mir ruffen / vnd ich dir antworten /
[278b | 279a]
Hiob. C. XIIII.
CCLXXIX.
vnd wölleſt das werck deiner Hende nicht ausſchlahen. 16Denn du haſt ſchon meine Genge gezelet / Aber du wolteſt ja nicht acht haben auff meine ſünde. 17Du haſt meine vbertrettung in einem Bündlin verſiegelt / vnd meine miſſethat zuſamen gefaſſet. 18Zufellet doch ein Berg vnd vergehet / vnd ein fels wird von ſeinem ort verſetzt. 19Waſſer weſſchet ſteine weg / vnd die tropffen flötzen die erden weg / Aber des Menſchen hoffnung iſt verloren. 20Denn du ſtoſſeſt jn gar vmb / das er da hin feret / verenderſt ſein weſen / vnd leſſeſt jn faren. 21Sind ſeine Kinder in ehren / das weis er nicht / Oder ob ſie geringe ſind / des wird er nicht gewar. 22Weil er das fleiſch antregt / mus er ſchmertzen haben / Vnd weil ſeine Seele noch bey jm iſt / mus er leide tragen.
(Hoffnung)
Das iſt / Fur dem Tod hat er keine hoffnung in dieſem leben.
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Kürzel | Bezeichnung in Luthers Biblia 1545 | Moderne Bibel | Kürzel |
Hiob | Das Buch Hiob.Biblia Vulgata: | Das Buch Hiob (Ijob) Das Buch Ijob | Hiob Ijob Hiob |
Erläuterungen siehe Liste der Abkürzungen und Namen biblischer Bücher | |||
Die folgenden Begriffe aus dem Text Hiob 14 werden hier erläutert.
Versnummer: Luthers Wort | |||
1: Weibe | 1: vnruge | 2: abe | |
3: thuſt | 4: bey | 5: monden | |
6: ruge | 7: Bawm | 10: vmbkomen | |
13: Helle | 14: meinſtu | 15: Hende | |
16: ſünde | 17: vbertrettung | 20: vmb | |
20: feret | 20: faren | 22: Seele | |
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Luther-Deutsch | Deutsch | Erläuterungen | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Weib | Weib, das die (Ehe-) Frau Hinweis:
Es ist zu beachten, dass Luther den zu seiner Zeit gängigen Begriff Weib nicht abschätzig oder abwertend benutzt. Im Gegenteil: Wenn auch die etymologische Herkunft des Begriffs umstritten und unklar ist, so bezeichnete er doch die erwachsene, verantwortlich handelnde Frau in gesellschaftlich angesehener Stellung, z. B. als Ehefrau.
In der deutschen Sprache hat der Begriff »Weib« im Laufe der Zeit eine geringschätzende Bedeutung erfahren und besitzt heute die Qualität einer Beleidigung, die u. U. strafrechtlich verfolgt werden kann. Der Begriff wird daher in modernen Übersetzungen nicht verwendet. Stattdessen wird i. d. R. das Wort »Frau« benutzt.
Die englische Sprache kennt noch heute geläufig das Wort »wife« (meist für »Ehefrau«), das etymologisch auf die selbe Wurzel zurückzuführen ist, neben dem Begriff »woman«, der allgemein für »Frau« steht. Empfehlung:
Wir empfehlen wegen der geringschätzenden Qualitäten, die an diesem Begriff kleben, bei Interpretationen, bei Textauslegungen, in Predigten und auch bei Textlesungen aus alten Lutherbibeln den Begriff Weib nicht zu verwenden und durch Frau zu ersetzen.
SK Version 25.09.2024 ● | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Vnruge | Unruhe, die Ggs. zu Ruhe (ruge); das Nichtaufhören einer Tätigkeit oder eines Geschehens, Störung eines (angestrebten) Zustands.
SK Version 25.09.2024 ● | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
abe | ab (Partikel) Die Partikel tritt regelmäßig mit einem Verb auf.
Die Verbindung abe und Verb sind nicht selten eigenständige Verben geworden:
abe hawen: abhauen
abe ſein: absein, ab sein (nach der neuen deutschen Rechtschreibung wird »ab sein« wieder wie schon zu Luthers Zeiten getrennt geschrieben)
Ergert dich deine rechte Hand / So haw ſie abe / vnd wirff ſie von dir.
Ärgert Dich deine rechte Hand, so haue sie ab und wirf sie von dir.
