Die gantze Heilige Schrifft Deudsch
D. Martin Luther, Wittenberg 1545
Der Text in 42 Kapiteln
Nr. | Textstelle | Abschnitt | Link zum Text |
Kapitel III. | ||
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3 - 14 |
II. DER DIALOG: ERSTER GESPRÄCHSGANG
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3,1-26 |
II.1 Hiobs Klage über das Elend des Lebens
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1 | 3,1-26 |
[275a]
Kapitel 3 - 14
3,1-26
DARnach that Hiob ſeinen mund auff / vnd verflucht ſeinen tag / 2vnd ſprach / 3Der tag müſſe verloren ſein / darinnen ich geborn bin / vnd die nacht / da man ſprach / Es iſt ein Menlin empfangen. 4Der ſelbe tage müſſe finſter ſein / vnd Gott von oben er ab müſſe nicht nach jm fragen / Kein glantz müſſe vber jn ſcheinen. 5Finſternis vnd Tunckel müſſen jn vberweldigen / vnd dicke Wolcken müſſen vber jm bleiben / vnd der dampff am tage mache jn greſlich. 6Die nacht müſſe ein tunckel einnemen / vnd müſſe ſich nicht vnter den tagen des jars frewen / noch in die zal der monden komen. 7Sihe / die nacht müſſe einſam ſein / vnd kein jauchzen drinnen ſein. 8Es verfluchen ſie die Verflucher des tages / vnd die da bereit ſind zu erwecken den Leuiathan. 9Ire Sterne müſſen finſter ſein in jrer demmerung / Sie hoffe auffs liecht / vnd kome nicht / vnd müſſe nicht ſehen die augenbrün der Morgenröte. 10Das ſie nicht verſchloſſen hat die thür meines Leibs / vnd nicht verborgen das vnglück fur meinen augen.
Hiob
verflucht den tag ertc.
(Meines Leibs)
Daraus ich geboren ward / das iſt / der Mutter leib.
11WArumb bin ich nicht geſtorben von Mutterleib an? Warumb bin ich nicht vmbkomen / da ich aus dem Leib kam? 12Warumb hat man mich auff den Schos geſetzt? Warumb bin ich mit brüſten geſeuget? 13So lege ich doch nu vnd were ſtille / ſchlieffe vnd hette ruge / 14mit den Königen vnd Ratherrn auff Erden / die das a wüſte bawen / 15Oder mit den Fürſten die gold haben / vnd
a
(Wüſte)
Die mit bawen vmbgehen / da zuuor nichts ſtehet.
[275a | 275b]
Das Bucĥ C. IIII.V.VI.
Hiob
jre Heuſer vol ſilbers ſind. 16Oder wie ein vnzeitige Geburt verborgen vnd nichts were / wie die Jungekinder / die das liecht nie geſehen haben. 17Daſelbſt müſſen doch auffhören die Gottloſen mit toben / Daſelbs rugen doch die viel mühe gehabt haben. 18Da haben doch mit einander friede die Gefangenen / vnd hören nicht die ſtimme des Drengers. 19Da ſind / beide klein vnd gros / Knecht vnd der von ſeinem Herrn frey gelaſſen iſt.
20WArumb iſt das liecht gegeben dem müheſeligen / vnd das leben den betrübten hertzen? 21(Die des tods warten vnd kompt nicht / vnd grüben jn wol aus dem verborgen / 22Die ſich faſt frewen vnd ſind frölich / das ſie das Grab bekomen) 23Vnd dem Man des weg verborgen iſt / vnd Gott fur jm den ſelben bedeckt? 24Denn wenn ich eſſen ſol / mus ich ſeuffzen / vnd mein heulen feret er aus wie waſſer. 25Denn das ich gefurcht habe / iſt vber mich komen / vnd das ich ſorget / hat mich troffen. 26War ich nicht glückſelig? War ich nicht fein ſtille? Hatte ich nicht gute ruge? vnd kompt ſolch vnruge.
(Verborgen)
Das iſt / Aus der erden.
(Bedeckt)
Was ſol der leben / der fur angſt nicht weis / wo aus / wo hin / Beſſer tod etc.
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Luthers sieht als Thema des Buches Hiob das Gottesbild unter dem Eindruck von Leid, Schmerz und Trauer. Sind Zweifel an Gott, sind Unmut und Zorn gerechtfertigt?
Luther erklärt die Bedeutung des Alten Testaments und der Gesetze Mose. Diese Schriften seien für Christen sehr nützlich zu lesen, nicht zuletzt deshalb, weil Jesus, Petrus und Paulus mehrfach daraus zitieren.