SK Version 25.09.2024 ● | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
thun | tun (Verb) Mhd.: tuon (erweitert tuogen, tuonen) allgemein machen, schaffen, verrichten, handeln in unterschiedlichsten Varianten und Bedeutungen
Formen
FVr jren Vetern thet er Wunder in Egyptenland
Vor ihren Vätern tat er Wunder in Ägypten
SK Version 25.09.2024 ● | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
bey | bei (Präposition) Das »ei« am Wortende wird nach den Regeln des Luther-Deutsch zu »ey«.
Bey denen die ſeinen Bund halten
Bei denen, die seinen Bund halten
SK Version 25.09.2024 ● | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
mond | Mond, der
Monat, der a) der Erdtrabant Mond b) die Zeiteinheit Monat
Luther benutzt das Wort Mond um einerseits den Mond als Licht am Himmel (unseren Erdtrabanten) zu benennen, anderseits (insbesondere im Plural) um damit die Zeitangabe eines Mondumlaufs (Monat) zu beschreiben.
in der Bedeutung Mond: 1Mos 37,9
Sihe / Ich habe noch einen Traum gehabt / Mich dauchte / die Sonne vnd der Mond vnd eilff Sternen neigten ſich fur mir.
Hört nur: Ich habe einen noch Traum gehabt. Ich bildete mir ein, die Sonne und der Mond und elf Sterne verneigten sich vor mir.
in der Bedeutung Mond oder Monat: 2Mos 12,1-2
DEr H E R R aber ſprach zu Moſe vnd Aaron in Egyptenland / Dieſer Mond ſol bey euch der erſt mond ſein / vnd von jm ſolt jr die mond des jars anheben.
Der HERR aber sprach zu Mose und Aaron in Ägypten: Dieser Monat soll bei euch der erste Monat [des Jahres] sein. Von ihm ab sollt ihr die Monate des Jahres durchzählen.
Anm.: Der jüdische Kalender ist ein Mondkalender. Ein neuer Monat beginnt, sobald nach Neumond erstmals wieder ein Stück beleuchtete Mondscheibe zu sehen ist, sobald also die erste schmale Mondsichel des zunehmenden Mondes erscheint.
Tatsächlich wurden auf diese Weise statt Zeiträumen in Tagen Mondumläufe, »Monde«, gezählt. Vor diesem Hintergrund sind in diesen Versen beide Wörter, Mond und Monat, gut geignete Begriffe. Dennoch bietet sich für uns der Begriff Monat zum Verständnis der Texte eher an, da wir das Jahr heute nicht in Mondumläufe aufteilen und mit dem Wort Mond fast ausschließlich den Erdtrabanten meinen.
in der Bedeutung Monat: Lk 1,56
Vnd Maria bleib bey jr bey dreien monden / Darnach keret ſie widerumb heim.
Und Maria blieb drei Monate bei ihr. Danach kehrte sie heim.
Anm.: An dieser Stelle kann heute ohne weitere Erklärung nur noch der Begriff Monat Sinn machen.
SK Version 25.09.2024 ● | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Ruge | Ruhe, die a) Stille: ungestörter Zustand b) Bewegungslosigkeit: unbewegter Zustand c) Entspannung: von Hektik oder reger Tätigkeit befreiter, erholsamer Zustand
ruge
SK Version 25.09.2024 ● | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Bawm
Bewme | Baum, der
Bäume, die Die Umlaute aw und ew
Neben den Umlauten »au« (haus) und »eu« (freude) kennt das Luther-Deutsch die Schreibweisen mit dem Buchstaben »w«.
Der Buchstabe »w« enstand aus einem doppelten »v« (»vv« bzw. »uu«) und signalisiert das verstärkte Klangbild.
Der Umlaut aw in Bawm endet in einem w-artigen Abklang, der fast wie ein kurzgesprochenes »o« klingt, ähnlich Ba(u)-om.
Der Umlaut ew in Bewme endet in einem v-artigen Abklang, der ein »j« mitschwingen lässt, ähnlich Be(u)-jme.
SK Version 25.09.2024 ● | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
vmbkomen | umkommen (Verb)
Schemen müſſen ſie ſich vnd erſchrecken jmer mehr vnd mehr / Vnd zu ſchanden werden vnd vmbkomen.
Schämen müssen sie sich und immer mehr und mehr erschrecken. Sie müssen zuschanden werden und umkommen.
SK Version 25.09.2024 ● | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Helle | Hölle, die
Totenreich, das Helle
hebräisch: שאול (Scheol), lateinisch: infernum, auch: abyssus, baratrum, loca inferna, loca infernorum griechisch: Ἅδης (Hades). das Totenreich
Gedacht als konkreter Ort unter der Erdoberfläche (im Gegensatz zum Himmel über der Erdoberfläche), zu dem die Toten hinabsteigen.
Ort der Toten, Totenreich, in Abgrenzung zum Ort (zur Welt) der Lebenden.
Bedeutung
Der Begriff Hölle ist schwierig und zwischenzeitlich längst mystisch verklärt als Ort der Qual für die nach dem Tode Verdammten, als Ort des Feuers, wo Pech und Schwefel brennen, als Ort der Sünder, die aufgrund ihrer irdischen Verfehlungen Höllenpein zu erleiden haben, usw. Derartige Inhalte sind mit dem hebräischen Begriff Scheol nicht verbunden!
Moderne Übersetzungen vermeiden daher meist das Wort Hölle, um nicht einem nichtbiblischen und unchristlichen Glauben an einen verklärten Ort der Qualen, der Dämonen und Teufel Vorschub zu leisten.
Herrscher über den Scheol ist der Gott JHWH (s. Psalm 139,8), nicht der Teufel (griechisch: διάβολος, als Gegenspieler des Gottes JHWH).
Auch Jesus ist nach seinem Tod zunächst in den Hades hinabgestiegen (Glaubensbekenntnis).
Häufig werden daher heute statt Hölle Begriffe wie Totenreich oder Ort der Toten o. ä. verwendet.
Das Wort Helle im Psalter der Lutherbibel
Vorrede zum Psalter: Da ſiheſtu aber mal allen Heiligen ins hertze / wie in den Tod / ja wie in die Helle. Wie finſter vnd tunckel iſts da
Psalm 6,6: Denn im Tode gedenckt man dein nicht / Wer wil dir in der Helle dancken?
Psalm 9,18: Ah das die Gottloſen müſten zur Helle gekeret werden meint: Die Gottlosen sollten sterben
Psalm 16,10: DEnn du wirſt meine Seele nicht in der Helle laſſen
Psalm 18,6: Der Hellen band vmbfiengen mich / Vnd des Tods ſtrick vberweldiget mich.
Psalm 28,1: Auff das nicht / wo du ſchweigeſt / ich gleich werde denen / die in die Helle faren.
Psalm 30,4: HERR du haſt meine Seele aus der Helle gefüret
Psalm 30,4: Du haſt mich lebend behalten / da die in die Helle furen.
Psalm 31,18: Die Gottloſen müſſen zu ſchanden vnd geſchweigt werden in der Helle. meint: die Gottlosen müssen zum Schweigen gebracht werden durch einen schändlichen Tod
Psalm 49,15: Sie ligen in der Helle wie ſchafe / der Tod naget ſie meint: sie liegen in ihren Gräbern wie Schafe und der Tod nagt an ihnen
Psalm 49,15: Jn der Helle müſſen ſie bleiben. meint: sie müssen in ihren Gräbern bleiben
Psalm 49,16: ABer Gott wird meine Seele erlöſen aus der Hellen gewalt meint: Gott wird meine Seele vor der Macht des Todes retten
Psalm 55,16: Der Tod vbereile ſie / vnd müſſen lebendig in die Helle faren meint: Der Tod mag sie einholen und mitten aus dem Leben reißen
Psalm 86,13: Vnd haſt meine Seele errettet aus der tieffen Helle. meint: bewahre mein Leben vor dem Tod
Psalm 88,4: Vnd mein Leben iſt nahe bey der Helle. meint: ich sieche dahin und bin dem Tode nahe, oder: ich fühle mich, als würde ich sterben
Psalm 88,5: Jch bin geacht gleich denen / die zur Helle fahren meint: ich werde genauso wenig geachtet wie Verstorbene
Psalm 89,49: Der ſeine Seele errette aus der Hellen hand? meint: der sein Leben bewahrt
Scholion zu Psalm 94,17: (Stille) Das iſt / in der Helle da es ſtille iſt vnd alles aus. meint: im Grab ist es still und alles ist aus.
Psalm 116,3: STricke des Todes hatten mich vmbfangen / Vnd angſt der Hellen hatten mich troffen meint: Der Tod umklammert mich und Todesangst hat mich überwältigt
Psalm 139,8: Füre ich gen Himel / ſo biſtu da / Bettet ich mir in die Helle / Sihe / ſo biſtu auch da. meint: führe ich in den Himmel: du bist da! Begäbe ich mich ins Totenreich: Da bist du auch!
Psalm 141,7: VNſer gebeine ſind zuſtrewet bis zur Helle meint: Die Leiber und Knochen unserer Verwundeten und Toten sind <über das ganze Feld> verstreut
SK Version 25.09.2024 ● | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
meinſtu
meineſtu | meinst du (Verb) 2. Person Singular Aktiv von meinen (Verb)
Präsens Indikativ: meinſtu, du meinst Präsens Konjunktiv: meineſtu, du meinest -u: Die Flexion mit dem angehängten »u« ist eine eigentümliche Form, die sonst nur noch aus älteren Texten bekannt ist. Gebildet wurde sie aus der 2. Person, zusammengezogen mit dem Personalpronomen »du«, aus dem das »u« stammt. Diese Form impliziert eine gewisse Dringlichkeit und Direktheit der Ansprache, die unmittelbare Hinwendung zum Gegenüber. So kann es die unzweifelhafte Feststellung des Handelns, die dringliche Ansprache oder die unmittelbare Aufforderung zum Handeln bedeuten (Indikativ in der Aussage), die Erfüllung einfordern, mutmaßen bzw. unterstellen (Konjunktiv), oder zur Antwort und Erklärung auffordern (Verb in der Frage).
Heute ist stattdessen das Verb in seiner gebräuchlichen Flexion verbunden mit »du« zu verwenden. Die Direktheit oder eine Aufforderung kann bestenfalls durch eine Sinn tragende Beifügung umschrieben werden abhängig vom Kontext. Sie kann ggf. durch einen Imperativ herausgestellt werden.
Meinſtu das ich Ochſſenfleiſch eſſen wölle / Oder Bockſblut trincken?
(Was denkst Du nur?!) Meinst du etwa, das ich Ochsenfleisch essen wolle oder Bockblut trinken?!
Das thuſtu / vnd ich ſchweige / Da meineſtu / Jch werde ſein gleich wie du /
(Ich weiß,) das tust du! Und ich schweige. Und deswegen meinest du (womöglich), ich bin wie du?!
meineſtu nicht / das ſeine Vorhaut werde fur eine Beſchneitung gerechnet?
meinest du nicht auch, dass seine Vorhaut als Beschnitten gilt?!
SK Version 25.09.2024 ● | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Hand
Hende | Hand, die
Hände, die
Mein Gebet müſſe fur dir tügen / wie ein Reuchopffer / Meine hende auffheben / wie ein Abendopffer.
Mein Gebet soll dir erscheinen wie ein Rauchopfer, das Erheben meiner Hände wie ein Abendopfer.
Nimm mein Gebet als Rauchopfer und das Erheben meiner Hände als Abendopfer.
SK Version 25.09.2024 ● | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Sünde
ſünde
Sunde
ſunde | Sünde, die Handlung, die den Tatbestand einer religiösen oder kirchlichen Verfehlung erfüllt, insbesondere der Verstoß gegen ein religiöses (göttliches) oder kirchliches Gebot.
So war in der katholisch-kirchlichen Praxis bereits das Unterlassen des Zehntenzahlens (Kirchensteuer) ein Vergehen gegen die Kirche und somit eine Sünde.
Darumb wird da durch die ſunde Jacob auffhören /
Darum wird dadurch die Sünde Jakobs ein Ende haben
SK Version 25.09.2024 ● | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Vbertrettung | Übertretung, die Substantivierung von übertreten (Verb): über etwas hinweg, hinaus treten, eine Grenze überschreiten, sich über etwas (abgegrenztes) hinweg setzen
Gemeint ist die Übertretung der Gesetze und Gebote Gottes.
SK Version 25.09.2024 ● | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
vmb | um (Partikel) a) Präpostion: um vieles, um alles, usw. b) Adverb: um sein, usw. c) Konjunktion: um zu
Die Schreibweise im Luther-Deutsch ist in allen Fällen vmb, auch als Präfix in Verbindung mit Verben.
SK Version 25.09.2024 ● | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
faren | fahren (Verb) die rasche, schnelle Bewegung im Unterschied zur sanften Bewegung des Gehens. Formen
SK Version 25.09.2024 ● | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
faren | fahren (Verb) die rasche, schnelle Bewegung im Unterschied zur sanften Bewegung des Gehens. Formen
SK Version 25.09.2024 ● | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Seele
ſeele | Seele, die Seele
hebräisch: נֶ֫פֶשׁ (nεfεš), eigtl.: Hauch, Atem 1) was ein Wesen lebendig macht: Seele 2) Sitze der Empfindungen: Gemüt, Herz 3) lebendiges Wesen (worin Leben ist), Lebender, Person griechisch: ψυχή (psyche), eigtl.: das (irdische) Leben 1) die Seele 2) das Leben 3) lebendiges Wesen (worin Leben ist), Lebender, Person, lebender Mensch lateinisch: anima Atem, Hauch, Seele, Gemüt, Leben, Lebenskraft Der Begriff Seele erstreckt sich über ein weites Feld von Bedeutungen, die alle im individuellen Sein eines lebendigen Wesens, speziell eines Menschen angesiedelt sind. Es reicht vom belebenden Atem über den Sitz der Emotionen, über Emotionen selbst, über Gemütszustände bis hin zu Lebenskraft und zu Leben an sich.
Seele grenzt immer lebende und empfindende Wesen von Gegenständen, toten Körpern und Verstorbenen ab, die alle diese Eigenschaften, also die Seele, entweder nicht besitzen oder verloren haben. Das heutige Verständnis
Der Begriff der Seele ist religionsgeschichtlich in allen Kulturen vorhanden, aber mit sehr unterschiedlichen Vorstellungen verbunden. Heute gibt es viele Interpretationsversuche, die oft zur Erklärung und Abgrenzung verschiedene Seelen-Typen beschreiben, wie die Körper-Seele, die Frei-Seele, die Schatten-Seele u.a.
Allen gemein scheint nur zu sein, dass mit Seele eine individuelle »Lebenskraft« gemeint ist, die jedoch nicht näher greifbar ist. Sie belebt den Körper, wenn der Mensch aktiv und bewusst ist (Körper-Seele). Sie existiert vom Bewusstsein aber auch unabhängig, beispielsweise, wenn der Mensch schläft oder bewusstlos ist (Frei-Seele). Sie beinhaltet die Gedanken und Gefühle (Ich-Seele). Die Hauch-Seele ist eine Art ätherisches Fluidum, und eine spezielle Gabe des Höchstens Wesens (ein Beispiel ist der Odem, den Adam eingeblasen bekommt). Die Schatten-Seele ermöglicht es, im Schlaf in den Träumen zu reisen, ohne den schlafenden Körper mitzunehmen, usw.
Im christlichen Abendland ist die Idee einer Seele zwar selbstverständlich, der Gebrauch des Begriffs aber längst nicht einheitlich. Bis heute steht der Begriff Seele im Zentrum theologischer Untersuchungen und Diskussionen. So ist das hebräische Wort נֶ֫פֶשׁ (nεfεš; Seele) eines der am meisten untersuchten Wörter im Alten Testament, nicht zuletzt, um die Grundlagen zu schaffen für ein christlich religiöses Verständnis.
Die Frei-Seele entspricht in etwa dem christlichen Verständnis: Sie ist von Körper und Geist unabhängig (frei). Die Frei-Seele vertritt den ganzen Menschen mit all seinen persönlichen Eigenschaften, Fähigkeiten, Gedanken und Erinnerungen. Sie kann in Träumen, Trancen oder in Bewusstlosigkeit den Kör0per vorübergehend verlassen und eigenständig existieren (frei). Kehrt sie nicht zurück, stirbt der Mensch, doch die Frei-Seele überlebt, womit die Persönlichkeit des Menschen nach seinem Tod erhalten bleibt.
Damit grenzt sich der Begriff Seele von der Bedeutung Lebenskraft oder von Leben eindeutig ab. Während die Lebenskraft und das Leben mit dem Tod verloren gehen, existiert die Seele weiter. Um eine »lebendige Seele« zu werden (1Mos 2,7), braucht es einen Körper (Materie), einen Geist (Denken und Handeln), eine Seele (das individuelle »Ich«) und das Leben an sich (das Luther Odem nennt).
Die Interpretation des Wortes Seele | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Erläuterungen siehe Das große Stilkunst.de–Wörterbuch zur Lutherbibel von 1545 | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Der Text aus der Lutherbibel ist auf unseren Seiten in Anlehnung an das Druckbild des Originals von 1545 wiedergegeben.
Den Seitenaufbau, die verwendeten Schriften, die Schreibregeln der Frakturschrift und Luthers Intentionen, mit der Typografie Lesehilfen bereitzustellen, erläutert dem interessierten Leser unser Artikel »Satz und Typografie der Lutherbibel von 1545«.
AT
IV
Luther erklärt die Bedeutung des Alten Testaments und der Gesetze Mose. Diese Schriften seien für Christen sehr nützlich zu lesen, nicht zuletzt deshalb, weil Jesus, Petrus und Paulus mehrfach daraus zitieren.